Bilder: Bernd Wolter (08/2010)

Robert Delaunay

 Selbstbildnis (Ausschnitt)

 

Französischer Maler; von 1902 bis 1904 Bühnen- und Dekorationsmalerei in Belleville, begann er anschließend in der Bretagne zu malen, hatte eine Verbindung zur Gruppe von Pont-Aven und beteiligte sich am Salon des Indépendants. Er beschäftigte sich mit dem Neoimpressionismus und den Werken Cézannes, was ihn schließlich zum Kubismus führte. 1906 lernte er Henri Rousseau kennen und trat 1909 dem Kreis der kubistischen Maler um Georges Braque und Pablo Picasso bei. 1911 schloß er sich der Künstlergruppe Der Blaue Reiter an und nahm im selben und im folgenden Jahr an Ausstellungen dieser Gruppe teil. Ab 1912 wandte er sich der reinen Farbmalerei zu; die bekannten Fenêtre-Bilder entstanden und einige der durch Kreisformen geprägten Synchromie-Werke. Ab 1914 lebte er mit seiner Frau. der Malerin Sonia née Terk, der geschiedenen Frau des Galeristen Wilhelm Uhde, in Portugal und Spanien, bis beide 1921 nach Paris zurückkehrten. Ab 1929 hielt er sich zusammen mit Hans Arp und Tristan Tzara in der Bretagne auf. Für die Pariser Weltausstellung 1937 fertigte er eine Dekoration für das Palais de l’Aéronautique und den Pavillon des Chemins de Fer an. Anfang der 1930er Jahre setzte er seine Arbeit an den abstrakten Kreisformen fort. 1932 gründete er zusammen mit seiner Frau und anderen die Gruppe Abstraction-Création und richtete 1939 die erste Ausstellung des Salon des Réalités Nouvelles in der Galerie Charpentier in Paris ein. Als die deutsche Wehrmacht 1940 Frankreich besetzte, zog das Ehepaar in die Auvergne und nach Mougins in Südfrankreich zurück.

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Gambais (Dép. Yvelines)

Hugo Georg Licht

~1900

Deutscher Architekt; Sohn eines Gutsbesitzers; machte nach Absolvierung der Realschule eine Malerlehre und lernte in den Jahren 1862 bis 1863 in einem Berliner Architekturbüro. Ab 1864 studierte er an der Königlich Preußischen Berliner Bauakademie. 1869 bis Ende 1870 bereiste er Italien, wo er insbesondere Rom und Pompeji, das gerade großflächig wieder ans Tageslicht gebracht wurde, besuchte. 1879 übernahm er die Leitung des Hochbauamtes der Stadt Leipzig. Als Stadtbaudirektor war er für die Errichtung kommunaler Neubauten in Leipzig zuständig, so u.a. für das Konservatorium, das Grassi-Museum und das Neue Rathaus sowie die Anlage des Südfriedhofs. Außerdem gab er die Zeitschrift Architektur des 20. Jahrhunderts heraus. (1901 ff.).

Schriften u.a.: Architektur Deutschlands (1878-82), Architektur der Gegenwart (1886-96).

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Leipzig, Südfriedhof

Bild: Klaus Paap (08/2010)

Carl Friedrich Meerwein

 

Deutscher Baumeister; Sohn eines Pfarrers, studierte nach einer kurzen Lehre in Karlsruhe in Straßburg Mathematik, Physik und Ingenieurwesen, später in Jena Logik, Landwirtschaft, ökonomische Chemie und Physik. 1779 erhielt er eine Stelle als Baumeister beim Markgrafen von Baden und war als solcher für das gesamte Bauwesen in den oberen Markgrafschaften um Emmendingen bis Lörrach zuständig. In Emmendingen errichtete er 1789/1790 im Auftrag und nach Plänen des Markgrafen Karl Friedrich von Baden (*1728, †1811) als Witwensitz für dessen zweiter Gemahlin, Luise Karoline Geyer von Geyersberg, Reichsgräfin Hochberg ein Herrschaftsgebäude als deren Witwensitz im klassizistischen Stil. Angeregt durch zahlreiche Versuche mit Flugapparaten, u.a. des französischen Ballonfahrers Jean-Pierre Blanchard (*1753, †1809), begann er parallel zu seiner Tätigkeit selber mit der Konstruktion von Flugapparaten, allerdings scheiterten alle seine Flugversuche, so z.B. als er einen solchen auf dem Burgberg oberhalb von Waldkirch im Landkreis Emmendingen durchführte. So wandte er sich wieder ganz seiner ursprünglichen Profession zu.

