Bild: Heiko Bockstiegel (02/2008)

Helmut Thielicke

 

Deutscher Theologe (ev.); studierte Theologie und Philosophie in Erlangen. Ab 1936 lehrte er als Professor für Systematische Theologie an der Heidelberger Universität. 1940 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der Bekennenden Kirche aus dieser Tätigkeit religiert. Nach neunmonatigem Dienst als Soldat konnte er durch die Unterstützung des Landesbischofs Wurm 1940 ein Pfarramt in Ravensburg und ab 1942 ein Theologisches Amt in Stuttgart übernehmen. Während dieser Zeit hatte er Kontakt zu der Widerstandsgruppe Freiburger Kreis. Unmittelbar nach Kriegsende setzte er sich in Gesprächen mit der Militärregierung für eine Neuerrichtung einer Fakultät und Aufnahme des Studienbetriebs im politischen und akademischen Vakuum der Nachkriegszeit ein. An der neuentstandenen Theologischen Fakultät Tübingen übernahm er 1947 einen Lehrstuhl und wurde 1951 zum Rektor der Universität und Präsidenten der Rektorenkonferenz gewählt. 1954 wurde er zur Gründung einer theologischen Fakultät nach Hamburg berufen, wo er als Dekan, Professor und Prediger an St. Michaelis tätig war. Thielicke war Verfasser zahlreicher Arbeiten zur lutherischen Dogmatik und Ethik und hat als theologischer Wortführer des konservativen Protestantismus die evangelische Kirche in Deutschland nach 1945 nachhaltig mitgeprägt.

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Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Bild: Hans-Christian Seidel (06/2006)

Heinrich Grüber

 

Deutscher Theologe (ev.); ältester Sohn eines Hauptlehrers; studierte Philosophie, Geschichte und Theologie in Bonn, Berlin und Utrecht. Ab 1937 leitete er die von ihm gegründete Hilfsstelle für evangelische Rassenverfolgte und war deshalb von 1940 bis 1943 im Konzentrationslager inhaftiert. Seit 1945 war er Propst in Berlin (Ost) und von 1949 bis 1958 Bevollmächtigter der EKD bei der Regierung der DDR. 

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Berlin, Friedhof der Domkirchengemeinde

Sixtus IV. Francesco della Rovere

 Ausschnitt

Papst (1471-84); förderte als Schutzherr die Künste und die Wissenschaften. Er wurde unter dem Namen Francesco della Rovere in Celle Ligure bei Savona geboren und trat schon in frühen Jahren dem Orden der Franziskaner bei. 1464 wurde er zum General der Franziskaner und drei Jahre später zum Kardinal ernannt. Sein Pontifikat, das als der Beginn des eigentlichen Renaissancepapsttums gilt, war von einer aufwendige Hofhaltung und einem exzessiven Nepotismus gekennzeichnet, aber von der Förderung der Künste und Wissenschaften. So wurde u.a. während seines Pontifikats die von Michelangelo mit Fresken geschmückte Sixtinische Kapelle zwischen 1475 und 1483 erbaut. Der Entwicklung der Bettelorden galt sein besonderes Interesse. Seine Verwicklungen in die Kriege mit Florenz (1478-80) und Venedig (1480-84) führten dazu, daß der Ruf nach Kirchenreformen immer lauter wurde. Zwar stimmte Sixtus zunächst der spanischen Inquisition 1478 zu, wandte sich jedoch später gegen Exzesse.

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Alexander VI. Rodrigo Borja [ital. Borgia]

             

