Deutscher Physiker und Schriftsteller; das letztes Kind des Landessuperintendenten Johann Conrad Lichtenberg (die Mutter hatte 17 Schwangerschaften mit acht Totgeburten; vier Geschwister starben früh) studierte von 1763 bis 1767 Mathematik, Astronomie und Naturgeschichte in Göttingen, widmete sich danach von 1766 bis 1770 zunächst als Hofmeister der Erziehung englischer Studenten. Nach zwei längeren Aufenthalten in England (1770 reiste er erstmals nach England, wo er König Georg III. kennenlernte; eine zweite Reise folgte 1774/75), Aus dieser Zeit sind ca. 800 Briefe über das dortige Theaterleben erhalten, die er zwischen 1776 und 1778 unter dem Titel Briefe aus England publizierte. Nach seiner Rückkehr war er Professor für angewandte Mathematik in Göttingen; ursprünglich sollte er auf Wunsch Ludwigs IX. von Darmstadt in Gießen lehren, nahm dann aber 1770 die Professur an der von den Idealen der Aufklärung bestimmten Universität Göttingen an, an der er Zeit seines Lebens blieb und wo einer seiner Schüler Alexander von Humboldt war. Bekannt wurde Lichtenberg durch seine Forschungen und Entdeckungen in den Bereichen Astronomie, physikalische Geographie und Experimentalphysik; so entdeckte er die Lichtenbergschen Figuren (Büschelentladung). Sein Nachruhm geht indes hauptsächlich auf seine literarischen Vorlesungen zurück. Ab 1778 gab er den Göttinger Taschenkalender heraus, wandte sich gegen die Sturm und Drang-Bewegung und Lavaters Physiognomik. Lichtenberg schrieb auch unter den Pseudonymen Emanuel Candidus und Conrad Photorin.
Werke u.a.: Ausführlichen Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche (1794-1799), Über Physiognomik; wider die Physiognomen. Zu Beförderung der Menschenliebe und Menschenkenntnis (1778), Sudelbücher.
Der Aberglauben gemeiner Leute rührt von ihrem
frühen und allzu eifrigen Unterricht in der Religion
her, sie hören von Geheimnissen, Wundern, Würkun-
gen des Teufels, und halten es für sehr wahrscheinlich
daß dergleichen Sachen überall in allen Dingen ge-
schehen könnten. Hingegen wenn man ihnen erst die
Natur selbst zeigte, so würden sie leichter das Über-
natürliche und Geheimnisvolle der Religion mit Ehr-
furcht betrachten, da sie hingegen jetzo dieses für
etwas sehr Gemeines halten, so daß sie es für nichts
Sonderliches halten, wenn ihnen jemand sagte, es
wären heute 6 Engel über die Straße gegangen. Auch
die Bilder in den Bibeln taugen nicht für Kinder.
Lichtenberg: Aus den “Sudelbüchern”
Göttingen, Bartholomäus-Friedhof
Deutscher Journalist und Autor; begann seine journalistische Laufbahn 1927 als Redakteur der Wormser Volkszeitung, 1934 kam er nach Frankfurt am Main und war dort zunächst als freier Journalist tätig, bevor er 1935 eine Anstellung als Redakteur beim Frankfurter General-Anzeiger erhielt. Ab 1943 arbeitete er beim Frankfurter Anzeiger und wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Mitarbeiter der gerade in der amerikanischen Besatzungszone mit Billigung der Amerikaner gegründeten Frankfurter Rundschau. Seit 1946 war Kirn Redakteur der Frankfurter Neuen Presse (FNP), dann dort Leiter der Lokalredaktion sowie später stellvertretender Chefredakteur. Bekannt wurde er besonders als Lokal- und Sportjournalist, sowie als Literatur-, Fernsehkritiker. Gern gelesen waren seine Glossen Leberecht. Er veröffentlichte einige reich bebilderte Frankurt-Bücher, so u.a. gemeinsam mit Madlen Lorei Frankfurt und die drei wilden Jahre 1945-1948 (1962), Frankfurt und die goldenen Zwanziger Jahre (1966) oder den Bildband Frankfurt - so wie es war (1967). 1965 erschien sein von Chlodwig Poth illustriertes Buch Frankfurt für Anfänger. Außerdem engagierte er sich u.a. für den Wiederaufbau des Opernhauses und die Wiederbelebung des sog. Wäldchestages, so daß das bei den Frankfurter Bürgern beliebten traditionellen Volksfest erstmals am 30. Mai 1950 wieder an der alten Stelle in der Nähe des Oberforsthauses wieder stattfand. Vehement setzte er sich gegen die Zerstörung des Frankfurter Westends in den 1970er Jahre ein.
Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz Erster Klasse (1965), Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main (1965).
Frankfurt am Main, Südfriedhof
Deutscher Schriftsteller und Jurist; verlebte seine Kindheit in Kitzbühl und München, wo er zuerst an der Akademie der Bildenden Künste Bühnenbildnerei studierte, nach einem Jahr jedoch zum Studium der Rechtswissenschaften wechselte und nach dem abschluß der juristischen Ausbildung ab Oktober 1966 in München als Amtsrichter arbeitete. Nach der “Wende” war er ab 1993 Richter am Oberlandesgericht Naumburg. Rosendorfer war Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der Bayerischen Akademie der schönen Künste. Nch seiner Pensionierung im Jahre 1997 zog er sich in seine Geburtsheimat zurück, ließ sich in Eppan bei bozen nieder. Rosendorfer verfasste meist humorvoller, skurriler Romane, Erzählungen und Dramen; ein großer Publikumserfolg war die Satire Briefe in die chinesische Vergangenheit (1983); die Biographie eines Münchener NS-Funktionärs erzählt Rosendorfer in dem Roman Die Nacht der Amazonen (1989); außerdem schrieb er Hörspiele, Drehbücher (u.a. zu TV-Krimiserien) sowie Essays.
Werke u.a.: Eichkatzelried (1979), Das Gespenst der Krokodile und über das Küssen der Erde (1987), Die Goldenen Heiligen...(1992), Die große Umwendung. Neue Briefe in die chinesische Vergangenheit (1997), Kadon, ehemaliger Gott (2001).
Auszeichnungen u.a.: Tukanpreis der Landeshauptstadt München (1977), Siegfried-Sommer-Literaturpreis (1985).
Bozen-Gries, Friedhof der Alten Pfarrkirche
Österreichischer Schriftsteller und Sänger; Sohn des Musterzeichners; nach einer Ausbildung zum Lithographen arbeitete er ab 1895 in Prag an der Hoflithographie-Anstalt A. Haase. Gleich im ersten Jahr, von Sehnsucht nach seiner Heimat gequält, schrieb er dort einesseiner bekanntesten Lieder Drham is' drham (Daheim ist daheim). Da das Lied großen anklang fand, ließ er den Text gemeinsam mit den Niten auf eine Postarte drucken und wurde so zum Erfinder der Liedpostkarte.. Als sein Vater 1901 starb, kehrte er in sein Heimatdorf zurück, um dessen kleinen bäuerlichen Betrieb zu übernehmen. Schnell ward er gewahr, daß der Betrieb nicht ausreichte, um die Familie zu ernähren, so daß er - wie es der Vater schon getan hatte - ein Zubrot verdiente, indem er als Sänger und Musiker auftrat. Außerdem verkaufte er auch weiterhin sein Liedpostkarten. Da das Erzgebirge als Erholungsregion bekannt wurde und immer mehr Touristen anzog, konnte der “Toler-Hans-Tonl“ , wie er inzwischen genannt wurde, mit zunehmendem Erfolg bei Veranstaltungen auftreten. Während des Ersten Weltkrieges, in dem er als Soldat an der Balkanfront eingesetzt war und aufgrund einer Fußverletzung eine Zeit in einem Lazarett bleiben mußte, bevor er zum Kriegshilfsdienst herangezogen wurde. Erst nach dem Ende des Krieges konnte er in seine Heimat zurückkehren. Er nahm seine tätigkeit als Unterhalter wieder auf, allerdings unter veränderten Vorzeichen:
Liedpostkarte “Wu da Wälder hamlich rausch'n”
Als Ergebnis des verlorenen Krieges hatte sich Österreich-Ungarn aufgelöst, die Tschechoslowakei war auf einem Teil des ehemaligen Staatsgebiets der k.u.k Monarchie entstanden und die deutschsprachige Bevölkerung wurde teilweise benachteiligt. Anton Günther aber blieb als Sänger und Unterhalter auch weiterhin beliebt , ebenso wie seine Lieder. Er trat in den 1920er Jahren sogar in Berlin, Wien und Dresden auf; außerdem verkauften sich seine Schallplatten erfolgreich. Trotz diese Erfolges nahm sich Günther - schwermütig geworden - das Leben.
