Lasar Moisejewitsch Kaganowitsch [russ. Лазарь Моисеевич Каганович]

1934                  

Sowjetischer Politiker; war in der Revolutions- und Bürgerkriegszeit politischer Kommissar in Südrußland und Turkestan, wurde engster Mitarbeiter Stalins und war als Fachminister maßgebend am Aufbau der Schwerindustrie und des Verkehrswesens beteiligt, Als Verkehrsminister der UdSSR und als politischer Chef von Moskau war er ab 1931 für die Moskauer Metro als der ”Baustelle Nr. 1“ im Stil des sozialistischen Klassizismus zuständig, dessen Ziel es war, die überfüllten Moskauer Straßen zu entlasten. Unter erheblichen Druck konnte die erste U-Bahnlinie mit 11 km Länge 1935 eingeweiht werden. Die Moskauer Metro trug von 1935 bis 1955 seinen Namen. Er war einer der Hauptverantwortlichen für die Zerstörung vieler alter Stadtbereiche, Kirchen und Gebäude Moskaus und so u.a. auch für die Sprengung der Christ-Erlöser-Kathedrale von 1931 verantwortlich. (1992 wurde sie wiedererrichtet). Als Organisationsleiter war Kaganowitsch an der Zwangskollektivierung und den großen Säuberungen der Partei und des Staates in den Jahren von 1935 bis 1938 beteiligt, während des Zweiten Weltkriegs Mitglied des Staatskomitees für Verteidigung, wurde nach dem Tod Stalins und Rückkehr zum Prinzip der kollektiven Staats- und Parteiführung unter Georgij M. Malenkow als Generalsekretär der Partei und Ministerpräsident Molotow als Außenminister sowie Lawrentij P. Berija, 1. stellvertretender Ministerpräsident der UdSSR und Vollmitglied des Parteipräsidiums, unterlag jedoch mit anderen Altstalinisten gegen Chruschtschow und wurde aller Staatsämter enthoben und als Direktor eines Werke in Kasachstan abgeschoben, 1961 wurde er schließlich auch aus der Partei ausgeschlossen. Kaganowitsch wohnte als Rentner bis zu seinem Lebensende in Moskau.

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Pjotr Aleksejewitsch Fürst Kropotkin [russ. Пётр Алексеевич Кропоткин]

        

Russischer Revolutionär; Sohn von Fürst Alexei Petrowitsch Kropotkin, der umfangreiche Ländereien besaß; einer der führenden Theoretiker des kommunistischen Anarchismus, wuchs in Sankt Petersburg auf. Im Alter von 15 Jahren trat er in das St. Petersburger Pagenkorps ein, in dem auf Karrieren in Militär und Verwaltung vorbereitet wurde. In dieser Zeit beschäftigte er sich u.a. mit den französischen Enzyklopädisten und der französischen Geschichte, insbesondere mit der Französischen Revolution. 1862 trat er in die zaristische Armee ein, wurde dort Offizier und diente u.a. in einem sibirischen Kosakenregiment in der gerade eroberten Amur-Region. Nach seiner Rückkehr nach Sankt Petersburg im Jahre 1867 studierte er an der dortigen Universität Mathematik, wurde aber auch gleichzeitig Sekretär der Sektion für physische Geographie in der Russischen Geographischen Gesellschaft, in deren Auftrag er zwischen 1871 und 1873 verschiedene Forschungsreisen, u.a. nach Westeuropa, unternahm. Auf diesen Reisen kam er mit sozialistischem und sozialrevolutionärem Gedankengut in Berührung und wandelte sich zum Anarchisten. Nach seiner Rückkehr wurde er 1874 in Sankt Petersburg wegen seiner Opposition zum Zarismus und anarchistischer Agitation verhaftet, konnte jedoch 1876 aus der Peter und Paul Festung in die Schweiz fliehen, wo er 1881 ausgewiesen wurde und nach Frankreich ging. Hier wurde er 1882 erneut verhaftet und zu vier Jahren Haft verurteilt. Nachdem Kropotkin 1886 entlassen wurde, lebte er vorwiegend in Großbritannien, bis er 1917 nach Rußland zurückkehrte. Da er die Machtübernahme der Bolschewiki ablehnte, nahm er nicht aktiv am politischen Leben in Rußland teil, zumal Kropotkin jeglichen Zwang seitens des Staates ablehnte.

