Bilder: Stephen Hirtenstein (06/2005)

Damaskus-Salihiyya, Moschee

Bild: Klaus Decker (11/2009)

Max Horkheimer

 

Deutscher Philosoph und Soziologe; Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten; machte 1919 in München das Abitur, nachdem er 1911 das Gymnasium in der Untersekunda verlassen hatte und im Betrieb seines Vaters als Lehrling arbeitete. Ab 1919 studierte er in München, Frankfurt am Main und Freiburg Nationalökonomie, Psychologie und Philosophie und promovierte 1922 summa cum laude in Frankfurt am Main mit einer Arbeit über Immanuel Kant. 1930 wurde er in Frankfurt am Main Professor für Sozialphilosophie und Leiter des 1923 von Carl Grünberg gegründeten “Instituts für Sozialforschung”, das sich unter Horkheimer zu einem Zentrum für Sozialphilosophie in Deutschland entwickelte. 1933 wurde das Institut von den Nationalsozialisten geschlossen, Horkheimer emigrierte zunächst nach Genf, wo es eine Filiale des Instituts gab, dann weiter über Paris in die Vereinigten Staaten, wo er in New York an der Columbia University das Institut für Sozialforschung neu gründete, das aber 1941 nach Pacific-Palisades bei Los Angeles verlegt wurde. Weitsichtig hatte Horkheimer die Verlegung des Instituts rechtzeitig vorbereitet, so daß auch danach Gelder zur Weiterführung zu Verfügung standen. Sein engster Mitarbeiter und Freund Theodor W. Adorno folgte ihm wenig später. Von 1943 bis 1944 war Horkheimer Direktor der wissenschaftlichen Abteilung des American Jewish Committee in New York. 1947 veröffentlichte er in den USA Eclipse of Reason (dt. Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, 1967) und gemeinsam mit Adorno Dialektik der Aufklärung, zwei seiner Hauptwerke. 1949 kehrte Horkheimer an die Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main zurück - auf die Stühle für Philosophie und Soziologie, und 1950 konnte unter Hockheimers Leitung das Institut in der Senckenberganlage gegenüber der Universität seine Arbeit wieder fortsetzen. Am Institut für Sozialforschung haben Horkheimer und Adorno die von ihnen praktizierte Kritische Gesellschaftslehre mit dem Kritischen Marxismus, d.h. einem nicht an Parteien gebundenen Marxismus, mit der Psychoanalyse zu vereinen versucht. 1951 wurde er zum Rektor der Universität gewählt, eine Position, die er bis 1953 innehielt. Von 1954 bis 1959 war er als Gastprofessor an der Universität in Chicago tätig; dort und in Frankfurt lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1960. Mit Friedrich Pollock, den er bereits seit seiner Studienzeit kannte, zog er sich in das Schweizerische Montagnola zurück, wo er bereits 1957 ein Anwesen erworben hatte. Verheiratet war Horkheimer seit 1926 mit Rose “Maidon“ Christine Riekher, der ehemaligen Privatsekretärin seines Vaters.

Als Begründer und einer der Hauptvertreter der kritischen Theorie der “Frankfurter Schule” beeinflußte Horkheimer mit seiner gesellschaftskritischen Philosophie die Studentenbewegung 1968. Er entwarf - ausgehend von einer von Hegel und Marx inspirierten Gesellschaftstheorie - das Programm einer dialektischen Vermittlung einzelwissenschaftlicher Forschung und Philosophie in einer umfassenden Theorie der Gesellschaft. Beiträge zu den Überlegungen einer anderen Gesellschaft erschienen in der philosophisch-soziologische Zeitschrift für Sozialforschung. Sein Spätwerk ist beeinflußt von Arthur Schopenhauers Pessimismus.

Werke u.a.: Studien über Autorität und Familie (1936, mit Erich Fromm u.a.),  Kritische Theorie. Eine Dokumentation (2 Bde., 1968), Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Ein Interview mit Kommentar von H. Gumnior (1970), Traditionelle und kritische Theorie (1970).

