Ferdinand Ludwig Adam von Saar

Österreichischer Erzähler und Lyriker; diente in der österreichischen Armee und nahm Mitte des Jahrhunderts am Italienfeldzug teil; verfaßte melancholisch-empfindsame Erzählungen und schwermütige Gedichte, war als Dramatiker weniger bedeutend. von Saar wählte den Freitod.

Werke u.a.: Novellen aus Österreich (1877), Schicksale (1889), Wiener Elegien (1893), Herbstreigen (1897).

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Ödön von Horváth eigentl. Edmund Josef von Horváth

                

Österreichischer Schriftsteller; der Sohn eines Diplomaten aus ungarischem Kleinadel versuchte in seinen sozialkritischen Dramen, dem Wiener Volksstück in der Tradition Johann Nepomuk Nestroys und Ferdinand Raimunds neue Impulse zu verleihen; 1923 begann er in München ein Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften, lebte anschließend als freier Schriftsteller in Murnau am Staffelsee und in Berlin, wo er u.a. mit Max Reinhardt und Gustaf Gründgens in Kontakt kam. 1933 emigrierte Horváth über Wien und - nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich - 1938 nach Frankreich, wo er in Paris auf tragische Weise ums Leben kam: er wurde auf den Champs Elysées während eines Sturms von einem abbrechenden, herunterstürzenden Ast eines Kastanienbaumes erschlagen.

     

Gedenktafel am Théâtre de Marigny in Paris

Werke u.a.: Geschichten aus dem Wienerwald (1931, Kleist-Preis), Glaube, Liebe, Hoffnung (1932), Figaro läßt sich scheiden (1937), Der jüngste Tag (1937), Der ewige Spießer (1930), Ein Kind unserer Zeit (1938).

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Niclaas Thomas Bernhard

 

Österreichischer Schriftsteller; unehelicher Sohn von Herta Bernhard, einer Dienstbotin; Enkel des Heimatdichter Johannes Freumbichler; studierte von 1952 bis 1957 am Mozarteum Salzburg; schrieb während dieser Zeit bereits Gerichtsreportagen sowie Literatur- und Theaterkritiken, Lyrik und Erzählprosa. Von 1970 an schrieb er vorwiegend Dramen. 1968 erhielt Bernhard den österreichischen Staatspreis, 1970 den Georg-Büchner-Preis.

Mit Siegfried Unseld, dessen Suhrkamp Verlag sein eingereichtes Werk zunächst abgelehnt, der Bernhard dann aber entdeckt und zuerst publiziert hatte, gab es einen permanenten, meist brieflichen Schlagabtausch, den beide in persönlichem Treffen zu heilen versuchten, bis Unseld ihm 1988 endgültig die Freundschaft aufkündigte.

Werke u.a.: Frost (1963), Verstörung (1967), Das Kalkwerk (1970), Korrektur (1975), Holzfällen. Eine Erregung (1984), Auslöschung (1986), Heldenplatz (1988).

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Adalbert Stifter

               

Österreichischer Schriftsteller; studierte ab 1826 zwar zunächst Jura in Wien, wandte sich jedoch als Autodidakt der Malerei und dem Schreiben zu. Nach unglücklicher Liebe zu Fanny Greipl, heiratete er 1837 die Modistin Amelie Mohaupt. Bei der Revolution des Jahres 1848 wurde er als Delegierter zur Frankfurter Nationalversammlung in die Paulskirche gesandt. Im selben Jahr siedelte er nach Linz über. Da Stifter von seiner Schreiberei allein nicht leben konnte, verdiente er seinen Lebensunterhalt zunächst als Hauslehrer in der Familie von Metternich, erhielt 1850 jedoch eine feste Anstellung als Schulinspektor für die oberösterreichischen Volksschulen und wurde 1853 Konservator in Oberösterreich, zuständig für die Erhaltung und Pflege der Kunstdenkmäler. Berufliche und private Probleme (u.a. der frühe Tod seiner Pflegetochter - die Ehe war kinderlos -) führten zu zunehmender Resignation. Aufgrund seiner Niedergeschlagenheit, einer längeren Grippe und einer hinzutretenden Leberinfektion unternahm er einen untauglichen Selbsttötungsversuch, den er nur um zwei Tage überlebte (er hatte sich mit einem Rasiermesser mehrere stark blutende Schnittverletzungen am Hals beigebracht). Stifter war anfangs stark beeinflußt von Heinrich Heine, Ludwig Börne, James Fenimore Cooper, Jean Paul u.a. Meister in der Beschreibung überhöhter Landschaften wie Böhmerwald, Alpenvorland und Hochgebirge. Seine späten Gemälde lehnen sich an Werke Camille Corots an.

