Bild: Udo Grimberg
Deutscher Politiker (FDP); Rechtsanwalt: Sohn eines Juristen; studierte von 1946 bis 1949 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Leipzig, das er 1949 mit der ersten juristischen Staatsprüfung in Leipzig beendete. Anschließend war Genscher, der in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Mitglied der Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) war, bis 1952 Referendar beim Amtsgericht im Oberlandesgerichtsbezirk Halle. 1952 floh er in die Bundesrepublik Deutschland und wurde dort Mitglied der Freie Demokratische Partei (FDP). Seit 1965 MdB, war er von 1968 bis 1974 stellvertretender Bundesvorsitzender, von 1974 bis 1985 Bundesvorsitzender und seit 1992 Ehrenvorsitzender der FDP. Nach Bildung der sozialliberalen Koalition gehörte er der Regierung von 1969 bis 1974 als Bundesinnenminister, dann von 1974 bis 1992 als Vizekanzler und Bundesaußenminister an. Auf der Grundlage der Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in das westliche Bündnissystem und in die Europäische Gemeinschaft entwickelte er als Außenminister gegenüber den Staaten des Ostblocks eine Linie der Entspannung im Ost-West-Konflikt. Trotz starker Widerstände innerhalb der eigenen Partei - allerdings unterstützt durch den Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff - setzte er 1982 den Koalitionswechsel durch und öffnete damit dem bisherige Oppositionsführer Helmut Kohl (CDU) durch die Wahl am 1.10.1982 den Weg in die Kanzlerschaft, die bis 1998 andauerte. Als Außenminister der neuen Regierung - bestehend aus CDU/CSU und FDP - setzte er die von Willy Brandt eingeleitete Ostpolitik, gegen die die CDU/CSU stets opponiert hatte, konsequent fort; 1998/90 hatte Hans-Dietrich Genscher maßgeblichen Anteil an der Herstellung der deutschen Einheit und deren europäischen Einbindung. Zwischen 1990 und 1992, als er am 18. Mai auf eigenen Wunsch aus der Bundesregierung ausschied, förderte er die nationalen Selbstfindungsprozesse im Baltikum und in Südosteuropa.
Wachtberg OT Ließem (Rhein-Sieg-Kreis), Rheinhöhenfriedhof
Walther Gottlieb Louis Leisler Kiep
Deutscher Politiker (CDU); Sohn des Korvettenkapitäns a. D. und Vorstandsmitglieds der Hamburg-Amerika-Linie Louis Leisler Kiep; trat nach dem in Frankfurt am Main abgelegten Abitur im Jahre 1943, dem Jahr in dem er auch Mitglied der NSDAP wurde, seinen Dienst beim obligatorischen Reichsarbeitsdienst an, erlitt aber noch im selben Jahr einen solch schweren Unfall. daß er nicht nur vom RAD befreit werden mußte, sondern auch nicht mehr während des Zweiten Weltkrieges zum Dienst an der Waffe herangezogen werden konnte. 1945 begann er ein Studium der Geschichtswissenschaften und der Volkswirtschaft, gab es aber bald zugunsten einer kaufmännischen Lehre bei der im Wiederaufbau begriffenen Metall AG in Frankfurt am Main auf. Danach war er in leitender Funktion in mehreren Unternehmen tätig, u.a. war er auch über 20 Jahre Mitglied im Aufsichtsrat der Volkswagen AG und 1984 maßgeblich an der Gründung der VW Shanghai Automotive Industry Corporation beteiligt.
