Wera Nikolajewna Figner [russ. Вера Николаевна Фигнер]

1870er Jahre  1880  1906  d

Russische Revolutionärin; Tochter eines russischen Adligen, wohlhabenden Waldbesitzers und Friedensrichters; sie wuchs mit ihren sechs Geschwistern ohne Kontakt zu anderen Menschen in dem abseits gelegenen Elternhaus auf. ”Ich kann nicht sagen, daß ich eine lichte Kindheit gehabt hätte... Liebe fanden wir Kinder nur bei unserer alten Kinderfrau, die bereits von meinem Großvater aus der Leibeigenschaft entlassen worden war1. Sie wurde zunächst von Hauslehrern unterrichtet, kam aber mit 11 Jahren in das staatliche Mädchenpensionat “Institut” in Kasan, von dem sie erst - abgesehen von vier Heimfahrten während der Sommerferien - 1869 wieder auf das Gut der Familie zurückkehrte. Sie war fast immer die jahrgangsbeste Schülerin des Instituts gewesen, aber in keiner Weise in Kontakt mit dem Alltag in Rußland in Berührung gekommen. Sie überlegte nun, ob sie Volksschullehrerin oder Schauspielerin werden sollte, bevor sie in der literarisch-politischen Monatszeitschrift Дело (Djelo) eine Notiz von der Promotion in Medizin von Nadeschda Suslowa an der Universität in Zürich las (Frauen war in Rußland zum Studium nicht zugelassen), wollte sie Ärztin werden. “In mir entstand der Wunsch, etwas Gutes zu leisten...etwas so Gutes, daß mir selbst und anderen davon wohl werde”. Der Vater war dagegen, versuchte sie durch eine Heirat von ihrem Plan abzulenken. Tatsächlich - sie war zu der Überzeugung gekommen, “Große Entschlüsse muß jeder Mensch für sich selbst fassen” - heiratete sie am 16.10.1870 Alexej Viktorowitsch Filipow, den sie jedoch schließlich überreden konnte mit ihr und ihrer Schwester Lydia gemeinsam nach Zürich zu gehen, wo sie im Frühjahr 1872 ein Studium der Medizin aufnahm (Deutsch hatte sie schon im Pensionat gelernt, und ihre Mutter hatte ihr Ausgaben von Goethe und Schiller in der Originalsprache geschenkt). Dort schloß sie sich 1873 einer Vereinigung von 13 auch aus Rußland stammenden radikalen Studentinnen, dem sog. Fritsche-Zirkel an, der sich regelmäßig in der Pension eines Fräulein Fritsche stattfand, in der die meisten Mitglieder, die später allesamt wichtige Positionen in der All-Russischen sozialrevolutionären Organisation einnahmen, wohnten. Zunächst war sie dort zunächst nicht gern gesehen: “Sie luden mich nicht ein, weil sie meinen Mann nicht mochten”. Tatsächlich zerbrach die Ehe; Filipow verließ Zürich. Franziska Tiburtius, die dort auch studierte, erinnerte sich später an Wera Figner als an ein “rätselhaftes Wesen”, wie die russischen Studentinnen allesamt wegen ihres exotischen Aussehens und Benehmens den Zürichern unheimlich waren. Im Sommer 1872 kamen Bakunin und Pjotr Lawrow (*1823, †1900) nach Zürich, warben für ihre Ziele und beeindruckten die “Kosakenpferdchen”. Damals schon galt Wera Figner als radikale Feministin. Während die meisten dieser Studentinnen wegen politischer Aktivitäten relegiert wurden und nach Rußland zurückkehrten, blieb sie weiterhin in Zürich und begann im Herbst 1873 mit ihrer Dissertation. Erst als sie 1875 erfuhr, daß ihre ehemaligen Kommilitoninnen ihre Hilfe benötigten, kehrte sie (ohne die Dissertation beendet zu haben in ihre Heimat zurück - ohne den Hilferufenden helfen zu können. Sie erwarb eine Lizenz als Sanitäterin und ließ sich von ihrem Mann Alexej Filippow scheiden. Im Folgejahr wurde sie Mitglied der illegalen Vereinigung Земля и воля (Semlja i wolja, Land und Freiheit). Sie nahm an verschiedenen Demonstrationen teil, u.a. in Samara und Saratow. Nach der Spaltung von Земля и воля wurde sie Mitglied des Exekutivkomitees der daraus hervorgegangenen Organisation Народная воля (Narodnaja Wolja, Volkswille), deren Ziel die Abschaffung der Alleinherrschaft des Zaren war, sowie die Institution einer Verfassung, freier und allgemeine Wahlen und allgemeine Pressefreiheit. 1880 war sie an der Planung des mißlungenen Attentats auf Alexander II. in Odessa und dem erfolgreichen Anschlag auf ihn am 1./13.3.1881 in Sankt Petersburg am Gribojedow-Kanal, dem Ort, an der heute die Auferstehungskirche (“Blutkirche”) steht, beteiligt. Am 10./22.2.1883 wurde Figner, die im Jahr zuvor noch versucht hatte, die zerschlagenen Organisation neu zu beleben, als letztes Mitglied des Exekutivkomitees der Narodnaja Wolja in Charkow verhaftet und verbrachte zunächst zwanzig Monate in Untersuchungshaft in der Peter-und-Paul-Festung in Sankt Petersburg. Nachdem sie 1884 zum Tode verurteilt worden war, die aber in lebenslänglich umgewandelt wurde, saß sie zwanzig Jahre in Schlüsselburg, auf der Insel der Toten, ein; einer der prominentesten Gefangenen war einst Iwan IV., der hier von 1756 bis zu seiner Ermordung 1764 gefangengehalten wurde.

