Kathinka Therese Pauline Modesta Zitz gen. Kathinka Zitz-Halein

Deutsche Schriftstellerin; die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens in Mainz. Nach dem Tode ihrer Mutter und dem Bankrott ihres Vaters mußte sie in Darmstadt eine Stelle als Erzieherin annehmen. 1827 übernahm sie die Leitung des Höheren Töchterinstituts in Kaiserslautern, gab diese Stellung aber bald schon wieder auf, um sich um ihre kranke jüngere Schwester (†1833) zu kümmern. Am 3. Juni 1837 heiratete sie den Mainzer Rechtsanwalt, Führer der revolutionären Mainzer Bewegung und das spätere Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Franz Heinrich Zitz (*1803, †1877), einen sehr unbeherrschten Mann, der sie gelegentlich auch schlug. Entsprechend hielt die Ehe auch nur 18 Monaten, und der Scheidungsprozeß, den sie gewann, stellte für die damalige Zeit einen handfesten Skandal dar. Zitz mußte wegen seiner politischen Tätigkeiten das Land verlassen, wanderte 1849 in die Vereinigten Staaten aus (er kehrte allerdings nach der Beruhigen der politischen Lage in die Heimat zurück). Kathinka Zitz konnte nur dank Unterstützungszahlungen ihre Karriere als Schriftstellerin fortsetzen, die bereits mit ihrer ersten Veröffentlichung im Alter von 16 Jahren begonnen hatte. Aber sie engagierte sich auch in politischen Angelegenheiten, so unterstützte sie 1848 die Deutsche Revolution mit mutigen Veröffentlichungen. Als die Zensur in Mainz wieder eingesetzt worden war, engagierte sie sich weiterhin gesellschaftlich und gründete 1849 den “Humania-Verein für vaterländische Interessen“, der seinerzeit die größte europäische Vereinigung von Frauen darstellte. Im Juni 1850 verließen sie und mehrere Vorstandsmitglieder die Humania Vereinigung allerdings, als es wegen der Geldverteilung zu Konflikten gekommen war; Kathinka Zitz setzte ihre Aktivitäten jedoch auf privater Basis fort. Sie hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, insbesondere zahlreiche Gedichte, das ihr gesellschaftliches Engagement widerspiegelt; u.a. verfaßte sie einen Roman über Mainz während der Französischen Revolution von 1793 (Magdalene Horix oder Vor und während der Klubistenzeit. Ein Zeitbild, 3 Bde., 1558). Ihre Werke sind heute jedoch weitgehend vergessen. Zudem litt die Qualität ihrer Werke, als sie sich aus Geldmangel verstärkt gezwungen sah, sehr umfangreich zu “produzieren”.

Werke u.a.: Herbstrosen (1846), Donner und Blitz (1850).

Inschrift: Alle die ihr mich hiernieden oft gekränkt so tief und schwer, gönnt mir nun im Tode Frieden und verleumdet mich nicht mehr. Freudlos machtet ihr mir mein Leben, kalt zertratet ihr mein Glück. Meine Rache war Vergeben, keinen Groll liess ich zurück.

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Mainz, Hauptfriedhof

Dorothea Friederike Schlegel eigentl. Brendel Mendelssohn

                

Deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin; die älteste Tochter des Philosophen Moses Meldelssohn und dessen Frau Fromet war seit 1783 in erster Ehe mit dem Bankier Simon Veit verheiratet, den sie 1798 verließ (aus dieser Ehe ging u.a. der spätere Maler Philipp Veit hervor). Anschließend lebte sie mit dem Kulturphilosophen und Dichter Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel von 1802 bis 1804 in Paris und heiratete diesen 1804. Im gleichen Jahr trat sie zusammen mit ihm zunächst zum Protestantismus über und konvertierte 1808 dann zum Katholizismus. Ihr Salon war der Treffpunkt des geistigen Frankfurts. Als ihr Mann von 1820 bis 1823 in Wien Herausgeber der konservativen Zeitschrift Concordia war, war sie auch dort Mittelpunkt eines literarischen Kreises. Nach dem Todes ihres Mannes zog sie zu ihrem Sohn Philipp, der zu jener Zeit Direktor des Städelschen Kunstinstituts war, nach Frankfurt am Main.