Chleb i Wolja (Brot und Freiheit, 1919)

 

 

 

Werke u.a.: Mutual Aid: A Factor of Evolution (1902, dt. Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt).

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Wjatscheslaw Michajlowitsch Molotow eigentl. W.M.Skrjabin [russ. Вячеслав Михайлович Молотов]

1934                  

Sowjetischer Politiker, Außenminister der Sowjetunion (1939-49 und 1953-56); Sohn eines ehemaligen Leibeigenen, der sich zum Verwalter hochgearbeitet hatte; seine Mutter entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie; Molotow, der “Hammer”, wie er sich seit der zaristischen Zeit nannte, schloß sich 1906 den Bolschewiki an, wurde 1912 in die Redaktion des Parteiorgans Prawda aufgenommen und 1916 in das russische Büro des Zentralkomitees der Bolschewiki. Von 1908 bis 1911 und von 1914 bis 1916 wurde er nach Sibirien verbannt. Nach der Oktoberrevolution von 1917 hatte er verschiedene Parteiämter in der Provinz inne und wurde 1921 auf Betreiben Lenins Sekretär des Zentralkomitees der Partei. Seit 1912 war er einer der engsten Mitarbeiter Stalins, dessen Aufstieg zur Macht in Partei und Staat er förderte, wobei er selbst in die oberste Führungsspitze der KPdSU aufrückte; obwohl Jagoda, Jeschow und Berija die Ausführenden der von Stalin veranlaßten Großen Säuberungen in den 1930er Jahren waren, war Molotow darin involviert. Exekutionslisten tragen u.a. seine Unterschrift. Und er war einer der Unterzeichner der Resolution, die dei Ermordung polnischer Offiziere in Katyn ermöglichte. Von 1926 bis 1952 war Molotow Vollmitglied des Politbüros, von 1931 bis 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare und von 1939 bis 1949 Volkskommissar des Äußeren. In dieser Position war er 1939 an der Ausarbeitung des Hitler-Stalin-Paktes beteiligt.

Molotows Treffen mit Hitler am 18.11.1940 in Berlin (Bild; Prawda).

Während des Zweiten Weltkrieges gehörte Molotow von 1941 bis 1945 dem Verteidigungskomitee an und leitete die sowjetische Delegation bei Konferenzen der Anti-Hitler-Koalition. Anfang 1949 fiel er bei Stalin in Ungnade und wurde am 5.3.1949 als Volkskommissar des Äußeren entlassen, blieb aber weiterhin Mitglied des Politbüros sowie einer der Stellvertretenden Vorsitzenden des Rates der Molotow und Gromyko auf dem Weg zur Berliner Vierer Konferenz, Januar 1954Volkskommissare, dann aber ab August 1952 nicht mehr zu den Sitzungen des Politbüros eingeladen. Nach dem Tod Stalins wurde Molotow 1953 wiederum Außenminister, mußte jedoch bereits 1956 wegen seiner Kritik an der Politik Chruschtschows zurücktreten. 1956/57 war er kurzzeitig Minister für Staatskontrolle. 1957 mußte er alle Partei- und Staatsämter niederlegen und wurde als Botschafter in die Mongolei abgeschoben - westliche Länder wollte ihn als Botschafter nicht akzeptieren. 1960/61 vertrat er die Sowjetunion bei der Internationalen Atomenergiekomission. 1962 wurde er aus der KPdSU ausgeschlossen, 1984 jedoch wieder in die Partei aufgenommen.

Molotows Name hat in Verbindung mit dem Begriff Molotowcocktail eine zweifelhafte Berühmtheit erlangt: Als die Sowjets im von November 1939 bis März 1940 zwischen der Sowjetunion und Finnland geführten sog. Winterkrieg im Radio behaupteten, es würden keine Bomben, sondern Lebensmittel für die hungernde Bevölkerung von den Flugzeugen abgeworfen, nannten die Finnen diese Projektile spöttisch “Molotows Brotkörbe” und erfanden dazu ein “Getränk adäquat zum Essen“, den Molotowcocktail., eine mit Benzin gefüllte, und mit zwei Zündhölzern versehene Flasche, die als Handgranate verwendet wird.

