Jean-Paul Marat

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Französischer Revolutionär; der Sohn eines Sarden und einer Schweizerin war Arzt, Verleger und Schriftsteller und wurde einer der radikalsten Volksführer der Französischen Revolution; verließ die Schweiz im Alter von 16 Jahren, um in Bordeaux Medizin zu studieren, zog 1762 nach Paris und lebte anschließend 10 Jahre lang in England (u.a. London, Edinburgh, St. Andrews). Nach seiner Rückkehr im Juli 1777 wurde er Militärarzt beim Grafen von Artois, dem späteren König Karl X., der der jüngste Bruder Ludwigs XVI. war. In dieser Zeit führte er einige physikalische Versuche durch und Jacques-Louis David, Tod des Maratveröffentlichte Bücher über Physik, Theorie der Politik, Recht und Physiologie. 1783 gab er seine medizinische Laufbahn auf und widmete sich den Naturwissenschaften. In den Blickpunkt der Weltgeschichte trat er, als er am 12.9.1789 erstmals die Zeitung Publiciste Parisien heraus, die er kurze Zeit später in L’Ami du Peuple umbenannte. Diese Zeitung war die einflußreichste und gefürchtetste radikale Zeitung Frankreichs, weil sie die öffentliche Meinung beeinflußte und manipulierte. Dort vertrat er u.a. die Meinung, daß alle Gegner der Revolution automatisch Verräter und Volksfeinde seien oder befürwortete im Juli 1790 die Enthauptung von 500 bis 600 Gegnern der Revolution. 1792 schloß er sich Georges Danton an und war schließlich Beteiligter an den Septembermorden und in der Zeit als Präsident des Jakobinerklubs am Sturz der Girodisten. Charlotte Corday, die in Caen wohnte, gelang es, zu ihm vorzudringen, indem sie Marat hatte mitteilen lassen, sie habe interessante Informationen über die dortigen Girondisten. Sie, die ursprünglich der Revolution positiv gegenüber stand, erstach den in der Badewanne sitzenden Marat nach einem nur 10minütigen Gespräch mit einem Dolch.

Sterbend hält Marat den Brief Cordays noch in der Hand.

Seine Ermordung macht Marat zu einem Märtyrer der Revolution; an dem Tag, an dem Charlotte Corday guillotiniert wurde, wurde eine pompöse Begräbnisfeier inszeniert. Sein Leichnam wurde zunächst im Garten des Cordeliersklub, dann im Pantheon beigesetzt, später wurden seine sterblichen Überreste auf den Cimetière Sainte Geneviève überführt.

      

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L'Assassinat de Marat

Werke u.a.: Les Aventures du jeune Comte Potowski – un Roman de Cœur (1771), Chains of slavery (1774).

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Paris, Cimetière Sainte Geneviève (Saint Etienne-Du-Mont)

Bild: Werner Farwick

Wilhelm Marx

 

Deutscher Politiker; der Sohn eines katholischen Volksschullehrers arbeitete nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn (1881-84) zunächst als Jurist an verschiedenen Gerichten. Von 1910 bis 1918 und von 1920 bis 1932 war er Mitglied des Reichstags (MdR), von 1922 bis 1928 Vorsitzender der Zentrumspartei. Nach dem Sturz der Regierung Gustav Stresemanns (DVP) 1923 wurde er unter Reichspräsidenten Friedrich Eberts Reichskanzler einer bürgerlichen Minderheitsregierung und bekleidete dieses Amt zunächst von November 1923 bis Januar 1925. Da es auf Dauer nicht gelang, stabile Regierungen zu bilden, trat er zurück. Als Kandidat der Weimarer Koalition für das Amt des Reichspräsidenten scheiterte er danach knapp gegen Paul von Hindenburg. Im zweiten Kabinett von Reichskanzler Hans Luther übernahm er das Amt des Reichsministers der Justiz und der besetzten Gebiete und wird nach Luthers Sturz von Mai 1926 bis Juni 1928 ein weiteres Mal Reichskanzler der Weimarer Republik. In diese Amtszeit fiel u.a. der Beitritt Deutschlands zum Völkerbund sowie die Verabschiedung des Generaloberst Hans von Seeckt, der die Reichswehr als Chef der Heeresleitung durch strikte Entpolitisierung nicht in den neuen Staat integriert hatte und aufgrund eines Konfliktes mit Marxens Reichswehrminister Otto Geßler entlassen wurde. Nach dem Wahlsieg der SPD unter Philipp Scheidemann trat er am 12. Juni 1928 zurück. 1932 verzichtete Marx auf sein Reichstagsmandat und zog sich ins Privatleben zurück.

