Johannes Michael Wilhelm Grützke

 

 

Deutscher Maler und Graphiker; viertes von fünf Kindern des Geschäftsmanns Wilhelm Grützke und dessen Ehefrau Dörthe, wuchs in Berlin-Moabit auf und gründete nach dem Besuch der Berliner Hochschule der Künste (1957-64) mit den Berliner Malern Matthias Koeppel (*1937) Manfred Bluth (*1926, †2002) und Karlheinz Ziegler (*1935, †2008) die Schule der Neuen Prächtigkeit. 1962 nahm er als Schüler an dem von Oskar Kokoschka geleiteten Kurs der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg teil. In Bad Godesberg, wohin er 1964 umzog, hatte er im selben Jahr seine erste Einzelausstellung in derGalerie Pro, die von Johannes Wasmuth geleitet wurde.

1976/1977 lehrte Grützke als Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, 1987 kehrte er - diesmal als Dozent in Nachfolge seines ehemaligen Lehrers Oskar Kokoschka - an die Internationale Sommerakademie Salzburg zurück. 1979 begann dann eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Zadek. Von 1985 bis 1988 war er dessen künstlerischer Berater am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und stattete verschiedene Inszenierungen aus, darunter die legendäre Urfassung von Lulu von Frank Wedekind, Jehoschua Sobols Ghetto und Weiningers Nacht sowie am Wiener Burgtheater Williams Shakespeares Der Kaufmann von Venedig. Im Jahr 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Künstlersonderbundes in Deutschland. Von 1992 bis 2002 war er Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Johannes Grützke war Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

Beeinflußt wurde Grützke, Vertreter eines kritisch-ironischen Realismus, der sich kunstgeschichtlicher Zitate sowie manieristischer und barocker Stilmuster bediente, von der realistischen Malerei der 1920er Jahre, die sich für ihn auch als Themenvorrat als ergiebig erwiesen. Seine Pastellzeichnungen erinnern an den englischen MalerWilliam Hogarth, während die Ölgemälde Johannes Grützkes, deren Vorbild Gemälde Peter Paul Rubens war, meist nackten Menschen darstellen. Während in ihnen immer wieder literarische und mythische Figuren auftauchen, wie bei seiner Ausmalung der Paulskirche in Frankfurt am Main (1985) - Baron Münchhausen, Simplicius Simplicissimus, Till Eulenspiegel, Prometheus) - wird man in ihnen selten Gegenstände und Landschaften finden. Dort wurde auch sein 33 m langes Wandbild Der Zug der Volksvertreter (1987-90) 1991 montiert.

Auszeichnungen u.a.: Großes Bundesverdienstkreuz (2002), Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin (2012).

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Bilder: Bianca Lobien (01/2023)

Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichwerderschen Gemeinde

Nanette Lehmann

 

 

Deutsche Malerin, Graphikerin, Bildhauerin und Keramikerin; besuchte nach einer Töpferlehre bei Otto Beyer in Thüringen zwischen 1939 und 1941 die Staatliche Keramische Fachschule in Bunzlau (Prov. Schlesien, heute Bolesławiec, Polen), das für die “Bunzlauer Keramik” (Haushaltsgeschirr, Kunstgegenstände) bekannt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete sie 1950 im Hamburger Stadtteil Rissen ein eigenes Atelier. Seit damals war sie vorwiegend als Bildhauerin tätig. In den folgenden Jahrzehnten gewann sie aufgrund ihrer baukünstlerischen Gestaltungen in Keramik, Mosaik, Beton und Glas für Kirchen, Schulen und auch für Banken Bekanntheit so schuf sie Ende der 1950er Jahre an den Wänden der Bethlehem-Kirche in Hamburg-Eimsbüttel eine Ornamentik, den Stammbaum Jesu symbolisierend. 

