Heinrich II.  [span. Enrique de Trastámara]

 

König von Kastilien (seit 1369); natürlicher Sohn von Alfons XI. und Leonor de Guzmá; gelangte nach langem Bürgerkrieg auf den kastilischen Thron, indem er seinen Halbruder Peter I., Sohn seines Vaters und Maria, Tochter des portugiesischen Königs Alfons IV., entthronte, gefangensetzte und schließlich ermordete. Den Thron verteidigte er im folgenden Erbfolgekrieg mit Unterstützung Frankreichs gegen die mit Portugal, England, Aragonien und Navarra verbündeten Anhänger des ermordeten Peters I., u.a. in der Seeschlacht von La Rochelle am 22. und 23. 6 1372, in der die französisch-kastilische Flotte die der Engländer besiegte.

Während seiner Regentschaft entwickelte sich Heinrich zu einem bedeutenden Fürsten, der das Land mit Hilfe der Cortes durch innere Reformen befriedete. Heinrich begründete die Linie Trastámara der Könige von Kastilien und Aragonien. 

Verheiratet war Heinrich mit Juana, der Tochter von Juan Manuel de Villena, einem Mitglied einer Seitenlinie des Hauses Kastiliens, verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder – darunter den Sohn Johann I., der ihm nachfolgte.

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Bild: Tiberioclaudio99 (10/2009) Wikipedia.org
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Toledo, Kathedrale, La capilla de los Reyes Nuevos

Mathilde von Tuszien  [ital. Matilde di Canossa]

 

Markgräfin der Toskana; Tochter des Markgrafen Bonifaz von Tuszien und der Beatrix von Lothringen; letzte Vertreterin des Hauses Canossa; Mathilde war zunächst mit Gottfried IV., gen. der Bucklige (†1076), dem Sohn ihres Stiefvaters, verheiratet 1090 heiratete sie in zweiter Ehe den 16-jährigen Welf V. aus dem Geschlecht der Welfen). Bereits kurz nach der Eheschließung, Ende 1071, verließ sie ihren Mann und lebte auf ihren Gütern in Italien. Nach dem Tod ihres Mannes erbte sie den Besitz des Hauses Canossa in Tuszien und Mittelitalien, übernahm die Regierung in Tuszien, residierte auf der 18 Kilometer südlich von Reggio nell’Emilia gelegenen Burg Canossa heinrichivcanossaund beherrschte .fast die gesamte Toskana und die Emilia. Im Investiturstreit ergriff sie als eine mächtige Bundesgenossin die Seite der Päpste im Kampf gegen die deutschen Kaiser, indem sie erstere sowohl politisch als auch militärisch unterstützte. Auf Mathildes Burg Canossa trat König Heinrich IV. im Februar 1077 Papst Gregor VII. entgegen, der dort Zuflucht gefunden hatte, um die Lösung vom Kirchenbann zu erreichen. Dort leistete er Kirchenbuße und wurde vom päpstlichen Bann losgesprochen.

Um 1079 überließ Mathilde ihren umfangreichen Besitz in Mittelitalien, die sogenannten Mathildischen Güter, dem Papsttum, erhielt ihn aber als päpstliches Lehen zur freien Verfügung zurück. 1111 setzte die kinderlose Mathilde Kaiser Heinrich V. als ihren Erben ein; der sein Erbe nach Mathildes Tod 1115 während eines Romzuges in Besitz nahm.

Heinrich IV. (kniend) bittet Mathilde von Tuszien-Canossa um Vermittlung in seinem Streit mit Papst Gregor VII. Links mit Bischaftsstab der Abt von Cluny, Heinrichs Berater (Miniatur aus dem Jahre 1115)

Der Konflikt zwischen Kaiser und Papst um die von beiden Seiten beanspruchten Mathildischen Güter endete erst 1213 mit dem formellen Verzicht Friedrichs II. auf den Besitz.

Inschrift: Urbanus VIII. Pont. Max. Comitissae Mathildi virilis animi foeminae sedis apostolicae propugnatrice pietate insigni liberalitate celeberrimae huc ex Mantuano sancti Benedicti coenobio translatis ossibus gratus aeternae laudis promeritum mon post an MDCXXXV [Papst Urban VIII. setzte der Gräfin Mathilde, einer Frau männlichen Sinnes, des Apostolischen Stuhles Verteidigerin von ausgezeichneter Frömmigkeit, der durch ihre Freigebigkeit Hochberühmten, nach der Überführung ihrer Gebeine vom Kloster des heiligen Benedikt in Mantua hierher dankbar das verdiente Denkmal ewigen Ruhmes im Jahr 1635]

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Vatikanstaat, Petersdom (San Pietro in Vaticano)

Hinweis: Mathilde wurde zunächst in der Abteikirche von St. Benedikt Polirone beigesetzt, wo ihre sterblichen Überreste bis 1632 verblieben. Nachdem das Kloster von Abt Andreasi an Papst Urban VIII verkauft worden war, ließ dieser sie nach Rom überführen.

