Christine Brückner

 

Deutscher Schriftstellerin; Tochter eines Pfarrers; während des Zweiten Weltkrieges dienstverpflichtet, holte sie nach dessen Ende das Abitur nach und arbeitete ab 1945 als Diplombibliothekarin in Stuttgart, war 1946/1947 Leiterin der Mensa academica der Universität Marburg und dort von 1947 bis 1950 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut. Parallel zu dieser Tätigkeit studierte sie Kunstgeschichte, Germanistik und Psychologie. Anfang der 1950er Jahre war sie Redakteurin der Zeitschrift Frauenwelt in Nürnberg. 1954 erschien ihr erster Roman Ehe die Spuren verwehen, mit dem sie einen vom Bertelsmann Verlag veranstalteten Romanwettbewerb den ersten Preis gewann; danach arbeitete sie hauptberuflich als Schriftstellerin. Bei einer breiten Leserschaft bekannt geworden ist Christine Brückner v.a. mit der Romantrilogie Jauche und Levkojen, Nirgendwo ist Poenichen und Die Quints; Jauche und Levkojen und Nirgendwo ist Poenichen wurden außerdem Ende der 1970er Jahre für das Fernsehen verfilmt. 1972 entgingen sie und ihr zweiter Mann, der Schriftsteller, Maler, Lektor und Dramaturg Otto Heinrich Kühner (*1921, †1996), mit dem sie seit 1967 verheiratet war, bei einem Autounfall nur knapp dem Tode; in erster Ehe war sie seit 1946 mit dem Keramikkünstler Werner Brückner verheiratet gewesen.

Werke u.a.: Katharina und der Zaungast (1957), Ein Frühling im Tessin (1960), Die Zeit danach (1961), Bella Vista und andere Erzählungen (1963), Letztes Jahr auf Ischia (1964), Die Mädchen aus meiner Klasse (1975), Das eine sein, das andere lieben (1981).

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Sir Harold Pinter

Bild: Reginald Gray (2008) Wikipediaorgno_copyright

Britischer Schriftsteller; der Sohn eines jüdischen Schneiders wuchs im proletarischen Londoner East End auf; zunächst Schauspieler (Pseudonym David Baron), begann er ab 1950 Lyrik und Bühnenstücke für das Theater, für den Hörfunk sowie Drehbücher für Fernsehen und für Kinofilme zu schreiben. Als Dramatiker debütierte er mit The Room (dt. Das Zimmer), das 1957 in Bristol uraufgeführt wurde. In seinen frühen Stücken dem absurden Theater verpflichtet, näherte er sich später einem neuen Realismus. Kommunikationsverlust und Identitätsverfall, sowie die Ununterscheidbarkeit von Realität und Phantasie, brüchig gewordene menschliche Beziehungen und zunehmend die Politik sind Themen seiner effektvollen Stücke. Außerdem verfaßte er das Drehbuch zu Accident (dt. Accident – Zwischenfall in Oxford), das Joseph Losey im Jahr 1967 mit Dirk Bogarde (*1921, †1999) in der Titelrolle effektvoll verfilmte, sowieThe French Lieutenant's Woman (1981, dt. Die Geliebte des französischen Leutnants) mit Meryl Streep und Jeremy Irons. Pinter hatte sich auch immer wieder vehement gegen die Irak-Politik von US-Präsident George W. Bush und des britischen Premiers Tony Blair gewandt und bezeichnete die beiden auch als "Kriegsverbrecher". Außerdem protestierte Pinter gegen die NATO-Bombardierung Serbiens und trat für die Rechte der Kurden ein. Als Reaktion auf den Irak-Krieg entstand 2003 eine Sammlung von Anti-Kriegsgedichten mit dem Titel War. Die Erhebung in den Adelsstand lehnte er ab. In zweiter Ehe war Pinter seit 1980 mit der Historikerin Antonia Fraser (*1932), der ältesten Tochter des 7. Earl of Longford, verheiratet.

Werke u.a.: Die Geburtstagsfeier (publ. 1959), Der Hausmeister (1960), Schweigen (1969), Niemandsland (1975). Betrogen, (1978), Turtle Day (1984), The Heat of the Day (1988), Asche zu Asche (1996).

Auszeichnungen u.a.: Literaturnobelpreis (2005).