Werke u.a.: Florentin (1801), Geschichte des Zauberers Merlin (1804).

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Maxi Wander née Brunner

 

Österreichische Schriftstellerin; einer Wiener Arbeiterfamilie entstammend und ohne Berufsausbildung, verdiente sie ihren Lebensunterhalt u.a. als Sekretärin, Photographin, Journalistin und Drehbuchautorin. Von 1958 bis zu ihrem Tod 1977 lebte sie mit ihrem Mann, dem österreichischen Schriftsteller Fred Wander und ihren Kindern, von denen die Tochter 1968 bereits starb, in der DDR, zuletzt in Kleinmachnow bei Berlin. Ihr bedeutendstes Werk ist Guten Morgen, du Schöne. Protokolle nach Tonband, in dem sie Frauen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters über ihr Leben sprechen läßt, machte sie schlagartig in der DDR, aber auch der Bundesrepublik berühmt, so daß zahlreiche Auflagen gedruckt wurden.

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Fred Wander

 

Österreichischer Schriftsteller; der Sohn ostjüdischer Eltern war von 1942 bis 1945 als KZ-Häftling in Auschwitz und Buchenwald inhaftiert; nach dem Krieg arbeitete er als Photograph und Journalist, übersiedelte 1955 gemeinsam mit seiner Frau Maxie Wander in die DDR, kehrte 1983 in seine Geburtsstadt zurück. Bekannt wurde er durch seine Bücher für Jugendliche und Erwachsene, mit denen er für Toleranz, Humanität und Vergangenheitsbewältigung eintrat.

Werke u.a.: Taifun über den Inseln (1958), Der siebente Brunnen (1971).

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Bilderr: Klaus Meinert (01/2008)

Kleinmachnow, Friedhof

Paul Celan eigentl. Paul Antschel

1938 no_copyright

 

Französischer Lyriker; der Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern studierte zeitweise Medizin im französischen Tours, dann Romanistik in Czernowitz; 1942 wurde er deportiert und mußte die Zeit bis 1944 in einem Arbeitslager verbringen. Während seine Eltern in einem Arbeitslager starben - sein Vater starb an Typhus, seine Mutter wurde durch einen Genickschuß hingerichtet - fand er nach der Befreiung 1945 zunächst Beschäftigung als Lektor und Übersetzer bei einem Verlag in Bukarest. Dort kam er mit der Lyrikerin Rose Ausländer in Kontakt und veröffentlichte erste Gedichte in der Zeitschrift Agora. 1947 kam er nach Wien, wo er Ingeborg Bachmann kennenlernte und mit ihr eine Beziehung hatte. Ab 1948 lebte er in Paris und erlangte dort die französische Staatsbürgerschaft. In Paris betrieb er germanistische bzw. linguistische Studien und war an der École Normale Supérieure als Lektor für Deutsch tätig. Während dieser Zeit übersetzte er u.a. Werke von Arthur Rimbaud, Alexander Blok, Sergej Jessenin und William Shakespeare. Vermutlich am 20.4.1970 suchte Celan, der mehrmals in psychiatrische Kliniken eingewiesen worden war, in der Seine an der Pont Mirabeau den Freitod. Sein Leichnam wurde am 1. Mai bei Courbevoie aus der Seine geborgen.

Werke u.a.: Mohn und Gedächtnis (1952, darin die 1945 entstandene Todesfuge), Sprachgitter (1959).

Auszeichnungen u.a.: Georg-Büchner-Preis (1960).

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Bilder: KN (01/2008)

Moses Joseph Roth

 1926                            

 

Österreichischer Schriftsteller und Jounalist; Sohn eines Holz- und Getreidehändlers; Urgroßvater André Hellers; besuchte bis zur Matura (Abitur) im Jahre 1913 das K.K. Kronprinz-Rudolf-Gymnasium in Brody, einer Grenzstadt Österreich-Ungarns zum Russischen Reich. Anschlließend begann er ein Studium der Philosophie und Germanistik zunächst in Lemberg, das er ab 1914 in Wien fortsetzte.

