Stalin,eigentl. Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili

1894  1902     1918  

stalinus

Sowjetischer Revolutionär und Politiker; der Sohn des Schuhmachers Wissarion Iwanowitsch Dschugaschwili, verheiratet seit 1874 mit Jekaterina Georgjewna Geladse, Tochter eines Leibeigenen, einer stillen, religiösen Frau, die als Wäscherin arbeitete. Ihr einziger überlebender Sohn Jossif (Josef), von ihr Soso genannt, Mutterwuchs unter bedrückenden wirtschaftlichen Verhältnissen in Didi-Lilo, einem Dorf in der Nähe von Gori, auf. Als er noch ein Kind war, zog die Familie nach Gori in die Sobornaja (Kirchengasse), wo sie in einer ebenso elenden Kate wie derjenige in Didi-Lilo lebteVater.. Daß er seine Mutter liebte, ist eine der vielen Fälschungen, die Stalin später vornehmen ließ; seinen Vater haßte er, da er ihn ständig prügelte. In dieser Zeit war sein einziger Trost die nahe gelegene Kirche, in der er im Kirchenchor mitsang. Aus dieser Zeit stammte sein Wusch, Priester zu werden. Im Alter von sieben Jahre erkrankte er an Pocken, die sein Gesicht lebenslänglich zeichneten (später wurden seine Portraits retuschiert, um die großen Narben im Gesicht zu verbergen). Als er 10 Jahre alt war, kam es zu einer Verletzung des linken Arms (vermutlich aufgrund von Schlägen durch seinen Vater); der Bruch des Ellbogen entzündete sich, so daß es zu einer Blutvergiftung kam. Die Folge war eine Verkürzung des linken Arms um ca. acht Zentimeter, so daß Josef zeitweise eine Schiene trug, um den Ellbogen zu stützen (auf einigen der späteren Bilder sind die Umrisse dieser Apparatur zu sehen). Die Zeit seiner Kindheit und Jugend prägte Josef Dschugaschwili auf Dauer und bestimmte auch sein politisches Verhalten. Im September 1894 trat er in das düstere orthodoxe Priesterseminar inTiflis ein, das als ein Nährboden der Rebellion, den die Mönche zu unterdrücken trachteten, galt.

Priesterseminar in Tiflis heute (Bild: Dr. H. Lepie, 10/2014)

 Dort kam er mit sozialrevolutionärem Gedankengut in Kontakt, u.a. mit den Schriften von Karl Marx. Ansonsten las er einiges von westlichen Autoren verschiedener Prägung, so z.B. Abstammung des Menschen von Charles Darwin, Wesen der Religion von Ludwig Feuerbach, Ethik von Spinozas, Victor Hugo (Les Laboureurs de la Mer, Quatre-vingt-treize), Romane von Honoré de Balzac, aber auch russische Autoren, wie Gogol, Tolstoi und Tschechow, sowie mit besonderer Vorliebe Publikationen des Satirikers Michail Saltikow-Schtschedrin. Die Bücher lieh er sich unerlaubt in einer externen Bibliothek aus, für die er sich heimlich einen Lesekarte besorgt hatte; wurde er mit den bei den strengen Mönchen unliebsamen Schriften ertappt, gab es deftige Strafen. Er war fleißig, in den theologischen Fächern jedoch ein mittelmäßiger Seminarist, aber erhielt eine gute Note für Betragen. Hier am Theologischen Seminar am Puschkin Platz begann er auch, Gedichte zu schreiben. Und er beschäftigte sich zu jener Zeit mit den Werken des Revolutionärs Georgij Plechanow und den ersten Schriften Lenins. Koba, so eines seiner zahlreichen Pseudonyme, trat nach einigen Zusammenkünften mit Eisenbahnern 1898 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands (SDAPR) bei, wurde im Mai 1899 bereits wegen seiner politischen Aktivitäten aus dem Priesterseminar relegiert (seine Mutter behauptete jedoch später, sie habe ihren Sohn aus dem Theologischen Seminar geholt, da der einst gesunde Junge gefährlich abgemagert gewesen sei). Jedenfalls wurde er später im Jahr Buchhalter am Observatorium in Tiflis. Zugleich begann er als Propagandist der SDAPR bei den Eisenbahnarbeitern in Tiflis und organisierte Streiks und Demonstrationen, so die erste Majewska (Maidemonstration) am 22.4.1901 in der Stadt, bei der 2.000 Demonstranten mit roten Fahnen aufmarschierten; es floß Blut und gab Verletzte, aber niemand kam zu Tode (Dschugaschwilli feuerte sie an, trat aber nicht persönlich gegen die eingesetzte Polizei auf - ganz im Gegensatz zu dem, was später darüber berichtet wurde). Lenin, der hiervon erfuhr, schrieb in der Iskra wenig später: “Das Ereignis von Sonntag, 22. April, ist für den ganzen Kaukasus von historischer Bedeutung. Dieser Tag kennzeichnet den Beginn einer offenen revolutionären Bewegung im Kaukasus.” Jossip, der sich bislang immer zu verstecken wußte, wurde nach der Teilnahme an mehreren Demonstrationen am 18.4.1902 erstmals festgenommen und nach Sibirien verbannt, konnte jedoch am 18.1.1904 aus Nowaja Uda (Gov. Ikutsk) in den Kaukasus fliehen, wo er seine revolutionäre Arbeit wieder aufnahm. Er hatte - für sein künftiges Agieren bedeutend - erkannt, daß “Die Peitsche [der Staatsorgane] uns gute Dienste leistet, denn sie beschleunigt die Revolutionierung des neugierigen Zuschauers [der Demonstrationen]”, wenn also unschuldiges Blut vergossen wird. Nachdem sich 1903 die SDAPR gespalten hatte, schloß Josef Stalin sich den von Lenin geführten Bolschewiki an. Seit der ersten Russischen Revolution 1905, bei der 130 friedlich vor dem Zarenschloß in Sankt Petersburg demonstrierende Arbeiter erschossen und mehr als 1.000 verletzt wurden, die die unglaublich miserablen Zustände im Zarenreich anklagten, war Dschugaschwilli, der den Namen Stalin, “der Stählerne” um 1910 annahm, einer der führenden Parteifunktionäre. So nahm er 1907 am Parteitag der russischen Sozialdemokraten in London als Vertreter Georgiens teil. 1908 versuchte er auf den Ölfeldern von Baku am Kaspischen Meer revolutionären Widerstand zu organisieren. Im März wurde er verhaftet und in die Verbannung geschickt; nach 11/2 Jahren gelang ihm die Flucht; in der Folge wurde er immer wieder verhaftet, und immer wieder gelang es ihm zu entweichen. Wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten von ihm geschätzt, setzte Lenin auf dem Parteitag in Prag im Februar 1912 die Aufnahme Stalins - der nicht anwesend war - in das Zentralkomitee der Bolschewiki durch. Nachdem in selben Jahr die Prawda (Wahrheit) als Organ der Partei gegründet worden war, wurde Stalin Mitglied der Redaktion, um dort eine härtere Gangart durchzusetzen.

