Oliver Cromwell

1649                           1657

Englischer Staatsmann; entstammte dem niederen Landadel; Sohn des Landadligen Robert Cromwell; verwandt mit Thomas Cromwell, von dessen älterer Schwester Catherine sein Vater abstammte; besuchte das puritanische Sidney Sussex College an der Universität Cambridge und studierte anschließend in London Rechtswissenschaft. 1620 kehrte er nach Huntington zurück und wurde 1628 für Huntingdon in das Unterhaus gewählt, dem er bis zur Parlamentsauflösung im folgenden Jahr angehörte. 1640 wurde Cromwell Mitglied des Langen Parlaments, des von Karl I. von England einberufenen Parlaments, und entwickelte sich zu einem derjenigen, die gegen den Ausbau eines absolutistisches Regime durch den König und dessen rigide Kirchenpolitik auf bewaffneten Widerstand drängten. Nach Ausbruch des Bürgerkrieges zwischen dem puritanisch dominierten Parlament sowie dessen Anhängern und den Royalisten im Jahre 1642 übernahm Cromwell die Organisation des Parlamentsheeres und stellte in East Anglia eine eigene schwere Reitertruppe, die “Ironsides”, auf die Beine, mit der er 1644 die Königlichen bei Marston Moor besiegte. 1645 wurde er zum Kavalleriekommandanten der “New Model Army” des Parlaments ernannt und errang bei Naseby schließlich den entscheidenden Sieg über die königliche Armee. Kaum war der König 1647 aus der Gefangenschaft der Parlamentarier geflohen und hatte sich mit den Schotten verbündet, brach der Krieg erneut aus. Cromwell gelang es jedoch erneut, die Royalisten und mit ihnen verbündeten Schotten bei Preston im August 1648 zu schlagen und den König gefangenzunehmen. Am 30.1.1649 ließ Cromwell den kompromißlosen König, der sich geweigert hatte, einer konstitutionellen Verfassung zuzustimmen, nach einem Schausprozeß als Verräter hinrichten und die Monarchie abschaffen; er selbst wurde Vorsitzender des Staatsrates und damit Oberhaupt des Commonwealth (Republik). 1649 schlug er in einem Massaker bei Drogheda einen Aufstand der Iren, die sich gegen England erhoben hatten, blutig nieder, und 1650 besiegte er die Schotten, die Karl II., Sohn Karls I., als König anerkannt hatten, bei Dunbar und im Folgejahr nach deren Eindringen in England bei Worcester. Mehrmals löste er das Parlaments auf, um Auseinandersetzungen über seine Politik zu beenden, bevor er im April 1653 das Rumpfparlament endgültig auflöste und England im Dezember 1653 mit dem “Instrument of Government” die erste geschriebene Verfassung gab, die ihm eine Stellung als Lord Protektor einräumte; während er die ihm die angebotene Königswürde 1657 ablehnte, bat er sich das Rechts aus, seinen Nachfolger zu benennen. Cromwell, der bereits seit seiner Zeit am College ein überzeugter Puritaner war, verfolgte eine Politik allgemeiner religiösen Toleranz, allerdings innerhalb der verschiedenen Spielarten des Protestantismus. Cromwell legte die Grundlagen für den Aufstieg Englands zu einer Weltmacht, indem er 1649 begann, die Flotte auszubauen und durch seinen Sieg im Ersten Englisch-Niederländische Seekrieg erreichte, daß die Niederlande die 1651 erlassene Navigation Act (Navigationsakte) anerkannten, derzufolge Waren aus den englischen Kolonien in Afrika, Asien und Amerika auf in England gebauten Schiffen, deren Besatzung zu 75 % aus Engländern bestand, transportiert werden mußten. Außerdem wandte er sich gegen Spanien und das spanische Kolonialreich und eroberte 1655 Jamaika, und in der Entscheidungsschlacht von Dünkirchen im Jahre 1658, die er in Allianz mit Frankreich focht, wurde nicht nur die spanisch-französische Rivalität zugunsten Frankreichs entschieden, sondern England kam auch wieder in den Besitz eines Stützpunktes auf dem europäischen Kontinent.