     

Feste Oreschek

Nach ihrer Entlassung im Jahr 1904 wurde sie nach  Archangelsk verbannt, bevor sie 1905 zu ihrer Schwester nach Nischni Nowgorod ging. 1906 reiste sie nach Finnland, damals ein autonomer Teil des russischen Reiches. 1901 gründete sie in Paris ein Komitee zur Unterstützung politischer Gefangener in ihrer Heimat, zog sich dann aber aus der Arbeit zurück und lebte bis 1915 in Clarens am Genfer See, bevor sie nach Nischni Nowgorod zurückkehrte, wo sie zunächst wiederum unter Polizeiaufsicht stand, bis sie 1916 endlich nach Sankt Petersburg zurückkehren durfte. Nach der Februarrevolution 1917 amnestiert, leitete sie das Komitee zur Hilfeleistung für befreite Sträflinge und Verbannte und war Mitglied der Konstituante, des Vorparlaments, das für Rußland eine Verfassung ausarbeiten sollte, aber am 5.1.1918 von Lenin aufgelöst wurde. Die Zeit während des Russischen Bürgerkrieges verbrachte sie bei Verwandten im Oblast Orjol. 1921 wurde sie in Moskau Vorsitzende des Komitees zur Ehrung des Revolutionärs Kropotkins, das in Kropotkins Geburtshaus in der Kropotkingasse No 26 ein Museum einrichtete. Bis zu ihrem Tod 1942 reiste sie mehrmals nach Kasan, um dort soziale und kulturelle Einrichtungen zu unterstützen. Wera Figner wurde fast neunzig Jahre alt. Wieland Herzefelde, der ihre Memoiren in seinem Malik-Verlag 1926 in deutscher Übersetzung herausbrachte und sie in Moskau besucht hatte, schrieb über sie als “die schönste alte Dame, die ich jemals erlebt habe”. Sie sei wie “eine aristokratische Äbtissin” mit einem Gesicht ”von Güte und Milde geprägt”.

 

Werke u.a.: Die Gefangenen von Schlüsselburg (1920), Alexander Michailow (mit Anna Korba, 1925).

Memoiren: Ночь над Россией (dt. Nacht über Rußland).

Vorsatzseite der Erstausgabe von 1926

 

 

 

 

   

Nach ihrer Entlassung aus 20jähriger Haft im Jahre 1905

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1 Alle Zitate aus: Nacht über Rußland.

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Stanisław Kostka Potocki

1747 pinxit Anton Graff

Polnischer Politiker und General; Sohn eines Generals und Starost von Lwiw (Lemberg); war Absolvent des Collegium Nobilium in Warschau und studierte später Polonistik (Wissenschaft von der polnischen Sprache) und Kunst. 1792 wurde er zum General der Artillerie ernannt, nahm am Russisch-Polnischen Krieg teil und war einer der Führer der Patriotischen Partei im Sejm, dem polinischen Reichstag. Danach lebte er bis 1797 im Ausland. Potocki war Mitbegründer der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften und der Universität Warschau. Von Ende der 1870er bis Mitte der 1880er Jahre organisierte er archäologische Ausgrabungen in Italien, u.a. in Laurentum (1779) und Nola (1785–86). Anläßlich eines von ihm am 7.1.1807 ausgerichteten Balls lernte Napoléon die Gräfin Maria Walewska kennen.