 

Werke u.a.: Beytrag zur richtigen Beurtheilung der Eigenschaften und der Wirkungen der Gewölbe: wie auch zur adäquaten Benennung der Theile derselben; nebst daher abgeleiteter Anweisung alle Arten von Gewölben und besonders Brückengewölbe (1802).

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Emmendingen, Alter Friedhof

Paul Flora

 Bild: Henryart (04/2001, wiki.de)cc_somerightsreserved

Österreichischer Zeichner, Graphiker und Karikaturist; nachdem Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund des Friedensvertrages von St. Germain von 1919 zu Italien kam, zogen die Eltern 1927 in das österreichische Nordtirol. Von 1942 bis 1944 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München u.a. bei Olaf Gulbransson, bevor er 1944 noch zum Kriegsdienst in Italien, Ungarn und der Slowakei eingezogen wurde. 1945 kehrte er aus US-amerikanischer Gefangenschaft nach Tirol zurück und war als freischaffender Künstler in Innsbruck tätig. 1948 wurde Flora Mitglied im Wiener Art-Club und war seit 1986 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Ab 1953 arbeitete er u.a. für den in Zürich beheimateten Diogenes Verlag; dieser veröffentlichte 1953 sein erstes von weiteren über 40 Büchern, Floras Fauna. In der Bundesrepublik Deutschland wurde er v.a. durch seine politischen Karikaturen, die von 1957 bis 1971 inder in Hamburg erscheinenden Wochenzeitschrift Zeit erschienen. Friedrich Dürrenmatt bezeichnete Paul Flora als “Denker und Grübler unter den Karikaturisten". Als sein zeichnerisches Markenzeichen galten Raben, die er immer wieder zeichnete und die auch auf seinem Grabstein dominieren.

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Bild: Karl-Frierich Feuerhake (09/2010)

Glurns (Prov. Bozen, Italien)

Bärbel Bohley

 

 

Deutsche Malerin, Grafikerin und Bürgerrechtlerin; Tochter eines Konstrukteurs; arbeitete nach Abitur und einer Ausbildung zur Industriekauffrau. Anschließend zunächst Lehrausbilderin und außerdem im Kulturbereich. Von 1969 bis 1974 studierte sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und arbeitete nach dem Studium freischaffend als Künstlerin. 1979 wurde sie Mitglied der Sektionsleitung Malerei und des Bezirksvorstandes Berlin des "Verbandes Bildender Künstler der DDR" (VBK). Als sie in der Friedens- und Bürgerbewegung in Erscheinung trat wurde sie 1983 von dieser Funktion zunächst ausgeschlossen und dann gegen Ende des Jahres für sechs Wochen in Untersuchungshaft genommen, indem man ihr landesverräterische Kontakte zu britischen und Westdeutschen Grünen vorwarf. 1986 wurde sie Mitbegründerin der Initiative Frieden und Menschenrechte. 1988 wurde sie verhaftest, als sie an einer Demonstration anläßlich des 69. Jahrestages der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts. Sie wurde zunächst aus der DDR abgeschoben, kehrte aber im August des selben Jahres in die DDR zurück. 1989 war sie Mitbegründerin der Bürgerbewegung Neues Forum (NF) und wurde eine Symbolfigur der friedlichen Revolution in der DDR, und sie war Erstunterzeichnerin des Gründungsaufrufes “Die Zeit ist reif“; in diesem wurde ein grundlegender Wandel in der Gesellschaft der DDR gefordert. Nach dem Zusammenbruch der DDR konnte sie Einsicht in ihre Stasi-Akte nehmen und beschuldigte Gregor Gysi (*1948), inzwischen PDS-Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag, inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi gewesen zu sein, wogegen sich Gysi in mehreren Prozessen erfolgreich zur Wehr setzte. 1994 trat Boley, die sich seit 1996 für den Wiederaufbau in Bosnien und Herzegowina engagierte, als Spitzenkandidatin für das Neue Forum bei der Europawahl an, und im Jahr 2002 unterstützte sie die FDP (!) im Wahlkampf zur Bundestagswahl.

