Gisela von Arnim

                          

Deutsche Schriftstellerin; wurde vier Jahre vor dem Tode ihres Vaters Achim von Arnim geboren und als ihre Mutter Bettina bereits 42 Jahre alt war. Bereits im Kindesalter wurde sie von dieser mit der Romantik und den Märchensammlungen ihrer Eltern und denen von Wilhelm Hauff bekanntgemacht. Eine Privaterziehung genoß sie u.a. durch Karl Keck, einen Schüler Hegels. Auch ihre älteren Geschwister Maximiliane und Armgartergänzten ihr Wissen, wobei die Lektüre überwiegend aus Märchensammlungen der Romantiker bestand. 1840 lernte sie den Germanisten und Kunsthistoriker Herman Grimm, einen Sohn Wilhelm Grimms und seiner Gattin Dorothea, kennen, der zu den Göttinger Sieben gehörte, und den sie 1859 heiratete. Später verliebte sie sich in den Konzertmeister und Geiger Joseph Joachim. Es entstand eine für alle Beteiligten schmerzhafte Situation, die erst mit ihrem Tode ein Ende fand. Zusammen mit ihren Schwestern Maximilia und Armgart gründete sie den Kaffeter-Kreis ("Jungfrauen-Orden"). Später entwickelte sich der Kreis zu einem literarischen Salon, dem dann auch Männer angehörten u.a. als Ehrenmitglieder Hans Christian Andersen und Emmanuel Geibel. Gisela von Arnim, die vorwiegend Märchen verfaßte, schrieb u.a. das Märchen Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns, das ihre Mutter redigierte (das Bändchen wurde erst 2008 herausgebracht). Im Jahr 1888 reiste sie nach Rom, wo sie sich Heilung von einem Herzleiden erhoffte; auf dem Rückweg von Rom in ihre Heimat starb sie in Florenz - am Geburtstag ihrer Mutter.

Werke u.a.: Mondkönigs Tochter, Aus den Papieren eines Spatzen, Das Licht, Die gelbe Haube.

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Florenz, Cimitero Evangelico degli Allori

Bilder: Matthias Bauer (08/2008)

René Schickele

 

Elsäßischer Schriftsteller; Sohn eines deutschen Weingutbesitzers und Polizeibeamten und einer französischen Mutter. Er studierte Literaturgeschichte, Naturwissenschaften und Philosophie in Straßburg, München, Paris und Berlin. Ab 1902 gab er zusammen mit Otto Flake und Ernst Stadler, die ebenfalls zum Kreis “Jüngstes Elsaß” gehörten, die Zeitschrift Der Stürmer heraus, die ab 1903 unter dem Titel Der Merker erschien. 1909 wurde er Korrespondent in Paris, von wo aus er über spektakuläre Mordfälle und Verbrechen sowie das Leben in den Großstädten berichtete (Schreie auf dem Boulevard, 1913). Anschließend war er als Chefredakteur in Straßburg tätig. Ab 1914 gab Schickele die pazifistische Zeitschrift Die weißen Blätter heraus, die sich zu einem bedeutenden Sprachrohr der expressionistischen Bewegung entwickelte und in der bedeutende Autoren wie Max Brod, Franz Blei (*1871, †1942), Robert Musil, Annette Kolb und Franz Werfel publizierten. Während des Ersten Weltkrieges emigrierte der überzeugte Antimilitarist in die Schweiz, wohin er seine Redaktion verlegte. 1932 emigrierte er erneut, diesmal nach Südfrankreich. Schickele verfaßte Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik und Essays und setzte sich für die Überwindung von Nationalismus und einen gemeinsamen europäischen Kulturraum ein. In Deutschland waren seine Werke zwischen 1935 und 1945 verboten.

Werke u.a.: Weiß und Rot (1910), Benkal, der Frauentröster (1914), Hans im Schnakenloch (1915), Das Erbe am Rhein (3 Bde., 1925-31), Die Symphonie für Jazz (1929), Die Flaschenpost (1937).

