Wolfgang Schäuble

 

 

Deutscher Jurist, Politiker (CDU), Sohn des protestantischen Prokuristen und späteren badischen Landtagsabgeordneten Karl Schäuble und dessen katholischer Frau Gertrud, née. Göhring; wuchs mit den zwei Brüdern Frieder (1937–2011) und Thomas (1948–2013) in Hornberg (Schwarzwald) im damaligen Landkreis Wolfach auf, wo sein Vater als kaufmännischer Leiter einer Buntweberei und später als Steuerberater arbeitete. Ab 1952 besuchte Schäuble das Schwarzwald-Gymnasium in Triberg, ein neusprachliches Gymnasium, wechselte aber 1957 zum Gymnasium Hausach (heute Robert-Gerwig-Gymnasium) über, wo er im Frühjahr 1961 das Abitur ablegte, bevor er ein halbjähriges Praktikum bei der Sparkasse in Hornberg absolvierte und von 1961 an ein Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Universität Hamburg absolvierte, das er 1970 mit der zweiten juristischen Staatsprüfung beendete. Im Februar 1971 wurde er in Freiburg im Breisgau bei Fritz Rittner und Martin Bullinger mit seiner Dissertation über Die berufsrechtliche Stellung der Wirtschaftsprüfer in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zum Dr. jur. promoviert. Anschließend trat er in die Finanzverwaltung des Landes Baden-Württemberg ein und war bis November 1972 als Regierungsrat beim Finanzamt Freiburg im Breisgau tätig. Von 1972 bis zum Erreichen des Pensionsalters im Jahre 2007 war Schäuble als Finanzbeamter des Landes Baden-Württemberg beurlaubt. Als Rechtsanwalt war er von 1978 bis 1984 beim Landgericht Offenburg zugelassen.

Seit 1972 war Schäuble, der 1961 Mitglied der Junge Union wurde, Mitglied des Bundestags, von 1982 bis 1984 parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, von 1984 bis 1989 Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes (Kabinett Kohl II und Kabinett Kohl III), von 1989 bis 1991 Bundesminister des Inneren und von 1991 bis 2000 Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und von 1998 bis 2000 auch CDU-Parteivorsitzender.

1990 führte Wolfgang Schäuble aufseiten der Bundesrepublik Deutschland die Verhandlungen mit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) über den Einigungsvertrag.

Am 16.2.2000 erklärte Schäuble aufgrund seiner Verwicklungen in die CDU-Spendenaffäre seinen Rücktritt als Partei- und Fraktionsvorsitzender (jeweils noch amtierend bis März beziehungsweise April 2000), wurde jedoch Anfang April 2000 erneut ins Parteipräsidium gewählt. 2005 wurde er erneut Innenminister im Kabinett Merkel I, 2009 bis 2017 Finanzminister im Kabinett Merkel II und III. Von 2017 bis 2021 war er der Präsident des 19. Deutschen Bundestags und eröffnete 2021 als Alterspräsident des 20. Deutschen Bundestags dessen konstituierende Sitzung.

Am 12.10.1990 feuerte der psychisch kranke Dieter Kaufmann während einer Wahlkampfveranstaltung in der Gaststätte “Brauerei Bruder“ in Oppenau zwei Schüsse aus einer (Smith & Wesson, Kaliber .38) auf Schäuble, der das Attentat vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt überlebte und seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen war.

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Offenburg, Waldbachfriedhof

Jefferson Finis Davis

ca. 1864

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US-amerikanischer Politiker, einziger Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika (1861-65); Davis diente ab 1828 diente er als Berufsoffizier der US-Armee an der Grenze zum noch unerschlossenen Westen. 1835 nahm er aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied und wurde Pflanzer, bevor er 1845 in das US-Repräsentantenhaus gewählt wurde. 1846 gab er sein Mandat wieder auf, um im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg zu dienen.

Von 1847 bis 1851 vertrat Davis, der der Demokratischen Partei angehörte, den Bundesstaat Mississippi im US-Senat, von 1853 bis 1857 war er Kriegsminister im Kabinett von Präsident Franklin Pierce und von 1857 bis 1861 erneut Senator. Er trat energisch für die Beibehaltung der Sklaverei ein und für die States' Rights, die Souveränität der Einzelstaaten der USA.

Am 18.2.1861 ernannte der provisorische Kongress der Konföderierten Staaten Jefferson Davis zum provisorischen Präsidenten. Noch im selben Jahr wurde er in einer Volksabstimmung für einen Zeitraum von sechs Jahren zum Präsidenten gewählt. Im Sezessionskrieg war er Führer der Südstaaten und damit Gegenpräsident Abraham Lincolns.