Notiz Stalins von 1922 zur Gründung der Prawda im Jahr 1912 zoom

Aber im Mai 1912 wurde er in Sankt Petersburg verhaftet und nach Narym verbannt, jedoch gelang ihm im September erneut die Flucht. Um weiterer Verfolgung zu entgehen, ging er im Dezember 1912 nach Österreich-Ungarn. Dort verbrachte er einige Monate in Krakau, wo er sich Instruktionen von Lenin holte, und in Wien und sammelte Informationen über die Situation der dortigen Arbeiterschaft, Erfahrungen, die in seinen Aufsatz Marxismus und die nationale Frage einflossen. Als er im Sommer 1913 wieder nach Rußland zurückkehrte, wurde er wiederum verhaftet und in die sibirische Einöde verbannt, wo er auch während des Ersten Weltkriegs blieb, während bis Februar 1917 acht Millionen russische Soldaten fielen, verwundet oder gefangen genommen wurden. Als die Februarrevolution von 1917 den Zaren weggespült hatte, kehrte auch Stalin nach Petrograd (Sankt Petersburg) zurück, wo er beauftragt wurde, die Kontrolle über die Prawda zu übernehmen; Lenin traf, aus der Schweiz kommend, wo er während des Krieges im Exil war, am 16. April 1917 auf dem Finnischen Bahnhof in Petrograd ein. Stalin sowie Kamenjew und Sinowjew standen der bürgerlichen Provisorischen Regierung unter Kerenskij zunächst neutral gegenüber; erst nach Lenins Ankunft schloß Stalin sich dessen und Leo Trotzkijs Kampf gegen den Ministerpräsidenten Kerenskij an. Als die spontan stattfindenden Massendemonstrationen im Juli 1917 unter dem Feuer der Regierungstruppen zusammenbrachen und die Partei verboten wurde, verhalf Stalin mit einem gefälschten Paß Lenin zur Flucht nach Finnland. Im Oktober (November julianischer Kalenderrechnung) drehte sich die Situation: Die Truppen wandten sich von Kerenskij ab und die als besonders revolutionär geltenden Matrosen aus Kronstadt schlossen sich den Bolschewiki an. Die Regierung Kerenskijs wurde gestürzt, dieser verjagt. Während Stalin entscheidend an der Vorbereitung des Aufstands gegen die Regierung beteiligt war, trat er während der Oktoberrevolution kaum in Erscheinung, er bleibt im Dunkeln. Nach dem Sieg der Bolschewiki war Stalin von 1917 bis 1923 Volkskommissar für Nationalitätenfragen (als solcher ließ er Unabhängigkeitsbestrebungen, trotz versprochener politischer Autarkie, niederschlagen) und von 1919 bis 1922 zugleich Volkskommissar für die Arbeiter- und Bauerninspektion, also zuständig für die Kontrolle von Industrie und Landwirtschaft. 1918 sandte Lenin den Volkskommissar Stalin zur Beschaffung von Lebensmitteln nach Zarizyn (Stalingrad, heute Wolgograd). Dort knüpfte er enge Kontakte zu Semjon Budjonny, Kliment Woroschilow und Sergo Ordschonikidse, die wesentlich zu seinem Aufstieg beitrugen. Als Folge des Krieges und des Bürgerkrieges war Rußland in Armut und Hunger versunken; Millionen starben an Unterernährung und Krankheiten. Stalin ließ Lebensmittel zwangsbeschaffen, um die Bevölkerung in den großen Städten zu ernähren - die Landbevölkerung interessierte ihn nicht. 1921 kam es erneut zum Aufstand der Kronstadter Matrosen; diesmal richteten sie sich allerdings gegen die neue Führung - sie forderten Freiheiten ein. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. 1922 übernahm Stalin das neu geschaffene Amt des Generalsekretärs der Partei, wodurch es ihm, der bislang noch recht unbekannt war, gelang, seine Machtposition auszubauen.

Obgleich Lenin in seinem politischen Testament geraten hatte, Stalin als Generalsekretär abzusetzen, da er glaubte jener könne mit der Macht nicht umgehen, konnte dieser sich im Parteiapparat auch nach Lenins Tod im Januar 1924 als Generalsekretär behaupten.

Stalin am Sarg Lenins

Im Machtkampf um die Partei- und Staatsführung schaltete Stalin nach und nach alle politischen Gegner aus u.a. auf dem XV. Parteitag im Dezember 1927 Sinajew und Leo Trotzkij, den Lenin als seinen Nachfolger favorisiert hatte, sowie weitere 75 Oppositionelle. Bis etwa 1929 hatte er alle oppositionellen Strömungen unterdrückt. Als Stalin wahrnahm, daß die erwarteten Revolutionen in anderen Ländern und damit Unterstützung von dort ausblieb, entwarf er das Programm “Sozialismus in einem Land”, das in den 1930er Jahren zur Staatsdoktrin der Sowjetunion erhoben wurde (Lenin hatte stets gesagt, daß ein durchschlagender Erfolg eines Sozialismus in Rußland letztlich von der Weltrevolution abhinge). Stalin vollzog hiermit den Bruch mit dem leninistisch-trotzkistischen Anspruch auf permanente Revolution bis hin zur Weltrevolution.