Potocki war ein begeisterte Kunstsammler, hauptsächlich von Gemälden und Grafiken, aber auch antiker Keramiken. Die Ausstellung seiner gesammelten Objekte im Jahre 1805 in Wilanów war der Ausgangspunkt eines der ersten polnischen Museen. 

Potocki war seit 2.6.1776 mit Prinzessin Aleksandra Lubomirska, Tochter Kronmarschalls Prinz Stanisław Lubomisrki, verheiratet.

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Warschau, Wilanów-Park, Mausoleum

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Marta Schanzenbach

Deutsche Politikerin (SPD); war zunächst Verkäuferin in einer Filiale der Konsumgenossenschaft, die 1844 gegründet worden war. Dann ließ sie sich zur Kinderpflegerin ausbilden und anschließend zur Fürsorgerin an der Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Berlin (insgesamt war sie über 30 Jahre Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Südbaden und außerdem 20 Jahre lang stellvertretende AWO-Bundesvorsitzende). In diesem Beruf war Schanzenbach, die seit 1925 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei war, bis zur Entlassung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1936 Prenzlauer Berg tätig. Dennoch arbeitete sie zunächst weiterhin in Berlin, kehrte dann aber ihren Geburtsort zurück, wo sie ebenfalls bis 1949 in ihrem Beruf tätig war. Bereits 1947 war sie die Mitbegründerin und dann von 1958 bis 1966 Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses der SPD. Von 1949 bis 1972 gehörte sie dem Deutschen Bundestag an, war von 1949 bis 1969 stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familien- und Jugendfragen und als erste Frau Mitglied im Bundesvorstand und Präsidium der SPD.

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Gengenbach, Friedhof

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Tbilisi-Tiflis (Georgien), St. Georg Kirche

Graf Michael Tarielowitsch Loris-Melikow [russ. Михаил Тариелович Лорис-Меликов]

General und Innenminster in russischen Diensten; Sohn eines armenischen Kaufmanns adliger Abstammung, wurde in der Gardejunkerschule in Sankt Petersburg erzogen; trat 1843 als Kornett in das Gardehusarenregiment von Grodno, wurde 1847 Adjutant des Generals Woronzow im Kaukasus und beteiligte sich an den dortigen Kämpfen und nahm am Russisch-Türkischen Krieg (1877–78) teil. Am 29.4.1878 wurde er in den Grafenstand erhoben und Anfang 1879 zum Generalgouverneur der Gouvernements Astrachan, Samara und Saratow ernannt. Aufgrund der Attentate der Nihilisten und die von ihnen ausgehende zunehmende Gefahr wurde er im Februar 1880 zum Chef einer obersten Exekutivkommission ernannt. Nach dem Bombenattentat auf den Winterpalast in Sankt Petersburg am 5. Februar 1880 wurde Loris-Melikow an die Spitze der Höchsten Exekutivkommission gestellt. Ein gegen Loris-Melikow am 3.3. gerichtetes Attentat eines Nihilisten, bei dem er unverletzt blieb (3. März), steigerte seine Popularität auch bei den Studenten. Im August 1880 wurde er zum Minister des Innern ernannt und war - mit weitreichenden vollmachten seitens Alexanders II. ausgestattet - bestrebt, die nihilistischen Tendenzen nicht nur mit Gewalt, sondern auch durch Reformen zu bekämpfen; zu diesem Zwecke hatte er einen Entwurf zu einer Konstitution erstellen lassen (der Entwurf wurde zurückgehalten, er 1904 veröffentlicht). Dieses Bestreben wurde jedoch durch das Attentat auf den Zaren am 1.3.1881 beendet. Alexander III., der senem Vater Alexander II. auf den Thron folgte, entließ Loris-Melikow am 16.5.1881 und besetzte den Posten durch den Grafen Ignatjew.