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Cambridge, Sidney Sussex College

Bilder: Udo Grimberg

Hamburg-Bahrenfeld, Friedhof-Holstenkamp

Hinweis: Cromwell wurde urspr. mit allen Ehren in der Westminster Abbey beigesetzt. 1661 wurden der Leichnam jedoch exhumiert und symbolisch hingerichtet. Während der Verbleib des Körpers unbekannt ist, ist belegt, daß der Kopf auf einer Pike aufgespießt und über 20 Jahre öffentlich zur Schau gestellt wurde. Er ging dann durch mehrere private Hände, wurde sowohl privat als auch in privaten Museen zur Schau gestellt und schließlich dem Sidney Sussex College in Cambridge, an dem Cromwell einst studiert hatte, angeboten, wo er im März 1960 an nicht näher bezeichneter Stelle beigesetzt wurde.

Georg Gottfried Gervinus

                         

Deutscher Politiker und Literaturwissenschaftler; nach einer Buchhändlerlehre in Bonn und einer kaufmännischer Ausbildung in Darmstadt studierte er von 1825 bis 1827 an der Universität Gießen, anschließend bis 1829 an der Universität Heidelberg Geschichte, Philologie und Philosophie. 1835 wurde er in Heidelberg zum Professor für Geschichte und Literatur berufen. 1836 wechselte er nach Göttingen. Dort wurde er jedoch bereits 1837 amtsenthoben und des Landes verwiesen, da er als einer der Göttinger Sieben gegen die Aufhebung des hannoverschen Staatsgrundgesetzes durch den König Ernst August protestiert hatte, ein Verhalten, das in der deutschen Öffentlichkeit großes Aufsehen erregte. Gervinus war Mitglied des Vorparlaments und des von diesem gebildeten Siebzehnerausschusses. Vom 18.5. bis zum 31.7.1848 war er Abgeordneter für Wanzleben in der Frankfurter Nationalversammlung. Ab 1847 war er Herausgeber der von Karl Mathy und Friedrich Daniel Bassermann begründeten Deutschen Zeitung, zu dieser Zeit das Blatt der liberalen Intellektuellen.

Erstausgabe vom 1., Juli 1847

1853 wurde er wegen demokratischer Publikationen, u.a. der Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, vom Mannheimer Hofgericht wegen Hochverrats zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt und erneut aus dem Universitätsdienst entlassen. Dieses Urteil wurde jedoch kurz darauf vom Oberhofgericht in Mannheim kassiert, weil die auf Hochverrat lautende Anklage nicht hätte vom Hofgericht angenommen werden dürfen. Die Anklage wurde daraufhin aus nicht genannten Gründen gänzlich zurückgezogen und fallen gelassen. Dennoch lebte er fortan als Privatgelehrter in Opposition auch zu der späteren politischen Entwicklung in Deutschland. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1863 als auswärtiges Mitglied in ihre Reihen auf. In seiner Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen (5 Bde., 1835-42) legte er die Grundlage für die Analyse der geschichtlichen, besonders der politischen Bezüge von Literatur.

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Bilder: Klaus Beneke (10/2009)

Heidelberg, Bergfriedhof

Bild: Claus Harmsen (2009)

Hanns Seidel eigentl. Franz Wendelin Seidel

 

Deutscher Politiker (BVP und CSU); zweites von sechs Kindern eines Kaufmanns; studierte von 1921 bis 1925 Jura, Germanistik und Volkswirtschaftslehre in Jena, Freiburg und Würzburg und arbeitete nach Referendariat und Promotion bis 1940 als Rechtsanwalt in Aschaffenburg. 1932 wurde Hanns Seidel Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP). 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet, emigrierte er für kurze Zeit nach Litauen, konnte dann aber unter Auflagen weiter als Rechtsanwalt arbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er 1945 der CSU bei und war bis 1947 Landrat des Landkreises Aschaffenburg. Ab 1946 war er Mitglied des Bayerischen Landtages, dem er bis 1961 angehören wird, von 1947 bis 1954 Bayerischer Wirtschaftsminister. 1955 wurde er zum Parteivorsitzenden seiner Partei gewählt, ein Amt, das er bis Februar 1961 bekleidete. 1957 löste er den bisherigen bayrischen Ministerpräsident Wilhelm Hoegner (SPD) ab und blieb in dem Amt bis 1960. Nach ihm wurde die der CSU nahestehende Hanns-Seidel-Stiftung benannt.

