Gaspard de Coligny II. Seigneur de Châtillon

                  

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Französischer Heerführer und Staatsmann; wurde am Hofe des französischen Königs Franz I. erzogen. Er nahm an den Feldzügen in den Niederlanden und Italien 1547 gegen Kaiser Karl V. teil und avancierte 1547 zum Generaloberst der Infanterie sowie 1551 zum Gouverneur von Paris und der Ile de France. Ein Jahr später wurde er zum Admiral von Frankreich ernannt. Beim Kampf um Saint-Quentin wurde er gefangengenommen und verbrachte die Jahre von 1557 bis 1559 in Sluys und Gent in spanischer Gefangenschaft. Nach der Zahlung eines hohen Lösegeldes wurde er schließlich freigelassen. Während seiner Gefangenschaft trat er zum Kalvinismus über und übernahm nach seiner Freilassung die Führung der Hugenotten, als deren Oberhaupt er in den Hugenottenkriegen 1562/1563 sowie von 1567 bis 1570 gegen die katholischen Truppen kämpfte. Mit seinem großen Einfluß auf Karl IX. versuchte er, Frankreich in die protestantische Front gegen Spanien einreihen, zog sich jedoch die unnachgiebige Gegnerschaft Katharinas von Medici zu. Als sich anläßlich der Hochzeit des protestantischen Heinrich von Navarra (des späteren Königs Heinrich IV. von Frankreich) mit Margarete von Valois Tausende von Hugenotten in Paris aufhielten, entlud sich die Spannung. Auf dem Rückweg von einer Ratssitzung im Louvre am 22.8.1572 zu seiner Unterkunft in der rue de Béthizy in Begleitung einiger Freunde wurde Cologny schoß ein gewisser Charles de Maurevert mit einer Muskete auf ihn. Der Schuß verletzte ihn, tötete ihn aber nicht. Unter den in Paris anwesenden Hugenotten entstand eine erhebliche Unruhe, so daß Coligny sie eindringlich ermahnte, Ruhe zu bewahren. König Karl war entsetzt über den Anschlag und versichert Coligny seines Mitgefühls und seiner Bereitschaft zum seinem und seiner Anhänger Schutz. Unter dem Einfluß der Königinmutter Katharinas, die ihrem Sohn einredete, es stehe ein Aufstand der Hugenotten gegen ihn bevor, erteilt Karl schließlich seine Zustimmung schließlich am 23.8., einem Sonnabend, zur Zustimmung: “Man töte sie alle ... Daß keiner entkomme, um mich zur Rechenschaft zu ziehen!” In der Nacht zum Sonntag, dem Bartholomäustag, während die Hugenotten schliefen, wurden die Stadttore geschlossen, die Schiffe auf der Seine an das rechte Seineufer gezogen und die Truppen in Bereitschaft gestellt. In den frühen Morgenstunden drangen gedungene Mörder im Beisein Heinrich von Guises, des Herzogs von Anjou, der Anführer der katholischen Liga war, in das Haus Colignys ein, wo diese mit einem Degen schwerverletzt und aus dem Fenster geworfen wurde. Sein Tod war das Signal für den Beginn eines bluttriefenden Massakers, dem ca. 50.000 Hugenotten zum Opfer fielen.

Literatur: Alexandre Dumas: Die Bartolomäusnacht, Heinrich Mann: Heinrich IV. Film: Die Bartholomäusnacht u.a. mit Isabelle Adjani, Virna Lisa, Daniel Auteuil, Regie: Claude Berri.

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Châtillon-Coligny (Dép. Loiret)

Bilder: Nicolas Plied (02/2006)

Bild unten: Alte Grabstätte

Bild: Groucho (10/2006)

Ferdinand Foch

 

Französischer Marschall; diente zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges im 4. Linieninfanterieregiment, absolvierte anschließend die polytechnische Hochschule. An der École Supérieure de Guerre, an der er anschließend zunächst Schüler war, avancierte er zum Professor für Strategie und 1908 zu deren Kommandant. 1907 wurde er Brigadegeneral, erhielt 1911 eine Division und schließlich 1913 das Kommando über das 20. Korps in Nancy. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges war er zunächst Korpskommandeur und nahm an der erfolglosen Offensive in Lothringen als teil, in der Schlacht an der Marne hatte er das Kommando über die IX. Armee und war Koordinator für die alliierten Truppen. Als sich die Kämpfe in den Jahren 1915 und 1916 in Artois und an der Somme zu einem Disaster für die französischen Armeen entwickelten, fiel er beim französischen Oberkommando in Ungnade, wurde jedoch 1917 rehabilitiert und Nachfolger des Generals und späteren Marschalls Philippe Pétain als Generalstabschef. 1918 wurde er zum Marschall ernannt und ihm das Kommando über die gesamte Westfront anvertraut. An den Verhandlungen zum Waffenstillstand im Wald von Compiègne nahm er als einer der Unterzeichner teil. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges trat er als “Hardliner” in Bezug auf die Behandlung des ehemaligen, besiegten Kriegsgegners auf, da er eine Bedrohung Frankreichs für die Zukunft ausschließen wollte: er trat für eine Aufteilung Deutschlands ein und für eine nach Osten bis an den Rhein verschobene Staatsgrenze Frankreichs ein. 1921 schied er aus dem aktiven Militärdienst aus, blieb aber weiterhin Berater der französischen Regierung und wurde u.a. Mitglied der Académie française.