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Köln, Friedhof Melaten

Bild: Jtdirl, GNU-FDL

Roger Casement

                      

Irischer Diplomat und Nationalist; mit zehn Jahren bereits Vollwaise, wurde er von Verwandten in Ulster aufgezogen. Im Jahr 1883 begab er sich auf eine Reise nach Afrika, wo er im Kongo-Freistaat für verschiedene Unternehmen und für die belgische Association internationale africaine des Königs Leopold II. tätig war. Während seines Aufenthaltes im Kongo lernte Casement den Entdecker und Afrikareisenden Henry Morton Stanley sowie den späteren Schriftsteller Joseph Conrad kennen. Auf einer weiteren Reise in den Kongo hatte er Edmund Morel kennengelernt, der ihm von den ausbeuterischen Zuständen im Kongo berichtete. Erstmals 1904 veröffentlichte Casement den Kongo-Bericht, machte auf die katastrophalen Bedingungen im Kongo aufmerksam und verstärkte dadurch den internationalen Druck auf den belgischen König, der daraufhin eine Untersuchungskommission einberufen und schließlich den Kongo an die belgischen Staat übergeben mußte. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1911 zum Knight Commander of St. Michael and St. George geadelt. Anläßlich einer diplomatischen Mission nach Brasilien im Jahre 1906 legte er auch hier Ausbeutung und Willkür des peruanischen Kautschukhändlers und Politikers Julio César Arana del Águila (*1864, †1952) offen und konnte erreichen, daß dessen Kautschukunternehmen, in dem britisches Kapital steckte, geschlossen wurde. Bereits als Diplomat 1912 demissioniert, trat er den paramilitärischen Irish Volunteers bei, die die irische Unabhängigkeit von Großbritannien forderten. Seine Kontakte zum deutschen Botschafter in Washington und die Bemühungen vom Deutschen Reich Waffen und finanzielle Unterstützung für die irische Freiheitsbewegung zu organisieren, führten schließlich zu einem Anklage wegen Hochverrats, Sabotage und Spionage gegen die englische Krone. Im am 26.6.1916 beginnenden Prozeß wurde er zum Tode verurteilt und, obwohl sich Gnadengesuche auch Sir Arthur Conan Doyle und George Bernard Shaw angeschlossen hatten, im Pentonville Gefängnis in London durch Erhängen hingerichtet.

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Guadarrama, Valle de los Caídos

Bild: Georgio, 09/2006 (fr.wikipedia, GFDL)
Bild: Tonywieczorek (en.wikipedia.org)

Plaß - Plasy b. Pilsen, Gruft der St. Wenzelskirche

Bilder: Bernhard Knauer
Bilder: KN (28.07.2006)

Carl Constanz Victor Fellner

Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt; von Haus aus Kaufmann, vertrat er als Senator der Freien Reichsstadt Frankfurt deren Interessen bei den Verhandlungen mit dem Deutschen Zollverein. Zuvor schon sog. Jüngerer Bürgermeister, wurde er 1865 Nachfolger Philipp Friedrich Gwinners als Bürgermeister. Nach der Okkupation Frankfurts durch preußische Truppen der unter Edwin von Manteuffell geführte Main-Armee mußte er das Amt an seinen Nachfolger, Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein, der das Amt nach einer Übergangszeit 1868 übernahm, abgeben. Fellner erhängte sich am seinem 59. Geburtstag in seinem Gartenhaus aus Kummer über den Verlust der Unabhängigkeit Frankfurts.