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München, Westfriedhof

Albert Charles Gobat

Schweizerischer Politiker; Sohn eines protestantischer Pfarrer und Enkel von Samuel Gobat des Bischofs von Jerusalem. Er besuchte die Primarschule in Tramelan, die Herrnhuter Internatsschule Korntal bei Stuttgart und das Progymnasium in La Neuveville; Friedensnobelpreisträger.

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Bild: Klaus Decker (11/2009)

Bern, Bremgartenfriedhof

Heinrich Franz Köhler

 

Deutscher Politiker (Zentrum, CDU); war von 1911 bis 1920 Mitglied der Karlsruher Stadtverordnetenversammlung, von 1913 bis 1927 Vertreter der Zentrumspartei in der Zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung bzw. im badischen Landtag. Er war Finanzminister in Baden von 1920 bis 1927 und in dieser Zeit auch zweimal kurzfristig Staatspräsident und somit Chef der Kabinette Köhler I und Köhler II.. In der Weimarer Republik amtierte er von 1927 bis 1928 im IV. Kabinett von Reichspräsident Wilhelm Marx als Reichsminister der Finanzen, anschließend war er bis 1932 Mitglied des Reichstags. Nach der “Machtübernahme” der Nationalsozialisten wurde er inhaftiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er der CDU bei. Von 1945 bis zu seinem Tode saß er für diese Partei im Landtag von Württemberg-Baden und bekleidete ab 1946 verschiedene Regierungsämter in diesem Bundesland.

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Bilder: Klaus Paap (11/2009)

Karlsruhe, Hauptfriedhof

Ralf Gustaf Baron Dahrendorf of Clare Market in the City of Westminster (seit 1993)

 Bild: Holger Noß (Wikipedia.de, 2003)

Britischer Politiker, Soziologe und Publizist deutscher Herkunft; Sohn des SPD-Reichstagsabgeordneten Gustav Dahrendorf; schon als 14-Jähriger während seiner Zeit auf der Internatsschule in Bukow (Brandenburg) war er Mitverfasser von Flugblättern gegen den Nationalsozialismus. Dahrendorf studierte nach Ende des Zweiten Weltkrieges zunächst Philosophie und Klassische Philologie an der Universität Hamburg, dann von 1952 bis 1954 an der London School of Economics, u.a. bei Karl Popper. Von 1958 bis 1960 war er Professor in Hamburg, von 1960 bis 1966 in Tübingen und von 1966 bis 1988 in Konstanz. Von 1947 bis 1960 war er Mitglied der SPD und von 1967 bis 1988 der FDP, in deren Bundesvorstand er von 1968 bis 1974 war. Von 1982 bis 1987 war er Vorsitzender der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. 1969/70 war Dahrendorf Mitglied des Bundestags und parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt, von 1970 bis 1974 EG-Kommissar, als solcher von 1970 bis 1972 zuständig für die Außenbeziehungen der EG und ab 1972 für Bildungs-, Forschungs- und Wissenschaftsfragen. 1974 übernahm er die Leitung der London School of Economics, die er bis 1984 innehielt. Im Januar 1988 übernahm er das Rektorat des Saint Anthony's College in Oxford und war schließlich von 1991 bis 1997 Leiter des Prorektorats der Oxford University. Dahrendorf war Mitbegründer der Universität Konstanz und Mitglied des britischen House of Lords, des britischen Oberhauses. 1987 hatte er die FDP, verlassen, wobei er wie DER SPIEGEL damals meldete, der Partei "Perspektivlosigkeit" vorwarf. Die Liberalen erschöpften sich in Ämter-Schacher und seien unfähig, die Zukunft zu gestalten. Seine offizielle Begründung allerdings lautete: Nach seiner Übersiedlung nach Großbritannien habe die Mitgliedschaft im FDP-Ortsverein Konstanz keinen Sinn mehr” (Zitat: Spiegel online 18.06.2009).

