Maria Taglioni

1828    ca. 1830    1853

Italienische Tänzerin; die Schwester Paul Taglionis, eines ebenfalls berühmten Tänzers sowie Ballettmeisters der königlichen Balletttruppe in Berlin, war der erste Star des romantischen Balletts und gilt als erste Meisterin des Spitzentanzes. Ihre Karriere begann in Wien im Alter von 16 Jahren. Zwischen 1822 und 1826 war sie in Stuttgart und München engagiert, bevor sie ihr Debut 1827 an der Pariser Oper hatte und dort bis 1832 bemerkenswerte Erfolge feierte. Anschließend tanzte sie in Berlin und wurde jetzt geradezu mit Angeboten aus Deutschland, Frankreich, Italien und Rußland überschüttet. 1833 machte sie sich mit dem Ballett La Sylphide, dessen Choreographie ihr Vater Filippo Taglioni (*1777, †1871) arrangiert hatte, unsterblich. Es folgten La Fille du Danube und Giselle nach der Musik von Adolphe Adam. 1837 verließ sie das Ballet de l'Opéra de Paris, um sich dem Mariinski Ballett in Sankt Petersburg anzuschließen. Nach zehn Jahre weiterer Triumphe in allen europäischen Hauptstädten setzte sie sich 1847 abrupt als Tänzerin zur Ruhe, als sie wahrnahm, daß Fanny Elßner in ihre bisherige Domäne einzubrechen begann. Ihren Bewunderern erklärte sie: “Ich denke, und ich habe schon immer so gedacht, daß ein Künstler wohl daran tut, sich zurückzuziehen, solange noch die “Bravi” des Publikums in seinen Ohren erklingen. Nichts ist schrecklicher, als zu sehen, wie der Wunsch nach Geld die Kunst überlebt.... Also, nichts ist natürlicher [als aufzuhören].” Im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) verlor sie ihr Vermögen und war gezwungen, ihre prächtigen Anwesen in Venedig und am Comer See zu verlassen, nach London zu gehen und dort als Tanzlehrerin zu arbeiten. Maria Taglionis einzige Arbeit als Choreographin galt dem Ballett Le Papillon von Jacques Offenbach für die von ihr protegierte französische Tänzerin Emma Livry. Verheiratet war sie seit 18. September 1832 mit Jean-Pierre Victor Alfred comte Gilbert de Voisins, den sie allerdings selten sah und der in Figueras in Spanien starb. Aus der Ehe ging der Sohn Georges Gilbert de Voisins hervor.

In Charles Didelots Ballett Zephire et Flore (~1831).

 

 

 

Primaballerinen der Pariser Oper im Jahre 1832.

Oberere Reihe von links nach rechts: Lise Noblet. Constance Julia, Marie Taglioni; untere Reihe von links nach rechts: Pauline Montessu, Amélie Legallois, Alexis Dupont.

Inschrift: Ô terre ne pèse pas trop sur elle, elle a si peu pesé sur toi [O Erde wiege nicht zu sehr auf ihr, sie wog so wenig auf dir].

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Paris, Cimetière de Montmartre

Bild: Alessandra Agostini (08/2006)
Bild: Hans-Christian Seidel (08/2007)

Walter Scherau eigentl. Walter Voscherau

 

 

Deutscher Schauspieler; wurde insbesondere durch seine Rollen im Hamburger Ohnsorg-Theater bekannt, in dem er neben Heidi Kabel und Henry Vahl zu den Publikumslieblingen gehörte. Nach dem Tode Ohnesorgs wurde er unter dem neuen Direktor Hans Mahler Geschäftsführer des Theaters, und er änderte seinen Namen in Scherau zur Unterscheidung zu dem seines Bruders Carl Voscherau, der ebenfalls Schauspieler war. Der spätere Erste Bürgermeister von Hamburg, Henning Voscherau (*1941), war Scheraus Neffe.