Ab 1961 war er Mitglied der Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) und von September 1965 bis Februar 1976 Abgeordneter des Deutschen Bundestags, wobei er 1973 außenpolitischer Sprecher der CDU war und 1972 im Bundestag für die auf der Ostpolitik Willy Brandts fußenden Ostverträge, die die meisten seiner Parteifreunde ablehnten, stimmte. Außerdem wurde er im Jahr 1971 zum Bundesschatzmeister der CDU gewählt – ein Amt, das er bis 1992 ausübte. In diese Zeit fielen Manipulationen mit Spenden der Großindustrie, die mit Hilfe der illegal operierenden "Staatsbürgerlichen Vereinigung" der CDU zugeschoben wurden; alleine im Wahlkampfjahr 1972 sollen es 30 Millionen Mark gewesen sein. Insofern geriet Kiep, als Bundesschatzmeister des Partei in das Fadenkreuz der Steuerfahnder sowie der Staatsanwältedie sich für die Finanzierung der etablierten Parteien zu interessieren begannen. Kiep wurde zwar verurteilt, doch der Bundesgerichtshof hob das Urteil 1992 wieder auf.
Inschrift: Gottes sind Wogen und Wind - Segel aber und Steuer, dass ihr den Hafen gewinnt, sind Euer.
Kronberg im Taunus, Friedhof an der Frankfurter Straße
Türkischer Politiker; Ministerpräsident; Sohn eines Professor für Forensische Medizin an der Universität Ankara; besuchte bis 1944 das US-amerikanische Robert College in Istanbul, war nach dem Studium zunächst von 1946 bis 1950 als Presse-Attaché an der türkischen Botschaft in London., war dann für die Parteizeitung Ulus Gazetesi der CHP tätig, bevor er Mitte der 1950er Jahre mittels eines Stipendiums des US-Außenministeriums zum Winston-Salem Journal and Sentinel in North Carolina .kam, von wo er 1955 in die Türkei zurückkehrte, sich der Politik zuwandte und in die von Kemal Atatürk gegründete Cumhuriyet Halk Partisi eintrat. .1957 wurde er als Abgeordneter ins Parlament gewählt. Von 1961 bis 1965 führte Ecevit das Amt des Minister für Arbeit. Ab 1966 bis 1971 war er Generalsekretär der CHP und ab 1972 Vorsitzender der (1981 aufgelösten) Partei, ab 1987 Vorsitzender der Demokratischen Linkspartei (DSP). 1974 sowie 1978/79 war Ecevit Ministerpräsident der Türkei. Er setzte in scharfer auseinandersetzung mit dem kemalistischen Flügel um I.Inönü in seiner Partei einen sozialdemokratischen Kurs durch. Nach dem Militärputsch von 1980 war er mehrmals wegen unerlaubter politischer Betätigung in Haft. 1987 wurde er zum Vorsitzender der Demokratischen Linkspartei (DSP) gewählt und im Januar 1999 erneut Ministerpräsident (seit den Neuwahlen vom April 1999 in einer Koalitionsregierung aus DSP, MHP und ANAP; erdrutschartige Abwahl am 3.11. 2002). Als langjähriger politischer Rivale von S.Demirel gelang Ecevit, der trotz aller Linksorientierung auch als Nationalist gelten kann (z.B. 1974 verantwortlich für die Besetzung des Nordteils von Zypern), in den 1990er Jahren der politische Wiederaufstieg. Als Ministerpräsident stand er vor der Aufgabe, eine konsequente Demokratisierung und Modernisierung seines Landes in die Wege zu leiten, um die Annäherung an Europa abzusichern, scheiterte aber letztlich an der von ihm mitverursachten tiefsten Wirtschafts- und Finanzkrise in der Geschichte der Türkei nach 1945 (ab Februar 2001) und seinem Verbleiben im Amt trotz schwerer Krankheit.