Werke u.a.: Studien (1844-50), Bunte Steine (2 Bde., 1853), Der Nachsommer (3 Bde., 1857), Witiko (3 Bde., 1865-67), Die Mappe meines Urgroßvaters (1. Fassung 1841, unvollendet).

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Wien, Döblinger Friedhof

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Wien, Grinzinger Friedhof

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Linz, St, Barbara Friedhof

Peter Rosegger eigentl. Peter Roßegger

1888          ~1900          

Österreichischer Schriftsteller; einer Bergbauernfamilie entstammend, besuchte er nach einer Schneiderlehre mit Unterstützung von Gönnern die Grazer Handelsakademie, lebte danach als freier Schriftsteller in Graz und in seiner Geburtsstadt. Er unternahm zahlreiche Reisen durch Europa (Deutschland, Italien, Schweiz und Holland). Begann mit Mundartlyrik und Skizzen aus den steirische Oberland, wurde erfolgreich jedoch erst mit den autobiographisch gefärbten Romanen und Erzählungen, die von Adalbert Stifter und Ludwig Anzengruber beeinflußt waren. 1913 galt er als Anwärter auf den Literaturnobelpreis; möglicherweise verhinderten insbesondere antijüdische Äußerungen, die er später allerdings relativierte, die Auszeichnung, die schließlich der indische Schriftsteller Rabindranath Tagore (*1861, †1941) erhielt. Immer wieder hatte Rosegger sich in zahlreichen journalistischen Beiträgen zu tagespolitischen Ereignissen geäußert. Sein Aufruf für den Deutschen Schulverein von 1909, die Haltung zum Ersten Weltkrieg sowie seine antisemitischen Äußerungen führten später zur Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten.

Werke u.a.: Zither und Hackbrett (1870), Die Schriften des Waldschulmeisters (1875), Jakob der Letzte (1888), Waldheimat (1877), das zwischen 1900 und 1902 in einer Auswahl unter dem Titel Als ich noch der Waldbauernbub war war in 3 Bänden erschienen.

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Wien, Heiligenstädter Friedhof (nach Überführung von Paris)

Saint-Ouen, Cimetière Parisien

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Krieglach (Steiermark)

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Eberhard Alexander-Burgh

 

Deutscher Schriftsteller; studierte nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann Germanistik und war ab 1954 als freischaffender Schriftsteller tätig. Er hat sich hauptsächlich durch Kinder- und Jugendromane hervorgetan, außerdem schuf er die Vorlagen für über 1.500 Radio-, Schulfunk- und Fernsehprogramme, verfaßte u.a. zahlreiche Geschichten für die von der ARD produzierte Fernsehsendung Sandmännchen. Als Person vom Publikum wahrgenommen wurde er durch die in den 1970er Jahren im Radio ausgestrahlte Hörspielserie Hexe Schrumpeldei sowie durch das Schloßgespenst Hui Buh, die Hauptfigur der gleichnamigen Hörspielserie. Die Reihe wurde auch als Hörspiel und als Buch ein großer Erfolg, und 2006 kam sie auch in die Kinos - mit Komiker Michael Herbig (*1968) in der Hauptrolle. Außerdem schrieb er Vorlagen für mehr als 90 Tonträger.