Trotz finanzieller und politischer Schwierigkeiten gelang es Davis im Amerikanischen Bürgerkrieg, eine ansehnliche Armee aufzustellen und General Robert  E. Lee als Befehlshaber der Armee von Virginia zu berufen; sein Versuch, die Einzelstaaten des Südens im Interesse einer effektiven Kriegsführung zu vereinen, scheiterte jedoch. Trotzdem war Davis noch 1865 überzeugt, die Südstaaten würden die Unabhängigkeit erringen. Am 10.5.1865 wurde Davis von Unionstruppen gefangen genommen, 1866 des Verrats angeklagt und 1867 wieder freigelassen. 1868 ließ die US-Regierung die Anklage gegen ihn fallen. Davis wandte sich von der Politik ab, versuchte sich - mit wenig Erfolg - als Geschäftsmann und schrieb eine Geschichte der Konföderationsregierung, The Rise and Fall of the Confederate Government (2 Bde., 1881).

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Bilder: Remember 08/2008)

Richmond (Virginia), Hollywood Cemetery

No Copyright

Inschrift:

JEFFERSON DAVIS.
AT REST.
AN AMERICAN SOLDIER.
AND DEFENDER OF THE CONSTITUTION
BORN IN CHRISTIAN CO. KENTUCKY JUNE 3. 1808.
DIED AT NEW ORLEANS LOUISIANA DEC. 6. 1889.
WEST POINT CLASS 1828.
MEMBER OF HOUSE OF REPRESENTATIVES
FROM MISSISSIPPI, 1845—1846
COL. 1ST MISSI. RIFLES MEXICAN WAR 1846—1847
BRIGADIER GENL. U.S. ARMY MAY 17. 1847.
U.S. SENATE 1847—1851
SECRETARY OF WAR 1853—1857
U.S. SENATE 1857—1861

Jacob Brønnum Scavenius Estrup

 

Dänischer PolitikerPremierminister (1875-94) - damals Konseilspræsident genannt; Sohn des Staatsrats Hector Frederik Janson Estrup und dessen erster Frau, Jacobine Scavenius, Tochter des Staatsrats Jacob Brønnum Scavenius von Gjorslev. 1844 legte er sein Forstprüfungsexamen ab, drei Jahre danach sein Landvermessungsexamen, übernahm nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1846 dessen Besitz Kongsdal im Kreis Holbæk und erwarb 1852 den Herrensitz Skaføgård im Kreis Randers.

1864 trat Estrup als Mitglied der Nationalen Landbesitzerpartei in den Landsting (Oberhaus) ein. Als Innenminister führte er ab 1865 bedeutende Verbesserungen an den Eisenbahnen; so ließ er neue Strecken von Skanderborg nach Silkeborg und die Vestjyske længdebane entlang der Westküste von Jütland nach Esbjer bauen, was ihm den Spitznamen “Eisenbahnminister” einbrachte, und er sorgte für den Ausbau des Esbjerger Hafens, der zu einem wichtigen Exportzentrum wurde.

Esturp beeinflußte die Ausarbeitung der neuen Verfassung vom Juli 1866, die den Grundbesitzern weitreichende Macht im Landsting einräumte und wurde dann der Anführer einer mächtigen konservativen Gruppe namens Højre (”Rechts“) im Landsting. 1875 wurde er mit der Unterstützung der Mehrheit und des Königs Christian IX.. 12. Premierminister des Landes und bildete eine Regierung.

Estrup war gegen das allgemeine Wahlrecht und den Parlamentarismus. Während seiner Zeit als 12. Regierungschef von 1875 bis 1894 hatte er keine Mehrheit im Folketing, sondern regierte über Provisorien (vorübergehende Finanzgesetze), die vom Landstinget erlassen wurden.

Die Rechte forderte große Mittel für die Verteidigung, aber das Folketing (Unterhaus) lehnte Estrups Antrag zu Befestigungsanlagen ab. Seine Regierung konnte sich an der Macht halten, indem sie den König einen vorläufigen Haushalt verkünden ließ. Die als Venstre (“Linke“) bekannte Opposition hielt die Maßnahmen für verfassungswidrig; Estrup begegnete öffentlichen Unruhen mit Polizeieinsätzen und einem strengeren Strafgesetzbuch. Angesichts der Stärke der Rechten zerfiel die Linke in Fraktionen. Danach kontrollierte die Rechte unter Estrups Führung fast zwei Jahrzehnte bis 1894 die Regierung und war damit .Dänemarks dienstältester Regierungschef

Nach einem gescheiterten Attentat auf ihn am 21.10.1885 verschärfte Estrup die Kontrolle der Presse, schränkte das Recht auf Waffenbesitz ein und erweiterte die Zuständigkeiten der Polizei.

