Bild: Michael Femia (10/2004)
Bild: Michael Femia (10/2004)

Samuel Adams

US-amerikanischer Politiker; Cousin von John Adams, des 2. US-Präsidenten; der Sohn eines Kaufmanns und Bierbrauers besuchte das Harvard College und studierte anschließend Jura. Nach Abschluß des Studiums arbeitete er als Büroangestellter und als Kaufmann, u.a. auch in der väterlichen Brauerei. Ab 1756 war er als Steuereinnehmer in Boston tätig; 1765 wurde in die Parlament von Massachusetts gewählt, dem er bis 1774 angehörte. Als radikaler Wegbereiter der amerikanischen Revolution organisierte er 1773 die Boston Tea Party, bei der Ladungen von Tee der englischen East India Trading Company in das Hafenbecken geworfen wurden. Durch diese Aktivität rückte er in den Fokus der Öffentlichkeit und erlangte eine große Popularität. Als Mitglied des Kontinentalkongresses (1774-81) war er am Entwurf der Konföderationsartikel beteiligt; die Verfassung von 1787 unterstützte er allerdings nur zögernd. Von 1794 bis 1797 war Adams Gouverneur von Massachusetts. Als George Washington die Befugnisse der Zentralgewalt auszuweiten trachtete, trat Adams aus Protest zu den Demokraten über.

Zurück zur Personenliste          

Boston, Granary Burying Ground

Bild: Mike (09/2005)

Arthur Wellesley, Herzog von Wellington (seit 1814)

     pinx. Francisco Goya

Britischer Politiker und Feldmarschall; einem verarmten englisch-irischen Adelsgeschlecht entstammend; trat nach dem Besuch des Eton College von 1781 bis 1785, am 7.3.1787 im Alter von 18 Jahren als Fähnrich in das 73. Infanterie-Regiment der britischen Armee ein und besuchte dann die Militärakademie in Angers (Dép. Maine-et-Loire). 1790 wurde er ins irische Parlament gewählt. .1794 nahm er am Ersten Koalitionskrieg am erfolglosen Feldzug gegen die Franzosen in Flandern teil-; beim Rückzug kommandierte er die Nachhut. 1796 wurde er zum Oberst befördert und wurde mit seinem Regiment nach Ostindien abkomandiert. zum Oberst befördert und ging mit seinem Regiment nach Indien. 1803 besiegte er die Maratha-Konföderation, damals der dominierende Staat in Indien. Nach seiner Rückkehr nach England wurde er 1805 für seine Dienste geadelt und ins britische Parlament gewählt. 1808 erhielt er den Befehl über das britische Expeditionskorps auf der Pyrenäenhalbinsel. Im Spanischen Unabhängigkeitskrieg (1808-14). - eine Phase der napoleonischen Kriege auf der Iberischen Halbinsel - errangen Wellingtons Truppen einige Siege, u.a. eroberte er 1812 Salamanca, 1813 Vitoria (1813) und besetzte Madrd. Außerdem gelang es ihm 1814, die Franzosen über die Pyrenäen zurückzudrängen. In Anerkennung seiner Verdienste in Spanien wurde er 1814 zum ersten Herzog von Wellington ernannt. Als Wellington 1815 als Hauptbevollmächtigter die Interessen Englands beim Wiener Kongreß vertreten sollte, auf dem die Neugliederung Europas nach Napoléon verhandelt werden sollte, wurde bekannt, daß dieser aus seinem Exil auf der Insel Elba nach Frankreich zurückgekehrt sei; der Kongreß wurde daher im Februar 1815 unterbrochen, und Wellington übernahm den Befehl über eine Armee in den Niederlanden. Am 18. Juni 1815 besiegte er in der Schlacht von Waterloo Napoléon endgültig, nachdem die preußischen Truppen unter dem Befehl von Generalfeldmarschall Blücher - für Napoléon völlig überraschend - eingriffen hatte, (Wellington hatte dringend auf das Erscheinen der Preußen gewartet: “Ich wollte, es wäre Nacht und die Preußen kämen.”). Wellington blieb nach der Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege zunächst als Kommandeur der alliierten Besatzungstruppen in Frankreich. 1818 kehrte Wellington schließlich nach england zurück, wo er Mitglied im Tory-Kabinett unter Lord Liverpoo wurde. 1827 erfolgte seine Beförderung zum Oberbefehlshaber der britischen Armee, wobei er aus dem Kabinett aus. 1828 wurde er zum Premierminister einer Tory-Regierung ernannt. Wegen Unstimmigkeiten mit einem Teil der Tories trat er 1830 zurück, blieb aber Mitglied des Parlaments und wurde 1834 nochmals für eine kurze Zeit Premierminister .und 1834/35 Außenminister im Kabinett von Sir Robert Peel. 1842 wurde Wellington wieder zum Oberbefehlshaber der britischen Armee ernannt.

