Anna Schramm

Deutsche Sängerin und Schauspielerin; kam nach mehreren Jahren an Provinzbühnen 1861 an das Wallner-Theater in Berlin, wo sie neben Helmerding, Reusche und anderen eine Hauptstütze der Berliner Lokalposse wurde. Sie war 1867 bis 1870 Mitglied des Friedrich Wilhelmstädtischen Theaters, gab darauf Gastspiele und zog sich nach ihrer Heirat 1876 von der Bühne zurück, nahm jedoch nach einigen Jahren ihre Bühnentätigkeit wieder auf und war nach 1888 wieder Mitglied des Wallnertheaters für das Fach der komischen Alten und eine der beliebtesten Künstlerinnen des Deutschen Reiches.

Inschrift: Du warst der Besten Eine.

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Bild: Lienhard Schulz (02/2006)

Berlin, Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinden

Erich Kleiber

 

Österreichischer Dirigent; Vater Carlos Kleibers; der Sohn einer in ärmlichen Verhältnissen lebenden Lehrerfamilie verbrachte seine Jugendzeit in Prag und studierte dort – unterbrochen nur durch einen längeren Aufenthalt in Wien - Philosophie und Musik. 1923 berief ihn Max von Schillings als Nachfolger Leo Blechs an die Staatsoper in Berlin, nachdem er an verschiedenen Häuser ( u.a. in Darmstadt, Düsseldorf und Mannheim) engagiert war. Kleiber, der als Gastdirigent mit Beethovens Fidelio beeindruckt hatte, blieb dort zwölf Jahre und prägte das deutsche Musikleben wie außer ihm nur noch Wilhelm Furtwängler und Richard Strauss. neben der Pflege der Werke Beethovens und Wagners brachte er Alban Bergs Wozzeck zur Uraufführung (1925) und Janáceks Oper Jenufa zur deutschen Erstaufführung. Als Verfechter der modernen Musik eines Alban Bergs, Ernst Kreneks oder Igor Strawinsky mußte er 1935 seinen Posten auf Druck der Nationalsozialisten zur Verfügung stellen. Er emigrierte zunächst nach Kuba, ging später dann Buenos Aires, von wo er 1950 zurück nach Europa kehrte. Seine ursprüngliche Intension, wieder an der Berliner Staatsoper zu arbeiten, gab er auf, als seitens der DDR-Führung Zusagen nicht eingehalten wurden. Da er auch sich auch in Westberlin nicht heimisch fühlte und die Hoffnung auf ein Engagement in Wien sich zerschlug, lebte Kleiber eine Zeit lang in einem Züricher Hotel.

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Bild: Udo Trimper (07/2007)

Zürich, Friedhof Hönggerberg

Karl Richter

 

Deutscher Organist und Dirigent; der Sohn eines evangelischen Pfarrers studierte nach dem Zweiten Weltkrieg am Konservatorium Leipzig und am Institut für Kirchenmusik bei Karl Straube und Günther Ramin und entwickelte sich dort zum bedeutenden Bachinterpreten. war Organist an der Leipziger Thomaskirche und seit 1951 in München Leiter des Bach-Chores und des Bach-Orchesters.

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Zürich, Friedhof Enzenbühl (CH)

Bilder: Udo Trimper (07/2007)
Bild: Ana Violeta Diaz Mella (02/2007)