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Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Bild: Kay (02/2008)

Serge Reggiani

 

Französischer Schauspieler und Chansonnier italienischer Abstammung; kam im Alter von acht Jahren mit seinen Eltern, die vor dem Regime Mussolinis flohen, nach Paris. Von 1940 bis 1943 besuchte er dort das "Konservatorium", machte eine Ausbildung zum Schauspieler, debütierte bereits während seiner Ausbildung im Jahre 1941 und spielte unter der Regie von Jean Marais und in Stücken Jean Cocteau und Jean Paul Sartre. Zum Film kam er bereits 1942, bekannt wurde er in Marcel Carnés Les Portes de la nuit (1946, dt. Pforten der Nacht) und Jacques Beckers (*1906, †1960) Casque d’or (1952, dt, Goldhelm) mit Simone Signoret, sowie in einigen sogenannten Schwarzen Filme (Film noirs) wie in Jean-Pierre Melvilles Le doulos (1962, dt. Der Teufel mit der weißen Weste) und Constantin Costa-Gavras Compartiment tueurs (1965, dt. Mord im Fahrpreis inbegriffen). Als Chansonnier brillierte er mit Liedern von Georges Moustaki und Jacques Prévert.

Filme u.a.: Il Gattopardo (1963, dt. Der Leopard), Il giorno della civetta (1968, dt. Der Tag der Eule), César und Rosalie (1972), Le chat et la souris (1975, dt. Eine Katze jagt die Maus).

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Paris, Cimetière du Montparnasse

Bild: Udo Schirmbeck (2007)

Ernst Heinrich von Possart (seit 1897)

                          

Deutscher Schauspieler; der Sohn eines Berliner Kaufmanns war nach einer Lehrzeit als Buchhändler Schüler des Berliner Hofschauspielers Wilhelm Kaiser und debütierte 1861 am Urania-Theater in Breslau in der Rolle des Siegfried von Mörner in Heinrich von Kleists Drama Der Prinz von Homburg. 1862 wechselte er nach Berlin. 1863 wurde er Regisseur am Hamburger Stadttheater. Ab 1864 wirkte er als erster Charakterdarsteller und konnte als Franz Moor in Schillers Die Räuber einen großen Erfolg verzeichnen. Ab 1873 war er Oberregisseur an der Hofbühne zu München und avancierte 1878 zum Schauspieldirektor. Zahlreiche Gastspiele führten ihn bis in die Vereinigten Staaten. Ab 1888 war er Regisseur des Berliner Lessingtheaters, kehrte aber 1893 als Generaldirektor und Intendant der königlichen Hoftheater nach München zurück und ließ sich dort nieder. Zwischen 1900 und 1901 war er zusammen mit dem Architekten Max Littmann maßgeblich am Bau des Prinzregententheaters beteiligt. Mit 64 Jahren zog sich 1905 Possart in den Ruhestand zurück. Als 1919 seine Ehefrau starb, ließ sich Possart noch im selben Jahr in seiner Heimatstadt Berlin nieder.

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München, Alter Südl. Friedhof

Andrej Arsenjewitsch Tarkowskij

 

Sowjetischer Filmregisseur; der Sohn des Dichters Arsenij Tarkowskij wuchs in der in der Nähe Moskaus gelegenenen Künstlerkolonie von Peredelkino auf. Er studierte u.a. Geologie, Malerei, Musik und Bildhauerei, ging jedoch nach dem Tode Stalins und der einsetzenden Tauwetterperiode an die staatlichen Moskauer Filmschule VGIK. Nach seinem Abschluß 1960 beendete er den ins Stocken geratenen Film Iwanowo detstwo (dt. Iwans Kindheit), die Geschichte eines jungen Kundschafters im Zweiten Weltkrieg. Tarkowskij wurde 1962 bei den Filmfestspielen von Venedig der Goldene Löwe für diese Regieleistung verliehen, und fortan galt er als Leitfigur einer neuen Generation sowjetischer und internationaler Filmemacher. Tarkowskij, der bildhaft eindringliche Filme mit philosophischen Elementen drehte, verkündete 1983 nach Beendigung der Dreharbeiten zu seinem Film Nostalghia in Italien, daß er nicht in die Sowjetunion zurückkehren werde. Seinen letzten Film Offret (1986, dt. Opfer) drehte er in Schweden. In ihm zeichnete er düster-religiös das irrationale Verhalten von Menschen nach einem Atomschlag.