Boží Dar (Tschechien), Ortsfriedhof
Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Apothekers und nachmaligen Zahnarztes; verließ das Gymnasium ohne Abitur und machte eine kaufmännische Ausbildung. schrieb Natur- und Reisebücher mit einer Neigung zum Märchenhaften und zur Naturmystik und gehörte in den 1920 Jahren zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern. Dazu trug insbesondere sein 1912 erschienenes Buch Die Biene Maja und ihre Abenteuer1, das eine Auflage in Millionenhöhe erreichte, und .in mehr als vierzig Sprachen übersetzt wurde, sowie die 1915 unter dem Titel Himmelsvolk veröffentlichte Fortsetzung bei. Bonsels veröffentlichte aber auch seine auf zahlreichen Reisen durch Europa, Ägypten, Indien und Amerika gewonnenen Erfahrungen. Er schilderte sie in dem Zyklus Aus den Notizen eines Vagabunden, zu dem die Bände Menschenwege (1918), Eros und die Evangelien (1921) sowie Narren und Helden (1923) gehören.
Die Enkelin Bonsels, die Schriftstellerin Gisela Bonsels, war mit dem Schauspieler Heinz Meier verheiratet.
Werke u.a.: Ave vita, morituri te salutant (1906), Mare (1907), Blut (1909), Der tiefste Traum (1911), Das Antjekind (1913), Die Nachtwache (1933), Die Reise um das Herz (1938), Mario, ein Leben im Walde (1939), Mortimer. Der Getriebene der dunklen Pflicht (1946), Dositos (1949).
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1 Die Geschichte der Biene Maja bildete immer wieder die Grundlage für diverse Adaptionen bis in die heutige Zeit. In den Jahren 1924 und 1925 entstand unter der Regie des Biologen und Kulturfilmregisseusr Wolfram Junghans in Zusammenarbeit mit Waldemar Bonsels ein Kinofilm, in dem die Handlung mit lebenden Bienen nachgestellt wurde.
Münsing am Starnberger See OT Ambach, Im Garten des Hauses
Wilhelmine von Hillern née Birch
Deutsche Schriftstellerin; einziges Kind eines Schriftstellers und Dramaturgen und der Schauspielerin und Schriftstellerin Charlotte Birch-Pfeiffer; ausgebildet durch Hauslehrer und ihren Vater, entwickelte sie früh ein besonderes Interesse für Literatur und Musik. Durch ihre Eltern kam sie in Kontakt zu zahlreichen prominenten Persönlichkeiten ihrer Zeit Jenny Lind, die “schwedische Nachtigall”, blieb ihr ein Leben lang ein Vorbild, und mit dem Schriftsteller Felix Dahn verband sie eine enge Freundschaft. Ihre Karriere als Schauspielerin begann sie 1853 am Gothaer Hoftheater in der Rolle der Julia. Es folgten im Laufe der Jahre Engagements und Gastspiele an diversen Theatern in Deutschland, u.a. an den Hoftheatern in Braunschweig, Karlsruhe, Mannheim und Berlin sowie an Stadttheatern in Hamburg und Frankfurt am Main. Ihr Laufbahn als Schauspielerin beendete sie im Jahr 1857 nach der Heirat mit dem badischen Hofgerichtsrat und späteren Präsidenten des Landgerichts in Freiburg Hermann von Hillern.