Violeta Parra

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Chilenische Folklore-Musikerin; bereits im Alter von neun Jahren erlernte sie das Gitarrespielen und komponierte mit zwölf Jahren erste eigene Lieder. Während ihrer Ausbildung zur Lehrerin an einer staatlichen Schule in Santigo komponierte sie Boleros, Corridos und Tonadas und trat öffentlich auf, in Bars, kleinen Tanzsälen, beim Circus und in diversen Freizeiteinrichtungen. Früh schon engagierte sie sich in der politischen Linken und wurde Mitglied der Sozialistischen Partei Chiles. Ab 1952 sammelte und nahm sie Folkloremusik auf, was letztlich zu einem neuen Bewußtsein in Bezug auf die Volksmusik in Chile führte und die Grundlage für La Nueva Canción Chilena, eine neue Gesangsbewegung Chiles, schuf. Diese Bewegung breitete sich in den 1960er und 1970er Jahren über das ganze Land aus. Parra verquickte die folkloristischen Musikelemente mit religiösen Inhalten der Protestbewegung und Sozialkritik der 1960er Jahre und wurde auch nach dem Militärputsch von 1973 für viele Chilenen zum Synonym für das unter der Militärdiktatur leidende Chile. Parra, die auf zahlreichen Reisen, u.a. in die Sowjetunion, ihre Lieder in die Welt trug, beging wenige Monate vor ihrem 50. Geburtstag Suizid - angeblich wegen des Scheiterns ihrer Beziehung und finanzieller Probleme. Noch kurz vor ihrem Tode schuf sie das Lied Gracias a la vida (dt. Dank an das Leben), das Musikstars wie die US-amerikanische Sängerin Joan Baez (*1941) international bekannt machten.

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Santiago de Chile, Cementerio General

Bild: Carlos Lowry (11/2006) flickr.com

Selena Quintanilla-Perez

 

Mexikanisch-US-amerikanische Tejano-Sängerin; erstmalig öffentlich trat sie als 8-Jährige im mexikanischen Restaurant ihres Vaters in ihrer Heimatstadt auf; ein Jahr später entstanden erste Plattenaufnahmen. Sehr häufig auf Tour, konnte sie die High School nur im Fernabschluß beenden. Eine erste Auszeichnung erhielt sie 1987 bei den Tejano Music Awards, nachdem sie zuvor ihre Alben Alpha (1986) und Muñequito de Trapo (1986) auf den Markt gekommen waren: sie erhielt den Preis “Entertainer of the Year”. Für ihre Leistung im Bereich der Tejano-Musik, ein mittelamerikanischer Musikstil, erhielt sie einen Grammy und verkaufte mehr als 1,5 Millionen Platten. Zur Katastrophe kam es, als Yolanda Saldivar, Managerin ihrer inzwischen etablierten Boutiquen und Präsidentin des Selenas Fan-Clubs, wegen Veruntreuung von Geldern entlassen werden sollte, zur Rede gestellt, Quintanilla im Laufe der Auseinandersetzung mit eine Pistole in den Rücken schoß und sie an den Folgen der Verletzung starb. Noch heute gilt Selena Quintanilla als eine der beliebtesten Latina-Sängerinnen.

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Corpus Christi (Texas), Seaside Memorial Park

Bild: Vasil Yaroshevich (07/2007)

Sergeij Iwanowitsch Tanejew

Russischer Komponist; einem wohlhabender Familie entstammend, trat er 1866 in das Moskauer Konservatorium ein, studierte Klavier, Komposition, Orchestration und Formenlehre u.a. bei Nikolaj Rubinstein und Peter Tschaikowskij, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, und beendete seine Ausbildung 1875 mit einer Goldmedaille. Zunächst war er vorwiegend als Pianist tätig und unternahm Konzertreisen (u.a. nach Frankreich). 1878 wurde er Professor für Harmonielehre und Instrumentation am Moskauer Konservatorium, 1881 zusätzlich Professor für Klavier und 1883 schließlich Professor für Komposition. Von 1885 bis 1889 war er Direktor des Konservatoriums, danach zog er es vor, nur seiner Lehrtätigkeit in den Fächern Kontrapunkt, Fuge und Formenlehre nachzugehen. Etliche seiner Schüler (z. B.Sergej Rachmaninow, Alexander Skrjabin und Reinhold Glière) entwickelten sich zu namhaften Komponisten. Auch in menschlicher Hinsicht wirkte der umfassend gebildete Tanejew, der sich z.B. auch für Philosophie interessierte, auf seine Schüler prägend. 1905 verließ er das Konservatorium. Tanejew trat auch als Autor vieler bedeutender musikwissenschaftlicher Schriften hervor und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen versehen. 1915 zog er sich auf der Beerdigung seines Schülers Alexander Skrjabin eine schwere Erkältung zu, die zu seinem Tod führen sollte.

