Sept. 2001

Galina Sergejewna Ulanowa [russ. Галина Сергеевна Уланова]

              

Russische Tänzerin; eine der führenden Ballerinen des 20. Jahrhunderts. Die Tochter des Ballettregisseurs Sergej Ulanow und der Solotänzerin Maria Romanowna erhielt ihre tänzerische Ausbildung bei ihrer Mutter und bei Agrippina Waganowa, debütierte 1928 in Chopiniana und Dornröschen, wurde Mitglied des Kirow-Balletts (1928-35) und des Bolschoi-Balletts in Moskau (1944-62). Ihre Darbietung in dem russischen Ballett Der Brunnen von Bachtschissarai (1934) gilt als unübertroffen; zu ihren vielen umjubelten Auftritten gehören u.a. auch die Titelrollen in Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Schwanensee und in Adolphe Adams Giselle. Bis Ende der 1950er Jahre hatte Ulanowa gefeierte Auftritte in ganz Europa. Mit ihrem lyrischen, musikalisch einfühlsamen Stil übte sie großen Einfluß auf das russische Ballett aus, und sie avancierte zur ersten russischen Primaballerina assoluta. Nachdem sie 1962 von der Bühne zurückgetreten war, war sie als Ballettlehrerin tätig und verfaßte Bücher zum Tanztheater: Ballets soviétiques (1954, Über das sowjetische Ballett, 1955) und Die Schule einer Balletttänzerin (1955). Als Galina Ulanowa anläßlich des Besuches Konrad Adenauers, der 1955 in Moskau Gespräche zur Rückführung der deutschen Kriegsgefangenen führte, im Bolschoi Schwanensee tanzte und die Szene der Versöhnung über den Toten auf der Bühne stattfand, stand Ministerpräsident Bulganin spontan auf und verschränkte seine Hände mit denen Adenauers - eine Geste, die das Publikum als Versöhnungsversuch auffaßte und frenetisch mit Applaus bedachte.

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Bild: Kn (11.09. 2001)

Konstantin Sergejewitsch Stanislawskij eigentl. Konstantin Sergejewitsch Aleksejew [russ. Константин Сергеевич Станиславский / Алексеев]

                    

Russischer Schauspieler und Regisseur; gründete mit Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko 1897 das Moskauer Künstlertheater. Sein erstes Theaterprojekt, Zar Fjodor (1898), stand noch ganz im Zeichen einer traditionellen Bühnenrealisierung, die zweite Inszenierung, die Uraufführung Anton Tschechows Möwe (1898) jedoch war bereits gewagter und brachte Stanislawskij und seinem Ensemble einen großen Erfolg. 1902 konnte Maxim Gorki als Mitarbeiter gewonnen werden. Dessen Stück Na dne (1901, dt. Nachtasyl – Szenen aus der Tiefe) wurde 1902 dort erstaufgeführt. Das Moskauer Künstlertheater übte eine großen Einfluß auf die europäische Theateravangarde aus. Nach 1907 widmete sich Stanislawskij der Schauspielausbildung. Nach der Russischen Revolution von 1917 erprobte Stanislawskij Methoden einer totalen Improvisation. Sein Ziel war es, den Schauspielern die Freiheit zu geben, die letztendlich den Regisseur überflüssig machen sollte. Stanislawskij kehrte jedoch am Ende zur Regiearbeit zurück. Als einer der ersten erhielt er 1936 den Titel des Volkskünstlers der UdSSR.

 

1889 mit seiner späteren Frau Maria Lilina in Schillers Kabale und Liebe.

 

 

 

 

Im Kreise einiger seiner Schauspieler (ca. 1922)

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Bild: KN (11.9.2001)

Ljubow Petrowna Orlowa [russ. Любовь Петровна Орлова]

                        

Sowjetische Schauspielerin; die Tochter eines Militäringenieurs mußte ihr Studium, das sie 1919 am Moskauer Konservatorium begonnen hatte, 1922 aus Geldmangel abbrechen. Anschließend war sie bis 1925 an der Ballettklasse der Moskauer Höheren Ballettschule, einer Abteilung der Moskauer Theaterhochschule. In den Jahren von 1926 bis 1933 war sie am von dem Dramaturen Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko (*1858, †1943) und Konstantin Stanislwskij 1897 gegründeten Künstlertheater, anschließend arbeitete sie dann auch für den Film und wurde zum ersten weiblichen “Star” des sowjetischen Kinos zwischen den 1930er und 1950er Jahren. Zu ihren besten Filmen gehören Zirk (Zirkus, 1936) und Wolga-Wolga (1938). Seit Anfang der 1930 Jahre bis 1947 arbeitete sie ausschließlich für den Film; seit 1947 war sie als Schauspielerin am Akademische Theater des Moskauer Stadtrats.