Ankara, Staats-/Nationalfriedhof
Deutscher Politiker (CDU) und Manager; Sohn des Teilhabers einer Samenhandlung; verließ mit der Mittleren Reife das Gymnasium, das er in Heilbronn besuchte, durchlief zwischen 1953 und 1958 im Verwaltungsdienst der Stadt Giengen an der Brenz und beim Landratsamt Bad Mergentheim eine Ausbildung und besuchte von 1958 bis 1959 die Staatliche Verwaltungsschule Stuttgart. Anschließend war Späth bei der Finanzverwaltung und dann 1965 Beigeordneter und Finanzreferent der Stadt Bietigheim tätig, bevor er zum Bürgermeister gewählt wurde.. Von 1970 bis 1974 war er Geschäftsführer der Neuen Heimat in Stuttgart und Hamburg und bis 1977 auch im Vorstand bzw. Aufsichtsrat der Baufirma C. Baresel AG in Stuttgart. Bereits seit 1972 war er Vorsitzender der Landtagsfraktion; von 1979 bis 1991 war er dann Landesvorsitzender der CDU, von 1980 bis 1990 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU, war 1978 Innenminister und wurde 1987 Ministerpräsident des Landes Baden- Württemberg. Von 1987 bis 1990 war Späth Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Élysée-Vertrags. In dieser Funktion war er wesentlich an der Idee und Gründung des Fernseh-Kulturkanals Arte beteiligt. Im Zusammenhang mit der ”Traumschiff-Affäre“ kam Späth in die Kritik, als man ihm Vorteilsnahme bei Ferienreisen vorgewarf. In der Folge trat er am 13.1.1991 von seinem Amt als Regierungschef zurück, legte am 31. Juli auch sein Mandat als Landtagsabgeordneter nieder und wurde .von Erwin Teufel abgelöst. Späth beendete daraufhin seine politische Laufbahn und wechselte zurück in die Privatwirtschaft. 1991 wurde er Vorsitzender der Geschäftsführung der Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH und 1996 Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG
Stuttgart-Möhringen, Friedhof
Schwedischer Politiker (Sozialdemokrat), Ministerpräsident; drittes von vier Kindern eines Organisten; begann 1920 ein Studium der Chemie und Physik an der Universität Lund , das 1921/22 durch den Militärdienst in einem Grenadier-Regiment in Linköping unterbrochen wurde. Anschließend setzte er sein Studium fort, allerdings jetzt in den Fächern Sozialwissenschaften als Statistik und Ökonomie. Bereits während seiner Studienzeit schloß er sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei an, nachdem er 1923 bei einem Landarbeiterstreik das brutale Vorgehen der Polizeikräfte beobachtet hatte - eine tiefgreifende Erfahrung, die seine politische Weltanschauung geformt hat. Im Jahr 1930 wurde Erlander in Lund zum Stadtrat gewählt und 1933 für die Sozialdemokraten in den Riksdag, das schwedische Parlament, gewählt; er blieb bis 1969 Abgeordneter. 1944 kam Erlander als Erziehungsminister ins Kabinett, und zwei Jahre später wurde er als Nachfolger Albin Hanssons Ministerpräsident und behielt dieses Amt ununterbrochen bis 1969 inne und ging damit als Schwedens langzeitigster Ministerpräsident in die Geschichte ein. 1969 trat Erlander aus Altersgründen zurück.
Innenpolitisch setzte er die Politik des Ausbaus Schwedens u einem sozialen Wohlfahrtsstaat, die sein Vorgänger begonnen hatte, fort. Außenpolitisch setzte sich Erlander für die Kooperation der nordischen Staaten ein, hielt aber strikt an der Neutralität Schwedens fest.