Ihr erfolgreichstes Werk war der 1873 zunächst als Fortsetzungsgeschichte erschienene Roman Die Geier-Wally, Eine Geschichte aus den Tyroler Alpen, der 1875 in Buchform veröffentlicht wurde. Sie verarbeitete in ihm eine Episode aus dem Leben der Portrait- und Blumenmalerin Anna Stainer-Knittel, die sie 1870 in Innsbruck kennengelernt hatte. 1880 verfaßte sie nach ihrem Roman ein Theaterstück gleichen Namens, das im Folgejahr auf zahlreichen Bühnen im Reich zur Aufführung gelangte. Der Roman wurde bis heute auch immer wieder verfilmt. Sie war aber auch weiterhin als prominente Vertreterin der Gattung Heimatliteratur sehr erfolgreich. Wilhelmine von Hillern verfaßte auch Novellen, Erzählungen und Theaterstücke. Nach dem Tode ihres Manne zog sie 1883 nach Oberammergau, wo sie sich das sogenannte Hillern-Schlößl erbauen ließ. 1904 trat sie zum katholischen Glauben über, verkaufte das Schloß und übersiedelte nach Hohenaschau bei Prien.
Werke u.a.: Aus eigener Kraft (1872), Ernestine (1879), Jugendträume (1881), Aus eigener Kraft (1886–87, 3 Bde), Am Kreuz. Ein Passionsroman aus Oberammergau (1890), Ein alter Streit. Roman aus dem bayerischen Volksleben der sechziger Jahre (1898), Der Gewaltigste (1901).
Oberamnmergau, Alter Gemeindefriedhof
Karel Hynek Mácha getauft als Ignatius Macha
Tschechischer Dichter; Sohn eines angestellten Müllers; neben Tschechisch sprach er sehr gut Deutsch, und auf der Schule lernte er Latein (unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse in Polen im Jahre 1830 begann er Polnisch zu erlernen und polnische Autoren zu lesen). Seit Herbst 1830 besuchte er die Fakultät der Schönen Künste an der Karls-Universität Prag und studierte dann von 1832 bis 1836 ebendort Rechtswissenschaften. Noch während seines Studiums spielte er nicht nur Theater, sondern unternahm auch zahlreiche Reisen nach Nordböhmen, ins Riesengebirge und auch nach Venedig., das damals noch zum österreichischen Kaiserreich gehörte. In dieser Zeit schrieb er seine ersten Gedichte, Sonette und lyrische Lieder; in seinen Prosawerke konzentrierte er sich auf historische Themen. Im Herbst 1836 trat Mácha ein Praktikum in einer Rechtsanwaltskanzlei in Leitmeritz an, starb aber schon wenige Wochen später - vermutlich an den Folgen einer Unterkühlung, die er sich bei den Löscharbeiten bei einem großen Brand zugezogen hat).
Máchas Hauptwerk ist die lyrisch-epische Dichtung Máj (dt. Der Mai ), das er im April 1836 im Eigenverlag publizierte und das von der Kritik nicht beachtet wurde. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, als das tschechische Nationalbewußsein erwachte, wurde man auf ihn aufmerksam. Heute gilt Mácha als wichtiger Vertreter der tschechischen Romantik des 19. Jahrhunderts, in dessen Lyrik sich Weltschmerz und tiefgründige Deutung des Daseins offenbaren.
Inschrift: Dalekáť cesta má! Marné volání!! [Auf einer langen Reise, Anfrage zwecklos!]
Prag-Vysehrad, Ehrenfriedhof Slavin
Hinweis: Mácha wurde zunächst in einem Armengab beigesetzt. Erst 1939 wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und in einem Staatsakt auf dem Ehrenfriedhof Slavin beigesetzt. Außerdem wurde ihm zu Ehren im Petřín Park eine Statue errichtet.