1929, in dem Jahr, in dem Stalins 50. Geburtstag großartig gefeiert wurde, begann nicht nur der Personenkult um ihn, sondern die Umsetzung des ersten Fünfjahresplan, in dem Stalin noch einen gemäßigten Kurs in Bezug auf die Landwirtschaft einschlug: Die Entwicklung auf dem Lande sollte schrittweise und freiwillig erfolgen, die Produktion in der Industrie jedoch massiv gesteigert werden. Die Folge war ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion. Wenig später begannen die umfangreichen, zum Teil brutal durchgeführten Zwangskollektivierungen in der Landwirtschaft, d.h. die Bildung der Kolchosen, die von Massenumsiedlungen der Landbevölkerung begleitet waren. Da diese Maßnahmen die Getreideknappheit und Lebensmittelengpässe nicht beseitigten, schob Stalin die Schuld den Kulaken, den Großbauern, in die Schuhe und diskreditierte sie als “agrarische Kapitalisten" und Volksfeinde; sie wurden verfolgt, enteignet und vertrieben. Stalin wandte sich dann der Vernichtung der Kirchen zu; Tausende von Mönchen wurden ermordet, Kirchen zerstört oder zweckentfremdet. Trotz großer Fortschritte in der technischen Entwicklung in der UdSSR - in den 1930er Jahren wurden Stalin um 1930 in einer Moskauer Straße. Später war er selten in einer solchen Situation zu sehen.zahlreiche Großprojekte wie z.B. der Moskwa-Wolga-Kanal durchgeführt, bei denen allerdings Tausende starben - kam es auch immer wieder zu erheblichen Mißerfolgen in der industriellen Entwicklung, die Stalin zum Anlaß nahm, angebliche Saboteure und “Schädlinge” zu verfolgen. Es kam zu mehreren Schauprozessen, deren bedeutendster 1930 der Prompartija-Prozeß (Industriepartei) war. Aber es regte sich auch Kritik: Bei der Wahl zum Zentralkommitee erhielt Stalin 270 Gegenstimmen, Sergej Mironowitsch Kirow, der Parteisekretär aus Leningrad jedoch nur drei. Stalin war sich darüber im Klaren, daß Kirow ihm gefährlich werden könnte, da viele Menschen ihre Hoffnung auf diesen setzten. So wundert es nicht, daß die Ermordung des Leningrader Parteisekretärs am 1.12.1934 Stalin nicht ungelegen kommt. Die Umstände der Ermordung sind bis heute ungeklärt; bald schon gab es Gerüchte, das Volkskommissariat für innere Angelegenheiten, das NKWD (Narodny kommissariat wnutrennich del), habe den Mord begangen, und der im Ausland lebende Trotzkij galt Stalin als Drahtzieher. Die Ermordung Kirows wurde zum Anlaß der zwischen 1935 bis 1939 durchgeführten Großen Tschistka (Säuberungen) genommen. Das “Gesetz vom 1. Dezember 1934” - vergleichbar mit dem auf der Höhe der Französischen Revolution erlassenen Gesetz vom 22. Prairial (10.6.1794) - schloß u.a. Revisionen im Falle einer Verurteilung wegen “Vorbereitung oder Ausführung von Terrorakten” kategorisch aus und ordnete eine jeweilig sofortige Vollstreckung des Urteils an. Damit war der Willkür Tor und Tür geöffnet. Nach und nach schaltete Stalin seine ehemaligen und engen Kampfgenossen aus (z.B. Nikolaj Bucharin); junge Parteimitglieder rückten nach, so etwa Nikita Chruschtschow, der ihm von seiner Frau vorgestellt worden war, und Leonid Breschnew. Während im Dezember 1936 die Große Verfassung, die “demokratischste Verfassung der Welt” in Kraft trat, zu der Stalin in einem Interview gegenüber Roy Howard, Präsident des Script-Howard-Zeitungskonzerns, äußerte, “Das Ziel unserer Gesellschaft ist die wahre persönliche Freiheit - Freiheit ohne Anführungszeichen” (zitiert nach Stalin-Roy Howard- Interview S. 12-13), gingen die Säuberungen, die auch die Armee betrafen, völlig unbeirrt weiter; im Juni 1937 ließ Stalin Tuchaschewskij (*1893) und weitere hohe Offiziere zum Tode verurteilen - wegen angeblicher Zusammenarbeit mit Deutschland zum Zwecke seines Sturzes. Die Säuberungen durch Organe des NKDWs trafen auch unzählige “Normalbürger”. Wolfgang Leonhard, der zu jener Zeit in Moskau lebte, schildert in seinem Buch Die Revolution entläßt ihre Kinder die Atmosphäre des Mißtrauens und der Angst sehr eindringlich. Er berichtet u.a. von einem damals unter der Hand erzählten Witz, der ein Schlaglicht auf die Situation wirft: Um 4 Uhr klopft es an der Tür einer Moskauer Wohnung, in der mehrere Familien hausen. Keiner traut sich, die Tür zu öffnen, bis schließlich jemand dann doch die Tür öffnet. Dieser spricht mit dem Klopfenden, kehrt in die Wohnung zurück und sagt zu den vor Angst Zitternden: ”Keine Beunruhigung, Genossen, es ist nichts, das Haus brennt...” Auch Lenin hatte Säuberungen durchführen lassen; während jene allerdings der Durchführung der Revolution dienten, ließ Stalin aus persönlichen Gründen zur Erhalt seiner Macht massenweise töten. In dem am 19.8.1936 beginnenden Schauprozeß, bekannt unter dem Begriff “Prozeß der Sechszehn” wurden Grigori Sinowjew (*1883, †1936) und Lew Kamenew (*1883, †1936) sowie weitere angebliche Konterrevolutionäre verurteilt und liquidiert. Schließlich gab es keine Listen der zu liquidierenden Menschen mehr, sondern Anweisungen, eine bestimmte Anzahl zu töten (so wies z.B. Nikolaj Iwanowitsch Jeschow (*1895, †1940), als Nachfolger Genrich Jagodas (*1891, †1938), den Stalin “endgültig als unfähig den trotzkitisch-sinowjewistischen Block zu entlarven”, abgesetzt hatte, Chef der sowjetischen Geheimpolizei NKWD, in Stalins Auftrag einen Mitarbeiter der Geheimpolizei in einer Anweisung an: “Sie werden hiermit beauftragt, 10.000 Feinde des Volkes zu exterminieren. Melden Sie Resultat durch Signal”). Trotz der Säuberungen, die Millionen Menschen in Verbannung und Tod trieben und allgegenwärtige Angst durch Massenterror erzeugten (man nimmt an, daß alleine zwischen 1936 und 1938 ca. 5% der damaligen Gesamtbevölkerung der Sowjetunion in Gefängnissen des NKWD inhaftiert waren), nahm der Kult um die Person Stalins, der seinen wahren Charakter dadurch, daß er die Macht über die Propagandamittel in der Hand hatte, verschleiern konnte, nun uneingeschränkter Herrscher über die Völker der Sowjetunion, immer bizarrere Formen an. Auch auf dem XVIII. Parteitag im März 1939 ging es schon lange nicht mehr um politische oder wirtschaftliche Auseinandersetzungen, sondern nur noch um Lobeshymnen für den “großen” Stalin. Zu allgemeiner Überraschung schloß er Im August 1939 mit Nazi-Deutschland einen Nichtangriffspakt, in dem es in geheimen Zusätzen um Gebietszuwachs ging (Hitler-Stalin-Pakt). Stalin, der im Mai 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare geworden war, im Juni 1941 das Volkskommissariat für Verteidigung übernommen hatte, übernahm nach dem überraschenden Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, vor dem er gewarnt worden war, den er aber für unmöglich hielt, selbst die Führung im “Großen Vaterländischen Krieg” gegen das Deutsche Reich. Allerdings hatte er nicht die geringste Befähigung dazu. Er traf zahlreiche katastrophale Fehlentscheidungen, denen sich die Armeeführer auch nicht widersetzen konnte; so bestand er 1942 gegen den ausdrücklichen Rat seiner Generäle auf der Einkesselung Charkows durch die Rote Armee, um die 1941 von den Deutschen eingenommene Stadt zurückzuerobern; die Folge war der Verlust von hunderttausenden Soldaten auf sowjetischer Seite. Die Rote Armee - völlig ungerüstet und vieler ihrer Führer durch die Säuberungen beraubt - mußte zusehen, wie die Wehrmacht bis vor Moskau vorstieß. Angewiesen auf die Unterstützung der Alliierten, besonders der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, im “Großen Vaterländischen Krieg” gegen Hitler-Deutschland, löste er im Mai 1943 die Kommunistische Internationale (Komintern, auch Dritte Internationale genannt), den Zusammenschluß kommunistischer Parteien in aller Welt, deren ursprüngliches Ziel eine proletarische Weltrevolution war, auf. Nach krassen Fehlentscheidungen und Fehlern gelang schließlich im Winter 1943 in Stalingrad der Sieg der Roten Armee über die deutsche 6. Armee unter ihrem General Paulus; am 6.3.1943 ernannte das Präsidium des Obersten Sowjets Stalin zum Marschall der Sowjetunion, und 1945 erhielt er den Titel eines Generalissimus, einen Titel, der vor ihm nur Fürst Alexander Suworow verliehen worden war.