Ransäter (Värmland), Kyrkogård
Yitzhak Schamir [hebr. יצחק שמיר] eigentl. Icchak Jaziernicki
Israelischer Politiker; Sohn des Betreibers einer Lederfablik; wanderte 1935 nach Palästina aus, wo er sich 1937 zunächst der militanten jüdischen Untergrundorganisation Irgun Zwa'i Leumi [hebr.Militärische Nationale Organisation] anschloß, die gegen die britische Mandatsherrschaft kämpfte, trat dann der Lohamei Herut Yisrael bei, einer radikalen Abspaltung der Irgun, die ebenfalls Sabotageakte gegen die Briten durchführte. 1946 wurde er verhaftet, konnte aber fliehen und ging nach Frankreich ins Exil, von wo er im Mai 1948 in den gerade gegründeten Staat Israel zurückkehrte. Von 1955 bis 1965 arbeitete er in leitender Position für den israelischen Geheimdienst Mossad. 1970 trat er der Cherut-Partei unter Menachem Begin bei. Von 1973 bis 1996 war Schamir Mitglied und von 1977 bis 1980 Präsident der Knesset, dem israelischen Parlament. Nach seiner Berufung zum Außenminister im Jahre 1980 trieb er die Siedlungspolitik Israels in den besetzten Gebieten voran und wandte sich gegen die Friedenspläne der USA. Als Begin 1983 als Regierungschef und Vorsitzender des Likud-Blockes zurücktrat, übernahm Schamir die beiden Ämter, blieb aber zugleich Außenminister. Als es ihm nicht gelang, die inflationäre Wirtschaft Israels zu stabilisieren, kam es 1984 außerplanmäßig zu Neuwahlen. In der Folge kam es zu einer Koalition zwischen seinem Likud mit derjenigen von Schimon Peres geführten Awoda. Peres übernahm den Posten des israelischen Ministerpräsidenten für den ersten Teil der Amtsperiode und wurde im September 1986 von Schamir im Rahmen des Israelischen Modells abgelöst. Bei den Aufständen der Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen, der ersten Intifada, die Ende 1987 begannen, griff Schamir hart durch. Als Führer einer Koalition aus Likud-Block und Arbeiterpartei blieb er nach den Wahlen vom November 1988 Ministerpräsident. Als Führer einer Koalition aus Likud-Block und Arbeiterpartei blieb er nach den Wahlen vom November 1988 Ministerpräsident. Im Jahre 1991 nahm die Regierung Schamir nach heftigem amerikanischen Drängen an den Friedensgesprächen von Madrid teil und verhandelte im Oktober 1991 erstmals direkt mit seinen arabischen Nachbarn Gleichzeitig ließ er zahlreiche jüdische Siedlungen im Westjordanland ausbauen oder neu errichten. Nachdem Israel während des Irakkriegs von einer Salve irakischer Scudraketen getroffen worden war, verzichtete die Regierung Schamir auf einen Gegenschlag, weil die USA die arabisch-westliche Kriegskoalition in Gefahr sahen. Nach der Abwahl des Likud im Jahre 1992 wurde Jitzchak Rabin, Führer der Arbeitspartei, sein Amtsnachfolger.Im März 1993 trat Schamir vom Vorsitz des Likud zurück, nachdem er von seinem Nachfolger Benjamin Netanjahu für seine Unentschlossenheit in der palästinensischen Frage kritisiert worden war.
Jerusalem, Herzlberg (Mount Herzl National Cemetery)
Deutscher Politiker (SPD); begann nach dem Besuch der Volksschule und der Landwirtschaftlichen Berufsschule 1944 eine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt, die jedoch durch die Einberufung zum Arbeitsdienst im Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Nach der Flucht aus einem Gefangenenlager der US-Army konnte er sich in die Heimat durchschlagen. Nach einer vorübergehenden Tätigkeit als Hilfsarbeiter setzte er 1946 die Lehrerausbildung in München fort und holte 1952 das Abitur nach. Anschließend studierte er an der Universität München Wirtschaftswissenschaften, Pädagogik und Soziologie, legte 1956 das Staatsexamen als Diplomhandelslehrer ab. und arbeitete anschließend von 1956 bis 1962 als Lehrer an kaufmännischen Schulen in München. Als der damalige Münchener Oberbürgermeister, Hans-Jochen Vogel, nach Anfeindungen eine Kandidatur für eine weitere Amtszeit von 1972 bis 1978 ablehnte, wurde Kronawitter, der seit 1962 Mitglied der SPD und von 1966 bis 1972 Mitglied des Bayerischen Landtages und landwirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion war, dessen Nachfolger als Oberbürgermeister von München. 1978 trat er nach Streitigkeiten innerhalb der Partei nicht mehr zur Wahl des Oberbürgermeisters an. Erst 1984, nachdem er die Zustimmung seiner Partei hatte zurückgewinnen können, wurde er erneut in das Amt gewählt. 1993 trat er zugunsten seines Nachfolgers Christian Ude von seinem Posten zurück.
