Henryk Adam Aleksander Pius Sienkiewicz
Polnischer Schriftsteller; der Sohn eines einfachen Landadeligen studierte an der Warschauer Universität, verdiente sich seinen Lebensunterhalt zunächst als Hauslehrer, war anschließend ab 1870 als Journalist u.a. im Feuilleton tätig und bereiste von 1876 bis 1878 als Korrespondent die Vereinigten Staaten. Bekannt wurde Sienkiewicz mit einer Trilogie historischer Romane über Polens Geschichte im 17. Jahrhundert. Sie erschien zwischen 1884 und 1888 und umfaßt die jeweils mehrbändigen Teile Ogniem i mieczem (1884, dt. Mit Feuer und Schwert), Potop (1886, dt. Die Sintflut, auch Sturmflut) sowie Pan Wolodyjowski (1888, dt. Herr Wolodyjowski, der kleine Ritter). Außerdem verfaßte Sienkiewicz Satiren und Prosa, die das Leben der unteren Volksschichten zum Inhalt hatten. Sein auch international erfolgreicher, in der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Nero angesiedelter und in zahlreiche Sprachen übersetzter Roman Quo vadis? (1896) wurde mehrmals für die Leinwand adaptiert, u.a. 1912 von Enrico Guazzoni und 1951 mit Robert Taylor, Deborah Kerr (*1921, †2007) und Peter Ustinov in den Hauptrollen.
Werke u.a.: Na marne (dt. 1872, Zersplittert), Z pamietnika poznańskiego nauczyciela (1879, dt. Aus dem Tagebuch eines Posener Lehrers), Krzyzacy (1900, dt. Die Kreuzritter), W pustyni i w puszczy (1912, dt, Durch Wüste und Wildnis).
Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Literatur (1905).
Warschau, Johanneskathedrale, Krypta
Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde
Deutscher Dichter; wie viele andere aus seinen Kreisen, war der einem verarmten Adel entstammende Platen zunächst Offizier; 1813 hatte er sich zum Militärdienst gemeldet, wurde 1814 Leutnant im Leib-Regiment des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph und nahm 1814/1815 an den Befreiungskriegen gegen Napoléon teil. Vom Militärdienst freigestellt, studierte er dann mittels eines Stipendiums von April 1818 bis September 1819, in Würzburg und danach in Erlangen von 1818 bis 1826 Jura, Philosophie und Naturwissenschaften. Er gab dann jedoch seine bisherigen Studien auf, um sich statt dessen der Poesie zu widmen, und er begann, sich für die persischen Literatur zu interessieren: Schon 1821 hatte er Ghaselen und 1823 Neue Ghaselen veröffentlicht. Im Herbst 1824 reiste er nach Venedig, wo 1825 die Sonette aus Venedig entstanden. Mitte der 1820er Jahre kam es zu einer Auseinandersetzung mit Heinrich Heine. Diesen hatte Platen wegen seiner jüdischen Herkunft attackiert; als Retourekutsche machte Heine Platens Homosexualität publik, so daß Platen schließlich 1826 nach Italien ging und sich dort dauerhaft niederließ. In Neapel lernte er den Dichter Giacomo Leopardi kennen. Als 1835 dort die Cholera ausbrach, floh er nach Palermo und weiter nach Syrakus, wo er vermutlich in Folge einer falschen Selbstmedikation und von unfähigen Ärzten versorgt, verstarb.
von Platen, der virtuos die lyrischen Formen (Sonett, Ode, Ghasel) beherrschte, verfaßte auch politische Lyrik, die seine freiheitliche Gesinnung dokumentiert, so z.B. die 1831/32 entstandenen Polenlieder (posthum herausgegeben 1844). Mit am bekanntesten und heute noch erinnert ist seine Ballade Das Grab im Busento (1820).