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädtische und Friedrichwerdersche Gemeinde

Louis Tullius Joachim Visconti

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Französischer Architekt; Sohn des italienischen Archäologen Ennio Quirino Visconti; kam bereits als Kind in die französische Hauptstadt und erwarb 1799 die französische Staatsbürgerschaft. Ab 1808 studierte Visconti an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris. Nach Abschluß des Studiums erhielt er sofort Aufträge; so betraute man ihn mit der Bauleitung der neuen Pariser Weinhalle. 1822 erhielt er den Auftrag, den Bau des Finanzministeriums zu betreuen, und 1825 war er ausführender Architekt der Errichtung der großen Pariser Bibliothek. Sein Werk ist auch die Gestaltung des Grabes Napoléons I. im Invalidendom. Auch der Neu- bzw. Umbau des Louvres wurde ihm anvertraut; allerdings konnte er die Fertigstellung wegen seines Todes nicht mehr erleben.

 

Die Vollendung des Louvre. Der Kaiser Napoléon III. billigt die von Visconti präsentierten Pläne (pinxit Ange Tissier, 1865).

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Hinweis: Die Stele im Hintergrund markiert das Grab seines Vaters, des aus Italien stammenden Archäologen Ennio Quirino Visconti.

Bilder: Kay (09/2010)

Sonia Delaunay née Terk

 

 

Französische Malerin und Designerin russischer Herkunft; studierte in Sankt Petersburg und in Deutschland, u.a. in Karlsruhe. 1904 ließ sie sich in Paris nieder; dort lernte sie den Dichter Blaise Cendrars kennen und entwickelte mit diesem die Idee des Simultanéismus; rasch wurde sie in Paris als experimentelle Künstlerin bekannt. 1910, nachdem sie von dem Kunsthändler Wilhelm Uhde, mit dem sie seit 1908 verheiratet war, geschieden war, ging sie die Ehe mit Robert Delaunay ein, dessen Ideen zu Farbmodulationen und Lichteffekten sie in ihren eigenen Bildern weiterentwickelte. Aufgrund ihrer Beträge zur Entwicklung einer abstrakten Malerei (besonders der Geometrischen Abstraktion) gilt sie als bedeutende Wegbereiterin dieser neuen Kunstrichtung. in bedeutendes Zeugnis dieser gattungsübergreifenden Zusammenarbeit ist das erste Simultanbuch mit dem Titel Prose du Transsibérien et de la petite Jehanne de France.

Transsiberien 1913

Sie entwarf auch Theaterdekorationen, z.B. für Tristan Tzaras Schauspiel Le Cœur à Gaz, Kostüme für Filme, Inneneinrichtungen, Tapisserien und Stoffmuster, und sie bemalte Keramiken.  1914 reiste sie mit ihrem Mann zu Freunden nach Spanien, wo sie nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zunächst blieben, bis sie im Herbst 1915 weiter nach Portugal reisten. Erst 1921 kehrte sie nach Paris zurück. Als im Zuge der Weltwirtschaftkrise auch ihre Firma schließen mußte, wandte sich Sonia Delaunay, die auch an der Sorbonne Vorlesung gehalten hatte, wieder der Malerei zu. 1975 wurde sie zum Officier de la Légion d'honneur ernannt.

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Bilder: Günter Bihn (05/2011)
Bild: Klaus Paap (01/2012)

Heinz Graffunder

 

 

Deutscher Architekt; wurde nach einem sogenannten Notabitur zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zum Kriegsdienst herangezogen. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft holte er eine Maurerlehre nach und studierte von 1949 bis 1952 in den Vereinigten Bauschulen von Groß-Berlin, dem östlichen Teil Berlins, Architektur. Anschließend arbeitete er ab 1952 als Architekt, Städteplaner und Abteilungsleiter im VEB Bauprojektbetreuung Groß-Berlin und dessen Nachfolgebetrieben VEB Projektierung Berlin, VEB Hochbau II und VEB Berlin-Projekt. 1967 wurde er Abteilungsleiter im VEB Projektierung des Volkseigenen Wohnungsbaukombinates Berlin und war neben Dietmar Kuntzsch maßgeblich an der Bauplanung der Berliner Liebknecht- und Rathausstraße (Rathauspassagen, 1967-73) und ab 1970 als Komplexarchitekt für das Wohngebiet Fennpfuhl beteiligt. 1972 wurde er Chefarchitekt im Institut für Wohn- und Gesellschaftsbauten der Bauakademie der DDR und anschließend Leiter des Entwurfskollektivs und Chefarchitekt des Palastes der Republik (1973-76) Nach dessen Fertigstellung arbeitete Graffunder von 1976 bis 1988 als Chefarchitekt und Leiter der städtebaulichen Projektierung der neuen Berliner Stadtbezirke Berlin-Marzahn und Berlin-Hellersdorf. Danach war er Professor für Entwurfslehre an der Bauhochschule Cottbus, 1989 wurde er wegen Invalidität emeritiert. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands eröffnete er 1990 in Berlin ein eigenes Architekturbüro, das er bis zu seinem Tode führte. Graffunder setzte sich in dieser Zeit besonders für den Erhalt des Palastes der Republik ein, der zwischen 2006 und 2008 schließlich doch abgerissen wurde.