Werke u.a.: Marx in Perspektive (1953), Homo sociologicus (1958), Gesellschaft und Demokratie in Deutschland (1965), Für eine Erneuerung der Demokratie in der Bundesrepublik (1968), Plädoyer für die Europäische Union (1973); Die neue Freiheit (1975), Der Wiederbeginn der Geschichte (2004).

Biographie: Über Grenzen. Lebenserinnerungen (2002).

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Bild: Peter Schulze (12/2009)

Hamburg, Friedhof Ohlsdorff

Louise Dorothea Sophie Schroeder

1919          

Deutsche Politikerin (SPD); jüngstes von vier Kindern einer Arbeiterfamilie; absolvierte die Mittelschule und anschließend eine kaufmännische Gewerbeschule für Mädchen und arbeitete dann als Sekretärin. 1910 wurde sie Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SPD) und war im Vorstand des SPD-Ortsvereins. Ab 1919 gehörte Schroeder, die maßgeblichen Anteil an der 1919 erfolgten Gründung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hatte, als eines der jüngsten Mitglieder der Verfassungsgebenden Nationalversammlung in Weimar an. Ab 1925 wirkte Louise Schroeder als Dozentin an der Schule der Arbeiterwohlfahrt in Berlin und an der Deutschen Hochschule für Politik, dem heutigen Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin. Bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 war sie Reichstagsabgeordnete; zugleich wurde ihr Berufsverbot durch die Nationalsozialisten erteilt; außerdem wurde sie wiederholt zu Verhören einbestellt. Sie arbeitete dann in einem Bauunternehmen zunächst in Berlin und in dessen Auftrag ab Frühjahr 1944 in Dänemark, wo sie das Kriegsende erlebte. Nachdem der erste gewählte Nachkriegsoberbürgermeister Otto Ostrowski (SPD) zurückgetreten war, übernahm Louise Schroeder am 8.5.1947 die Funktion der amtierenden Oberbürgermeisterin, bis im Juni 1947 Ernst Reuter zum Oberbürgermeister gewählt wurde. 1948 gehörte Schroeder dem Gründungsausschuß der FU Berlin an, wurde 1949 Mitglied des Bundestages und arbeitete als Abgeordnete im Europarat am Wiederaufbau der Demokratie im Nachkriegsdeutschland mit.

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Karl Otto von Raumer

 

 