Papst (1492-1503); einem spanischen Geschlecht entstammend, das sich selbst auf mythischen Ursprung zurückführt; Enkel Alfonso Borgias, der von 1455 bis 1458 als Kalixtus III. Papst war. Im Alter von 10 Jahren kam nach Valencia und wurde durch die Gunst Papst Nikolaus‘ V. früh schon mit administrativen Ämtern betraut und mit Benefizien ausgestattet. 1446 verließ er Spanien und studierte - ab etwa 1453 - in Bologna kanonisches Recht. Kaum am 8.4.1455 zum Papst gewählt, übertrug Kalixtus III. (†1458) seinem Neffen das Amt eines päpstlichen Protonotars, ernannte den 24jährigen Rodrigo Borgia am 20.2.1456 mit anderen zum Kardinal und Vizekanzler, und er erhielt weitere Benefizien und ertragreiche Pfründe. In diese Zeit fällt ein Ereignis, das ein Licht auf den Charakter des späteren Papstes Alexander VI. wirft: In Siena soll er im Juni 1460 ein Fest mit jungen Frauen, deren Ehemänner von dem Fest ferngehalten wurden, veranstaltet haben, bei dem es recht zügellos zuging, so daß Kalixtus‘ Nachfolger Pius II. den 29-jährigen Kardinal in einem Brief heftig rügte: „...dort (gemeint sind die Gärten des Jonann de Bichis) ist, wie Wir hörten, in aller Ausgelassenheit getanzt worden; dort wurde keine Liebeslockung gespart, und Du betrugst dich dort nicht anders, als wärest Du einer aus dem Schwarm der weltlichen Jugend. Was dort alles getrieben wurde, verbietet die Scham zu sagen...“” Er ermahnte ihn an seine Verantwortung als Kardinal von Valencia und Vorsteher der päpstlichen Kanzlei und schloß den Brief mit den schließlich doch versöhnlich-mahnende Worten: “Te semper dileximus et tamquam eum in quo gravitatis et modestiae specimen vidimus dignum nostra protectione putavimus”1 und dem Rat, sich wieder einem ernsteren Leben zuzuwenden. Auf einer Reise des bereits kränklichen Pius II. nach Ancona, wo jener sich einschiffen lassen wollte, um gegen die Türken zu ziehen, begleitete ihn Rodrigo Borgia. Dort erkrankte dieser ernstlich, vermutlich an der Beulenpest. 1472 wurde er nach Spanien entsandt, das von ständigen Unruhen heimgesucht wurde und wo er König Juan von Aragon und den König von Kastilien zu einer Teilnahme an einem Kreuzzug – vergeblich – überzeugen sollte. 1473 verließ er die Iberische Halbinsel wieder, die er zum letzten Mal aufgesucht hatte, und reiste nach Rom zurück. Eine weitere Mission im Auftrag des Papstes führte ihn 1477 nach Neapel, um die mit König Ferrante I. vermählte Johanna von Aragon zur Königin von Neapel zu krönen. Nach dem Tode Innozenz’ VIII. standen sich im Konklave der Neffen Papst Sixtus‘ IV., Giuliano della Rovere, und Ascanio Sforza, zwei mächtige Kardinäle, gegenüber. Rodrigo Borgia setzte sich gegen sie durch und wurde, nicht ohne zuvor die für seine Wahl notwendige Mehrheit an Kardinälen mittels Pfründen bestochen zu haben – dabei soll er sogar bei dem 95jährigen Kardinal Gherardo seine damals 12jährige Tochter Lucrezia skrupellos ”eingesetzt” haben, um auch noch der letzten Stimme sicher sein zu können, am 10.8.1492 zum Papst gewählt und nahm, den Namen Alexander VI. an. Gegen aufkeimende Widerstände gegen seinen Nepotismus und Herrschaftsstil ging Alexander rücksichtslos vor: Als der Mönch Fra Girolamo Savonarola, der sich in flammenden Reden gegen die Zuchtlosigkeit in Kirche und Staat wandte und eine Allianz gegen den Papst zusammenzubringen versuchte, eröffnete er einen Prozeß und sprach 12.5.1497 über ihn die Exkommunikation aus. Savonarola wurde nach peinlicher Befragung als Häretiker verurteilt und auf der Piazza della Signoria in Florenz öffentlich gehenkt und anschließend dem Scheiterhaufen übergeben.

