John Quincy Adams

6. US-amerikanischer Präsident (1825-29); Sohn von John Adams, Vater des späteren Vizepräsidenten der USA Charles Francis Adams; studierte Jura an der Universität von Leiden und an der Harvard University in Cambridge Massachusetts). Arbeitete nach seinem Abschluß (1787) zunächst als Anwalt in Boston, bevor er 1794 als Botschafter in den Niederlanden ging, 1796 nach Portugal und 1797 nach Berlin. 1802 wurde er in den Staatssenat von Massachusetts gewählt. Seit 1803 im Senat, trat er 1808 von diesem Amt zurück und war von 1809 bis 1814 erneut Botschafter, diesmal in Rußland, anschließend bis 1817 in London. Von 1817 bis 1825 war Adams Außenminister im Kabinett von Präsident James Monroe. Als Außenminister (1817-25) im Kabinett des Präsidenten James Monroes war er wesentlich am Erwerb Floridas (1819) und an der Formulierung der Monroe-Doktrin (1823) beteiligt. 1824 gewann er die Präsidentschaftswahlen. Als Präsident verfolgte er eine Politik der nationalen Konsolidierung, ohne das diese Bemühung von Erfolg gekrönt worden wäre. Von 1831 bis 1848 gehörte er als Unabhängiger dem Kongreß an, wo er besonders die Sache der Abolitionisten unterstützte.

Memoiren: Memoirs (herausgegeben von C.F. Adams, 12 Bde., 1874-77).

John Adams

adams_john_us

2. US-amerikanischer Präsident (1797-1801); Vater von John Quincy Adams; absolvierte das Harvard College 1755 und arbeitete als Rechtsanwalt. Während der Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Kolonien stieg er in die Spitze der Politik und wurde Führer in der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung, während der er sich 1775 für eine Ernennung von George Washington zum Oberbefehlshaber der neuen Kontinentalarmee verwendete. 1778 entsandte ihn der Kongreß zur Unterstützung von Benjamin Franklin als diplomatische Vertreter nach Europa. Während Franklin als amerikanischer Gesandter in Frankreich blieb, schloß er 1783 den Frieden mit Großbritannien und war dort bis 1788 amerikanischer Gesandter. Bei den 1788 und 1792 und stattfindenden Präsidentschaftswahlen unterlag er Georg Washington. 1789 wurde er der erste Vizepräsident der Vereinigten Staaten und 1796 in das Amt des Präsidenten gewählt. Wegen eines drohenden Krieges mit Frankreich war Adams’ Präsidentschaft geprägt von der Rivalität mit ehemaligen Finanzminister Alexander Hamilton, der ebenfalls Mitglied der Partei der Föderalisten war, und der gegen die von ihm eingeleiteten Maßnahmen für den Ausbau der Flotte und die Errichtung von Küstenbefestigungen opponierte und sich für ein großes stehendes Heer aussprach. Als der französische Außenminister Charles Maurice de Talleyrand Friedensbereitschaft signalisierte, entsandte Adams im Februar 1799 seine Diplomaten nach Paris. Diese Friedensinitiative versetzte Adams in die Lage, die gerade geschaffene Armee wieder aufzulösen. Folge der Auseinandersetzungen zwischen Adams und Hamilton war die Spaltung der Föreralisten und die Niederlage in der Wahl im Jahre 1800, die der Republikaner Thomas Jefferson gewann. Nach dem Ende seiner Präsidentschaft widmete sich Adams ausgiebig seiner schriftstellerischen Tätigkeit; die Philosophie der Whigs war dabei sein Leitprinzip. Er starb am 4. Juli 1826 in Quincy (Massachusetts). Nach seiner Niederlage betätigte sich Adams wie schon vor seiner politischen Tätigkeit wieder als Schriftsteller.

Zurück zur Personenliste           

Bild: Daderot (08/2005) GNU Free Documentation License

Quincy (Massachusetts), United First Parish Church

Hinweis: Der Sarkophag von John Adams ist im Hintergrund, derjenige seines Sohnes John Quincy Adams im Vordergrund zu sehen.