Bild:  Bede735 (06/2013) Wikipedia.org
Bild:  Bede735 (06/2013) Wikipedia.org

Anton Graf von Arco Valley

 

Deutscher Adeliger, Jurist; Sohn von Maximilian Graf Arco-Valley und dessen Frau Emmy Freiin von Oppenheim aus der Bankiersfamilie Oppenheim; studierte Rechtswissenschaften und stieg nach seinem Eintritt in die bayerische Armee zum Leutnant des bayerischen Leibregiments auf. Bekannt wurde Graf Arco-Valley, als er am 21.2.1919 in einem antisemitisch aufgeheizten politischen Klima in Münchens Promenadestraße (heute Kardinal-Faulhaber-Straße) nahe der Liebfrauenkirche den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner durch zwei Schüsse in den Hinterkopf ermordete, als dieser auf dem Weg zur Eröffnung des neugewählten Landtages in München war. Während Eisner auf der Stelle tot war, wurde Arco Valley zwar durch die Schüsse, die Eisners Bewacher auf ihn abgaben, schwer verletzt, überlebte allerdings durch eine von Ferdinand Sauerbruch durchgeführte Notoperation. Eisners Tod führte zur Ausrufung der Münchener Räterepublik. Anfang 1920 wurde Arco-Valley vor einem sogenannten Volksgericht, das noch durch die Regierung Eisner eingeführt worden war, um politische Gewalttäter zügiger aburteilen zu können, des Mordes angeklagt und am 16. Januar zunächst zum Tode verurteilt, allerdings wurde bereits einen Tag später die Todesstrafe in eine als ehrenhaft geltende Festungshaft umgewandelt, die er ab Januar 1920 in der Festung Landsberg am Lech absaß, in der ab 1923 auch Adolf Hitler einsaß. Nach seiner vorzeitigen Entlassung am 13.4.1924 wurde Graf Arco-Valley auf Bewährung und 1927 aus Anlaß des 80. Geburtstags des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg endgültige amnestiert. Danach war er als Redakteur der Zeitung Bayerisches Vaterland tätig, später als Direktor der aus Reichsmitteln finanzierten Süddeutschen Lufthansa, aus der er jedoch schon Anfang 1930 wieder ausschied. Zu Spannungen mit den Nationalsozialisten kam es im Zuge kritischer Äußerungen hinsichtlich der zentralistischen Innenpolitik Hitlers, die dazu führten, daß er in “Schutzhaft” genommen wurde; er wurde jedoch noch in selben Jahr wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem er versichert hatte, sich nicht weiteres über Hitlers Politik zu äußern und sich zudem der bayerische Kronprinzen für ihn eingesetzt hatte. Er blie jedoch weiterhin unter Beobachtung.

Anton von Arco-Valley kam bei einem Verkehrsunfall ums leben, als er mit seinem Kraftfahrzeug beim Überholen eines Pferdefuhrwerks mit einem entgegenkommenden Fahrzeug der US-Armee kollidierte.

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Bild: ViennaUK (07/2011) Wikipedia.de
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Sankt Martin im Innkreis (OÖ), Kalvarienberg (Grablege der Grafen v. Arco)

James Ogilvy, 7. Earl of Findlater, 4. Earl of Seafield

 

 

Schottische Adliger; studierte in Oxford, und heiratete anschließend in Brüssel 1779 Christina Teresa Murray († 1813), die Tochter von Sir Joseph Murray, Count of Melgum, Baronet of Nova Scotia, unter anderem Generalleutnant in der Armee des Römisch-Deutschen Kaiserreichs, mit der er aber nur kurz zusammen lebte. Aufgrund seiner homosexuellen Neigungen wurde Ogilvy aus seiner Heimat ausgewiesen und siedelte nach Dresden über, wo er das Herrenhaus Helfenberg sowie mehrere zusammenhängende Weinbergsgrundstücke am Dresdner Elbhang, auf denen er sich vom Architekten und Hofbaumeister Johann August Giesel ein Palais errichten ließ, erwarb. Auf den Grundmauern des Palais, dessen Fertigstellung Ogilvy nicht mehr erlebte, wurde später das Schloß Albrechtsberg errichtet. Bei seinem Tod im Jahre 1811 erlosch der Titel Earl of Findlater. Der Titel Earl of Seafield ging an seinen Cousin Sir Lewis Alexander Grant (1767–1840) über, der auch den Nachnamen Ogilvy übernahm.