Filme u.a.: Peterburgskaja notschi (Petersburger Nächte, 1933), Wjesjelije rjebjata (Gute Freunde, 1934), Wolga-Wolga (1938), Wjesna (Frühling, 1946), Wstrjetscha na Elbje (Treffen auf Elba, 1959).

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Bilder: KN (11. 09. 2001)
Bilder KN (11.09.2001)

Wladimir Leonidowitsch Durow [russ. Владимир Леонидович Дуров]

              

Sowjetischer Zirkuskünstler und Dressur-Clown; wuchs mit seinem jüngeren Bruder Anatoli Anatoljewitsch Durow (*1887, †1927) nach dem frühen Tode seiner Eltern bei seinem Patenonkel, einem bekannten Moskauer Wohltäter, auf. Von ihrem Gönner für den Militärdienst vorgesehen, besuchten beide das 1. Moskauer Militärgymnasium, wurden von dort jedoch wegen ungebührlichen Verhaltens relegiert. Aus Angst vor Strafe flohen die Brüder nach Twer, wo sie sich dem Wanderzirkus Rinaldo anschlossen und dort die Grundzüge des Zirkuslebens erlernten. Sie wurde jedoch von dort zurückgeholt und auf die Privatschule D.M. Tikchomirows geschickt. Während Wladimir anschließend kurzzeitig Schreiber in einem Priesterseminar beschäftigt war, arbeitete sein Bruder in der Provinz als Lehrer. Beide kehrten jedoch zu ihrer eigentlichen Berufung zurück. 1884 schloß sich Wladimir Leonidowitsch “Winklers Menagerie” auf dem Moskauer Tswetnoj Boulevard an. 1900 erwarb er schließlich seine ersten Tiere und 1908 ein Haus. 1912 gründete er das Durow-Tier-Theaters, in dem heute noch Tieren nach seiner und seiner Tochter Methode ohne Anwendung physischer Gewalt einzigartige Kunststücke beigebracht werden.

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Helmut Käutner

 

 

Deutscher Film- und Theaterregisseur und Schauspieler; der Sohn eines Kaufmanns, mütterlicherseits ein Enkel von Wilhelm Konrad Röntgen; wuchs in Essen auf, wo er am Helmholtz-Gymnasium im Essener Ortsteil Rüttenscheid das Abitur ablegte - wie auch sein Schulfreund Paul Klinger. Nach dem Abitur studierte er zunächst Germanistik und Theaterwissenschaft in München, bevor er sich dem Theater zuwandte. 1930 war er Mitbegründer des Kabaretts Die vier Nachrichter. 1929 war er in dem Film Die Büchse der Pandora an der Seite von Louise Brooks zu sehen, den Georg Wilhelm Pabst realisierte. Ab 1936 wirkte er als Schauspieler und Regisseur am Leipziger Schauspielhaus. 1939 begann auch seine Arbeit als Regisseur beim Film mit. Während des Dritten Reichs konnte er verhältnismäßig unbehelligt arbeiten, drehte einige erfolgreiche Publikumsfilme wie z.B. Große Freiheit Nr.7 (1944) mit Hans Albers und Ilse Werner. Im Nachkriegsdeutschland konnte er an seine Regieerfolge anschließen; 1947 kam sein erster Nachkriegsfilm in die Kinos, In jenen Tagen, ein Episodenfilm, der einen Bogen vom Tag der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten bis in das zerstörte Deutschland spannt. In den 1960er und 1970er Jahren arbeitete er auch für das Fernsehen, u.a. 1967 als Darsteller in dem Krimi-Dreiteiler Babeck in der Rolle des Dr. Brenner.