Während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister wurden in München über 120.000 Wohnungen neu gebaut und . der Ausbau des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds vorangetrieben. Kurz nach seiner Wahl fanden in der bayerischen Hauptstadt die XX. Olympische Sommerspiele statt, die von der Geiselnahme und Ermordung israelischer Athleten überschattet waren.
Verheiratet war Georg Kronawitter seit 1968 mit der ehemaligen Landtagsabgeordneten Hildegard Kronawitter; das Paar hatte zwei Kinder.
München, Ostfriedhof
Bild: Claus Harmsen (1974) Bild: Udo Grimberg (2011)
Deutscher Politiker (SPD), Jurist; Sohn von Albert Schulz, der von 1945 bis zu seiner Absetzung 1949 Oberbürgermeister von Rostock war. Peter Schulz machte 1949 machte er sein Abitur in Rostock und studierte nach der Flucht seiner Familie aus der DDR nach Westdeutschland Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg und legte 1954 die erste und 1958 die Große Juristische Staatsprüfung ab. Ein Jahr nach seiner Zulassung als Rechtsanwalt gründete er gemeinsam mit Alfred Phillipp die heute als Schulz Noack Bärwinkel firmierende Anwaltssozietät mit Niederlassungen in Hamburg, Rostock und Shanghai. Schulz, der bereits während seines Studiums Landesvorsitzender der Jungsozialisten und Bundesgeschäftsführer des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds geworden war, zog 1961 als Abgeordneter in die Hamburgischen Bürgerschaft ein. 1966 wurde er in den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg gewählt und übernahm die Leitung der neu strukturierten Justizbehörde. 1970 übernahm er das Amt des Zweiten Bürgermeisters und wechselte in die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung. Am 9.6.1971 wurde er als Nachfolger von Herbert Weichmann zum Ersten Bürgermeister gewählt, ein Amt, das er bis 1974 bekleidete. Sein Nachfolger wurde Hans-Ulrich Klose. Schulz kehrte danach wieder in seiner Sozietät zurück. 1978 wurde Schulz einstimmig zum Präsidenten der Bürgerschaft gewählt. Er übte dieses Amt mit einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1982 bis 1986 aus. 1989/90 war er in seiner Heimatstadt Rostock juristischer Berater der Stadtregierung und half beim Wiederaufbau der dortigen SPD. Später wurde er dort Honorarkonsul von Norwegen und Präsident des Anwaltsgerichtshofs für Mecklenburg-Vorpommern.
In die Amtszeit von Peter Schulz fiel der Radikalenerlaß des Hamburger Senats, mit dem die Ablehnung von Bewerbern für den Öffentlichen Dienst ermöglicht wurde; der Erlaß sollte die Unterwanderung der Behörden durch Radikale verhindern.
