Taras Grigorowitsch Schewtschenko [russ. Тараса Григорович Шевченко]

Selbstbildnis 1840                 1859

Ukrainischer Lyriker und Maler; Sohn eines Leibeigenen; wurde bereits im Alter von elf Jahren zur Vollwaise (seine Mutter starb 1823, seine Vater, der noch einmal geheiratet hatte, 1825), so daß er das Leben eines normadischen Kindes führen mußte, u.a. als Schafhirte arbeitete, bis er zu einem Priester kam und schreiben und lesen lernte. Nachdem ihn ein Gutsherrn als Kammerdiener eingestellt hatte, begleitete er diesen auf vielen seiner Reisen, nach Polen, Litauen und nach Petersburg, und erhielt die Erlaubnis, bei einem Petersburger Maler in die Lehre zu gehen. In Sankt Petersburg bekam er durch seinen Umgang eine umfassende Bildung. Dank finanzieller Unterstützung einflußreicher Freunde, u.a. des russischen Malers Karl Pawlowitsch Brjullow, war es ihm möglich, sich 1838 freizukaufen; er begann ein Studium an der Akademie der Künste, wobei er sich seinen Lebensunterhalt durch seine Arbeit als Maler verdiente. Ab 1840 veröffentlichte er erste literarische Werke. Allerdings wurde sein erster Gedichtband, Kobzar, wurde nur stark zensiert herausgegeben; dennoch wurde die russische Intelligenzija auf ihn aufmerksam, kritisierte allerdings den Gebrauch der ukrainischen Sprache, als einer bäuerischen. Nachdem er sich Schewtschenko der "Kyrillo-Methodianischen Bruderschaft", einer revolutinären Gruppe, in Kiew angeschlossen hatte, wurde er 1847 zwangsweise zum Militär gepreßt, und in die Ukraine verbannt; außerdem untersagten ihm die Behörden weitere Veröffentlichungen. Seit 1850 wurde er in der Festung Nowopetrowsk (heute Fort Schewtschenko, Kasachstan) am Kaspischen Meer unter strenger Aufsicht festgehalten. Trotz Schreib- und Malverbots verfaßte er in dieser Zeit Dichtungen, die unter Pseudonym von Freunden veröffentlicht wurden, und schuf Gemälde, die er sogar verkaufen konnte. 1857 wurde er schließlich auf Initiativen einflußreicher Freunde begnadigt, mußte jedoch in Sankt Petersburg unter strenger Beobachtung und Zensur leben. 1861 erkrankte er an Angina Pectoris und starb umgeben von seinen Freunden. An seiner Beerdigung in Petersburg nahmen zahlreiche Menschen teil, darunter die russischen Dichter Fjodor Dostojewskj, Nikolaj Nekrassow, Michail Saltykow-Schtschedrin und Nikolaj Leskow.

Schewtschenko gilt als der bedeutendste Dichter der Ukraine; er hat ihrer Dichtung Ansehen als vollwertige Nationalliteratur verschafft. Seine volkstümliche Dichtung umfaßt v.a. lyrische, politisch-soziale und historische Poeme und Balladen. Mit Werken zu Geschichte und Gegenwart der Ukraine galt er als Prophet und Märtyrer der nationalen Sache und Unabhängigkeit. Schewtschenko war aber auch ein bedeutender Maler. 

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Bild: Andrew Butko (09/2008)
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Sankt Petersburg, Alter Smolensker Orthodoxer Friedhof

Hinweis: Schewtschenko wurde zunächst auf dem Alten Smolensker Friedhof in Sankt Petersburg beigesetzt, aber bereits am 26.4./8.5.1861 wurden die sterblichen Überreste in die Ukraine überführt und in Kaniw am Ufer des Dnepr beigesetzt, wie der Lyriker es sich gewünscht hatte.