Aufforderung Manteuffels vom 20.7.1866 an die Stadt Frankfurt am Main, innerhalb von 24 Stunden 25 Mio. Gulden Kriegs-Contribution an die Feld-Kriegs-Casse der Main-Armee zahlen. zoom

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Dublin, Glasnevin Friedhof

Francisco Franco Bahamonde

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Spanischer General und Politiker, Staatschef Spaniens (1939-75) El Caudillo (Der Führer); der Sohn eines Marineoffiziers trat im Jahr 1907 in die Militärakademie in Toledo ein, wurde 1910 nach Spanisch-Marokko versetzt und hatte entscheidenden Anteil an der Niederwerfung des Aufstandes der Rifkabylen in Marokko. 1926 wurde er General. Nach dem Ende des Krieges in Spanisch-Marokko im Jahr 1927 war er von 1928 bis 1931 Leiter der Obersten Militärakademie in Saragossa. Als diese 1931 von der Zweiten Republik geschlossen wurde, ernannte man ihn zum Militärgouverneur in La Coruña und anschließend als solchen auf den Balearen. Als Kommandeur einer Armee schlug er im Oktober 1934 den Aufstand der Bergarbeiter in Asturien nieder. 1935 wurde Franco Generalstabschef, und nach dem Sieg der Volksfront im Februar 1936 auf einen militärischen Posten auf den Kanarischen Inseln versetzt. Gestützt auf die spanische Fremdenlegion und marokkanische Einheiten, löste Franco im spanischen Teil Marokkos einen Militärputsch gegen die republikanische Regierung aus, der schließlich in den mit aller Härte und Grausamkeit geführten Spanischen Bürgerkrieg mündete. Ende September 1936 ernannte ihn eine von den Aufständischen gebildete Junta zum Oberbefehlshaber (Generalissimus) aller aufständischen Streitkräfte und zum “Haupt des Staates”. Mitte 1937 nahm Franco mit deutscher und italienischer Hilfe die Industriezentren im Norden Spaniens ein; Ende 1938/Anfang 1939 eroberte er die republikanische Hochburg Katalonien mit ihrer Hauptstadt Barcelona, am 28.3.1939 besetzte er Madrid und erklärte am 1. April den Bürgerkrieg für beendet. Er begann jegliche Opposition zu unterdrücken und errichtete schließlich ein diktatorisches Regierungssystem. Außenpolitisch sympathisierte er während des Zweiten Weltkrieges mit den Achsenmächten Deutschland und Italien, verhielt sich aber weitgehend neutral; er entsandte aber spanische Freiwillige, die sogenannte Blaue Division, zur Unterstützung der deutschen Wehrmacht gegen die UdSSR an die Ostfront. Nach dem Ende des Krieges blieb Spanien zunächst außenpolitisch isoliert, aber wegen der geostrategischen Bedeutung Spaniens konnte Franco im Zuge des Kalten Krieges die Isolation durchbrechen und sein Land stärker an die Vereinigten Staaten anbinden; im September 1953 schloß Franco mit den USA ein Stützpunktabkommen, und 1959 kam es in Madrid zu einem offiziellen Treffen mit Präsident Dwight D. Eisenhower. Seit 1957 vereinigte Franco auf sich die Ämter des Staats- und des Regierungschefs, des Chefs der Einheitspartei und des militärischen Oberbefehlshabers. Franco trieb die Industrialisierung Spaniens voran, sowohl um Spaniens Wirtschaft dem Standard der westlichen Industrienationen anzunähern, aber auch, um Spanien weitgehend autark zu machen.

1967 ernannte Franco den Offizier und Politiker Luis Carrero Blanco zum Vize-Regierungschef. Bereits krank, bestimmte Franco diesen zu seinem Nachfolger als Regierungschef, der am 11.6.1973 vereidigt wurde. Carrero Blanco wurde am 20. Dezember Opfer eines Attentats, und Torcuato Fernández-Miranda wurde daraufhin zum Ministerpräsidenten Spaniens (Presidente de Gobierno) einer Übergangsregierung ernannt.

Bereits am 21.7.1969 hatte Franco Prinz Juan Carlos aus dem Haus Bourbon zu seinem Nachfolger bestimmt; am 22.11.1975 wurde Juan Carlos I. zum König von Spanien proklamiert und damit zu Francos Nachfolger.