Sergej Juljewitsch Graf Witte (seit 1905)

                             pinxit Ilja Repin

Russischer Politiker deutsch-baltischer Abstammung; studierte an der Universität von Odessa Mathematik, durchlief danach als typischer Tschinownik verschiedene Positionen im Staatsdienst. Zunächst war er bei der russischen Eisenbahn tätig. Als Mitglied der vom Zaren ins Leben gerufenen Baranow-Kommission, die eine neue Eisenbahnpolitik für die Regierung ausarbeiteten sollte, entwarf er eine Eisenbahn-Charta, die zur Grundlage der ersten Betriebsordnung der russischen Eisenbahnen wurde. 1892 wurde er Finanzminister und förderte durch Schutzzölle die Entwicklung der russischen Wirtschaft. Er holte fremdes Kapital ins Land, um der Industialisierung Rußlands einen Anschub zu geben und ließ die Transsibirische Eisenbahn, mit der das riesige Land erschlossen werden sollte, erbauen. Er verhalf Rußland zum Goldstandard, gründete Banken und legte ausländische Anleihe auf. Die Folge war allerdings, daß westliche Aktienbesitzer 90% der russischen Minen, 50% der chemschen Industrie, über 40% der industriellen Anlagen und 42% der Bankaktien in ihrem Besitz hielten, so daß das zaristische Rußland ökonomisch gesehen quasi den Status einer Kolonie hatte. Von 1903 bis 1905 war Witte Vorsitzender des Ministerkomitees und schloß in dieser Eigenschaft mit den Japanern den Frieden von Portsmouth, der den Russisch-Japanischen Krieg beendete. 1905 entwarf Witte, der 1905/06 Ministerpräsident war, das Verfassungsmanifest Nikolaus' II..

Zurück zur Personenliste

Bild: A.I. (09/2007)

Hinweis: Der Sarkophag von John Adams ist im Hintergrund, derjenige seines Sohnes John Quincy Adams im Vordergrund zu sehen.

Bild: Daderot (08/2005) GNU Free Documentation License

Sankt Petersburg, Alter St. Lazarus Friedhof

Bild: Bunker (05/2007)  GNU Free Documentation license

Pjotr Arkadjewitsch Stolypin

              (r.) pinxit Ilja Repin

Russischer Politiker; der einer großbürgerlichen, aus Litauen zugewanderten Familie entstammende Stolypin war 1902 Gouverneur der Provinz Grodno und 1905 der Provinz Saratow. Nach der Ersten Russischen Revolution von 1905 ging er mit großer Härte gegen revolutionäre Strömungen vor. Im Mai 1906 ernannte ihn Zar Nikolaus II., zum Innenminister, und im Juli wurde Stolypin als Vorsitzender des Ministerrates der 1. Duma Ministerpräsident, ein Amt, das er bis zu seiner Ermordung durch einen Sozialrevolutionär im Jahre 1911 innehatte. Während seiner Amtszeit setzte er tiefgreifende Reformen in Rußland durch; allerdings wurden seine Maßnahmen zu einer grundlegenden Agrarreform, die durch die Auflösung der alten russischen Dorfgemeinde (Mir) im Interesse eines stabilen Staates zur Entstehung eines selbstständigen, leistungsfähigeren Einzelbauerntums führen sollte, von der Duma abgelehnt. Stolypin entließ daraufhin kurzer Hand die Mitglieder der Regierung und erließ die notwendigen Gesetzte per Dekret. Ca. 3.000 Bauern, die sich gegen die Maßnahmen zur Wehr setzten, wurden hingerichtet. Im Juni 1907 löste Stolypin wiederum die erst im März einberufene 2. Duma auf, um u.a. ein Gesetz zur Änderung des Wahlrechtes zugunsten der besitzenden Klassen durchzubringen. Trotz heftigen Widerstands des Zentrum und der Linken gegen seinen autokratischer Führungsstil konnte Stolypin mit Hilfe der gemäßigten Oktobristen, die die 3. Duma dominierten, weitere Agrarreformen durchsetzen. Erst ein siebtes Attentat, nachdem alle zuvor fehlgeschlagen waren, riß ihn von der politischen Bühne.

