Landgräfin von Thüringen; mütterlicherseits dem deutschen Hochadel entstammend, wurde die Tochter des ungarischen Königs Andreas II. im Alter von vier Jahren mit dem 11-jährigen Sohn des Landgrafen von Thüringen, Ludwigs I., verlobt und zur gemeinsamen Erziehung nach Thüringen auf die Wartburg gebracht. 1213 wurde ihre Mutter ermordet, 1215 starb ihr väterlicher Beschützer, Landgraf Hermann I. 1221 wurde sie mit Landgraf Ludwig IV. von Thüringen verheiratet. Als sie sich des krassen Unterschied des Luxus ihrer Standesgenossen zu der Armut des einfachen Volkes bewußt wurde, begann ihre Fürsorge für die Hungernden und Kranken, und als sie während der Hungersnot im Jahre 1225 die eigenen Kornkammern öffnete und die Vorräte an die Armen verteilte, stieß ihre Freigiebigkeit auf zunehmende Ablehnung und Kritik auf der Burg: es hieß, sie eigne sich eher zu einer Dienstmagd oder bigotten Nonne, als zu einer deutschen Fürstin. Nachdem Ludwig 1227 sich - von dem Kreuzugsprediger Konrad von Marburg, von Papst Gregor IX. (*~1167, †1241) als “Brautführer der Kirche”, “Diener des Lichtes” und “Spürhund des Herrn”, apostrophiert, aufgerufen - dem 5. Kreuzzug anschloß und im gleichen Jahr bereits inItalien durch eine Seuche ums Leben gekommen war, entzog man ihr die Witwengüter, und sie wurde durch Heinrich Raspe IV. (*1204, †1247) im Winter 1227/28 von der Wartburg verwiesen. Sie ging zunächst nach Eisenach, wo sie 1228 in der dortigen Franziskaner-Kirche feierlich Armut und Gehorsam gelobte; ihr Vorbild wurde der von Papst Gregor IX. geförderte Franz von Assisi. Ihren Witwensitz nahm sie schließlich in Marburg, wo sie 1228 ein Franziskus-Spital errichtete und sich beraten und beherrscht von ihrem Beichtvater Konrad von Marburg, der Armen- und Krankenpflege in dem Spital widmete. Die Grundsteinlegung der Kirche, wohin ihre sterblichen Überreste nach Fertigstellung im Beisein Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen gebracht wurden, erfolgte 1236 (die Bauarbeiten zogen sich noch bis 1340 hin). Schon bald besuchten die ersten Pilger ihr Grab. Pfingsten 1235 wurde Elisabeth in Perugia von Gregor IX. heiliggesprochen Ihr Beichtvater hatte ihre Heiligsprechung nicht mehr erlebt, da der Inquisitor im Auftrag eines erbosten Adligen, vermutlich des Grafen von Sayn, den er der der Häresie beschuldigt hatte, im Juli 1233 ermordet worden war. Elisabeth gilt als die deutsche “Nationalheilige” des Mittelalters; ihr Gedenktag ist der 19. November. Elisabeth gilt zudem als die Stammmutter der hessischen Landgrafen. Sie ist die Patronin von Thüringen und Hessen, der Waisen und Witwen, Kranken, Notleidenden sowie der Bäcker und Spitzenklöpplerinnen. Um Elisabeth rankt sich die Legende von dem Rosenwunder. Als Elisabeth von Thüringen eines Tages mit einem Korb voll des Brotes durch die Stadt ging, begegnete sie ihrem Gemahl, der ihre Barmherzigkeit nicht gut heißt. Auf die Frage, was sie in ihrem Korb habe, antwortet Elisabeth, eingedenk des Verbotes, es handele sich um Rosen. Von ihrem Gemahl gebeten, das Tuch, das den Korb bedeckte, zu lüften, lagen in dem Korb Rosen statt des Brotes für die Armen. Der Einfluß Elisabeth, die bereits zu ihrer Zeit als “sancta moderna” galt, war über die Jahrhunderte immer wieder bedeutend: durch die Romantiker zu Anfang des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und aufgrund der durch die Urbanisierung im 19. Jahrhundert entstandenen sozialen Probleme in den Fokus privater sozialer Verantwortung gerückt, kam es Mitte des Jahrhundert zur Gründung zahlreicher Elisabeth-Vereine, um dem zunehmenden Pauperismus in den Städten zu begegnen. Aber auch bereits im 14. Jahrhundert, besonders jedoch im 15. und 16. Jahrhundert, war sie in der Hospitalbewegung in den von Armut und Not geprägten Städten Vorbild für die Kranken- und Armenpflege. So wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts folgerichtig zur Patronin der Caritas. Elisabeth hatte zwei Töchter - Sophia von Brabant (*1224, †1275) und Gertrud von Altenberg, wobei Letztere später Leiterin eines Klosters war; ihr einziger Sohn Hermann (*1222) war bereits 1241 gestorben. Tag der Heiligen: 19.11.