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Klemens Wenzel Fürst von Metternich-Winneburg,

        

Österreichischer Staatsmann; einem einflußreichen rheinischen Adelsgeschlecht entstammend, immatrikulierte sich am 12.11.1788 an der Universität Straßburg und studierte zunächst dort Rechts-, Staats- und Naturwissenschaften, anschließend iEleonore née Gräfin Kaunitz, Metternichts erste Gattinn Mainz und Wien. Durch seine Heirat mit Gräfin Marie-Eleonore von Kaunitz-Rietberg (*1775, †1825), der Enkelin des Staatskanzlers  Wenzel Anton Graf von Kaunitz-Rietberg, entwickelte sich eine enge Beziehung zum Wiener Kaiserhof, und er trat in habsburgische Dienste. Von 1797 bis 1799 war er der Vertreter Katharine BagrationÖsterreichs auf dem Kongreß zu Rastatt, war ab 1801 österreichischer Gesandter in Dresden, wo er eine Affaire mit der gerade 18-jährigen Fürstin Katharina Bagration hatte, die allerdings endete, als er 1803 nach Berlin ging, bevor er ab 1806 in Paris die Interessen seines Kaisers versah1. Als Gegner der Französischen Revolution - er war 1794 mit seiner Familie vor deren Armee nach Wien geflohen -, trug er durch seine Berichterstattung aus Paris nach Wien wesentlich zur Entscheidung Kaiser Franz' I. bei, 1809 in den Krieg gegen das napoleonische Frankreich einzutreten. Nach der Niederlage Österreichs bei Deutsch-Wagram und dem Frieden von Schönbrunn im Juli 1809 wurde Metternich zum “Außenminister” berufen. Da er erkannt hatte, daß die auf anti-napoleonischer Stimmung basierenden nationalen Erhebungen keinen Erfolg gegen Napoléon haben würden, betrieb er pragmatisch, um eine Erholungsphase für eine Neuorientierung im Kampf gegen Frankreich zu verschaffen, aus Opportunismus die Heirat der österreichischen Kaisertochter Marie Louise mit Napoléon. Außerdem stellte er 1812 ein österreichisches Hilfkorps für den Rußlandfeldzug Napoléons zur Verfügung, verhandelte aber gleichzeitig mit Zar Alexander I. über ein mögliches Zusammengehen gegen den französischen Kaiser. Als der Rußlandfeldzug gescheitert war, wandte sich Metternich im Sommer 1813 schließlich gegen seinen bisherigen Verbündeten und verband sich mit der antifranzösischen Koalition, deren diplomatische Führung er während der letzten Phase der Befreiungskriege übernahm. Bei den anschließenden Verhandlungen zur Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongreß (1814/15), den er leitete, versuchte er zum Zwecke der Erhaltung des militärischen Gleichgewichts in Europa die Gebietsverluste Frankreichs in Grenzen zu halten. Ansonsten galten seine Ziele der Erhaltung der vorrevolutionären politischen und sozialen Ordnung, für die Stärkung der fürstlichen Souveränitätsrechte sowie dem Kampf gegen alle nationalen, liberalen und revolutionären Bewegungen. Gleichzeitig blockierte er die Annexionspläne Alexanders in Bezug auf Polens sowie Preußens Ambitionen auf Sachsen, plädierte für eine enge Zusammenarbeit mit Preußen im Deutschen Bund allerdings unter Beibehaltung der 1815 errungenen österreichischen Vorherrschaft. Um nationale freiheitliche Bestrebungen zu unterdrücken, wurde u.a. die Pressefreiheit durch die Karlsbader Beschlüsse vom 20.9.1819, die sich vornehmlich gegen Universitätsprofessoren und Journalisten, Schriftsteller und Studentenführer richteten, mit polizeistaatlichen Methoden unterdrückt2. Die auf dem Aachener Kongreß verkündete “Ruhe der Welt” zerbrach jedoch aufgrund der Interessenkonflikte der europäischen Mächte angesichts des Griechischen Freiheitskrieges bald wieder, und es gelang Metternich nicht, sie wieder zu beleben; außenpolitisch verringerte sich sein Einfluß auf die europäische Politik, innenpolitisch verlor er ebenfalls an Bedeutung, bis er schließlich anläßlich der Wiener Märzrevolution von 1848 als die Symbolfigur der Reaktion gestürzt wurde. Als er 1851 aus London, wohin er geflohen war, zurückkehrte, konnte er seine einstige politische Einflußnahme nicht wieder erlangen. Als er sah, daß sein Werk durch den wachsenden Nationalismus der österreichischen Völker, insbesondere beim aufsteigenden Bürgertum zu bröckeln begann, beschlich ihn das Gefühl, vergeblich gelebt zu haben.