stolypin_anschlag1906

Nach einem Bombenanschlag auf sein Haus im Jahre 1906

Zurück zur Personenliste

Kiew, Höhlenkloster

Scipio (Gens)

Cornelius Lucius Scipio Barbatus

Römische Politiker und Militärs; einer der ersten Scipionen, die in der Familiengruft an der Via Appia beigesetzt wurde. 301 v. Chr. bekleidete er das Amt des Ädils, 298 v. Chr zusammen mit Gnaeus Fulvius Maximus Centumalus das Konsulat. In dieser Funktion kämpfte er erfolgreich in Etrurien. Er nahm Taurasia und Cisauma ein, unterwarf ganz Lukanien und kurzzeitig Samnium. Das Elogium, auf dem die Taten geschildert werden, ist möglicherweise erst später geschaffen worden. Proprätor wurde Barbatus 295 v. Chr., Zensor wohl 280 v. Chr. und schon vor 304 v. Chr. war er Pontifex Maximus und blieb es bis zu seinem Tod. Der berühmteste der Scipionen war der Feldherr und Konsul Publius Cornelius Scipio (*236 v. Chr., †183 v. Chr.), der während des 2. Punischen Krieges im Jahr 202 v. Chr. in der Schlacht von Zama (im heutigen Nordtunesien) den Karthager Hannibal (*~246 v. Chr., †183 v. Chr.) schlug. Nach der Rückkehr nach Rom wurde ihm der Ehrenname Africanus verliehen.

 

Ein weiteres bekanntes Mitglied der Gens Scipio, wenn auch adoptiert, war Publius Cornelius Scipio Aemilianus (*185 v. Chr., †129 v. Chr.), der die Stadt Karthago 146 v. Chr. im 3. Punischen Krieg dem Erdboden gleichmachte. Im CatoSenat von Rom hatte Cato der Ältere (*234 v. Chr., †149 v. Chr.) am Ende jeder der Senatsversammlungen immer wieder gemahnt: “Ceterum censeo Carthaginem esse delendam” [“Im übrigen bin ich der Meinung, daß Karthogo zerstört werden muß”.] Verheiratet war Scipio Aemilianus mit Sempronia, der Schwester von Tiberius und Caius Gracchus, die beide versuchten, den römischen Staat insbesondere durch eine Landreform zu reformieren.

Inschrift: CORNELIVS LVCIVS SCIPIO BARBATVS GNOIVOD PATRE PROGNATUS FORTIS VIR SAPIENSQUE. QVOIVS FORMA VIRTVTI PARISVMA FUIT. CONSVL, CENSOR, AEDILIS QVEI FUIT APUD VOS. TAVRASIA, CISAVNA SAMNIO CEPIT. SUBIGIT OMNE LOVCANIAM OPSIDESQVE ABDOVCIT

[(Hier ruht) Cornelius Lucius Scipio Barbatus, Sohn des Gnaeus Scipio, Inbegriff männlicher Tapferkeit und Weisheit, ein Mann, dessen äußeres Wesen seinem Verdienst und Wert vollkommen entsprach. Er war bei euch Konsul, Zensor und Aedil. Taurasia und Cisauna in Samnium nahm er ein. Ganz Lukanien unterwarf er und nahm Geiseln mit].

Zurück zur Personenliste

Rom, Antiker Friedhof an der Via Appia

Der Sarkophag befindet sich heute in den Vatikanischen Museen.