Marburg, Elisabethkirche
Das Relief unter dem Sarg Elisabeths zeigt u.a Christus, Maria und Heilige samt Landgraf Konrad, dem Erbauer der Kirche, im Habit des Deutschordens).
Tympanon an der Elisabethkirche in Marburg (Haupteingang)
Papst (1406-15); war vor seiner Wahl zum Papst Kardinalpriester von S. Marco in Venedig. Sein Pontifikat war durch das Abendländische Schisma geprägt: einerseits beanspruchte der Gegenpapst Benedikt XIII. die Tiara für sich, andererseits wurde 1409 auf dem Konzil von Pisa Alexander V. (*1340, †1410) und dann ein Jahr später Johannes XXIII. zum neuen Papst gewählt. Bereits das 12tägige Konklave im November 1406, durch das Gregor XII. gewählt wurde, hatte bereits ganz im Zeichen dieser Kirchenspaltung gestanden. Eine Entscheidung im Abendländischen Schisma sollte erst 1415 das Konzil von Konstanz 1415 bringen, das zunächst die Wahl von Johannes für ungültig erklärte, anschließend aber auch Gregor XII. zum Rücktritt nötigte. Knapp zwei Jahre später starb Gregor als Kardinalbischof von Porto in Recanati.
Recanati b. Ancona, Dom
Gregor VII. Hildebrand von Soana
aus einer zeitgenössischen Handschrift
Papst (1073-85); der Sohn einfacher Eltern wurde im Marienkloster von Rom erzogen. 1049 wurde er in den Kreis der Kardinalkleriker als Subdiakon aufgenommen. Seine 1059 erfolgte Ernennung zum Archidiakon, mit der Aufgabe die Finanzverwaltung für die römische Kirche zu übernehmen, begründet seinen wachsenden Einfluß an der Reformkurie. Als Papst Alexander II. 1073 beigesetzt wurde, rief das Volk und der Klerus Hildebrand spontan zum Papst aus; auch Heinrich IV. anerkannte ihn als neuen Papst, obwohl dessen Erhebung nicht dem Papstwahlgesetz entsprach. Unmittelbar nach seiner Wahl setzte er die zuvor schon begonnenen Reformen fort. Im Dictatus Papae legte Gregor VII. seine Grundsätze nieder; so forderte er die Loslösung der Kirche von allem Weltlichen, i.e. Verbot der Simonie, Forderung nach Zölibat, was bei den Klerikern starken Widerstand hervorrief, sowie die monarchische Regierung aller Kirchen von Rom aus. Viel gravierender aber war seine Forderung nach Unterwerfung aller weltlichen Mächte unter die Herrschaft des Papstes.
Der Dictatus Papae Gregors VII. vom März 1075 beinhaltet seine Vorstellungen über die Stellung des Papstes im Verhältnis zum Kaiser wieder.