Filme u.a.: Kleider machen Leute (1940), Anuschka (1942), Romanze in Moll (1943), Des Teufels General (1955), Der Hauptmann von Köpenick (1956), Der Rest ist Schweigen (1959), Die Züricher Verlobung (1957), Das Glas Wasser (1960), Das Haus in Montevideo (1963), Lausbubengeschichten (1964).

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Berlin, Waldfriedhof, Potsdamer Chaussee

Kristina Söderbaum

     Bild

Schwedische Filmschauspielerin; die Tochter eines Chemieprofessors wurde in Internaten in Frankreich und der Schweiz erzogen und kam im Alter von 24 Jahren nach Berlin. 1939 heiratete sie den Regisseur Veit Harlan. Sie spielte im Deutschland der 1940er Jahre in zahlreichen Propagandafilmen mit. Im Volksmund wurde sie spöttisch als “Reichswasserleiche” bezeichnet, da sie am Ende fast aller ihrer Filmen den Tod im Wasser suchte. Als nach dem Fall des Nazi-Regimes ihr Mann aufgrund seiner Inszenierung von nationalsozialistischen Hetzfilmen wegen "Verbrechens gegen die Menschlichkeit" angeklagt und mit Arbeitsverbot belegt war, lehnte sie aus Solidarität Filmangebote ab; erst als ihr Mann ab 1950 wieder arbeiten durfte, kehrte sie in seinen Filmen wieder auf die Leinwand zurück. Nach seinem Tod arbeitete sie als Photographin, da Harlan Schulden hinterlassen hatte, und drehte noch einige weniger bemerkenswerte Filme. Ihre 1983 erschienene Autobiographie Nichts bleibt immer so läßt keinerlei Einsicht in ihre Verantwortung für ihr Tun im Dritten Reich erkennen.

Filme u.a.: Verwehte Spuren (1938), Jugend (1938), Jud Süß (1940), Der große König (1942), Immensee (1943), Opfergang (1944), Kolberg (1945).

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Seeshaupt (Lkrs. Weilheim-Schongau

Bilder: Dieter Georg
Bilder: Josef Aschenbrenner (07/2005)
Bild: Marc Heiden (09/2004)

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Jurij Wladimirowitsch Nikulin [russ. Юрий Владимирович Никулин]

                   

Populärer russischer Filmschauspieler; nach obligatorischem Militärdienst (ab 1939) kehrte er 1946 nach Moskau zurück, wohin seine Eltern 1925 gezogen waren und wo er in die Schule gegangen war. Als verschiedene Versuche scheiterten, in Filmschulen Aufnahme zu finden, beschloß er, Clown zu werden und wurde Schüler an der Moskauer Zirkusschule. Sein erster Filmauftritt erfolgte in einer Nebenrolle in Das Mädchen mit der Gitarre. Als sein bester Film gilt Als die Bäume groß waren. Im Fernsehen trat er, der von den russischen Kindern “Onkel Jurij” genannt wurde, in einer Comic-Serie auf, kehrte aber 1982 an die Moskauer Zirkusschule als künstlerische Leiter und ab 1984 als deren Direktor zurück.

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Wolfgang Schleif

 

Deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor; studierte an der Universität Leipzig Philosophie, Pädagogik und Psychologie, absolvierte 1934 das Staatsexamen für die Befähigung des Unterrichts an Volksschulen, entschied sich dann aber für die Schauspielerei und nahm Unterricht im Fach Regie an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin. Er arbeitete ab 1935 beim Film, war ab 1938 Regieassistent, ab 1939 Drehbuchautor und Cutter. Als solcher schnitt er u.a. den Hetzfilm Jud Süß (1940) und den Durchhaltefilm Kolberg (1945). Trotz seiner Mitwirkung an den Propagandafilmen der Nazis wurde er 1947 von der ostdeutschen DEFA übernommen, für die er 1948 erstmals für die antikapitalistische Produktion Grube Morgenrot und 1949 für den Film Die blauen Schwerter, eine Hommage an den Erfinder des Porzelans in Europa, Johann Friedrich Böttger, Regie führte. Nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR verließ er das Land und ließ sich in Westdeutschland nieder, wo er weiterhin erfolgreich arbeiten konnte. So war sein Film Die Mädels vom Immenhof (1955), bei dem er auch als Co-Autor arbeitete und in dem die beliebte Schauspielerin Heidi Brühl eine der Hauptrollen besetzte, beim Publikum einer der großen Kinoerfolge im Nachriegsdeutschland (anknüpfend an den Erfolg, drehte er auch die Nachfolgefilme Die Zwillinge vom Immenhof (1973) und Frühling auf Immenhof (1974), an die er wiederum auch als Co-Autor mitarbeitete). 1959 entstanden zwei Filme mit dem Schlagersänger Freddy Quinn (*1931): Freddy, die Gitarre und das Meer und: Freddy unter fremden Sternen,. gefolgt 1960 von Freddy und die Melodie der Nacht. Neben Heimatfilmen entstanden auch Kriegs- und Kriminalfilme. Mitte der 1960er Jahre wandte sich Schleif dem Fernsehen zu, so führte er Regie bei einigen Serienfilmen und Mehrteilern, u.a. bei .dem aus fünf Teilen bestehenden Dokumentarfilm über die Oktoberrevolution Bürgerkrieg in Rußland (1967).