Zurück zur Personenliste           

London, St. Paul’s Cathederal, Krypta

Bild: Alexander Krischnig (01/2007)

Gyula (Julius) Graf Andrássy von Csík-Szent-Király und Kraszna-Horka

Ungarischer Politiker; war der Sohn des ersten ungarischen Ministerpräsidenten Gyula Andrássy d. Älteren und war der letzte Außenminister von Österreich-Ungarn, jedoch nur 7 Tage - vom 27.10. bis 2.11.1918 - im Amt. Am 28.10.1918 bot er der Entente einen Sonderfrieden an. Seine Stieftochter Katinka heiratete 1914 den späteren ersten Präsidenten der Republik Ungarn, Graf Mihaly Károlyi von Nagykároly.

Zurück zur Personenliste           

Polgárdi, Park des Schloßes

Hinweis: Das Schloß selber existiert nicht mehr. Das Grab liegt im Rahmen von Familiengräbern auf einem Hügel des verwahrlosten Schloßparks.

Bilder: Jason Rowland (08/2006)

Independence (Missouri), Harry S. Truman Library

Harry S.Truman

                         links als 13-Jähriger

33. US-amerikanischer Präsident (1945-53); übte verschiedene berufliche Tätigkeiten aus, arbeitete u.a. als Bankangestellter, bewirtschaftete von 1906 bis 1917 die Farm der Familie. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in Frankreich. Danach gründete ein Konfektionsgeschäft in Kansas City, das 1921 Bankrott ging. Danach schloß er sich der Demokratischen Partei an, wurde im Januar 1923 Richter und 1927 Vorsitzender Richter in Jackson County. Von Januar 1934 bis Anfang 1945 war er Senator des Staates Missouri. Obwohl bar jeder Erfahrung, erwarb er sich bald Ansehen in verschiedenen politischen Ämtern. 1944 wurde er als Kompromißkandidat Franklin D. Roosevelts Vizepräsident und nach dessen Tod unmittelbar vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa am 12.4.1945 als dessen Nachfolger Präsident der USA. In den Verhandlungen der Alliierten über die weitere Vorgehensweise nach dem bevorstehenden Kriegsende hielt er zwar insbesondere an der Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation Deutschlands fest, widersetzte sich jedoch zunehmend den territorialen Ansprüchen der sowjetischen Regierung unter Stalin in Bezug auf Ost-, Südost- und Mitteleuropa. 1945 wurde dann auf der Potsdamer Konferenz ein Kompromiß mit Stalin und dem britischen Premierminister Clement Attlee (*1883, †1967) über die Behandlung Deutschlands in der Nachkriegszeit gefunden. Da sich im Fernen Osten der Krieg aufgrund des starken Wiederstands japanischer Truppen weiter hinzog, befahl Truman im August 1945, um weitere Verluste zu vermeiden, den Abwurf der ersten Atombombe über Hiroshima (6.8., 8h15) und anschließend einer zweiten Bombe über Nagasaki (9.8., 11h02), wobei die beiden Bomben ca. 70.000 Menschen ad hoc und geschätzte 90.000 bis 140.000 an den unmittelbaren Folgen. Dieser grausame und menschenverachtende, überwiegend die japanische Zivilbevölkerung treffende Einsatz der Atombombe war zweifellos zugleich ein gewolltes Signal der Stärke gegenüber der gefürchteten Sowjetmacht, zumal diese zu jener Zeit noch nicht über nukleare Waffen verfügte. Innenpolitisch kämpfte Truman v.a. mit ökonomischen und sozialen Spannungen; das Ende des Krieges brachte eine Reihe von Problemen mit sich: Inflation, Arbeitslosigkeit, Streiks, Rassenkonflikten. Trotz dieser Probleme und einem von den Republikanern beherrschten Kongreß wurde Truman 1948 überraschend wiedergewählt. Seine zweite Amtperiode war jedoch von zahlreichen Niederlagen im Kongreß gekennzeichnet. Weiterhin aber galt seine Aufmerksamkeit in Zeiten der zunehmenden Konfrontation zwischen Amerika und der UdSSR der Entwicklung besonders in Europa. Um die “freie Welt” zu stabilisieren, gab es zahlreiche Unterstützungs- und Hilfsprogramme im Rahmen der amerikanischen weltweiten Militär- und Wirtschaftspolitik: Truman-Doktrin, Marshallplanhilfe, Aufbau der North Atlantic Treaty Organization (NATO). Zudem schuf er 1947 die Central Intelligence Agency (CIA). Um ein Aushungern