Text: "Vorwärts, laßt uns die deutschen Okkupanten vernichten und sie hinter die Grenzen unserer Heimat jagen!"

Auf den Konferenzen der Alliierten in Teheran (1943), Jalta (1945) und Potsdam (1945) sicherte Stalin der Sowjetunion Osteuropa als Interessenssphäre und trug damit wesentlich zum Entstehen des Kalten Krieges bei. In der Sowjetunion galt der “liebe Genosse” Stalin jetzt als Übervater, Freund, Lehrer und Heilsbringer, war unangreifbar. Dennoch enthob der mißtrauische Generalissimus nach dem Ende des Krieges wiederum hohe Offiziere ihrer Funktionen, wie z.B. den populären Marschall Georgij Schukow, dessen Popularität er fürchtete; er wurde in den Ural versetzt. Die Todesstrafe wurde wieder eingeführt; wieder wurden führende Funktionäre hingerichtet.

Februar 1945 in Jalta (v.l. Churchill, Roosevelt, Stalin), am linken Bildrand Molotow

Kurz vor seinem Tode plante Stalin weitere Säuberungen in der Führungsriege der Partei und gegen eine vorgebliche Ärzteverschwörung vorzugehen, die die Juden in der UdSSR treffen sollte.

Stalin starb an den Folgen eines Schlaganfalls, obwohl Berija, Chef des NKWD, später gegenüber Molotow behauptet hatte, ihn vergiftet zu haben. Nikita Chruschtschow berichtete über die genaueren Umstände der Auffindung Stalins.

Er, Berija, Molotow u.a. waren in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1953 vom Kommandanten der Leibwache aufgefordert worden, unmittelbar zu Stalins Datscha in Kunzewo zu kommen. Dort fanden sie ihn auf dem Boden liegend, riefen jedoch zunächst keine Ärzte herbei; vielmehr gab man vor, ihn erst am folgenden Morgen, als er schon tot war, gefunden zu haben. Berija sei in einen Jubelschrei ausgebrochen: ”Der Tyrann ist tot, tot, tot!” Er, Chruschtschow, sei, nachdem er neben Stalin niedergekniet war, erschrocken wieder aufgesprungen, da jener die Augen geöffnet habe, und mit den anderen aus dem Zimmer geflohen; nur Berija sei zurückgeblieben1. Später soll Chruschtschow konstatiert haben: “Heute nacht haben die Mäuse die Katze begraben.” Erst am 4. März morgens um 8 Uhr gab es ein erstes Kommuniqué über den Moskauer Rundfunk, in dem von einer schweren Erkrankung des Generalissimus die Rede war. Ein Bulletin am Folgetag ergab keine wesentlichen Neuigkeiten; gegen vier Uhr früh am 6.3. wurde dann der Tod Stalins bekanntgegeben. Nachdem Stalins Leichnam am selben Tag in der Säulenhalle des Hauses der Gewerkschaften am Trubnaja Platz [Трубная площадь] aufgebahrt worden war, war der Andrang der Menschenmassen so groß, daß es zu einer Massenpanik kam, bei der zahlreiche Menschen zu Tode kamen. Jewgeni Jewtuschenko (*1932), der als Augenzeuge dieses Ereignis beschrieb, drehte darüber 1990 den Film Похороны Сталина (Pochoronj Stalina, dt. Stalins Beerdigung). Zunächst neben Lenin im 23.10.1926: Stalin setzt Trotzki ab (beide in weißer Jacke).Mausoleum beigesetzt, wurde Stalin, der mit seinem Herrschaftssystem, dem Stalinismus, die Sowjetunion seit dem Tode Lenins entscheidend geprägt hatte, zur Zeit der Entstalinisierung still und heimlich an die Kremlmauer umgebettet.

23.10.1926: Stalin setzt Trotzkij ab (beide in weißer Jacke).

Schon wenige Wochen nach dem Tode des Diktators wurde er in den Medien nicht mehr erwähnt. Aber erst mit Chruschtschows Stalin-Kritik (auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956) begann die Phase der Entstalinisierung in der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten. In Rußland aber hat sich bis heute bei vielen ein Stalin-Mythos erhalten (Сталин миф), der v.a. auf die Zeit des Sieges in Stalingrad und seine Jekaterina SwanidseHerrschaft Jakow Dschugaschwilinach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, einer erstarkten, mächtigen Sowjetunion, zurückzuführen ist.

Stalin war zweimal verheiratet: Am 22.(?) Juni 1904 heiratete er in Gori Jekaterina Swanidse (*1880), Tochter eines Lehrers und einer Adeligen, die einzige Frau, die er wirklich liebte (“Dieses Geschöpf hat mein steinernes Herz erweichen können. Nun ist sie tot, und mit ihr sind meine letzten warmen Gefühle für alle menschlichen Wesen gestorben“), so sagte er, als sie kurz nach der Geburt ihres am 18.3.1907 geborenen gemeinsamen Sohnes Jakob am 22.11. an Fleckfieber starb. Jakow, Leutnant der Roten Armee, wurde am 24.7.1941 von Soldaten der deutschen Wehrmacht gefangengenommen und am 14. April 1943 im KZ Sachsenhausen tot in einem Hochspannungszaun mit einer Kugel in den Kopf aufgefunden erschossen (ungeklärt blieb, ob seine Todesursache der Schuß oder der Stromstoß erstursächlich war.

Stalin mit seiner zweiten Frau Nadeschda Sergejewna

1919 heiratete Stalin die wesentlich jüngere Nadeschda Sergejewna Allilujewa; die Kinder aus dieser Ehe sind Wassili und Swetlana (*1926, †2011), die er Setanka nannte. In der Öffentlichkeit auf allen Bildnissen und Denkmälern als sympathischer, väterlicher Mensch dargestellt, war Stalin tatsächlich eine eiskalte, berechnende und extrem autoritäre Person von besonders mißtrauischem Charakter, aber großem Scharfsinn. Ohne jeden Skrupel konnte er durch einen Federstrich das Leben unzählige Menschen auslöschen. Persönlich fehlte es ihm allerdings an physischem Mut, was er zu verbergen verstand; nur als die deutsche Wehrmacht 1941 tiefer in die Sowjetunion vordrang, geriet er in einen Zustand "der von Panik nicht weit entfernt war", so seine Tochter Swetlana. Er lebte spartanisch und hielt sich vorwiegend in seinem 105 m2 großen Büro im Kreml auf, das schmucklos war; lediglich je ein Bild von Marx und Lenin schmückten die Wände.