Nikolaj Alexejewitsch Nekrassow [russ. Николай Алексеевич Некрасов]

nekrassow_nikolaj_bd      1872

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Russischer Dichter und Publizist; Sohn eines Gutsbesitzers und Offiziers, seine Mutter, Aleksandra Zakrzewska, entstammte dem polnischen Adel; aufgewachen auf dem Gut seines Vaters an der Wolga, wurde er Zeuge der Lebensbedingungen der leibeigenen Bauern. Diese Erlebnisse und das Verhalten seines früh aus der Armee ausgeschiedenen, tyrannischen Vaters, waren für sein Leben bestimmend. Fünf Jahre war er Schüler am Gymnasiums in Jaroslawl, zeigte aber wenig Interesse am Unterricht. Als ihn der Vater1838 nach Sankt Petersburg schickte, damit er dort die Militärakademie besuche, ignorierte Nekrassow den väterlichen Wunsch und begann statt dessen ein Studium an der Universität von Sankt Petersburg. Der Vater stellte daraufhin die finanzielle Unterstützung ein, so daß Nekrassow unter erbärmlichen Umständen leben mußte .Seine erste Veröffentlichung, noch unter dem Namen N.N. erschien, geriet in die Kritik des Literaturkritikers Wissarion Belinskij, der die Verse als “romantische Knittelverse” bezeichnete, so daß Nekrassow bereits ausgelieferte Exemplare bei den Buchhändlern wieder einsammelte. Nachdem Nekrassow einer der Autoren der Zeitschrift Отечественные Записки (Anmerkungen des Vaterlands) geworden war, zu denen auch Belinskij zählte, wurden sie Freunde. Zwischen 1843 und 1846 war er Herausgeber mehrerer Anthologien und Zeitschriften, von denen eine Fjodor Dostojewskijs ersten Roman Бедные люди (1846, dt. Arme Leute) enthielt; als Belinskij den Roman als Werk eines Genies lobte, war Dostojewskij schlagartig berühmt. Ende des Jahres 1846 übernahm Nekrassow von Pjotr Pletnew. das populäre Magazin Современник (Sowremennik, Der Zeitgenosse), das später verboten wurde. In der Mitte der 1850er Jahre kam es unter den Mitarbeitern der Zeitschrift zu heftigen Meinungsverschiedenheiten, als Nikolaj Gawrilowitsch Tschernyschewskji und Nikolaj Dobroljubow, zwei der radikalsten Autoren der Zeit, zu dem Team stießen und den Inhalt der Zeitschrift kritisierten; Nekrassow wurde beschuldigt, sich zum Handlanger Tschernyschewskjis billiger Polemik haben machen zulassen. 1860 stellte schließlich auch Iwan Turgenjew seine Beiträge zur Zeitschrift ein. 1866 wurde das Erscheinen der Zeitschrift eingestellt.

Auf der Beisetzung Nikolaj Nekrassows, an der sehr viele Personen teilnahmen, hielt Dostojewskij die Totenrede, in der er den Verstorbenen als den bedeutendsten Dichter seit Alexander Puschkin und Michail Lermontow bezeichnete..

Als Hauptwerk Nekrassows, der als Vertreter der politisch engagierten Poesie vor der Revolution angesehen wird, gilt das satirische Epos Кому на Руси жить хорошо? (1866-1877; dt. Wer lebt glücklich in Rußland), in dem er ein satirisches Panorama des Volkslebens und der Mißstände entwarf.

Inschrift:

Сейте разумное, доброе, вечное,
Сейте! Спасибо вам скажетъ сердечное Русскiй народъ...

Säe Vernünftiges, Gutes, Ewiges,
Säe! Das russische Volk wird dir herzlich danken...

Werke u.a.: Мороз, Красный нос (1863, dt. Frost Rotnase); Русские женщины (1871/72, dt. Russische Frauen).

