Carl Otto Unico Ernst Baron von Malortie
Hannoverscher Minister, Obermarschall und Autor; der aus einer alten französischen Adelsfamilie entstammende von Malortie studierte nach dem Besuch des Lyzeums (heute Ratsgymnasium) in Hannover von 1823 bis 1826 Rechtswissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen und trat danach in den Hannoverschen Verwaltungsdienst ein, bevor er 1826 bzw. 1827 Amtsauditor in Hannover und Syke und 1829 Assessor und Hilfsarbeiter in die Land-Drostei in Hannover wurde. 1836 wurde er Kammerjunker und Hofmarschall des Herzogs Ernst August von Cumberland (dem späteren König Ernst August von Hannover) und ab 1837 dessen Kammerherr und Reisemarschall. 1851 erfolgte seine Ernennung zum Oberhofmarschall, nachdem er ab 1846 zunächst Verwalter der Königlichen Gärten, Bauten sowie der Königlichen Privatschatulle war. Neben weiteren Tätigkeiten war von Malortie ab 1851 Präsident des Komitees des Museums und des Kunstvereins Hannover und setzte sich für die Etablierung des Königlichen Welfenmuseums ein, das 1862 eröffnet wurde. 1862 wurde von Malortie, unter Beibehaltung des Amtes des Oberhofmarschalls, zum Staatsminister und zum Minister des Königlichen Hauses berufen. Mit der Annexion Hannovers durch Preußen im Jahre 1866 verlor von Malortie alle seine öffentlichen Ämter.
Malortie betätigte sich auch als Schriftsteller und verfaßte zahlreiche historische Schriften, darunter Das Menu (1878), dem 1880 als Fortsetzung der Band Die Feine Küche folgte. Sein Werk Das Menue galt im 19. Jahrhundert als ein Standardwerk der Kochkunst.
Werke u.a.: Der Hof-Marschall. Handbuch zur Einrichtung und Führung eines Hofhalts.
Auszeichnungen u.a.: Ehrendoktorwürde der Universität Göttingen (1846).
Hannover, Herrenhäuser Friedhof
Adolf Friedrich Georg Ernst Albert Eduard VI.
Großherzog von Mecklenburg (1914-18); studierte in München nach dem Abitur Rechtswissenschaften und war zuletzt im Rang eines Generalmajor Angehöriger der preußischen Armee. Adolf Friedrich erbte zunächst den Titel seines Großvaters als Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz, dann nach dem Todes seine Vaters wurde er 1914 Großherzog von Mecklenburg, hatte aber bereits kurz zuvor die Regierungsgeschäfte übernommen. Über sein Privatleben kursieren zahlreiche Gerüchte um seine Frauenbekanntschaften, aber auch in Bezug auf homosexuelle Neigungen. Sein Tod - ob als Folge eines Suizidis oder durch fremde Hand - ist bis heute ungeklärt: Man fand seinen Leichnam mit einer tödlicher Schußverletzung im Kammerkanal bei Neustrelitz.