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Bern-Wankdorf, Israelitischer Friedhof

Maurice Merleau-Ponty

 

 

Französischer Philosoph und Phänomenologe; nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1913 wurde er von seiner Mutter, zu der er Zeit seines Lebens eine enge Bindung hatte, erzogen. Er studierte an der École Normale Supérieure, an der er u.a. Jean Paul Sartre, dessen spätere Lebensgefährtin Simone de Beauvoir, mit denen er 1955 brach, und Simone Weil kennenlernte. Er war stark beeinflußt durch Edmund Husserl und Martin Heidegger. Von 1931 bis 1935 war er als Lehrer in Beauvais und Chartres tätig, anschließend bis 1939 als Repetitor an der École normale supérieure. Zugleich war er Mitarbeiter an der Zeitschrift Esprit. Ab Mitte der 1930er Jahre beschäftigte er sich mit dem Werken Karl Marx’. 1944/1945 war er der Nachfolger von Jean-Paul Sartre am Pariser Lycée Condorcet, dann Professor der Philosophie in Lyon. Von 1949 bis 1952 arbeitete er als Professor für Kinderpsychologie und Pädagogik an der Sorbonne. 1952 wurde er Professor für Philosophie am berühmten Collège de France.

Merleau-Ponty gilt als Vertreter des französischen Existenzialismus und war ein bedeutender Phänomenologe; von Husserl und der Gestalttheorie ausgehend, entwickelte er eine existenzialistische Anthropologie und Theorie der leiblichen Existenz; Ansätze zu einer Theorie des gesellschaftlichen Handelns hatten Einfluß auf Sartre und Albert Camus. Wie andere Phänomenologen auch, drückte er seine Wahrnehmungen in seinen Schriften über Kunst, Literatur und Politik aus. Anders als die meisten Phänomenologen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigte er sich intensiv mit den Wissenschaften, besonders der beschreibenden Psychologie, eine Beschäftigung, die ihrerseits auf die Wissenschaften und die theoretische Psychologie ausstrahlte. 

Werke u.a.: Die Struktur des Verhaltens (1942); Phänomenologie der Wahrnehmung (1945); Humanismus und Terror (1947); Das Sichtbare und das Unsichtbare (herausgegeben 1964).

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Bilder: Kay (03/2010)
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Friedrich Heinrich von Jacobi

         

Deutscher Philosoph und Schriftsteller; Sohn eines Fabrikanten; arbeitete nach einer kurzen Lehre in Frankfurt am Main und einem Aufenthalt in Genf, wo er sich bereits eingehend mit der Philosophie der Aufklärung, den Ideen von Voltaire und Rousseau auseinandersetzte, zunächst als Kaufmann, 1764 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er das väterliche Geschäft übernahm. Am 26. Juli des selben Jahres heiratete er die aus einer vermögenden Aachener Tuchmacherfamilie stammende Helene Elisabeth Clermont (†1784). 1772 wurde zum kurfürstlichen Hofkammerrat ernannt und gab 1773 seine bisherige Tätigkeit auf, so daß er sich nunmehr voll und ganz der Literatur und Philosophie zu widmen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich sein Landsitz in Pempelfort bei Düsseldorf zum Treffpunkt bedeutender Zeitgenossen. Hier verkehren u.a. die Schriftsteller Johann Jakob Wilhelm Heinse, Christoph Martin Wieland, mit dem ihn sein älterer Bruder Johann Georg bekanntgemacht hatte, Johann Gottfried Herder, Denis Diderot, sowie die der Wissenschaft verpflichteten Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt, Georg Forster (*1754, †1794), aber auch Herzogin Anna Amalia, Friedrich Leopold Graf Stolberg und die Fürstin Amalie von Gallitzin. Mit Johann Wolfgang von Goethe, den er am 22.7.1774 erstmals persönlich traf, verband ihn zunächst eine enge Freundschaft. Dessen Werk Die Leiden des jungen Werther inspirierte ihn zu seinen eigenen Briefromanen Eduard Allwills Papiere (1775) und Woldemar (1779). Als er allerdings hörte, daß Goethe ein Exemplar des Romans an einen Baum im bei Weimar gelegenen Ettersburger Park genagelt und eine Parodie des Romanschlusses geschrieben habe, die Anna Amalia - allerdings gegen den Willen Goethes - in Druck gegeben hatte, blieb das Verhältnis zwischen Jacobi und Goethe fortan getrübt. 1779 erfolgt in München seine Ernennung zum Geheimen Rat und Ministerialreferenten für das pfalzbayerische Zoll- und Handelswesen. Seine Arbeit dort - Jacobi machte u.a. Vorschläge zur Reform des Zollwesens und zur Abschaffung der Leibeigenschaft, war jedoch nicht von großem Erfolg gekennzeichnet; er verließ München daher wieder zum Jahresende und kehrte nach Düsseldorf zurück. 1780 besuchte er Gotthold Ephraim Lessing in Wolfenbüttel und reiste nach Hamburg, wo er u.a. mit Friedrich Gottlieb Klopstock zusammentraf. Mit Sophie La Roche, Matthias Claudius, bei dem er 1796 in Wandsbek wohnen wird, Johann Gottfried Fichte und Friedrich Wilhelm Schelling und anderen führte er einen lebhaften Briefverkehr. 1784 wurde Jacobi, der bereits seit 1765 Freimaurer und gleichzeitig Schatzmeister der Loge “La Parfaite Amitié war, Illuminat unter dem Ordensnamen “Sully“. Nach seiner Flucht vor den französischen Revolutionstruppen im Jahre 1794 gelangte Jacobi über Holstein - in Eutin hielt er sich bis 1796 bei Graf zu Stolberg auf - und Paris (1801/02) schließlich 1805 nach München. Hier wurde er 1807 Professor für Philosophie und Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1812 trat er aufgrund einer Auseinandersetzung mit Schelling von dem Amt zurück.