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Bilder: RussianSpy (06/2011) Wikipedia.de
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Sankt Petersburg, Nowodjewitschje Kladbischtschje

Arthur Evelyn St. John Waugh

no_copyright Collection Carl van Vechten

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Englischer Schriftsteller; entstammte einer Familien mit schottischen, irischen und waliser Wurzeln; Waugh, dessen Vater Arthur seit 1902 Geschäftsführer von Chapman & Hall war, des Verlages, der Charles Dickens und William Thackerays Werke verlegte, studierte ab 1922 an der Universität Oxford Geschichte. Ab September 1924 unterrichtete er an Heatherley's, einer Kunstschule in London, gab diese Tätigkeit aber - bald schon gelangweilt - wieder auf. Aus Geldmangel sah er sich jedoch bald gezwungen, eine neue Tätigkeit aufzunehmen; er nahm im Januar 1925 eine Lehrerstelle im Norden von Wales an und beabsichtigte, dort in der Freizeit seine Notizen für seinen Roman The Temple at Thatch zu bearbeiten. Kurze Besuche in Oxford und in London machten ihm seine Isolation in der abgelegenen Gegend bewußt, so daß er kündigte und Wales verließ. Die Hoffnung, den schottischen Schriftsteller und Proust-Übersetzer Charles Scott Moncrieff nach Italien begleiten zu können, zerschlug sich jedoch durch dessen Tod, so daß Waugh erneut als Lehrer arbeiten mußte. Während dieser Tätigkeiten schrieb er weiterhin. Sein erster kommerzieller, wenn auch noch mäßiger Erfolg war die Kurzgeschichte The Balance. 1928 heiratete Waugh Evelyn Gardner, die jüngste Tochter von Lord Burghclere. Die Ehe der beiden, die ihre Freunde wegen des selben Vornamens He-Evelyn und She-Evelyn. nannten, wurde bereits 1930 wieder geschieden. Im Scheidungsjahr erschien sein Roman Vile Bodies (1930, dt. ... aber das Fleisch ist schwach; auch: Lust und Laster), eine Satire auf die sog. Bright Young People der 1920er Jahre, der sich zum Bestseller entwickelte und Waugh nun finanziell unabhängig machte. Er schrieb jetzt auch für diverse Magazine, so z.B. für The Graphic, Town and Country und Harper's Bazaar. 1937 ging Waugh eine zweite Ehe ein. Er heiratete Laura Herbert, Tochter einer streng katholischen Familie. Da Waugh bereits verheiratet gewesen war, verweigerten die Eltern zunächst ihre Zustimmung; erst als die katholische Kriche festgestellt hatte, daß die vorherige Ehe von Anfang an null und nichtig gewesen war, fand die Trauung statt. Während des Zweiten Weltkrieges war er be den Royal Marines und war später Offizier bei der Aufklärung, dann ab Anfang 1941 im Mittelmeerraum eingesetzt. Im März 1945 kehrte er nach London zurück und wurde im September aus der Armee entlassen. 1954 traten bei ihm Anzeichen körperlichen Verfalls auf, so daß die Ärzte zu einer Ortsveränderung rieten. Er trat eine Seereise nach Ceylon an, verließ das Schiff aber schon in Ägypten, weil er sich der Beobachtung durch die Passagiere ausgesetzt fühlte("other passengers whispering about me")1 , und flog von dort aus nach Colombo weiter, von wo aus er nach England zurückkehrte. Von nun an glaubte Waugh, von Teufeln besessen zu sein. Nachdem man die Ursache dieses Verhalten aufgespürt hatte (tatsächlich litt er unter den Auswikungen einer Überdosis von Medikamenten), konnte seine Gesundheit wieder hergestellt werden. Obwohl er die Wahl Papst Johannes’ XXIII. begrüßte und sich bestürzt über dessen frühen Tod äußerte, war er ein Gegner von Reformen in der katholischen Kirche, besonders über die Abschaffung der Messe in lateinischer Sprache zugunsten der jeweiligen Landessprachen. Evelyn Waugn starb unerwartet am Ostertag, nachdem er an einer lateinischen Messe teilgenommen hatte, in seinem Haus in Combe Florey, das er 1956 erworben hatte, an Herzversagen.