1894 beschlossen die Venstre- und Højre-Parteien gemeinsam den Haushalt, woraufhin Estrup zurücktrat. Er nahm dann keine Regierungsaufgaben mehr wahr, hatte aber auf die folgenden Højre-Regierungen immer noch großen Einfluß.

Heute wird Estrup vor allem als Anti-Reform-Politiker angesehen, der unter Verletzung parlamentarischer Grundsätze regierte. Seine Regierungszeit wird oft als die Provisorische Ära bezeichnet.

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Tølløse (Region Sjælland), Undløse Kirkegård 

Albrecht von Kessel

 

 

Deutscher Diplomat; Sohn des Rittergutsbesitzers Kurt von Kessel und dessen Ehefrau Theodora, née Bethmann-Hollweg, einer Cousine von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg.

Die Jahre bis zum Abitur 1921 verbrachte er auf der Klosterschule Roßleben, wo er sich mit Peter Graf Yorck von Wartenburg und seinem Vetter Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld eng befreundet. Anschließend studierte er von 1922 bis 1926 in München und Breslau (heute Wrocław, Polen) Rechtswissenschaften und trat 1927 in den Auswärtigen Dienst ein. In Rom, seiner ersten Station als Diplomat bei Ernst von Weizsäcker als Vorgesetzten, erfolgen Versetzungen nach Kattowitz (Polen) und Memel (Litauen), bevor er 1935 nach Bern entsandt wird, wo von Weizäcker wieder sein Vorgesetzter wurde. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Alfred von Kessel in Berlin und später erneut in Rom immer wieder unter Ernst von Weizsäcker. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er wieder im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland tätig. 1959 schied er enttäuscht über die wenig kreative Ost- und Deutschlandpolitik (Hallstein-Doktrin1) aus dem Dienst.

Albrecht von Kessel gilt als Wegbereiter der Ostpolitik (“Wandel durch Annäherung”) von Willy Brandt. Er publizierte nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst u. a. in der Tageszeitung Die Welt und der Wochenzeitung Die Zeit

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1  Beharren der Bundesrepublik Deutschland auf den Grenzen von 1937 und der Nichtanerkennung der DDR sowie dem Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik.

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Bilder: Erich Buschneg (03/2024)

Garmisch-Partenkirchen, Friedhof Garmisch

Erhard Eppler

 

 

Deutscher Politiker (SPD); Sohn von Richard Eppler, Leiter der Mergenthaler-Oberschule, und dessen Frau Hildegard, erste weibliche Stadträtin; wuchs in Schwäbisch Hall auf, Von 1943 bis 1945 nahm er als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 legte er das Abitur am Gymnasium bei St. Michael ab und absolvierte in Frankfurt am Main, Bern und Tübingen ein Lehramtsstudium für Englisch, Deutsch und Geschichte, das er 1951 mit dem ersten und 1953 mit dem zweiten Examen für das höhere Lehramt beendete. 1951 erfolgte an der Universität Tübingen seine Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit Der Aufbegehrende und der Verzweifelnde als Heldenfigur der elisabethanischen Tragödie. Bis 1961 war Eppler als Lehrer am Gymnasium in Schwenningen am Neckar tätig.

Nach dem Tod von Horst Ehmke im Jahre 2017 war Eppler Mitglied der Regierung Kiesinger. In den 1970er und 1980er Jahren hielt er diverse Führungsämter in der SPD inne und war von 1968 bis 1974 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Von 1961 bis 1976 war er Abgeordneter im Bundestag, danach bis 1982 des baden-württembergischen Landtags. Zudem war er nach seiner politischen Laufbahn im Umfeld der evangelischen Kirche tätig, unter anderem mehrfach als Kirchentagspräsident, und war eine der herausragenden Persönlichkeiten der Friedensbewegung der 1980er Jahre.

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Bilder: Marcel Henk (03/2024)

Schwäbisch-Hall, Nikolaifriedhof

Bilder: Klaus Paap (09/2024)
Politiker LVII

Omnibus salutem!