       

Photo vom Priesterseminar (Stalin steht in der Mitte der obersten Reihe)

Bereits 1937 war in Stalins Geburtshaus ein kleines Museum eingerichtet worden, aber erst nach Stalins Tod im Jahre 1953 begann man in Gori mit der Errichtung eines massiven, mit Arkaden versehenen Museumsneubau. Stalins kleine Geburtshaus wurde mit einem tempelartigen „Überbau“ versehen. 1957 wurde die Anlage eröffnet.
Bilder darunter: Hinweis, daß Stalin hier seine Kindheit von seiner Geburt am 21.12.1879 bis zum Jahr 1883 verbracht habe, Blick in den Wohn-Eßraumbereich und Reisewagon Stalins im Park, der um sein Geburtshaus und das Stalinmuseum angelegt wurde; der Luxuswagon wurde vor Stalin schon vom Zaren benutzt. (Bilder: Dr. Herta Lepie, 10/2014)
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1 Nach einem Bericht in der wöchentlich erscheinenden Illustrierten Paris Match vom 30.3.1963.

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Moskau, Nekropole an der Kremlmauer

Florenz, Santa Croce

Buenos Aires, Santo Domingo

Manuel Belgrano

 

Argentinischer Staatsmann und Offizier; Ausbildung zum Rechsanwalt in Spanien, ab 1794 Regierungsbeamter, setzte sich für Reformen im Bildungswesen und in der Wirtschaft ein, beteiligte sich 1810 an dem Aufstand gegen die spanische Herrschaft in Argentinien, Mitglied der revolutionären Junta, führte die argentinischen Truppen im Kampf gegen die Spanier, wobei er im Nordwesten Argentiniens wichtige Siege erringen konnte (1812 bei Tucumán und 1813 bei Salta), wurde jedoch später im Gebiet des heutigen Bolivien von den Spaniern geschlagen. 1814 übergab er das Kommando an General José de San Martín. Später war er als Diplomat tätig.

 

 

 

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Sven Olof Palme

Schwedischer Politiker, Ministerpräsident; Sohn wohlhabender Eltern, Studium der Rechtswissenschaften; von 1953 bis 1963 persönlicher Mitarbeiter von Ministerpräsident Erlander, 1958 Mitglied des Reichstages, 1963 Minister für besondere Aufgaben; von 1965 bis 1967 war er Minister für Verkehr, Post und Fernmeldewesen und von 1967 bis 1969 Minister für Erziehung. 1969 übernahm er nach dem Rücktritt das Amt des Ministerpräsidenten; führte innenpolitisch die reformorientierte Tradition Erlanders weiter; wandte sich energisch gegen den Vietnamkrieg und das dortige amerikanische Engagement. Nach der Wahlniederlage der SDAP im Jahre 1976 wurde die Regierung Palme von einer bürgerlichen Regierung abgelöst (s.a. unter Astrid Lindgren); Anfang der 1980er Jahre war er persönlicher Repräsentant des UN-Generalsekretärs in der Golfregion, Mitglied der Brandt-Kommission für Nord-Süd-Fragen, Vizepräsident der Sozialistischen Internationale und Vorsitzender der Palme-Kommission für Abrüstungs- und Sicherheitsfragen, 1982 erneut Ministerpräsident an der Spitze einer Koalition der SDAP mit der Kommunistischen Partei Schwedens. 1986 wurde er auf offener Straße erschossen; als er mit seiner Frau Lisbet nach einem Kinobesuch einen Schaufensterbummel machte. Der Täter gab einen tödlichen Schuß auf Palme ab und schoß einmal auf dessen Frau, die nur leicht verletzt wurde. Der Tat beschuldigt und 1989 zunächst verurteilt, wurde Christer Pettersson in zweiter Instanz aus Mangel an Beweisen wieder freigesprochen.

 

Erinnerungsstein an der Stelle, an der Palme ermordet wurde.

 

 

 

 

2017 wurde erneut eine Ermittlungsgruppe gebildet, die im Jahre 2020, 34 Jahre nach dem Mord, bekannt gab, daß der als ”Skandia-Mann“ bekannte Versicherungsvertreter und Gegner der linken Politik Palmes, Stig Engström, der Täter gewesen sei. Dieser war bereits seinerzeit als Zeuge in Erscheinung getreten (er war als einer der ersten am Tatort) , wurde jedoch als unglaubwürdig nicht weiter verfolgt. Da er bereits im Jahr 2000 - vermutlich durch Suizid – gestorben war, wurde am 10.6.2020 das Verfahren eingestellt.

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Honoré Gabriel Riqueti, Graf von Mirabeau

                         

Französischer Politiker und Publizist; führte in seiner Jugend ein ausschweifendes Leben, wurde 1777 wegen seiner Flucht mit der verheirateten Marie-Thérèse de Monnier (1754-89, “Sophie”) zum Tod verurteilt, aber nach mehrjähriger Haft schließlich begnadigt. Während seiner Haft verfaßte er die Lettres à Sophie. 1784 reiste er in geheimer Mission nach London und 1786/87 als Geheimagent nach Berlin, wo ihn Friedrich II. empfing. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er 1789 in die Generalstände gewählt. Am 17.6.1789 erklärte er zusammen mit Emmanuel Sieyès den dritten Stand zur Nationalversammlung. Als am 23.6. ein königlicher Bote das Mißfallen KönigLudwigs XVI. zum Ausdruck brachte, antwortete er: “Wenn Ihr Befehl habt, uns aus diesem Saal zu vertreiben, dann müßt Ihr auch die Vollmacht zur Gewaltanwendung haben, denn wir werden nur der Macht der Bajonette weichen.” In seiner führenden Rolle in der Nationalversammlung befürwortete er die konstitutionelle Monarchie nach englischem Vorbild und versuchte, zwischen den reaktionären und radikalen Entwicklungen der Französischen Revolution zu vermitteln. Sein Verhalten war jedoch zwiespältig: er vertrat zwar nach Außen einen antifeudalistischen und antiroyalistischen Kurs, hatte jedoch gleichzeitig geheime Beziehungen zum Königshof; u.a. hatte er sich heimlich mit Marie Antoinette im Schloß von Saint-Cloud getroffen. In der Verfassungsberatung forderte er ein absolutes Vetorecht für den König und geriet darüber in Konflikt mit den “Patrioten”; im Dezember 1790 übernahm Mirabeau das Präsidentenamt des Jakobinerklubs und wurde im Februar 1791 zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt; als er unerwartet starb, bedeutete sein Tod das Ende der gemäßigten Richtung der Revolution. Gerüchte, genährt durch seinen plötzlichen Tod, er sein vergiftet worden, konnten bis heute nicht verifiziert werden.

Werke u.a.: De la monarchie prussienne sous Frédéric le Grand (4 Bde., 1788; Über die preußische Monarchie unter Friedrich dem Großen), Histoire secrète de la cour de Berlin (1789; Geheime Geschichte des Berliner Hofes).

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Rundfunkrede Stalins anläßlich des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion im Jahre 1941.

Stockholm, Friedhof der Adolf-Fredrik-Kirche

Bilder: Claus Harmsem (stones&art)

Hinweis: Die sterblichen Überreste Mirabeaus waren urspr. im Panthéon beigesetzt worden. Als bekannt wurde, daß seine Beziehungen zum Königshof enger war als zunächst geglaubt, wurden sie 1794 wieder entfernt, und die Asche soll in die Kanalisation gekippt worden sein. Ob seinem Wunsch “Ich möchte neben dem Grab meines Vaters bestattet werden. Auch wenn er mich nie geliebt hat - wir sind doch zwei Äste desselben Stamms” entsprochen wurde, ist mehr als zweifelhaft.

