António Oscar de Fragoso Carmona

 

Portugiesischer Politiker und Marschall (seit 1947); wurde in der königlichen portugiesischen Militärakademie ausgebildet, die er 1888 abschloß. 1922 war er bereits zum General aufgestiegen. Er war 1926 führend am Militärputsch von General Manuel de Oliveira Gomes da Costa, der die republikanische Übergangsregierung stürzte, beteiligt und verhalf dem diktatorischen Regime des António de Oliveira Salazar an die Macht. Nachdem er 1927 in Porto und Lissabon Volksaufstände niedergeschlagen hatte, erließ er ein allgemeines Parteienverbot und war bis 1928 Ministerpräsident. 1928 wurde er als einziger Kandidat zum Präsidenten gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1951 inne.

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Lissabon, Pantheon

Bild: Martina Schulz (04/2007)

Herbert Clark Hoover

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31. US-amerikanischer Präsident (1929-33); der Sohn einer Quäkerfamilie, deren Vorfahren aus Deutschland und der Schweiz eingewandert waren, studierte ab 1891 an der neugegründeten Stanford University Geologie und Bergbau und leitete Minen u.a. in Westaustralien und China (wo er die Belagerung von Tientsin während des Boxeraufstands erlebte). Nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten 1917 in den Ersten Weltkrieg organisierte er die amerikanische Lebensmittelversorgung und ab 1919 das Quäker-Hilfswerk für Europa (Quäker- oder Hooverspeisungen). Als Handelsminister (1921-28) förderte er die Expansion des amerikanischen Außenhandels. Als Republikaner 1928 zum Präsidenten gewählt, scheiterte er in seiner Amtszeit innenpolitisch an den Problemen der Weltwirtschaftskrise, die nach dem sog. Schwarzen Freitag (Black Friday) verstärkt entstanden war. Außenpolitisch leitete er die “Politik der guten Nachbarschaft” gegenüber Lateinamerika ein und verkündete 1931 das Hoover-Moratorium (Stundung aller Kriegsschulden und Reparationen für ein Jahr). Bei den Präsidentschaftswahlen des Jahres 1932 unterlag er Franklin D. Roosevelt, dessen Politik des New Deal er strikt ablehnte. Von 1947 bis 1949 und von 1953 bis 1955 war er Vorsitzender einer Kommission zur Reorganisation der Bundesverwaltung.

Werke u.a.: American Individualism (1922), The Challenge to Liberty (1934), Memoirs (3 Bde., 1951-1952).

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West Branch (Iowa), Herbert Hoover National Historic Site

Bild: Shannon (10/2006)
Bild: Conny Odengrun (09/2006)

Dag Hjalmar Agne Carl Hammarskjöld

Photo:UN/DPI

Schwedischer Politiker; der jüngste Sohn des schwedischen Premierministers Hjalmar Hammarskjöld studierte Rechtswissenschaft, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Uppsala und Stockholm. Von 1936 bis 1945 war er parteilosen Staatssekretär im schwedischen Finanzministerium, von 1941 bis 1948 Präsident des schwedischen Reichsbankdirektoriums. Ab 1949 war er Unterstaatssekretär im Außenministerium, von 1951 bis 1953 stellvertretender Außenminister. Am 7.4.1953 wurde er zum zweiten Generalsekretär der Vereinten Nationen ernannt und 1957 von der UN-Generalversammlung einstimmig für eine zweite Amtszeit eingesetzt. Während seiner Amtszeit gelang ihm u.a., in zähen Verhandlungen 1954 die im Koreakrieg in Gefangenschaft geratenen US-Soldaten zurückzuführen, 1956, im Konflikt um den Suezkanal, konnte er den Konflikt durch die rasche Präsenz einer internationalen Friedens- und Polizeitruppe vor Ort zu entschärfen. Im gleichen Jahr versuchte er mit Erfolg, die im Ungarischen Volksaufstand entstandenen Spannungen zwischen den Machtblöcken zu reduzieren. Seine Rolle beim Sezessionskrieg 1960 im Kongo ist allerdings nicht unumstritten: einige behaupten, es habe eine Beteiligung des UN-Generalsekretärs beim Sturz der Regierung Kongos unter Lumumba und dessen Ermordung gegeben. Er kam bei einem ungeklärten Absturz seines UN-Flugzeuges an der Grenze der abtrünnigen Provinz Katanga des damaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo), nach Sambia; er war auf dem Weg zu einem Treffen mit dem Präsidenten Katangas Moïse Tshombé, um im Rahmen der ONUC-Mission der Vereinten Nationen in der Kongokrise zu vermitteln. Kurz nach seinem Tode wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.