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Wladimir Aleksandrowitsch Jerschow

 

Sowjetischer Politiker; Deputierter des Sowjets.

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

11.09.2001

Edward Gierek

       mit W. Brandt, H. Schmidt

Polnischer Politiker; Parteichef; studierte Bergwerksbau, trat 1931 der Kommunistischen Partei Frankreichs bei, schloß sich im Zweiten Weltkrieg der belgischen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung an, leitete nach dem Krieg den Nationalrat der Polen in Belgien. 1948 kehrte er nach Polen zurück und stieg in der Hierarchie der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR) bis zum Parteibezirkssekretär von Kattowitz auf, dem wichtigsten Industriegebiet Polens (1957-1970). Nachfolger Wladislaw Gomulkas; in den 1970er Jahren war er der mächtigste Mann in Polen. Seine Ära begann mit Hoffnungen auf eine Reformierbarkeit des kommunistischen Systems - er versprach “einen Kommunismus mit menschlichem Anlitz” - endete allerdings mit der Gründung der ersten unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc, die sich im Zuge der Verschlechterung der Wirtschaftslage und Preiserhöhungen nach einer großen Streikbewegung entwickelte. Gierek wurde zum Rücktritt gezwungen, aus dem Politbüro und dem Zentralkomitee, 1981 auch aus der Partei, ausgeschlossen und für ein Jahr inhaftiert.

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Gerhard Stoltenberg

Porträt aus Copyrightgründen leider nicht verfügbar

 

 

 

Deutscher Politiker (CDU); Bundesminister für wissenschaftliche Forschung (1965-69) unter den Bundeskanzlern Ludwig Erhard und Kurt Georg Kiesinger, der Finanzen (1982-89) und unter Bundeskanzler Helmut Kohl der Verteidigung (1989-92); studierte nach Kriegsdienst in Kiel Geschichte, Sozialwissenschaften und Philosophie, arbeitete nach seiner Promotion 1954 als Assistent im Seminar für Wissenschaft und Geschichte der Politik, war nach seiner Habilitation als Dozent für Geschichte tätig, wurde 1965 und 1969/70 Direktor der Krupp GmbH. Seit 1947 Mitglied der CDU, ab 1954 Mitglied des Kieler Landtags (MdL), von 1955 bis 1957 Vorstand der Jungen Union, seit 1957 MdB. Nach 4-jähriger Amtszeit als Bundesforschungsminister und 2-jähriger Tätigkeit als CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender kehrte er 1971 als Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender nach Schleswig-Holstein zurück und wurde 1987 durch seinen Zögling und Nachfolger als Ministerpräsident Uwe Barschel in der gleichnamigen Affäre “moralisch belastet”.

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Kiel, Parkfriedhof Eichhof

Warschau, Cmentarz Powazkowski

Bilder: Matthias Bauer (08/2006)

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Anastas Iwanowitsch Mikojan [russ. Анаста́с Иванович Микоя́н]

1925    1934      

Sowjetischer Politiker, Staatsoberhaupt der Sowjetunion (1964/65); schloß sich 1915 den Bolschewiki an und war während der Oktoberrevolution 1917 deren führende Persönlichkeit im Raum Baku, kam 1923 als enger Mitarbeiter Josef Stalins in das Zentralkomitee der KPdSU, 1924 Kandidat und 1935 schließlich Mitglied des Politbüros. Von 1926 bis 1955 leitete er verschiedene Volkskommissariate (d.h. Ministerien) u.a. die für Außen- und Innenhandel; ab 1937 war er außerdem stellvertretender Vorsitzender des Rates der Volkskommissare bzw. des Ministerrates. Während des Zweiten Weltkrieges war Mikojan als Mitglied des Verteidigungskomitees verantwortlich für die Versorgung der sowjetischen Armee. 1953 wurde Mikojan einer der stellvertretenden Ministerpräsidenten und 1955 Erster Stellvertretender Ministerpräsident. Er überstand den politischen Kurswechsel von Stalin zu Nikita Chruschtschow unbeschadet und wurde zu einem treuen Parteigänger und Verteidiger Chruschtschows; 1956 war er es, der auf dem XX. Parteitag der KPdSU die Abrechnung mit dem Stalinismus einleitete. 1964 wurde Mikojan Vorsitzender des Präsidiums d(es Obersten Sowjets der UdSSR und damit Staatspräsident, trat jedoch bereits ein Jahr später aus gesundheitlichen Gründen zurück und schied 1966 aus dem Politbüro aus.