1493 verbündete sich Alexander mit dem Gouverneur von Mailand, Lodovico, und mit der Republik Venedig gegen karl VIII.König Ferdinand I. von Neapel (*1458). Als Ferdinand am 25.1.1494 starb, erhob Karl VIII. von Frankreich (*1483, †1498) als Erbe der Anjous Anspruch auf das Königreich Neapel und unternahm 1494 einen Kriegszug nach Italien, in dessen Verlauf er sich Alexanders unfreiwilliger Gunst versicherte, indem er dessen Sohn Cesare Borgia als Geisel auf seinem Wege nach Neapel mitnahm, der jedoch in Velletri fliehen konnte. Dennoch unterwarf er Neapel und ließ sich zum König von Neapel krönen. Im März 1495 schloß sich Alexander VI. der aus der Republik Venedig, der Republik Mailand, dem König Ferdinand II. von Spanien und dem deutschen König Maximilian I. bestehenden Allianz an, worauf sich Karls Heer, durch die eingeschleppte Franzosenkrankheit (Syphilis) geschwächt, gezwungen sah, den Rückzug über die Alpen anzutreten. Alexanders politischen Aktivitäten während seines Pontifikats waren weitsichtig darauf ausgerichtet - mittels seiner Dynastiepolitik um seinen Sohn Cesare - in der Mitte Italiens anstelle der vielen feudalistischen Landsplitter des Kirchenstaates eine stabile Macht durch zentralistischer Leitung zu etablieren. Als machtbewußter Renaissancefürst nutzte Alexander von Beginn an seine Macht, um seinen Einfluß und den seiner Kinder durch die Vermittlung von Posten und eine berechnende Heiratspolitik zu fördern. So machte er 1492 seinen Sohn Cesare Borgia gegen dessen Willen zum Erzbischof von Valencia und 1493 zum Kardinal.

Politisch war Alexander VI. während seines Pontifikats bemüht, das Christentum gegen die Osmanen zu einen, und weltpolitisch bedeutend war der auf seine Vermittlung hin 1493 geschlossene Vertrag von Tordesillas, in dem die Interessenssphären zwischen Spanien und Portugal in Bezug auf die Aufteilung der gerade durch Christoph Kolumbus entdeckten Neuen Welt in Form einer ”Demarkationslinie” festgelegte wurde. Dieser Vertrag verhinderte einen sicherlich zukünftigen Krieg zwischen den beiden katholischen Kolonialmächten, um die zu erwartenden Pflünde. Im Jahre 1500 führte Alexander VI. den Rhythmus für das Begehen des Heiligen Jahres, das durch die Bulle Antiquorum habet fida relatio von Papst Bonifatius VIII. am vom 22.2.1300 institutionalisiert worden war und das anfangs alle 100, heute alle 25 Jahre begangen wird, auf 50 Jahre ein.

Alexander, der auch Kunst und Wissenschaft förderte, galt lange als einem Giftanschlag erlegen. Andere meinen, er sei an der Malaria gestorben. Jedenfalls berichtete der aus dem Elsaß stammende Johannes Burckard (*~1450, †1506), Protonotar des Heiligen Stuhls, Kleriker der päpstlichen Kapelle und Zeremonienmeister und ab 1503 Bischof von Orte und Civita Castellana, daß sich der Leichnam bereits wenige Stunden nach dem Tod schwarz verfärbte und so sehr anquoll, daß man ihn in den Sarg hineinpressen mußte. Burckard berichtete darüber detailliert: ”Facies erat sicut pannus vel morus nigerimus, livaris tota plena, nasus plenus, os amplissimum, lingua duplex in ore, quae labia tota implebat, os apertum et adeo horribile quod nemo videns unquam adesse talem dixerit.2 Heute wird davon ausgegangen, daß Alexander VI. an einem Fieber starb, dessen Art sich allerdings nicht mehr bestimmen läßt. Vielleicht handelte es sich um eine jeder endemischen Krankheiten, wie sie seinerzeit in Rom von Zeit zu Zeit auftraten. Kaum, daß der Vater verstorben war, ließ sein Sohn Cesare dessen Räume restlos plündern.