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Uppsala, Gamla Kyrkogården

Thomas Becket

Englischer Lordkanzler (seit 1154) und Erzbischof von Canterbury (1162-70); vorgesehen für eine geistliche Laufbahn sandte ihn sein Vater Gilbert von Thierceville, ein wohlhabenden Kaufmann aus normannischen Adel zunächst in die Merton Priory in Surrey und anschließend an die Universitäten von Paris, Bologna, und Auxerre. Nach Rückkehr in seine Heimat war er eine Zeitlang Sekretär des Lords von Pevensey. Im Alter von 25 Jahren bewarb er sich um eine Stelle am Hof des Erzbischofs Theobald von Canterbury, eines entfernten Verwandten, den er 1148 zum päpstlichen Konzil in Reims und der ihm einige wichtige Missionen an den Vatikan anvertraute. 1154 machte ihn Theobald zum Erzdiakon von Canterbury und nachdem das Amt des Lordkanzlers vakant war, empfahlen Theobald und andere Bischöfe ihn Heinrichs II. für diese Position. Als dessen Erster Minister kämpfte er gegen das Papsttum und die Rechte die es beanspruchte. Sein fast freundschaftliches Verhältnis zu seinem Souverän änderte sich, als er nach dem Tode Theobalds (1161), am 2.6.1162 zum Priester geweiht, am darauffolgenden Tag die Bischofsweihe empfangen hatte und als Erzbischof von Canterbury begann, sich dem Willen des Königs zu widersetzten und die kirchlichen Machtansprüche gegen den König vertrat. Zu offenen Bruch kam es, als 1163 ein Streit um das Verhältnis zwischen Kirche und Staat ausbrach, Gerichtsbarkeit in Bezug auf klerikale Krimineller. Als sich dann Becket und die anderen Bischöfe sich weigerten, den auf dem Konzil von Clarendon am 13.1.1164 von dem König unterbreiteten 16 Artikel, in denen das Verhältnis zwischen Staat und Kirche definierten, zustimmen, weil sie dem kanonischen Recht widersprächen, klagte Heinrich Becket wegen Treuebruch anklagen. In der Nacht des 13. Oktober 1164 floh Becket daraufhin nach Frankreich, wo er sechs Jahre im Exil lebte. Unter Vermittlung des Papstes und unter Androhung päpstlicher Sanktionen stimmten Heinrich und Becket schließlich einer formellen Aussöhnung zu, und Becket kehrte am 3.11.1170 nach England zurück. Der Konflikt brach erneut aus, als Becket einige der von Heinrich ernannte Bischöfe exkommunizierte. Heinrich geriet über diesen Affront dermaßen in Wut, ("What a band of loathsome vipers I have nursed in my bosom who will let their lord be insulted by this low-born cleric!", "Who will revenge me of the injuries I have sustained from one turbulent priest?"), daß vier Gefolgsleute des Königs sich veranlaßt sahen, Thomas Becket in der Kathedrale während der Vesper zu ermorden (ob der König selbst einen direkten Befehl zu Tötung seines Widersacher erteilte hatte, ist unklar). Schon bald nach seinem Tode begann das Volk, ihn als Märtyrer zu feiern. Als an seinem Grabe zudem Wunder geschehen sein sollen, wurde er schließlich im Februar 1173 heiliggesprochen. Zum Ärger des Königs entwickelte sich seine Grabstätte zu einer der drei durch Pilger meistbesuchtesten im damaligen Europa, bis sie schließlich zur Zeit der Reformation auf Veranlassung Heinrichs VIII. zerstört wurde. Über Thomas Beckets Gewissensentscheidung und Ermordung wurden immer wieder Dramen verfaßt, u.a. von T.S. Eliot, Jean Anouilh. Heilig gesprochen 1173; Tag: 29.12.