Syrakus, cimitero accatolico (heute Park der Villa Landolina)
Englischer Schriftsteller; zweites von insgesamt acht Kindern eines bürgerlichen Elternhauses. Der Vater, ein Marinezahlmeister, kam 1823 ins Schuldgefängnis von London, und seine Frau zog mit sieben der Geschwistern in das Gefängnis, während Charles als einziges außerhalb blieb, um für den Unterhalt der Familie beizutragen, indem er neun Monate lang in einer Fabrik für Schuhcreme arbeitete. Seine Kindheitserlebnisse verarbeitete er in seinem autobiographischen Roman The Personal History, Adventures, Experience, and Observation of David Copperfield, The Younger (1849/50, dt. Die Lebensgeschichte, Abenteuer, Erfahrungen und Beobachtungen David Copperfields des Jüngeren), der 1935 unter dem Titel David Copperfield mit W. C. Fields in einer der Hauptrollen verfilmt wurde. 1827 wurde er Schreiber bei einem Rechtsanwalt, 1829 Berichterstatter über Gerichts- und 1831 über Parlamentsverhandlungen im Mirror of Parliament, schließlich Reporter bei der liberale Zeitung Morning Chronicle. Im Dezember 1833 veröffentlichte Dickens unter dem Pseudonym Boz im Monthly Magazine eine erste Serie von Skizzen (Sketches), in denen er das Londoner Alltagslebens beschrieb. Bekannt wurde er durch die Pickwick Papers, die in den Jahren 1836 und 1837 zunächst in Fortsetzungen erschienen, erst 1837 in Buchform (dt. Die Pickwickier). Ebenfalls als Lieferungen für Familienzeitschriften folgten rasch hintereinander weitere Romane. 1850 gründete er selbst eine Familienzeitschrift, dieHousehold Words, die 1859 von All the Year Round abgelöst wurde. Mit scharfem Auge nahm Dickens die durch die Industrialisierung hervorgerufenen sozialen Probleme seiner Zeit wahr und machte sie zur Grundlage seiner Werke. Aber auch persönlich mischte er sich ein, machte sich für soziale Reformen nicht nur in seiner Heimat stark; in den Vereinigten Staaten hielt er 1842 Vorträge gegen die Sklaverei. 1943 veröffentlichte er die bis heute beliebte Weihnachtsgeschichte A Christmas Carol in Prose (dt. Ein Weihnachtslied in Prosa), in deren Mittelpunkt der geizige Scrooge steht, der sich in der Weihnachtsnacht zum Wohltäter wandelt. 1851 wurden er und seine Theatertruppe der Königin Victoria vorgestellt - endlich die gesellschaftliche Anerkennung, die er sich immer gewünscht hatte, seit die Verbindung seiner ersten Liebe mit ihm von deren Eltern abgelehnt woren war. Gemeinsam mit Wilkie Collins, den er 1851 kennengelernt hatte, der Herausgeber von Dickens’ Household Words wurde und mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, arbeitete er an dem Bühnenstück No Thoroughfare (1867). Fünf Jahre (1865) vor seinem Tode hatte Dickens ein traumatisierendes Erlebnis: Er war Passagier eines Eisenbahnzuges, der bei in Staplehurst, (Kent) verunglückte , bei dem er zwar nicht verletzt wurde, aber psychisch in Mitleidenschaft gezogen wurde - jahrelang verfolgte ihn das Ereignis bis in seine Träume.
Seit 1836 war Dickens mit Catherine Hogarth (*1816, †1879) verheiratet; mit ihr hatte er zehn Kinder. 1858 trennte er sich von ihr, und sie zog mit dem gemeinsamen Sohn Charles Culliford nach Brighton, während seine anderen Kinder bei ihm blieben. Anlaß zur Trennung war die 18-jährige Schauspielerin Ellen Ternan, die der 45-Jährige Dickens kennengelernt hatte, als er 1857 für das Theaterstück The Frozen Deep, das er gemeinsam mit seinem Protégé Wilkie Collins verfaßt hatte, Schauspieler (innen) gesucht hatte. Die Beziehung hielt bis zum Ende seines Lebens.