Bereits in der Zeit zwischen Winter 1473 und dem ersten Halbjahr 1474, also nach seiner Rückkehr aus Spanien, hatte Rodrigo Borgia die aus dem römischen Ponte-Viertel stammende Kurtisane Vanozza Cathanei kennengelernt, die seine Mätresse wurde. Vanozza schenkte ihm fünf Kinder, darunter der später für seine Skrupellosigkeit berüchtigte Giulia FarneseCesare sowie die schöne Lucrezia Borgia. 1489 verliebte sich Rodrigo in Julia (Giulia) Farnese, die im Mai 1489 mit Orso Orsini verheiratet worden war und die er auf deren Hochzeit kennengelernt hatte, und hielt ihren Ehemann von ihr fern. Aus dieser Verbindung ging 1402 die Tochter Laura hervor. Über den Einfluß Julia Farneses, gen. ”La Bella”, auf den Papst, gelang es den Farneses, Julias Bruder Alessandro im Alter von nur 25 Jahren zum Kardinal ernennen zu lassen. Alessandro, den das Volk mit dem Ausdruck ”Cardinale Gonella” (”Röckchen”) und ”Cardinale Fregnese” ("Möse") verhöhnte, sollte später als Paul III. selber Papst werden. Burckard, ließ die Nachwelt in seiner Schrift Liber notarum an dem privaten, angeblich ausschweifenden Lebenswandel Alexanders VI. teilhaben. Er berichtete über immer wieder gefeierte Orgien, insbesondere über ein von Cesare zu Ehren seiner Schwester veranstaltetes Kurtisanenfest, zu dem fünfzig meretrices honestes (Freudenmädchen) eingeladen waren und an dem auch der Papst teilgenommen haben soll. In diese Kategorie gehört auch die Geschichte um Mauleselinnen und Hengste, die aufeinander losgelassen worden waren, und deren Verhalten Alexander und Lucrezia von einem Fenster aus beobachtet haben sollen. Heute gelten solche Berichte - immer wieder abgeschrieben - als Versuche, dem Ansehen des Papstes und der weitverzweigten Familie der Borgias nach dessen Tod zu schaden.

Als machtbewußter Renaissancefürst nutzte Alexander von Beginn an seine Macht, um seinen Einfluß und den seiner Kinder durch die Vermittlung von Posten (Nepotismus) und eine berechnende Heiratspolitik zu fördern. So machte er 1492 seinen Sohn Cesare Borgia zum Erzbischof von Valencia und 1493 zum Kardinal. 1493 verbündete sich Alexander mit dem Gouverneur von Mailand, Lodovico, und mit der Republik Venedig gegen den König Ferdinand I. von Neapel (*1458, †1494), um Lucrezia mit Johann Sforza von Pesaro, einem Verwandten Lodovicos, zu vermählen, gab das Bündnis jedoch 1494 auf, um seinen Sohn Gioffre (*1482, †1522) mit der Tochter König Alfons II. von Neapel, Sancha von Aragon (*~1478, †1506), zu vermählen. Schließlich stiftete er 1502 die Ehe seine Tochter Lucrezia mit Alfons I. von Este, nachdem ihr dritter Ehegatte Alfons von Biseglia (*1481) im August 1500 durch vermutlich von Cesare gedungenen Meuchelmörder beseitigt worden war.

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1 Wir haben Euch immer geliebt und Euch unserer Gnade würdig geglaubt, sahen wir doch in Euch ein Vorbild des Ernstes und der Bescheidenheit.

2 Sein Antlitz war wie Tuch, tiefschwarz wie eine Brombeere, ganz voller Flecken, die Nase geschwollen, der Mund riesig groß die Zunge wie doppelt im Munde, so daß sie die Lippen ganz ausfüllte, offen der Mund und so gräßlich anzusehen, daß niemand schon etwas Derartiges gesehen haben wollte.

