Benedikt XV., Giacomo della Chiesa
Papst (1914-22); wurde 1883 spanischer Nuntiatursekretär, 1901 Unterstaatssekretär an der römischen Kurie, 1907 Erzbischof von Bologna und im Mai 1914 schließlich Kardinal. Unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er überraschend zum Papst gewählt, sicherlich weil er ein erfahrener Diplomat war; allerdings blieb seine Friedensinitiative von 1917 erfolglos (“Friedenspapst”). Dennoch bemühte er sich nach Ende des Krieges um eine Versöhnung unter den ehemals kriegsführenden Völkern, da er durch den Diktatfrieden von Versailles einen dauerhaften Frieden gefährdet sah. Innerkirchlich mühte er sich, die unter seinem Vorgänger Pius X. (Pontifikat 1903-14) ausgebrochene Feindschaft zwischen den Traditionalisten und Modernisten beizulegen und ein neues kirchliches Gesetzbuch, den Codex Iuris Canonici, einzuführen. Seine Initiative Maximum illud von 1919 forderte die Missionsbischöfe auf, die Eigenständigkeit des jeweils einheimischen Klerus zu respektieren und zu fördern.
Pius XI., Achille Ambrogio Damiano Ratti
Papst (1922-39); der bedeutende Alpinist war nach seinem Studium in Rom ab 1882 Professor und Bibliothekar der Bibliothek Ambrosiana in Mailand und seit 1912 Präfekt der Vatikanischen Bibliothek. Nach dem Ersten Weltkrieg war er päpstlicher Nuntius in Polen, kirchlicher Beauftragter in den ehemaligen deutschen Ostgebieten und wurde 1921 Erzbischof von Mailand und Kardinal. Das Regierungsprogramm seines Pontifikates Pax Christi in regno Christi hob auf den Frieden unter den Menschen ab. Dabei machte Pius die kriegsmüden Völker unter anderem mit der Förderung des Christkönigsfestes auf das allgemeine Königtum Christi aufmerksam. Er verfaßte bedeutende Enzykliken über die Erziehung, die Ehe (Casti connubii) und soziale Ordnung (Quadragesimo anno), er förderte die katholische Aktion, lehnte aber die ökumenische Bewegung ab. Um kirchliche Konsolidierung bemüht, trug er mit Unterstützung seiner Kardinalstaatsekretäre Gasparri und Pacelli mit den Lateranverträgen vom 12. Februar 1922 zum friedlichen Ausgleich zwischen der Kirche und dem italienischen Staat bei. In der Zeit zwischen 1933 und 1936 protestierte er in 34 Schreiben gegen die Politik und die Lehre des Nationalsozialismus, den er dann in Mit brennender Sorge scharf verurteilte. Er nahm zahlreiche Heiligsprechungen vor, u.a. die für Thomas More und Albertus Magnus.
Pius XI. mit Mussolini bei Abschluß der Lateranverträge
Johannes Paul I., Albino Luciani
Papst (1978); der aus armen Verhältnissen stammende Albino Luciani trat 1923 in das Knabenseminar in Feltre ein, wurde 1935 zum Priester geweiht und war zunächst zwei Jahre in seinem Heimatort tätig. Von 1937-47 war er Vizedirektor des Museo Gregoriano, wurde 1958 Bischof von Vittorio Veneto, am 15. Dezember 1969 Patriarch von Venedig und am 5. März 1973 Kardinal. Nach dem Tod seines Vorgänger Pauls VI. wurde er am 26. August 1978 nach einem nur eintägigem Konklave zum Papst gewählt - das Jahr seiner Wahl ging damit in die Geschichte als das Dreipäpstejahr ein. Statt der traditionellen prunkvollen Krönung wählte er für die Amtseinführung am 3.9.1978 die Form einer Messe. Wegen eines der kürzesten Pontifikate der Kirchengeschichte (33 Tage) ist eine Würdigung seiner Arbeit nicht möglich; Schwerpunkte waren jedoch die Seelsorge und die soziale Arbeit der Kirche. So bleibt Johannes Paul I. nicht nur als Der lächlende Papst auch Nichkatholiken in Erinnerung, sondern auch durch seine beabsichtigten Reformen. Bald nach dem plötzlichen Tod Johannes Pauls I. entstand eine Verschwörungstheorie, derzurfolge er als unliebsamer Papst ermordet worden sein, da er beabsichtigte, korrupte Machenschaften der Vatikanbank Banco Amrosiono Veneto aufzudecken. . Tatsächlich aber starb der Papst an eine plötzlichen Herzstillstand.