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
Deutscher Politiker (DVP, später DDP) und Journalist; Sohn eines Segeltuchfabrikanten; studierte nach dem Abitur Philosophie und Nationalökonomie in Berlin, nahm anschließend eine journalistische Tätigkeit auf und war seit 1890 Chefredakteur bei der Ulmer Zeitung. 1892 wurde er Mitarbeiter der politischen Abteilung der renommierten Frankfurter Zeitung und bearbeitete dort von 1897 bis 1917 als Redakteur wirtschaftspolitische Themen. Im Anschluß war er Hauptschriftleiter und Direktor der Ostsee-Zeitung in Stettin. Bereits 1902 zog er für Frankfurt am Main in das Preußische Abgeordnetenhaus ein, dem er bis 1919 angehörte, und gehörte von 1907 bis 1912 dem Reichstag an, nachdem er für die Linksliberalen im Wahlkampf um den Sitz im Reichstag unerwartet die Sozialdemolraten geschlagen hatte. Von 1919 bis 1924 war Oeser Mitglied des Preußischen Landtags.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war er von 1919 bis 1921 preußischer Minister für öffentliche Arbeiten und gehörte den von den Ministerpräsidenten Paul Hirsch und Otto Braun geführten Staatsregierungen an; anschließend war er Landeshauptmann der preußischen Provinz Sachsen. Am 22.11.1922 übernahm er in der von Reichskanzler Wilhelm Cuno geführten Regierung das Amt des Reichsinnenminister. Darauf folgend bekleidete er zwischen August 1923 und Oktober 1924 in den Kabinetten von Gustav Stresemann und Wilhelm Marx das Amt des Reichsverkehrsministers und war u.a. für das Eisenbahnwesen in Preußen zuständig. Er war maßgeblich an der Gründung der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft beteiligt, deren Leitung als Generaldirektor im September 1924 übernahm. un die er bis zu seinem Tode innehielt. Sein Nachfolger in dieser Funktion wurde Julius Dorpmüller.
Frankfurt am Main, Hauptfriedhof
Bild: Claus Harmsen (2004)
Deutscher Politiker (FDP); Sohn eines Stellmachers; absolvierte nach dem Abitur von 1938 bis 1939 eine Banklehre und war während des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 Soldat der Wehrmacht, zuletzt im Range eines Oberleutnant des Nachtjagdgeschwader 1 (III. Gruppe) der Luftwaffe. Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft war er bis 1953 als Geschäftsführer in der Industrie und in Verbänden tätig. Danach arbeitete Scheel als selbständiger Wirtschaftsberater in Düsseldorf. 1958 wurde er Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Intermarket und gründete gemeinsam mit Gerhard Kienbaum und Carl Zimmerer im selben Jahr das Düsseldorfer M&A-Unternehmen InterFinanz, das er zusammen mit Carl Zimmerer bis Ende 1961 führte.
Bereits seit 1946 war Scheel Mitglied der Freien Demokratischen Partei (FDP). Von 1948 bis 1950 war er Stadtrat in seiner Heimatstadt Solingen und anschließend bis 1954 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Remscheid. Ab 1956 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes der FDP und löste 1968 Erich Mende als Bundesvorsitzenden der FDP ab. Von 1953 bis zum 27.6.1974 war er Mitglied es Bundestags und von 8.9.1967 bis 29.10.1969 dessen Vizepräsident. Nach der Bundestagswahl 1969 wurde er im Kabinett von Willy Brandt am 22.10.1969 zum Vizekanzler und zum Bundesminister des Auswärtigen ernannt. Nach dem Rücktritt von Bundeskanzler Brandt am 7.5.1974 nahm Scheel auf Bitten des Bundespräsidenten gemäß Artikel 69 (3) Grundgesetz die Amtsgeschäfte des Bundeskanzlers wahr, bis Helmut Schmidt am 16.5.1974 zum neuen Bundeskanzler gewählt wurde. Am 15.5.1974 wurde Scheel, nachdem er seine Ämter niedergelegt hatte, zum vierten Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundespräsident am 30.6.1979 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der FDP ernannt.
Sehr große Bekanntheit erlangte Walter Scheel 1973, indem er zugunsten der Behindertenhilfsorganisation Aktion Sorgenkind das Volkslied Hoch auf dem gelben Wagen auf Schallplatte sang.
Walter Scheel war dreimal verheiratet: Seit 1942 bis zu ihrem Tode mit Eva Charlotte Scheel, née Kronenberg, von 1969 bis zu ihrem Tod 1985 Mildred Scheel und ab 1988 mit der Physiotherapeutin Barbara, née Wiese.
Berlin-Zehlendorf, Städtischer Waldfriedhof, Potsdamer Chaussee
Omnibus salutem!