mit Stalin (m) und Ordschonikidse (r)

 

 

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Hinweis: Bei dem Grabstein rechts vom demjenigen Molotows handelte es sich um den seiner jüdischen Ehefrau Polina Schemtschuschina, die im Januar 1949 auf Veranlassung Stalins wegen angeblicher Spionage für Israel verhaftet und zunächst in das in ein Gefängnis umgewandelte Kloster Suchanowka (Spezobjekt Nr. 110) gebracht wurde, bevor sie zu einer 5-jährigen Verbannung nach Kasachstan verurteilt wurde. Nach Stalins Tod konnte sie nach Moskau vorzeitig zurückkehren.

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Horst Paul August Ehmke

 

 

Deutscher Jurist und Politiker (SPD); Sohn eines Arztes; wurde 1943 zunächst Luftwaffenhelfer, kam nach dem sog. Notabitur 1944 zu einer Fallschirmjägereinheit der Wehrmacht, wurde verwundet und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er noch 1945 aufgrund einer schweren Erkrankung entlassen wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges studierte er Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Göttingen und Princeton (USA), promovierte 1952 und war bis 1956 wissenschaftlicher Assistent des Bundestagsabgeordneten Adolf Arndt (SPD). Anschließend war Ehmke, der 1947 der SPD beigetreten war, als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Ford Foundation in Köln und der Berkeley University in Kalifornien tätig. Nach seiner Habilitation im Jahr 1960 wurde er 1961 zum außerordentlichen Professor an der Universität Freiburg im Breisgau ernannt und war ab 1963 ordentlicher Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht an dieser Universität. Von Anfang Januar 1967 bis Ende. März 1969 wurde Ehmke Mitglied des Bundestages, wo er als Sprecher der SPD-Fraktion v.a. in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik hervortrat. Im selben Jahr wurde Ehmke Staatssekretär im von Gustav Heinemann geführten Bundesministerium der Justiz. Nach Heinemanns Wahl zum Bundespräsidenten am 5.3.1969 und mit dessen Ausscheiden aus der Bundesregierung am 26.3.1969 wurde Ehmke Justizminister in der von Kurt-Georg Kiesinger geführten Großen Koalition zwischen CDU und SPD Nach der Bundestagswahl 1969 wurde er in der nun von Bundeskanzler Willy Brandt geführten Regierung am 22.10.1969 Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes und übernahm anschließend bis 1974 das Ministerium für Forschung und Technologie sowie für das Post- und Fernmeldewesen. Nach dem Ausscheiden aus dem Kabinett 1974 war er bis 1990 außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Ehmke, der von 1973 bis 1991 Mitglied im SPD-Parteivorstand war und galt dort als Vertreter der linken Mitte galt, blieb bis 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages

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Bilder:eckaat (05/2019)

Bonn, Poppelsdorfer Friedhof

William Borm

 

 

Deutscher Politiker (FDP); Unternehmer; Sohn eines Möbelkaufmanns; war nach dem Abitur im Jahre 1914 Im Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1918 Freiwilliger in einem Husarenregiment. Zwischen 1919 und 1924 studierte er Volkswirtschaft - ohne akademischen. Abschluß - an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin. 1923 trat er in vom Vater in Hamburg-Elmsbüttel gegründete Geschäft ein, das dieser inzwischen nach Berlin verlegt hatte. 1924 wurde er Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP)., der er bis 1933 angehören wird. Bis 1929 war er als Handelsvertreter tätig und gründete dann eine Firma für Elektroakustik. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Führer eines kriegswichtigen Unternehmens 1940 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Nach 1945 wurde er Vorsitzender des Industrie-Ausschusses im Berliner US-Sektor und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der LDP/FDP. 1950 wurde er von der DDR-Volkspolizei am Zonenübergang Eisenach-Wartha der Transitautobahn zwischen Wetdeutschland und der Sowjetischen Besatzungszoge (SBZ) verhaftet und 1952 wegen angeblicher "Kriegs- und Boykotthetze" zu zehn Jahren Haft verurteilt und inhaftiert, aber 1959 vorzeitig entlassen. Ab 1960 war Borm Vorsitzender der Freien Demokratischen Partei (FDP) im Landesverband von Berlin, Mitglied im FDP-Bundesvorstand und Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin. Als Landesvorsitzender unterstützte er 1963 in Berlin die vom Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (SPD) geführte sozialliberale Koalition. Borm war von 1965 bis 1972 Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1960 bis 1982 Mitglied des FDP-Bundesvorstands. Als Vorsitzender der Berliner FDP brach Borm 1963 ein Tabu, indem er für Verhandlungen mit der DDR eintrat. 1972 schied Borm aus dem Bundestag aus, und nach dem Ende der sozialliberalen Koalition trat er 1982 aus der FDP aus.