Alle frühen ironisch-satirischen Romane, Evelyn Waughs, der neben Graham Greene als der bedeutendste Vertreter der neukatholischen englischen Literatur gilt, sind geprägt von scharfer Kritik an der zeitgenössischen dekadenten Gesellschaft, während er in seinen späteren Werken v.a. das religiöse Element betonte - Waugh war 1930 zum Katholizismus konvertiert. Seine Erfahrungen als Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg im Mittelmeergebiet verarbeitete Waugh, in der Romantrilogie Sword of Honour (dt. Ohne Furcht und Tadel), zu der die Bände Men at Arms (1952), Officers and Gentlemen (1955) und Unconditional Surrender (1961) gehören. Neben seinen Romanen verfaßte Evelyn Waugh Erzählungen, Biographien und Reiseberichte. 

Werke u.a.: Decline and Fall (1928, dt. Auf der schiefen Ebene),, Black Mischief (1932, dt. Schwarzes Unheil), A Handful of Dust (1934,dt. Eine Handvoll Staub), Scoop (1938, dt. Die große Meldung). Put Out More Flags (1942, dt. Mit Glanz und Gloria), Brideshead Revisited (1945, dt. Wiedersehen mit Brideshead).

Lebenserinnerungen: A Little Learning (1964).

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1 “Die anderen Passagiere tuscheln über mich”

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Bild: Alex Williams (03/2012) Wikipedia.en
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Combe Florey (Graftschaft Somerset), neben dem anglikanischen Friedhof

Hinweis: Waugh wurde aufgrund einer besonderer Vereinbarung in einer geweihten Handlung, allerdings außerhalb des anglikanischen Friedhof in Combe Florey, beigesetzt.

Rudolf Hagelstange

 

 

Deutscher Schriftsteller; studierte nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium seiner Geburtsstadt von 1931 bis 1933 Philologie in Berlin. Nach einem zweijährigen Voluntariat bei der Nordhäuser Zeitung ab 1936 war er 1938 Mitteldeutscher Meister im Stabhochsprung. 1939 besuchte er die Reichspresseschule, wurde während des Zweiten Weltkrieges Angehöriger einer Propagandakompanie und war ab 1944 als Kriegsberichterstatter in Frankreich und Italien im Einsatz. 1945, noch während der Besatzung Italiens durch die deutsche Wehrmacht, erschienen in einem italienischen Verlag unter dem Titel Venezianisches Credo 35 Sonette, die 1946 dann auch im Leipziger Insel Verlag herausgegeben wurden. Zuvor war bei Montadori in Mailand das Buch Allegro - Ein italienischer Bilderbogen mit Versen des Graphikers Helmut Bibow erschienen, zu dem Hagelstange die Verse geliefert hatte. Hagelstangel, der auch als Herausgeber, Romancier und Essayist tätig war, vertrat in der Nachkriegszeit auf zahlreichen Auslandsreisen die deutsche Nachkriegsliteratur. So war er gemeinsam mit dem Schriftsteller Hans Erich Nossack (*1901, †1977) 1961 als Repräsentant der bundesdeutschen Schriftsteller auf der Feier zum 100. Geburtstag von Rabindranath Tagore in Neu-Delhi. Als Chronist der Olympischen Spiele war er 1960 in Rom und 1964 in Tokio. In den 1980er Jahren stand er dem Bundesverband Deutscher Autoren vor. 1971 zog er nach Erbach im Odenwald; Hagelstange starb während eines Besuch in Hanau im Gartenhaus einer Freundin.

Werke u.a.: Ballade vom verschütteten Leben (1952), Spielball der Götter - Aufzeichnungen eines trojanischen Prinzen (1959), Altherrensommer (1969), Venus im Mars (1972), Fünf Ringe - Vom Ölzweig zur Goldmedaille.