 

 

 

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Willi Brundert

1949 Bild: Bundesarchiv

Deutscher Jurist, Politiker (SPD) und NS-Widerstandskämpfer; Sohn eines Buchhalters;  Brundert, der 1930 in die SPD eintrat, studierte in Halle, wo er bis 1933 Vorsitzender der Sozialistischen Studentenschaft war, und in Frankfurt am Main Rechtswissenschaften. Als Angehöriger einer sozialdemokratischen Widerstandsgruppe arbeitete er im Kreisauer Kreis u.a. mit Adolf Reichwein und Carlo Mierendorff zusammen. Bis zu seiner Einberufung zur Kriegsmarine im September 1941 arbeitete er als Steuersachbearbeiter. Nach der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft kehrte er nach Ostdeutschland zurück, wurde 1948 Professor an der Universität Halle und arbeitete als Ministerialdirektor im Wirtschaftsministerium des Landes Sachsen-Anhalt. Aufgrund seiner politischen Überzeugungen wurde er 1949 verhaftet und 1950 zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und inhaftiert, darunter mehrere Jahre in Einzelhaft. Nach seiner vorzeitigen Entlassung im Jahre 1957 flüchtete er nach Hessen, wo er von 1958 bis 1963 die hessische Landesfinanzschule leitete und von 1963 bis 1964 Chef der hessischen Staatskanzlei war. Am 2.7.1964 wurde Brundert auf Vorschlag der Landesregierung als Nachfolger Werner Bockelmanns zum Oberbürgermeister von Frankfurt am Main gewählt und in der Kommunalwahl am 25. Oktober gleichen Jahres mit absoluter Mehrheit bestätigt. Unter ihm wurde in den 1960er Jahren in der Mainmetropole der U-Bahn begonnen. Brundert starb an den Spätfolgen von Mißhandlungen in Gefangenschaft.

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Anatolij Alexandrowitsch Sobtschak [russ. Анатолий Александрович Собчак]

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Russischer Politiker; Sohn eines Eisenbahningenieurs; studierte an der Staatsuniversität in Leningrad, arbeitete anschließend drei Jahre als Anwalt in der Anwaltskammer in Stawropol, bevor er 1962 zu weiteren Studien an die Universität in Leningrad (heute Sankt Petersburg) zurückkehrte. Von 1965 bis 1968 lehrte er an der Leningrader Polizeischule des Ministerium für Innere Angelegenheiten der UdSSR, anschließend bis . 1973 war er Dozent am Leningrader Technologischen Institut der Zellstoff- und Papierindustrie und von 1973 bis bis 1981 Außerordentlicher Professor der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Leningrader Staatlichen Universität. 1985 wurde er dann Leiter der Fakultät für Wirtschaftsrecht. In dieser Zeit war er der Doktorvater Dmitri Medwedjews (*1965), des nachmaligen Ministerpräsidenten. Im Juni 1988 trat er der Kommunistischen Partei der Sowjetunion bei. Im April 1990 wurde Sobtschak in den Leningrader Stadtrat gewählt und am 23.5.1990 zum Vorsitzenden des Leningrader Stadtrates. 1991 wurde der überzeugte Reformpolitiker Bürgermeister der Stadt Sankt Petersburgs; er galt als politischer Ziehvater des heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putins (*1952). Als 1991 in Moskau gegen Michail Gorbatschow (*1931) geputscht wurde, organisierte Sobtschak in Sankt Petersburg Demonstrationen und Kundgebungen gegen die Putschisten. 1991 unterstützte er eine Volksabstimmung, in der sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Stadt für die Rückbenennung Leningrads in den historischen Stadtnamen. Außerdem setzte er sich für die Gewinnung westlicher Investionen in Sankt Petersburg ein.

Sobtschaks Tochter Kcenija Anatoljewna (*1981) ist eine Fernsehmodratorin.

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Sankt Petersburg, Nikolski-Friedhof am Aleksander Newskij Kloster

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Dietrich Stobbe

 

Deutscher Politiker (SPD), Politikwissenschaftler; studierte Politikwissenschaft an der Deutschen Hochschule für Politik und an der Freien Universität Berlin, mit Abschluß 1962 als Diplom-Politologe. Bereits während des Studiums wurde er 1960 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD); sieben Jahre später wurde er in das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt, wurde Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion und ab 1970 deren stellvertretender Vorsitzender. 1977 wurde er zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. In der Folge der sog. Garski-Affäre trat Stobbe 1981 zurück. Er hatte noch wenige Monate nach der Insolvenz des Bauunternehmers Garski, der bereits eine Bürgschaft von 112 Millionen DM für ein Bauvorhaben in Saudi-Arabien erhalten hatte, für weitere 25,8 Millionen DM gebürgt. Nachdem zwei zuständige Senatoren zuvor zurückgetreten waren, hatte der Senat seine Vorschläge hinsichtlich einer Nachbesetzung abgelehnt. Die folgenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Mai 1981 gewann die CDU; Richard von Weizsäcker (*1920) wurde Regierender Bürgermeister.