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Bilder: Hartmut Riehm (06/2009)

Bad Arolsen OT Schmillinghausen

Ogai Mori eigentl. Mori Rintaro

Japanischer Schriftsteller; Sohn eines fürstlichen Leibarztes; studierte zunächst in seiner Heimatstadt, bevor er ab 1872 nach Tokio ging und ab 1874 an der dortigen Medizinhochschule, der Vorläuferin der Medizinischen Fakultät der heutigen Staatlichen Universität Tokio, nach den Standards der westlichen Medizin ausgebildet wurde; 1881 schloß er seine Studien ab. Parallel zum Medizinstudium studierte er die klassische Literatur Japans und Chinas, lernte die europäische aber besonders die deutsche Literatur kennen. 1884 kam der inzwischen als Militärarzt arbeitenden Mori als Stipendiat des Japanischen Kaiserreichs nach Deutschland und studierte bis 1888 in Leipzig, Dresden, München und Berlin, dort u.a. bei Robert Koch. Aber auch hier beschäftigte er sich mit europäischer Literatur, Musik, Kunst, Religion und Philosophie. Mit den in Deutschland gemachten Erfahrungen setzte er sich in seiner Schrift Doitsu nikki (dt. Deutschlandtagebuch) auseinander. Zurück in Japan avancierte er bis zum Generaloberarzt des Heeres. Zum Beginn des Japanisch-Chinesischen Krieges (1894–95), war Mori in der Mandschurei, im Folgejahr in Taiwan eingesetzt, diente ab 1899 in Kokura auf der Insel Kyushu und war ab 1902 wieder in Tokio, um im Russisch-Japanischen Krieg erneut in der Mandschurei eingesetzt zu werden. In die Kritik geriet er, als er sich weigerte, Beriberi als Vitaminmangelkrankheit anzuerkennen, obwohl Takaki Kanehiro, der damals oberste Marinearzt, dies bereits belegt hatte. Seine Weigerung führte im Krieg gegen das zaristische Rußland im japanischen Heer zu 27.000 Toten, während durch Kampfhandlungen insgesamt 47.000 Soldaten ihr Leben lassen mußten. 1907 wurde Mori zum Generalstabsarzt befördert und als er 1916 in den Ruhestand trat, wurde er zum Direktor des Kaiserlichen Museums ernannt und ab 1919 zum Leiter der japanischen kaiserlichen Akademie der schönen Künste. In seinem Erzählwerk setzte Mori sich mit der Situation des Intellektuellen in der japanischen Gesellschaft auseinander. Berühmt wurde vor allem die Erzählung Maihime (dt. 1890, Die Tanzprinzess) oder die Novelle Utakata no ki (1890, dt. Wellenschaum). Sein umfangreiches Werk umfaßt neben Tagebüchern und Briefen, medizinischen, historischen, kulturkritischen und literarischen Arbeiten auch zahlreiche Übersetzungen aus europäischen Sprachen u.a. Werke von Friedrich Schiller, E.T.A. Hoffmann, August Strindberg, Henrik Ibsen, Heinrich Heine, aber auch Carl von Clausewitz. Als erster Japaner übersetzte er Goethes Faust I. und II. (erschienen 1913) und legte damit den Grundstein für ein langanhaltendes Interesse der Japaner für die deutsche Kultur.

Seit 1989 gibt es in Berlin-Mitte als Teil der Japanologie der Humboldt-Universität ein Mori Ogai gewidmetes Museum.

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Bild: Keisuke Tanaka (08/2007)

London, Kensal Green Cemetery

Tokio-Mitaka, Zenrin-ji Tempel

Angelus Silesius [lat. für Schlesischer Engel]; eigentl. Johannes Scheffler

Geistlicher Dichter und Theologe; Sohn eines polnischen Arztes, der wegen seines lutherischen Glaubens von Krakau nach Breslau übergesiedelt war. Er studierte Medizin und Staatsrecht in Straßburg, Leyden und Padua, wo er 1648 zum Doktor der Philosophie und der Medizin promovierte. und war seit 1649 herzoglicher Leibarzt in Oels; Unter dem Einfluß von Abraham von Franckenberg wandte sich der schlesischen Mystik zu und lernte die Werke der großen Mystikern Jakob Böhme, Daniel von Czepko und Meister Eckhart kennen. 1653 trat er zur katholischen Kirche über und wurde 1661 Priester. 1664 wurde er Hofarzt des Kaisers Ferdinand II., danach Hofmarschall des Breslauer Fürstbischofs Sebastian von Rostock. Zuletzt betreute er in seiner Geburtsstadt als Arzt Arme und Kranke. In seinen von der Mystik beeinflußten Geistreichen Sinn- und Schlußreimen (1657, seit 1674 Cherubinischer Wandersmann) artikulierte er epigrammatisch zugespitzt das mystische Erlebnis des Einsseins mit Gott. In den Liedern der Heiligen Seelenlust (4 Bücher, 1657; neue Auflage mit 5. Buch 1668) gibt er einer inbrünstigen Liebe zu Jesus Ausdruck.