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Paris, Invalidendom

Alfred Dreyfus

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Französischer Offizier; der Sohn eines jüdischen Textilunternehmers aus dem nach dem Deutsch-Französischen Krieg deutschen Mülhausen im Elsaß. Da seine Eltern nach der Übernahme in das Deutsche Reich für die dreyfus_familie_bdBeibehaltung der französischen Staatsbürgerschaft optiert hatten, konnte Dreyfus nach dem Umzug der Familie nach Paris die Elitehochschule École polytechnique besuchen und wurde nach dem Abschluß Artillerieoffizier an der École de guerre und Berufsoffizier. 1893 rückte er in den Generalstab auf. In einer Atmosphäre allgemeinen Mißtrauens zwischen dem Reich und Frankreich wurde er ein Jahr später des Geheimnisverrats beschuldigt. Obwohl er beständig seine Unschuld beteuerte, wurde er am 22.12.1894 in einem Prozeß von dem Kriegsgericht in Rennes wegen Landesverrats degradiert und zu lebenslänglicher Verbannung auf die Teufelsinsel in Französisch-Guayana verurteilt. In der monarchistischen Presse Frankreichs wurde der Prozeß zum Anlaß antisemitischer Demonstrationen und zu nationalistischer Hetze gegen die seit 1870 bestehende Republik. Als sich seine Umschuld herausstellte und sich Intellektuelle für eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Dreyfus einsetzten, kam es zu einem Justizskandal, der die Grundfesten der Republik erschütterte. Vor allen Dingen der offene, an den Präsidenten der Republik Félix Faure gerichtete Brief, den Émile Zola am 13.1.1898 in der Zeitschrift L'Aurore unter dem Titel “J'accuse...!” veröffentlichte, löste einen innenpolitischen Sturm aus. 1899 wurde der Prozeß schließlich wieder aufgerollt, Dreyfus wurden jedoch nur mildernde Umstände zugebilligt, und es kam zu einer Revision mit einem Urteil von 10 Jahren Gefängnis. Einer neuerlicher, nun auch internationalen Kritik ausgesetzt, wurde Dreyfus vom Staatspräsidenten begnadigt und 1904 die Revision seitens des Kassationsgerichts in Rennes eingeleitet, die schließlich 1906 dazu führte, daß die Urteile alle für nichtig erklärt wurden. Dreyfus wurde zwar mit einem feierlichen Akt als Major wieder in die Armee aufgenommen und zusätzlich zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, jedoch wurde ihm nach wie vor die Wiederaufnahme in den Generalstab verwehrt. Nach kurzer Dienstzeit als Kommandant nachrangiger Artilleriedepots in Vincennes und Saint-Denis wurde er im Oktober 1907 in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Zu einem neuerlichen tragischen Höhepunkt in seinem Leben kam es 1908, als Dreyfus vom einem “Anti-Dreyfusard” durch ein Pistolenattentat verletzt wurde. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ließ er sich reaktivieren, kam an die Front und wurde zum Oberstleutnant befördert; in diesem Rang schied er endgültig aus der Armee aus.

Dreyfus’ Degradierung

 

 

 

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Paris, Petit Cimetière du Montparnasse

Bild: Higonnet (09/2004)

