Johann Heinrich Karl “Jan” Schütte
Deutscher Konstrukteur; Sohn eines Oberhofkommissär und Rechnungsrat am Großherzoglichen Hof in Oldenburg; studierte nach dem 1892 in Oldenburg abgelegten Abitur Schiffbau an der Technischen Hochschule Charlottenburg. 1892 schloß er das Studium mit einer staatlichen Bauführerprüfung ab, 1902 bestand er die Prüfung zum Diplomingenieur. Schütte, der bereits während der letzten Jahre seines Studiums beim Norddeutschen Lloyd eine Anstellung gefunden hatte, beschäftigte sich ab 1908 mit der Konstruktion von Luftschiffen. Zusammen mit Karl Lanz, dem Sohn des Landmaschinenherstellers Heinrich Lanz, baute er seit 1909 die Schütte-Lanz Luftschiffe, die der Konstruktion äußerlich zwar sehr gleichen, deren Gerippe jedoch aus Holz aufgebaut waren. Zwanzig seiner Luftschiffe wurden im Ersten Weltkrieg für die Bombardierung Südenglands eingesetzt. Aufgrund der Beschränkungen, die der Versailler Vertrag der Weimarer Republik auferlegte, konnten nach dem Krieg keine weiteren Luftschiffe gebaut werden, und als auch sonst keinerlei Aktivitäten zum Erfolg führten - der Verkauf seiner Patente gelang nicht -, mußte das Unternehmen 1924 schließlich Konkurs anmelden. Schütte gilt allgemein als der Erfinder der Stromlinienform.
Schütte war Mitbegründer und Vorsitzender des Westpreußischen Vereins für Luftschiffahrt. Von 1919 bis 1935 war er erster Vorsitzender der Wissenschaftliche Gesellschaft für Luftfahrt sowie von von 1930 bis 1939 der Schiffbautechnische Gesellschaft. Für beide Gesellschaften vollzog Schütte, der bis 1938 Professor für Schiffbau an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg war, im Dritten Reich die “Gleichschaltung”.
Oldenburg i.O., Osternburger Friedhof
Schwedischer Photograph und Erfinder; bereits der Großvater, Avid Victor Hasselblad, der auf seiner Hochzeitsreise den US-amerikanischen Unternehmer George Eastman in England kennengelernt hatte, hatte als einziges schwedisches Unternehmen von diesem die Genehmigung erhalten, von Eastman hergestellte Produkte zu importieren. Ab 1888 verkaufte die Fotografiska Hasselblad AB diese Produkte sehr erfolgreich. 1937 eröffnete sein Enkel Victor, ein begeisterter Photograph, in Göteborg ein eigenes Photogeschäft, die Firma Victor Foto. Als er im Jahre 1940 von der schwedischen Luftwaffe gebeten worden war, eine zum Zwecke von Luftaufnahmen qualitativ hochstehende Kamera zu entwickeln, die einem Vergleich der in Deutschland hergestellten Kameras standhalten würde, gründete er 1941 die Victor Hasselblad AB und begann mit dem Bau eigener Kameras. Als 1942 sein Vater Karl Erik Hasselblad starb, übernahm Victor Hasselblad die Mehrheit der Anteile an dem Familienunternehmen, FW Hasselblad, und setzte die Produktion für das Militär fort. Bis 1945 lieferte Hasselblad 342 Kameras an das schwedische Militär. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnten die Kameras auch wieder dem zivilen Markt angeboten werden. 1948 wurde die 1600F in New York City der Öffentlichkeit vorgestellt. Rasch entwickelten sich die 6x6-Format-Hasselblad-Spiegelreflexkameras, die später auch mit Zeiss-Objektiven bestückt wurden, zur Standardkamera vieler Berufsfotographen.