Preußischer Staatsmann; Sohn des preußischen Generalmajors Karl Heinrich Friedrich von Raumer und dessen Gemahlin Albertine von Tschirschky, Tochter des preußischen Generalmajors Carl Wilhelm von Tschirschky; studierte Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen und der Humboldt-Universität zu Berlin, war danach ab 1831 zunächst als Assessor und ab 1834 als Regierungsrat zunächst in Posen und anschließend ab 1838 in Frankfurt (Oder) übernommen. Nach einer Berufung im Jahr 1840 in das Finanzministerium, die mit einer Beförderung  zum Geheimen Finanzrat einherging, erfolgte im Folgejahr seine Ernennung zum Geheimen Regierungsrat im Innenministerium, 1843 zum Regierungsvizepräsident der Bezirksregierung Königsberg, 1845 als Regierungspräsident der Bezirksregierung Köln und in gleicher Position 1848 der Bezirksregierung Frankfurt (Oder). Am 19.12.1850 berief ihn Otto Theodor von Manteuffel, Präsident des Staatsministeriums, als Kultusminister in das Preußische Ministerium der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, welches er bis zu Manteuffels Entlassung am 5.11.1858 leitete. Zwischenzeitlich gehörte er in den Jahren 1850 bis 1852 noch der Ersten Kammer des preußischen Parlaments sowie anschließend als fraktionsloses Mitglied dem Preußischen Abgeordnetenhaus an. von Raumer, Hauptvertreter der orthodox-absolutistischen Reaktion und mit seiner Politik zum verlängerten Arm der Kamarilla, ein inoffizieller aber einflußreicher Beraterkreis um König Friedrich Wilhelm IV., angehörend, traf verschiedene Maßregeln, die auf heftigen Widerstand stießen, darunter die 1854 sogenannten (Stiehlschen) “Regulative“1. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er Kritik für seine “Raumerschen Erlasse“ geerntet, in denen er, selbst aus einer traditionellen evangelisch geprägten Familie abstammend, die Geistlichkeit, insbesondere die katholische, stärker unter staatlicher Kontrolle bringen wollte. In der Folge kam es dadurch zu einer politischen Beeinflussung der Landtagswahlen 1852 sowie angeregt durch August Reichensperger zur Bildung der katholischen Fraktion im Preußischen Abgeordnetenhaus. Dies führte schließlich zu einer zwar nicht förmlichen, aber in der Sache dienlichen Rücknahme dieser Erlasse. 1851 veranlasste er federführend das Verbot der Fröbel'schen Kindergärten. Dies führte durch die Abwanderung vieler Anhängerinnen und Anhänger Friedrich Fröbels zur Verbreitung dessen Ideen zum Kindergartenwesen in viele Teile der Welt. Nachdem Kronprinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I.., in Stellvertretung seines Vaters ab Ende 1857 einen Wechsel in den Grundsätzen der preußischen Innenpolitik einleitete, zog von Raumer sich am 8.11.1858 von seinen Ämtern zurück.

Verheiratet war Karl Otto von Raumer seit 1841 mit Elise, Tochter des Majors und späteren Generallieutenants von Brauchitsch.

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1  Das christlich-kirchliche Element sollte zum Fundament der Volksschule gemacht werden und den Zöglingen der Seminare selbst die Beschäftigung mit den deutschen Klassikern versagt werden.

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Bilder: Klaus Meinert (03/2016)

Berlin, Alter St.-Matthäus-Kirchhof

Grete Rehor  née Daurer

 

 

Österreichische Politikerin (ÖVP); Tochter eines Beamten, der aus dem Ersten Weltkrieg nicht mehr zurückkehrte, und einer Krankenschwester; besuchte nach der Volksschule die Bürgerschule und dann ein Lehrerseminar, das sie jedoch wegen ihrer schwierigen finanziellen Situation abbrechen mußte. Da damit ihr Ziel, Lehrerin zu werden, nicht erreichbar war, arbeitete sie in einer Textilfabrik, um sich den Besuch einer Handelsschule zu ermöglichen. Ihre gewerkschaftliche Aktivität begann 1927 als hauptamtliche Sekretärin im Zentralverband der christlichen Textilarbeiter Österreichs. Im Folgejahr wurde sie Mitglied im Jugendbeirat der Arbeiterkammer Wien, ein Amt, das sie bis 1938 bekleidete. Bereits 1935 hatte sie den christlichen Gewerkschafter und späteren Stadtrat Karl Rehor geheiratet, der 1938 nach dem “Anschluß” Österreich an das Deutsche Reich inhaftiert und bei Beginn des Zweiten Weltkrieges eingezogen wurde; Rehor fiel 1943 in der Schlacht um Stalingrad. Bereits kurz nach dem Ende des Krieges wurde die alleinerziehende Kriegerwitwe Mitglied des neugegründeten Österreichischen Gewerkschaftsbund. als Fachgruppensekretär in der Weber in der Gewerkschaft der Textil-, Bekleidungs-, und Lederarbeiter tätig und am 16.4.1948 zur Vorsitzenden-Stellvertreterin und als Bundesvorsitzende der FCG in diese Fachgewerkschaft gewählt, Von 1949 bis 1970 war sie Abgeordnete im Nationalrat und setzte sich als solche für berufstätige Frauen und Mütter ein, und so gründete sie 1957 das Frauenreferat des Österreichischer Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbund (ÖAAB), das sie bis 1975 leitete. Nachdem die ÖVP in den Nationalratswahlen am 6.3.1966 unter Josef Klaus die absolute Mehrheit errungen hatte, übernahm Grete Rehor das Sozialministerum. Sie setzte sich in ihrer Amtszeit für die Arbeitnehmer ein: für ein Arbeitsmarktförderungsgesetz, ein Hausbesorgergesetz, die Weiterführung der Kodifikation des Arbeitsrechts und die Einführung eines neuen Feiertages, des 8. Dezembers. Als die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) bei den Wahlen am 1.3.1970 unter Bruno Kreisky stärkste Partei wurde, mußte sie das Amt abgeben, blieb aber weiterhin für soziale Belange ein, war Vizepräsidentin der ARGE – Dachorganisation für 61 Behindertenverbände und Obfrau der Jugendfreunde sowie in der Liga für Menschenrechte.