Mirow, Schloßinsel (Liebesinsel)
Marie Thérèse Louise de Savoie, Mademoiselle de Carignan, Madame de Lamballe
Fürstin von Lamballe; vierte Tochter des Fürsten Ludwig Viktor von Savoyen-Carignan, dem Urgroßvater König Karl Alberts von Sardinien, und Christine Henriette von Hessen-Rheinfels-Rothenburg. Verheiratet wurde sie im Jahre 1767 mit einem der reichsten Männer Europas, dem Prinzen de Lamballe, Urenkel des Grafen von Toulouse, des legitimierten Sohns von Ludwigs XIV. und der Madame de Montespan. Im Alter von 19 Jahre wurde sie Witwe, als ihr Gemahl 1768 an den Folgen einer Geschlechtskrankheit starb. In dem Jahr, in dem der spätere König von Frankreich Ludwig XVI. und Marie Antoinette heirateten, begegneten sich die beiden Frauen - Marie Antoinette 15, Madame de Lamballe 21 Jahre alt - erstmals. Ab 1771 war sie immer häufiger bei Hofe zu sehen und fand die Freundschaft der Thronfolgerin, die in ihr eine Alliierte am für sie fremden Hofe und eine zuverlässige Freundin sah. Nach der Thronbesteigung ihres Gatten ernannte Marie Antoinette sie gegen dessen Widerstand zur ”surintendante de la Maison de la reine” (Intendantin des königlichen Haushalts) und damit auch für die Vergnügungen der Königin zuständig. Als ihr Madame de Lamballe für die Aufgabe ungeeignet, weil zu langweilig, erschien, wurde sie 1776 durch “la plus fraîche et plus insolente”, die ”frischeste und frechste” Yolande Martine Gabrielle de Polastron, Herzogin von Polignac verdrängt. Madame de Lamballe betätigte sich daraufhin karitativ und erwarb von ihrem Schwiegervater das hôtel de Toulouse in Paris (heute Sitz der Banque de France), und sie trat der Freimaurerei bei und wurde am 12.2.1777 Mitglied der Frauenloge "La Candor" . 1781 wurde sie zur Großherrin der "Mère Loge Écossaise" gewählt. Am 10.1.1781 organisierte sie ein Abendessen, gefolgt von einem Ball, zu dem nur Frauen geladen waren, was den Hof schockierte und die Königin irritierte,
Als Marie Antoinette der Habgier der Familie der Polignacs gewahr und müde geworden war, entließ sie die Herzogin von Polignac 1785 und wandte sich erneut Madame de Lamballe zu, die bis zur Französischen Revolution ihre engste Freundin war und mit ihr in den Tuilerien wohnte. 1791 riet ihr die Königin, das Land zu verlassen. Sie reiste nach England, wo sie um Hilfe für die Königsfamilie bat, kehrte aber anschließend wieder in die Tuilerien zurück. Dort setzte sie ihre Dienste für die Königin bis zum 10. August fort, als die Menge in den Palast eindrang, die Prinzessin und die königliche Familie allerdings in die Arme der Assemblée législative (Gesetzgebenden Versammlung) fliehen konnten; anschließend wurden alle im tour de temple gefangengesetzt. Am 19. August wurde Madame de Lamballe jedoch von ihrer Freundin Marie Antoinette getrennt und ins Gefängnis Petite-Force überführt. Als sie sich in einem Verhör vor dem Tribunal von Jacques-René Hébert, dem die Obhut der Inhaftierten anvertraut war, weigerte, die Kontakte des Königs mit der ausländischen Koalition zu bestätigen und den Schwur gegen die Monarchie abzulegen, sollte sie am 3. September in das Gefängnis Grande-Force verlegt werden. Auf dem Weg dorthin wurde sie von dem bewaffneten Pöbel brutal ermordet. Das Haupt wurde ihr abgeschlagen und der Leib verstümmelt, indem man ihn ausweidetet. Den auf einer Pike aufgespießten Kopf und den geschändeten Leib Lamballes schleppte der erregte Mob zum tour de temple mit der Absicht, die Königin, die sie für die Geliebte der Lamballe hielten, zu zwingen, den Kopf zu küssen. Einem der Kommissare der Kommune gelang es schließlich, die Meute zu überzeugen, daß es für ihren Triumph effektiver sei, den Kopf als Trophäe durch die Straßen von Paris zu tragen. Um sieben Uhr abends wurden das Haupt und der geschundene Leib der Madame de Lamballe in einem Grab auf dem [heute nicht mehr existierenden] cimetière des Enfants-Trouvés begraben. Einige Stunden später schickte ihr Schwiegervater, der Herzog von Penthièvre, seinen Diener Fortaire dorthin, um den Leichnam zu bergen - allerdings vergeblich [nach einem Bericht von Adam Pitt].
Das Massaker im September 1792: Darstellung ihrer Ermordung angesichts des Königs und der Königin (3): Ihr Kopf wird auf einer Pike vor den Fenstern des königlichen Gefängnisses umhergetragen.
Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné
Französische Adlige und Autorin; einziges überlebendes von drei Kindern eines aus burgundischem Adel stammenden Offiziers; verlor im Alter von 1½ ihren Vater und mit 7 Jahren auch ihre Mutter. Nachdem sie auch die Großeltern verloren hatte, wurde sie Ziehkind in der Familie des ältesten Onkels mütterlicherseits, Philippe de Coulanges, der ihr die damals übliche Ausbildung angedeihen ließ: sie erlernte das Lateinische, das Spanische und Italienische, lernte Tanzen und erhielt eine gute literarische Ausbildung. Ausgestattet mit einer Mitgift von 300.000 Francs wurde sie mit dem 21-jährigen, aus altem bretonischen Adel entstammenden Marquis Henri de Sévigné verheiratet, der 1651 bei einem Duell ums Leben kam. In Paris schuf sie um sich herum einen intellektuellen Kreis, zu dem u.a. die Romanautorin Madeleine de Scudéry gehörte, und war mit vielen Persönlichkeiten des dortigen gesellschaftlichen Lebens befreundet. Bekannt wurde Madame de Sevigné aufgrund ihrer ca. 1.500 Briefe an ihre in der Provence lebenden Tochter Françoise Marguerite de Grignan und andere Personen. Die Briefe, die zum Kreis der Klassiker der französischen Literatur zählen, gewähren einen detaillierten Einblick in das Leben am Hofe und dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben der gehobenen Gesellschaftsschicht im Frankreich des 17. Jahrhunderts.
Grignan, Collégiale Saint Sauveur-Dalle
Paris, Cimetière des enfants-trouvés
König von Schweden (1568-92); zweiter Sohn von König Gustav I. Wasa; wurde von seinem älteren Bruder Erich XIV., der 1560 Gustav Wasa auf dem schwedischen Thron gefolgt war, wegen seiner engen Beziehungen zu Polen 1563 gefangen gesetzt. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Karl erhob sich Johann schließlich gegen Erich und setzte ihn ab; 1569 wurde Johann von den schwedischen Ständen zum König erhoben und gekrönt. In der Außenpolitik setzte Johann die von Erich eingeleitete Osterweiterung Schwedens fort. Johanns Nachfolger wurde sein Sohn Sigismund I., der zugleich seit 1587 als Sigismund III. Wasa König von Polen war.
Verheiratet war Johann III. in erster Ehe seit 1561 mit Katharina von Polen, der jüngsten Tochter von König Sigismund I. von Polen.
Uppsala, Dom
Landgraf von Hessen-Kassel; Sohn des Landgrafen Wilhelm VIII.; wurde an Schulen in den kalvinistischen Städten Genf und Lausanne erzogen. Ab 1741 kämpfte er mit den hessischen Truppen für Kaiser Karl VII. Albrecht im Österreichischen Erbfolgekrieg und wurde in dieser Zeit zum Generalleutnant befördert. Im Siebenjährigen Krieg kämpfte er an der Seite Friedrichs II., des Großen, wurde zum General und Vize-Gouverneur von Wesel ernannt und erhielt das Infanterieregiment 48, 1757 das Infanterieregiment 45. Im gleichen Jahr wurde er Gouverneur von Wesel und Träger des Schwarzen Adlerordens, des höchsten preußischen Ordens. Er kämpfte in der alliierten Armee in Mähren und Schlesien bis zum Ende des Krieges. Im März 1759 wurde er zum General der Infanterie befördert. Als sein Vater am 1.2.1760 starb, trat Friedrich dessen Nachfolge an. Gleich unternahm er einige Versuche, die Grafschaft Hanau, die abgetrennt worden war (s.u.), wieder mit Hessen-Kassel zu vereinigen, die aber am Widerstand Großbritanniens und der evangelischen Stände scheiterte, obwohl Friedrich II. der Große, der ihn bereits im März 1760 zum Generalfeldmarschall ernannt hatte, ihn in diesem Bemühen unterstützte. Nach dem Ende des Krieges richtete sich das augenmerk des Landgrafen auf die Wiederherstellung und die Verschönerung seiner Residenz Kassel. Es begann eine rege Bautätigkeit, die vom Landgraf unterstützt und gefördert wurde. So sorgte er für die Ansiedlung von Industrie und Manufakturen in Hessen und holte Künstler und Gelehrte nach Kassel. 1777 gründete er die Akademie der Künste, im Folgejahr das Fridericianum ein Museumsbau, der 1779 fertiggestellt wurde. Die finanziellen Mittel für alle diese umfangreichen Aktivitäten beschaffte sich Friedrich, der als erster Fürst der Aufklärung in Hessen gilt, indem er mit seinem Schwager Georg III., dem König von Großbritannien, im Januar 1776 sogenannte Subsidienverträge schloß, in denen er sich verpflichtete, Soldaten in einer Gesamttruppenstärke von etwa 12.000 Mann für dessen Kampf im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. mietweise zu überlassen; allerdings durften die Soldaten auf ausdrücklichen Wunsch des Landgrafen in diesen Dienst nicht gepreßt werden1.