Göteborg, Örgryte gamla kyrkogård
US-amerikanischer Waffenschmied; arbeitete zunächst in der Waffenwerkstatt seines Vaters John H. Deringer, die er später übernahm. Bereits in den 1820er Jahren arbeitete er an einer preisgünstigen, kompakten Pistole, die am Körper unauffällig getragen werden könnte. Das Ergebnis war die nach ihm benannte kurze einschüssige Vorderladerpistole mit Zündkapselzündung, die sogenannte Philadelphia Deringer, die sich rasch zu einem Verkaufserfolg entwickelte; von 1852 bis 1868 produzierte Deringer etwa 15.000 Exemplare in Kalibern von .33 (8,38 mm) bis .51 (12,95 mm) und mit Lauflängen von 1" (25 mm) bis über 4" (102 mm). Mit einer Waffe diesen Typs wurde am 14.4.1865 der amerikanische Präsident Abraham Lincoln durch den Schauspieler John Wilkes Booth ermordet.
Philadelphia, Laurel Hill Cemetery
Kiew, Bajkowje Friedhof
Oleg Konstantinowitsch Antonow
Sowjetischer Flugzeugkonstrukteur; Sohn eines Ingenieurs; studierte am Polytechnischen Institut Leningrad und arbeitete von 1931 bis 1938 als Chefkonstrukteur in einem Werk für Segelflugzeuge. Dort entwickelte er 1937 unter anderem die in kleiner Serie gebaute RF-7. mit der Olga Klepikowa am 6.7.1939 mit 749,203 Kilometern einen absoluten Streckenrekord für Segelflugzeuge erzielte. Anschließend war er zwei Jahre lang im Konstruktionsbüro von Alexander Jakowlew tätig, bevor er kurzzeitig als Leiter einer Projektgruppe wieder dem Segelflugzeugbau zuwandte u.a. die Lastensegler A-7 und A-11 konstruierte. Ab 1943 wechselte er erneut zum OKB Jakowlew, wo er als 1. Stellvertreter im Werk 153 in Nowosibirsk an Jagdflugzeugkonstruktionen mitarbeitete.
Am 31.5.1946 wurde in Nowosibirsk das OKB Antonow gegründet, welches später nach Kiew umzog. Das erste entwickelte Modell erschien 1947 und war das in etwa 18.000 Exemplaren gebaute Mehrzweckflugzeug An-2 Anna, dem sogenannten “Traktor der Lüfte”, einen großen Doppeldecker. Es folgten Fracht- und Verkehrsflugzeuge wie das mit Propeller-Turbinentriebwerken ausgerüstete Mittelstreckenflugzeug An-10 Ukraina (1957) sowie die damals jeweils größten Flugzeuge der Welt, die An-22 Antäus (1969) und die An-124 Ruslan (1982). Der aktuelle Rekordhalter An-225 Mrija (1988) wurde bereits nach seiner Zeit entworfen.
Wien, Zentralfriedhof
Österreichischer Erfinder; war zunächst bis 1939 Schüler des Graphikers Victor Theodor Slama, bevor er im April 1939 nach Schweden emigrierte und dort Schüler des deutschen Graphikers Hugo Steiner-Prag und des schwedischen Malers Isaac Grünewald war. Ab 1943 studierte er auch in Göteborg beim schwedischen Maler Ragnar Sandberg. In dieser Zeit war auch als Volontär für Gebrauchsgraphik bei verschiedenen Druckereien und Werbeagenturen in Stockholm und Göteborg beschäftigt.
Ab 1947 schuf er die technischen Voraussetzungen zur Produktion von Kugelschreibern im Auftrag des Auslandsösterreichers Eugen J. Spitzer. Daraus entstand 1948 die Firma Ballograf-Verken in Göteborg, deren Leiter der Entwicklung Friedrich Schächter bis 1951 war. Ende 1948, unterstützte er während eines viermonatigen Aufenthalts in Wien Spitzer bei der Gründung der Firma J.E.S. Kugelschreiberfabrik, Wien.