Zahlreiche von Dickens Werken dienten als Quelle für Literaturverfilmungen. Dickens selbst beeinflußt von Henry Fieldings, Thomas Carlyle und Walter Scott, beeinflußte seinerseits mit seinen Werken zahlreiche Schriftsteller, u.a. den spanischen Schriftsteller Benito Pérez Galdós (*1843, †1920) sowie Wilhelm Raabe und Stefan Zweig. Der Magier David Copperfield (*1956) übernahm den Namen aus Dickens’ gleichnamigen Roman als Künstlername, und die britische Rockmusikgruppe “Uriah Heep” den Name einer weiteren Figur aus dem Roman.
Titelblatt der Erstausgabe von A Christmas Carol (1843)
Werke u.a.: The Life and Adventures of Nicholas Nickleby (1838/39), The Old Curiosity Shop (1840/41, dt. Der Raritätenladen), American Notes (1842), Pictures from Italy (1846), Dombey and Son (1846-1848, dt. Dombey und Sohn), A Tale of Two Cities (1859, dt. Zwei Städte), Bleak House (1852/53, dt. Bleakhaus), Great Expectations (1860/61, dt. Große Erwartungen), Our Mutual Friend (1864/65, dt. Unser gemeinsamer Freund).
London, Westminster Abbey, South Transept
Hinweis: Die Aufnahme der Grabstätte stammt aus dem Jahre 1900
Bild: Roger Pic (1974)
Französischer Schriftsteller und Politiker; der Sohn eines Bankangestellten befaßte sich schon früh Orientalististik und Archäologie. 1923 ging er in die damals unter dem Begriff Indochina zusammengefaßten französischen Kolonien Laos, Kambodscha und Vietnam, wo er wegen des Diebstahls von sieben Basreliefs aus dem Tempel Banteay Srei 1924 im kambodschanischen Phnom Penh angeklagt und zu drei Jahren Haftstrafe verurteilt wurde, die allerdings reduziert und zur Bewährung ausgesetzt wurde. Während seines Aufenthalts in Südostasien gründete er mehrere Zeitungen, in denen er die französische Kolonialpolitik kritisierte. Ob er tatsächlich am chinesischen Bürgerkrieg teilnahm, ist umstritten (wie vieles in seinem Leben im Dunklen blieb, weil er selber zur eigenen Legendenbildungen beitrug). 1926/27 kehrte er nach Frankreich zurück und veröffentlichte in rascher Folge seine großen Romane. 1934 nahm er in Moskau am ersten Sowjetischen Schriftstellerkongreß teil und traf dort u.a. mehrmals mit Stalin zusammen. Als Anhänger des Kommunismus kämpfte er im Spanischen Bürgerkrieg als Kommandant einer Flugzeugstaffel auf der Seite der Republikaner gegen Franco. Unter dem Eindruck des zwischen Hitler und Stalin geschlossenen Nicht-Angriffspaktes löste er sich jedoch von der kommunistischen Ideologie und wurde während der Besatzung Frankreichs durch deutsche Truppen 1940 Mitglied der Résistance (auch hier gibt es Zweifel an seiner Darstellung seiner Aktivitäten). Im Herbst 1944 schloß Malraux sich Charles de Gaulles Bewegung an und war nach dem Ende des Krieges von 1945 bis 1946 er dessen Informationsminister, von 1947 bis 1953 Generalsekretär und Propagandachef des gaullistischen “Rassemblement du Peuple Français”, 1958 erneut Informationsminister und von 1958 bis 1969 bis zu de Gaulles Rücktritt Kulturminister.
Werke u.a.: Les conquérants (1928, dt. Die Eroberer), La voie royale (1930, dt. Der Königsweg), La condition humaine (1933, dt. Conditio humana, auch So lebt der Mensch), L'espoir (1937, dt. Die Hoffnung), La psychologie de l'art (3 Bde., 1947-50, dt. Psychologie der Kunst), Antimémoires (1967, dt. Anti-Memoiren), Les chênes qu'on abat (1971), dt. Eichen, die man fällt).