Im Februar 1749 war Friedrich heimlich zum katholischen Glauben konvertiert, worauf sich seine Frau Maria, Tochter Georgs II. und der Markgräfin Karoline von Brandenburg-Ansbach, mit der er seit 1740 verheiratet war, mit den drei gemeinsamen Kindern von ihm trennte und sich in der Grafschaft Hanau-Münzenberg, die von Hessen-Kassel extra hierfür getrennt wurde, niederließ und die letzten Jahre im Rumpenheimer Schloß verbrachte. Nachdem Maria 1772 gestorben war, heiratete er 1773 in zweiter Ehe Prinzessin Philippine von Preußen aus der Nebenlinie Brandenburg-Schwedt; die Ehe blieb kinderlos.
Inschrift: Friedrich II., Landgraf von Hessen. Stifter der ersten St.-Elisabeth-Kirche 1785.
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1 Der Spielfilm Der Winter, der ein Sommer war, den der Regisseur Fritz Umgelter 1976 mit Günter Strack in der Rolle des Landgrafen drehte, beschäftigt sich mit der Episode der Soldatenvermietung.
Kassel, Sankt-Elisabeth-Kirche
Hinweis: Nachdem die Sankt-Elisabeth-Kirche durch die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden war, wurden die sterblichen Überreste Friedrichs II. in das Treppenhaus des Neubaus der Kirche umgebettet.
Helena Pawlowna Romanowa [russ. Елена Павловна]
Großfürstin von Rußland; Erbprinzessin von Mecklenburg; Mitglied des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp; zweite Tochter Pauls I. von Rußland; Schwester der späteren Zaren Alexander I. und Nikolaus I.. Enkelin der Zarin Katharina II.; sie erhielt eine Ausbildung in Philosophie, Literatur, Musik, Tanz und in Sprachen (Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch) durch mehrere Hauslehrer und Gouvernanten.
Verheiratet wurde die 14-Jährige am 23.10.1799 auf Schloß Gattschina bei Sankt Petersburg mit dem Erbprinzen Friedrich Ludwig zu Mecklenburg, dem ältesten Sohn des Großherzogs Friedrich Franz I. und dessen Frau Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha. Mit ihrem Mann lebte sie in Schwerin, später in Ludwigslust, das zur Hauptstadt geworden war. Helena Pawlowna starb kurz nach der Geburt ihrer Tochter Marie Luise Friederike (†1862) - vermutlich infolge einer Lungenentzündung. Ihr im Jahre 1800 geborener Sohn Paul Friedrich wurde 1837 nach dem Tode seines Großvaters Großherzog von Mecklenburg-Schwerin.