Seit 1957 stellte Nanette Lehmann, die 1955 mit demFörderpreis der Deutschen Keramischen Gesellschaft ausgezeichnet wurde, in Einzel- und Gruppenausstellungen im Umfeld von Hamburg aus. Ihre Werke konzentrierten sich auf die Entwicklung eines eigenen Œuvre für Monotypien und Graphiken mit Tier-, Personen-, Musik- und Literatur-Motiven. Anläßlich der Internationale Gartenbauausstellung, die 1957 in Hamburg stattfand, steuerte sie zwei in Glasmosaik ausgefertigten Brunnen bei.

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Bild: Parsifal von Pallandt (01/2023)

Hamburg-Blankenese, anonymes Urnenfeld

Hinweis: Der Wal auf der Stele ist ein Werk des Bildhauers Fritz Fleer.

Elisabeth Emma Charlotte Lilli Wislicenus-Finzelberg nèe Finzelberg

 

 

Deutsche Bildhauerin; zweite von zwei Töchtern von Hermann Finzelberg, einem Chemiker der Chemischen Fabrik Ernst Schering in Berlin; verließ Andernach in Alter von neun Jahren und lebte bis zu ihrem 15. Lebensjahr in Düsseldorf bei ihrem Onkel, dem Maler Hermann Wislicenus.

 

Stellte bereits 1893 auf der Chicagoer Weltausstellung aus, erhielt zahlreiche Großaufträge, u.a. von Otto von Bismarck (vier Meter hohes Bronzestandbild).

 

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Bilder: Bianca Lobien (02/2023)

Berlin-Wilmersdorf, Städtischer Friedhof

Josef Kohlschein d. Ä.

 

 

Deutscher Kupferstecher und Zeichner; Sohn eines Landwirtes und Schmiedes; Vater von Josef Kohlschein dem Jüngeren;

 

 

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Bilder: Ralf Mayer (04/2023

Düsseldorf OT Heerdt,Friedhof

Walter Hugo Ophey

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Deutscher Maler und Graphiker; zweites von vier Kindern des Buchhalters Emil Ophey und dessen Frau Louise, née Haeber; verlor seinen Vater im Alter von 6 Jahren; so daß seine Mutter aus wirtschaftlichen Gründen in ihren ursprünglichen Beruf als Lehrerin zurückkehrte. Wegen seiner schwachen schulischen Leistungen wurde Ophey von ihr im Frühjahr 1898 an das Schweizerische Institut, eine Privatschule in Detmold, wo er 1899 die Schulzeit mit dem ”Einjährigen“ abschließen konnte, geschickt. Anschließend immatrikulierte er sich im Wintersemester 1899 als Gasthörer an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen und besuchte die Kurse Figuren- und Landschaftszeichnen sowie Aquarellmalen bei Franz Reiff, wobei er dazu parallel Abendkurse an der Kunstgewerbeschule Aachen besuchte. Im Jahr 1900 war er im Atelier des Bildhauers Karl Krauß, der als Professor für Modellieren in Aachen tätig war, beschäftigt. Im Oktober des selben Jahres nahm er sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie auf

Bolschewik (um 1920) No Copyright

Ab November 1904 besuchte er die Landschaftsklasse von Eugen Dücker und wurde 1905 dessen Meisterschüler. Im selben Jahr beteiligte er sich an derVerkaufs-Ausstellung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, die seinen künstlerischen Durchbruch einleitete (in diesem Jahr soll der deutsche Kunsthändler, Kunstsammler und Galerist Alfred Flechtheim das erste Bild von Ophey erworben haben. 1906 erfolgte ein weiterer Schritt in Richtung Erfolges, als er an der überregional beachteten, von Mai bis November dauernden Deutschen Kunstausstellung in der Kölner Flora teilnahm. 1907/1908 gehörte Ophey zu den Gründern der secessionistischen Künstlergruppe Niederrhein.