Bild: KN  Mai 2002

Athen, Erster Friedhof

Bild: Alexander Krischnig (10/2007)

Stanislaw Wojciechowski

            

 

Polnischer Politiker, Staatspräsident (1922-26); obwohl er einer Adelsfamilie und der polnischen Intelligentsia entstammte, war er bereits in seiner Jugend in der Arbeiterbewegung tätig, ab 1890 im polnischen Jugendbund Zet aktiv, ab 1891 im Arbeiterbund, Teilnehmer des Treffens der sozialistischen polnischen Partei (PPS) in Paris (1892) und des ersten Treffens in Wilno (heute Vilnius, 1893). Nach der Ermordung des Präsidenten Gabriel Narutowicz wurde Wojciechowski vom Parlament auf Empfehlung von Marschall Piłsudskis, der selber nicht kandidieren wollte, mit den Stimmen der Linken und des Zentrums zum Staatsoberhaupt gewählt. Seine Amtszeit war von wachsender Arbeitslosigkeit und Teuerungen, verbunden mit zahlreichen Streiks, sowie Finanzskandalen, unzähligen Regierungskrisen und schließlich auch blutigen Unruhen in Krakau sowie in weiteren Städten überschattet. Nach dem Putsch und der Einnahme Warschaus durch die Truppen Piłsudskis wurde Wojciechowski am 15.5.1926 gezwungen, mit seiner gesamten Regierung zurückzutreten; das Präsidentenamt wurde Ignacy Mościcki übertragen, der als Marionette Piłsudskis und des Militärs agierte.

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Warschau, Cmentarz Powazkowski

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Andreas Papandreou [griech. Ανδρέας Γεωργίου Παπανδρέου]

                         1994 no_copyright

 

Griechischer Politiker; Ministerpräsident (1981-89 und 1993-96); opponierte als Student gegen die Militärdiktatur von General Metaxas, wurde 1939 verhaftet, emigrierte 1940 in die USA, erlangte dort 1943 amerikanische Staatsbürgerschaft, promovierte und lehrte an verschiedenen Universitäten (u.a. in Harvard, Minnesota und Berkeley). 1960 kehrte er nach Griechenland zurück und wurde 1964 nach dem Wahlsieg der Zentrumsunion Minister im Kabinett seines Vaters Georgios Papandreou. Nach dem Militärputsch 1967 war er kurzzeitig inhaftiert, konnte jedoch aufgrund internationaler Proteste 1967 nach Paris emigrieren und lehrte ab 1968 als Gastprofessor in Stockholm. Nach dem Sturz der Militärregierung im Jahre 1974 kehrte Papandreou nach Athen zurück und gründete die Πανελλήνιο Σοσιαλιστικό Κίνημα (Panellinio Sosialistiko Kinima, PASOK - Panhellenische Sozialistische Bewegung), die er seither führte, wobei er sich gegen die Rückkehr seines Landes in die NATO und den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft wandte. Nachdem der PASOK 1981 einen grandiosen Wahlsieg erlangte, leitete Papandreou als Ministerpräsident eine innenpolitische Liberalisierung und Demokratisierung ein, wobei er gleichzeitig weiterhin auf Konfrontationskurs zu den westlichen Verbündeten ging. Aufgrund einer anhaltenden Rezession sowie diverser Affären und Skandale erlitt PASOK 1989 eine Wahlniederlage, worauf Papandreou zurücktrat. Als die PASOK Oktober 1993 nach vorgezogenen Wahlen im Oktober 1993 wieder als stärkste Kraft reüssierte, wurde Papandreou erneut Ministerpräsident. Als er im Januar 1996 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, wurde Konstantinos Simitis sein Nachfolger als Ministerpräsident.

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Hinweis: Am 31. Oktober 1961 wurden die sterblichen Überreste Stalins aus dem Mausoleum entfernt und an die Kreml-Mauer umgebettet. Zugleich wurde sein Name von dem Mausoleum entfernt. Chruschtschow hatte hierzu das folgende Dekret verlesen: “Das Mausoleum auf dem Roten Platz vor der Kreml-Mauer ... soll in Zukunft den Namen “Wladimir Iljitsch Lenin-Mausoleum tragen. Es erscheint unangebracht, den Sarkophag mit der Bahre von J.W. Stalin weiterhin im Mausoleum zu belassen, da die schweren Verletzungen von Lenins Vorschriften, die Stalin sich zu schulden kommen ließ, sowie der Mißbrauch seiner Macht, die Massenrepressalien gegen ehrenhafte Sowjetbürger und seine anderen Vergehen in der Periode des Personenkults es unmöglich machen, daß die Bahre mit seiner Leiche im Lenin-Mausolum verbleibt.” (zitiert nach Prawda vom 31.10.1961).

Niccolò Machiavelli

                                        

Italienischer Historiker, Staatsmann und politischer Philosoph; mit seinem Namen wird vor allem rücksichtslose Machtpolitik unter Ausschöpfung aller (rechtmäßigen) Mittel verbunden (Machiavellismus, um 1600 geprägter Begriff). Seit 1498 Staatssekretär in der Republik Florenz, für die Außen- und Verteidigungspolitik zuständig, unternahm er in dieser Funktion zahlreiche Gesandtschaften, u.a. zum französischen König (1504, 1510-11), zum Heiligen Stuhl (1506) und zum deutschen Kaiser (1507-08), lernte auf diesen Missionen viele der italienischen Herrscher kennen und konnte ihre politische Taktik studieren, darunter vor allem die des Fürsten Cesare Borgia, der zu jener Zeit seine Besitzungen in Mittelitalien vergrößerte. Von 1503 bis 1506 war Machiavelli mit der Reorganisation der militärischen Verteidigung der Republik Florenz betraut. Obwohl Söldnerheere damals die Regel waren, gab er einem Milizheer aus Einheimischen den Vorzug, mit dem er die dauerhafte und patriotische Verteidigung des Gemeinwesens sicherstellen wollte. 1512, als die Medici in Florenz wieder an die Macht kamen und die Republik auflösten, verlor er seine Stellung und wurde für kurze Zeit wegen angeblicher Verschwörung gegen die Medici eingesperrt. Nach seiner Entlassung zog er sich auf sein Gut in der Nähe von Florenz zurück, wo er seine wichtigsten Werke schrieb. Trotz seiner Versuche, die Gunst der neuen Herrscher zu erlangen, erhielt er seine hohe Stellung in der Regierung nicht zurück. Als die Republik im Jahr 1527 vorübergehend wiederhergestellt wurde, verdächtigten ihn zahlreiche Republikaner, auf der Seite der Medici zu sein.

U.a. haben Montaigne und Herder sein Werk gegen die zahlreichen Anfeindungen, dessen prominentestes Beispiel der Antimachiavell Friedrich II. war, verteidigt. Machiavelli gilt als der erste Theoretiker des politischen Realismus, der seine Aufmerksamkeit auf das lenkt, was ist, und nicht danach fragt, was sein soll.