Johannes Calvin eigentl. Jean Cauvin
Französisch-Schweizerischer Reformator; der Sohn des Generalprokurators des Domkapitels zu Noyon studierte Ius in Paris. Aus Paris, wo er 1532 Lizenziat der Rechte geworden war, konnte er sich 1533 nur knapp der Verhaftung durch Flucht entziehen, nachdem er sich, mit der Lutherischen Lehre bekanntgeworden, zur Reformation bekannte. Er ließ sich 1535 zunächst in Basel nieder und veröffentlichte dort ein Jahr später sein Hauptwerk: Christianae Religionis Institutio (Unterricht in der christlichen Religion). Als er 1536 durch Genf reiste gewann ihn der Reformator Guillaume Farel (*1489, †1565) für die Arbeit am Aufbau der Genfer Kirche. Calvin und Farel wurden allerdings 1538 vom Rat der Stadt ausgewiesen, als sie versuchten, strengen kirchliche Richtlinien einzuführen. In Straßburg wurde Calvin von Martin Bucer zur Betreuung der französischen Flüchtlingsgemeinden engagiert und erwarb 1540 die Bürgerrechte der Stadt. 1541 ließ er sich endgültig in Genf nieder und legte dem Rat der Stadt eine auf strenge Gemeindezucht zielende Kirchenordnung, die Ordonnances ecclésiastiques, zur Beschlußfassung vor, die dieser annahm und in den folgenden Jahren konsequent durchführte. Trotz der Annahme seiner Kirchenordnung dauerte die Auseinandersetzung zwischen Calvin und seinen Gegnern noch bis 1555. Zahlreiche Verbannungen und Hinrichtungen begleitete die Auseinandersetzung. Sein 1542 entstandener Genfer Katechismus errang große Bedeutung und Calvin fand während dieser Zeit Gelegenheit, seine schriftstellerische Tätigkeit fortsetzen; er verfaßte u.a. die 2. Ausgabe der Institutio. In ihr entwickelte er hauptsächlich den Gedanken der Prädestination. In der Abendmahlslehre vermittelte er zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli. Letztlich hat Calvin an der Verbreitung der Reformation über ganz Europa hinweg mitgewirkt. Diesem Ziel diente auch die von ihm 1559 gegründete Genfer Akademie. Der in Genf entstandene Kalvinismus beeinflußte nicht nur in Westeuropa, sondern auch in den nordamerikanischen Kolonien wesentlich die wirtschaftliche und soziale Entwicklung.
Genf, OT Pleinpalais, Cimetière des Rois (genaue Lage unbekannt)
Konrad von Parzham eigentl. Johannes Birndorfer
Mönch; elftes von zwölf Kindern eines Bauern; wurde trotz seines schon früh ausgeprägten Wunsches, in ein Kloster einzutreten zu können, erst im Alter von 30 Jahren im Kapuzinerkloster Altötting aufgenommen; dort verrichtete er 41 Jahre lang seinen Dienst an der Klosterpforte. Am 15.6.1930 wurde Konrad selig- und am 20.5.1934 von Papst Pius XI. heiliggesprochen.
Glasfenster mit betendem Bruder Konrad
Altötting, Bruder-Konrad-Kirche
Rom, Basilica S. Pietro (Peterskirche)
Rom, Basilica S. Pietro (Peterskirche), Vatikanische Grotten
Rom, Basilica S. Pietro (Peterskirche), Vatikanische Grotten
Rom, Basilica S. Pietro (Peterskirche), Vatikanische Grotten
Deutscher Theologe (ev.) und Philosoph; studierte von 1825 bis 1830 am Evangelischen Stift in Tübingen Theologie, ab 1826 bei Ferdinand Christian Baur (*1792, †1860), wobei er sich u.a. Immanuel Kant und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, über diesen vermittelt Jacob Böhme und gegen Ende seines Studiums Georg Wilhelm Friedrich Hegel zuwandte. Nach seiner Promotion im Jahre 1831 setzte er sein Studium in Berlin bei Hegel, Friedrich Schleiermacher und Philipp Konrad Marheineke (*1780, †1846) fort. 1832 wurde er Repetent am Tübinger Stift, verlor jedoch 1836 diese Stellung wenige Jahre später , als sein Buch Das Leben Jesu. (2 Bde., 1835-36), das eine heftige Debatte auslöste und später die Leben-Jesu-Forschung stark beeinflußte, erschienen war. In seinem Buch erklärte er - philosophisch durch die eigene Hegelinterpretation untermauert - die im Neuen Testament beschriebenen Wunder als unhistorisch; es handele sich vielmehr um rein mythisch Geschichten, und die Person Jesu sei zur “Idee der Menschheit" überhöht. Strauss hielt das Christentum gegenüber der Wissenschaft als unterlegen, und er verurteilte die Versuche, Wissenschaft mit Christentum durch philosophische Überlegungen in Einklang zu bringen. Nach seiner Entlassung aus dem Tübinger Stift im Jahre 1836 arbeitete als Lehrer für Alte Sprachen am Lyzeum von Ludwigsburg. 1848 als Kandidat für das deutsche Parlament in Frankfurt am Main aufgestellt scheiterte er, wurde dann aber als Abgeordneter der Liberalen für die Stadt Ludwigsburg in württembergischen Landtag gewählt, was zu Spekulation in Bezug auf seine Integrität führte (s.u. Karikatur). In den folgenden Jahren verfaßte er eine Reihe von Biographien, u.a. über den Dichter und Musiker Christian Friedrich Daniel Schubart, den Humanisten Ulrich von von Hutten, den Wegbereiter der Bibelkritik Hermann Samuel Reimarus (*1694, †1768) und den Aufklärer Voltaire.