Werke u.a.: Freibad Pankow (1957–60), Botschaft der DDR in Budapest (1963-65, gemeinsam mit Eckart Schmidt).

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Bilder: Klaus-D. Meinert (08/2013)

Berlin-Pankow, Landeseigener Friedhof Pankow III

Bild: Ewald Krismer (08/2014)
Bild: Wilfried Paque (07/2017)

George Brecht George MacDiarmid

 

 

US-amerikanischer Konzeptkünstler und Avantgarde; Sohn eines Flötisten; nach dessen Tod 10 Jahre alt war, zog er - er war 10 Jahre alt - mit seiner Mutter nach Atlantic City, New Jersey. 1943 wurde er zum Militär eingezogen und war nach dem ende des Zweiten Weltkrieges im Schwarzwald stationiert. Nach seiner Entlassung aus der Armee studierte er von 1946 bis 1950 am College of Pharmacy and Science in Philadelphia und arbeitete bis 1965 als Chemiker und Ingenieur für Firmen in New York und New Jersey u.a. für Unternehmen wie Pfizer, Johnson & Johnson und Mobil Oil .

1958/59 besuchte er den Kurs Experimental Composition von John Cage an der New School for Social Research in New York City, und 1959 nahm er bereits an ersten Fluxus-Aktionen teil und organisierte gemeinsam mit Robert Watts in den frühen 1960ern das ”Yam Festival“ in New York City. 1965 verleß er die Vereinigten Staaten, ließ sich in Frankreich in dem in der Nähe von Nizza gelegenen Städtchen Villefranche-sur-Mer nieder und schloß sich der europäischen Fluxus-Bewegung an. 1966 gründete er gemeinsam mit Robert Filliou die Non-École de Villefranche. und betrieb mit seinem Partner bis 1986 das Geschäft La cédille1 qui sourit (Die lächelnde Cedille). Zwischen 1968 und 1969 hatte er eine Professur am College of Art and Design im englischen Leeds

Brecht, der 1970 nach Deutschland, zunächst nach Düsseldorf, 1972 dann nach Köln umzog, schuf vornehmlich sogenannte ”Ready mades“ bzw. “Event-Objekte“, Werke, die wesentlich auf bereits vorhandenen Objekten beruhen, wie z.B Clothes Tree (1962/1963), ein Garderobenständer,der dem Betrachter ein “event” durch eine Verfremdung verfremdeten  vermitteln soll. Brechts Werk besteht neben Objekten der Bildenden Kunst auch aus Filmen, Büchern und Kompositionen.

Er war Teilnehmer der Documenta 5 in Kassel im Jahr 1972 in der Abteilung Individuelle Mythologien, auf der Documenta 6 (1977) und der Documenta 8 im Jahr 1987 als Künstler vertreten. Seit den späten 1980er Jahren arbeitete George Brecht nicht mehr künstlerisch.

Im Rahmen seines lebenslangen Interesses am Zen-Buddhismus, begann Brecht ein Studium der chinesischen Sprache mit dem Ziel, den alten Text Hsin-Hsin-Ming des Seng Ts'An, des dritten chinesischen Patriarchen des Zen-Buddismus, das als erstes Zen-Gedicht gilt, zu übersetzen. Das Werk veröffentlichte er 1980, und es ist eine von drei Übersetzungen, die französische Übersetzung stammt von Robert Filliou, die deutsche Version von Albrecht Fabri. Für die Hörspielversion (1983) für die ARD  fungierte Brechts zudem als Regisseur. Außerden enthielt Brecht auch Unterrichtung in Kalligraphie durch Takako Saito.

Auszeichnungen u.a.: Berliner Kunstpreis (2006).

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1 cédilleist : Bezeinung für das Häkchen als Aussprachezeichen, z. B. ç

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Köln, Friedhof Melaten

Bild: Wilfried Paque (05/2020)
Bild. Kunst LXIX

Omnibus salutem!