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Bilder: Thomas Lust (04/2012)

Erbach (Odenwald), Friedhof

Marie Luise Becker

Aufnahme vor 1905

Deutsche Schriftstellerin; Tochter eines Kaufmanns und Eberswaldener Ratsherrn; lebte nach dem frühen Tode ihrer Mutter ab 1889 bei ihrem Onkel. Sie studierte in Berlin Philosophie und Archäologie und war anschließend Schülerin in der Meisterklasse des Berliner Kunstgewerbemuseums. Schon früh Mitglied der Frauenbewegung in der Reichshauptstadt, wurde sie 1896 Redakteurin bei der Illustrierten Frauen-Zeitung, für die sie Artikel über die Mode und zu Themen der Kunstgeschichte verfaßte. Während des Zweiten Burenkrieges engagierte sie sich für die Frauen der Buren und wurde 2. Vorsitzende des “Frauenhilfsbundes für die Burenfrauen und -Kinder“. Nach Reisen ins Ausland, u.a. nach Italien, Frankreich und Österreich sowie in die Schweiz gab sie im Jahre 1899 einen ersten Band von Kinderliedern unter dem Titel Im Wolken-Kuckucksheim heraus. Nach kommerziellen Erfolgen weiterer Werke, insbesondere des zweiten, 1901 erschienenen Gedichtsbandes Sonnenkinder und ihres ersten Romans Kanalkinder, der 1905 in die Buchhandlungen kam, wandte sie sich verstärkt dem Schreiben zu. Nach ihrer Verheiratung mit dem Schriftsteller Wolfgang Kirchbach bezogen sie ein gemeinsames Haus, das sich zu einem Treffpunkt der Wandervogelbeweguing entwickelte. Nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1906 arbeitete sie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Kunst- und Theaterkorrespondentin in Paris. Zurück in Deutschland war sie als Krankenschwester tätig und arbeitete als Kriegsberichterstatterin u.a. an der Seite der k.u.k Armee in Ungarn. 1917 heiratete sie den Schuldirektor Paul Strube, dem sie nach Berlin, Remscheidt und Essen folgte, bis sie sich 1934 von ihm trennte und sich dauerhaft in .Berlin niederließ. Während des Dritten Reichs war sie Mitglied der Reichsschrifttumskammer, so daß sie auch weiterhin veröffentlichen konnte. Erfolgreich aber war ein Roman, den sie bereits 1917 unter dem Titel Fritz Ullmanns Brautfahrt verfaßt hatte und der jetzt, 1940, mit Gustav Fröhlich, Winnie Markus und Viktoria von Ballasko (*1909, †1976) in den Hauptrollen unter der Regie von Joe Stöckel verfilmt wurde und unter dem Titel Ein Herz geht vor Anker in die Kinos kam. Folgerichtig wurde der Roman 1941 wieder neu aufgelegt. In diesem Jahr erschien auch ihre letzte Arbeit, das Märchenspiel Prinzessin Eselshaut. Einige ihrer Romane konnte auch ins Ausland verkauft werden, so nach Schweden und Frankreich; aber weitere Veröffentlichung kamen nicht mehr zustande. 

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Bilder: Silke Helling  (2011)

Berlin-Steglitz, Friedhof Lichterfelde

Ludovic Halévy

Französischer Dramatiker und Librettist; Sohn des Schriftstellers Léon Halévy; Neffe des Komponisten Fromental Halévy; im Alter von 18 Jahren trat er in den Staatsdienst und bekleidete dort verschiedene Positionen, u.a. war er Sekretär der Nationalversammlung, im Kolonialministerium sowie gemeinsam mit dem Herzog von Morny in der gesetzgebenden Körperschaft tätig.. Seine öffentlichen Ämter legte er erst nieder, nachdem ihm seine Erfolge am Theater es ihm finanziell gestatteten. Er schuf - meist zusammen mit Henri Meilhac - Lustspiele und Libretti, so für Jacques Offenbachs Operette La belle Hélène (1864, dt. Die schöne Helena) und La vie parisienne (1866, dt. Pariser Leben) sowie für Geoges Bizets Carmen (1875). Außerdem geht der Text zu Johann Strauss‘ (Sohn) Operette Die Fledermaus u.a. auf das von ihm und Meilhac verfaßte Lustspiel Le Réveillon zurück. Seine erfolgreiche künstlerische Karriere wurde nur während des Deutsch-Französischen Krieg unterbrochen, an dem er teilnahm. Danach konnte er an seine Vorkriegserfolge wieder anschließen. Halévy galt zu Ende des 19. Jahrhunderts aber auch als erfolgreicher Romancier; so wurde sein Roman L'abbé Constantin (1882) vom Publikum gefeiert und von der Literaturkritik lobend aufgenommen. Im Dezember 1884 wurde er als Nachfolger für den verstorbenen Politiker Joseph d'Haussonville in die Académie française gewählt.