Hiermit löste er den Investiturstreit zwischen Kaiser und Papsttum aus - dieser Streit wurde für das Reich erst im Wormser Konkordat von 1122 beigelegt. 1076 wurde von den deutschen Bischöfen die Absetzung Papst Gregor VII. ausgesprochen, der mit dem Kirchenbann über Heinrich antwortete und zugleich die Bischöfe und die Untertanen vom Treueeid entband. Die Bischöfe und Fürsten des Reiches fielen daraufhin zum großen Teil vom König ab und forderten auf dem Fürstentag von Tribur seine Absetzung, falls es ihm nicht gelingen sollte, sich vom Bann zu lösen und mit dem Papsttum auszusöhnen. Heinrich zog daraufhin nach Italien und erreichte am 27. Januar 1077 in Canossa die Lösung vom Bann, nachdem der Papst ihn zwei Tage im Schnee hatte ausharren lassen, bevor er einwilligte. 1080 verbannte Gregor Heinrich erneut, worauf dieser seinerseits Gregor absetzen und an seiner Statt den Erzbischofs von Ravenna (als Papst Klemens III.) zum Papst wählen ließ. Gregor geriet mehr und mehr in Isolation, besonders als Heinrich 1081 gegen seinen Widersacher zu Felde zog, und als er 1084 in Rom einzog - sich dort von Klemens zum Kaiser krönen ließ -, mußte Gregor schließlich Rom verlassen und in Salerno ins Exil gehen. Gregor VII. gilt wegen seiner Bedeutung für die Kirchenreform als einer der bedeutendsten Päpste, war jedoch nicht unumstritten, wurde gar von einem der einflußreichsten Geistlichen des 11. Jahrhunderts, Petrus Damiani, als “Der Heilige Satan" betitelt.
Die Flucht Gregors VII. aus Rom 1084 (oben), Exil und Tod Gregors in Salerno (1085) (unten), aus Otto von Freisings Weltchronik.
Innozenz III. Lothar Graf von Segni
Papst (1198-1216); überragende Persönlichkeit aus dem Hause der Grafen der Campagna; studierte in Paris und anschließend Rechte in Bologna und war ein glänzender Jurist. 1187 wurde er durch Gregor VIII. zum Subdiakon geweiht und 1190 wurde er Kardinaldiakon von Santi Sergio e Bacco. Im Alter von nur 37 Jahren als Nachfolger Coelestins III. zum Papst gewählt, führte er das mittelalterliche Papsttum auf den Gipfel seiner weltlichen Macht. Er hielt sich kraft seines Amtes für “geringer als Gott, doch mehr als der Mensch” und beanspruchte deshalb die plenitudo potestatis, die Gesamtfülle der Macht, und setzte damit fort, was Gregor VII. bereits im 11. Jahrhundert begonnen und im Dictatus Papae formuliert hatte. Er erreichte die Unabhängigkeit der päpstlichen Hauptstadt Rom und des unter ihm erweiterten Kirchenstaates (Rekuperationen) sowie die Oberhoheit über Sizilien; bei alle dem kamen ihm allerdings die Wirren im Reich nach dem Tode Heinrichs VI.zur Hilfe, der einen unmündigen Sohn, den späteren Kaiser Friedrich II., hinterließ, den er 1196 zum römisch-deutschen König hatte wählen lassen und der dann unter die Vormundschaft von Papst Innozenz III. als dem Lehnsherrn von Sizilien gestellt wurde (Ansprüche auf die Romagna und Pentapolis konnte er allerdings nicht umsetzen). Von 1202 bis 1204 führte er den 4. Kreuzzug, der das Heilige Land allerdings nicht erreichte. Da er eine Umklammerung durch die Staufer durch die Vereinigung Siziliens mit dem Reich fürchtete, unterstützte er zunächst Otto IV. und krönte ihn 1209 zum Kaiser. Als aber Otto Papst Innozenz durch den Versuch, die kaiserliche Oberhoheit in Süditalien wieder aufzurichten, verärgerte, unterstützte dieser 1211 Friedrich.
Vor dem ankommendenSchiff Friedrichs II.(im Hintergrund) reicht Innozenz III. Otto IV. die Hand.
