Marianne von Werefkin eigentl. Marianna Wladimirowna Werewkina [russ. Марианна Владимировна Верёвкина]

 Selbstbildnis (1910)

Schweizerische Malerin russischer Abstammung; die Tochter eines hohen russischen Offiziers genoß eine an westlichen Maßstäben orientierte Erziehung. Früh schon wurde ihre künstlerische Begabung erkannt, und sie erhielt ab 14 Jahren Zeichenunterricht durch private Lehrer und studierte ab 1883 bei dem Maler Illarion Michailowitsch Prjanischnikow, einem Mitglied der sog. Peredwischniki (Wandermaler). Nach dem Umzug der Famlie nach St. Petersburg wurde sie Privatschülerin von Ilja Repin, dem bedeutendsten Kunstmaler des russischen Realismus. Ihr Traum, Malerin zu werden, wurde durch einen Jagdunfall, bei dem sie sich in die rechte Hand schoß, zunächst infrage gestellt; obwohl die Hand verkrüppelt blieb, gelang es ihr mit Übung und großer Disziplin jedoch, wieder malen zu können. 1896 folgte sie Alexej von Jawlensky, den sie 1892 kennengelernt hatte, von dem sie fasziniert war und den sie förderte, nach München, wo sie ihre eigene künstlerische Ambitionen zunächst zurückstellte; vielmehr initiierte sie - einem damaligen Brauch folgend - einen Salon, der dem künstlerischen Austausch dienen sollte. Als 1909 die Neuen werefkin_sturwind_bildKünstlervereinigung München (NKVM) entstand, war sie eines der Gründungsmitglieder, wurde 1911 aber, als die Redaktion Der Blaue Reiter gegründet wurde, auch dessen Gründungsmitglied.

La Bise (1915–17)

Gemeinsam mit Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, dessen Stil des Expressionismus sie beeinflußte, verbrachte sie die Sommer häufig in deren Haus in Murnau am Staffelsee. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog sie 1914 zusammen mit Jawlensky in die Schweiz. Ein weiterer Umzug führte die beiden Künstler 1919 in das Schweizerische Ascona, wo sie der Künstlervereinigung der Große Bär beitritt. Zwei Jahre später löste sie sich aus der immer wieder krisengeschüttelten Beziehung mit Jawlensky, der eine reiche Gönnerin gefunden hatte und nach Wiesbaden zog und dort Werefkins Haushälterin Helene, die Mutter seines Sohnes Andreas, heiratete; Werefkin aber hielt sich - verarmt, da sie nach der Oktoberrevolution ihre Pension verloren hatte - über Wasser, in dem sie sich als Postkartenmalerin betätigte. Erst 1928 lernte sie Diego Hagmann kennen, der ihr finanziell unter die Arme griff.

Werefkins Bilder waren ursprünglich stark von den französischen Nabis und dem Fauvismus geprägt; später wandte sie sich jedoch, beeinflußt von Kandinsky, verstärkt dem Expressionismus zu.

(von links) Jawlensky, Derp, Werefkin, Sacharoff (1914)

 

Inschrift: Christos woskres [dt. Christus ist auferstanden]

    
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Schlittschuhläufer (1911)

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Ascona, Cimitero Comunale

Bild: Ingrid (05/2007) flickr.com

Nicolas Poussin

Selbstbildnis (Ausschnitt) 

Französischer Maler; Schwager und zugleich Lehrer des Malers Gaspard Poussin (*1615, †1675); der Sohn eines verarmten Landedelmannes und ehemaligen Soldaten der königlichen Armee ging nach einem Studium der Malerei in Paris 1624 nach Venedig und anschließend nach Rom. Er schuf Gemälde zu Themen der antiken Geschichte und Mythologie, religiöse Darstellungen und südliche Landschaften mit mythologischen und biblischen Figuren und gilt als Schöpfer der ins Ideale und Erhabene gesteigerten “heroischen Landschaft”. Sein Stil beeinflußte u.a. Jacques-Louis David, Jean August Dominique Ingres und Paul Cézanne.

 

Rebekka am Brunnen

 

 

Werke u.a.: Die Heilige Familie auf der Treppe (1648), Der Parnaß (1626-1627), Rebekka am Brunnen, Landschaft mit Diogenes (beide 1648), Arkadischer Schäfer (um 1656), Vier Jahreszeiten (1660-1664).