Werke u.a.: Dell’arte della guerra (1521, Von der Kriegskunst), Il Principe (1532, Lebens- und Regierungs-Maximen eines Fürsten, 1714), Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio (1531, deutsch Vom Staate oder Betrachtungen über die ersten zehn Bücher des Titus Livius, 1832).

Inschrift: Tanto nomini nullum par elogium (Der Größe dieses Namens wird kein Lob gerecht)

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KN (Mai 2002)

Botho Wendt August Graf zu Eulenburg

 

Preußischer Ministerpräsident und Innenminister; Sohn von Graf Botho Heinrich zu Eulenburg (1804–79) und dessen Frau Therese née Gräfin von Dönhoff; studierte von 1849 bis 1852 Rechtswissenschaft an der Albertus-Universität Königsberg und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und wurde nach Abschluß des Studium 1857 Gerichtsassessor, bevor er noch im selben Jahr von der Rechtspflege in die innere Verwaltung Preußens wechselte und mit der Verwaltung des Landratsamtes von Marienwerder beauftragt wurde. Ab 1859 war er Landrat im Landkreis Deutsch Krone (Preußen, heute Polen). Im Jahr 1864 wurde er Hilfsarbeiter und 1867 vortragender Rat im preußischen Innenministerium.Otto von Bismarck schätzte ihn zu dieser Zeit als den einzigen fähigen Kopf unter den jüngeren Räten des Ministeriums. Von 1863 bis 1870 und erneut von 1879 bis 1881 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und 1867 auch Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes. Er gehörte dort den Konservativen an. Im Jahr 1869 war er zum Regierungspräsidenten in Wiesbaden ernannt worden. Ab 1872 war er Bezirkspräsident von Lothringen mit Sitz in Metz und ab 1873 Oberpräsident der Provinz Hannover. 1878 wurde er als Nachfolger seines Onkels, Friedrich Graf zu Eulenburg, der 1862 zum Innenminister Preußens ernannt worden war, und befaßte sich in der Zeit insbesondere mit dem Sozialistengesetz. Als er sich bemühte, die bereits von seinem Onkel geplante Verwaltungsreform voranzutreiben, die auf Widerstand seitens der Katholiken im Westen und der liberalen Kräfte im Osten gestoßen war, so daß Bismarck unter Druck geraten war, kam es mit diesem zu einem Gegensatz in der Frage der Gemeindeverwaltung auf dem Land; während Bismarck für die Beibehaltung der Aufsicht durch die Landräte plädierte, setzte sich zu Eulenburg in Übereinstimmung mit dem preußischen Abgeordnetenhaus für die Aufsicht durch den Kreisausschuß ein. Schließlich ließ es Otto von Bismarck im Februar 1881 im preußischen Herrenhaus zu einer offenen Konfrontation kommen, woraufhin Eulenburg zum Rücktritt gezwungen sah. Allerdings war er wie Bismarck der Meinung, daß die erstarkende Sozialdemokratie mit repressiven Mitteln zu bekämpfen sei. In Übereinstimmung mit Wilhelm II. setzte sich zu Eulenburg 1894 für das “Gesetz, betreffend Änderungen und Ergänzungen des Strafgesetzbuchs, des Militärgesetzbuchs und des Gesetzes über die Presse“, die sogenannte “Umsturzvorlage”, ein, das notfalls auch mit Hilfe eines Staatsstreiches zur Ausschaltung des widerstrebenden Reichstages durchgesetzt werden sollte. Das rief den Widerstand von Leo von Caprivi hervor, der sich - unterstützt insbesondere durch die süddeutschen Staaten - durchsetzte. Da Caprivi und Eulenburg eine weitere Zusammenarbeit verweigerten, wurden beide von Wilhelm II. am 26.10.1894 entlassen und durch Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingfürst (*1819, †1901) ersetzt.

Botho zu Eulenburg war ab 1899 Mitglied des preußischen Herrenhauses. Im Jahr 1909 wurde er Mitglied der Immediatkommission für die Verwaltungsreform. In den Jahren 1909 bis 1912 war er Vorsitzender der sogenannten Alten Fraktion im Herrenhaus.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (11/2020)

Berlin-Kreuzberg, Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeinde

Georgij Maximilianowitsch Malenkow [russ. Георгий Максимилианович Маленков]

Sowjetischer Politiker; Sohn eines eines Angestellten der Eisenbahn und der Tochter eines Schmieds; trat nach dem Abschluß des Gymnasiums in Orenburg einige Monate vor der Oktoberrevolution 1918 als Freiwilliger in die Rote Armee ein und kämpfte im Bürgerkrieg auf Seite der Kommunisten gegen die Weißen. 1920 wurde er Mitglied der KPdSU. Während seines Militärdienstes war er Politkommissar, nahm allerdings kaum an Kampfhandlungen teil, da er ein sehr schlechter Reiter und Schütze war. Von 1934 bis 1939 war er Chef der Abteilung Leitende Parteiorgane des ZK der KPdSU(B) und als enger Vertrauter Stalins, dessen persönlicher Sekretär er war, an der Большая чистка (Große Tschistka = Säuberung) beteiligt. Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22.6.1941 wurde Malenkow Mitglied des Staatlichen Verteidigungskomitees. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges leitete er das Komitee für die Demontage der deutschen Wirtschaft in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ); das Komitee wurde jedoch, nachdem seine Arbeit von innerparteilichen Rivalen als unbefriedigend kritisiert worden war, bald aufgelöst. Von 1939 bis 1953 war Malenkow Sekretär des ZK und ab 1946 Mitglied des Politbüros. Nach Stalins Tod übernahm er von 1953 bis 1955 die Führung der Partei als Vorsitzender des Ministerrats Regierungschef (Ministerpräsident) der UdSSR. Zusammen mit Nikita Chruschtschow und Lawrentij Berija bildete Malenkow zunächst eine Troika; wenig später aber mußte er den Parteivorsitz an Chruschtschow abgeben, während Berija noch 1953 abgesetzt und in einem Geheimprozeß zum Tod verurteilt und hingerichtet wurde.

Wirtschaftspolitisch schlug Malenkow einen ”neuen Kurs" ein und förderte in erster Linie Landwirtschaft und die Konsumgüterindustrie; außenpolitisch setzte er sich für eine friedliche Koexistenz zwischen West und Ost ein. 1955 wurde er wegen des angeblichen Scheiterns seines Wirtschaftsprogramms gestürzt. Sein Nachfolger, Nikolaj Bulganin, ernannte ihn zum Minister für Kraftwerke und Elektroindustrie. 1957 wurde Malenkow nach dem Versuch, Chruschtschow zu stürzen, zum Leiter eines Kraftwerkes in Kasachstan degradiert und als ”Parteifeind" aller Staats- und Parteiämter enthoben. 1961 wurde Georgij Malenkow endgültig aus der KPdSU ausgeschlossen, blieb jedoch auf seinem Posten als Direktor des Kraftwerkes; erst nach seiner Pensionierung im Jahre 1968 durfte er nach Moskau zurückkehren.