Auch privat erregte der Theologe Aufsehen: die am 30.8.1842 in Horkheim geschlossene Ehe mit der Sängerin Agnese Schebes, die er 1836 bei einem Gastspiel in Stuttgart kennengelernt hatte, war bald zerrüttet, und das Paar trennte sich, wobei es auch gerichtliche Auseinandersetzungen gab.
Werke u.a.: Streitschrift zur Vertheidigung meiner Schrift über das Leben Jesu und zur Charakteristik der gegenwärtigen Theologie (1837), Christliche Glaubenslehre (1840-41), Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet (1864), Der alte und der neue Glaube (1872).
Karikatur auf den Straussenhandel. Bürgermeister Melchior Hirzel bietet dem kontroversen Theologen David Friedrich Strauß Geld an. Strauß ist als Vogel Strauß dargestellt, auf dessen Rücken der Teufel sitzt und der auf eine Bibel tritt.
Ludwigsburg, Alter Friedhof
Klemens VII. Giulio de’ Medici
Papst (1523-34); unehelicher Sohn von Giuliano de' Medici; wuchs nach dem Tode seines Vaters bei seinem Onkel, Lorenzo de' Medici, auf. Im Mai 1513 ernannte sein Onkel, Papst Leo X., ihn zum Erzbischof von Florenz. Im darauf folgenden September nahm dieser den Kardinalshut und war schließlich als päpstlicher Ratgeber tätig. Im November 1523 bestieg er den Heiligen Stuhl. Er unternahm den erfolglosen Versuch, die Reformation in Deutschland zu beenden und mischte sich in den Machtkampf zwischen dem französischen König Franz I. und Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, ein, da er dessen Vorherrschaft in Italien eindämmen wollte. Die Folge war die Erstürmung Roms, der sog. Sacco di Roma, bei der im Jahr 1527 die kaiserlichen Truppen und spanische Söldner vergewaltigten, mordeten und brandschatzten; der Plünderung fielen schätzungsweise 30.000 Menschen zum Opfer. Nach einer mehrwöchigen Belagerung der Engelsburg gab Klemens VII. schließlich am 7.6.1527 dem Druck nach: er mußte nicht nur die gewaltige Geldsumme von 400.000 Dukaten als Lösegeld zahlen, sondern die Festungen Ostia, Civitavecchia und Civita Castellana übergeben, sowie auf die Städte Modena, Parma und Piacenza verzichten. Daraufhin wurde die Belagerung der Engelsburg am 6.12. beendet, und Klemens zog sich auf die Festung von Orvieto zurück. 1529 mußte er den Frieden von Barcelona schließen und im Folgejahr, am 24.2.1530, Karl V. in Bologna zum Kaiser krönen. Als Klemens sich 1533 weigerte; die Ehe zwischen dem englischen König, Heinrich VIII. und Katharina von Aragonien für rechtswidrig zu erklären, löste sich die englische Kirche von Rom los.
Klemens galt als Liebhaber der schönen Künste. Er förderte u. a. Raffael, Michelangelo und Benvenuto Cellini.