Michel Ney

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Französischer Offizier; der Sohn eines Böttchers trat 1788 in ein französisches Husarenregiment ein und war bereits 1789 Unteroffizier, 1792 Kapitän, 1796 Brigadegeneral und 1799 Divisionsgeneral. Er kämpfte unter André Masséna in der Schweiz, sowie unter Jean-Victor Moreau in Deutschland. Nach dem Frieden von Lunéville ging Ney als Gesandter in die Schweiz, wo er am 19.2.1803 den Frieden und die Mediationsakte zustande brachte. Anläßlich seiner Kaiserkrönung ernannte ihn Napoléon 1804 zum Marschall von Frankreich. Durch seinen Sieg am 10.10.1805 bei Elchingen trug er entscheidend zur Kapitulation der Österreicher in Ulm bei und wurde aus Anerkennung für diese Leistung zum Herzog von Elchingen ernannt. In den napoleonischen Feldzügen von 1806 und 1807 trug er als Führer des 6. Corps wesentlich zu den Erfolgen der französischen Armee bei. 1807 kämpfte er bei Eylau und Friedland. Im Rußlandfeldzug des Jahres 1812 nahm er an den Schlachten bei Smolensk teil und wurde für seinen Erfolg besonders in der Schlacht an der Moskwa von Napoléon zum Fürsten von der Moskwa ernannt. Im Jahre 1814 wurde Ney Kommandeur der Kaiserlichen Garde. Nach der Niederlage der kaiserlichen Armeen und der Einnahme von Paris durch den Kriegsgegner drängte er Napoleon zur Abdankung und trat zu den Bourbonen über, wurde von Ludwig XVIII. zum Pair von Frankreich ernannt und zum Befehlshaber über die 6. Militärdivision, trat jedoch nach Napoleons Rückkehr aus der Verbannung in Elba im März 1815 bei Auxerre wieder in dessen Dienste und erhielt den Oberbefehl über den 38.000 Mann starken linken Flügel (1. und 2. Korps), kämpfte in der Schicksalschlacht bei Waterloo. Nach dem zweiten Scheitern Napoléons und der Wiederkehr der Bourbonen wurde er am 6.12.1815 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und am 7.12. im Pariser Jardin du Luxembourg erschossen. Den Feuerbefehl hierzu gab er selbst.

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Bild: Hejkal

Mnichovo Hradište (Münchengrätz, Tschechien), St. Anna Kapelle

Albrecht von Wallenstein eigentl. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, gen. Der Friedländer

                    

 