Ludwigslust, Schloßpark, Mausoleum
Großherzog von Mecklenburg-Schwerin (seit 1815); ab 1785 regierender Herzog zu Mecklenburg; Vater des Erbprinzen Friedrich Ludwig zu Mecklenburg; 1787 löste er die vier, bislang noch an Preußen im Rahmen der Reichexekution unter Herzog Karl Leopold von Mecklenburg seit 1731 verpfändeten Ämter wieder aus und erwarb mit dem Vertrag von Malmö 1803 zunächst pfandweise die altmecklenburgischen Besitzungen Wismar, Poel und Neukloster von Schweden zurück. Außerdem gewann er durch Entschädigungen aus den rechtlichen Folge des Reichsdeputationshauptschlusses Gebietszuwachs. 1789 vereinigte er die Herzogliche Friedrichs-Universität, die seit 1760 als Abspaltung der der 1419 gegründeten Universität Rostock in Bützow bestand, wieder mit dieser. In den Napoleonischen Kriegen verhielt Friedrich Franz sich zunächst neutral; das änderte sich erst, als nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 französische Truppen das Land im Dezember 1806 besetzten. Friedrich Franz verließ mit seiner Familie das Land und stellte sich in Altona (heute zu Hamburg) unter dänischen Schutz nach Altona. Im Juli 1807 konnte Zar Alexander I., der Bruder seiner verstorbenen Schwiegertochter Helena Pawlowna, anläßlich eines Treffens mit Napoléon die Wiedereinsetzung des Herzogs - unter der Bedingung dessen Beitritts zum Rheinbund - erreichen. Den Rheinbund verließ er allerdings in dem Moment wieder, in dem Napoléons Rußlandfeldzug gescheitert war, und wandte sich jetzt mit seinen Soldaten gegen Frankreich. Eine Tag vor der Schlacht bei Waterloo, in der Napoléon geschlagen wurde, am 17. Juni 1815 erhielt Friedrich Franz I. Großherzogwürde. Sein Nachfolger wurde sein Enkel Paul Friedrich.
Bad Doberan, Münster
Philipp II. der Kühne [franz. Philippe le Hardi]
Herzog von Burgund (1363-1404); vierter Sohn des französischen Königs Johann des Guten aus dem Haus Valois und Guthas von Luxemburg; Großvater von Philipp III., dem Guten (*1396, †1467) ; Vater von Johann ohne Furcht [franz. Jean sans Peur]; wurde als Herzog von Burgund Begründer des jüngeren Hauses Burgund als Seitenzweig der Valois. Nach seiner Teilnahme an der Schlacht von Poitiers gegen die Engländer im Jahre 1356, die ihm den Beinamen “der Kühne” einbrachte, verbrachte er vier Jahre gemeinsam mit seinem Vater in englischer Gefangenschaft. Als er schließlich 1360 nach Frankreich zurückgekehrt war, übernahm er nach dem Tod des Herzogs von Burgund, der kinderlos geblieben war, das Herzogtum Touraine. 1363 verzichtete Philipp auf die Touraine und erhielt von seinem Bruder, König Karl V. von Frankreich, das Herzogtum Burgund. 1369 heiratete er Margarete von Flandern, die Erbtochter des Grafen von Flandern. Zwischen 1369 und 1373 kämpfte Philipp in der Normandie gegen die Engländer, und 1382 beteiligte er sich an der Niederschlagung eines Aufstands der flämischen Städte gegen seinen Schwiegervater, nach dessen Tod kam er er 1384 in den Besitz der Grafschaften Flandern, Artois, Rethel, Nevers und die Franche-Comté, als seine Germahlin Margarete Herzogin von Flandern wurde und die Grafschaften erbte; 1390 erwarb er dann noch die Grafschaft Charolais käuflich hinzu. Mit diesen Erwerbungen legte Philipp die Grundlage zu einem mächtigen burgundisches Reich zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich. Von 1380 bis 1388 führte Philipp zusammen mit seinen zwei Brüdern die Regentschaft für den minderjährigen französischen König Karl VI., und nachdem Karl 1392 für geisteskrank erklärt worden war, bestimmte Philipp erneut als Regent die französische Politik entscheidend mit. Philipp der Kühne starb an einem plötzlich auftretenden heftigen Fieber.
Dijon, Palais des Ducs de Bourgogne, Salle des Gardes
Hinweis: Philipps Leichnam wurde in das (allerdings noch nicht fertiggestellte) Kartäuser-Kloster Champmol in Dijon gebracht, das während der Französischen Revolution im Jahre 1791 enteignet, zum Staatseigentum erklärt und schließlich bis auf wenige Reste abgetragen wurde. Die Herzogsgrabmäler – Philipps sowie dasjenige Johann ohne Furchts [franz. Jean sans Peur] - wurden zuvor demontiert und in der Kirche St. Benigne in Dijon wieder aufgestellt, dann dort aber 1793 zerschlagen. 1819 wurden die Gisants, d.h. Liegefiguren, unter Verwendung der erhaltenen Gesichter und Hände rekonstruiert, während die auf den Grabmälern sitzenden, fast vollständig erhaltenenen Engel, sowie die an den Seitenwänden befindlichen Trauerfiguren wieder aufgestellt werden konnten. 1827 wurden die Ensembles in die Salle des Gardes im Palais des Ducs de Bourgogne gebracht, der dem Mittelalter gewidmet ist und als Museum einen Teil der Geschichte und Identität Burgunds darstellt.