Inschrift: F.A. de Chateaubriand dem Nicolas Poussin zum Ruhme der Künste und der Ehre Frankreichs. Nicolas Poussin geboren in Andelys 1594, gestorben in Rom 1665 und beigesetzt in dieser Kirche.

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Rom, Basilika San Lorenzo in Lucina

Bilder: Calley Nelson (05/2006)

Ilja Jefimowitsch Repin

                                      1890

Russischer Maler; nach seiner Ausbildung zum Ikonenmaler von 1857 bis 1863 studierte Repin an der Akademie der Künste in Sankt Petersburg, wo er von 1884 bis 1907 auch unterrichtete. 1873 konnte er Dank eines Stipendiums eine Studienreise nach Westeuropa unternehmen, besuchte Wien, reiste durch Italien und war in Paris, wo er sich mit dem Impressionismus auseinandersetzte und Édouard Manet traf. Als sein Beitrag zum Pariser Salon von 1875, Pariser Café, keine Beachtung fand und er auch sonst nicht erfolgreich war, kehrte er nach zwei Jahren enttäuscht in seine Heimat zurück. Zwischen 1882 und 1899 reiste er erneut durch Europa, besuchte Sibirien, die Krim und auch den Orient.

Осенний букет (Herbststrauß, 1892), Repins Tochter Vera

Von Zar Alexander III. wurde der inzwischen anerkannte Künstler mit der Reformierung der Akademie der Künste in Sankt Petersburg, an der er ab 1892 lehren wird, beauftragt. 1901 wurde er Mitglied der französischen Ehrenlegion. 1911 besuchte er noch einmal Rom und ließ sich danach in Kuokkala nieder, wo er seine Memoiren verfaßte. Am Ende des Ersten Weltkrieges wurde Repin finnischer Staatsbürger, da sein Wohnort wegen der neuen Grenzziehungen zu Finnland geschlagen wurde, bis es nach dem Sowjetisch-Finnischenr Krieg, dem Winterkrieg, 1940 schließlich wieder russisch wurde. Sein zwischen 1870 und 1873 entstandenes Gemälde Burlaken an der Wolga (auch Wolgatreidler Bild unten), dem zahlreiche Skizzen und Entwürfe vorangingen, wurde programmatisch für die Peredwischniki (Wanderer), einer Gruppe von fortschrittlichen Künstlern, die sich für eine realistische, sozial engagierte Kunst einsetzten und denen er sich 1878 angeschlossen hatte. Seine oft soziale Mißstände anklagenden Genreszenen und in späteren Jahren geschaffenen Historienbilder zeigen meisterliche Farb- und Lichtwiedergabe, dramatische Komposition und psychologische Zeichnung. Aber auch aktuelle politische Ereignisse fanden in seinen Bildern ihren Niederschlag; so malte er 1879 etwa Die Verhaftung des Propagandisten oder 1905 anläßlich der brutalen Niederschlagung eines friedlichen Demonstrationszugs am “Petersburger Blutsonntag”, zu dem es am 9./22. Januar 1905 nach der russischen Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg kam, die Bilder Blutiger Sonntag und Rote Beerdigung. Berühmt sind auch seine Portraits großer russischer Komponisten und Schriftsteller u.a. von Anton Grigorjewitsch Rubinstein, Modest Petrowitsch Mussorskij, Nikolaj Andrejewitsch Rimski-Korsakow, Michail Iwanowitsch Glinka, Cesar Cui, Leo Tolstoi, wobei der Mäzen und Sammler Pawel Michailowitsch Tretjakow, nach dem später die Tretjakow-Galerie in Moskau benannt wurde, zu Repins Auftraggebern für Portraits zählte. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sein sozialkritisches Werk zum Vorbild des sowjetischen sozialistischen Realismus.

Die Kosaken (1880-91, Ausschnitt)

Werke u.a.: Iwan der Schreckliche (1870-73), Die Saporoger Kosaken schreiben einen Brief an den türkischen Sultan (1880-91).