Feldherr des Dreißigjährigen Krieges; Herzog von Friedland und Mecklenburg; Fürst von Sagan; kaiserlicher Generalissimus; aus dem Adelsgeschlecht Waldstein (tschech. Valdstejn oder Valdstýn) entstammend; wurde im Alter von elf Jahren Vollweise, wobei das Erbe, u.a. die Grundherrschaft Hermanitz und ein größeres Vermögen an Geld, zu gleichen Teilen an ihn und seine beiden Schwestern fiel. Sein Vormund, Heinrich Slavata von Chlum und Koschumberg, Schwager seiner Mutter,  ließ ihn gemeinsam mit seinem eigenen Sohn von Böhmischen Brüdern erziehen. Er wuchs unter deutsch-protestantischem Einfluß auf, besuchte die evangelische Universität Altdorf und bereiste Deutschland, Holland, England, Frankreich und Italien, wo er in Bologna und Padua Mathematik sowie Astronomie studierte. Nach seiner Rückkehr trat er 1604 in die Dienste der Habsburger unter Kaiser Rudolf II., für den er an Kämpfen während des ungarischen Aufstands und Venedig gegen die Türken beteiligt war. 1606 trat er zum Katholizismus über - eine wichtige Voraussetzung für seinen späteren Aufstieg - und heiratete 1609 die Witwe Lucretia von Vickov (†1614), die ihm ertragreiche Güter in Mähren hinterließ. Während des Böhmischen Aufstands (1618/19) zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges blieb Wallenstein zunächst kaisertreu, was ihn seinen gesamten Besitz kostete. Als Obrist eines Kürassierregiments, das er selbst finanzierte, kämpfte er zusammen mit dem kaiserlichen Oberbefehlshaber Tilly in der Schlacht am Weißen Berg am 8.11.1620, siegreich gegen das schlecht ausgerüstete böhmische Heer Kurfürst Friedrichs V. von der Pfalz, wurde danach Militärbefehlshaber in Nordböhmen und durch Konfiskation des Besitzes geflohener protestantischer Adliger zu einem der größten Grundbesitzer in Böhmen. 1621 wurde er Mitglied des Wiener Hofkriegsrats. Nach Schließung seiner zweiten Ehe (1623) mit Elisabeth Isabella Katharina von Harrach (†1656), der Tochter des Grafen von Harrach, eines engsten Vertrauten des Kaisers, wurde er zum Generalwachtmeister ernannt. Er kämpfte in Südmähren gegen Gábor Bethlen von Iktár, den Anführer eines gegen die habsburgischen Macht gerichteten Aufstands, und als Christian IV. von Dänemark gemeinsam mit Peter Ernst II. von Mansfeld 1625 in das Reich aufbrach, um die Protestanten dort gegen den Kaiser und die Liga zu unterstützen, vereinigte sich Wallenstein mit seinem auf eigene Kosten zusammengestellten, 24.000 Mann starken Heer im Oktober 1625 zur Verstärkung mit den unter dem Kommando Tillys stehenden kaiserlichen Truppen der Katholischen Liga. Wallenstein, der daraufhin zum “oberstkommandierenden” General (“Generalissismus”) ernannt wurde, gelang es, den dänischen Vormarsch zu stoppen und besiegte zusammen mit Tilly am 25.4.1626 die Protestanten unter Ernst II. von Mansfeld an der Dessauer Elbbrücke; im darauffolgenden Jahr schlugen beide König Christian IV. und konnten 1627 bis nach Nordjütland vordringen. 1929 handelte er mit dem dänischen König den Verständigungsfrieden von Lübeck 22.5.1629) aus (zwei Jahre später allerdings scheiterte Wallenstein vor Stralsund). Im gleichen Jahr erhob Kaiser Ferdinand II. ihn unter Erlassung der kaiserlichen Schulden in den Reichsfürstenstand, verlieh ihm die Herzogtümer Mecklenburgs, bestätigte zudem den seit 1628 bestehenden Besitz des in Schlesien gelegenen Fürstentums Sagan und beförderte ihn zum “General des ozeanischen und baltischen Meeres”. Am 27.7.1628 zog er in seine neue Residenz, das Schloß in Güstrow, ein, wo er im April 1629 den Feldherrn Tilly empfing. Schon am 23. Juli verließ er das Schloß für immer. Da Wallensteins wachsende Macht den katholischen Reichsfürsten zunehmend ein Dorn im Auge war, zwangen sie unter Führung des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern und mit Unterstützung der Jesuiten Ferdinand 1630 auf dem Regensburger Kurfürstentag, Wallenstein als Oberbefehlshaber zu abzusetzen und das Kommando wieder an Tilly zu übergeben. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich der Kaiser genötigt sah, Wallenstein erneut um Hilfe zu bitten. Am 4.7.1630 war der schwedische König Gustav II. Adolf mit 13.000 Mann auf Usedom gelandet und besiegte trotz viele Schwierigkeiten nach schnellem Vorstoß in den Süden die kaiserlichen Truppen in allen Schlachten: u.a. wurde Tilly am 17.9.1631 bei Breitenfeld (nahe Leipzig) und am 15.4.1632 bei Rain am Lech besiegt, wo er tödlich verwundet wurde und den schweren Verletzungen am 20.4.1632 in Ingolstadt erlag. Ferdinand sah sich genötigt, Wallenstein zu bitten, sich wieder zur Verfügung zu stellen. Dieser willigte jedoch erst ein, nachdem ihm in der Göllersdorfer Kapitulation vom April 1634 uneingeschränkte Befugnisse in Bezug auf die Kriegsführung und Friedensverhandlungen zugesichert waren. Tatsächlich gelang es Wallenstein dann das schwedische Heer innerhalb weniger Monate zurückzudrängen: vertrieb mit seinem 100.000 Mann umfassenden Heer die Schweden im Frühjahr 1632 aus Bayern, schlug Anfang September an der Alten Veste bei Nürnberg eine Abwehrschlacht und schlug am 16.11. bei Lützen die schwerste Schlacht des Krieges, die zwar unentschieden endete, bei der aber der der schwedische König fiel. Als Wallenstein im folgenden Jahr versuchte, durch geheime Friedensverhandlungen mit dem Gegner, sowie durch seine militärische Überlegenheit die Grundlage für einen allgemeinen Frieden zu schaffen, rief er das Mißtrauen des Kaisers und besonders der katholischen Reichsfürsten hervor, denn sie kritisierten vor allem seine religiöse Toleranz, die sich u.a. in der Konzessionsbereitschaft gegenüber den protestantischen Sachsen ausdrückte. Wallenstein vertrat jetzt offensichtlich die Meinung, daß mit militärischen Mitteln die Auseinandersetzung nicht werde gewonnen werden könne und ein rascher Friedensschluß, der seiner Auffassung nach im Interesse des Reiches unbedingt notwendig war, um die fremden Mächte aus Deutschland herauszudrängen. Der Verdacht des Kaiser, Wallenstein könne einen hochverrat planen, verdichtete sich, als der Kommandant der Leibgarde Wallenstein, Octavio Piccolomini, der der Schaukelpolitik seines Generalissimus ablehnend gegenüberstand und sich an die Spitze des Komplotts gegen jenen gestellt hatte, an den Kaiser nach Wien von dem 1. “Pilsener Revers” vom 11.1.1634, mit dem Wallensteins sich die absolute Loyalität seiner höhere Offizieren hatte versichern lassen., berichtete. Drahtzieher der Kampagne waren v.a. die Jesuiten, die Wallenstein unterstellten, den Krieg gegen die falsche Lehre des Protestantismus zu vernachlässigen und den Krieg beenden zu wollen, wobei sich insbesondere der Jesuit und Hofprediger Johannes Weingärtner mit der Vermutung hervortat, Wallenstein wolle sich zum Kaiser aufwerfen. Und obwohl Ferdinand II. trotz reiflicher Anstrengungen einen geplanten Hochverrat nie nachweisen konnte, ächtete er ihn und entließ ihn im Januar 1634 aus allen seinen Ämtern. Zwar eigenmächtig im Vorgehen, aber von der Sache her durch den Kaiser geduldet, wurde Wallenstein, zunehmend in seinen Entscheidungen schwankend und widersprüchlich, lange schon an einer fortschreitenden Knochensyphilis leidend, von starken Schmerzen gequält, so daß er kein Pferd mehr besteigen konnte und zuletzt liegend in einer Sänfte nach Eger transportiert werden mußte, dort im im am Markt liegenden Pachhölbelschen Haus mit dreien seiner Vertrauten, den Offizieren Freiherr Christian von Illo, Graf Adam Erdmann Trčka und Graf Wilhelm von Kinsky, von dem irischen Hauptmann Walter Deveroux, der 1640 in Prag an der Pest sterben sollte, mit einer Partisane, einer Stoßwaffe, ermordet. Nach seinem Tode wurde seine Besitztümer konfisziert. Das prächtige Palais Waldstein in Prag wurde später von seinem Neffen Maximilian wieder erworben und blieb dann bis 1945 im Besitz der Familie Waldstein; seit 1992 ist es Sitz des Senats des Parlaments der Tschechischen Republik.