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Besuch Konrad Adenauers mit Delegation 1955 in Moskau (im Vordergrund im Gespräch von links: Nikolai Buganin, Malenkow, Nikita Chruschtschow, Adenauer; im Hintergrund von links: Carlo Schmid, Kurt Georg Kiesinger; rechts oberhalb von Malenkow mit Halbschatten im Gesicht Wjatscheslaw Molotow

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Bild: Bogdanov-62 (10/2020), Wikipedia.ru
Bild: Bogdanov-62 (10/2020), Wikipedia.ru

Moskau, Kunzewoer Friedhof (neuer Teil)

Michel Le Tellier, Marquis de Barbezieux

 

Französischer Staatsmann; einer Pariser Kaufmannsfamilie entstammend; Vater von François Michel Le Tellier de Louvois. Er bekleidete nacheinander die Ämter des Staatsrats im Großen Rat im Jahr 1624, des Staatsanwalts des Königs im Châtelet de Paris im Jahr 1631, des Bittstellers im Jahr 1639, dann des Intendanten der Justiz in der Armee von Piemont im Jahr 1640 und des Intendanten der Justiz im Dauphine. Auf Anraten von Mazarin wurde er 1643 von Ludwig XIV. zum Staatssekretär für Krieg ernannt und machte durch seine Heeresreform die französische Armee zur damals schlagkräftigsten in Europa.

Obwohl es großen Widerstand gab – Generäle von hoher Geburt und großem Ansehen lehnten die Direktiven des “grands commis” Ludwigs XIV.: Personalkontrolle; 3: vertrauliche Kriegsmeldungen und Anweisungen; 4: Truppentransporte; 5: Verpflegung und Pensionen) ab. Ludwig XIV. und Le Tellier wissen um die Bedeutung des Alltags und der Ausrüstung der Soldaten; so wurden bereits 1660 Zahlungsregeln festgelegt, ein Stufensystem eingeführt und die Dauer der Verpflichtungen festgelegt. Le Tellier zog schon früh seinen Sohn François Michel, Marquis de Louvois mit in die Verantwortung. Wobei der Vater sich auf eine effektive Verwaltung konzentrierte, sein Sohn sich

Während der Fronde leitete er die Verhandlungen mit den Fürsten und war 1649 an der Unterzeichnung des Vertrags von Rueil beteiligt. Danach war er während des erzwungenen Exils von Mazarin der wichtigste Berater der Königin Maria Theresia von Spanien.

Am 27.10.1677 wurde Michel Le Tellier Kanzler von Frankreich und sorgte dafür, daß sein Sohn Louvois den Posten des Kriegsstaatssekretärs erhielt. Im April 1679 stellte Michel Le Tellier als Kanzler nach 460 Jahren offiziell die Lehre des Zivilrechts an der Universität von Paris wieder her. Diese Lehre wurde von Papst Honorius III. am 11. 5.12192 verboten. Als leidenschaftlicher Gegner der Hugenotten drängte Le Tellier Ludwig XIV., das Edikt von Nantes aufzuheben.

Ludwig XIV. urteilte über ihn: ”Jamais homme n'a été de meilleur conseil en toutes sortes d'affaires“ [Niemals gab es einen besseren Ratgeber in allen möglichen Angelegenheiten”.]

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Paris, Eglise Saint-Gervais-Saint-Protais

Joseph Fouché

               

Französischer Politiker; Herzog von Otranto (seit 1809); Sohn eines Kapitäns der Handelsmarine; besuchte ein Priesterseminar und wurde 1788 Physiklehrer in Arras, bevor er sich während der Französischen Revolution der Politik zuwandte. 1792 wurde er als Abgeordneter des Départements Loire-Atlantique in den Nationalkonvent gewählt, Mitglied der Bergpartei und einer der Führer der Zeit des terreurs (Schreckensherrschaft) von 1793/94. 1793 stimmte er mit der Mehrheit, den Jakobinern, für die Hinrichtung König Ludwigs XVI.. 1794 attackierte Maximilien de Robespierre, zu der Zeit an der Spitze der Revolutionsregierung, Fouché wegen dessen Maßlosigkeit. Fouché fürchtete eine Verhaftung; es folgten ein Komplott und ein Gegenkomplott, Robespierre wurde gestürzt und am 27.  Juli bzw. nach dem Revolutionskalender am 9.  Thermidor 1794 hingerichtet. Als Repräsentant der Revolutionsregierung in Lyon bekämpfte er die royalistische Opposition mit außerordentlicher Härte und ließ 1793 über 1.600  Menschen hinrichten. 1799 wurde er vom Direktorium zum Polizeiminister der französischen Republik ernannt. Über Napoléon Bonapartes Pläne zur Machtübernahme informiert, unterstützte er dessen Staatsstreich vom 9.  November bzw. 18.  Brumaire 1799. Bis 1802 und erneut von 1804 bis 1810 herrschte er als dessen Polizeiminister fast unumschränkt mit Hilfe einer von ihm aufgebauten Geheimpolizei. 1809 wurde er in den Adelsstand erhoben und erhielt den Titel Herzog von Otranto. 1809 wurde Fouché Innenminister. Unter Überschreitung seiner Kompetenzen stellte er ein Heer auf, um eine Invasion der Briten in den Niederlanden abzuwehren und trat anschließend in geheime Friedensverhandlungen mit den Briten. Wegen dieser geheimer Verhandlungen mit Großbritannien fiel er 1810 in Ungnade und verlor sein Ministeramt. Drei Jahre später wurde er rehabilitiert und zum Gouverneur der illyrischen Provinzen ernannt, die Frankreich 1809 von Österreich gewonnen hatte.

Nach Napoléons erzwungener Abdankung im Jahre 1814 schloß sich Fouché König Ludwig XVIII. an, und als Napoléon 1815 nach der “Hundert Tage” aus dem Exil zurückkehrte, wurde Fouché 1815 erneut dessen Polizeiminister, blieb aber in heimlicher Verbindung mit der Gegenseite und trat 1815 an die Spitze der provisorischen Regierung in Paris, begann schon bald gemeinsam mit dem österreichischen Außenminister Fürst Klemens von Metternich, gegen Napoléon zu intrigieren. Nach der Niederlage Napoléons bei Waterloo nahm Fouché Napoléons Abdankung entgegen, war jedoch anschließend nochmals für einige Monate Polizeiminister. 1816 wurde er aber von den Ultraroyalisten wegen seiner Rolle, die er im Prozeß und bei der Hinrichtung Ludwigs XVI. gespielt hatte, zum Rücktritt gezwungen und als “Königsmörder” verbannt; lebte in Prag und dann in Linz Wegen einer Brustkrankheit gestattete ihm die österreichische Regierung die Übersiedelung nach Triest mit seinem milden Mittelmeerklima.

Autobiographie: Mémoires ( 2 Bde., 1822-24).

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Bild: Davric (04/2019) Wikipedia.fr
Bild: Davric (04/2019) Wikipedia.fr

Ferrières-en-Brie Île-de-France (Dép. Seine-et-Marne), Cimetière municipal

Politiker V

Omnibus salutem!