der durch einen Korridor von Westdeutschland getrennten Berliner Bevölkerung, durch von der sowjetischen Besatzungsmacht eingerichtete “Berliner Blockade” zu verhindern, wurde 1948 eine Luftbrücke von Westdeutschland nach West-Berlin eingerichtet, über die die Bevölkerung der Inselstadt über Monate hinweg mittels sog. Rosinenbomber versorgt wurde. Nachdem die UdSSR 1949 das Atomwaffenmonopol der USA gebrochen hatte, initiierte er eine beschleunigte Entwicklung der Wasserstoffbombe und griff bewaffnet in den Konflikt in Korea (Koreakrieg) ein. Als Koreas nördlicher Nachbar in den Krieg eingriff, wollte MacArthur China angreifen, zur Not auch mit einer Atombombe; daraufhin entließ Truman den General. Unter seiner Präsidentschaft entwickelte sich in den USA zunehmend eine Atmosphäre der Angst vor dem Kommunismus, die nicht nur zu einem Wettrüsten führte, sondern auch die gesellschaftliche Situation durch Mißtrauen der Amerikaner besonders gegenüber Intellektuellen und Hollywoodschauspielern, untereinander vergiftete. In dieser teilweise hysterischen Atmosphäre schwächten Senatoren wie Joseph R. McCarthy Trumans Regierung zunehmend, so daß er 1952 auf eine weitere Präsidentschaftskandidatur verzichtete. Als sein Nachfolger im Amt wurde Dwight D. Eisenhower gewählt.

Zurück zur Personenliste          

Bild: Lewis Browder (10/2006) flickr.com/photos/zadalew/287811541

Abilene (Kansas), Eisenhower Center

Bild: Jan Muehlhauser (09/2005)

Benjamin Franklin

 pinx. Jean-Baptiste Greuze

US-amerikanischer Politiker, Wissenschaftler und Schriftsteller; der 10. und jüngste Sohn und das 15. Kind eines Seifen- und Kerzenmachers arbeitete als Lehrling in der Druckerei seines Brudes James, nachdem er die Boston Latin School ohne Abschluß abgebrochen hatte, bildete sich jedoch durch intensives Lesen autodidaktisch weiter. Ab 1724 hielt er sich auf Wunsch des Gouverneurs von Pennsylvania, Sir William Keith, in London auf, angeblich um neue Ausrüstung zum Druck von Zeitungen zu erwerben. Nach seiner Rückkehr 1726 arbeitete er zunächst bei Thomas Denham als “Mädchen für Alles”. Ab 1729 gab er in Philadelphia als eigenständiger Verleger die Pennsylvania Gazette und von 1732 bis 1757 den Poor Richard's Almanack heraus und übte damit eine großen Einfluß auf die Entwicklung des Pressewesens aus. 1731 war er Mitglied der Freimaurer geworden; 1750 wurde er in das Abgeordnetenhaus von Pennsylvania, die Pennsylvania Assembly, gewählt, deren Mitglied er bis 1764 blieb. 1743 gründete er die American Philosophical Society. Von 1757 bis 1762 sowie von 1764 bis 1775 lebte er erneut überwiegend in England, zunächst als Repräsentant für Pennsylvania und später auch für die Staaten Georgia, New Jersey und Massachusetts. 1776 gehörte er mit 54 anderen Repräsentanten der damals 13 Vereinigten Staaten zu den Unterzeichnern der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli. Nach Beginn des Unabhängigkeitskrieges (1775-83) gegen die britische Herrschaft beauftragte ihn der Kongreß, die Interessen der nordamerikanischen Kolonien in Frankreich als Diplomat zu vertreten. Als einer der drei Beauftragten leitete er in den Jahren von 1776 bis 1779 die Verhandlungen, die letztlich zu einer Allianz mit Frankreich führten. Während seines Aufenthalts in Paris schloß er sich der Freimaurerloge Les Neufs Sœrs an und war in der Loge von 1779 bis 1782 sog. Stuhlmeister. 1786 kehrte er schließlich in die inzwischen Vereinigten Staaten zurück und wurde Präsident des Supreme Executive Council of Pennsylvania. 1787 wurde er zum ersten Präsidenten der Gesellschaft gegen Sklaverei gekürt. Er war zudem war er maßgeblich an der Ausbildung des Postwesens der Kolonien beteiligt. Franklin tat sich auch als Erfinder hervor: seine bekannteste Erfindung ist die des Blitzableiters, aber auch Erfindungen wie bifokales Glas, wie es in Brillen verwendet wird, und der Schaukelstuhl wurden populär.