Innerkirchlich förderte bzw. bestätigte er neue Orden, u.a. den der Franziskaner, und reformierte die Kurie. Er war allerdings ein unerbittlicher Gegner der Häresie; so sorgte Innozenz für die unerbittliche Verfolgung der Katharer sowie anderer Abweichler, wo man ihrer habhaft werden konnte. Nur wer den Richtlinien der Kirche folgte, entging der Exkommunizierung - eine Politik, die - durchaus von ihm so gewollt - die Inquisition verschärfte. Noch kurz vor seinem Tod berief Innozenz 1215 das 4. Laterankonzil in Rom ein, das neben kirchenspezifischen Angelegenheiten v.a. solche über die Rechte und Pflichten fast aller Gesellschaftsschichten behandelte und so in das tägliche Leben der Menschen eingriff. Innozenz starb auf einer Reise in die Lombardei, um dort Frieden unter den zerstrittenen Städte zu stiften und sie zum Kreuzzug zu animieren. Nachdem man ihn in der Kathedrale von Perugia aufgebahrt hatte, fand man seinen Leichnam am nächsten Morgen nackt, aller seiner wertvollen Kleidung und Grabbeigaben beraubt, auf einem Stein liegend.
Innozenz III. war von weltverachtendem Pessimismus erfüllt, hatte ein stark misanthropisches Menschenbild; so glaubte er, der Mensch handele trotz aller Verbote schlecht und verübe Schändliches. Bereits als Kardinaldiakon hatte er mit seinem Traktat Über die Verachtung der Welt und den elenden Zustand der Welt Aufsehen erregt, in dem er versucht nachzuweisen, daß alle Menschen in gleichem Maße an den Folgen der Erbsünde litten, und lehnte daher alles Körperliche ab.
Hinweis: Innozenz III. wurde ursprünglich im Dom vom Perugia beigesetzt, 1891 ließ Leo XIII. die sterblichen Überreste nach Rom überführen.
Rom, Basilika San Giovanni in Lateran
Italienischer Prister (kath.); bereits als Schüler hatte er die Gruppe “Studium Christi” ins Leben gerufen. Nach seiner Weihe zum Priester im Jahre 1945 war er zunächst als Religionslehrer am Gymnasium tätig. Ab 1964 lehrte er an der “Katholischen Universität vom Heiligen Herzen” in Mailand. Vom Mailänder Erzbischof wurde ihm der Kontakt zu der von ihm gegründeten Jugendgruppe “Gioventú Studentesca” (Studentische Jugend) untersagt; er wurde zum Studium des Protestantismus in die Vereinigten Staaten gesandt. Von dort zurückgekehrt, gründete er die Bewegung neu unter dem Namen “Comunione e Liberazione CeL” (Gemeinschaft und Befreiung), die schließlich 1982 von Papst Johannes Paul II. offiziell anerkannt wurde. Heute (Stand: 2006) gehören der ständig wachsenden Gemeinschaft ca. 100.000 Gläubige an. Das Requiem für Giussani hielt Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI.. Nach Giussanis Tod übernahm der spanische Priester Julián Carrón die Leitung der Gemeinschaft.
Inschrift: O Madonna, Du bist die Sicherheit unserer Hoffnung!
Mailand, Cimitero Monumentale
Italienischer Priester und Ordensgründer; einer vornehmer Familie entstammend, studierte er in Padua Medizin und wurde Arzt, engagierte sich jedoch zugleich als Laie in der Verkündigung, erteilte Katechismusunterricht, hielt Vorträge und organisierte Seminare. Im Alter von 26 Jahren ließ er sich zum Priester weihen, da er nicht nur körperlich Kranken helfen, sondern Menschen auch bei ihren seelischen Gebrechen beistehen wollte. Aus dieser Tätigkeit entwickelte sich ab 1530 die "Kongregation der Regularkleriker vom Heiligen Paulus", die "Paulaner", mit Aufgaben in der Erziehung der Jugend und der Volksmission. Nach der päpstlichen Anerkennung 1533 und einem Umzug ins Kloster San Barnaba in Mailand wurde der Orden "Barnabiten" genannt. Bald schon folgte die Gründung einer Frauenkongregation, der "Englischen Schwestern vom Heiligen Paulus", der "Angeliken", die sich um gefährdete Mädchen kümmerten. Auf seine Anregungen hin geht die Tradition des Freitagsläutens der Kirchenglocken zur Sterbestunde Jesu und das vierzigstündige Gebet zwischen Karfreitag und Ostermorgen zur Erinnerung an Christi Grabesruhe zurück. 1897 wurde Antonius Maria durch Leo XIII. heilig gesprochen.