Die Jahre 1828 und 1829 waren für ihn privat anni horribili;

Aber, so notierte er:“Ich stürzte mich in die Staatsgeschäfte, wie der Mörder in den Urwald.” Am 30.1.1831 heiratete der inzwischen 58 Jahre alte Metternich ein drittes Mal, die 26-jährige Melanie Zichy-Ferraris (*1805); aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen drei das Erwachsenenalter erreichten.

Metternich (2. v.r.) während des Wiener Kongresses mit Talleyrand, Montgelas, Hardenberg, Gentz, Metternichs Sekretär (v.l.)

1 Metternich hatte aber auch zahlreiche andere Affairen, was zu seiner Zeit als nicht ungewöhnlich galt, so zu Katharina Wilhelmine Katharina Wilhelmine von SaganBiron, Herzogin von Sagan (*1781, †1839), zu Fürstin Dorothea von Lieven oder zu der 20-jährigen Friederike von Mecklenburg, Schwester von Luise, der Schwägerin Friedrich Wilhelms III. und späteren Prinzessin zu Solms-Braunfels und Königin von Hannover.

2 Auf sein Bitten hin und als Dank übereignete ihm Kaiser Franz I nach dem Wiener Kongreß 1816 .die Domäne Schloß Johannisberg im Rheingau bei Geisenheim, auf der sich Metternich häufig für mehrere Wochen im Sommer aufhielt.

 

 

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Alfred Dregger

 Bild: Bundesarchiv cc_somerightsreserved

Deutscher Politiker (CDU); Sohn eines Verlagsdirektors; nach dem humanistischen Abitur in Werl wurde er 1939 zur Wehrmacht einberufen und diente bis Ende des Zweiten Weltkrieges als Soldat, zuletzt im Range eines Hauptmanns und Bataillonskommandeurs. Ab 1946 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen und Marburg, das er 1949 mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen abschloß. 1953 absolvierte er die Zweite Juristische Staatsprüfung und war anschließend bis 1956 als Referent tätig, zunächst beim Bundesverband der Deutschen Industrie und dann beim Deutschen Städtetag. Von 1970 bis 1983 war er Vorstandsmitglied bei der Überlandwerk Fulda AG. 1956 wurde Dregger als jüngster Bürgermeister der Bundesrepublik in Fulda Stadtoberhaupt (bis 1970). Bereits 1962 war er erstmals in den hessischen Landtag gewählt worden, war zeitweise CDU-Fraktionsvorsitzender, seit 1967 Vorsitzender der hessischen CDU und seit 1969 im Bundesvorstand. 1976 wurde er Stellvertretende Vorsitzenden und nach dem Sieg der CDU/CSU bei der Wahl im Oktober 1982 Helmut Kohls Nachfolger als Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dieses Amt behielt er bis zum November 1991, bis Wolfgang Schäuble ihm im Amt folgte.

Dregger, wegen seines polarisierenden und kämpferischen Stils gerne auch als "Don Alfredo" bezeichnet, war Vertreter des nationalkonservativen Flügels der CDU, an dem sich viele rieben. Er war ein Gegner der von Willy Brandt und Egon Bahr propagierten Ostpolitik. Er eckte aber auch mit seinen Äußerungen zum Krieg gene die Sowjetunion und die Rolle der Wehrmacht an. Außerdem war er ein überzeugter Vertreter des sog. Radikalenerlasses (“Berufsverbot”), der es bestimmten Personengruppen versagte, öffentliche Ämter zu übernehmen, da Verfassungstreue Voraussetzung für die Einstellung in dise Dienste notwendig sei; der Erlaß zielte insbesondere auf die Deutsche Kommunistische Partei (DKP). Trotz gesundheitlicher Probleme wäre Dregger 1998 gerne Alterspräsident des Bundestages geworden; dieser Wunsch blieb dem Politik-Profi verwehrt.