Französischer Flugpionier und Flugzeugkonstrukteur; Sohn eines Gießereibesitzers; studierte in Paris Architektur und Maschinenbau, 1905 gründete er gemeinsam dem Ingenieur und Flugpionier Louis Blériot eine Unternehmung zur Herstellung von Flugzeugen. Trotz der erfolgreichen Zusammenarbeit zerstritten sich über die weitere Entwicklung der Firma, und Blériot verließ die Firma. 1906 gründeten Gabriel Voisin als Konstrukteur und sein Bruder Charles als Pilot die Societé des Aéroplanes Voisin. 1908 stellte sich ein wichtiger Erfolg ein: Henri Farman gelang es, mit einem Fluggerät über einen Kilometer hinweg in der Luft zu bleiben und einen mit 50.000 dotierten Preis zu erringen. Im Ersten Weltkrieg entwickelte sich das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Flugzeughersteller. Nach dem Ende des Krieges wandte sich Voisin sich dem Automobilbau zu, tat sich mit dem Konstrukteur André Citroën zusammen, um ein von Ingenieuren Citroëns entwickeltes Luxusauto zu bauen. Außerdem diversifizierte Voisin, um sich schließlich doch wieder ausschließlich dem Automobilbau zuzuwenden. So baute er in den 1920er Jahren teure Personenfahrzeuge wie.z.B. C3L, C14 oder den C-27 Aérosport, sowie Wagen für den Rennsport. Schließlich wurde in den 1930er Jahren auch in Serie produziert. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte er ein einfaches Auto und verkaufte die Pläne an eine spanische firma, die es erfolgreich vermarktete. 1960 zog sich Voisin, dessen Bruder bereits 1912 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, aus dem aktiven Geschäftsleben zurück.
Les Villars (Saône-et-Loire), Cimetière
Bild: Frikar (06/2006), aus Wikipedia.fr; GNU-Lizenz, s.a hier
Deutscher Ingenieur; Sohn eines Fleischfabrikanten; studierte Elektrotechnik an der damaligen Technischen Hochschule in Hannover. 1934 meldete er die Erfindung einer “Schwebebahn mit räderlosen Fahrzeugen, die an eisernen Fahrschienen mittels magnetischer Felder schwebend entlang geführt werden”, an, die unter der Nummer 643316 am 5. April als Patent eingetragen wurde. Ein Jahr zuvor hatte er eine Einrichtung konstruiert, mittels derer Objekte von Magneten nicht nur an- bzw. abgestoßen, sondern in der Schwebe gehalten und so auch schwebend vor- und rückwärts bewegt werden konnten. Er hat damit grundlegende Arbeiten vorgenommen, die schließlich auch in die Entwicklung des Transrapids führten.
Auszeichnungen u.a.: Großer Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (1972)
Nortrup (Ldkrs. Osnabrück)
Oskar Eduard Messter eigentl. Meßter
Deutscher Filmpionier und Erfinder; Sohn eines Unternehmers; nach einer Ausbildung zum Optiker übernahm er im Alter von 28 Jahren den Betrieb seines Vaters, der sich auf die Herstellung optischer und feinmechanischer Geräte spezialisiert hatte. Ende des 19. Jahrhunderts konstruierte er den ersten brauchbaren Filmprojektor und eröffnete im November 1898 in der Berliner Friedrichstraße das erste öffentliche Kino in Berlin. In seinem wenig später gegründeten Atelier drehte er erste Stummfilme. 1903 gelang ihm die Koppelung von Film und Ton mittels eines Grammophons und nannte diese Konstruktion Biophon. Mit nahezu 300 produzierten Filmen avancierte Messter während der Kaiserzeit zum Förderer des deutschen Films und verhalf Schauspielerinnen wie Henny Porten zum Starkult. Bereits kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges schnitt er Filmdokumentationen, die auf den Schlachtfeldern entstanden waren, zusammen und kreierte so die erste deutsche Wochenschau, deren erste öffentliche Aufführung am 23.10.1914 stattfand. 1916 gründete er gemeinsam mit dem österreichischen Filmpionieren und Regiesseuren Sascha Kolowrat-Krakowsky die Sascha-Messter-Film, welche Nachfolgerin der Österreich-Tochter der Messter-Film wurde.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges veräußerte Meester seine in Berlin und Wien angesiedelten Unternehmen für 5,3 Millionen Goldmark; sie gingen in die neugegründete UFA auf. In den 1920er Jahren produzierte er mit Der Sprung ins Leben nur einen einzigen Film. 1930 zog er sich aus dem Filmgeschäft zurück. Seine umfangreiche Sammlung kinematographischer Geräte vermachte er 1932 dem Deutschen Museum in München.