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Bild: Heiko Bockstiegel (06/2011)

Berlin, Städtischer Waldfriedhof Dahlem

Otto Sander

 

 

Deutscher Schauspieler; Sohn eines Ingenieur-Offiziers der Kriegsmarine; nach dem Abitur in Kassel im Jahre 1960 leistete er 1961/62 seinen Wehrdienst bei der Bundesmarine ab, die er im Rang eines Fähnrich zur See verließ. Anschließend studierte er Theaterwissenschaft, Germanistik, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in München an der Ludwig-Maximilians-Universität, entschloß sich 1964 jedoch Schauspielunterricht zu nehmen. Nach einem Jahr auf der Otto Falckenberg-Schule wurde er wegen "ungebührlichen Betragens" von der Schule verwiesen und legte daraufhin die Prüfung extern ab. Sein Filmdebut hatte er 1964 in Roland Klicks Kurzfilm Ludwig, noch bevor er sein erstes Engagement an den Kammerspielen in Düsseldorf 1965 erhielt, dem solche in Heidelberg und Berlin folgten. Dort kam er an die 1970 gegründete, unter der Leitung von Peter Stein stehenden Schaubühne. am Halleschen Ufer. Dort feierte er 1975 einen seiner größten Erfolgen auf der Theaterbühne in der Rolle des Ingenieurs Suslow in Maxim Gorkis Sommergäste; auch in der filmischen Inszenierung des Stückes vom Jahre 1976 wirkte er mit. Ab der frühen 1980er Jahre gastierte Sander an den Bühnen Berlins, so am Schillertheater, der freien Volksbühne und der Komödie am Kurfürstendamm. Sander wirkte in ca. 130 Film- und Fernsehproduktionen mit, darunter in Volker Schlöndorffs Blechtrommel (1979), in Wolfgang Petersens Das Boot (1981) sowie in Der Himmel über Berlin (1987) und In weiter Ferne, so nah (1993) von Wim Wenders. Für seine Hauptrolle in Der Mann im Pyjama wurde er 1982 mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet. Er wirkte aber auch als Regisseur; so realisierte er gemeinsam mit Bruno Ganz unter dem Titel Gedächtnis 1982 ein dokumentarisches Schauspielerportrait über und mit Curt Bois und Bernhard Minetti. Häufig war seine Stimme auch in Fernsehdokumentationen, in Hörbüchern und bei Hörspielen zu hören sowie als Synchronsprecher für internationale Schauspieler, so u.a. für Dustin Hoffman in Schlöndorffs Tod eines Handlungsreisenden (1985).

Otto Sander war seit 1971 mit der Schauspielerin Monika Hansen verheiratet, aus deren Ehe mit Rolf Becker die Kinder Meret und Ben Becker stammen.

Film- und Fernsehproduktionen u.a.: Nicht fummeln, Liebling (1970), Die Marquise von O (1976), Comedian Harmonists (1997), Rosa Luxemburg (1986), Der Bruch (1989), Marlene (2000), Les Misérables – Gefangene des Schicksals (2000), Tödliches Vertrauen (2002), Der Hauptmann von Köpenick (2005), Bis zum Horizont, dann links! (2012).

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Hinweis: Die Grabstätte Otto Sanders befindet sich direkt neben derjenigen des Regisseurs Frank Beyer.

Bilder: Klaus Meinert 05/2023)
Theater / TV / Film / Show VI

Omnibus salutem!