Paris, Panthéon
Englischer Schriftsteller und Philosoph; das siebte von elf Kindern eines dem Kalvinismus anhängenden Priesters war zunächst als Prediger in den Gemeinden Ware, Stowmarket und Beaconsfield tätig. In Stowmarket kam er erstmals mit Schriften französischer Philosophen u.a. Rousseaus und Montesquieus in Berührung, die ihn sehr beeindruckten. Ab 1782 in London, publizierte er - noch anonym - seine Schrift Life of Lord Chatham (1783) und ein Jahr später unter seinem Namen Sketches of History. In den 1790er Jahren wurde er Mitglied in einem radikalen Klub namens "Revolutionists” und pflegte Umgang u.a. mit dem Politiker und Wissenschaftler Lord Stanhope, dem Philologen Horne Tooke und dem Schriftsteller Thomas Holcroft, die mit den Idealen der Französischen Revolution sympathisierten. Godwin gilt als erster Exponent des Utilitarismus und Verfechter eines philosophischen Anarchismus und vertrat in seinen Schriften und Romanen die Ideen von Freiheit und Gleichheit. Berühmt ist Godwin aufgrund zweier Werke, die er innerhalb eines Jahres veröffentlichte: An Enquiry Concerning Political Justice, in dem er die politischen Institutionen angriff, sowie Things as They Are or The Adventures of Caleb Williams, das die Privilegien des Adels aufs Korn nimmt. Er erachtete eine Veränderung hin zu sozialem Verhalten für unbeding erforderlich; aber trotz seiner Angriffe auf das System war Godwin kein Revolutionär, und es wäre ihm auch niemals in den Sinn gekommen, die Regierung durch Gewaltanwendung zu beseitigen, da er eine solche als unvernünftig und als Greuel erachtete; vielmehr zog er das Wort vor. "The interests of the human species require a gradual, but uninterrupted change” [“Die Interessen der menschlichen Rasse bedürfen einer schrittweisen, aber kontinuierlichen Veränderung”]. Er war überzeugt, daß zunehmende Aufklärung die Menschheit aus den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Defiziten der Gesellschaft befreien würden. Godwin antizipierte viele der Ideale Pierre Joseph Proudhons, Pjotr Kropotkins und John Stuart Mills. Letztlich hatte er jedoch nur geringen Einfluß auf die sozialistischen oder anarchistischen Ideen im 19. Jahrhundert.
Verheiratet war er in erster Ehe seit 1796 mit der Schriftstellerin und “Feministin” Mary Wollstonecraft, die bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Mary Shelley, der späteren Frau von Percy Busshe Shelley, starb.
Werke u.a.: Enquiry concerning Political Justice, and its Influence on General Virtue and Happiness (2 Bde., 1793, dt. Untersuchung über politische Gerechtigkeit und ihren Einfluß auf Moral und Glückseligkeit).
Mary Godwin née Wollstonecraft
Englische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin; das zweite von sechs Kindern eines Weber und Landwirtes verließ im Alter von 21 Jahren ihr Elternhaus, leitete zusammen mit ihrer Schwester bis 1786 eine Schule und war anschließend in Irland als Gouvernante tätig, wurde dort aber schon wenig später gekündigt. Obwohl ihr erster Roman Mary, a Fiction (1788) sich nicht als besonders erfolgreich erwies, mietete sie sich in London eine kleine Wohnung und arbeitete als Lektorin und Übersetzerin. Dort lernte sie u.a. den Dichter und Maler William Blake, den amerikanischen Publizisten und Politiker Thomas Paine, den Chemiker Joseph Priestley und den Schweizer Maler und Schriftsteller Johann Heinrich Füssli (*1741, †1825) kennen, die alle einer Gruppe von Intellektuellen zugehörten. Während der Französischen Revolution hielt sie sich ab 1792 in Paris auf und faßte dort ihre Erkenntnisse aus den Ereignisse in der Studie An Historical and Moral View of the Origin and Progress of the French Revolution (1794) zusammen und verfaßte A Vindication of the Rights of Woman (1792, dt. Rettung der Rechte des Weibes, mit Bemerkungen über politische und moralische Gegenstände), in dem sie für eine Gleichberechtigung von Mann und Frau in Familie und Beruf eintritt und das sie Charles Maurice de Talleyrand in der Hoffnung widmete, daß er sich für diese Ziele einsetze. Mit dieser politisch-feministischen Streitschrift gilt sie als erste englische Frauenrechtlerin. 1795 kehrte sie schließlich nach England zurück und heiratete 1796 den englischen Schriftsteller und Philosophen William Godwin. Sie starb im Jahr ihrer Hochzeit kurz nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Mary, die später Percy Bysshe Shelley heiratete und selbst als Schriftstellerin erfolgreich war.