Jacobi prägte den philosophischen Begriff des Nihilismus, der die idealistische Philosophie kennzeichnen sollte.

Werke u.a.: Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (1785), David Hume. Über den Glauben, oder Idealismus und Realismus (1787), Jacobi an Fichte (1799).

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München, Alter Südl. Friedhof

Jean Paul Sartre

Französischer Philosoph, Schriftsteller und politischer Journalist; führender Vertreter des französischen Existentialismus. Der Sohn eines Marineoffiziers und Großneffe Albert Schweitzers wuchs bei den Großeltern auf, studierte von 1924-29 an der École Normale Supérieure Psychologie, Soziologie und Philosophie und arbeitete danach bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit Unterbrechungen (Stipendium in Berlin 1933/34) als Gymnasiallehrer für Philosophie in Le Havre, Laon (1936/37) und Paris. 1940 geriet Sartre als Sanitäter in deutsche Kriegsgefangenschaft, wurde jedoch ein Jahr später entlassen und lehrte danach in Neuilly und Paris zurück, wobei er zwischen 1942 und 1944 in der französischen Widerstandsbewegung Résistance aktiv war; 1945 gründete er die politisch-literarische Zeitschrift Les temps modernes. Da er für den Marxismus eintrat, stieß er auf Unverständnis und Ablehnung bei vielen seiner Freunde u.a. bei André Gide, Albert Camus und André Malraux. Jedoch kritisierte er den Einmarsch und die Niederschlagung des ungarischen Aufstandes 1956 sowie die Unterdrückung des Prager Frühlings 1968 in der Tschechoslowakei durch sowjetische Truppen. Nichtsdestotrotz reiste er in die UdSSR, nach Kuba und China. Als Vorsitzender des Vietnam-Tribunals bezog er im Vietnamkrieg gegen die USA Stellung. 1964 lehnte Sartre den Nobelpreis für Literatur ab und provozierte damit den größten Skandal in der Geschichte des Preises. 1973 wurde er Leiter der französischen Tageszeitung Libération. Großen Einfluß auf seine intellektuelle Entwicklung hatte seine Lebensgefährtin Simone de Beauvoir, die er bereits während seines Studiums kennengelernt hatte. Durch ihre antibürgerliche Haltung hatten beide einen bedeutenden Einfluß auf die Pariser Intellektuellenschicht nach 1945. In seinem grundlegenden philosophischen Hauptwerk L’être et le néant (1943, dt. Das Sein und das Nichts) verkündete Sartre als Gegensatz zum christlichen Determinismus die totale Selbstverantwortlichkeit des Menschen in der Welt.

Werke u.a.: L’être et le néant (1943; Das Sein und das Nichts), Les mouches (1943; Die Fliegen), La nausée (1938; Der Ekel), Autobiographie Les mots (1964; Die Wörter), Drehbücher: L’engrenage (1948; Im Räderwerk), Les jeux sont faix (1947; Das Spiel ist aus).

 

Treffen Simone de Beauvoirs und Sartres 1960 in Kuba mit Che Guevara.

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Paris, Cimetière du Montparnasse

Wilhelm Windelband

Deutscher Philosoph; Sohn eines preußischen Beamten; studierte Medizin und Naturwissenschaften, Geschichte und Philosophie in Jena, Berlin und Göttingen. Nach der Teilnahme als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg kehrte er 1871 zurück und habilitierte sich. 1876 folgte er einem Ruf an die Universität Zürich, wechselte 1877 an die Universität Freiburg und wurde 1882 Nachfolger von Otto Liebmann an der damaligen deutschen Universität Straßburg, bis er schließlich bis zum Ende seiner Lehrtätigkeit 1903 an die Universität Heidelberg ging.