Ansicht des Berg-Palais des verstorbenen James Ogilvy, 7. Earl of Findlater bei Dresden

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Bild: Parsival von Pallandt (2017)

Dresden-Loschwitz, An der Loschwitzer Kirche

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Anne Seymour

      

 

Englische AdeligeDuchess of Somerset; Literaturmäzenin; einziges Kinde von Edward Stanhope und dessen by Ehefrau Elizabeth Bourchier; heiratete im März 1535 Edward Seymour, den älteren Bruder von Jane Seymour, die dritte Ehefrau Heinrichs VIII.

Anne gehörte unter der Herrschaft von König Eduard VI. zu den höchstrangigen Damen des englischen Adels und betätigte sich als Patronin für diverse protestantische Autoren. Nach dem Sturz ihres Mannes durch John Dudley, 1. Duke of Northumberland fiel Anne im Jahr 1551 in Ungnade und verbrachte zwei Jahre im Tower von London. Nach der Thronbesteigung Marias I. erhielt Anne, obwohl sie offen protestantisch war, von der Königin ihre Freiheit zurück. Durch die heimliche Heirat ihres Sohnes Edward Seymour, 1. Earl of Hertford unter der Herrschaft Königin Elisabeths I. ist Anne die Schwiegermutter von Lady Catherine Grey, Schwester von Lady Jane Grey, die nur neun Tage Königin von England war..

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Bild: Bernard Gagnon (08/2008) Wikipedia.en
Bild: Bernard Gagnon (08/2008) Wikipedia.en

London, Westminster Abbey

Friedrich August von Schleswig-Holstein-Gottorf

      

 

Fürstbischof von Lübeck; Herzog von Oldenburg; sechstes Kind des Holsteiner Prinzen und Lübecker Fürstbischofs Christian August (*1673, †1726) und der Prinzessin Albertine Friederike von Baden-Durlach (*1682, †1755);. Seine Nichte wurde als Katharina II. Zarin von Rußland.

 

 

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Bilder: Parsifal von Pallandt (08/2017)

Lübeck, Dom, Fürstbischöfliches Mausoleum

Matilda Maria Felixowna Kschessinskaja  [russ. Матильда Феликсовна Кшесинская]

 

Russische Prinzessin (durch Heirat), Primaballerina; einer polnischen Familie entstammend, die am nach Marie von Hessen-Darmstadt (nach ihrer Heirat Maria Alexandrowna), der Gemahlin von Zar Alexanders II.,genannten Mariinski-Theater in Sankt Petersburg engagiert war; .begann ihre tänzerische Karriere dort unter dem Choreographen Marius Petipa, 1890 schloß sieihre Ausbildung erfolgreich am Kirow-Ballett, dem Ballett des Mariinski-Theaters ab.

Sie war die erste Ballerina, die die „32 fouettés en tournant“ der Italienerin Pierina Legnani (*1863, †1923) wiederholte. Der Erfolg von Kschessinskaja beruhte auf ihrer besonderen Grazie und ihrer ausdrucksvollen Gestaltungskraft, die das Publikum in ihren Bann zog. Große Aufmerksamkeit erregte ihre Affaire mit Zar Nikolaus II., der angeblich seine “Unschuld” mit ihr verloren hat. Der Zar gab sogar 1904 für sie eine Villa in Auftrag, die bis heute ihren Namen trägt und heute das Museum für die politische Geschichte Rußlands (ehemals Revolutionsmuseum) beherbergt. Am 13.2.1920 floh sie gemeinsam mit der Familie der Großfürstin Maria Pawlowna über Italien nach Frankreich. 1921 heiratete sie in Paris Großfürst Andrej Wladimirowitsch Romanow, Sohn des Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch Romanow und der Maria Pawlowna. Er behauptete auch, der Vater von Kschessinskajas Sohn, Wladimir Romanowsky-Krasinsk y (*1902, †1974), zu sein.

1929 öffnete Kschessinskaja ihre eigene Ballettschule, an der sie Studenten wie Lady Margot Fonteyn, Lady Alicia Markova, André Eglevsky und Tamara Toumanova unterrichtete. 1936 trat sie das letzte Mal öffentlich anläßlich eines Wohltätigkeitsballs im Royal Opera House in Covent Garden in London auf. 1960 veröffentlichte sie ihre Autobiographie.