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Badenweiler-Lipburg (Schwarzwald)

Bilder: Klaus Decker (09/2008)

Arthur Asher Miller

 

US-amerikanischer Dramatiker; der Sproß einer New Yorker Industriellenfamilie arbeitete nach der Immatrikulation an der University of Michigan im Jahre 1934 zunächst Journalistik, wechselte dann aber 1936 ins Fach Anglistik. Bereits während des Studiums wurde er für seine Komödie The Grass Still Grows mit mehreren Preise ausgezeichnet. Nach Abschluß des Studium im Jahre 1938 arbeitete er u.a. für das Federal Theatre Project. Als Millers bedeutendstes Werk gilt Death of a Salesman (1949, dt. Tod eines Handlungsreisenden), das mit dem Pulitzerpreis und dem New York Drama Critics’ Circle Award als bestes Bühnenstück des Jahres ausgezeichnet wurde. Das sozialkritische Stück, das den “amerikanischen Traum” decouvriert, wurde mehrmals verfilmt; am besten bekannt ist jedoch der 1985 unter der Regie von Volker Schlöndorff (*1939) entstandene Film mit Dustin Hoffman (*1937) in der Hauptrolle. Während der McCarthy-Ära, der Zeit einer landesweiten antikommunistischen Verfolgungswelle, geriet er wegen seiner kritischen Stücke und politischen Äußerungen ins berufliche und private Abseits. Da er sich weigerte, vor dem House Committee on Un-American Activities die Namen von ihm bekannten Kommunisten und Sympathisanten preiszugeben, wurde er verurteilt; das Urteil wurde nach dem Abebben der Kommunistenhysterie jedoch kassiert, so daß seine Werke wieder aufgeführt und nach einigen dieser Werke Filme gedreht werden konnten. 1956 heiratete Miller nach der Scheidung von seiner ersten Frau Mary Slattery zum allgemeinen Erstaunen der Öffentlichkeit die Schauspielerin Marilyn Monroe; die turbulente Ehe hielt bis 1961. Zuvor hatte er das Drehbuch für John Hustons Film The Misfits (1960, dt. The Misfits - Nicht gesellschaftsfähig) verfaßt, das er ihr auf den Leib geschrieben hatte. 1962 heiratete er die österreichische Photographin Inge Morath; diese Ehe dauerte bis zu deren Tode im Jahre 2002. Aus der Verbindung ging neben einem Sohn die Tochter Rebecca hervor. Die Malerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin ist mit dem Schauspieler Daniel Day Lewis, Sohn von Cecil Day Lewis, verheiratet, der 1996 in der Verfilmung von The Crucible (1996) die Rolle des John Proctor übernahm.

Werke u.a.: All My Sons (1947, dt. Alle meine Söhne), The Crucible (1953, dt. Hexenjagd), A View from the Bridge (1955, dt. Blick von der Brücke), After the Fall (1963, dt. Nach dem Sündenfall), Incident at Vichy (1964, dt. Zwischenfall in Vichy), The Price (1968, dt. Der Preis), The Archbishop’s Ceiling (1977, dt. Im Palais des Erzbischofs).

Autobiographie: Timebends (1987, dt. Zeitkurven).

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Roxbury (Connecticut) Central Cemetery

Bilder: Carsten Jonsson (09/2008)

Selma Ottiliana Lovisa Lagerlöf

           pinxit Carl Larsson

Schwedische Schriftstellerin; zweitjüngstes Kind eines Gutsbesitzers und einer aus einer vermögenden Kaufmannsfamilie stammenden Mutter; von 1892 bis 1895 arbeitete sie als Lehrerin in Landskrona, anschließend reiste sie nach Italien (1895/96) und durch Palästina (1899/1900). Lagerlöf lebte als freie Schriftstellerin ab 1897 zunächst in Falun und ab 1909 wieder auf ihrem Gut Mårbacka. Selma Lagerlöf, in ihren Romanen eine der Hauptvertreterinnen der schwedischen Neuromantik, gewährte mit ihrem bekanntesten Werk, dem Kinderbuch Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige (1906-07, 2 Bde., dt. Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen), das ursprünglich als Auftragsarbeit entstanden und als Lesebuch für den Schulunterricht bestimmt war, in phantastischer Form einen umfassenden Einblick in das soziale und ökonomische Leben in Schweden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, beschrieb aber auch die Flora und Fauna des Landes. Der Stoff wurde mehrmals in Zeichentrickfilmen verarbeitet. Ihre Werke begründeten ihren Ruf als eine der bekanntesten Schriftstellerinnen des Landes. 1909 erhielt sie als erste Frau in der Geschichte des Nobelpreis diese Auszeichnung für ihr literarisches Werk, und 1914 wurde sie ebenfalls als erste Frau in die Schwedische Akademie aufgenommen. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit engagierte sie sich in sozialen Angelegenheiten, so z.B. in der Kommunalpolitik ihres Wohnortes sowie in Frauenfragen und beteiligte sich an einem Komitee zur Rettung jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland. 1940 verhalf sie der jüdischen Schriftstellerin Nelly Sachs zur Flucht aus Deutschland nach Schweden. Andererseits sind ihre Sympathien für die sogenannten “rassenhygienische Maßnahmen“ umstritten; so unterstützte sie in einem Brief an Herman Lundborg ausdrücklich dessen rassenbiologische Studien - wie andere Angehörige der schwedische Oberklasse und Kulturelite auch - und spendete Geld für dessen Institut.