Windelband gilt gemeinsam mit Heinrich Rickert (*1863, †1936) als Begründer der badischen bzw. der südwestdeutschen Schule des Neukantianismus und der sogenannten Wertphilosophie. Als Standardwerk gilt seine Geschichte der Philosophie (1892).

Werke u.a.: Über die Lehren vom Zufall (1870), Platon (1900), Einleitung in die Philosophie (1914).

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Heidelberg, Bergfriedhof

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Jacques Derrida

 

Französischer Kultur- und Sprachphilosoph; Sohn einer sephardisch-jüdischen Familie; studierte von 1952 bis 1954 an der École Normale Supérieure in Paris. Nach 1960 wirkte er als Dozent für Philosophie an der Sorbonne, bevor er zwischen 1964 und 1984 selbst Philosophiegeschichte an der École Normale Supérieure unterrichtete. Seit Ende der 1960er Jahre übernahm Derrida immer wieder Gastdozenturen in den USA. Er gilt als Begründer und Hauptvertreter der Dekonstruktion. In seinen Schriften kommt ein interpretatives Lektüreverfahren zur Anwendung, das die Offenheit und Uneindeutigkeit der Bedeutungsfestlegung philosophischer Texte im Sinne der Vernunftkritik betont.

Werke u.a.: Die Schrift und die Differenz (1967), Die Wahrheit in der Malerei (1978), Die Postkarte von Sokrates bis an Freud und jenseits (2 Tle. 1980), Gesetzeskraft (1991), Aporien (1993), Schurken. Zwei Essays über die Vernunft (2003).

Auszeichnungen u.a.: Theodor-W.-Adorno-Preis (2001).

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Ris-Orangis (Dép. Essonne)

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Muhiyuddin Muhammad ibn Arabi

 

 

Andalusischer Sufi-Mystiker und Philosoph; verließ im Jahr 1193 die iberische Halbinsel und reiste nach Tunis. Auf dieser Reise will er mehrere Erlebnisse mit Khidr, dem mythischen Gefährten von Moses und spirituellen Führer der Mystiker, gehabt haben. Von ihm persönlich habe er die Khirqa, das Gewand der Sufis, erhalten. Das Umhängen des Mantels ist ein Einweihungsritual, mit dem Sufi-Schüler von ihrem Meister initiiert werden. Aufgrund der andauernden Kämpfe in Nordafrika entschied er sich noch im selben Jahr, nach Andalusien zurückzukehren. Dabei traf er auf dem Weg nach Sevilla in der Stadt Tarifa auf al-Qalafat, um mit ihm über die Verdienste der Armut und des Reichtums zu diskutieren. In den Jahren 1195 und 1197 bereiste er Fès, wo sein Ruf eine große Anzahl an Schülern und Bewunderern anzog. Anschließend kehrte er in seine Geburtsstadt Murcia zurück; auf dem Weg dorthin verweilte er in Granada und besuchte die Sufi-Schule von Almería, die von Ibn al-Arif gegründet wurde. 1202 unternahm Ibn Arabi eine weite Reise in den Orient, wobei er Alexandria, Kairo und schließlich Mekka besuchte, wo es nicht lange dauerte, bis sich die Nachricht seiner Ankunft in der ganzen Stadt verbreitete. Dort traf er auf die wichtigsten Persönlichkeiten des Sufismus jener Zeit, bis er 1205 Mekka verließ und nach Bagdad ging. Anschließend bereiste er ganz Ägypten, um danach 1207 erneut nach Mekka zu gehen. Ibn Arabi besuchte auch die Stadt Konya (heute Türkei), wo seine Weisheit und Spiritualität bei den Einheimischen einen großen Eindruck hinterließen. Sein Aufenthalt in dieser Stadt ist außerdem von großer Wichtigkeit für den östlichen Sufismus bis nach Indien. Im Jahr 1223 ließ Ibn Arabi sich in Damaskus nieder wo er bis zu seinem Tod lebte.

Der Sufismus, asketisch-mystische Richtung des Islam, benannt nach den mit einem Büßergewand aus Wolle (arab. suf) bekleideten ersten Anhängern, erstrebt eine Verinnerlichung des Islam.

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Kazimierz Jerzy Skrzypna-Twardowski Ritter von Ogończyk

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Polnischer Philosoph und Logiker; studierte Philosophie in Wien, war Schüler Franz Brentanos und Wilhelm Wundts; las in den Jahren 1894 bis 1895 in Wien, bevor erim damaligen Österreich-Ungarn 1895 Professor in Lemberg wurde und bis 1930 blieb. Dort begründete er die angesehene, sprachanalytisch ausgerichtete Warschau-Lemberg-Schule begründete.