Franklins Konterfeit auf der 100 US-Dollar-Note

1767

Franklin 1767 in London (pinxit David Martin, White House, Washington)

Zurück zur Personenliste           

Philadelphia, Christ Church Burial Ground

Bild: Ira (04/2005)
Bild: Patti Kinlock (07/2006)

Dwight David Eisenhower

1952   03/1957 The Natiomal Archives UKno_copyright

34. US-amerikanischer Präsident (1953-61); genannt “Ike”; das drittes Kind der deutsch-amerikanischen Familie David Jacob Eisenhower (eigentlicher Familienname lautete "Eisenhauer") und Ida Elizabeth (née Stover) war im Generalstabsdienst ausgebildet, wurde 1941 Brigadegeneral und nach kurzer Tätigkeit im Planungsstab während des Zweiten Weltkrieges im Juni 1942 Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen auf dem europäischen Kriegsschauplatz. Im November 1942 übernahm Eisenhower den Befehl über die alliierten Truppen in Nordafrika, leitete 1943 die Landungen auf Sizilien und dem italienischen Festland, bevor er im Dezember 1943 Oberster Befehlshaber der verbündeten Landungsarmee (SHAEF) wurde. Als solcher leitete er im Juni 1944 die Invasion in Frankreich. Am 7.5.1945 erfolgte in seinem Hauptquartier in Reims die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Bis November 1945 war er Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland und zeitweilig Mitglied des Alliierten Kontrollrats, anschließend Generalstabschef des Heeres, bis er 1948 aus dem aktiven militärischen Dienst ausschied und Präsident der Columbia University wurde. Von 1950 bis 1952 war er Oberbefehlshaber der Streitkräfte der noch von seinem Vorgänger Truman ins Leben gerufenen North Atlantic Treaty Organization (NATO). 1952 wurde Eisenhower als Kandidat der Republikanischen Partei zum Nachfolger Harry S. Trumans, dessen militärischer Berater er 1949 zeitweilig war, in das Amt des Präsidenten gewählt (zu einer 2. Amtsperiode wurde er 1956 wiedergewählt). Unter dem Schlagwort “modern republicanism” verfolgte er eine Innenpolitik, die den USA nach einer Phase einschneidender Veränderungen Ruhe und Stabilität geben sollte. Er verband eine konservative Wirtschaftspolitik, die v.a. auf den Abbau der Staatsverschuldung abzielte, mit einem vorsichtigen Ausbau der von Franklin D. Roosevelt und Truman begonnenen sozialstaatlichen Maßnahmen und des Bildungswesens. An den Auswüchsen der Untersuchungstätigkeit Joseph R. McCarthys übte er relativ spät vorsichtige Kritik. Er ergriff erste Maßnahmen zum Abbau der Rassenschranken (Bürgerrechtsgesetz vom 9.9.1957) und entsandte im September 1957 Bundestruppen zur Beendigung von Rassenunruhen in Little Rock (Arkansas). Die Außenpolitik seiner Amtszeit wurde stark durch John Foster Dulles bestimmt. Obwohl Eisenhower dessen erklärte Ziele (“liberation”, “roll back”) unterstützte, war er bestrebt, militärische Auseinandersetzungen mit der UdSSR zu vermeiden. Außenpolitisch profilierte sich Eisenhower besonders durch die Beendigung des Koreakriegs (1953), die Erweiterung des westlichen Paktsystems um die SEATO (1954), die Unterstützung der UNO gegen Großbritannien und Frankreich in der Suezkrise (1956) und die Eisenhower-Doktrin (1957). West-Ost-Gipfeltreffen in Genf (1955) und Camp David (1959) sollten der Entspannung dienen; die Pariser Gipfelkonferenz (1960) scheiterte nach dem U-2-Zwischenfall. In seiner Abschiedsbotschaft warnte Eisenhower vor dem Einfluß des “militärisch-industriellen Komplexes”.