Mailand, Ordenskirche St. Paulus und St. Barnabas
Hinweis: Da immer wieder Teile der toten Elisabeth als Reliquien aus dem Schrein entnommen wurden, ließ Landgraf Philipp der Großmütige 1539 die sterblichen Überreste gänzlich aus ihm entfernen und an einem bis heute unbekannten Ort beisetzen.
Erzbischof von Gniezno und Polen, Bischof von Plock; jüngstes Kind des Grafen Stanislaus Poniatowski (*1676, †1762) und der Fürstin Konstancja Czartoryska (*1700, †1759); Bruder von Stanislaus II. August, des späteren Königs von Polen, sowie der späteren Generäle Kazimierz und Andrzej Poniatowski.
Obwohl keine besondere Veranlagung für den kirchlichen Werdegang, wählte er diesen Weg und erhielt 1754 im Alter von 18 Jahren die Presbyteralordination durch den Primas Polens und Erzbischof von Gniezno Władisław Aleksander Łubieński; Die ersten Jahre des Priestertums verbrachte er jedoch mit seiner Schwägerin Apolonia Ustrzycka und seiner Cousine Elźbieta Czartoryska (1736-1816), beide in seinem Alter, auf die die Liebe, die er nie für seine Schwester Izabella aufbringen könnte, übertrag.
Primas Michał Poniatowski mit dem Plan des Potocki-Palastes in der Ortschaft Jabłonna, die im Eigentum der Bischöfe von Płock.Jabłonna stand (pinxit Mateusz Tokarski, 1776)
Nachdem ihn sein Bruder Stanislaus August 1773 zum Bischof von Płock ernannt hatte, erwarb er noch im selben Jahr vom Bischofskapitel das Anwesen in Jabłonna, um es zu einer modernen Residenz umzubauen. 1774 begannen die Bauarbeiten nach Entwürfen von Domenico Merlini; zunächst wurden im Vorwerk neue Wirtschaftsgebäude errichtet, danach begann der Bau der Residenz. Mitte der 1780er Jahre waren die Residenz sowie der Park mit den dort befindlichen Bauwerken fertiggestellt.
Poniatowski wurde am 25.11.1764 zum Ritter des Weißen Adlerordens ernannt und neun Tage später, am 4. Dezember, von seinem Bruder,Stanisłaus August zum Fürsten.
Warschau, Cmentarz Powazkowski
Tschechischer Theologe (kath.); einer kinderreichen Familie.entstammend; Sohn eines Oberlehrers und Organisten; wurde im Alter von sieben Jahren Halbwaise. 1918 trat František Tomášek nach der Matura (=Abitur) am Slawischen Gymnasium in Olmütz in das dortige Priesterseminar ein und studierte Katholische Theologie. Am 5.7.1922 empfing er durch den Olmützer Erzbischof Anton Cyril Stojan die Ordination (Priesterweihe). Anschließend wirkte er als Gemeindeseelsorger und Religionslehrer. 1934 wurde er Assistent an der Theologischen Fakultät in Olmütz, wo er 1938 zum Dr. theol. promoviert wurde.