Rom, Santa Maria sopra Minerva
Papst (1271-76); nachdem das Amt des Bischofs von Rom nach dem Tod von Papst Klemens IV. fast drei Jahre lang nicht besetzt gewesen war - es war seit Marcellinus die längste Sedisvakanz -, wurde der Archidiakon von Lüttich Tebaldo Visconti am 1.9.1271 in Abwesenheit zum Papst gewählt - er befand sich zur Zeit der Wahl mit dem Heer Eduards I. von England auf dem Siebten Kreuzzug in Palästina - , ohne jemals Priester gewesen zu sein. Schuld an diesen Zuständen war Karl I. von Sizilien, der seine von ihm abhängigen Kardinäle gegen die Kardinäle hetzte, die als Gegengewicht zu diesem König einen neuen deutschen Kaiser einsetzen wollten. In dieser Zeit festigte Karl sein tyrannisches Regime, verlor aber sein Hauptziel, die Rückeroberung von Byzanz, nicht aus den Augen. Er hatte, als er sich noch in Akkon befand, die Handelsreisenden Niccolò, Maffeo und Marco Polo, die sich schon auf ihrem Weg zum Mongolenherrscher befanden, offiziell beauftragt, ihre Reise zum Großkhan fortzusetzen, um diesen zum Christentum zu bekehren und als Bündnispartner gegen den Islam zu gewinnen. Auf dem 2. Konzil von Lyon, das 1274 stattfand, rief er zu einem neuen Kreuzzug auf, der jedoch nicht stattfand, da die notwendigen finanziellen Mittel nicht zusammengebracht werden konnten. Aber wenigstens kam es auf diesem Konzil auf Betreiben Michaels VIII., des Kaisers von Byzanz, zur Wiedervereinigung der Ost- mit der Westkirche.
Was die weltliche Politik betraf, setzte sich Gregor für die Beilegung der Streitigkeiten unter den Fürsten in Italien und Deutschland ein. Sowohl dem französische König Philipp III., als auch den Bestrebungen Ottokars II. von Böhmen und Alfons X. von Kastilien und León die römisch-deutsche Königswürde zu erlangen, verweigerte er seine Zustimmung. Stattdessen drohte er den Kurfürsten damit, selbst einen deutschen König zu bestimmen, falls sich keine Einigung ergeben würde. Daraufhin wurde am 1.10.1273 Rudolf von Habsburg in Frankfurt am Main gewählt und am 24.10. in Aachen gekrönt. Damit war zwar das Interregnum beendet, aber Ottokar II., der der Wahl bereits ferngeblieben war, focht diese, ebenso wie Alfon X., an. Schließlich veranlaßte Gregor X. Alfons zum Verzicht auf die Kaiserkrone, so daß Rudolf seinen Anspruch auf den Kirchenstaat aufgab.
Vergebens versuchte Gregor ein Bündnis zwischen König Rudolf und König Karl I. von Sizilien zu vermitteln. Er traf sich mit König Rudolf am 20.10.1275 in Lausanne, um ihm für den 2.2.1276 die Kaiserkrönung zuzusagen, zu der es aufgrund seines Todes jedoch nicht mehr kam.
Arezzo, Kathedrale San Donato, Sankt Silvester Kapelle
Deutscher Theologe und Philosoph; Sohn eines Professors für Rechtswissenschaft; besuchte das Jesuiten-Gymnasium seiner Heimatstadt. Früh verwaist, wurde er von Adam Ickstatt, einem Schüler des Philosophen Christian Wolffs, adoptiert und im Geiste der aufgeklärten wolffschen Philosophie erzogen. Er studierte an der Universität Ingolstadt Geschichte, Rechte, Staatswissenschaften und Philosophie und wurde 1768 zum Doktor der Philosophie promoviert. Von 1772 bis 1785 war Weishaupt Professor für Kirchenrecht und praktische Philosophie in Ingolstadt. Geprägt von der Aufklärung gründete er dort am 1.5.1776 den Illuminatenorden, einen Geheimbund zur Durchsetzung des “Lichts der wahren Vernunft". Als Gegner der Jesuiten wurde Weishaupt in seinen religiösen und politischen Ansichten zunehmend liberal. Er favorisierte den Deismus und den Republikanismus. Nach dem Verbot des Illuminatenordens durch ein Edikt des bayrischen Kurfürsten Karl Theodor im Jahre 1785 verlor er seine Anstellung an der Universität und floh zunächst nach Regensburg, fand dann aber 1786 Asyl am Hof Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, der seit 1783 Mitglied der Illuminaten unter dem Ordensnamen Quintus Severus, bzw. Timoleon war und ihm den Titel eines Hofrates verlieh und eine Pension gewährte. Adam Weishaupt hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches Werk, das sein “idealistisches” System und die antijesuitischen, reformistischen und sozialutopischen Ziele der Illuminaten darlegt.
Die Inschrift auf dem nicht mehr vorhandenen Grabstein lautete: Hier liegt Weishaupt / Ein geehrter Mann mit einem gelehrten Geist, / der Erste in der Bürgerschaft der Freiheit!
Werke u.a.: Vollständige Geschichte der Verfolgung der Illuminaten in Bayern (1785), Schilderung der Illuminaten (1786), Apologie der Illuminaten (1786), Das verbesserte System der Illuminaten mit allen seinen Einrichtungen und Graden (1787).
Gotha, Alter Friedhof
Bilder vor der Umgestaltung der Kirche und dem alten Konradsschrein
Omnibus salutem!