mit Ehefrau Mamie (1916)

 

Inschrift: “Every gun made, every warship launched, every rocket fired signifies, in a final sense, a theft from those who hunger and are not fed, those who are cold and are not clothed.... This is not a way of life at all ... Under the cloud of threatening war, it is humanity hanging from a cross of iron.” The Chance for Peace Address. Washington DC, April 16, 1953”

[Jede hergestellte Waffe, jedes vom Stapel gelaufene Kriegsschiff, jede abgefeuerte Rakete ist letzten Endes ein Diebstahl an denjenigen, die Hunger leiden, aber nicht gefüttert werden, denjenigen, denen kalt ist, aber nicht gekleidet werden ... Das ist in keiner Weise eine Art zu leben ... Unter der Wolke eines drohenden Krieges, ist es die Menschlichkeit, die von einem Eisenkreuz hängt].

Zurück zur Personenliste          

Bild: Peter Windisch (01/2013)

Otto Fürst zu Stolberg-Wernigerode (seit 1890)

               

 

Deutscher Politiker; Vizekanzler; jüngstes von drei Kindern des Erbgrafen Hermann zu Stolberg-Wernigerode und der Gräfin Emma zu Erbach-Fürstenau; studierte in Göttingen und Heidelberg Rechts- sowie Verwaltungswissenschaften und diente von 1859 bis 1861 als Seconde-Lieutenant im Regiment der Gardes du Corps der preußischen Armee. Von 1867 bis 1873 war er erster Oberpräsident der gerade an Preußen gekommenen Provinz Hannover, kam - ebenfalls 1867 - im Konstituierenden Norddeutschen Reichstag und war zwischen 1871 und 1878 Mitglied des Deutschen Reichstages und zur selben Zeit Präsident des Preußischen Herrenhauses, der Ersten Kammer des Preußischen Landtages vor. Von März 1876 bis 1878 war er als Botschafter des Deutschen Reiches in Wien akkreditiert, bevor er im Mai 1878 unter Otto von Bismarck als Vizepräsident des Preußischen Staatsministeriums und Vizekanzler des Deutschen Reichs wurde. Wegen mehrfacher Meinungsverschiedenheiten über die Richtung der Außenpolitik des Reichs wurde die Zusammenarbeit im Juni 1881 beendet. Stolberg-Wernigerode war in den Jahren 1884 bis 1894 Oberstkämmerer, 1885 bis 1888 zugleich Minister des Königlichen Hauses im preußischen Staatsdienst. Um den zunehmenden Einfluß der Sozialdemokratie zu beschränken, setzte sich Stolberg-Wernigerode schon frühzeitig für eine vom Staat gesteuerte Sozialpolitik ein. 