Kronprinz-Rudolf-Gymnasium (Bild: Roman Zacharij, Wikipedia.de) no_copyright

Während des Ersten Weltkrieges, an dem er nach 1916 zunächst als Feldjäger, später als Mitarbeiter des Pressedienstes teilnahm, veröffentlichte er erste feuilletonistische Arbeiten und Gedichte. Nach Ende des Krieges kehrte er nach Wien zurück und schrieb ab 1919 Beiträge für die in Wien erscheinende linksliberale Tageszeitung Neuer Tag. 1920 übersiedelte er nach Berlin, wo er 1922 Friederike Reichler heiratete, die 1928 wegen ihrer fortschreitenden Schizophrenie in eine Pflegeanstalt eingewiesen und 1940 im Rahmen des Euthanasieprogramms ermordet wurde. 1923 kehrte er wieder nach Wien zurück. Sein erster, von sozialistischen Gedanken geprägter Roman Das Spinnennetz sowie die Romane Die Rebellion und Hotel Savoy (beide 1924) erschienen als Vorabdruck in der Arbeiter-Zeitung, der Frankfurter Zeitung und im Berliner Vorwärts. Roth verfaßte jetzt Beiträge für diverse Zeitungen in Prag (Prager Tagblatt) und Berlin (Berliner Börsenkurier). Als Korrespondent für die Frankfurter Zeitung bereiste er 1925 Frankreich, sowie die Länder Polen und Albanien. Seine Erlebnisse aus der ihn 1926 auch in die Sowjetunion führenden Reportagereise desillusionierten ihn derart, daß er sich allmählich vom Sozialismus abwandte, nachdem seine ersten Romane sowie seine zahlreichen journalistischen Arbeiten von sozialistischem Engagement und der Auseinandersetzung mit dem Stil der “Neuen Sachlichkeit” geprägt waren. Er wandte sich literarisch der Welt des Ostjudentums zu und der untergegangenen Donaumonarchie; besonders in seinen Werken Radetzkymarsch (1932) und Die Kapuzinergruft (1938) schuf er ein nostalgisches Bild der vergangenen Zeit im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Wie bei seinem Landsmann und Förderer Stefan Zweig war auch bei Roth deren Zerfall ein prägendes und traumatisches Ereignis. Bis zur “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten arbeitete Roth für die Münchner Neuesten Nachrichten, die Neue Rundschau sowie die Literarische Welt. Am 30.1.1933, dem Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, emigrierte er nach Frankreich, wo er, zuletzt in Paris in Hotelzimmern lebend, an einigen Exilzeitschriften mitarbeitete und sich in österreichisch-monarchistischen Kreisen gegen den erstarkenden Nationalsozialismus engagierte. Anfang 1936 lernte er auf einer Reise nach Ostende, zu der ihn Stefan Zweig eingeladen hatte, die dort in der Emigration lebende Schriftstellerin Irmgard Keun kennen, mit der er eine Beziehung begann, die sie 1938 beendete. Zunehmend desillusioniert und mit privaten Problemen kämpfend, verfiel Roth immer mehr dem Alkohol. Dennoch unternahm er auf Einladung des dortigen PEN-Clubs 1937 und 1938 letzte Reisen nach Polen, sowie nach Wien und Amsterdam. Er starb - geschwächt von den Folgen seiner Trunksucht - an einer doppelseitigen Lungenentzündung in dem Pariser Armenhospital Necker. Seine Erzählung Legende vom heiligen Trinker (posthum 1939 in Amsterdam erschienen) beschrieb er die letzten Tage des Protagonisten Andreas Kartak quasi als alter ego seiner Erfahrungen als Trinker.

Werke u.a.: Das Spinnennetz (1923), Hotel Savoy (1924), Die Rebellion (1924), Flucht ohne Ende (1927), Juden auf Wanderschaft (1927), Hiob (1930), Das falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters (1937), Die Geschichte von der 1002. Nacht (1938).

Inschrift: écrivain autrichien – mort à Paris en exil.