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Rom, S. Maria in Monserrato degli Spagnoli

Zita

 

Italienische Heilige; arbeitete seit ihrem zwölften Lebensjahr als Magd in Lucca bei der wohlhabenden Familie Pagano di Fatinelli, die sie Zeit ihres Lebens schlecht behandelte. Dennoch blieb sie stets liebenswürdig und geduldig, da sie ihr Pein als Prüfung ihres Glaubens ansah. Gemäß der Legende gab sie Armen gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Herrschaft zu Essen. Als sie eines Tages einem frierenden Bettler während des Gottesdienstes den Pelzmantel ihrer Herrschaft zum Schutz gegen die Kälte gab, war der Bettler anschließend mit dem Mantel verschwunden, kam jedoch später zurück und gab sich ihr gegenüber als Jesus Christus zu erkennen. Außerdem soll sich das von ihr ausgeschenkte Wasser in Wein gewandelt haben, Brote, die sie Armen brachte, wandelten sich in ihrer Schürze zu Blumen [s.a. Elisabeth von Thüringen]. Erstmals im 14. Jahrhundert erschien eine Sammlung der Wunder, die sich an ihrem Sarg ereignet haben sollen. Zita, die Patronin der Dienstboten und Hausangestellten ist, wird bis auf den heutigen Tag verehrt.

Zita auf einer Zeichnung aus John Ruskins Roadside Tales of Tuscany (1885).

 

 

 

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Lucca, Chiesa San Frediano

Bild: Dr. Torsten Hennig

Rom, Basilica S. Pietro (Peterskirche)

Hinweis: Der Sarkophag Alexanders VI. wurde zunächst in der der Peterskirche angegliederten Kapelle Santa Maria in Febribus (S. Maria delle Febbre) beigesetzt.Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Grab abgetragen, seine Gebeine sowie diejenigen seines Onkels, des Papstes Kalixtus’ III., der ebenfalls dort beigesetzt war, in eine Kassette gelegt und zunächst in einen Raum in der Peterskirche gebracht. Später legte man deren Inhalt in einen Holzsarg, der schließlich nach S. Maria in Monserrato degli Spagnoli an der Piazza del Populo überführt wurde. Erst 1889 errichtete man dort dann ein Grabmal.

Rom, S. Maria delle Febbre

Bilder: Lapula (10/2007) Wikipedia
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Johannes Lepsius

                          

 

Deutscher Theologe (ev.), Orientalist; jüngster Sohn des Begründers der Ägyptologie in Deutschland, des Ägyptologen Karl Richard Lepsius; studierte zunächst Mathematik und Philosophie in München und später Theologie. Von 1884 bis 1886 hielt er sich in Jerusalem auf und war dort Vorstand des Syrischen Waisenhauses, das 1860 aufgrund von Massakern an der christlichen Bevölkerung gegründet worden war. 1895 kamen ihm erstmals Nachrichten von Ausschreitungen gegen Armenier zu Ohren; er reiste daraufhin in die Türkei, um sich selbst ein Bild von den Vorgängen zu verschaffen. Anschließend beklagte er in einem Reisebericht die Untätigkeit der europäischen Staaten, legte sein Pfarramt nieder und gründete die ”Deutsche Orient-Mission“, die sich die Missionierung der Muslime zum Ziel gesetzt hatte. Vor dem Ersten Weltkrieg beteiligte Lepsius sich an diplomatischen Bemühungen, die einen Schutz der armenischen Minderheit in der Türkei erreichen wollten. Als dann 1915 der Genozid begann, dem vermutlich mehr als eine Million Menschen zum Opfer. führte er ein Gespräch mit Enver Pascha, das in seinen Bericht über die Lage des Armenischen Volkes in der Türkei einfloß, von dem 1916 in Deutschland 20.000 Exemplaren gedruckt und versandt werden konnten, bevor die Zensur eine weitere Verteilung verbot. Lepsius wurde wegen des Berichts heftig seitens der deutschen Regierung angefeindet, da sich Deutschland während des Ersten Weltkrieges im Bündnis mit der Türkei befand; Lepsius sah sich gezwungen, in das neutrale Holland zu emigrieren. Nach dem Ende des Krieges publizierte er mit Unterstützung des Auswärtigen Amts eine umfangreiche Dokumentation zum Mord an den Armeniern unter dem Titel Deutschland und Armenien.1914–1918: Sammlung diplomatischer Aktenstücke, die sog. Lepsiusdokumente, die später zum wichtigsten Schriftstück zum Völkermord an den Armeniern werden sollte, die später zum wichtigsten .Dokument in Bezug auf den Völkermord an den Armeniern wurde. 1923 begann er mit den Vorbereitungen zur Gründung der Armenischen Akademie in Potsdam; zu diesem Zwecke mietete er 1925 die Villa Leopold (bzw. Henkel) in der Nähe seines Hauses in der Großen Weinmeisterstraße an, konnte aber das Vorhaben wegen seines Todes nicht mehr realisieren.