Verheiratet war 1868 Halévy seit 1868 mit Louise Breguet; aus der Verbindung gingen zwei Söhne hervor.

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Bilder: Thomas Haas (04/2012)

Paris, Cimetiere de Montmartre

Carl Friedrich Georg Spitteler Pseudonym Carl Felix Tandem

1905

Schweizer Dichter und Schriftsteller; Sohn eines protestantischen Richters und Landschreibers; studierte Jura und protestantische Theologie in Zürich und Heidelberg; Eine Landpfarrei in Graubünden gab er nach einer tiefgreifenden Glaubenskrise auf und nahm statt dessen 1871 in Finnland und Sankt Petersburg eine Stelle als Hauslehrer an. Erfahrungen aus dieser Zeit flossen später in die Erzählungen Ei Ole und Das Bombardement von Åbo ein. 1879 kehrte er in die Schweiz zurück und war bis 1881 Lehrer an der Einwohnermädchenschule in Bern, arbeitete als Journalist in Basel und war von 1890 bis 1892 Feuilletonredakteur der Neuen Zürcher Zeitung. 1893, ausgestattet mit einer Erbschaft, die ihn finanziell unabhängig machte, ließ er sich als freier Schriftsteller in Luzern nieder. Sein erstes Werk, das 2-bändige Epos Prometheus und Epimetheus, in dem er den antiken Prometheus-Mythos modernisierte, veröffentlichte er 1881 noch unter dem Pseudonym Carl Felix Tandem. Es steht deutlich unter den Einflüsse von Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, mit dem er korrespondierte und dessen Werk er teilweise für den Berner Bund rezensierte, und Jacob.Burckhardt. Spittelers Werk ist umfangreich und vielfältig: Es umfaßt Novellen, Romane, Lustspiele, Balladen und Essays, und er betätigte er sich auch als Maler und Zeichner und vertonte zahlreiche Gedichte von Heinrich Leuthold. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, trat Spitteler mit der Rede Unser Schweizer Standpunkt für eine strikte Neutralität der Schweiz ein und wurde damit zur politischen Symbolfigur des Landes. Im selben Jahr erschien seine Autobiographie Meine frühesten Erlebnisse.

Verheiratet war Carl Spitteler seit 1883 Maria Op den Hooff (*1865, †1929) einer früheren Schülerin; aus der Verbindung gingen zwei Töchter hervor.

Werke u.a.: Schmetterlinge (1889), Balladen (1896) und Glockenlieder, Der Parlamentär (1889), Lachende Wahrheiten (1898), Conrad der Leutenant (1898), Olympischer Frühling (4 Bde., 1900-05), Imago (1906). Gerold und Hansli, die Mädchenfeinde (1907).

Auszeichnungen u.a.: Ehrendoktorwürde der Universität Zürich (1905), der Universität Lausanne (1915), Nobelpreis für Literatur (1920).

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Bilder: Lorenz Degen (04/2012)

Luzern, Friedhof Friedenthal

Eduard Graf von Keyserling

 pinxit Lovis Corinth (Ausschnitt)