Filme u.a.: Andrej Rubljow (1966-69), Solaris (1972), Spiegel (1974), Stalker (1979), Opfer (1986).

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Sainte-Geneviève-des-Bois, Russischer Friedhof

Bild: 2007

Sergio Corbucci

 

Italienischer Regisseur und Drehbuchautor; war zunächst als Filmkritiker tätig, ehe er in den frühen 1950er Jahren die Möglichkeit erhielt, als Regieassistent und später als Regisseur zu arbeiten. Vorwiegend drehte er damals in Italien sehr populäre Filme über das Alte Rom, wie Romolo e Remo (1961, dt. Romulus und Remus) oder Il Figlio di Spartacus (1962, dt. Der Sohn des Spartakus). Sein Western-Debüt gab er 1964 mit Minnesota Clay (1964, dt. Minnesota Clay). Der große Durchbruch erfolgte mit dem rohen und gewalttätigen Western Django (1966, dt. Django) mit Franco Nero (*1941) in der Titelrolle. In den sechziger gehörte Corbucci neben Sergio Leone und Duccio Tessari zu den Hauptvertretern des Italo-Western.

Filme u.a.: Il Grande Silenzio (1968, dt. Leichen pflastern seinen Weg), Il Mercenario (1968, dt. Mercenario – Der Gefürchtete), Vamos a matar, Companeros (1970, dt. Laßt uns töten, Companeros).

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Bild: Klaus Decker (12/2007)

Rom, Cimitero al Campo Verano

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Hinweis: Bei der obigen Abbildung handelt sich um das Grab der Mutter von Maria, Sophie Taglioni mit der Inschrift: Marie Taglioni à sa mère bien aimée [Marie Taglioni - an meine tief geliebte Mutter]. Maria Taglioni wurde zunächst auf dem Friedhof von Saint-Pierre in Marseille beigesetzt, später aber in das Grab ihres Sohnes George Gilbert de Voisins auf dem Friedhof Père-Lachaise (94. Div.) in Paris überführt (diese Tatsache wird immer noch von manchen Darstellungen ignoriert)..

Bilder: Herbert Herterich (09/2012)

Paris, Cimetière du Père Lachaise, Div. 94

Hans-Jürgen Diedrich

 

 

Deutscher Schauspieler und Kabarettist; nach seiner Entlassung 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft im Rang eines Leutnant der Panzergrenadiere - Diedrich war 1943 unmittelbar nach dem Abitur eingezogen worden - kam er über eine Laienspieltruppe zum Theater, wurde an der Schauspielschule der Städtischen Bühnen in Hamburg-Harburg zum Schauspieler ausgebildet, hatte dort 1947 sein Bühnendebüt und blieb dort bis 1954 engagiert. Diedrich, der sich bereits als Mitglied der Kieler Truppe Die Amnestierten auch dem Kabarett zugewandt hatte, kam 1956 zur von Sammy Drechsel und Dieter Hildebrandt in München in selben Jahr gegründeten Münchner Lach- und Schießgesellschaft, der Klaus Havenstein (bis 1968), Ursula Herking (bis 1957), der Ursula Noack folgte (bis 1972), und Dieter Hildebrandt (bis 1972) angehörten. Wie die anderen Mitglieder auch, wurde er insbesondere durch die zahlreichen Rundfunk- und Fernsehübertragungen bundesweit bekannt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Kabarett wechselte er zum Bayerischen Staatsschauspiel und hatte Engagements am Münchner Volkstheater, wirkte bei mehr als achtzig Film- und Fernsehproduktionen mit und schrieb Drehbücher für das Fernsehen. 1983 wurde er mit dem Titel “Bayerischer Staatsschauspieler” ausgezeichnet.