Büste vor dem Pfarrhaus in Östra Ämtervik

 

Werke u.a.: Gösta Berlings saga (1891, dt. Gösta Berling), En herrgårdssägen (1899, dt. Eine Herrenhofsage), Jerusalem (1902/02, 2. Bde.), Herr Arnes penningar (1904, dt. Herrn Arnes Schatz), Kristuslegender (1904, dt. Christuslegenden), Körkarlen (1912, dt. Der Fuhrmann des Todes).

Autobiographische Werke: Mårbacka (1922), Ett barns memoarer. Mårbacka II (1930, dt. Aus meinen Kindertagen), Dagbok for Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf. Mårbacka III (1932, dt. Das Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf).

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Östra Ämtervik (Värmland)

Bilder: Matthias Bauer (08/2006)

Friedrich Spielhagen

Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Regierungsbeamten studierte von 1847 bis 1851 Rechtswissenschaften und Philologie an den Universitäten von Bonn, Berlin und Greifswald. Nach dem Studium war er als Hauslehrer in Pommern tätig, versuchte sich aber auch als Schauspieler und war Soldat. Später arbeitete er wieder als Lehrer an einer Handelsschule in Leipzig. Parallel zu seinem Beruf begann er zu schreiben. Da seine ersten Werke vom Publikum allerdings weitgehend unbeachtet blieben, schrieb er zunächst für Zeitungen oder Hefte, z.B. von 1860 bis 1862 für die Zeitung für Norddeutschland und von 1878 bis 1884 für die Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte, bevor Speilhagen, wie Karl Gutzkow und Heinrich Laube Autor des Jungen Deutschlands, als Schriftsteller mit seinem Roman Problematische Naturen (4. Bde., 1861) reüssierte. Sein erfgolgreichster Roman war Sturmflut, der 1877 erschien. Der heute weitgehend vergessene Romancier wurde zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Geblieben sind seine theoretischen Arbeiten zum Realismus und über Erzählstrategie. Sein besonderes Interesse galt aber der Darstellung der sozialen Interessen des liberalen Bürgertums.

Werke u.a.: Clara Vere (1857), Auf der Düne (1858), Hammer und Amboß (5 Bde., 1869), Sturmflut (3 Bde., 1877), Platt Land (1878).

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Berlin-Charlottenburg, Ev. Kaiser-Wilhelm-Gedächnis Kirchengemeinde

Bild: Klaus Decker (08/2008)

Patricia Highsmitheigentl. Mary Patricia Plangman

 