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Andrej Wladimirowitsch Romanow

 

Russischer Großfürst; Mitglied des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp. vierter Sohn von Großfürst Wladimir Alexandrowitsch Romanow (1847–1909) und seiner Gattin Maria Pawlowna (1854–1920), Tochter des Großherzog Friedrich Franz II. und seiner ersten Ehefrau Prinzessin Auguste Reuß zu Schleiz-Köstritz; floh mit seiner Mutter, anderen Mitgliedern der Familie und seiner Geliebten Matilda Kschessinskaja am 13.2.1920 an Bord eines italienischen Schiffes in Richtung Venedig. und von dort nach Frankreich, 1921 heiratete er in Paris seine Geliebte

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Bild: Muumi (11/2011), Wikipedia.ru
Bild: Muumi (11/2011), Wikipedia.ru
Bild: Muumi (11/2011), Wikipedia.ru

Sainte-Geneviève-des-Bois, Russischer Friedhof

Jakob II. [engl. James II.}

König von England als Jakob VII. König von Schottland; zweiter Sohn Karls I. und der Königin Henrietta Maria, der Tochter Heinrichs IV. von Frankreich; Bruder Karls II.: wurde 1634 zum Herzog von York und Albany erhoben. Nach der Hinrichtung seines Vaters floh er nach Frankreich und kämpfte zwischen 1652 und 1655 im französischen Heer unter Henri de La Tour d'Auvergne, Vicomte de Turenne, dann bis 1659 im spanischen unter Condé, siegte als Oberbefehlshaber der britischen. Seemacht 1665 über die Holländer. Nach der Restauration der Monarchie in England 1660 wurde sein Bruder als Karl  II. König und Jakob selbst Großadmiral von England. 1672 konvertierte Jakob zum Katholizismus. Im Folgejahr verabschiedete das englische Parlament die Testakte, der zur Folge öffentliche Ämter nur mit Angehörigen der anglikanischen Kirche besetzt werden durften. Jakob trat daraufhin als Großadmiral zurück. 1679 versuchte das Parlament - allerdings ohne Erfolg - Jakob von der Thronfolge auszuschließen. Nach dem Tode seines Bruders wurde er jedoch am 23.4.1685 zum König von England, König von Schottland und König von Irland gekrönt, mußte aber immer wieder gegen seine Widersacher vorgehen; so warf er eine Revolte seines Neffen James Scott, des Herzog von Monmouth, in England nieder und eine weitere unter Archibald Campbell in Schottland. Zugleich aber riefen seine harten und blutigen Vergeltungsmaßnahmen gegen die Rebellen Kritik hervor und verschreckten so viele seiner Anhänger. Jakob suchte die Unterstützung der Dissenters (Abweichler) und der Katholiken zu gewinnen, indem er 1687 die konfessionell motivierten Restriktionen gegen sie aufhob; erreichte jedoch nur eine zunehmende Spannung im Lande. Zunächst schien die Geburt seines Sohnes James Francis Edward Stuart, am 10.6.1688 eine katholische Thronfolge zu sichern, aber bereits wenig später boten seine Widersacher Wilhelm von Oranien, dem späteren Wilhelm III., der Jakobs Tochter Maria geheiratet hatte, den englischen Thron an und lösten damit die Glorious Revolution aus. Wilhelm landete im November 1688 in England, zog gegen London und wurde als Befreier gefeiert.

Maria Beatrix von Modena

Jakob mußte, von seinen Truppen verlassen, nach Frankreich fliehen, wo er von König Ludwig XIV. Hilfe erhielt. 1690 landete Jakob mit französischen Truppen in Irland, um die Krone zurückzugewinnen; wurde jedoch in der Schlacht am Boyne besiegt und kehrte nach Frankreich zurück, wo er wenig später starb .

Jakob war zweimal verheiratet: Ab 24.11.1659 mit Lady Anne Hyde und ab 21.11.1673 mit der Katholikin Maria Beatrix von Modena, Tochter von Alfonso IV. d’Este,.