Film- und Fernsehproduktionen u.a.: Tante Wanda aus Uganda (1957), Der Gauner und der liebe Gott (1960), Max, der Taschendieb (1962), Die fromme Helene (1965), Das Messer (1971), Erster Klasse (1973), Meister Eder und sein Pumuckl (1989).

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Bilder: Matthias Bauer (05/2013)

München-Obermenzing, Friedhof

Auguste Schirokauer-Pünkösdy

 

 

Österreichische Schauspielerin; begann ihre schauspielerische Laufbahn 1913 an der Volksbühne in Wien, bevor sie 1914 nach Berlin wechselte, dort bis 1921 dem Ensemble des Deutschen Theaters angehörte und 1921 Mitglied des Burgtheaters wurde. Ihre ersten Auftritte beim Film hatte sie bereits ab Mitte der 1910er Jahre in dem Stummfilm Die Faust des Riesen und an der Seite von Conrad Veidt und Kurt Vespermann in dem letzten Teil des vierteiligen Filmzyklus Es werde Licht!,, der unter dem Titel Sündige Mütter in die Lichtspieltheater kam. Nach ihrer Mitwirkung in dem Film Alkohol im Jahre 1920 kamen zunächst keine weiteren Angebote. Erst 1935 hatte sie ein Comeback mit dem Film Zirkus Saran, in einer Nebenrolle neben Leo Slezak und Hans Moser, gefolgt u.a. 1936 von den Filmen Konfetti und 1938 Adresse unbekannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte sie ihr Arbeit beim Film fortsetzen; so spielte sie u.a. 1950 die Resi in dem Streifen Das doppelte Lottchen, der ersten Verfilmung des gleichnamigen Romans des Schriftstellers Erich Kästner.

Auguste Pünkösdy war seit 1921 bis zu ihrer Scheidung im Jahre 1924 mit dem Geschäftsmann Schirokauer verheiratet.

Filme u.a.: Der liebe Augustin (1940), Der Postmeister (1940), Sommerliebe (1942), Der große König (1942), Wien 1910 (1943), Der kleine Grenzverkehr (1943).Umwege zu dir (1947), Der Prozeß (1948), Eroica (1949), Cordula (1950), Götz von Berlichingen (1955), Einen Jux will er sich machen (1957).

Auszeichnungen u.a.: Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft (1961).

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Bild: 08/2005

Wien, Friedhof Neustift am Walde

Heinrich Heini Göbel

 

 

Deutscher Schauspieler; besuchte von 1934 bis 1936 die Hochschule für Theater und Musik in Frankfurt am Main und erhielt erste Engagements in Gießen, Bremerhaven und Darmstadt. Von 1939 bis 1948 gehörte er zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, danach bis 1956 Mitglied des Bayerischen Staatsschauspiels und anschließend bis 1972 der Münchner Kammerspiele. Danach kehrte er wieder an das Staatsschauspiele zurück, wohin ihn Kurt Meisel zurückgeholt hatte. Seinen letzten Theaterauftritt hatte Göbel 1993 in Tschechows gesellschaftskritischer Komödie Вишнёвый сад (Wischnjowy sad). dt. Der Kirschgarten. Für sein Wirken wurde ihm der Titel “Bayerischer Staatsschauspieler“ verliehen. Göbel lehrte zehn Jahre an der Otto-Falckenberg-Schule in München und wirkte auch als Theaterregisseur.

Göbel wirkte in zahlreichen Spielfilmen, später auch in Fernsehproduktionen mit, u.a.: Aufruhr im Paradies (1950), Die große Versuchung (1952), Solange Du da bist (1953), Gestatten, mein Name ist Cox (1955), Kitty und die große Welt (1956), Das Wirtshaus im Spessart (1958), Die zwölf Geschworenen (1963), Martin Luther (1983). Außerdem war er in vielen Fernsehserien zu sehen.

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Bilder: Matthias Bauer (11/2009)

München, Waldfriedhof Solln

Theater / TV / Film / Show CXXXVI

Omnibus salutem!