Werke u.a.: Idee und Perception. Eine erkenntnis-theoretische Untersuchung aus Descartes (1892), Zur Lehre von Inhalt und Gegenstand der Vorstellungen (1894).

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Lwiw-Lemberg, Lyczakowski-Friedhof

Theodor Litt

 

 

Deutscher Kultur- und Sozialphilosoph und Pädagoge; Sohn eines Gymnasialprofessors; studierte Philosophie, Geschichte und klassische Philologie an der Universität Bonn. Nach einer 4-jährigen Tätigkeit als Oberlehrer für Alte Sprachen und Geschichte in Bonn und in Köln am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium war er kurzzeitig Referent im preußischen Kultusministerium in Berlin. 1919 wurde er Professor in Bonn, gefolgt von einer Professur in Leipzig von 1920 bis 1937 und von 1945 bis 1947. Anschließend wirkte er erneut an der Universität Bonn. Litt verfaßte Beiträge zur Wissenschaftstheorie, besonders zu den Methodenproblemen der Geisteswissenschaften. In den Jahren von 1918 bis 1933 beteilgte er sich durch kritische Analysen an der damaligen reformpädagogischen Diskussion. Theodor Litt gilt als Begründer der dialektisch-reflexiven Erziehungswissenschaften.

Werke u.a.: Geschichte und Leben (1918), Individuum und Gemeinschaft (1919), Führen oder Wachsenlassen (1927), Mensch und Welt (1948), Hegel (1953), Freiheit und Lebensordnung (1962). 

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Bild: Heiko Bockstiegel (04/1993)

Bonn, Südfriedhof

Rudolf Eisler

 

 

Österreichischer Philosoph; Vater des Komponisten Hanns Eisler und der beiden Politiker Gerhart Eisler und Ruth Fischer. Sohn von Ferdinand Eisler, einem erfolgreichen jüdischen Tuchhändler; studierte Philosophie in Leipzig bei Wilhelm Wundt, in Prag und Wien und promovierte 1894 mit einer Dissertation zum Thema Die Weiterbildung der Kant’schen Aprioritätslehre bis zur Gegenwart. Ein Beitrag zur Geschichte der Erkenntnistheorie eine Professur an der Universität blieb ihm wegen seiner jüdischen Herkunft verwehrt, so daß er seinen Lebensunterhalt als Privatgelehrte verdienen mußte. 1901 kehrt er nach Wien zurück, wo er sich in einem hauptsächlich von Arbeitern und Juden bewohnten Stadtviertel niederließ. auch in Wien wurde ihm eine Lehrstelle an der Universität verweigert - diesmal jedoch wegen seines Atheismus. Schließlich fand Eisler Arbeit als Redakteur und betreute dort eine Reihe von Büchern über Philosophie und Soziologie für den Herausgeber Werner Klinkhardt. 1907 gründete er gemeinsam mit Rosa Mayreder, Max Adler, Rudolf Goldscheid, Ludo Hartmann, Karl Renner, Wilhelm Jerusalem, Josef Redlich und Michael Hainisch die Soziologische Gesellschaft in Wien. Außerdem gab er die Philosophisch-soziologischen Jahrbücher heraus und betätigte sich zudem als Redakteur der Wissenschaftlichen Volksbibliothek.

Eisler beschrieb seine philosophischen Ideen als "objektiven Phänomenalismus", den er als eine Kombination aus empirischem Realismus und transzendentalem Idealismus artikulierte. Mit seinem Verständnis der Schriften Immanuel Kants beschäftigten sich seine Überlegungen im Allgemeinen mit der Entstehung und Konstruktion von Realität und Wahrheit. In seinen späteren Jahren entwickelte er ein Interesse am Synkretismus und seine Schriften wandten sich Problemen der Erkenntnis zu.

Werke u.a.: Der Weg zum Frieden (1898), Wörterbuch der philosophischen Begriffe und Ausdrücke (1899), Grundlagen der Philosophie des Geisteslebens (1908), Geschichte des Monismus (1910), Philosophen-Lexikon, Leben, Werke und Lehren der Denker (1912), Handwörterbuch der Philosophie (1913). Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichem (1930, aus seinem Nachlaß veröffentlicht).

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Bild: KN (08/2006)

Wien, Feuerhalle Simmering, Urnenhain

Philosophen XIV

Omnibus salutem!