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Bilder: Heinz Knisch (11/2006)

Wien, Friedhof Ottakring

Wilhelm Hasenclever

 

Deutscher Schriftsteller, Journalist und Politiker (SPD); Sohn eines Hammerschmieds und späteren Betreibers einer Lohngerberei sowie einer Bäuerin; besuchte ein Gymnasium bis zur Erreichung der Mittleren Reife und war anschließend im väterlichen Betrieb bis zu einer Ausbildung zum Lohngerber tätig. 1857/58 wurde er zu einer einjährigen Dienstzeit im preußischen Militär herangezogen. Danach ging er - wie es damals unter Handwerksburschen üblich war - “auf die Walz”, die ihn die Schweiz, nach Oberitalien und Südfrankreich. führte (die auf diesen Reisen gesammelten Erfahrungen, insbesondere die überall beobachtete Not der Arbeiter, hatten einen prägenden Einfluß auf seinen künftigen Lebensweg). 1859 wurde er erneut zum Militärdienst bei der preußischen Armee herangezogen, den er in Köln und Düsseldorf ableistete. Im Herbst 1859 setzte er dann seine Wanderschaft wieder fort. 1862/63 war er kurzeitig Redakteur bei der der demokratisch orientierten en Westfälischen Volkszeitung in Hagen. Aufgrund des Deutsch-Dänischen Krieges wurde er im Sommer 1864 erneut zum Militär einberufen. Nach seiner Entlassung ins Privatleben veröffentlicht er in der Rheinischen Zeitung einen Artikel und wurde wegen dessen Inhalts - ”Ehrfurchtsverletzung gegenüber Sr. Majestät“ (Preußens König Wilhelm I.) - zu sechs Wochen Haft verurteil; das Urteil wurde jedoch in zweiter Instanz aufgehoben. Im selben Jahr trat er dem Allgemeinem deutschen Arbeiterverein (ADAV) bei. wurde Mitglied des Parteivorstandes, und als auf Druck von Sophie Gräfin Hatzfeld die Ämter des Präsidenten und die des Verbandssekretärs 1866 getrenn wurden, wurde Hasenclever Sekretär des ADAV und .nschließend bis 1870 dessen Kassierer.

Gemeinsam mit Wilhelm Liebknecht übernahm er 1876 dieCover Erstausgabe Redaktion des Vorwärts. Von 1874 bis 1888 war er Mitglied des Deutschen Reichstages in Berlin, was aber nicht verhinderte, daß man ihn 1884 aus der Reichshauptstadt auswies. Hasenclever betrieb anschließend gemeinsam mit seiner Frau Clara in Berlin Zigarrengeschäfte, um damit seinen Lebenunterhalt zu bestreiten.

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Bilder: Hajo Rackel (05/2016)

Berlin-Pankow OT Prenzlauer Berg, Friedhofspark Pappelallee

Politiker LXI

Omnibus salutem!