Alcobaça, Zisterzienser Kloster der Heiligen Maria von Alcobaça
Alcobaça, Zisterzienser Kloster der Heiligen Maria von Alcobaça
Königin von Portugal; Tochter eines galicischen Adeligen; kam 1340 als Hofdame der kastilischen Prinzessin Constança Manuel in deren Gefolge nach Portugal, wo Constança mit ihrem Gemahl Peter (I.) zusammen geführt werden sollte (die Ehe war bereits am 6.2.1336 im Konvent von Heiligen Francisco in Évora per procurationem geschlossen worden). Als Peter sich in die jüngere Inês, zwang Alfons IV. sie 1344, das Land zu verlassen. Als aber Constança Manuels nach der Geburt des Thronerbens, des späteren König Ferdinands I. im Jahre 1345 starb, ließ Peter seine Geliebte gegen den ausgesprochenen Willen des Vaters zurückkommen und lebte mit ihr in Coimbra. Während der vier Jahre, in denen sie dort zusammenlebten, kamen drei Kinder zur Welt. Um zu verhindern, daß Inês eines Tages versuchen könnte, eines ihrer Kinden zulasten des legitimen Thronfolgers auf den portugiesischen Thron zu bringen bzw. aus Sorge, ihre kastilische Verwandschaft könnte in Portugal Einfluß gewinnen, wurde Inês auf Befehl ihres Schwiegervaters, als Hochverräterin verurteilt und hingerichtet.
Ihr tragisches Leben diente mehrfach als Vorlage für literarische Adaptationen.
Assassínio de Dona Inês de Castro (historisierendes Gemälde, pinxit Columbano Bordalo Pinheiro)
König von Portugal (1357-67); aus dem Haus Burgund; Sohn König Alfons IV. von Portugal (*1291, †1357); verheiratet war er mit der kastilischen Prinzessin Constança Manuel, die, als sie 1340 nach Portugal kam (die Ehe war bereits am 6.2.1336 im Konvent von Heiligen Francisco in Évora per procurationem geschlossen worden), in ihrem Gefolge ihre Kammerdame Inês de Castro mitbrachte, in die er sich verliebte, die sein Vater jedoch 1344 zwang das Land zu verlassen. Nachdem Constança 1345 den Thronerben, den späteren König Ferdinand I., zur Welt gebracht hatte, aber bei der Geburt starb, holte Peter seine Geliebte gegen den Willen seines Vaters wieder zurück nach Portugal. und verbrachte vier Jahre mit ihr in Coimbra, während derer drei Kinder geboren wurden. Alfons war von dieser Entwicklung nicht begeistert, da er eine Schwächung seiner Dynastie befürchtete. So versuchte er Peter zu einer neuen, standesgemäßen Ehe zu überreden, was dieser jedoch weit von sich wies. Der Zwist zwischen Vater und Sohn verstärkte sich weiter, als das Gerücht aufkam, Peter und Inês hätten heimlich geheiratet. Am 7.1.1355 gab der König schließlich dem Druck seiner Berater nach und ließ in Abwesenheit seines Sohnes, der sich auf der Jagd befand, Inês ermorden. Die Ermordung führte zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen Alfons und Peter, die in eine Revolte mündete. Erst nach Monaten und dem Eingreifen der Königin Beatriz konnte der Konflikt beigelegt werden. Nach dem Todes seines Vater wurde Peter 1357 König von Portugal. Er ließ zwei die Mörder von Inês verfolge; zwei konnten festgenommen und hingerichtet werden, einer entkam nach Frankreich. Die gemeinsamen Kinder wurden 1360 legitimiert.
Hinweis: Sie wurde zunächst in der Ludwigsluster Schloßkirche im Gewölbe unter der Kanzel beigesetzt, da das für sie bestimmte Mausoleum erst 1806 fertiggestellt wurde.
Omnibus salutem!