Nachdem das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren unter Bruch des Münchner Abkommens am 15.3.1939 aus der “Rest-Tschechoslowakei” gebildet worden war, wurden die tschechischen Hochschulen durch die deutsche Besatzungsmacht geschlossen, so daß .Tomášek seine Tätigkeit an der Hochschule nicht mehr ausüben konnte. Während des Zweiten Weltkriegs war er neben seelsorglichen Aufgaben daher wieder als Religionslehrer tätig. Nach dem Ende des Krieges konnten die Hochschulen ihre Tore wieder öffnen und zum Lehrbetrieb zurückkehren und Tomášek wurde 1946 Dozent und 1947 Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in Olmütz; allerdings schlossen nun die Kommunisten 1948 alle Theologischen Fakultäten. Am 14.10.1949 wurde er von dem Olmützer Bischof Josef Karel Matocha geheim zum Bischof gewählt. Am 23.7.1951 erfolgte seine Verhaftung mit anschließender Internierung bis 1954 ohne Gerichtsurteil. In dieser Zeit mußte er in einem Steinbruch Zwangsarbeit verrichten. Nach dem Tode Stalins und der anschließenden vorübergehenden politischen Liberalisierung der Tschechoslowakei wurde Tomášek am 28.4.1954 aus der Haft entlassen.und ihm erlaubt, als Pfarradministrator in Huzová seelsorglich tätig zu sein. 1965 ernannte ihn Paul VI.. zum Apostolischen Administrator des Erzbistums Prag. Am 24.5.1976 wurde er als Kardinal In pectore, das heißt unter Geheimhaltung, in das Kardinalskollegium aufgenommen; die öffentliche Bekanntgabe der Kardinalsernennung erfolgte 1977. Von 1978 bis 1991 war Tomášek Erzbischof von Prag und Primas der katholischen Kirche in der Tschechoslowakei. In den 1980er Jahren solidarisierte er sich mit der Bürgerrechtsbewegung und verkörperte das ungebrochene Streben nach kirchlicher Unabhängigkeit. Anfang 1988 überreichte er der Prager Regierung eine Petition, die von 600.000 Gläubigen unterzeichnet war, und mit der Verbesserungen im politischen und religiösen Leben gefordert wurden. Anlässlich des 20. Todestages von Jan Palach im Januar 1989 kritisierte Tomášek in einem offenen Brief das Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten. Schon vorher forderte er die Regierung auf, die Vorgaben der Menschenrechtserklärung der KSZE einzuhalten.
Prag, Veitsdom, Neue Erzbischöfliche Grabkapelle
Bild: DAHW/ Maik Meid (2012)
Deutsche Ordensschwester (röm.-kath.); Ärztin; vierte von fünf Schwestern; verließ Leipzig und folgte 1949 ihrem Vater in die 1946/49 im nach dem Zweiten Weltkrieg im besetzten Deutschland von der amerikanischen und britischen und wenig später auch der französischen Militärregierung gebildete Vereinigung ihrer Besatzungszonen, die sogenannte Trizone, aus der im selben Jahr die Bundesrepublik Deutschland hervorging, und begann an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein Studium der Medizin, das sie an der Philipps-Universität Marburg fortsetzte und mit dem Dr. med. beendete. Beeinflußt durch den Philosophen Josef Pieper, ließ sie sich 1951 taufen und wurde Mitglied der evangelischen Kirche, konvertierte aber schon 1953 zur römisch-katholischen Kirche. 1957 wurde sie Ordensschwester der Kongregation der Gesellschaft der Töchter vom Herzen Mariä (FCM). 1958 machte sie eine internistische Ausbildung im Kölner Hildegardis-Krankenhaus und im Folgejahr eine gynäkologische und geburtshilfliche Weiterbildung im Elisabeth-Krankenhaus in Bonn Danach entsandte sie ihr Orden 1960 nach Indien - sie sollte dort als Frauenärztin tätig werden. Auf dem Flug dorthin mußte sie jedoch wegen eines Problems mit ihrem Visum bei einem Zwischenstopps in Karatschi von Bord gehen. In der pakistanischen Hauptstadt nahm eine Mitschwester sie in eine in einem Slum gelegenen Lepraambulanz mit, wo sie mit der dortigen schrecklichen Bedingung konfrontiert wurde und aufgrund dieser Erfahrung beschloß, nicht nur zu bleiben, sondern ein Krankenhaus zur Leprabekämpfung zu errichten. Das Marie-Adelaide-Lepra-Zentrum (MALC) wurde zu einer in ganz Pakistan anerkannten Institution; sie leitete dieses von ihr gegründete Krankenhaus bis 2013, wobei ab 1961 die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW) einer der Hauptförderer der Lepra- und später auch der Tuberkulosearbeit Ruth Pfaus und ihres Teams in Pakistan war.