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Bilder: KN (01/2008)

Thiais, Cimetière de Thiais

Thiais, Cimetière de Thiais

KN (26052012)

Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade

 

Französischer Schriftsteller; Sohn eines Diplomaten aus altem provenzalischem Adel, nahm als Kavallerieoffizier am Siebenjährigen Krieg teil. 1764 erbte er vom Vater das Amt des königlichen Generalleutnants der an die Schweiz grenzenden Provinzen Bresse, Bugey, Valromey und Pays de Gex. Durch diesen Umstand und eine sehr vorteilhafte Heirat konnte er ein finanziell unabhängiges und ausschweifendes Leben führen. 1772 wurde er - nachdem er bereits einige Male kürzere Gefängnisaufenthalten hinter sich hatte - wegen mehrerer Sexualdelikte mit Prostituierten zum Tode verurteilt. Es gelang ihm jedoch nach Italien zu fliehen, wo er wiederum in Haft genommen wurde und nach einer erneuten Flucht aus der Haft weitere Sexualdelikte beging. 1777 kehrte er nach Paris zurück, wurde festgenommen und kam in ein Gefängnis in Vincennes. Ab 1784 verbüßte er mehrere Jahre eine Gefängnisstrafe in der Bastille, wo als ”Frucht jahrelanger Nachtarbeit" ein großer Teil des philosophischen Briefromans Aline et Valcour (1793) entstand. 1793/94 wurde er erneut eingekerkert, diesmal wegen angeblicher Revolutionsfeindlichkeit, und 1803 kam er wegen seiner im Gefängnis verfaßten Schriften in die Irrenanstalt von Charenton. Insgesamt verbrachte de Sade 27 Jahre in Haft. Gegen Ende seines Lebens erhielt er, auf persönliche Anordnung des Polizeiministers Fouché, Einzelhaft mit Isolation und wurde zudem mit Schreibverbot belegt.

Bekannt wurde Marquis de Sade, dessen Namen zum Inbegriff eines durch Schmerz gesteigerten Lustgewinns wurde, wegen seiner freizügigen, zugleich auch kirchenfeindlichen und philosophischen Romane. Er schrieb aber auch zahlreiche Theaterstücke. In seinem Hauptwerk La Nouvelle Justine (10 Bde., 1797, zusammen mit Histoire de Juliette, sa sur) widerlegt Sade durch die Romanhandlung den Glauben an eine göttliche Vorsehung und rechtfertigt die Macht des Bösen als Naturgewalt. Bereits zu seinen Lebzeiten wurden seine Werke scharf angegriffen und im 19. Jahrhundert totgeschwiegen. Dennoch beeinflußten seine Werke die Literatur und die bildenden Kunst. Besonders Charles Baudelaire und Gustave Flaubert schätzen de Sades schonungslose Darstellung des menschlichen Wesens. Autoren des Fin de Siècle, wie z.B. Joris-Karl Huysmans oder Oscar Wilde war von seinem Werk fasziniert.

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Hinweis: de Sade wurde zunächst in einem Waldstück auf seinem in der Nähe von Épernon gelegenen Anwesen in Malmaison beerdigt. Als das Anwesen verkauft wurde, wurden seine sterblichen Überreste 1818 exhumiert und auf dem Cimetière de la maison de Charenton (Dép. Val-de-Marne) wieder beigesetzt, nicht jedoch der Schädel (Dr. Spurzheim ein Schüler von Franz Joseph Gall, demVater der Phrenologie, lüeß sich den Schädel zu Studienzwecken geben – späzer verlor sich dessen Spur). Auf die Grabstätte wurde zwar ein Stein gesetzt, jedoch ohne Namen, sowie ein Kreuz, was de Sade sicherlich nicht gewollt hätte. Heute kann die Grabstätte nicht mehr lokalisiert werden.