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Breslau, St. Matthiaskirche

Manfred Kyber

Deutscher Schriftsteller und Theaterkritiker deutsch-baltischer Herkunft; studierte nach dem Besuch der Gymnasien in Riga und Sankt Petersburg ab 1900 an der Universität Leipzig Psychologie und Naturphilosophie, bracht das Studium aber bald wieder ab und wandte sich Künstlerkreisen zu; so verkehrte er u.a. im Atelier des Bildhauers Max Klinger. Nach dem Tode seines Vater verließ er 1902 Leipzig, lebte bis 1918 in Berlin und arbeitete dort bei einem Verlag als Redakteur, später als Lektor. 1911 machte er Bekanntschaft mit Rudolf Steiner und schloß sich dessen anthroposophischen Bewegung an, der er jahrelang angehörte. U.a. gehörte zu seinem Freundeskreis die gefeierte Wagnersängerin Lilli Lehmann. Da Kyber im damalig russischen Riga geboren wurde und nur einen russischen Paß besaß, wurde er nicht zum Militärdienst während des Ersten Weltkrieges herangezogen. Als der Krieg zu Ende war, kehrte er zunächst nach Riga zurück, wo er Leiter einer Kleinkunstbühne war. 1919 kehrte er mit seiner Frau nach Deutschland zurück und ließ sich in Stuttgart nieder. Während dieser Zeit erschienen viele seiner ungewöhnlichen Tiergeschichten, die ihn bekanntmachten. 1922 wurde seine seit 1909 bestehende Ehe mit seiner Landsmännin Elisabeth Boltho von Hohenbach geschieden, und Kyber zog im Folgejahr mit seiner Tochter Leonie (*1904), die aus einer Liebesbeziehung mit der Musikerin Elisabeth Gerlach-Wintzer stammte, nach Löwenstein.

Werke u.a.: Coeur – As (1905), Meister Mathias (1906), Nordische Geschichten (1909), Unter Tieren (1912), Im Gang der Uhr. Der Königsgaukler (1921), Eine Kleinstadtgeschichte (1922), Tierschutz und Kultur (1925), Der Mäuseball und andere Tiermärchen (1927).

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Bild: Hajo Rackel (07/2009)

Löwenstein, Waldfriedhof

Eugène Marin Labiche

     Bild: Nadar

Französischer Dramatiker; Sohn eines wohlhabenden Industriellen; studierte Rechtswissenschaften. Als er zwanzig Jahre alt war, wurde seine Kurzgeschichte Les plus belles sont les plus fausses im Magazin Chérubin veröffentlicht. Aber weder diese noch weitere, die folgten, fanden zunächst die Aufmerksamkeit der Leserschaft. Erst 1837 kam sein erstes Theaterstück La cuvette d'eau und ein Jahr später die Posse Monsieur de Coislin mit großem Erfolg zur Aufführung. Er entwickelte sich zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Lustspielschreiber seiner Zeit. In rund 100 possenhaften Lustspielen karikierte er das Bürgertum. Einige seiner Stücke wurden verfilmt und werden vereinzelt auch heute noch aufgeführt. 1880 wurde Labiche in die Académie française aufgenommen.

Werke u.a.: Un chapeau de paille d’Italie (1851, dt. Der Florentinerhut), L'Affaire de la rue de Lourcine (1857, dt. Die Affäre Rue de Lourcine).