Im Jahr 1909 schlossen er und die Düsseldorfer Maler Julius Bretz, Max Clarenbach, August Deusser, Wilhelm Schmurr und andere sich zusammen und gründeten die Gruppe Sonderbund. Die Gruppe erweiterte sich bald um die Künstler Otto von Wätjen, Ernst te Peerdt, Rudolf Bosselt und den Typographen Fritz Helmuth Ehmcke. Später kam der in Hagen lebende Christian Rohlfs. hinzu. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Sonderbund zu einer der bedeutendsten Ausstellungsbewegungen der Moderne in Deutschland; ihr erster Vorsitzender wurde Karl Ernst Osthaus.

In den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges unternahm Walter Ophey eine Reise nach Italien, wo er u.a. Sorrent, am Golf von Neapel, Positano an der Küste von Amalfi besuchte und dort auch malte; in Paris besuchte er den Herbstsalon, wo er Heinrich Nauen sowie August von der Heydt kennenlernte. In dieser Zeit lernte er u.a. die Werke Pablo Picassos, .Paul Cézannes und Paul Gauguins kennen1.

Während des Ersten Weltkriegs wurde Ophey Anfang 1915 mit seiner Garnison als Landsturmmann nach Culm verlegt. Nachdem er noch im selben Monat an einer schweren Lungenentzündung erkrankt war und Mitte desselben Monats in ein Lazarett verlegt werden mußte, wurde er aus dem aktiven Kriegsdienst entlassen und konnte nach Düsseldorf zurückkehren, wo er 1916 bis 1918 an das Militäramt Düsseldorf abkommandiert wurde. Im Januar 1917 gelang es ihm, eine Reihe seiner Gemälde in der Bonner Gesellschaft für Literatur und Kunst sowie in der Ausstellung Die Kunst im Kriege im Kaufhaus Tietz, Düsseldorf, eine Folge von Kreidezeichnungen zu zeigen.

Ophey zählt mit August Macke, Heinrich Nauen und anderen zu den wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus. Seine expressionistischen Arbeiten galten den Nationalsozialisten als “entartet“ und wurden 1937 in der Aktion ”Entartete Kunst“ aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt, teilweise ins Ausland verlauft oder zerstört..

Inschrift:

und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus
flog durch die stillen Lande
als flöge sie nach Hause

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1  Mitte der 1920er Jahre wird er nochmals nach Italien reisen; wo er in der Tokana Florenz, Sam Gimignano und Siena besuchte und nach Rom reiste. Im Rahmen einer weiteren Studienreise besuchte er Sizilien, wobei er auf dem Wege dorthin nach Genua und Neapel das 79 n. Chr. zerstörte Pompei und die Tempel in Paestum aufsuchte. In Sizilien - mit seiner Frau - Mitte Mai kamen sie – über Trapani und Marsala – nach Sciacca und Agrigento, um von dort in das Landesinnere zu gelangen. Über Caltanissetta fuhren sie weiter nach Syracusa und verbrachten einige Tage in Taormina. Ende Mai traten sie, mit einem Aufenthalt in Messina, die Heimreise an.

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Bilder: Ralf Mayer (04/2023)

Düsseldorf OT Heerdt, Friedhof

Fritz Koelle

 

 

Deutscher Bildhauer; besuchte die Kunstschule Augsburg und die Kunstgewerbeschule in Schwäbisch Gmünd und studierte anschließend von 1912 bis 1914 an der Königlichen Kunstgewerbeschule München. Zwischen 1914 und 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und studierte nach dem Ende des Krieges ildhauerei bei Hermann Hahn an der Akademie der Bildenden Künste München, bevor er als freischaffender Künstler in München arbeitete und Mitglied der 1913 gegründeten Künstlervereinigung Münchner Neuen Secession wurde. Koelle schuf zunächst Arbeiter-Skulpturen. In den 1930er Jahre geriet er in den Fokus der Nationalsozialisten, die seine 1930 geschaffene Bronzeplastik Blockwalzer 1933 im Zuge des Aufbaus der Mustersiedlung Ramersdorf entfernen ließ. Seine Bronze Der Hüttenarbeiter aus dem Jahre 1929 wurde als ”entartet“ eingeschmolzen. Schließlich drohte Koelle aufgrund seiner ”bolschewistischen Kunstauffassung“ im Jahr 1934 eine Haftstrafe im Konzentrationslager Dachau; er wurde allerdings nach einen Tagen der des Verhörs durch die Gestapo aus der Haft entlassen. Allerdings blieb ihm eine an der Münchner Akademie zuvor in Aussicht gestellte Professur verwehrt, wobei Koelle sich den Wünschen der Nazis anpaßte und später zahlreiche öffentliche Aufträge erhielt und 1937 mit dem Westmarkpreis für Bildende Kunst einen NS-Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Zudem war er von 1937 bis 1944 auf allen Großen Deutschen Kunstausstellungen in München vertreten, u.a. 1937 mit den Werken Saarbergmann mit Grubenlampe und 1942 mit Der Steinbrecher. 1940 zeigte er die 1936 als Auftragswerk entstandene Büste Bildnis Horst Wessel, die Adolf Hitler erwarb, und 1944 eine Büste des Luftwaffenoffiziers und Ritterkreuzträgers Werner Baumbach.