Inschrift: The shrine of Thomas Becket archbishop and martyr stood here from 1220 until 1538.

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Canterbury, Kathedrale, Trinity Kapelle

Hinweis: 1220 wurden Beckets sterbliche Überreste aus dem urspr. Grab in einen Schrein überführt, der in der kuz zuvor fertiggestellten Trinity Kapelle errichtet worden war. Dieser Schrein wurde unter König Heinrich VIII. zerstört.

Bild: Lauren (03/2004)

Jean Joseph Louis Blanc

                    

Französischer Sozialist und Historiker; der Sohn eines hoher Beamter des spanischen Königs Joseph Bonaparte studierte in Paris Rechtswissenschaften. In Anbetracht der zunehmenden Armut und selber in Armut lebend, schrieb er ab 1834 für verschiedene Zeitschriften sozialkritische Artikel. Er fragte sich, was aus den heeren Zielen der Revolution von 1789 und der Aufbruchstimmung geworden sei: “Was ist aus dem contrat social geworden, was aus der Liberté (Freiheit) für jene, die keine Arbeit haben, was aus der Égalité (Gleichheit), wenn sie nach vergeblichen Versuchen, selbst Arbeit zu finden, die Arbeitskraft ihrer Kinder an die Industriellen verkaufen müssen, was aus der Fraternité (Brüderlichkeit) bei jenen, die das Elend vor ihrer Tür sehen, aber nichts dagegen tun?” 1839 veröffentlichte er in der von ihm gegründeten Zeitschrift “Revue du progrès” seine Studie L'Organisation du travail (dt. Organisation der Arbeit). Darin gab er die Schuld an allem Übel in der Gesellschaft dem Individualismus und dem Konkurrenzdruck, der die Löhne herunterdrücke und dabei die Schwächeren an die Wand drücken würde. Angesichts der verheerenden sozialen Konsequenzen, die die industrielle Revolution mit sich brachte, trat er für die Einrichtung staatlich geförderter Produktionsgenossenschaften für Arbeiter ein, wollte faktisch die Lohnarbeit durch diese Produktivgenossenschaften beseitigen. Nach der Februarrevolution von 1848 versuchte er als Mitglied der provisorischen Regierung und Präsident der “Commission du Gouvernement pour les travailleurs” (Arbeiterkommission) erfolglos, seine Vorstellungen zu realisieren (“Nationalwerkstätten”). Nach der blutigen Niederschlagung des Arbeiteraufstands im Juni 1848 in Paris mußte er aus Frankreich fliehen und verbrachte die folgenden Jahre im Exil in Belgien bzw. England. Nach dem Ende des 2. Kaiserreiches kehrte er 1870 schließlich in seine Heimat zurück, wurde zwar 1871 in die Nationalversammlung gewählt, konnte aber keinen politischen Einfluß gewinnen, da er u.a. der Pariser Kommune von 1871 ablehnend gegenüberstand. Unter der neuen Verfassung von 1875 gehörte Blanc von 1876 bis zu seinem Tod der Deputiertenkammer an.

Werke u.a.: Histoire de dix ans 1830-1840 (5 Bde., 1841-44), Histoire de la Revolution Française (12 Bde., 1847-62).

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Stelle, an der der Mord stattgefunden hat.