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Bilder: Matthias Bauer (06/2014)

Meran (Südtirol, Italien), Ev. Friedhof

Stephan Krismer

 

 

Österreichischer Priester (röm.-kath.); einer von sechs Brüdern armer Eltern; mußte während seiner Kindheit als Ziegenhirte zum Broterwerb der Familie beitragen. Unterstützt vom Müller aus dem ca. 25 Kilometer entfernten Brennbichl, konnte er als 20-Jähriger das Gymnasium des Priesters Falkensteiner in Bruneck besuchen. Im Juli 1804 wurde er - Teile des Studiums hatte man ihm geschenkt - zum Prieser geweiht und begann seine berufliche Laufbahn als Priester zunächst in der Kleingemeinde Karres im Bezirk Imst als Supernumerarius, [lat. für Überzähliger], bevor er 1807 nach Arzl im Pitztal versetzt wurde. Nachdem Tirol im Frieden von Preßburg (heute Bratislava) vom 26.12.1805 an das Kurfürstentum Bayern abgetreten worden war und erneut unter Bayerische Hoheitsgewalt geraten war, kan es immer wieder zu Widerständen seitens der Bevölkerung, aber auch der Kirche wegen kirchenfeindlichen Anordnungen der Bayerischen Besatzungsmacht. Als guter Patriot wiidesetzte auch Krismer sich den Anordnungen und wurde dafür in Arrest gesteckt; berühmt wurde seine ”Schrofen-Loch“-Predigt. Als sich die Tiroler 1809 gegen die Bayern erhoben, wurde er von den Laudegger Schützen zu ihrem Feldkurate gewählt und gehörte als einer der Anführer der Oberländer Schützen zum engsten Beraterkreis um Andreas Hofer. der jedoch am 1.11.1809 am Bergisel nach einem knapp zweistündigen Gefecht geschlagen wurde. Krismer gelang es in Verhandlungen mit den Bayern, einen freien Abzug seiner Schützen. zu erreichen. Wenig später, am 23. November konnte Krismer - Heldenpriester von 1809 oder ”Karrer Stöffele“ genannt -  als Pfarrer von See das Eindringen der Bayern in das Paznauntal durch die siegreiche Giggler-Tobel-Schlacht verhindern und die Besetzung des Paznauntales durch Verhandlungen abwenden. In den folgenden Jahren wirkte er als Seelsorger in verschiedenen Gemeinden in Tirol und begann für sein Vorhaben, Kloster zu gründen, Geld zu sammeln., die 183 in Ried, 1834 in Imst und 1845 in Kronburg, das er von Sebastian Stocker, dem damaligen Wirts- und Gutsbesitzer von Kronburg. erworben hatte, erfolgten.

Nach wechselvoller Geschichte übernahmen im Jahre 2005 die Barmherzigen Schwestern von Zams die Besitzungen von Kronburg mit Burg, Landwirtschaft, Gasthaus und Kloster.

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Bilder: Ewald Krismer (10/2014)

Zams OT Kronburg (Tirol), Friedhof

Hinweis: Sixtus‘ IV. sterbliche Überreste ruhen gemeinsam mit denen von Julius’ II. unter einer schlichten Marmorplatte im Petersdom unterhalb des Denkmals für Papst Klemens X..

Bild: Marion Eichinger (04/2018)
Bild: Marion Eichinger (01/2021)
Religion / Kirche XXII

Omnibus salutem!