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Fulda, Friedhof Frauenberg

Inschrift: Roger Casement erlitt den Tod für Irland im August 1916 - Ruhe in Frieden

Hinweis: Seit 2017 gab es Bestrebungen, die sterblichen Überreste Francos umzubetten. Trotz Widerspruchs auch seitens der Familie entschied sich die spanische Regierung schließlich dafür, Franco auf dem Cementerio de Mingorrubio im Madider Stadtteil El Pardo neben seiner Frau Carmen Polo beizusetzen; die Umbettung vom Valle de los Caídos fand am 10. Juni 2019 statt.

Leo Jogiches

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Russischer Politiker; einer reichen jüdischen Familie von Kaufleuten entstammend; bewegte sich bereits als junger Mann in sozialrevolutionären Kreisen Wilnas, wurde 1888 erstmals inhaftiert und sollte nach seiner Entlassung aus der Haft als russischer Untertan Militärdienst in Turkestan leisten, floh aber Anfang 1890 in die Schweiz, wo er an der Universität Zürich studierte und die Schweizer Staatsbürgerschaft beantragte. Dort suchte er Kontakt zu dem ebenfalls im Exil lebenden Marxisten Georgij Plechanow, der 1880 nach Genf emigriert war und dort 1883 gemeinsam mit Pawel Axelrod, Wera Sassulitsch, Lew Grigorjewitsch Deitsch und Wassilij Ignatow die erste russische marxistische Gruppe Освобождение труда (Befreiung der Arbeit) mit dem Ziel gegründet hatte, die sozialistische Literatur Europas ins Russische zu übersetzen und die народники (Narodniki) in Rußland zu bekämpfen. Zwei Jahre später überwarf er sich jedoch mit ihm, was zu einem Parteigerichtsverfahren führte. Die Anhänger Plechanows griffen Jogiches scharf an, auch Friedrich Engels äußerte sich in einem Brief negativ über ihn. In Zürich lernte er im Jahre 1890 die damals neunzehnjährige polnische Studentin Rosa Luxemburg kennen, deren Lebengefährte er zeitweiliger war.Während des Ersten Weltkriegs lebte Jogiches in Berlin im Untergrund. In der Novemberrevolution von 1918 war er neben Franz Mehring, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und anderen Mitbegründer des Spartakusbundes und der aus ihm zusammen mit anderen kommunistischen Gruppierungen am 1. Januar 1919 hervorgegangenen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

Nach der Ermordung der charismatischen Leitfiguren der KPD, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, am 15.1.1919 durch rechtsextreme Freikorpsleute übertrug man ihm den Parteivorsitz der KPD. Jogiches ermittelte die Namen der Mörder und deckte die Einzelheiten der Ermordung auf. Anfang März 1919 wurde er in seiner Wohnung in Berlin-Neukölln verhaftet und am 10. März im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit von dem Kriminalwachtmeister Ernst Tamschick durch einen Schuss in den Hinterkopf ermordet.

Leo Jogiches hatte sich wie die führende Theoretikerin der KPD, Rosa Luxemburg, gegen eine Führungsrolle der Kommunistischen Partei Rußlands (Bolschewiki) innerhalb der Komintern gewandt. Auch Jogiches’ Nachfolger im KPD-Parteivorsitz, Paul Levi, sah sich im Februar 1921 wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der Komintern-Leitung zum Rücktritt gezwungen. Wenige Jahre später geriet die KPD in immer stärkere Abhängigkeit von Moskau.

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Bilder: Hajo Rackel (07/2019)

Berlin, Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Gedenkstätte der Sozialisten

Hinweis: Der Name Leo Jogiches ist auf einer großen Gedenktafel mit der Inschrift” Ruhm und Ehre den unsterblichen Kämpfern für den Sozialismus” an der Mauer unter der Rubrik “In der Zeit der Weimarer Republik ermordet“ verzeichnet. Seine Leiche wurde in einem Massengrab verscharrt.