Graf Christian zu Stolberg-Stolberg
Deutscher Lyriker und Übersetzer; Sohn des dänischen Geheimrats und Kammerherrn Graf Christian Günther zu Stolberg-Stolberg; studierte von 1770 bis 1772 gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich Leopold an der Universität Halle (Saale) Jura und Literatur, bevor beide nach Göttingen an die dortige Universität wechselten. Dort war er Mitglied des 1772 gegründeten Göttinger Hains und mit deren Gründer Heinrich Voß und Ludwig Hölty befreundet. Außerdem wirkte er am Göttinger Musenalmanach mit. 1774 wurde er als Kammerherr an den Hof nach Kopenhagen berufen. 1775 unternahm er, nachdem er seine Stellung aufgegeben hatte, gemeinsam mit seinem Bruder und Johann Wolfgang von Goethe eine Reise in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er ab 1777 als Amtmann in Tremsbüttel, wo er ein neues Schloß erbauen ließ, tätig. Nach seinem Ausscheiden aus diesem Dienst ließ er sich auf Schloß Windeby nieder. In Windeby war Stolberg, der seit Sommer 1777 mit der Salonière und Schriftstellerin Frederikke Louise Stolberg née Reventlow (*1746, †1824) verheiratet war, seit 1806 auch Rat am Schleswigschen Landgericht.
Christian zu Stolberg-Stolberg verfaße Singspiele, Dramen, Gedichte sowie Übersetzungen aus dem Griechischen, u.a. Sophokles (1787).
Werke u.a.: Gedichte (1779), Otanes (1786), Schauspiele mit Chören (1787), Belsazar (1788), Die Weiße Frau (1814), Vaterländische Gedichte (1815).
Horslunde (Insel Lolland, Dänemark), Friedhof
Deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler; verlor seinen Vater, der als Soldat bei den Kämpfen um Smolesk fiel, bereits 1943. Mit seinen zwei Geschwistern wuchs er in Finsterwalde auf. 1959 begann Ensikat ein Schauspielstudium an der Theaterhochschule Leipzig, und bereits während des Studiums schrieb er - angeregt von Peter Sodann - erste satirische Texte für das Studentenkabarett Rat der Spötter, das im Herbst 1961 verboten wurde. Ensikat entging, anders als Sodann und andere, die verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, seiner Verhaftung nur dadurch, daß er justament zu diesem Zeitpunkt im Krankenhaus lag. Von 1962 bis 1965 spielte er am Theater der Jungen Generation in Dresden. Dort schrieb er erste Stücke für das Kindertheater, daneben arbeitete er viele Jahre als Autor für das Dresdner Kabarett-Theater Herkuleskeule. Nachdem er in die Hauptstadt der DDR gezogen war, wirkte er dann als Schauspieler am Theater der Freundschaft und gehörte außerdem von 1969 bis in die 1980er Jahre neben Hans Rascher und Kurt Bartsch zum Autorenkreis des 1953 gegründeten Ost-Berliner Kabaretts Die Distel. Nachdem sich das Ensemble 1999 von der langjährigen Intendantin Gisela Oechelhaeuser trennte, als bekannt wurde, daß sie von 1978 bis 1980 als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit geführt wurde, übernahm Ensikat, der in den 1970er und 1980er Jahren der meistgespielte Kabarett- und Theaterautor der DDR war, die Leitung des Kabaretts. Als Freund und enger Kollege zeigte sich Ensikat über das Schweigen der Kabarettistin zu der Enthüllung sehr enttäuscht: “Wie sollen wir den Umgang der Gesellschaft mit der Vergangenheit kritisieren, wenn wir selbst nicht ehrlich sind? Wenn Kabarett aufhört, eine moralische Anstalt zu sein, wird es zynisch.“ In den 1960er Jahren wirkte Peter Ensikat, der Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland war, u.a. in mehreren Episoden der Fernsehreihe Der Staatsanwalt hat das Wort des DDR-Fernsehens mit.
Die Inschrift, die er für seinen Grabstein vorgeschlagen haben soll: “Ich bin dann mal weg!”. wurde nicht realisiert.,
Autobiographie: Meine ganzen Halbwahrheiten (2010).