US-amerikanische Schriftstellerin; Tochter eines Grafikers mit deutschen Wurzeln; studierte Literatur und Zoologie an der Columbia University in New York, begann danach 1941 als Schriftstellerin zu arbeiten, verfaßte aber zunächst Texte für Comic Strips. Ihre 1941 verfaßte Kurzgeschichte The Heroine konnte sie 1944 an “Harper’s Bazaar” verkaufen. 1950 gelang ihr mit dem Kriminalroman Strangers on a Train (1950, dt. Zwei Fremde im Zug) der literarische Durchbruch. Weitere Popularität erlangte sie durch die erfolgreiche Verflmung (1951) dieses Romans unter der Regie von Alfred Hitchcock. In diesem Thriller, wie auch in The Blunderer (1954, Der Stümper) und Deep Water (1957, Stille Wasser sind tief) beleuchtete sie Situationen, in denen Menschen, bar jeder krimineller Ambitionen, aus Alltagssituationen heraus zu Tätern werden oder unter Verdacht geraten können. Bedeutend sind ihre Ripley-Romane, die die kriminelle Energie des “Helden” Tom Ripley zum Mittelpunkt haben. Einige dieser Romane wurden erfolgreich verfilmt, so Ripley’s Game (1977, dt. Der amerikanische Freund) mit Dennis Hopper und Bruno Ganz in den Hauptrollen. Ihr Roman The Talented Mr. Ripley (1955, Nur die Sonne war Zeuge) wurde gleich zweimal verfilmt: 1960 kam der unter der Regie von René Clément entstandene Film in Deutschland unter dem Titel Nur die Sonne war Zeuge in die Kinos, mit Alain Delon als Ripley und Maurice Ronet als Philippe Greenleaf in den Hauptrollen, sowie 1999 unter der Regie von Anthony Minghella als Der talentierte Mr. Ripley. Auch für das Radio wurden einge ihrer Werke adaptiert. Neben ihren Kriminalromanen verfaßte Highsmith auch Literaturkritik z.B. Plotting and Writing Suspense Fiction (1966, dt. Suspense oder Wie man einen Thriller schreibt). 1963 übersiedelte Highsmith nach Europa, ließ sich zunächst in Italien, England und Frankreich, bevor sie 1982 in den Tessin zog.

Werke u.a.: The Glass Cell (1964, dt. Das unsichtbare Gitter), Ripley Under Ground (1971, Ripley Under Ground), Ripley’s Game (1974, Ripley’s Game oder Regel ohne Ausnahme / Ripley’s Game oder Ein amerikanischer Freund), Edith’s Diary (1977, dt. Ediths Tagebuch), The Boy Who Followed Ripley (1980, Der Junge, der Ripley folgte), Mermaids on the Golf Course and Other Stories (1985, dt. Nixen auf dem Golfplatz), Tales of Natural and Unnatural Catastrophes (1987, dt. Geschichten von natürlichen und unnatürlichen Katastrophen).

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Tegna (Kt. Tessin)

Horst Wolfram Geißler

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn des Erzählers Max Geißler; besuchte das Gymnasium in Weimar; studierte zunächst an der Universität in Kiel, zog dann 1912 nach München, wo er sein Studium fortsetzte. Dort promovierte er zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Franz Grillparzer und Arthur Schopenhauer. Nach dem Studium wandte er sich der Schriftstellerei zu, die er nach der Unterbrechung durch seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg, in dem er Soldat war, fortsetzte. Mitten im Kriege, im Jahr 1916, veröffentlichte er seinen ersten Roman unter dem Titel Der erste Biedermeier, Ein Frankfurter Roman aus dem Vormärz, dem zahlreiche weitere Romane, aber auch Erzählungen und Novellen folgten, die teils einen geschichtlichen Hintergrund haben, die teils aber auch in der Gegenwart angesiedelte sind. Bekannt aber wurde Geißler durch seinen Roman Der liebe Augustin, der 1921 erschien, dessen Protagonisten, den lieben Augustin, er in einem Pfarrhaus in Wasserburg am Bodensee aufwachsen. ließ. Und obwohl Geißler sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1947 im oberbayerischen Hechendorf am Pilsensee niedergelassen hatte, war es sein ausgesprochener Wunsch in Wasserburg beigesetzt zu werden.

Werke u.a.: Entweder – oder (1926), Die Dame mit dem Samtvisier (1931), Die Glasharmonika (1936), Menuett im Park (1940), Schlafittchen (1959),

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Bilder: Gerd Otto-Rieke (03/2014)

Wasserburg am Bodensee, Pfarrfriedhof bei der Sankt-Georgs-Kirche

Yukio Mishima [jap. 三島由紀夫]  eigentl. Kimitake Hiraoka [jap.平岡 公威]

Bild: Shirou Aoyama (1951)  

 