Grabinschrift des Publius Cornelius Scipio Aemilianus

Bilder: Klaus Decker (07/2007)

Herbert Henry Asquith

Britischer Politiker (Liberale Partei); 1. Earl of Oxford and Asquith (seit 1925); von Beruf Rechtswalt, kam er 1886 für die Liberalen in das britische Unterhaus, dem er – mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1918 und 1920 – bis 1924 angehörte. Von 1892 bis 1895 war er Innenminister in den Regierungen der Premierminister William Gladstone und Archibald P. P. Rosebery und von 1905 bis 1908 Schatzkanzler. 1908 löste er Herbert Campbell-Bannerman nach dessen Rücktritt als Führer der Liberalen und als Regierungschef ab. Den Posten des Premierministers behielt es bis zur Ablösung durch David Lloyd George im Jahre 1916 inne, danach war er Führer der liberalen Opposition. Während seiner Zeit als Premierminister kam es wegen seiner Sozialgesetze u.a. das People’s Budget von 1909 zu heftigen Auseinandersetzungen. Mit dem Parliament Act von 1911 schränkte er die Macht des Oberhauses ein, und das Home Rule Bill von 1913/14 gewährte Irland eine begrenzte Selbstverwaltung. Im Ersten Weltkrieg bildete er 1915 ein Allparteienkabinett.

Zurück zur Personenliste           

Sutton Courtenay (Oxfordshire)

Quincy (Massachusetts), United First Parish Church

scipionen_gb
cc_somerightsreserved
scipio_via_porta_sansebastiano2_gb

Fürst Alexander Michailowitsch Gortschakow [russ. Александр Михайлович Горчаков]

Russischer Diplomat; besuchte in Zarskoje Selo das Lyzeum, wo Alexander Puschkin einer seiner Mitschüler war. Nach Absolvierung der Schule trat er in dasgortschakow_pinxit_puschkin_bild Büro des russischen Außenministers Graf Nesselrode ein und nahm in der Folge an einigen Kongressen teil, war u.a. einige Jahre am Hof in Stuttgart als Berater der Kronprinzessin. 1850 lernte er als Botschafter beim Deutschen Bund in Frankfurt am Main den jungen Otto von Bismarck kennen,

Gortschakow, gezeichnet von Alexander Puschkin

Nach der Zeit in Frankfurt ernannte ihn Zar Nikolaus I. 1855 zum Gesandten in Wien. Nach der für Rußland bitteren Niederlage im Krimkrieg, in dem Rußland dem Osmanischen Reich, Frankreich und Großbritannien gegenüberstand, machte Alexander II. Gontscharow 1856 als Nachfolger von Karl Robert von Nesselrode zum Außenminister. Als solcher bemühte er sich, die erschütterte Position Rußlands in Südosteuropa wiederherzustellen, indem er verbesserte Beziehungen zu Frankreich und Preußen suchte Als Frankreich jedoch 1863 Partei für die Aufständischen im polnischen Januaraufstand ergriff, distanzierte er sich von Frankreich und wandte sich verstärkt Preußen zu, das er in den Reichseinigungskriegen 1864 bis 1871 unterstützte. Den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nutzte Gortschakow, der seit 1867 auch Reichskanzler war, um Rußlands Interessen in der Schwarzmeerfrage durchzusetzen: So erreichte er auf der Pontuskonferenz in London 1871 in Revision des Pariser Friedens, der 1856 am Ende des Krimkrieges geschlossen worden war, eine Aufhebung der Entmilitarisierung des Schwarzen Meeres. Im 1872/73 geschlossenen Dreikaiserbund mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn ging Gortschakow von seiner seit dem Krimkrieg vorherrschenden antiösterreichischen Haltung ab, vertiefte gleichzeitig aber auch wieder die Beziehungen zu Frankreich. Dies sowie Gortschakows Parteinahme für Frankreich und gegen das Deutsche Reich in der Krieg-in-Sicht-Krise 1875 führten allerdings zu Irritationen im Verhältnis zum Deutschen Reich und dessen Kanzler Otto von Bismarck. Auf dem Berliner Kongreß 1878, auf dem der für Rußland überaus günstige Vorfriede von San Stefano neu verhandelt und revidiert wurde, mußte Gortschakow daher auf die Rückendeckung Bismarcks für seine expansive Außenpolitik verzichten. Gortschakow blieb zwar noch bis 1882 auf seinem Posten als Außenminister, verbrachte jedoch den überwiegend Teil seiner Zeit im Ausland.