Erst nach seinem Tod stellte sich heraus, daß Borm einer von neun für die DDR-Spionage tätigen Bundestagsabgeordneten war; er berichtete unter dem Decknamen IM "Olaf" für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) - nachweislich aus den Ausschußsitzungen des Auswärtigen Ausschusses vom 11. 12.1969, 23. 4.1970 und 5. 11.1970, an denen er teilnahm.

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Bild: Axel Mauruszat (08/2016), Wikipedia.de
Bild: Axel Mauruszat (08/2016), Wikipedia.de

Berlin-Zehlendorf, Städtischer Friedhof, Onkel-Tom-Str.

Jakow Michailowitsch Swerdlow [russ. Яков Михайлович Свердлов]

                     

 

Russischer Revolutionär und Politiker; einer jüdischen Familie entstammend; sein Vater Michaim-Moshe Israelewitsch Gauchmann, ein Gravurmeister, war mit seiner Frau Elisabeth Solomonowna 1882 aus dem Gouvernement Witebsk nach Nischni-Nowgorod gekommen, wo er unter dem Namen Moshe Swerdlow eine Druckerwerkstatt und einen Verlag unterhielt, dort gefälschte Dokumente herstellte und Waffen für den revolutionären Untergrund aufbewahrte. Nach dem Tode von Elisabeth im Jahr 1900 konvertierte Mikhail mit seiner Familie zur russisch-orthodoxen Kirche und heiratete Maria Aleksandrovna Kormiltseva

Swerdlow (rechts) mit seinen Brüdern Benjamin, Lew und Sinowij (ganz lks.) no_copyright

Jakow hatte fünf Geschwister - zwei Schwestern und drei Brüder - darunter der ältere Bruder Sinowij Michailowitsch (*1884, +1966), Adoptivsohn von Maxim Gorki, der nach Frankreich auswanderte, in der Fremdenlegion diente und nach seiner Pensionierung in den Rang eines Generals erhoben sowie Ritter der Ehrenlegion wurde; er war außerdem mit Charles de Gaulle befreundet. Jakow besuchte fünf Klassen eines Gymnasiums, wurde aber wegen revolutionärer Agitation der Lehranstalt verwiesen und vom Vater zur Ausbildung in eine Apotheke gegeben. Hier trat er 1901 in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands (SDAPR) ein und war neben seinem Beruf auch als Agitator in Kostroma, Jaroslawl, Kasan und weiteren Orten an der oberen und mittleren Wolga für die Partei unterwegs.

 

Auf dem Sowjetkongreß unmittelbar nach der Machtübernahme der Bolschewiki vom 25.10./7.11.1917 war Swerdlow Fraktionsvorsitzender der SDAPR(B) und wurde zum Mitglied des Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees (GZEK) gewählt. Kurz darauf wurde er auf Lenins Vorschlag als Nachfolger Lew Kamenews dessen Vorsitzender. Swerdlow leitete somit als Sekretär des ZK die Partei und war als Vorsitzender des GZEK auch das Staatsoberhaupt Sowjetrußlands, während Lenin als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare die Funktion des Regierungschefs ausübte.

 

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Bild: Kuznetsov (05/2015) Wikipedia.ru
Bild: Kuznetsov (05/2015) Wikipedia.ru

Moskau, Kremlmauer

Politiker VII

Omnibus salutem!