Japanischer Schriftsteller; Sohn eines Staatsbeamten im Landwirtschaftsministerium; wuchs in seinen frühen Jahren bei seiner Großmutter auf, eine direkte Nachfahrin von Ieyasu Tokugawa; erst im Alter von 12 Jahren kehrte er in seine Familie zurück. In diesem Alter begann er erste Erzählungen zu verfassen, die sein Vater, ganz anders als seine Großmutter, die den Jungen von jeglicher sportlichen Aktivität fernhielt und zur Literatur führte, nicht nur mißbilligte, sondern auch zerriß und aus dem Fenster schmiß. Seine Kurzgeschichte Hanazakari no Mori (dt. Wald in voller Blüte) erschien 1941 unter dem Pseudonym Yukio Mishima, das er ab da verwenden wird, in einem Literatur-Magazin (1944 erschien sie in Buchform, allerdings kriegsbedingt nur in einer Auflage von 44.000 Exemplaren). Zwar wurde er während des Zweiten Weltkrieges zum Kriegsdienst als Soldat wegen einer Fehldiagnose auf Tuberkulose nicht herangezogen, aber er mußte in der Rüstungsindustrie arbeiten. Nach dem Ende des Krieges studierte er Rechtswissenschaften und war anschließend kurze Zeit im japanischen Finanzministerium tätig. 1949 erschien sein erster Roman unter dem Titel Kamen no kokuhaku (dt. Geständnis einer Maske), in dem er seine Homosexualität offenbarte und der mit großem Erfolg aufgenommen wurde, so daß Mishima sich entschloß, sich künftig dem Schreiben zu widmen. In seinen Romanen verarbeitete er Abgründe und Konflikten des menschlichen Lebens im Wandel der Zeiten Der auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman Kinkakuji (1956, dt. Der Tempelbrand) erzählt die Geschichte eines häßichen Novizen, der in einer Mischung aus religöser und ästhetischer Besessenheit einen Tempel anzündet. In Gogo no eikô (1963, dt. Der Seemann, der die See verriet) wird ein Schiffsoffizier von einer Gruppe Jungen auf grausame Weise umgebracht, weil er das als heroisch gezeichnete Leben auf See aufgeben will. Mishima verfaßte ferner die Tetralogie Hojô no umi (1970; Fruchtbares Meer), zu der die Werke Haru no yuki (dt. Schnee im Frühling), Homba (dt. Galoppierendes Pferd), Akatsuki no tera (dt Der Tempel der Morgendämmerung) und Tennin gosûi (dt. Die Todesmale des Engels) gehören. Zeitkritisch schildert er darin die Wandlung Japans in eine modern-sterile Gesellschaft. In seinen Werken, zu denen auch moderne No-Stücke gehören, schuf Mishima als prominenter Vertreter der japanischen Nachkriegsliteratur eine Verbindung zwischen japanischer Tradition und Elementen der europäischen Moderne, um das Dilemma zwischen Kunst und Leben bzw. zwischen Dichtung und politischer Einflußnahme aufzuzeigen.

Mit seiner Schwester

Als Führer der nationalistisch-paramilitärischen Gruppe Tatenokai beging er einen rituellen Seppuku (Suizid), der in der Presse und der Öffentlichkeit für große Aufmerksamkeit sorgte, da er als Ausdruck seiner Protesthaltung gegen das moderne Japan gedeutet wurde. In einem spektakulären Auftritt inszenierte er seinen Tod: Mit vier anderen nahm er den Kommandanten der japanischen Zivilverteidigung gefangen, befahl . den Soldaten des Regiments auf dem Hof der Kaserne anzutreten, trat Punkt 12 Uhr auf den Balkon, hielt eine Ansprache, während derer er - im Tumult kaum vernehmbar - Sätze wie "Steht auf und sterbt!", "Wir haben lange genug gewartet!" sprach. und kehrte nach dem Ruf "Lang lebe der Kaiser!" enttäuscht , weil ihn niemand zugehört habe, in das Zimmer zurück. Dort stieß er sich ein Kurzschwert in die Seite und zog es nach Harakiri-Art quer durch den Bauchbereich. Anschließend durchtrennte sein Liebhaber Morita den Nacken des Toten, bevor einer seiner Kadetten zunächst Mishima und dann Moritas Kopf mit dem Schwert abschlug.

Werke u.a.: Tabako (1946, dt. Die Zigarette), Tōzoku (1948, dt. Diebe), Shi o Kaku Shōnen (1954, dt. Der Junge, der Gedichte schrieb),

Hinweis: Die hier verwendeten japanischen Personennamen werden in westlicher Weise dargestellt, d.h. erst der Vor-, dann der Familienname.