 

Anonymer, zeitgenössischer Kupferstich von der Ermordung Wallensteins am 25.2.1634 in Eger.

Ermordung Wallensteins (Zeichnung eines Augenzeugen)

Johannes Kepler, der 1628 in die Dienste Wallensteins als Hofastronom getreten war, äußerte sich über ihn als einen rücksichtslosen Machtmenschen; tatsächlich bediente er sich bei der Beschaffung von Mitteln für seine militarische Ausrüstung rüder und menschenverachtender Methoden. Mit Wallensteins Rolle im Dreißigjährigen Krieg befaßten sich diverse Schriftsteller und Historiker, u.a. Schiller in seiner Dramentrilogie Wallensteins Lager, Die Piccolomini und Wallensteins Tod (1800), Alfred Döblin in seinem Roman Wallenstein (2 Bde., 1920) und Golo Mann in seiner umfangreichen Biographie Wallenstein. Sein Leben (1986).

 

Inschrift: Was leuchtet heller als die Sonne? Und auch sie weicht der Finsternis.

 

 

 

Brief Kaiser Ferdinands II. an Wallenstein vom 29. Januar 1633

 

 

 

 

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Bilder: Matt Young (07/2007)

Hinweis: Zunächst war Wallensteins Leichnam vom 1.3.1634 bis 27.5.1636 in Mies bei Eger im Minoritenkloster St. Maria-Magdalena aufbewahrt worden. Anschließend wurde er in die Krypta der Klosterkirche Karthaus bei Jitschin in Nordböhmen überführt. Erst 1782 wurden seine sterblichen Überreste schließlich in der St.-Anna-Kapelle in Münchengrätz beigesetzt.

Harry J. Collins

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US-amerikanischer Berufssoldat, Generalmajor; besuchte die Western Military Academy in Alton (Illinois) sowie die University of Chicago; diente 1917 im 3rd Infantry Regiment. Ab April 1943 war Collins Kommandeur der 42nd (Rainbow) Infantry Division, die im Zweiten Weltkrieg 1944 an der Ardennenoffensive teilnahm; im Zuge des weiteren Einsatzes in Deutschland war er an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau beteiligt. Nach dem sog. V-E-Day (Victory in Europe Day), dem Tag des Sieges am 8. Mai 1945 über Nazi-Deutschland, beteiligte sich die Rainbow-Division unter seinem Kommando an der Befreiung der westlichen Landesteile Österreichs. Nach der kampflosen Übergabe der Stadt Salzburg war Collins ab August 1945 Militärkommandant der Stadt und von 1946 bis 1948 Militärgouverneur der US-Truppen in Österreich. Anschließend wurde er in die Vereinigten Staaten zurückbeordert und übernahm als Kommandeur die in Fort Lewis (Bundesstaat Washington) stationierte 2. US-Infanteriedivision. Nach weiteren Kommandos u.a. in Fort Jackson in South Carolina als Kommandeur der 8. US-Infanteriedivision und als Militärattaché in Moskau, demissionierte er 1954, zog sich ins Privatleben zurück, wobei er sich immer wieder in Salzburg aufhielt, wo er im Hotel Österreichischen Hof (heute Hotel Sacher Salzburg) abstieg. Verheiratet war Collins der Österreicherin Irene née Gemacher, Tochter eines ehemaligen Oberstabsarztes,; das Paar hatte in am 20.10.1949 in Kalifornien geheiratet.