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Bild: Kay (08/2009)

Paris, Cimetière de Montmartre

Francis Carco eigentl. Francois Carcopino-Tusoli

1930 no_copyright

Französischer Schriftsteller und Kunstkritiker; Sohn eines aus Korsika stammenden französischen Gefängnisbeamten; kam mit seinen Eltern 1897 nach Frankreich und lebte seit 1910 in Paris, wo er sich im Milieu der Prostituierten, Gauner und Bohémien bewegte. In den Nachtbars des Montmartres verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Gesangsauftritten. Befreundet mit Künstlern wie Colette, Katherine Mansfield, Guillaume Apollinaire, Max Jacob und Amedeo Modigliani,, zählte er mit seinen Romane bald zu den auflagenstärksten französischsprachigen Autoren der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Für seinen Roman L'homme traqué (1922, dt. Der Gehetzte) wurde er mit dem Grand Prix du Roman der französischen Akademie ausgezeichnet. 1937 wurde er Mitglied der Académie Goncourt. Während der Besetzung Frankreich durch deutsche Truppen hielt er sich im Exil in der Schweiz auf, kehrte schließlich 1948 nach Paris zurück.

Werke u.a.: Jésus la Caille (1914, dt. Jesus Schnepfe), L'Ombre, ( 1933, dt. Der Schatten),

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Bild: Kay (07/2011)

Bagneux (Dép. Hauts-de-Seine), Cimetière de Bagneux

Bild: Willhowells (06/2010) http://www.flickr.com/photos/willhowells/4716416569/
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Bilder: Hans Rasmus Glomsrud (11/2011) Wikipedia.org

Trygve Emanuel Gulbranssen eigentl. Gulbrandsen

            

Norwegischer Schriftsteller; Sohn eines aus bäuerlicher Familie stammenden Schreiners, der es durch den Verkauf von alten Bürgerhäusern im aufstrebenden Kristiana, die er zuvor erworben und restauriert hatte, zu einigem Wohlstand gebracht hatte, sein Geld aber durch die Immoblienkrise von 1899 verlor. Der junge Trygve erlebte insofern - finanziell gesehen - eine schwierige Kindheit, da es oftmals nichts zu essen gab, weil kein Geld da war. Er mußte deswegen schon im Alter von neun Jahren zum Familieneinkommen beitragen, indem er z.B. als Bote arbeitete oder für andere Besorgungen machte. Seine Leistungen in der Schule wurde davon nciht betroffen und er las viel und bei jeder Gelegenheit; außerdem entwickelte er ein großes Talent zum Zeichnen. Da die Familie sich für ihn keine weiterführende Schule leisten konnte, trat er nach dem Verlassen der Volksschule in eine Leimfabrik ein, besuchte aber parallel zu seiner Arbeit eine Abendschule und ging häufig in eine Bibliothek. Nach Abschluß der Lehre arbeitete von 1918 und 1920 zunächst als Abteilungsleiter in einem Tabakunternehmen, anschließend als Großhändler in Oslo, gab diese Tätigkeit jedoch 1942 auf und zog sich auf seinen Hof Hobøe bei Eidsberg zurück.

Leimfabrik Excelsior, in der Gulbrannsen gearbeitet hatte (1932)

Gulbranssen zunächst völlig unbekannt, wurde schlagartig nicht nur zum meistgelesenen Autor seines Landes, sondern seiner Zeit, nachdem er seinen Roman Og bakom synger skogene (1933, dt. Und ewig singen die Wälder), der zwei Jahre später in deutscher Übersetzung vorlag, veröffentlicht hatte. Nach dem Erfolg des Romans veröffentlichte Gulbranssen bald zwei Fortsetzungen: Det blåser fra Dauingfjell (1934) und Ingen vei går utenom (1935), die in 1936 in Deutschand in einem Band unter dem Titel Das Erbe von Björndal (1936) auf den Markt kamen. Die Bücher stießen besonders im Dritten Reich auf großes offizielles Interesse, weil sie der geförderten Vorstellung vom “nordischen” Menschen sehr entgegenkam. Seine Werke rückten Ende der 1959er Jahre in Deutschland noch einmal in das Bewußsein durch die Verfilmung der Björndal-Trilogie, die 1959 in die Filmtheater kam.

Der wirtschaftliche Erfolg seiner Romane ermöglichte es ihm, und seiner Frau - er hatte 1928 Lilly Ragna Haneborg geheiratete - und seinen beiden Kindern 1935 eine geräumige Stadtvilla im Eventyrveien 40 im Stadtteil Blindern zu beziehen

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Eidsberg, Kirchfriedhof

Bilder

Schriftsteller CXXVIII

Omnibus salutem!