Bilder: Caroline Schmitz (11/2006)
Bild: Alda Sigmundsdottir (06/2007)

Jon Sigurdsson

Isländischer Politiker; der Sohn eines Pastorenehepaars war ein Vorkämpfer für Islands Selbstständigkeit vom Königreich Dänemark. 1833 ging er nach Kopenhagen, wo er Geschichte und Sprachen studierte und dabei auch mit alten isländischen Handschriften in Berührung kam. 1845 kehrte er erstmals nach Island zurück, nachdem er 1844 als Abgordneter in den wiederentstanden Althing (Parlament Islands) gewählt worden war. Obwohl er später nicht mehr an allen Sitzungen teilnahm, hielt er den Sitz bis zu seinem Tode inne. Jedoch nahm er 1851 am “National Meeting” teil und unterstütze die Isländer in ihrer Widerstand gegen den Versuch, anläßlich der Etablierung des Grundgesetz Dänemarks (Danmarks Riges Grundlov) im Jahre 1849, Island in das Königreich einzugliedern. Das Grundlov wurde in Island formal nie anerkannt, die dänische Regierung gewährte Island jedoch 1874 eingeschränkte Autonomie in Bezug auf interne Angelegenheiten. Sigurdssons Geburtstag ist heute in Island ein Nationalfeiertag.

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Reykjavik, Hólavallagardur-Friedhof

Isi Foighel

 

 

Dänischer Politiker (Det Konservative Folkeparti) und Jurist deutscher Herkunft; kam mit seiner Mutter 1932 - unmittelbar vor der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten - nach Dänemark. Als die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges am 9.4.1940 das neutrale Land überfiel, floh er nach Schweden., wo er zwischen 1943 und 1945 eine dänische Schule in Göteborg besuchte, und kehrte nach dem Ende des Krieges nach Dänemark zurück, begann dort nach Abschluß eines Gymnasiums 1946 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Kopenhagen und war ab 1952 zunächst als Lektor für öffentliches Recht an der dortigen Universität tätig, bevor er sich nach seiner anwaltlichen Zulassung im Jahre 1956 im Folgejahr als selbständiger Landsretssagfører (d.h. als Rechtsanwalt) niederließ. Ab 1964 war Foighel Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Kopenhagen tätig, arbeitete aber 1973 und 1974 wieder als Rechtsanwalt und war in dieser Zeit als juristischer Berater verschiedener Ausschüsse und Kommissionen tätig. Bereits ab 1965 war er Vorsitzender der Dansk flygtningehjælp (Dänischen Flüchtlingshilfe) und leistete als solcher einen wesentlichen Beitrag bei der Gestaltung der dänischen Flüchtlingspolitik und als einer der Hauptverantwortlichen bei der praktischen Umsetzung der Flüchtlingshilfe. Außerdem war er 1967 kurzzeitig Direktor des Institut for international Ret og Europaret (Instituts für internationales Recht und Europarecht sowie anschließend zwischen 1968 und 1973 Mitglied von dessen Senat. Von 1975 bis 1978 war er Vorsitzender der Kommissionen om Hjemmestyre i Grønland (Kommission für Selbstverwaltung von Grönland), das seit 1921 zu Dänemark gehört hatte und am 1.5.1979 seine Selbstverwaltung erlangte. Für seinen Einsatz wurde 1990 mit der Det Grønlandske Fortjenstmedalje (Verdienstmedaille Grönlands in Gold ausgezeichnet. Vom 10.9.1982 bis 10.9.1987 war Foighel Skatte- og Afgiftsminister (Minister für Steuern und Abgaben) sowie von 1988 bis 1998 Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR).

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Bild: Finn Larsen (10/2014)

Kopenhagen, Mosaisk Vestre Begravelsesplads

Georg Langerhans

 

 

Deutscher Bürgermeister; jüngster Sohn eines Reichsgerichtsrats; studierte Rechtswissenschaften und promovierte zum Dr. jur.. 1902 wählten ihn die Stadtverordneten von Cöpenick (heute Köpenick, Stadtteil von Berlin) für eine Amtsperiode von 12 Jahren zum Stadtrat der Stadt. Als sein Vorgänger aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, wurde Langerhans 1904 in Amt als Erster Bürgermeister gewählt. Langerhans erweiterte das Straßennetz und führte ein leistungsfähiges Elektrizitäts-, Kanalisations- und Wasserversorgungssystem ein.