Werke u.a.: Original Stories from Real Life (1791), A Vindication of the Rights of Man (1793).
Biographie: Memoirs of the Author of a Vindication of the Rights of Woman (1798, zusammen mit ihrem Mann verfaßt).
London, St Pancras Churchyard (Urspr. Begräbnisplatz)
Norwegische Schriftstellerin; die älteste von drei Töchter eines bekannten Archäologen besuchte in Christiania (heute Oslo) eine angesehene, nach progressiven Erziehungsmethoden (Ko-Edukation) ausgerichtete Privatschule. Nach dem frühen Tod ihres Vaters (†1893) bot die Schulleiterin ihr und ihren beiden Schwestern ein weiteres, kostenloses Verbleiben auf der Schule an, was sie jedoch ablehnte. Später erklärte sie zu diesem einschneidenden Ereignis, daß die negarive Entscheidung nicht wegen der Schulleiterin gefallen sei: “Nein, es waren die Prinzipien, die mich mit grenzenlosem Skepzis erfüllten”. Später habe sie dann in Augustinus’ Worten “Securus iudicat orbis terrarum” [Sicher ist die Beurteilung der Welt] eine Erklärung für ihr Verhalten gefunden. Ihre Mutter sandte sie anschließend auf eine öffentliche Schule. Später arbeitete sie von 1898 bis 1908 in Kristinana nolens volens als Sekretärin in der Stadtverwaltung, konnte so aber immerhin die Familie finanziell unterstützen. In ihrer Freizeit schrieb sie, und 1907 erschien ihr erster Roman Fru Marta Oulie (1907), gefolgt ein Jahr später von Den lykkelige alder (dt. Das glückliche Jahr), aber erst 1911 gelang ihr mit dem tragischen Roman Jenny der Durchbruch als anerkannte Autorin. Sie gab ihren Beruf auf und hielt sich mit einem Auslandsstipendium eine längere Zeit in Rom auf. Dort lernte sie den norwegischen Maler Anders Castus Svarstad kennen, den sie 1912 heiratete und mit dem sie für ein halbes Jahr nach London ging. 1919 ließ sie sich mit ihren Kindern in Lillehammer nieder; Anfang der 1920er Jahre wurde dann die Ehe geschieden. Als deutsche Truppen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Norwegen besetzten, emigrierte sie 1940 in die Vereinigten Staaten, von wo sie 1945 in ihre Heimat zurückkehrte. Undset schrieb anfangs Romane und Novellen über das Leben im unteren Mittelstand, dann realistische Darstellungen mit Stoffen aus der norwegischen Vergangenheit. International bekannt wurde sie mit ihrem historischen Roman Kristin Lavransdatter (3 Bde., 1920-22, dt. Kristin Lavranstochter), für den sie 1928 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Schon 1915 hatte sie sich mit katholischen Schriften beschäftigt, aber erst 1924 konvertierte sie zum Katholizismus, ein Schritt, der im protestantischen Norwegen auf Unverständnis stieß und einen Skandal hervorrief.
Werke u.a.: Harriet Waage (1917), Olav Audunssøn (4 Tle., 1925-27, dt. Olav Audunssohn), Den brændende busk (1930, dt. Der brennende Dornbusch), Den trofaste hustru (1936, dt. Das getreue Eheweib), Madame Dorothea (1939, dt. Madame Dorothe).
Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Literatur (1928).
Ringsaker b. Lillehammer, Friedhof der Mesnali Kirke
Bournemouth, St. Peter’s Churchyard
Hinweis: Die sterblichen Überreste von William Godwin und seiner Frau wurden 1851 von London auf den St. Peter's Churchyard in Bournemouth überführt.