Berlin, Französischer Friedhof I
Deutscher (politischer) Schriftsteller, Weltbürger; Sohn eines preußischen Ministers unter König Friedrich dem Großen; wie in diesen Kreisen üblich, erhielt er eine erste Ausbildung zu Hause durch Privatlehrer, bevor er an den Universitäten von Frankfurt (Oder) und Halle an der Saale nicht nur Rechtswissenschaften studierte, sondern auch ein sog. studium generale und Unterricht in englischer und französischer Sprache absolvierte. Nachdem er nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1770 ein großes Vermögen geerbt hatte, brach er zu einer der damals üblichen Bildungsreisen, einer sog. Grand Tour, auf, bereiste die deutschen Lande, Frankreich und die Schweiz, und hielt sich - begleitete zeitweilig von seinem Freund Heinrich vom Stein - sechs Jahre in England auf, dessen politisches System er bewunderte, bevor er 1788 in das vorrevolutionäre Paris übersiedelte und dort ein bescheidenes Zimmer im Hôtel des deux Siciles in der Rue Richelieu bezog, wo ihn später auch Besucher aus Deutschland besuchten, u.a. Alexander und Wilhelm von Humboldt, Achim von Arnim und Friedrich Schlegel, sowie auch sein Freund von Stein, die sich alle ein persönliches, unverstelltes Bild von den einzigartigen Vorgängen in Paris machen wollten. Als 1789 die Französische Revolution ihren Anfang nahm, war er zunächst begeistert, bejubelte sie als "Erlöserin des rein Menschlichen"; er hatte mit vielen der Intellektuellen der Aufklärung und Revolutionäre Umgang. Aber er beobachtete mit wachsender Sorge, wie die ursprünglichen Ideen, die die Revolution getragen hatten, in eine Schreckensherrschaft pervertierten. Er selber geriet in den Fokus der eifernden Jakobiner, saß im Gefängnis, wo ihn u.a. Mary Wollstonecraft besuchte, und entging nur knapp der Hinrichtung durch die Guillotine. Später führte Gustav von Schlabrendorf, der das Leben eines Exzentriker führte, sich selber vernachlässigte (er trug einen gewaltigen, ungeschnittenen Bart und recht nachlässige Kleidung) und sich als “Diogenes von Paris” bezeichnete, einen der gefragtesten Salons in der französischen Hauptstadt., in dem sich Personen aus allen gesellschaftlichen Bereichen einfanden. 1804 erschien die anonyme, gegen Napoléon gerichtete Schrift Napoleon Bonaparte und das französische Volk unter seinem Konsulate, als deren Mitverfasser von Schlabrendorf gilt. Folgen für ihn seitens Napoléons hatte diese Schrift nicht, da er ihn als politischen Gegner nicht ernst nahm. In Deutschland aber bekamen einige Leser, darunter auch Goethe, erstmals eine vage Ahnung davon, welche Gefahr von diesem zielstrebigen Macher für die Länder Europas ausgehen könnte. Während der Revolutionskriege leistete von Schlabrendorf u.a. finanzielle Hilfe für die preußischen Kriegsgefangenen. Als er sich 1813 nach Preußen begeben wollte, wurde ihm die Einreise allerdings verwehrt, später dann zeigte er keinerlei Interesse mehr an einer Rückkehr in die Heimat. Dafür begann er damit, seine Ideen schriftlich zu fixiere, und er arbeitete an einer allgemeinen Sprachlehre und unternahm etymologische Studien. In seinen letzten Jahren begann er, eine Sammlung von Schriften, die sich auf die Ereignisse der Revolution bezogen, zusammenzutragen. Ursprünglich sollten diese einer preußischen Universität vermachen werden; da er jedoch verabsäumt hatte, diesen Willen deutlich zu deklarieren, wurde diese Sammlung nach seinem Tode versteigert; heute sind die meisten seiner Schriften und seine Korrespondenz mit zahlreichen Persönlichkeiten seiner Zeit verschwunden, mögen sie vernichtet sein oder - noch unentdeckt - in Archiven schlummern. Einiges hatte er aber auch, als er von den Revolutionären bedroht worden war, selber vernichtet.
Gustav Graf von Schlabrendorf starb fast mittellos.
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Hinweis: Gustav von Schlabrendorf war ursprünglich in Bartignolles beigesetzt, aber später hierher hierher transferiert und im "Chemin Bohm" beigesetzt worden, einige Gräber entfernt von Karl Friedrich Heinrich von der Goltz, dem preußischen Generalleutnant und Gesandten in Paris. Der Grabstein wurde um die Jahrtausendwende entfernt, Teile der Grabumfassung sind aber noch sichtbar; die Grabstätte wurde nicht neu belegt.
Omnibus salutem!