In Deutschland bekannt wurde Langerthans allerdings, als er, gemeinsam mit seinem Oberstadtsekretär von Wiltberg, am 1610.1906 von dem aus dem Gefängnis entlassenen und arbeitslosen Schuster Wilhelm Voigt, dem sogenannten Hauptmann von Köpenick, im Rathaus wegen angeblicher Abrechnungsbetrügereien festgenommen und anschließend in Begleitung einer Militärwachmannschaft zur Neuen Wache nach Berlin geschafft wurde, während der falsche Hauptmann die Köpenicker Stadtkasse beschlagnahmte. Aus Scham über seine unrühmliche Rolle bei dem Vorgang erklärte Langerhans am 19.10.1906 seinen Rücktritt, nahm aber auf Bitten des Magistrats wenige Tage später seine Amtsgeschäfte wieder auf.

Extrablatt vom 16.10.1906 zoom

Während des Ersten Weltkrieges wurde Langerhans als Oberleutnant der Infanterie am 9.6.1915 für ein Jahr zum Wehrdienst eingezogen und als “Kaiserlicher Bürgermeister“ der Stadt Lomza im damals von den Deutschen besetzten Russisch-Polen eingesetzt. Während seiner Dienstzeit wählten ihn die Cöpenicker Stadtverordneten am 2. 7.1915 in Abwesenheit einstimmig erneut für 12 Jahre zum Ersten Bürgermeister. Im Sommer 1917 erkrankte Langerhans an einer schweren Rippenfellentzündung, an der er im Stubenrauch-Krankenhaus in Groß-Lichterfelde verstarb.

 

Skulptur des Wilhelm Voigt als “Hauptmann”vor dem Köpeniker Rathaus

 

 

 

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Bilder: Thomas Haas (01/2015)

Berlin-Köpenick, St. Laurentius-Friedhof

Niels Peter Jacob Matthiasen

 

 

Dänischer Poliker (Sozialdemokrat); Sohn des Verlegers und aktiven Sozialdemokraten Heinrich Matthiasen; trat nach dem Mittelschulabschluß in den väterlichen Verlag ein und war dort in verschiedenen Abteilungen tätig. Nch der Besetzung Dänemarks durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1941 trat er 1942 in die Widerstandsbewegung ein und half bei der Gründung der Organisation Frihedskampens Veteraner. In der Folgezeit schrieb er Artikel für verschiedene sozialdemokratische, aber auch kommunistische Untergrundzeitungen.

 

 

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Bilder: Finn Larsen (10/2014)

Kopenhagen, Vestre Kirkegard (Westfriedhof)