Arkadij Timofejewitsch Awertschenko [russ. Аркадий Тимофеевич Аверченко]
Russischer Schriftsteller und Satiriker; Sohn eines Kaufmanns; war zunächst als Buchhalter tätig, wandte sich aber bald schon der Schriftstellerei zu und verfaßte Erzählungen und Satiren. Die erste erschien unter dem Titel Как мне пришлось застраховать жизнь (dt. Wie kann ich mein Leben versichern) in der Zeitschrift Южный край (Südliches Land) im Oktober 1903 in Charkow, wohin er Anfang der 1900er Jahren übersiedelt war; er selbst jedoch erachtete als sein literarisches Debüt die Erzählung Праведник (1905, dt. Die Gerechten). Zwischen 1905 und 1907 arbeitete er redaktionell für die satirischen Zeitschriften Штык (Bajonett) und Меч (Schwert) und veröffentlichte teilweise unter verschiedenen Pseudonymen. Als er mit den dortigen Zensurbehörden Schwierigkeiten bekam, ging er 1908 nach Sankt Petersburg. In der Hauptstadt wurde er Mitarbeiter kleinerer Publikationen, darunter der Zeitschrift Стрекоза (Drachenfliege). Als die Zeitschrift viele Abonnenten verlor, gründete er mit einer Gruppe von jungen Mitarbeitern der Zeitschrift ein neues Magazin mit dem Namen Сатирикон (Satyrikon, 1913 das Новый сатирикон, (Neues Satyrikon), dessen Herausgeber er bald wurde und das rasch populär wurde .Viele seiner dort erschienenen Kurzgeschichten kamen auch in Theatern zur Aufführung. In den Jahren 1911 und 1912 reiste er zweimal in das westliche Europa und sammelte auf diesen Reisen Material für seine satirischen Erzählungen. In dieser Zeit entwickelte sich Awertschenko zum führenden Satiriker der ausklingenden Zarenzeit. Es gelang ihm für seine Zeitschrift die Mitarbeit bedeutender Illustratoren wie Iwan Bilibin und Autoren wie Wladimir Majakowskij zu gewinnen. Als sich nach der Oktoberrevolution die Situation dramatisch veränderte und das gesamte Personal der Zeitschrift eine ablehnende Haltung gegenüber des sowjetischen Regime einnahme, verboten im Juli 1918 die Bolschewiki das Новый сатирикон. Awertschenko ging daraufhin in seine Geburtsstadt Sewastopol, das zu dieser Zeit in der Hand dern “Weißen” war, und arbeitete dort ab Juli 1919 als Journalist für die Zeitung Юг (Süden) (später Юг России, Südrußland). Nachdem am 15.11.1920 auch Sewastopol in die Hände der “Roten” geraten war, gelang es Awetschenko mit einem der letzten Schiffe die Heimat in Richtung Konstantinopel zu verlassen, wohin sich viele russische Flüchtlinge gerettet hatten. 1921 veröffentliche er in Paris zahlreiche Pamphlete unter dem Titel Дюжина ножей в спину революции (dt. Ein Dutzend Messer im Rücken der Revoluton), in denen die Charaktere seiner Geschichten ihre nostalgischen Gefühle in Bezug auf die vergangenen Zeiten zum Ausdruck brachten. Im April 1922 ging er zunächst nach Sofia, dann nach Belgrad und ließ sich schließlich im Juni 1922 in Prag nieder, wo er sich im Hotel Goldene Gans am Wenzelsplatz ein Zimmer mietete. Auch in der Emigration gelang es ihm, sich erfolgreich zu behaupten .Im Jahr 1923 kam im Berliner Verlag Nord seine Sammlung von Immigrantengeschichten unter dem Titel Записки Простодушного (dt. Naive Bemerkungen) heraus. Über die Schwierigkeiten im Umgang mit der Sprache veröffentlichte er das Werk Трагедия русского писателя (dt. Tragödie eines russischen Autoren). In der Tschechoslowakei aber erlangte er bald großen Erfolg; er arbeitete für die bekannte Prager Presse, und viele seiner Werke wurde ins Tschechische übertragen. Nach einer Operation im Jahr 1925, bei der ihm eine Auge entfernt werden mußte, erkrankte er schwer und wurde bewußtlos in das Prager Städtischen Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte eine "Schwächung des Herzmuskels, die Erweiterung der Aorta und eine Nierensklerose" diagnostizierten, konnte er nicht mehr gerettet werden.