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Bernd Schwibbe (03/2013)

Wernigerode, Friedhof Sankt Theobaldi

Pio La Torre

 

 

Italienischer Politiker; Sohn armer Eltern, wuchs am Stadtrand von Palermo auf. fühlte sich schon in jungen Jahre, als er im Gefängnis saß, der Sache der Arbeiterund Bauern im Kampf gegen die Ausbeutung verpflichtet, zunächst als Führer der Bauernbewegung auf Sizilien, in der Confederazione nazionale dei lavoratori della terra (Confederterra), und später als Regionalsekretär der Confederazione Generale Italiana del Lavoro (Cgil, italienischen Allgemeinen Arbeiterbunds) und schließlich innerhalb der italienischen Kommunistischen Partei (PCI), der er nach dem Zweiten Weltkrieg beitrat und in der er 1949 Giuseppina Zacco, Tochter einer alteingessenen adligen palermischen Familie entstammend, die er später heiratete, kennenlernte. 1948 wurde La Torre Führer der Bauernbewegung auf Sizilien, nachdem der Bauernführer Placido Rizzotto in Corleone von Luciano Leggio, einem Mitglied der Mafia, getötet worden war. Im März 1950 wurde der junge Student, der sein Studium als Bauarbeiter finanzierte, in Bisacquino festgenommen, während er den Kampf der Bauern für die Landreform durch Besetzung von Großgrundstücken anführte. Er verbrachte 18 Monate in Untersuchungshaft, bevor er wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Seit 1952 war er Provinzsekretär von Palermo. 1960 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der PCI und 1962 wurde er zum Regionalsekretär der Partei für Sizilien gewählt. Der Führer der kommunistischen Partei, Enrico Berlinguer, wurde auf La Torre aufmerksam und holte ihn bald darauf ins Zentralkomitee der PCI nach Rom. 1972 wurde La Torre von der italienischen Abgeordnetenkammer für den Distrikt Palermo gewählt in das italienische Parlament gewählt und im selben Jahr Mitglied der 1962 gegründeten Antimafia-Kommission, die 1976 während des Ersten Mafia-Krieges ihren Abschlußericht veröffentlichte. In ihm wiesen er und Richter Cesare Terranova auf Verbindungen zwischen der Mafia und prominenten Personen hin, insbesondere auf Politiker aus den Reihen der DC - Democrazia Cristiana (Christdemokraten). Im Rahmen seiner politischen Tätigkeit in Rom brachte er eine Gesetzesinitiative ein, das einen neuen Straftatbestand in das italienische Rechtssystem einführten sollte, il reato di associazione mafiosa  (das Verbrechen der Mafia-Verschwöung). Es ermöglichte den Gerichten, u.a. die Vermögenswerte der zur Mafia-Verschwörung zugehörenden Personen zu beschlagnahmen. Er geriet nunmehr in das Visier der Mafia, die ihn jnd seine Gesetzesinitiative fürchtete, so daß der Boß von Corleone, Salvatore Riina, .den Befeht erteilte, La Torre aus dem Weg zu schaffen; am Morgen des 30. April 1982 wurde er gemeinsam mit seinem Fahrer Rosario di Salvo in seinem Dienstwagen von mehreren Killern der Mafia erschossen. Am 3. September desselben Jahres wurde auch General Carlo Alberto Dalla Chiesa erschossen, den der römische Staat nach Sizilien geschickt hatte, um die Cosa Nostra zu bekämpfen. Getötet wurden zugleich dessen Frau und sein Leibwächter. Daraufhin wurde das Gesetzt, für das Pio La Torre sein Leben hatte lassen müssen, in einem Eilverfahren in Rom verabschiedet; es sollte sich als äußerst wirksame Waffe im Kampf gegen die organisierte Kriminalität erweisen.

Auszeichnungen u.a.: Medaglia d'oro al merito civile (1982, Goldener Zivildienstpreis der Italienischen Republik)

Zurück zur Personenliste                             

Bild: Rengha Rodewill (2013)

Palermo (Sizilien), Cimitero dei Cappuccini

Hubert Horatio Humphrey jr.