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Bilder: Hans-Christian Seidel (02/2012)

Nicolas Fouquet Vicomte de Vaux, Marquis de Belle-Isle

                                

Französischer Staatsmann; entstammte einer einflußreichen Familie des Amtsadels (noblesse de robe); zweiter Sohn von François IV Fouquet, conseiller au parlement de Paris, maître des requêtes de l'hôtel du roi puis und. conseiller d'État; begann seine Karriere nach dem Besuch einer Jesuitenschule im Alter von nur dreizehn Jahren als Anwalt am Obersten Pariser Gericht, dem Parlement und 1636 kaufte er sich - seiner Zeit eine übliche Praxis - den Posten eines maître des requêtes, eine Vortragenden Rates. 1650 erkaufte sich das Amt des procureur géneral (i.e.Hauptankläger), hielt Kardinal Mazarin, dessen Anhänger er war, auch während dessen Verbannung die Treue, und wurde 1653 als Dank für seine Treue von jenem unter dem jungen, noch unmündigen Ludwig XIV.. zum Finanzminister ernannt. Nach Mazarins Tod am 9.3.1661 zunächst von König Ludwig XIV. noch in den engeren Staatsrat berufen, wurde Fouquet im September 1661 von Jean-Baptiste Colbert, Mazarins Bevollmächtigtem und Nachfolger, der Veruntreuung öffentlicher Gelder beschuldigt. Fouquet, ausgestattet mit einem Vermögen, das er durch seine Heirat mit Marie de Castille im Jahre 1651 noch bedeutend vergrößert hatte, besaß eine Flotte, die größer als die des französischen Staates war, förderte die Künste und ließ das Schloß Vaux-le-Vicomte erbauen, dessen Pracht den Ludwig kränkte (Versailles war noch nicht erbaut). Am 17 August 1661 fand zu Ehren des damals 23-jährigen Ludwigs und seiner Mutter, Anna von Österreich, und dem gesamten Hof auf dem Schloß in Vaux-le-Vicomte ein Fest- und Abendessen statt. Einer der Programmpunkte der glanzvollen Feier war die Uraufführung von Molières Stück Les Fâcheux (dt. Die Lästigen). Ludwig, selbst unter einem Zwang zur Sparsamkeit leidend, war vom dem Glanz und Pomp, der ihm von seinem Minister vorgeführt wurde, so verärgert, daß er dieses Ereignis zum Anlaß nahm, Fouquet drei Wochen nach diesem Besuch von Charles d’Artagnan zu verhaften. Der in Nantes geführte Prozeß gegen Fouquet zog sich über drei Jahre hin; 1664 schließlich wurde er mit der Verbannung belegt, die Ludwig allerdings - trotz zahlreicher Petitionen - in lebenslange Haft änderte; Anfang 1665 verbrachte man Fouquet in die Festung Pinerolo, wo er 15  Jahre später starb. Neben politischen Zielen war sicherlich einer der Gründe für das unnachgiebige Vorgehen (Ludwig wollte Fouquet gar enthaupten lassen) verletzte Eitelkeit. Sein Haushalt wurde aufgelöst und seine Güter vom Staat beschlagnahmt. Ludwig XIV. ließ Teile des Mobiliars und weitere wertvolle Ausstattungsgegenstände in seine Schlösser bringen.

Zeitgenössischer Stich (Ansicht von Süden)

Südfassade des Schlosses in Vaux-le-Vicomte (Bild: Jean-Pol Grandmont, 07/2013, Wikipedia.org) cc_somerightsreserved

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Paris, Temple du Marais (Église réformée du Marais)

Bild: Greg Dunlap (11/2011), Wikipedia.org
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Hinweis: Das Grab, das sich in der Nähe des Chors der Kirche befand, ist nicht mehr sichtbar. Die Kirche, urspr. unter dem Namen Église du couvent de la Visitation Sainte-Marie zwischen 1632 und 1634 erbaut von dem Architekten François Mansart (*1598, †1666) , wurde unter Napoléon I. umbenannt.

Bild: Hajo Rackel (07/2016)
Politiker LXVII

Omnibus salutem!