Inschrift: Dieses Denkmal wurde vom russisch-tschechischen Club “Mir” errichtet. Prag 26. XII 1930
Prag, Olšanské hřbitovy
Schwedischer Schriftsteller und Kulturhistoriker: Sohn eines Gefängnisbeamten und einer Hebamme; die 1834 an der Cholera starb. Da sein Vater sich nach deren Tod dem Alkohol hingab, wurde Viktor von der Armenfürsorge betreut und wuchs bei verschiedenen Pflegeeltern auf. Sein Studium mußte er aus Geldmangel abbrechen. 1855 begann er für die liberale Zeitung Göteborgs handelstidning zu arbeiten. dort erschien sein Roman Den siste Atenaren (Der letzte Athener), der ihn bekannt machte und der 1859 in Serie erschien. Zuvor war Zuvor hatte er Singoalla (1857) veröffentlicht, eine romantische lyrische Geschichte des Mittelalters in Schweden. Da er in seinem Werk Lära om Kristus (1862 dt. Die Lehre der Bibel über Christus) behauptete, daß Christus nicht Gott sei, kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Klerus, die ihn in große emotionale Spannungen und Depressionen stürzten. In den 1870er Jahren war Rydberg für kurze Zeit Mitglied des schwedischen Parlaments. Er plädierte für eine Sprachreform, insbesondere um die Anzahl der aus dem Deutschen entlehnten Wörter zu verringern.
Nach Rückkehr von einer Reise nach Rom, das er 1874 besucht hatte, schrieb er seine Werk Romerska dagar (1877, dt. Römische Tage), in denen sein Interesse an der Antike seinen reifsten Ausdruck findet. 1876 vollendete er seine Übersetzung des ersten Teils von Goethes Faust, der ihn viele Jahre beschäftigt hatte. Er zeigte auch herausragendes Talent als Dichter; seine Sammlung Dikter (1882; dt. Gedichte), die ihn seit Esaias Tegnér (*1782, †1846), dem Lyriker und lutherischer Bischof, und dem Dichter der Romantik, Erik Stagnelius (*1793, †1823), zu Schwedens führendem Lyriker machte. In den 1880er Jahren beschäftigte Rydberg sich vorwiegend mit der Erforschung der Mythologie, deren Ergebnisse er in Undersökningar i germanisk mythologie (2 Bde., 1886–89) zusammenfaßte. 1891 veröffentlichte er zwei literarische Werke: Vapensmeden (Der Waffenschmied), einen Roman, der das Leben zur Zeit der Reformation in Schweden beschreibt, und eine neue Gedichtsammlung, darunter Den nya Grottesången (Das neue Grotte-Lied) eine bemerkenswerte Anklage gegen die sozialen Verhältnisse.
Rydberg war ein Idealist, der der romantischen Tradition der Poesie und des Denkens treublieb, jedoch in Bezug auf politische und soziale Ansichten liberal war. Er hatte ein breites Interesse an Ästhetik, Religion, Philosophie und Psychologie. eine unvergleichliche Autoritätsposition in der schwedischen Kultur
Viktor Rydberg, der eine unvergleichliche Autoritätsposition in der schwedischen Kultur darstellte, wurde 1877 von der Universität Uppsala zum Ehrendoktor ernannt, 1878 in die schwedische Akademie gewählt und 1884 zum Professor an der Universität Stockholm ernannt.
Göteborg, Östra kyrkogården
Olympe de Gouges née. Marie Gouze
Französische Schriftstellerin, Rechtsphilosophin und Frauenrechtlerin; einer kleinbürgerlichen Familie entstammend; zog nach dem Todes ihres aus der Pariser Bourgeoisie stammenden Mannes, mit dem sie im Alter von 17 Jahren gegen ihren Willen verheiratet worden war, um 1770 mit ihrem Sohn Pierre, der ab 1793 Offizier der Rheinarmee war und später mit seiner Frau und seinen vier Kindern nach Guyana auswanderte, wo er starb, nach Paris. Dort nannte sie sich fortan Olympe de Gouges.