Pawel Borissowitsch Axelrodeigent. Pinchas Borutsch, [russ. Павел Борисович Аксельрод]

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Russischer Sozialist;

 

 

 

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Berlin-Wedding, Urnenfriedhof Gerichtsstraße)

Bild: Clemensfranz (07/2012) Wikipedia.ru
Bild: Clemensfranz (07/2012) Wikipedia.ru

Andrej Alexandrowitsch Schdanow [russ. Андрей Александрович Жданов]

 

Sowjetischer PolitikerParteitheoretiker; Sohn eines Inspektor der öffentlichen Schulen sowie Professors für Theologie, der bereis 1909 verstarb. Danach zog seine Mutter mit ihm und seinen drei Schwestern nach Twer, wo er die 3. bis 7. Klasse der Realschule besuchte, dann für ein halbes Jahr an der Moskauer Landwirtschaftsschule und anschließend vier Monate an der Unteroffiziersschule in Tiflis war, wo man ihm eine 2 “nicht abgeschlossene Mittelschulbildung“ attestierte. 1916 wurde Schdanow, der sich bereits 1915 dem bolschewistischen Flügel der Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands (SDAPR) angeschlossen hatte, in die russische Armee eingezogen. Auf dem Bauernkongreß des V-Bezirks, der am 7. und 10. Januar 1918 stattfand, wurde er zum Landwirtschaftskommissar des Bezirksrates von Shadrinsk gewählt, der Stadt, in der er bereits im Februar 1917 zum 139. Infanterieregiment der Stadt Shadrinsk in der Provinz Permein gekommen und im August 1917 Vorsitzender des Komitees der Stadt Shadrinsk der RSDLP (b). geworden war. Von 1918 bis 1920 war er Politagitator in der Roten Armee und gleichzeitig Redakteur der Zeitung Twerskaja Prawda. Seit 1925 war er Kandidat und seit 1930 Mitglied des ZK der KPdSU (B), ab 1935 Kandidat und ab 1939 Mitglied des Politbüros. Nach der Ermordung Sergej Kirows wurde Schdanow als dessen Nachfolger 1934 bis 1944 Gebiets- und Stadtsekretär der Parteiorganisation Leningrads (heute Sankt Petersburg). In dieser Zeit war er als radikaler und erbarmungsloser ”Säuberer“ bekannt. Im Juni 1940 entsandte ihn Stalin, dessen engster Mitarbeiter war, nach Estland, das die Rote Armee kurz zuvor erobert und okkupiert hatte, um dort den sowjetischen Kommunismus zu etablieren. Während des Zweiten Weltkrieges und der 900 Tage dauernden Leningrader Blockade durch die deutsche Wehrmacht war er Generaloberst im Kriegssowjet der Stadt. 1944 bis 1947 war er Vorsitzender der Alliierten Kontrollkommission für Finnland. Nach dem Ende des Krieges tat er sich als Führer einer nach ihm benannten repressiven Kulturpolitik, der sogenannten Schdanowschtschina, hervor; Schriftstellern wie Anna Achmatowa, und Michail Soschtschenko, die beide wurde 1946 gemeinsam wegen angeblicher Verherrlichung der westlichen Kultur öffentlich geschmäht und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, sowie Boris Pasternak warf er fehlende gesellschaftlicher Relevanz und “bourgeoises” Verhalten vor. Regisseure wie Sergej Eisenstein und Komponisten wie Sergej Prokofjew und Dmitrij Schostakowitsch ging es nicht anders. Sie alle bezeichnete er als ”низкопоклонство перед Западом” (Speichellecker des Westensм).

Als Gegenrede auf die von US-Präsident Harry S. Trumans am 12.3.1947 in der sogenannten Truman-Doktrin dargelegten Ideen hielt Schdanow, der Mitglied einer sowjetischen Delegation auf der Gründungsversammlung des Kominform war, am 25.9.1947 seine berühmt gewordene Zwei-Lager-Theorie-Rede Beide Reden gelten als wichtige Meilensteine in der Entwicklung weg von der Anti-Hitler-Koalition hin zum Kalten Krieg.