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Josef Suk

 

Tschechischer Geiger; Enkel des Komponisten Josef Suk; Urenkel des Komponisten Antonín Dvořák; studierte am Prager Konservatorium und hatte jedoch als “Wunderkind” bereits im Alter von sieben Jahren Unterricht bei dem Geigenpädagogen Jaroslav Kocian erhalten. 1949, noch während seines Studium, wurde er als Repräsentant der jungen tschechischen Violinisten nach Paris und Brüssel gesandt. Nach Beendigung des Studium verbrachte er vier Semester als Mitglied des Armádní umělecký soubor Víta Nejedlého (Armeechor Vitus Nejedlého), wurde dort jedoch aus politischen Gründen vorzeitig suspendiert. Von 1950 bis 1952 war er Primarius des Prager Streichquartetts und von 1953 bis 1955 Konzertmeister des dramatischen Orchesters des Nationaltheaters in Prag. 1957 wirkte er als Solist an der Kunstakademie der Armee.

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Bilder: Thomas Haas (08/2014)

Prag-Vysehrad, Ehrenfriedhof Slavin

Claudio Arrau León

1923            1929

Chilenischer Pianist; jüngstes von drei Kindern eines Augenarztes, der an den Folgen eines Reitunfalls ums Leben kam, als Claudio, der bereits im Alter von fünf Jahren erstmals öffentlich aufgetreten war, erst elf Jahre alt war; erhielt ersten Klavierunterricht durch seine Mutter. Mittels eines Stipendiums der chilenischen Regierung studierte er ab 1913, in Berlin am Stern’schen Konservatorium, wo einer seiner Lehrer, Martin Krause, ein ehemaliger Schüler Franz Liszts, sich auch privat um den minderjährigen Eleven kümmerte und ihm eine fundierte Allgemeinbildung ermöglichte. Von 1925 bis 1940 war er selber Professor am Stern’schen Konservatorium. 1926 entstanden erste Schallplattenaufnahmen, und 1928 gab er sein erstes Konzert mit den Berliner Philharmonikern. In den Jahren 1935 bis 1937 führte er in Konzertreihen das pianistische Gesamtwerk von Johann Sebastin Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert auf. 1941 emigrierte er mit seiner Familiein die Vereinigten Staaten, wo er sich dauerhaft in New York niederließ. Von da aus unternahm er zahllose Tourneen - er gab pro Jahr mehr als einhundert Konzerte. 1967 rief er eine Stiftung ins Leben, die junge Musiker unterstützt. Arrau starb völlig überraschend, als er sich im österreichischen n Mürzzuschlag aufhielt, wo er in feierlichem Rahmen das Johannes-Brahms-Museum mit einem Konzert eröffnen sollte.

Verheiratet war Claudio Arrau seit 1937 mit der Frankfurter Mezzosopranistin Ruth Schneider; das Paar hatte drei Kinder.

Inschrift:

El maestro se ha callado
pon tu alma de rodillas
su música maravilla
por todo el orbe ha sonado
y a los hombres ha encantado.
Aquí en su tierra querida
“cuna de héroes y artistas”
yace del mundo el pianista
ochenta y ocho años de vida
Chillán llora su partida...