Da insbesondere Frauen ihrer Herkunft - wenn überhaupt - rudimentär des Lesens und Schreibens teilhaftig wurden und auch keinerlei Bildung genossen hatten, brachte sie sich diese Fähigkeiten im Selbststudium bei. 1784 erschien unter Pseudonym ihre erste Publikation, ein Briefroman mit dem Titel Mémoire de Mme. de Valmont, in dem sie Probleme von Kindern illegitimer Herkunft sowie der unfreiwilligen Verheiratung von Frauen thematisierte. Nachdem sie 1785 das Stück Zamore et Mirza, das sich mit den Zuständen der Sklaven in den französischen Kolonien beschäftigt, bei der Comédie Française eingereicht hatte, wurde sie über Jahre hinweg in Intrigen und Verleumdungen verwickelt und zwischenzeitlich sogar in der Bastille inhaftiert. Erst nach Beginn der Revolution wurde das Stück im Dezember 1789 schließlich aufgeführt, jedoch bald aus politischen Gründen wieder abgesetzt.
Ab 1788 - vor dem Hintergrund erster Volksaufstände, der Einberufung der Generalstände und der Vorahnung eines Aufstandes oder einer Revolution, ging sie mit Publikationen an die Öffentlichkeit, in denen sie explizit ihre politische Meinung kundtat und zur politischen Entwicklung Stellung bezog. Einige Monate nach dem Lettre au peuple publizierte Olympe de Gouges eine zweite Schrift unter dem Titel Remarques patriotiques, in dem sie die Form eines umfassenden Sozialprogrammes skizzierte. Sie forderte soziale Maßnahmen für die ärmsten Teile der Bevölkerung, zu deren Finanzierung sie die Einführung einer Luxus- und Glücksspielsteuer vorschlug; außerdem forderte Bildung für alle Bevölkerungsschichten und für Frauen ein, setzte sich für die Trennung von Kirche und Staat ein, regte eine Strafrechtsreform an und kämpfte gegen die Todesstrafe, forderte freie Wahlen, eine Verfassung, die Abschaffung der Sklaverei und vor allen Dingen die Gleichberechtigung der Frauen.
Ihre politischen Schriften, die sie in Form von Eingaben und Petitionen an die politischen Institutionen bzw. deren Abgeordnete schickte, machten sie bekannt. 1791 verfaßte sie in Analogie zur Menschenrechtserklärung von 1789 die Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne (Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin), in der sie vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter forderte.
De Gouges warnte auch lautstark vor Robespierre und Marat, deren politische Clubs jedoch bald eine Mehrheit auf sich vereinigen konnten. Unter der Führung Robespierres begann im Juni 1793 la grande terreur, die Schreckensherrschaft, der de Gouges schließlich zum Opfer fiel. In ihrer Wandzeitung Les trois urnes ou le salut de la patrie hatte sie zu einer direkten Volkswahl aufrufen wollen, wurde aber beim Versuch, sie zu plakatieren, verhaftet.
Das Revolutionstribunal verurteilte sie wegen “Anschlags auf die Souveränität” zum Tode; Ende Oktober 1793 wurde Olympe de Gouges in die Conciergerie verlegt; das Todesurteil wurde auf der Place de la Concorde mittels der Guillotine vollstreckt.
Wohnhaus und Plakette in Paris-Auteuil , 4, Rue du Buis
Syrakus, Garten der Villa Landolina
Grabstätte
Denkmal
Inschrift.
D. O. M.
AVGVSTO. COMITI. PLATEN-HALLERMVNDEN.
ANSPACHIENSI.
GERMANIAE. HORATIO.
VITA. FVNCTO. SYRAC. N. DEC. MDCCCXXXV.
VIXIT. AN. XXXIX. M.I.D. XII.
MARIVS. LANDOLVS. NAVA.. EQVES. S.M.O.H.
H. M. P
S. T. T .L.
Omnibus salutem!