Mit seinem Vater (1647, pinxit Peter Lely)

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Bild: Jcesare (08/2017) Wikipedia.en
Bild: Jcesare (08/2017) Wikipedia.en
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Saint-Germain-en-Laye (Dép. Yvelines), Église Saint-Germain

Fjodor Iwanowitsch Tolstoi gen. Amerikaner [russ. Фёдор Ива́нович Толсто́й, Америка́нец]

                                   

 

Russischer Adliger; Offizier, Abenteurer und Duellant; aus dem Geschlecht der Tolstois, eines von sieben Kindern des Grafen Iwan Andrejewitsch Tolstoi und dessen Gemahlin Anna Fjodorowna; Onkel zweiten Grades des Schriftstellers Leo Tolstoi; galt wegen seines ungewöhnlichen Temperaments, seiner ausgeprägten Abenteuerlust und seiner Leidenschaft für Duelle - bereits im Alter von 17 Jahren duellierte er sich mit einem Offizier - sowie für Kartenspiele zeit seines Lebens als eine äußerst skandalträchtige Figur der russischen Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts. Zugleich war er mit mehreren berühmten Dichtern jener Zeit persönlich bekannt und diente einigen von ihnen als Vorlage für Figuren in ihren Werken.

Wie in der Tolstoi-Famile üblich wurde auch er sowie zwei seiner Brüder im Marinekadettenkorps in Sankt Petersburg ausgebildet. 1803 ging er, obwohl er nicht in der Marine diente, als ein Mitglied der Besatzung des Segelschiffs Надежда (Nadeschda, dt. Hoffnung) auf eine von Adam Johann von Krusenstern geleitete Weltumrundung - der ersten Weltumrundung unter russischer Flagge. Es wird angenommen, daß er sich zu der Teilnahme entschlossen hatte, um auf diese Weise einer Bestrafung im Preobraschensky-Regiment zu entgehen, wobei er vorgegeben habe, der Cousin und Namensvetter zu sein dieser hatte die Seereise nicht antreten wollen, da er an der Seekrankheit litt. Da er auch an Bord sein ungestümes Verhalten nicht zügeln konnte, wurde er, nachdem er zuvor bereits mehrfach unter Arrest gestellt worden war, von Krusenstern schließlich während des Zwischenaufenthalts in Kamschatka an Land gesetzt. Er kehrte auf abenteuerlichen Wegen über den russischen Fernen Osten, Sibirien, den Ural und die Wolga-Region nach Sankt Petersburg zurück, wo er im August 1805 eintraf. Aufgrund seines Aufenthaltes im damals noch Rußland gehörenden Alaska (Russisch-Amerika) erhielt er den Spitznamen Америка́нец (Amerikaner). Schon bei seiner Ankunft in Sankt Petersburg wurde Tolstoi, dem zudem aufgrund eines Ukas von Alexander I. ein Betreten, der Stadt verboten war, verhaftet und nach seiner Degradierung in eine abgelegene Festung überführt, in der er von 1805 bis 1808 diente. Nur seiner Freundschaft mit General Michail Petrowitsch Dolgorukow verdankte er einen Posten als Adjutant an der Front während des Russisch-Schwedischen Krieges; Dank seines dortigen Einsatzes wurde er rehabilitiert und konnte am 31.10.1808 als Leutnant wieder in sein ursprüngliches Regiment einrücken. Nach wenigen Monaten wurde er aufgrund weiterer Duelle 1811 aus dem Militärdienst entlassen. Als die Grande Armée Napoléons 1812 auf Moskau vorrückte, kehrte er als Freiwilliger in die Armee zurück. Während der Schlacht von Borodino wurde er im Knie schwer verwundet, wurde mit dem Kreuz des heiligen Georg, vierten Ranges, ausgezeichnet und rehabilitiert und zum Oberst befördert. Am Ende des Krieges verließ er schließlich die Armee und ließ sich in Moskau nieder. Dort war er sowohl Gast als auchtolstoi_ji_sarra_bd Gastgeber bei zahlreichen Empfängen und Bällen und machte Bekanntschaft mit vielen renommierten Künstlern und Schriftstellern, u.a. mit Denis Dawydow, Nikolai Gogol und Alexander Puschkin. Er machte sich jedoch einen eher zweifelhaften Namen als Kartenspieler, weil er sich wohl auch des Falschspielens bediente.

Tolstois Tochter Sarra (*1821, † 1838), pinxit Pjotr Sokolow, (um 1835)

Verheiratet war Fjodor Ieanowitsch Tolstoi seit 1821 bis zu seinem Tode mit der Tänzerin Awdotja Maximowna Tugajewa, nachdem er viele Jahre mit ihr bereits zusammengelebt hatte. Von insgesamt zwölf Kinder, von denen aber nur eines das Erwachsenenalter erreichte. Tolstois älteste Tochter Sarra, die von Kindheit an eine dichterische Begabung erkennen ließ, aber als physisch und psychisch äußerst labil galt, starb mit nur 17 Jahren an den Folgen der Schwindsucht.

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Moskau, Wagankowskoje-Friedhof

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 Adel / Regenten CII

Omnibus salutem!