Saint-Maurice (Dép Val-de-Marne), cimetière de la maison de Charenton

Hans Hellmut Kirst

 

 

Deutscher Schriftsteller; verbrachte seine Jugend aufgrund der häufigen dienstlichen Versetzungen seines Vater, eines Polizeibeamten, an verschiedenen Orten und Volksschulen in Ostpreußen bis er schließlich auf das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in seinem Geburtsort kam und 1931 die Handels- und Höheren Handelsschule ebendort besuchte. Anschließend arbeitete er kurzeitig im Rechnungsbüro des in der Nähe von Osterode gelegenen Ritterguts Mühlen, bevor er 1933 Berufssoldat beim 1. Preußischen Flakartillerie-Regiment in Königsberg wurde und zunächst bei der Flugabwehr der Luftwaffe diente. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1.9.1939 maschierte er mit der Wehrmacht in Polen ein und nahm anschließend im Jahr 1940 am Frankreichfeldzug teil. Kirst wurde während des Krieges zum Leutnant und Oberleutnant befördert. Ab August 1944 war er zunächst an der Luftkriegsschule VI in Kitzingen, ab Mitte April 1945 dann an der Flakartillerieschule IV im oberbayerischen Altenstadt als nationalsozialistischer Führungsoffizier (NSFO) und Lehrer für Kriegsgeschichte tätig. Nach dem Ende des Krieges war Kirst neun Monate in einem Lager der US-Armee in Garmisch interniert, wurde dann aber als politisch ”unbelastet” entlassen. Franz Josef Strauß, der immer behauptete, Kirst sei ein Anhänger des Nazi-Regimes gewesen, damals Landrat und Vorsitzender der Spruchkammer, verhängte jedoch gegen Kirst ein zweijähriges Publikationsverbot (aus dieser Situation resultierte eine jahrelange erbitterte Auseinandersetzung zwischen Strauß und Kirst, die auch in die Öffentlichkeit drang). Die Folge war, daß Kirst, der 1947 nach München gezogen war, sich zunächst mit diversen Aushilfsarbeiten, u.a. als Gärtner und Straßenarbeiter, durchschlagen mußte. Aber in dieser Zeit entstanden Notizen, die er später zu seinem ersten großen Romanerfolg 08/15 verdichtete. Zunächst war er jedoch für den Münchner Mittag (heute: Münchner Merkur) als Filmkritiker tätig 1950 veröffentlichte er dann seinen ersten Roman, Wir nannten ihn Galgenstrick. 1954 erschien schließlich der erste Band seiner Romantrilogie 08/15, der zu einem Welterfolg wurde. In ihm und in den zwei folgenden Bänden stellte Kirst, den seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg zu einem überzeugten Kriegsgegner hatte werden lassen, die Absurdität und Grausamkeit des Krieges dar. Folgerichtig mischte er sich Mitte der 1950er Jahre auch in die Debatte um die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland ein und geriet damit wiederum in Gegensatz zu Franz Josef Strauß, der mittlerweile Bundesverteidigungsminister geworden war und eine "grundsätzliche Ablehnung des Militärdienstes" befürchte. Nachdem auch der letzte der drei 08/15-Bände vorlag, wurde der Stoff unter der Regie von Paul May verfilmt; in allen drei Filmen verkörperte Joachim Fuchsberger (*1927) eine der tragenden Personen der Trilogie, den Gefreiten Asch. Kirsts nächster, auch internationaler Bucherfolg war Fabrik der Offiziere (1960), der ebenfalls filmisch umgesetzt wurde. Dieser Roman und der folgende mit dem Titel Die Nacht der Generale, ebenfalls verfilmt, machten Hans Hellmut Kirst auch in den Vereinigten Staaten populär. Insgesamt veröffentlichte Kirst 60 Romane. Seine Werke wurde in fast 30 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von über zwölf Millionen Exemplaren; die daraus resultierenden Tantiemen setzte Kirst u.a. für Stiftungen für Kriegswaisen aus Warschau und norwegische Studenten ein. Von 1972 bis 1975 arbeitete er auch wieder für eine Zeitung - als Kolumnist für die Münchner Abendzeitung,. nachdem er bereits ab 1962 als Filmkritiker für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) tätig war.

Verheiratet war Kirst seit 1961 mit der Schauspielerin Ruth Mülle, mit derund der gemeinsamen Tochter er sich an den Starnberger See zurückzog; 1987  übersiedelte die Familie in das ostfriesländische Städtchen Werdum.