Harry Collins, den die Salzbuger mit dem Spitznamen “Hollywood-Harry” bedacht hatten (vermutlich, weil er sich im offenen Auto, begleitet von einer Motorrad-Eskorte, durch Salzburg chauffieren ließ), ist bis heute insbesondere bei der Salzburger Bevölkerung unvergessen. Unter seiner Leitung begann die Rainbow-Division bereits unmittelbar nach der Besetzung der Stadt mit der Versuch einer Normalisierung der Lebensverhältnisse der Bevölkerung, indem er sich bemühte, für Nahrungsmittel und Heizmaterial zu sorgen. Aber auch in Bezug auf das ihm als US-Militärgouverneur des westlichen Österreich unterstehende Kriegsgefangenenlager Mauerkirchen, in dem sich ca. 130.000 deutsche Soldaten (hauptsächlich von der Ostfront und der Deutschen Balkan-Armee) und 30.000 deutsche Frauen befanden, gebührt ihm große Anerkennung: Er veranlaßte die Entlassung von ca. 30.000 Soldaten und ebenso vielen Frauen, bevor ihm durch General Dwight D. Eisenhower weitere Entlassungen untersagt wurden; Eisenhower bestand auf einer Auslieferung der Kriegsgefangenen an die Sowjetunion. Von diesen hatten bei der Rückholaktion nach Gesprächen Konrad Adenauers im Jahre 1955 in Moskau (“Heimkehr der Zehntausend“) 95% den Lageraufenthalt in der Sowjetunion nicht überstanden.

Auszeichnungen u.a.: Silver Star, Bronze Star, Chevalier de la Légion d'honneur, Croix de Guerre mit Palme, Orden der Krone von Italien, Ehrenbürger von Salzburg (1946).

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Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 07/2013)

Salzburg, Friedhof des Stiftes St. Peter

Friedrich Philipp Victor von Moltke

 

 

Preußischer Offizier und dänischer General; Sohn des kaiserlichen Hauptmanns Friedrich Kasimir Siegfried von Moltke; Vater von Helmuth Johannes Ludwig von Moltke; Moltke war seit 1786 Offizier im preußischen Möllendorfschen Infanterieregiment Nr. 25 in Berlin. Nach der Heirat mit Henriette, der Tochter des Kaufherrn Johann Bernhard Paschen, quittierte der in finanzielle Schwierigkeiten geratene Moltke - nicht ganz freiwillig - seine Offizierslaufbahn und verwaltete das Gut Liebenthal bei Wittstock/Dosse, das er jedoch bald verkaufte, zog nach Parchim zu einem seiner Brüder, der dort ein mecklenburgisches Bataillon befehligte. Nachdem auch ein weiterer Versuch, das Leben eines Gutsbesitzers zu führen, gescheitert war, zog er mit seiner Familie nach Lübeck., wo sein Schwiegervater lebte. Um das Gut Augustenhof im ostholsteinischen Kreis Cismar zu erwerben, erwarb Friedrich von Moltke die dänische Staatsbürgerschaft; aber auch jetzt scheiterte sein Versuch, von der Landwirtschaft zu leben, so daß er schließlich 1806 wieder in militärische Dienste trat, diesmal in diejenigen des dänischen Königs Christian VII., der auch Herzog von Schleswig und Holstein war, und nahm als Bataillonskommandeur im Holstein Infanterie-Regiment 1808 am Kriegszug gegen Stralsund teil. 1833 wurde Moltke Kommandant von Kiel und schied 1839 im Range eines Generalleutnant aus dem Dienst aus.

Inschrift: Ich hab‘ Glauben gehalten (2 Thimot. 4,7)

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Hamburg-Wandsbek, Historischer Friedhof a.d. Christuskirche

Bilder: Parsifal von Pallandt (09/2017)

Hinweis: Bei der Grabplatte zu Füßen des Kreuzes handelt es sich um einen Gedenkstein für den in Plötzensee ermordeten Helmuth James Graf von Moltke.

François Le Fort  (auch Franz Le Fort) [russ. Франц Яковлевич Лефорт]

          

 

Russischer Admiral Schweizer Herkunft; einer hugenottischen Familie entstammend, die aus dem calvinistischen Piemont nach Genf geflüchtet waren und dort als Kaufleute zu Wohlstand und Ansehen gekommen waren. Gemäß des Willens seines Vater, Kaufmann und Drogist, sollte er ebenfalls Kaufmann werden,; schlug gegen den Willen seines Vaters, der für seinen Sohn eine Laufbahn als Kaufmann vorgesehen hatte, 1674 in Holland, wohin ihn der Vater geschickt hatte, damit der 18-Jährige dort das Handwerk erlerne, eine Militärkarriere zunächst in holländischen Diensten ein. Dann aber reiste er über Archangelsk nach Moskau, wo er sich in der Немецкая слобода, der deutschen Vorstadt, niederließ und bereits zu Ende der Regierung Fjodors III. in russische Dienste trat, 1683, zum Oberstleutnant ernannt, nahm er 1687 im Range eines Obersten an den Krimfeldzügen 1687 und 1689 teil. Zurück in Moskau, lernte er den 17-jährigen Peter Alexejewitsch, den späteren Zar Peter I. kennen, der  immer wieder die von seinem Vater für Westeuropäer außerhalb der Mauern Moskaus errichteten Deutsche Vorstadt besuchte und viel über die politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen in Westeuropa vernahm, so daß der Wunsch in ihm reifte, diese Länder kennenzulernen und von ihnen für eine Modernisierung Rußland Anregungen zu gewinnen. Es entstand eine innige Freundschaft zwischen den beiden, und Le Fort gewann einen grossen Einfluß auf Peter, ebenso wie der Schotte Patrick Gordon, die beide Peters Leben bis zu ihrem Tode begleiten werden.