Nach dem Ende der Nazi-Diktatur schuf Koelle Plastiken linkspolitischen Gehalts, so die Bronze Häftling eines Konzentrationslagers (1946) die sich heute in der Nationalgalerie Berlin befindet, sowie Concordia / Eintracht (1948) und Der Arbeiter (1948). Seine verschiedenen Versuche, eine Professur zu erlangen, scheiterte immer wieder. 1946 wurde er schließlich als politisch Verfolgter anerkannt, nahm im Jahr 1949 eine Professur für Plastik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden an und wurde noch im selben Jahr Dekan der Abteilung Plastik. Im Jahr 1951 (nach anderen Quellen 1950) arbeitete er an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee.

1946 schuf er als Mahnmal für die KZ-Gedenkstätte Dachau die Skulptur Inferno, die jedoch als zu grausame Darstellung erachtet und somit abgelehnt wurde. Koelle fertigte daraufhin eine weitere Plastik, KZ-Häftling, an, die vor dem Krematorium des Konzentrationslagers Dachau aufgestellt wurde.

Verheiratet war Fritz Koelle seit 1925 mit der Malerin Elisabeth Karmann (*1890, †1974).

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Bild: Günter Bihn (04/2023)

Augsburg OT Hochfeld, Protestantischer Friedhof

Karl Hauk

 

 

Österreichischer Maler; Sohn eines Apothekers wuchs ab 1904 in Linz auf, wo er nach der Oberrealschule und Matura (Abitur) in Wien ein Studium an der Technischen Hochschule begann, das er, nachdem er von 1916 und 1918 im Krieg an der italienischen Front gedient hatte, nicht fortsetzte, sondern danach an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte. Er gewann mehrere Preise und etablierte sich ab 1923 erfolgreich als freischaffender Künstler.

Hauk, der ab 1927 Mitglied des Hagenbundes, eine Vereinigung bildender Künstler in Wien, war, entfaltete vor allem in der Zwischenkriegszeit eine vielfältige künstlerische Tätigkeit, auch im öffentlichen Raum. 1928 gestaltete er die Fresken im neu eröffneten Hauptgebäude der Arbeiterkammer Oberösterreich in Linz (im Zweiten Weltkrieg durch Feuer vernichtet). Ab 1933 lebte Hauk wieder vorwiegend in Wien. Hauk, auch mit dem Architekten Clemens Holzmeister befreudet, gilt als Repräsentant der christlichen Kunst. so gestaltete er die neue Pfarrkirche Sandleiten in Wien künstlerisch aus, schuf die Entwürfe für die Glasmalereien der Christkönigskirche in Wien; auch der Auftrag für die Fresken im Hauptbahnhof Linz erging 1936 an ihn (auch dieses Werk wurde im Krieg zerstört).

Hauk, der 1943 erneut zum Kriegsdienst herangezogen worden war, wurde 1947 als Direktor an die neu gegründeten Kunstschule Linz berufen. Er blieb bis in die 1960er Jahre aktiv und erfolgreich als Gestalter von Tafelbildern, ”Kunst am Bau“ (etwa von Mosaiken) und Kirchenfenstern. Ab 1952 bis zu seinem Tode lebte Hauk wieder vorwiegend in Wien.