Richard Karl Freiherr von Weizsäcker

Bild: Claus Harmsen

Deutscher Politiker (CDU); Bundespräsident; viertes Kind des Marineoffiziers, Diplomaten und Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes Ernst von Weizsäcker; Bruder von Carl Friedrich von Weizsäcker; Enkel des württembergischen Ministerpräsidenten Karl Hugo von Weizsäcker; nach dem Abitur belegte von Weizsäcker, der schon während der Schulzeit Fähnleinführer in der Hitler-Jugend war, Vorlesungen über Philosophie und Geschichte in Oxford und Grenoble. 1938 wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. und wurde im Herbst desselben Jahres Angehöriger der Maschinengewehrkompanie des Potsdamer Infanterie-Regimentes 9, in dem sein Bruder Heinrich bereits im Range eines Leutnants diente. Dessen Tod gleich zu Beginn des Polenfeldzugs ganz in seiner Nähe hatte eine nachhaltige Wirkung auf den jüngeren Richard. Zu Beginn des Rußlandfeldzugs im Sommer 1941 wurde von Weizsäcker von der West- an die Ostfront verlegt und wurde in der Folge an verschiedenen Frontabschnitten eingesetzt, u.a. an der Schlacht um Moskau, wobei seine Einheit bis auf 35 km an die Hauptstadt heranrücken konnte, und an der Blockade von Leningrad (heute wieder Sankt Petersburg), bei der ein Großteil der eingeschlossene Bevölkerung verhungerte. In Potsdam zurück, setzte er sich von seiner Einheit nach Lidau ab und entging so der Gefangennahme durch die Rote Armee. Unmittelbar nach dem Ende des Krieges nahm er das Studium der Rechtswissenschaft wieder auf. Von 1947 bis Anfang 1949 - noch während des Studiums - war er als Assistent von Rechtsanwalt Hellmut Becker, Verteidiger seines Vaters bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Nach Abschluß des Studiums war er als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Mannesmann AG in Gelsenkirchen und wechselte 1953 von dort in die Rechtsabteilung des Unternehmens nach Düsseldorf, aus dem er 1958 ausschied und bis 1962 persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Waldthausen war. Anschließend war er bis 1966 Mitglied der Geschäftsführung des Chemie- und Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim in Ingelheim am Rhein. 1966 wurde von Weizsäcker, der bereits 1954 Mitglied der CDU geworden war, Mitglied des Bundesvorstandes der Partei; die Mitgliedschaft im Vorstand gab er erst nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahre 1984 auf. Der erste Versuch, das Erste Amt im Staate auf Vorschlag Helmut Kohl im Jahre 1968 zu erringen im Jahre mißlang, da er in einer Kampfabstimmung im CDU-Auswahlausschuß gegen den damaligen Verteidigungsminister Gerhard Schröder unterlag. 1971 berief ihn Rainer Barzel zum Vorsitzenden der CDU-Grundsatzkommission; das neue unter seiner Führung und der Mitarbeiter von Heiner Geissler entstandene Grundsatzprogramm der CDU wurde allerdings erst 1978 beschlossen. Von 1981 bis 1984 war Richard von Weizsäcker Regierender Bürgermeister von Berlin. Bei der Wahl am 23. Mai 1984 wurde er als Sechster in das Amt des Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. von Weizsäcker, in dessen Amtszeit die Wiedervereinigung Deutschlands fiel, trat für ein behutsames Zusammenwachsen von Ost und West ein und mahnte in seiner Rede zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990: “Sich zu vereinen, heißt teilen lernen.“ Immer wieder äußerte er sich zum politischen Geschehen in der Bundesrepublik. So kritisierte 1992 v.a. den zunehmenden Einfluß der Parteien auf die Gesellschaft - sie seien quasi zu einem sechsten Verfassungsorgan geworden, aber, im Gegensatz zu den anderen, keiner Kontrolle unterworfen. Außerdem sollten sie nicht kurzfristig an die nächste Wahl denken, umn wiedergewählt zu werden, sondern sich der langfristigen Planung der gesellschaftlichen Aufgaben widmen.

Verheiratet war Richard von Weizsäcker seit 1953 mit Marianne, née von Kretschmann, Großnichte mütterlicherseits von Lily Braun..

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Berlin, Städtischer Waldfriedhof Dahlem

Bilder: Hajo Rackel (07/2015)

Hans-Ulrich Klose

 

 

Deutscher Politiker (SPD); nach der Flucht aus Ostpreußen kam er 1947 nach Bielefeld, wo er das Ratsgymnasium besuchte und 1957 das Abitur ablegte (während seiner Schulzeit verbrachte er ein Jahr bei einer Gastfamilie in Clinton, Iowa und besuchte in dieser Zeit die dortige High School.

Nach dem Abitur studierte er ab 1959 Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau und an der Universität Hamburg und schluß das Studium 1961 mit dem Erste Staatsexamen ab. 1965 bestand er die Assessorprüfung, war danach bis 1968 Jugendstaatsanwalt und anschließend Koordinator in der Justizbehörde.

1974 wurde er zum Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg gewählt, ein Amt, das er bis 1981 bekleidete, als er überraschend wegen der mangelnden Unterstützung seitens der SPD für seinen Kurs gegen das rund 70 Kilometer entfernt im Nachbarland Schleswig-Holstein gelegene Atomkraftwerk Brokdorf zurücktrat. Als Vertreter des linken Parteiflügels kritisiert er den Extremistenbeschluß und versucht die Abkehr Hamburgs von der Atomenergie zu erreichen.

1983 wurde Klose als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt. Von 1991 bis 1994 war er Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD)-Bundestagsfraktion und seit November 1994 Vizepräsident des Deutschen Bundestages. Klose machte sich vor allem in der Außenpolitik einen Namen.

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Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Bilder: Dirk Gebauer (08/2024)
Politiker XLIII

Omnibus salutem!