François Le Fort, inzwischen im Range eines Generals, reorganisierte die russische Armee und schuf die kaiserlich-russische Marine mit der Folge seiner Ernennung zum Admiral im September 1694, dem ersten in Rußland. Außerdem nahm er während der Feldzüge (1695 und 1696) nach Asow als Peters Ratgeber und Heerführer teil.

 

Nach Le Forts Tod ordnete Peter für ihn ein Staatsbegräbnis mit allen erdenklichen Ehren an.

Inschrift: Hier ruhen die Gebeine des Obersten Gordon, Zeitgenossen Peters des Großen, und Leforts. Im Jahre 1877 hierher überführt aus seinem ehemaligen Hause nahe der Deutschen Strasse

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Moskau, Wwedenskoje-Friedhof

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Hinweis: Die sterblichen Überreste Le Forts und Gordons wurden 1876 aus den Deutschen Quartier hierher umgebettet.

Ulrich Klaus Wegener

 

 

Deutscher Offizier des Bundesgrenzschutzes; Sohn eines Offiziers der Reichswehr; aufgrund seines jugendlichen Alters hatte er das Glück, nicht mehr als Soldat zum Volkssturm im Endstadium des Zweiten Weltkrieges für die Kämpfe um Berlin herangezogen zu werden. Nach dem Abitur, das er 1950 abgelegt hatte, wurde Wegener wegen des Verteilens von SED-kritischen Flugblättern von der Stasi festgenommen und kam als politischer Häftling - zunächst in Potsdam, später in Brandenburg - ins Gefängnis der DDR-Staatssicherheit, aus dem er erst nach mehr als einem Jahr entlassen wurde. 1952 flüchtete er zunächst nach West-Berlin, durchlief dort einen Befragungsdienst der Alliierten und kam anschließend nach Westdeutschland, wo er sich sowohl nach Gründung der Bundeswehr im Jahre 1955 als auch bei der Bereitschaftspolizei bewarb.

Aufgrund der dramatischen Ereignisse während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München erteilte Innenminister Hans-Dietrich Genscher dem damals 47-jährigen BGS-Oberstleutnant Wegener den Auftrag, eine völlig neue Einheit zu bilden, die in der Lage sein sollte, bei terroristischen Angriffen einzugreifen: die Grenzschutzgruppe GSG 9. Bundesweit bekannt wurde Ulrich Wegener durch seinen spektakulärsten Einsatz im Oktober 1977 in Mogadischu: . Dorthin hatte ein Kommando der Popular Front for the Liberation of Palestine (PFLP, Volksfront zur Befreiung Palästinas) die Lufthansa-Maschine Landshut1 entführt, um die Gründergeneration der Roten Armee Fraktion (RAF) - Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof - freizupressen. Bereits 1979 gab Wegener die Leitung der GSG 9 ab, wurde Kommandeur des Grenzschutzkommandos West und brachte es bis zum Brigadegeneral. Nach seiner Verabschiedung beriet er unter anderem die Regierung Saudi-Arabiens.

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1   2017 kaufte die Bundesregierung die ehemalige Lufthansa Maschine, die 1985 verkauft worden war und nach ihrer Außerdienststellung in flugunfähigem Zustand im brasilianischen Fortaleza abgestellt war, für den Schrottwert von etwa 20.000 EUR und ließ sie nach Deutschland bringen, wo sie ab Herbst 2019 im Dornier-Museum ausgestellt werden wird.

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Windhagen (Ldkrs. Neuwied), Friedhof

Louis Mountbatten 1. Marquess of Milford Haven ne Prinz Ludwig Alexander von Battenberg

~ 1905

 

Britischer Admiral hessischer Herkunft;: zweitältestes von fünf Kindern des Prinzen Alexander von Hessen-Darmstadt und dessen Gemahlin Gräfin Julia Hauke (*1825, †1895); Vater von Alice von Battenberg ;der Gemahlin des Prinzen Andreas von Griechenland; erbrachte die Kindheit auf Schloß Heiligenberg in Hessen. Unter dem Einfluß seiner angeheirateten Cousine Prinzessin Alice von Großbritannien und ihres Bruders Admiral Alfred, Duke of Edinburgh, zwei Kindern der britischen Königin Victoria, entschloß sich Battenberg 1868 im Alter von vierzehn Jahren, eine Laufbahn als Seeoffizier einzuschlagen. Er ging nach Großbritannien, wurde als britischer Untertan eingebürgert und trat am 3. Oktober 1868 in die Royal Navy ein. Nach mehreren Beförderungen und Kommandos wurde er 1912 Erster Seelord und bekleidete damit die ranghöchste Dienststellung der Marine, während ihm als Erster Lord der Admiralität auf politischer Seite Winston Churchill gegenüberstand. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges geriet er jedoch zunehmend wegen seiner deutschen Abstammung unter Druck der öffentlichen Meinung, so daß Churchill ihn schließlich am 27.10.1914 zum Rücktritt drängte..