Werke u.a.: Sagten Sie Gerechtigkeit, Captain? (1952), Glück läßt sich nicht kaufen (1959), Kameraden (1961), Die Wölfe (1967), Heinz Rühmann, Biographie (1969), Gespräche mit meinem Hund Anton (1972), Eine Falle aus Papier (1981), Die gefährliche Wahrheit (1984), Erzählungen aus Ostpreußen (1987), Stunde der Totengräber (1988).

Auszeichnungen u.a.: Edgar-Allan-Poe-Preis (1965).

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Bild: Gerd Otto-Rieke (01/2007)

Werdum (Niedersachsen), Friedhof

Isabella Braun

 

Deutsche Jugendbuchautorin; Tochter eines Rentenverwalters des Grafen Schenk von Stauffenberg; besuchte nach dem Tode des Vaters im Jahre 1827 ud dem Umzug der Familie nach Ulm bis 1835 die dortige Höhere Töchterschule der Englischen Fräulein und wurde im folgenden Jahr . an der Lehrerbildungsanstalt St. Ursula zur Lehrerin ausgebildet, bevor sie nach einem Jahr an der Volksschule in Neuburg an der Donau eine Anstellung erhielt. Als sie nach der Übergabe der Lehranstalt an eine klösterlihe Leitung im Jahre 1848 in den Ruhestad versetzt wurde, widmete sie sich neben einer Tätigkeit als Privatlehrerin dem Verfassen von Jugendschriften.zu.

 

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Bilder: Hajo Rackel (06/2014)

München, Alter Südlicher Friedhof

Agnes Günther née Breuning

 

Deutsche Schriftstellerin; eines von fünf Kindern eines deutschen Bankiers und einer Engländerin; obwohl die Mutter nach dem frühen Tode ihres Mannes die Kinder alleine großziehen mußte, ermöglichte sie den Kindern eine gute Erziehung; Agnes erhielt eine Ausbildung für “höhere Töchter”, besuchte das Königin-Katharina-Stift in Stuttgart und wurde zum Erlernen des Französischen in die französische Schweiz an den Genfer See geschickt. 1887 heiratete sie den Theologen Rudolf Günther und folgte ihm zu seinen Pfarrstellen, zuerst nach Blaubeuren, 1891 dann nach Langenburg und schließlich 1907 nach Marburg. In Langenberg, einem kleinen Städtchen in der Region Hohenlohe, war sie häufig Gast im Fürstenhaus .derer zu Hohenlohe-Langenburg, und als man sie als Frau des Pfarrers bat, das Theaterstück Alt-Langenburg zu verfassen, war das die Initialzündung zu einem Roman, der weltberühmt wurde; 1909 begann sie in Marburg - inspiriert auch von der Erinnerung an die Hohenloher - mit der Niederschrift ihres Romans Die Heilige und ihr Narr, der 1913 posthum erschien,. und errang mit diesem, ihrem einzigen Roman einen bis in unsere Zeit reichenden, sensationellen Erfolg; bis heute wurde der Roman um die Liebe der Fürstentochter Rosemarie zu dem Fürsten Harro in über 140 Auflagen mit fast 1,8 Millionen Exemplaren verkauft - schon im Jahr des Erscheinens waren 10.000 Exemplare verkauft worden -, in zahlreiche Sprachen übersetzt und dreimal verfimt, 1928 unter der Regie von Wilhelm Dieterle, 1935 unter Hans Deppe und 1957 führte Gustav Ucicky, die Regie mit Gerhard Riedmann, Gudula Blau (*1940) und Hertha Feiler in den Hauptrollen.

Agnes Günther, an Tuberkulose erkrankt, starb bereits im Alter von nur 47 Jahren.

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Bilder: Thomas Haas (06/2014)

Marburg, Hauptfriedhof

Bilder: Herbert Herterich (11/2017)

Hinweis: Eine vor ca. 10 Jahren von einem Unbekannten gepflanzte junge Thuja hat inzwischen die vordere Grabeinfassung gesprengt.

Schriftsteller CII

Omnibus salutem!