Andrej Schdanow galt bis zu seinem Tode als möglicher Nachfolger Stalins; er starb jedoch überraschend an einem Herzversagen bereits 4 1/2 Jahre vor dessen Tod. Kunstfehler bei seiner Behandlung führten zwei Jahre später zu einer antisemitischen Kampagne, obwohl an der Behandlung Schdanows kein jüdischer Arzt beteiligt war.

Schdanows Sohn Juri heiratete 1949 Stalins Tochter Swetlana Allilujewa (*1926, †2011) Aus der Ehe ging 1950 ein Kind hervor, die Tochter Jekaterina. Die Ehe wurde im Herbst 1952 geschieden.

Nach dem Tode Schdanows wurde 1948 der Name der ukrainischen Stadt Mariupol in Schdanow umgenannt; erst 1989 erhielt die Stadt ihren alten Namen zurück; ebenso geschah es mit der Staatliche Universität Leningrads.

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Bild: Tothkaroj (08/2015), Wikipedia.ru

Moskau, Nekropole an der Kremlmauer

Kliment Jefremowitsch Woroschilow [russ. Климент Ефремович Ворошилов]

Sowjetischer PolitikerStaatsoberhaupt; Marschall der Sowjetunion; schloß sich 1903 den Bolschewiki an und wurde deshalb mehrmals von den zaristischen Behörden zu Gefängnisstrafen verurteilt. 1917 organisierte er gemeinsam mit Feliks Dserschinskij die Tscheka. Im Bürgerkrieg, der auf die Russische Revolution von 1917 folgte, wurde Woroschilow Kommandant der Roten Armee gegen die antirevolutionären “Weißen” und verteidigte zusammen mit Stalin die Stadt Zarizyn (heute Wolgograd). Von 1921 bis 1961 und wieder ab 1966 war er Mitglied des Zentralkomitees sowie von 1926 an Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei beziehungsweise des Präsidiums des ZK der KpdSU . Von 1925 bis 1940 war er Volkskommissar für Armee und Flotte beziehungsweise für Verteidigung; 1935 erfolgte die Ernennung zum Marschall der Sowjetunion. Nach Lenins Tod 1924 hatte er in den innerparteilichen Auseinandersetzungen Stalin unterstützt und war 1937/38 führend an der Säuberung der Roten Armee beteiligt. In der Zeit der politischen “Säuberungen” Im März 1940 war er einer der vier Unterzeichner des von Lawrenti Beria vorgeschlagenen Exekutionsbefehls für polnische Kriegsgefangene, der zum Massaker von Katyn führte. Im Juli 1941, während des Zweiten Weltkrieges, wurde Woroschilow Oberbefehlshaber an der Nordwest- oder Leningrader Front gegen die vorrückenden Deutschen. Als solchem gelang es ihm jedoch nicht, die Einschließung und Blockade Leningrads (heute Sankt Petersburg) zu verhindern, so daß er sein Kommando abgeben mußte. Nach den katastrophalen Verlusten der Roten Armee im sowjetischen Winterkrieg gegen Finnland wurde Woroschilow am 8. Mai 1940 im Amt des Volkskommissars für Verteidigung durch Marschall Timoschenko ersetzt.

Nach dem Ende des Krieges war Woroschilow Leiter der Alliierten Kontrollkommission für Ungarn; durch diese Tätigkeit trug er entscheidend zur Sowjetisierung des Landes bei. 1946 wurde er stellvertretender Ministerpräsident der Sowjetunion, und nach Stalins Tod 1953 Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjet (Staatsoberhaupt). 1960 wurde er wegen seiner Verwicklung in die Verschwörung von 1957 gegen Parteisekretär Nikita Chruschtschow von diesem aller seiner Ämter, 1969 jedoch rehabilitiert.

Die ersten fünf Marschälle der Sowjetunion (v. l.): Michail N. Tuchatschewskij, Budjonny, Kliment J. Woroschilow, Wassilij K. Blücher und Alexander I. Jegorow. .Alle bis auf Budjonny und Woroschilow fielen der stalinistischen Säuberungen zum Opfer.

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Bild: Rakoon (07/2016) Wikipedia.ru
Bild: Rakoon (07/2016) Wikipedia.ru

Moskau, Nekropole an der Kremlmauer

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Politiker XXIX

Omnibus salutem!