Der Künstler, der sich, geprägt durch sozialkritischen Realismus und Neue Sachlichkeit, bis in die 1960er Jahre einer figurativen Kunstauffassung verpflichtet fühlte, geriet in den 1970er Jahren langsam in Vergessenheit.

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Bilder: Heinz Knisch (04/2023)

Lambach (Bez. Wels-Land, Oberösterreich), Friedhof (mittlerer Teil)

Hippolyte Adhemar Daeye (auch D'Haeye)

 

 

Belgischer Maler; wuchs in einer wohlhabenden Familie in Gent auf; beschloß mit 23 Jahren Künstler zu werden und studierte von 1896 bis 1899 Malerei an der Akademie der Schönen Künste in Gent und von 1899 bis 1902 im Institut von Antwerpen. 1903 bereiste er für acht Monate und 1912 erneut Spanien, wo er das Museo del Prado in Madrid besuchte. Angetan von den Werken Diego Velázquez’, dessen Arbeiten immer wieder Kinder zum Gegenstand haben, wandte er sich der Malerei von Kindern zu.

Den Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 und die Zeit danach bis 1920 verbrachte er in dem im Süden von London gelegenen Croydon, wo er sich mit Gustave Van de Woestijne, Edgar Tytgat und Constant Permeke anfreundete und die Werke von Pablo Picasso, Amedeo Modigliani, André Derain und Henri Matisse kennenlernte, die seinen Malstil maßgeblich beeinflußten sollten. Er entdeckte außerdem James McNeill Whistler, John Constable und William Turner, aber auch die französischen Fauvisten, von denen er stark beeinflußt wurde.

Obwohl ein Verfechter der Moderne, wurde er selbst kein großer Erneuerer, vielmehr beschränkte er sich hauptsächlich auf Portraits, oft auch Kinderportaits, wobei er versuchte, ihnen einen ruhigen und nüchternen Ausdruck zu verleihen. Zunächst Maler des Impressionismus wird er später dem Expressionismus zugerechnet.

Daeye engagierte sich auch im belgischen Künstlerleben; 1942 wurde er Mitglied der Königlichen Flämischen Akademie.

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Bilder: Günter Bihn (05/2023)

Gent OT Sint-Amandsberg (Ostflandern), Begraafplaats Campo Santo

Gustave Van de Woestyne

 

 

Belgischer Portrait- und Stilllebenmaler, Zeichner; dritter Sohn von Alexander Van de Woestijne und dessen Frau Antigona, née Sielbo; jüngerer Bruder des Schriftstellers Karel van de Woestijne; studierte von 1895 bis 1899 an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten Gent bei Jean Delvin und Jules Evarist van Biesbroeck.

Mit George Minne, der ein großes Vorbild für ihn war, Valerius de Saedeleer, Alfons Dessenis und dem Dichter Karel Van de Woestijne war er, nachdem er 1898 nach Laethem-Saint-Martin übersiedelt war, Mitglied und Kern der ersten Künstlergruppe von Laethem-Saint-Martin, (auch Latem-Schule genannt). die sich der Oberflächlichkeit des Impressionismus widersetzte.

Elisabeth Van de Woestyne Zwillingstochter des Künstlers (1926) No Copyright

1905 verbrachte er drei Monate als Novize im Benediktinerkloster Mont-César in Louvain.

In den Anfangsjahren malte Van de Woestyne hauptsächlich kleine Portraits mit verträumtem Ausdruck, mit einer sorgfältigen Technik, die von den flämischen Malern inspiriert war und an den Geist der englischen Präraffaeliten erinnern. Andere dieser kleinen Portraits sind Bauern, deren Ausdruck durch eine scharfe Zeichnung erreicht wird, die direkt von Brueghel inspiriert ist. Eine zweite Phase seines Schaffens ist geprägt von religiösen Kompositionen, die in der symbolischen Manier des französischer Malers des Symbolismus, Maurice Denis, gehalten sind. und ländliche Landschaften in idyllischem Licht darstellen, wie beispielsweise Dimanche après-midi (1914).