Deutscher Schriftsteller und Dramatiker; zehntes von zwölf Kindern einer Landadel-Familie; Onkel des Philosophen Hermann Graf Keyserling; besuchte das deutsche Gymnasium in Goldingen und studierte von 1875 bis 1877, mit Unterbrechungen und ohne Abschluß, Rechtswissenschaft in Dorpat (heute Tartu, Estland). später in Wien Philosophie und Kunstgeschichte sowie ein Jahr in Graz. Ab ca. 1890 verwaltete er die mütterlichen Güter Paddern und Telsen, übersiedelte aber 1894 nach dem Tod der Mutter mit drei Schwestern nach München, wo er Freundschaft u.a. mit Max Halbe und dem Maler Lovis Corinth schloß und sein Stammtisch ein Mittelpunkt der Schwabinger Boheme wurde. Um die Jahrhundertwende verfaßte er sozialkritische Stücke, darunter Der dumme Hans (1901) oder Peter Hawel (1904). Von 1902 bis 1905 war er Mitarbeiter an Alexander von Bernus' Vierteljahresschrift Die Freistatt, und er stand mit dem politischen Kabarett Die Elf Scharfrichter in Verbindung, in dem 1902 sein Einakter Die schwarze Flasche mit Frank Wedekind, der einer der Elf Scharfrichter war, in der Hauptrolle aufgeführt wurde. 1899 und nochmals 1900 unternahm er jeweils längere Italienreise mit zwei seiner Schwestern. Keyserling, der sich bereits 1897 ein schweres Rückenmarksleiden zugezogen hatte und an Syphilis erkrankt war, erblindete ab 1908. Danach führte er ein zurückgezogenes, von seinen körperlichen Leiden geprägtes Leben in seinem 1900 in Schwabing erworbenen Haus in der Ainmillerstraße 10. Dort diktierte er seine Werke seinen Schwestern, die mit in seinem Haushalt lebten. Als im Zuge des Ersten Weltkrieges seine Einkünfte aus den in Kurland gelegenen Gütern ausblieben, mußte er seinen Lebensstil einschränken und umstellen; allerdings entstanden in dieser Zeit seine bekanntesten und zugleich besten Werke.

Werke u.a.: Die dritte Stiege (1892), Beate und Mareile (1903), Fürstinnen (1917), Dumala (1908), Wellen (1911), Abendliche Häuser (1914), Schwüle Tage (1904), Bunte Herzen (1909).

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Bilder: Klaus Ernst (03/2012)

München, Nordfriedhof

Johann Friedrich Kind

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Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Leipziger Richters und Ratsherrn; besuchte nach anfänglichem Privatunterricht von 1782 bis 1786 die Thomasschule und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaften an der Leipziger Universität, bevor er nach der Promotion ab 1790 als Volontär am Justizamt in Delitzsch tätig wurde. Er war parallel zu seinem amtlichen Tätigkeit als Redakteur und Journalist beschäftig und gründete ein privates Theater, an dem er selbst auch auftrat. 1792 verließ er Leipzig und ließ sich in Dresden als Rechtsanwalt nieder. Dort veröffentlichte er 1793 anonym erste Gedichte und Erzählungen und verfaßte zahlreiche Beiträge für diverse Zeitschriften. 1814 wurde er Mitglied im Dichter-Thee, aus dem später der Dresdner Liederkreis hervorging. 1817 legte er seine Anwaltspraxis nieder und wandte sich gänzlich dem Schreiben zu. Im selben Jahr wurde Kind Mitherausgeber der Dresdner Abend-Zeitung. 1819 erschien sein Drama Das Nachtlager von Granada , 1821 verfaßte er das Libretto für die OperDer Freischütz von Carl Maria von Weber, der seit 1817 Musikdirektor der Deutschen Oper in Dresden wa (die Idee entstammte der Freischütz-Novelle seines Jugendfreundes August Apel). 1818 wurde ihm auf Vermittlung von Carl Maria von Weber vom Herzog von Sachsen-Coburg der Titel eines Hofrates verliehen. Die Freundschaft mit von Weber ging entzwei, Kind fiel allmählich der Vergessenheit anheim, 1826 trat er aus der Redaktion der Abend-Zeitung aus und zog sich 1832 gänzlich aus dem literarischen Leben zurück.

Inschrift: Fremder Wandrer, nur den Dichter ehrst du unter diesem Stein, doch den Gatten auch, den Vater schliesst für uns dies Grabmal ein. So heilig ist es keinem, wir verehren drei in einem.

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Bild: Steffi Eckold (05/2012)

Dresden, Trinitatis-Friedhof

Schriftsteller CXLII

Omnibus salutem!