Zurück zur Personenliste                   

Bilder:Peterburg23 (04/2012) Wikipedia.ru
cc_somerightsreserved

Sankt Petersburg OT Strelna, Auf dem Gelände des Sergijew-Kloster

Karl Robert Graf von Nesselrode [russ. Карл Васильевич Нессельроде]

 

Russischer Diplomat; Sproß eines ursprünglich aus dem Bergischen Land stammenden, schon lange in Livland ansäßigen Adelsgeschlechts; sein Vater war russischer Gesandter in Lissabon. Als der Vater 1787 zum Botschafter in Berlin ernannt wurde, kam sein Sohn an eine deutsche Bildungsanstalt. Als er 16 Jahre alt war, trat er in die russische Marine ein und wurde durch Protektion seines Vater Aide-de-camp Zar Pauls I.. Nach dessen Tod wechselte er zum Heer und schließlich in den diplomatischen Dienst. Er war zunächst an der russischen Botschaft in Berlin akkreditiert .und anschließend im Hague. Im August 1806 wurde er mit der Beobachtung der französischen Truppen in Süddeutschland beauftragt. Er nahm an der unentschiedenen Schlacht bei Preußisch Eylau zwischen der russischen Armee unter dem Kommando von Graf Levin August von Bennigsen und der französischen Grande Armée unter dem Kommando von Napoléon Bonaparte im Jahr 1807 und beratend an den Verhandlungen zum Frieden von Tilsit teil. 1814 wurde er Staatssekretär und war Leiter der offiziellen Delegation Rußlands beim Wiener Kongreß, bei dem allerdings Alexander I. die Verhandlungen weitgehend selbständig führte. Im Jahre 1816 wurde Nesselrode russischer Außenminister, mußte allerdings die Auslandsangelegenheiten mit Graf Ioannis Kapodistrias teilen, bis dieser 1822 wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Zaren in Bezug auf den Griechischen Freiheitskampf Rußland verließ. Unter Zar Nikolaus I., der ihm 1826 bedeutende Besitzungen im südlichen und westlichen Rußland verlieh, wurde er 1829 Vizekanzler und 1845 Kanzler des russischen Reichs. 1849 unterstützte er Österreich im Kampf gegen Lajos Kossuth, den Führer der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung, indem er russische Truppen entsandte. Nach der Niederlage im Krimkrieg nahm er an den Verhandlungen zum Pariser Frieden vom 30. März 1856 über die Beendigung des Krimkrieges teil; wenig später, am 15. April nahm er seinen Abschied.

Zurück zur Personenliste                   

Bild:Witold Muratow 1980, Wikipedia.ru

Sankt Petersburg, Alter Smolensker Lutherischer Friedhof

cc_somerightsreserved

Peter Hintze

 

 

Deutscher Politiker (CDU); studierte evangelische Theologie. an der Universität Bonn und der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. Nach Abschluß des Studiums im Jahre 1977 und einem Vikariat war er von 1980 bis 1983 als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Königswinter tätig. Im Dezember 1983 berief ihn Bundesfamilienminister Heiner Geißler (CDU) in das Amt des Bundesbeauftragten für den Zivildienst, das er bis 1990 bekleidete. Anschließend war Peter Hintze, seit 1990 Mitglied des Bundestages, bis 1992 Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. Von Januar 1991 bis Mai 1992 war er dann als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Frauen und Jugend; tätig. 1992 wurde er als Nachfolger von Volker Rühe zum Generalsekretär der CDU gewählt; dieses Amt bekleidete er bis 1998. Während dieser Zeit initiierte Hintze 1994 seine “Rote Socken-Kampagne”, mit der er in Deutschland eine heftige Kontroverse auslöste. Sie war gedacht als Reaktion auf das sog. Magdeburger Modell, dem zufolge sich SPD und PDS bzw. deren NachfolgeparteiDie Linken, die sog “linken Parteien”, einander zu Koalitionen annäherten. In dieser Bewegung sah die CDU ein gewisse Gefahr in Bezug auf die politischen Machtverhältnisse in der Bundesrepublik. Als Hintze vor der Bundestagswahl 1998 mit einer Händedruck-Plakatkampagne an seine vorherige Aktion noch einmal anknüpfen wollte, wurde er in den eigenen Reihen kritisiert. Später wurde er für die Wahlniederlage der CDU-geführten Regierung und den Regierungswechsel zu der ersten rot-grünen Bundesregierung unter Gerhard Schröder als Kanzler und Joschka Fischer als Vizekanzler mitverantwortlich gemacht. Hintze trat daher kurz nach der Wahl von seinem Posten als als Generalsekretär der CDU zurück. Im November 2005 wurde Hintze Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie (bis Oktober 2013)..Außerdem war er von 2007 bis 2013 Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt und seit dem 22.10.2013 Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