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Repino b. Sankt Petersburg

Bilder: Klaus Decker (08/2008)
Bilder: Bernhard Rosinski (07/2007)

Martin Carl Philipp Gropius

 

Deutscher Architekt;Großonkel des Architekten Walter Gropius; studierte an der Bauakademie in Berlin und arbeitete anschließend als freier Architekt. Beeinflußt war er durch Karl Friedrich Schinkel und Karl Bötticher (*1806, †1889), aber auch durch Studienreise durch Italien und Griechenland. 1856 wurde er zum Professor an der Gewerbeakademie ernannt und wurde später Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin und Direktor der Kunstschule in Wien. Der Martin-Gropius-Bau in Berlin wurde 1881 nach Plänen von ihm und seinem Sozius Heino Schmieden (*1835, †1913) als Kunstgewerbemuseum erbaut.

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Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof II

Bild: Wolfgang Prokosch (04/2007)

Jacek Malczewski

 Selbstbildnis (1892, Ausschnitt)

Polnischer Maler; wuchs in einer verarmten Bürgerfamilie auf und wurde zunächst von seinen Eltern unterrichtet. Durch sein Werk wurde er um die Jahrhundertwende zu einer zentralen Figur der Bewegung “Junges Polen”.

  
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 Heiligabend in Sibirien

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Bild: Wolfgang Prokosch (04/2007)

Henryk Siemiradzki

 

Polnischer Maler; bildete sich auf der Akademie zu Petersburg, ging 1870 nach Frankreich und Deutschland, wo er sich 1871 in München aufhielt und hier Schüler Karl von Pilotys war, und ließ sich 1872 in Rom nieder. Er wählte die Motive zu seinen Geschichts- und Genrebildern vorzugsweise aus dem griechischen und römischen Altertum, gelegentlich auch aus dem Neuen Testament.

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Die lebenden Fackeln Neros (1876)

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Krakau, OT Kasimierz, Paulinerkirche

Hinweis: Die Namensplakette wurde später angebracht. Marianne von Werefkin hatte gewünscht, daß nur die Inschrift das orthodoxe Kreuz schmücken sollte.

Hermann Gottlieb Helmer

Deutscher Architekt; besuchte nach einer Ausbildung zum Maurer die Baugewerkschule in Nienburg/Weser und studierte dann an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München, bevor er Mitarbeiter von Ferdinand Fellner d.Ä. in dessen Wiener Atelier wurde, in dem auch dessen Sohn nach einem abgebrochenen Studium tätig war. Als der Senior starb gründeten dessen Sohn und er 1873 das Architekturbüro Fellner & Helmer. Das Unternehmen erwarb bald einen hervorragenden Ruf in der k.u.k. Monarchie und darüber hinaus als Erbauer vor allem von Theatern.

Helmer war auch Obmann des ständigen Ausschusses für Wettbewerbsangelegenheiten und Mitglied im Ausschuß für die bauliche Entwicklung Wiens. Er gehörte zu den Begründern der Zentralvereinigung der Architekten und setzte sich im Ersten Weltkrieg für die Ausschreibung von Wettbewerben ein, um den Architekten in dieser Zeit finanziell zu helfen.

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(04/2006)

Wien, Zentralfriedhof

Édouard Vuillard

    pinxit Odilon Redon

 

Französischer Maler und Graphiker; Sohn eines Steuereinnehmers; entdeckte sein Interesse für die Kunst, besuchte häufig den Louvre und beschloß Maler zu werden, statt der Familientradition zu folgen, deren Ziel stets eine Karriere in der Armee gewesen war. Ab März 1886 besuchte er zunächst die Académie Julian, und im Juni 1887 wurde er - nach einem dritten Versuch - schließlich an der Ecole des Beaux-Arts in Paris zugelassen. Dort war u.a. Jean-Léon Gérôme sein Lehrer. Im Jahr 1889 trat er einer kleine Splittergruppe der Académie Julian bei, die sich confrérie des Nabis, Bruderschaft der Nabis, nannte und Bilder mit starken Symbolik und Spiritualität schuf. Während des Studiums interessierte er sich für realistische Stillleben und häusliche Interieurs. Außerdem fanden deutsche Künstler des 17. Jahrhundert sein besonderes Interesse. Später schuf Vuillard v.a. Interieurs und dekorative Wandbilder, bei denen die pastellhaft wirkenden Farben als bildstrukturierendes Element in der Fläche fungieren, malte aber auch Als Lithograph gehörte er zu den Wegbereitern der modernen Graphik.