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Fuchu b. Tokio, Tama Reien Friedhof

Bild: Lotosesser (2007) Wikipedia.org
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Carl Adam Kaltenbrunner

1844          1852

 

Österreichischer Schriftsteller und Mundartdichter; einer Familie von Sensenschmieden entstammend; trat nach seiner Schul- und Studienzeit zwischen 1816 und 1823 in Admont und Linz in den Staatsdienst ein; 1842, kam er nach Wien in die k. k. Hof- und Staatsdruckerei als Direktions-Adjunkt, wurde 1859 dessen Vizedirektor, ein Amt, das er bis zu seinem Tode innehielt. Im Rahmen seiner Tätigkeit beschäftigte er sich auch mit Sprachstudien, besonders mit den Dialekten seines Heimatlandes. In Wien war er er häufiger und gern gesehener Gast in literarischen Zirkeln und künstlerischen Vereinigungen, und unterhielt freundschaftliche Beziehungen u.a. zu Franz Grillparzer, Adalbert Stifter, Nikolaus Lenau, Ernst von Feuchtersleben und Eduard von Bauernfeld.

Als 1829 in Linz der Volksgarten der Öffentlichkeit übergeben wurde, trug Kaltenbrunner, dessen dichterisches Talent bereits in frühen Jahren hervortrat, ein volkstümliches Gedicht in Mundart auf. Im Jahr 1835 veröffentlichte Kaltenbrunner, seine erste Sammlung hochdeutscher Poesien unter dem Titel Vaterländische Dichtungen. Im Jahre 1838 folgte ein Band Lyrische und epische Dichtungen. Außerdem war er Herausgeber der oberösterreichischen Jahrbücher 1844 und 1845 für Literatur und Landeskunde, die ab 1854 in den Volkskalender Der Oberösterreicher übergegangen sind.

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Bild: Priwo (11/2005) Wikipedia.de

Wien, Waldmüllerpark, Gräberhain

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Eduard Edler von Bauernfeld

                       

Österreichischer Schriftsteller; studierte von 1819 bis 1821 Philosophie und anschließend bis 1825 Rechtswissenschaften in Wien; war ab 1826 als Konzeptspraktikant bei der niederösterreichischen Regierung tätig und ab 1827 als Konzeptspraktikant im Kreisamt für das Viertel unter dem Wienerwald bevor er 1830 als Praktikant in die Hofkammer. wechselte. 1843 wurde er Beamter bei der Lottodirektion und schließlich Direktor der Gesellschaft. Parallel dazu betätigte er sich als Schriftsteller und verfaßte als solcher unter dem Pseudonym "Rusticocampus" Lustspiele. Als Vertreter des großdeutsch-liberalen Bürgertums kritisierte er 1846 mit seinem Lustspiel Großjährig die Zustände des Vormärz. 1848 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen und war danach ausschließlich als freier Schriftsteller tätig. .

Mit Franz Lachner (lks.), Franz Schubert (m.) beim Heurigen (pinxit Moritz von Schwind, 1862)

Er unterhielt engen Kontakt zu Nikolaus Lenau, Franz Schubert, Moritz von Schwind und Franz Grillparzer, der ihm in seinen Memoiren allerdings kein allzu gutes Zeugnis ausstellte, da es ihm “als Mensch in höherem Bereiche an Gedanken” fehlte und er ”immer nur mit Fremdem gerasselt” hat. Dessen ungeachtet beherrschte von Bauernfeld über zwanzig Jahre hinweg mit rund 1.100 Aufführungen (bis 1902) das Lustspielrepertoire des Burgtheaters mit zahlreichen Komödien. Außerdem erhielt er zahlreiche Auszeichnungen: Er wurde 1848 nicht nur zum korrespondierenden Mitglied der k.k. Akademie der Wissenschaften ernannt, .1872 wurde er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt und 1883 erhielt er das Ehrendoktorat der Wiener Universität.

Werke u.a.: Leichtsinn aus Liebe /1931), Die Zusammenkunft am Brunnen (1833), Das letzte Abenteuer (1834), Bürgerlich und romantisch (1835), Zwei Familien (1840), Die Geschwister von Nürnberg (1840), Die Republik der Thiere (1848), Aus Alt- und Neu-Wien )1872).

Die Landpartie (pinxit Moritz von Schwind). Ein gemeinsamer Ausflug Eduard von Bauernfelds mit dem Maler.

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Wien, Zentralfriedhof

Bilder_ KN (04/2006)
Bild: Otto Prohaska (04/2016)
Schriftsteller CXIX

Omnibus salutem!