US-amerikanischer Politiker (Demokrat); Vizepräsident; studierte zunächst Pharmazie und leitete von 1933 bis 1937 seine eigene Apotheke. Anschließend studierte er Politikwissenschaft und machte seinen Abschluß an den Universitäten von Minnesota und Louisiana. Während des Zweiten Weltkriegs bekleidete er verschiedene Posten in kriegsrelevanten Ämtern und war Dozent sowie Radiokommentator tätig. 1945 und 1947 ein zweites Mal wurde er zum Bürgermeister von Minneapolis gewählt und sorgte in dieser Funktion für eine gerechtere Einstellungspolitik der Stadt und für eine Ausweitung der städtischen Wohlfahrts- und Wohnungsbauprogramme. 1947 war er Mitbegründer der liberalen antikommunistischen Gruppe Americans for Democratic Action. 1948 wurde er in den US-Senat gewählt und setzte sich erfolgreich für die Aufnahme eines Vorschlags zur Beendigung der Rassentrennung in der Partei des Democratic National Convention 1948 ein Plattform. 1948 wurde Humphrey in den US-Senat gewählt und 1954 und 1960 in diesem Amt bestätigt. Im Folgejahr wurde er Fraktionsführer der Demokratischen Partei im Senat. Humphrey wirkte maßgeblich an der Ratifizierung von Gesetzen wie dem Atomteststopp-Abkommen von 1963 und dem Bürgerrechtsgesetz von 1964 mit. 1964 wurde Humphrey an der Seite von Präsident Lyndon B. Johnson zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt und vertrat die Politik der Regierung im Kongress. Er trat für eine Politik der Abrüstung und Entspannung im Ost-West-Konflikt ein, befürwortete allerdings das Engagements der US-Regierung im Vietnamkrieg, änderte jedoch nach einem Besuch in Südostasien 1966 seine Einstellung - vermutlich der Grund, daß er 1968 bei den Präsidentschaftswahlen gegen den Kandidaten Richard Nixon – wenngleich sehr knapp – unterlag. Nachdem er 20.1.1969 aus dem Amt des Vizepräsidenten. ausgeschieden war, wurde er noch im selben Jahr Professor am Macalester College in St. Paul und an der Universität von Minnesota.

Innenpolitisch plädierte Hubert H. Humphrey, der sich bereits als einer der ersten Senatoren für eine umfassende Gesetzgebung zur Sicherung der bürgerlichen Grundrechte eingesetzt hatte, für Steuervergünstigungen für sozial schwache Schichten und forderte Subventionen für Kleinunternehmer. Außerdem trat er für eine von der Bundesregierung getragene Gesundheitsfürsorge für alte Menschen (Medicare) ein, koordinierte die Bürgerrechtsaktionen des Bundes und übernahm den Vorsitz des Council on Economic Opportunity. 1964 hatte er einen wesentlichen Anteil an der Verabschiedung der Bürgerrechtsvorlage Präsident Johnsons; Nachdem 1968 die Präsidentschaftskandidatur erfolglos war, zog Humphrey 1970 erneut in den Senat ein und bewarb sich 1972 erfolglos um die Präsidentschaftskandidatur.

Humphrey stellte bereits 1957 das erste Gesetz zur Schaffung des Peace Corps vor - drei Jahre vor der Rede von John F. Kennedy an der University of Michigan.

Zurück zur Personenliste                             

Minneapolis (Minnesota), Lakewood Cemetery,

Paul Deschanel

        

 

Französischer Politiker (ARD); Staatspräsident; Sohn des Politikers und Schriftstellers Émile Deschanel; studierte Rechts- und Literaturwissenschaftler, der Journalismus und Politik für eine Karriere kombinierte. Nach einer kurzen Amtszeit in der Präfekturverwaltung wurde er vom Departement Eure-et-Loir (1885) in die Abgeordnetenkammer gewählt. Er nahm bei den progressiven Republikanern Platz und konzentrierte sich auf soziale Probleme und Außenpolitik. 1899 wurde er in die Académie Française gewählt und schrieb während seines ganzen Lebens Bücher über Politik und Literatur, darunter La Question sociale (1898), Orateurs et hommes d'état (1888), Essai de philosophie politique (1899) und Gambetta (1920).

 

Vor dem Hintergrund der wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Probleme nach dem Ersten Weltkrieg gewann im November 1919 das eher konservative Parteienbündnis Bloc national die Mehrheit und stellte 1920 die Regierung mit Paul Deschanel als Staatspräsidenten.

Zurück zur Personenliste                 btn_up            

Bild: Julien Morvan (07/2016), Wikipedia.fr
Bild: Julien Morvan (07/2016), Wikipedia.fr

Paris, Cimetière du Montparnasse

Politiker XXXVII

Omnibus salutem!