 La Patisserie (1899)

1938 wurde er Mitglied der Académie des beaux-arts (Akademie der bildenden Künste). Anfang Juni 1940 erkrankte er, und als die deutsche Wehrmacht auf Paris vorrückte, beschlossen seine Freunde Lucy und Jos Hessel, Inhaber einer Gallerie in Paris, die Stadt zu verlassen. Um ihren Freund nicht allein zurückzulassen, beschlossen sie, ihn mitzunehmen. Ein paar wochen später starb Vuillard im an der Atlantiküste gelegenen Hotel Castel Marie-Louise in La Baule.

Werke u.a.: Mutter und Kind (1899), Im Salon von Madame Aron (1904/05), Le Square Vintimille (1908), Bootssteg an der Außenalster (1913).

Le Corsage rayé (1895)

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Bilder: Annie Grillet (02/2015)

Paris, Cimetière des Batignolles

Jože Plečnik (auch Josef Plecnik)

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Slowenischer Architekt; drittes Kind eines Tischlers; besuchte, anders als seine Brüder, die Matura (Abitur) machten und anschließend studierten, nur eine Klasse des Gymnasium und arbeitete anschließend auf ausdrücklichen Wunsch des Vaters in dessen Tischlerei. Schließlich konnte er jedoch mit einem Stipendium ab 1888 an der Gewerbeschule in Graz eine Tischlerausbildung machen. Dort unterstützte er Leopold Theyer, der dort seit 1887 als Lehrer tätig war, mit Zeichnungen für die bauliche Erschließung des Gebietes des Joanneum-Parks in Graz. Da er sich zum Zeitpunkt des Todes seines Vater im Jahre 1892 nicht gewachsen sah, den Betrieb seines Vaters zu übernehmen, ging er nach Wien und arbeitete dort bis 1894 in der k.k. Hof-Bau-Kunsttischlerei J. W. Müller, wo er vor allem Möbelentwürfe zeichnete. Anschließend studierte er bis 1898 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner.und war danach bis 1900 in dessen Atelier tätig, bevor er sich als Architekt selbstständig machte. In dieser Zeit entstanden in Wien die bekanntesten von ihm erbauten Gebäude. 1911 folgte er einem Ruf als Professor an der Kunstgewerbeschule Prag. Nach der Auflösung der k k Monarchie in der Folge des Ersten Weltkrieges am Ende des Ersten Weltkrieges folgte er 1920 der Berufung zum Professor für architektonisches Zeichnen und Komposition an der Technischen Fakultät der Universität Ljubljana. Im selben Jahr wurde er vom tschechoslowakischen Staatspräsidenten Tomáš Masaryk zum Architekten der Prager Burg, dem Hradschin, ernannt. 1925 begann Plečnik mit der städtebaulichen Umgestaltung von Laibach. Zwischen 1936 und 1941 errichtete er dort das Gebäude der National- und Universitätsbibliothek. Auch die Uferbebauung des Ljubljana durchziehenden Flusses Ljubljanica sowie die Drei Brücken (Tromostovje) im Stadtzentrum sind sein Werk, ebenso die Gestaltung der Straßenbeleuchtung. Von 1936 bis 1940 arbeitete er im Auftrag der Stadtverwaltung an der ersten Erweiterung des zum Laibacher Zentralfriedhof gewordenen Friedhofs Žale, auf dem er später selbst beigesetzt werden sollte.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (10/2018)

Ljubljana OT Bežigrad, Zentralfriedhof Žale

Krakau, OT Kasimierz, Paulinerkirche

Ingeborg Hunzinger

Bild: Rengha Rodewill. (2008)

 

Deutsche Bildhauerin; Tochter des Chemikers Hans-Heinrich Franck und einer jüdischen Mutter, 1932 wurde sie Mitglied der Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) Von 1935 bis 1938 studierte sie an der Kunst- Hochschule Charlottenburg. Der Abschluß des Studiums wurde ihr jedoch von den Nationalsozialisten verwehrt 1939 floh sie, kurz vor der drohenden Verhaftung durch die Gestapo, nach Sizilien.

Ab 1951 war sie Meisterschülerin bei Fritz Cremer, bevor sie zwei Jahre später das Haus in Rahnsdorf bezog und dort seitdem als freischaffende Bildhauerin arbeitete.

 

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Bilder: Rengha Rodewill, Agentur Wort+Bild (2018)

Berlin, Alter Friedhof Wannsee

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Bildende Künste XLII

Omnibus salutem!