Als König Georg V. im Juli 1917 für sich und seine Familie auf alle deutschen Titel verzichtete und seine Verwandten dazu aufrief, dasselbe zu tun, legte auch Admiral Prinz Ludwig Alexander von Battenberg seine hessischen Titel und Würden ab und nahm den Familiennamen Mountbatten an, erhielt wenig später die Würde eines britischen Marquess of Milford Haven mit den nachgeordneten Titeln Earl of Medina und Viscount Alderney sowie einen Sitz im House of Lords. 1918 wurde er jedoch gegen seinen Willen auch formell aus der Royal Navy entlassen, und mußte 1919 aus finanziellen Gründen sowohl seinen Wohnsitz Kent House als auch seine Sammlung militärischer Medaillen verkaufen.

Als Commander-in-Chief Atlantic Fleet

Schließlich veräußerte er auch sein Elternhaus, das Schloß Heiligenberg in Hessen. auf dem er seine Jugend verbracht hatte.

Anfang 1921 erhielt er das Großkreuz des Order of the Bath in der militärischen Klasse und wurde im August zum Admiral of the Fleet (Großadmiral) ernannt. Bereits einen Monat später starb er an einem Herzversagen infolge einer Influenza.

Verheiratet war er seit 30.4.1884 mit Viktoria von Hessen-Darmstadt (*1863, †1950), Tochter Ludwigs IV., Großherzog von Hessen und bei Rhein und Enkelin der Königin Victoria; einer seiner Enkel ist Prinz Philip, Gemahl von Königin Elisabeth II..

~1878

 

 

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Bilder: Parsifal von Pallandt (03/2018)

 Whippingham, Isle of Wight, .St Mildred's Churchyard

Karl Rudolf Brommy eigentl. Carl Rudolf Bromme

 

Deutscher Marineoffizier; fünftes Kind eines Gerichtsschöffen; verlor bereits im Kindesalter seine Eltern und wurde 1818 einem Vormund unterstellt. Nachdem dieser seinem Mündel die Einwilligung erteilt hatte, zur See gehen zu dürfen, besuchte er die Navigationsschule Hamburg, die er im Sommer 1820 erfolgreich absolvierte und unmittelbar anschließend seine erste Seereise auf der Brigg Heinrich antrat; die Zeit danach ist nur lückenhaft dokumentiert. Eigenen Aussagen zufolge heuerte er ab 1822 auf verschiedenen US-amerikanischen Segelschiffen an und wurde 1826 zum Captain befördert (in dieser Zeit änderte er auch die Schreibweise seines Namens nach der englischen Aussprache in Brommy). Für seine angebliche Beteiligung am chilenischen und später am brasilianischen Befreiungskampf gibt es keine Belege.

Nachdem infolge der revolutionären Ereignisse von 1848 in den deutschen Staaten der Ruf nach einer eigenen Flotte lauter wurde, wandte er sich am 23.7.1848 in einem Schreiben an den Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung, Heinrich von Gagern und bot seine Hilfe beim Aufbau der deutschen Reichsflotte an. Am 18..3.1849 wurde Brommy Befehlshaber der Reichsflotte, der ersten gesamtdeutschen Marine und war mit seinem Flaggschiff SMS Barbarossa in der Seehafenstadt Brake, die zu dieser Zeit zur provisorischen Marinestation der ersten deutschen Flotte erklärt wurde.

SMS Barbarossa

Militärische Verstärkung erhielt Brommy zudem durch die Hamburger Flottille. Trotz großer materieller, personeller sowie finanzieller Probleme gelang es Brommy, eine kleine Flotte für den Kampf gegen Dänemark während der Schleswig-Holsteinische Erhebung aufzustellen. Der erste und einzige Kampfeinsatz der deutschen Flotte unter Brommy gegen die Dänen endete am 4.6.1849 mit dem Abbruch des Gefechts vor dem damals britischen Helgoland zur Vermeidung eines Konflikts mit Großbritannien Am 23.11.1849 wurde Brommy vom Reichsverweser Erzherzog Johann von Österreich zum Konteradmiral ernannt.

 

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Bilder: Heiko Bockstiegel (1995)

Brake (Unterweser) OT Kirchhammelwarden, Friedhof

Bilder: Ulrich Farwick (11/2018)
Militär XV

Omnibus salutem!