Werke u.a.: Mein Weg mit dem Film (1936).
Tegernsee, Friedhof
Englischer Erfinder und Computerpionier; begann im Jahr 1810 ein Studium am Trinity College in Cambridge mit Schwerpunkten in Mathematik und Chemie. 1812 gründete er zusammen mit John Herschel, dem Sohn des aus Deutschland stammenden William Herschel, die Analytical Society, deren Ziel die Reformierung der britischen Mathematik und die Verbreitung fortschrittlicher Methoden vom europäischen Festland war. 1814 machte er seinen Abschluß am Peterhouse in Cambridge. Bereits vier Jahre später wurde er wegen seiner Verdienste auf dem Gebiet der Mathematik zum Mitglied der Royal Society ernannt. Babbage entwickelte, angeregt durch den von Joseph Marie Jacquard (*1752, †1834) entwickelten Webstuhl, 1822 als Erster das Modell einer programmgesteuerten Rechenmaschine 1833 wurde mit dem Bau einer verbesserten Version, der Difference Engine No. 2, begonnen, der jedoch nicht vollendet wurde. Während des Baus der Difference Engine entwickelte Babbage das Konzept eines Universalrechners, der Analytical Engine, welcher programmgesteuert digitale Befehle und Daten verarbeiten sollte. Die Programmierung des Rechners erfolgte über Lochkarten und wurde von seiner Assistentin Ada Lovelace vorgenommen. Auch diese Maschine konnte zu Lebzeiten Babbages nicht fertiggestellt werden. Die Analytical Engine enthielt zwar bereits alle wesentlichen Merkmale eines modernen Computers, doch wurde die Bedeutung des Konstruktionsprinzips von den Zeitgenossen nicht erkannt. Erst im 20. Jahrhundert entdeckte man die Arbeiten Babbages, dessen Forschungsgebiet sich im übrigen weit über die Konzeption von Rechenautomaten hinausbewegte, wieder; er hatte sich mit Fragen der Arbeitsteilung bei der industriellen Fertigung befaßt und auch mit Kryptographie und verfaßte ökonomische Studien.
London-Kensal, Kensal Green Cemetery
Hinweis: Das Grabmal Friedrich Schächters schuf der Wiener Maler und Graphiker Gerhard Gutruf (*1944), mit dem Schächter eng befreundet war.
Belgischer Automobilrennfahrer und Konstrukteur; Sohn eines Hersteller von Gummiwaren, der auch Reifen produzierte; interessierte sich nach dem Ende des Studium besonders für Elektromotoren. Der “Red Devil”, wie er auch wegen seines roten Bartes in England genannt wurde, wo er sich eine Zeitlang aufgehalten hatte, gründete nach seiner Rückkehr nach Belgien in Boulogne unter dem Markennamen Jenatzy ein Unternehmen und begann mit der Produktion von Automobilen, insbesondere elektrisch angetriebener Taxis; aber bereits 1901 stellte er die Produktion wieder ein.
Als Fahrer war er dreimaliger Inhaber des Landgeschwindigkeitsrekords, der bei seinem dritten Rekord, den er auch als Konstrukteur gewann, außerdem am 29.4.1899 als erster Mensch mit einem Landfahrzeug – dem Elektroauto„ La Jamais Contente, – über 100 km/h fuhr (der Name für das Rekordfahrzeug soll angeblich auf seine Ehefrau zurückzuführen sein). Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1904 übernahm Jenatzy das Unternehmen seines Vaters, was ihn aber nicht hinderte, weiterhin an Autorennen teilzunehmen; im Jahre 1909 erreichte er in Ostende mit einem Mercedes sogar 200 km/h.
Camille Jenatzy starb an den Folgen eines Jagdunfall, bei dem ihn ein Schuß aus der Waffe von Alfred Madoux, dem Direktor des Journals L’Etoile Belge, traf, auf dem Weg in ein Hospital.
Mit Gemahlin bei der Feier seines Geschwindigkeitsrekords im Jahre 1900 auf La Jamais Contente.
Hinweis: Camille Jenatzy wurde im Familiengrab beigesetzt.
Brüssel-Laken (Laeken), Cimetière de Laeken
Omnibus salutem!