Weitere Ämter bzw. Tätigkeiten: Hintze war von 2001 bis 2015 Vizepräsident der Christlich-Demokratischen Internationale (CDI); von 2002 bis 2014 stellvertretender Vorsitzender der International Democratic Union (IDU) sowie von 2002 bis 2015 Vizepräsident der Europäischen Volkspartei (EVP).

Peter Hintze starb im Alter von nur 66 Jahren

Zurück zur Personenliste                   

Bad Honnef, Neuer Friedhof

Bilder: Dirk Budde (07/2017)

Hans-Christian Seebohm

 

 

Deutscher Politiker (DP, CDU); Sohn des Montanindustriellen Kurt Seebohm und dessen Frau Ida née Seebohm; wuchs im Sudetenland auf, wo seine Vorfahren seit Jahrzehnten im böhmischen Bergbau tätig waren. Nach dem Abitur am humanistischen König-Georg-Gymnasium in Dresden im Jahre 1921 studierte er Bergbau- und Ingenieurwissenschaften in Freiburg in Breisgau, München und Berlin-Charlottenburg, welches er 1928 als Diplom-Bergbauingenieur beendete. 1931 bestand er das Bergassessorexamen und war anschließend als Bergreferendar beim Oberbergamt in Halle an der Saale tätig. Im Jahr 1932 erfolgte seine Promotion zum Dr.-Ing. mit der Arbeit Tektonische Untersuchungen im Gebirgsland zwischen Hannover, Pyrmont und Minden an der Technischen Hochschule Berlin.

 Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 war Seebohm in leitenden Funktionen in verschiedenen Montan- Erdöl- und Maschinenbauunternehmen tätig; u.a. 1941in der von Seebohm mitgegründeten Egerländer Bergbau AG, die als “Auffanggesellschaft“ eigens zur Übernahme ”arisierten“ Eigentums gegründet worden war und sich bis zu deren Verkauf in Reichsbesitz befand. Außerdem war er Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Nach der Okkupation der Tschechoslowakei im Jahre 1938 erhielt er führende Posten in den Vorständen mehrerer “entjudeter Unternehmen“. Weiter leitete seine Familie lt. Braunbuch der DDR die Einverleibung der chemischen Industrie der Tschechoslowakei im Jahre 1938 in den IG-Farben-Konzern.

Von 1945 bis 1949 war er Geschäftsführer der Erdölgesellschaft Deilmann AG in Dortmund; zudem war er während dieser Zeit Vorsitzender der Wirtschaftsverbände Erdölgewinnung und Maschinenbau in der britischen Besatzungszone und von 1947 bis 1963 Präsident der Industrie- und Handelskammer Braunschweig.

1949 begann seine politische Karriere in der neugegründeten Bundesrepublik Deutschland; von 1949 bis 1966 war er unter dem ersten Bundeskanzler in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, Bundesminister für Verkehr, und weist damit bis heute die längste ununterbrochene Amtszeit als Bundesminister auf. Zuletzt für wenige Wochen auch Vizekanzler.

 

Zurück zur Personenliste                              btn_up            

Bilder: Ralf Mayer (10/2023)

Bad Pyrmont, Friedhof an der Lortzingstraße

Politiker LIII

Omnibus salutem!