1980 wurde Ruth Pfau zur nationalen Beraterin im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra- und Tuberkulose-Kontrollprogramm für die pakistanische Regierung ernannt - 1996 war die Lepra in Pakistan erstmals unter Kontrolle. Während eines Gefängnisbesuchs stellte Ruth Pfau fest, daß viele Inhaftierte nahezu blind waren; in Zusammenarbeit mit der Christoffel-Blindenmission bekämpfte sie seither unnötige Erblindungen.
Ruth Pfau wurde im Rahmen eines Staatsbegräbnissen beigesetzt, wobei Staatspräsident Mamnoon Hussain in seiner Trauerbotschaft Pfaus Tod als einen großnr Verlust für das Land erklärte. Das pakistanische Außenministerium würdigte sie in einer Erklärung als ”Nationalheldin“.
Karatschi, christlicher Friedhof
Alle Bilder mit freundlicher. Genehmigung von DAHW.de und Ruth-Pfau-Stiftung.de
Österreichische Ärztin und Ordensfrau; studierte nach der Matura (=Abitur) in Österreich, Frankreich und schließlich an der Universität in Cork in Irland Medizin. 1919 war sie nach der Medizinischen Staatsprüfung im Bundesland Tirol eine der ersten Ärztinnen. Nach der Staatsprüfung ging sie für ein Jahr nach England, wo sie als Ärztin tätig war. Als sie nach ihrer Promotion im Jahre 1920 von der schottischen Ärztin und Missionarin Agnes McLaren erfuhr, daß für das St. Catherin’s Hospital in Rawalpindi in Indien (heute Pakistan) eine Ärztin gesucht werde, begann dort ihre ärztliche Tätigkeit vor allem auf dem Gebiet der Geburtshilfe, da die Frauen dort aus religiösen Gründen keine medizinische Hilfe von Männern annehmen durften. Sie reiste mehrfach nach England und in die USA und gründete - nach Überwindung anfänglicher Widerstände seitens der Kirche - am 30.9.1925 am Rande von Washington DC ihren eigenen medizinisch orientierten Orden, die Gemeinschaft der Missionsärztlichen Schwestern (Society of Catholic Medical Missionaries, SCMMS), einer Kongregation mit Schwestern aus allen Kontinenten (mit Ausnahme von Australien). . Zwei Jahre später eröffnete sie das Holy Family Hospital in Rawalpindi und 1939 wurde das neue Mutterhaus in Fox Chase (Philadelphia) eingeweiht. Heute betreibt die religiösen Kongregation weltweit 48 Spitäler .
Anna Dengel wurde auf eigenen Wunsch in der Gruft der Englischen Fräulein, denen sie selbst nicht angehörte, auf dem Campo Santo dei Teutonici e dei Fiamminghi (vulgo Campo Santo Teutonico) in Rom beigesetzt.
Vatikanstaat, Campo Santo Teutonico
Inschrift: Dieser heiligen Grabstätte mit den Gebeinen von Martin IV., Innozenz III. und Urban IV. wurde im Jahr 1960 eine edlere Form gegeben
Inschrift:
OSSA
TRIVM ROMANORVM PONTIFICVM
QVI PERVSIÆ OBIERVNT
INOCEN. III. VRBAN. IV. MARTI. IV
A MCCXVI A MCCLXVI A MCCLXXXII
AB HVIVS TEMPLI SACRARIO
HVC TRANSLATA
ANNO MDCXV
Die Gebeine der drei römischen Pontifices, die in Perusia starben, Innozenz III. , Urban IV. , Martin IV. 1216 1266, 1282 wurden von deren Tempelheiligtum hierher transferiert im Jahre 1615]
Perugia, Cattedrale di San Lorenzo
Omnibus salutem!