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Bild: Farisori (09/2012) Wikipedia.org
Bild: Farisori (09/2012) Wikipedia.org

Chillán (Chile), Cementerio Municipal

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Eva Helga Bertha von der Osten

 

 

Deutsche Sängerin (Sopran); Tochter des Schauspielerehepaars Emil von der Osten. und Rosa von der Osten-Hildebrandt; erhielt ihre Gesangsausbildung bei August Iffert in Dresden und debütierte 1902 als Page Urbain in Giacomo Meyerbeers Großer Oper Les Huguenots an der Dresdner Hofoper, an der sie bis 1930 - bis zum Ende ihrer Karriere - Ensemblemitglied sein wird. Dort war sie der Publikumsliebling des Publikums und sang alle wichtigen Partien ihres Fachs. Aber sie gab auch Gastspiele an anderen europäischen Bühnen, u.a. seit 1906 regelmäßige Gastspiele an der Komischen Oper Berlin, und zwischen 1923 und 1924 trat sie mit großem Erfolg vor allem in den Vereinigten Staaten als Mitglied der “German Opera Company” unter dem Dirigenten Leo Blech in Werken von Richard Wagner auf, u.a. als Isolde in Tristan und Isolde. 1930 beendete sie ihre Bühnenkarriere als Brünnhilde in der Walküre, blieb aber danach in Dresden noch als Regisseurin tätig, so 1933 bei der Uraufführung der Oper Arabella von Hugo von Hofmannsthal, der das Libretto geschrieben hat, und der Musik von Richard Strauss.

Verheiratet war Eva von der Osten mit dem Bariton Friedrich Plaschke (*1875, †1952).

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Bilder: Bernd Schwibbe (07/2014)

Dresden-Tolkewitz, Johannisfriedhof

Wolfgang Stresemann

 

 

Deutsch-US-amerikanischer Dirigent, Komponist und Buchautor; Sohn des Reichkanzlers Gustav Stresemann und dessen Frau Käthe, née Kleefeld; studierte Rechtswissenschaften mit dem Ziel, wie sein Vater in die Politik zu gehen; an den Universitäten Berlin, Heidelberg und Erlangen, wo er 1928 zum Dr. jur. promovierte und zunächst als Syndikus bei der Firma Finag und Tilka in Berlin arbeitete.

Seine eigentliche Leidenschaft, die er schon früh entdeckt hatte, gehörte allerdings die Musik. So studierte er Klavier, Geige, Komposition, Instrumentation und Dirigieren u.a. bei Paul Ertel in Berlin, bei dem österreichischen Komponisten, Chordirigenten und Musikpädagogen Walter Gmeindl und nach seiner Emigration, in der er von 1939 bis 1956 mit seiner Mutter lebte, bei Léon Barzin in Tanglewood (USA). Seine entscheidenden musikalischen Eindrücke aber verdankte Stresemann in Berlin den Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter, deren Konzerte und Opernvorstellungen er regelmäßig besuchte.

Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er dort zunächst Intendant des Orchester des RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor). Von 1959 bis 1978 prägte Stresemann als Intendant das Berliner Philharmonische Orchesters. Als er in den 1980er Jahren, auf dem Höhepunkt der sog. Karajan-Krise, noch einmal als kommissarischer Leiter des Philharmonischen Orchesters eingesetzt wurde, galt er endgültig als der Grandseigneur des West-Berliner Musiklebens.

Werke u.a.: Philharmonie und Philharmoniker. (1977), Mein Vater, Gustav Stresemann (1979), ... und abends in die Philharmonie. Erinnerungen an große Dirigenten (1981), Eine Lanze für Felix Mendelssohn (1984), Weimar, Augenzeuge deutscher Schicksalsjahre (1986), Wie konnte es geschehen? Hitlers Aufstieg in der Erinnerung eines Zeitzeugen (1987), Ein seltsamer Mann; Erinnerungen an Herbert von Karajan (1991), Zeiten und Klänge: Ein Leben zwischen Musik und Politik (1994).

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Bilder: Günter Bihn (08/2024)

Berlin, Waldfriedhof Dahlem

Musiker LVIII

Omnibus salutem!