Während des Ersten Weltkriegs flüchtete er nach England, wo er Edgar Tytgat, Hippolyte Daeye und später Constant Permeke traf. In den 1920er Jahren verhärtete sich seine Zeichnung jedoch, sie wurde geometrisch.

Von 1925 bis 1928 war er Direktor der Mechelener Akademie der Schönen Künste; zu seinen Schülern gehörte auch sein Sohn Maximilien. Er war außerdem Professor am Höheren Institut für Schöne Künste in Antwerpen und später am Höheren Institut für dekorative Künste in Brüssel.

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Bilder: Günter bihn (05/2023)

Gent OT Sint-Amandsberg (Ostflandern), Begraafplaats Campo Santo

Anita Clara Rée

ree_anita_selbstportraitSelbstbildnis (1915), Hamburger Kunsthalle No Copyright

 

Deutsche Malerin; einer alteingesessenen jüdischen Kaufmannsfamilie entstammend, die vor allem mit Getreide und ostindischen Waren. handelte; Tochter des Kaufmanns Israel Rée und dessen Frau Clara, née Hahn. Anita und ihre ältere Schwester Emilie1 wurden evangelisch-lutherisch getauft und konfirmiert und gemäß der Erziehungsvorstellungen der Zeit als “höhere Tochter” erzogen.

Ab 1905 nahm Anita Rée Malunterricht bei dem Hamburger Künstler Arthur Siebelist. Von Selbstzweifeln hinsichtlich ihrer Berufsplanung geplagt, suchte sie 1906 Rat bei Max Liebermann in Berlin, der ihr die Fortsetzung der Ausbildung empfah;. so setzte sie ihre Ausbildung bei Siebelist bis 1910 (es gab seinerzeit keine reguläre Akademieausbildung für Frauen in der Kunst in der Hansestadt) und schloß sich dann mit Franz Nölken - Maler des Expressionismus und zeitweise Mitglied der Künstlervereinigung Die Brücke - und dem Maler und Kunstschriftsteller Friedrich Ahlers-Hestermann zu einer Ateliergemeinschaft zusammen (die Freundschaft zerbrach aufgrund Rées unerwiderter Liebe zu Nölken).

Teresina (1925)

Im Winter 1912/1913 hielt Rée sich in Paris auf, wo sie im Umkreis von Fernand Léger das Aktzeichnen erlernte; ebenfalls lassen sich Einflüsse von Pablo Picasso, Henri Matisse und Paul Cézanne in ihrem Werk erkennen.

In der Zeit der Weimarer Republik hatte sie als Malerin der Avantgarde ihren künstlerischen Durchbruch. Gegen Ende der Weimarer Zeit erlebte sie vermehrt antijüdischer Hetze: Schon 1932 wurde von evangelischer Seite unter Vorwänden die Abnahme des fertigen Auftrages für ein Altartryptichon verweigert. Diese Ausgrenzung nahm nach der “Machtergreifung” der Nazis noch erheblich zu. So verließ sie 1932 Hamburg und ließ sich auf Sylt nieder. Am 25.4.1933 wurde sie von der Hamburgischen Künstlerschaft als “artfremdes Mitglied“ diffamiert und ausgeschlossen. Schon seit längerer Zeit durch die Anfeindungen und persönlichen Enttäuschungen vereinsamt, beging sie auf der Insel Sylt Suizid.

Die klugen und die törichten Jungfrauen, Wandbild, um 1930 (zerstört)

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1  Emilie (*1883) heiratete 1913 den aus einer Schweizer Familie stammenden Bremer Juristen Heinrich Friedrich Welti (*1881).

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Bild: Heiko Bockstiegel (03/2023)

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Bildende Künste XCII

Omnibus salutem!