Werke u.a.: Der schüchterne Löwe (1979), Peter ist Klasse (1980), Das Matsch-Monster (1981), Kapitän Seebär spinnt Seemannsgarn (1984), Schlüssel-Eddy und Gorilla-Baby (1985).

Auszeichnungen u.a.: Mehrere Goldene Schallplatten.

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Berlin, Ev. Friedhof Alt-Schmargendorf

Elsa Judith Elisa Gress

 

 

Dänische Schriftstellerin; Tochter eines Sekretärs; studierte trotz prekärer finanzieller Lage der Familie - ihr Vater hatte das Vermögen beim Pferdewetten verloren - ab 1937 Literaturwissenschaft an der Universität Kopenhagen und absolvierte zwischen 1937 und 1939 auch Studienaufenthalte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte sie sich am Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht in Dänemark; wegen ihrer Teilnahme an Sabotageaktionen mußte sie zeitweise im Untergrund leben. Zwischen 1945 und 1946 war sie Mitarbeiterin der British Broadcasting Corporation (BBC). Sie arbeitete auch als Übersetzerin; so hat sie u.a. Anthony Burgess’ Roman A Clockwork Orange (1962) ins Dänische übertragen, ebenso unter dem Titel Vestens Filosofi das Werk A History of Western Philosophy des Philosopgen Bertrand Russell sowie Philip Roths erste Buch Goodbye Columbus (1959) (dänisch: Auf Wiedersehen, Columbus, übersetzt 1965). Außerdem Daneben verfa0te sie 1970 ein Theaterstück mit dem Titel Den sårede Filoktet. Für den zweiten Band ihrer Memoiren Fuglefri og fremmed (1971), wurde sie 1971 mit dem Dänischen Kritikerpreis geehrt, und 1974 erhielt sie den Søren-Gyldendal-Preis.

Werke u.a.: Nye strejftog (1957), Compania I (1976), Salamander (1977), Simurghen (1986).

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Damsholte (Insel Møn), Friedhof

Bild: Finn Larsen (09/2010)

Johannes Freumbichler

 

 

Österreichischer Heimatschriftsteller; einer Bauern- und Krämerfamilie entstammend; Großvater von Thomas Bernhard; die Oberrealschule in Salzburg brach er 1901 vorzeitig ab und führte danach ein unstetes Leben. Ab 1904 lebte er mit seiner Lebensgefährtin Anna Bernhard née Schönberg, leg. Pichler (*1878, †1965) zusammen. Im Dezember desselben Jahres kam in Basel die gemeinsame Tochter Herta Bernhard, spätere Mutter Thomas Bernhards unehelich zur Welt; erst im November 1938 heiratete das Paar, das später noch zwei weitere Söhne hatte, von denen der Erstgeborene starb; der zweite sorgte später für die posthume Veröffentlichung des Gedichtbandes Rosmarin und Nelken. Von 1914 bis 1935 lebten sie in Wien, anschließend bis 1938 in Seekirchen bei Salzburg, danach bis 1946 im bayerischen Traunstein. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Kreise seiner Familie in Salzburg.

Freumbichler erhielt für seinen Roman Philomena Ellenhub 1937 den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur. 1942 erschien der Roman Auszug und Heimkehr des Jodok Fink. Mit seinen philosophischen Ansichten beeinflußte Freumbichler seinen Enkel Thomas Bernhard. Der schrieb später auf der Schreibmaschine des Großvaters seine ersten Werke: Die Großväter sind die Lehrer,..

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Bilder: Claus Harmsen (stones & Art, 09/2014)

Salzburg OT Maxglan, Friedhof

Albert Emil Brachvogel

 

Deutscher Schriftsteller und Journalist; Sohn eines Kaufmanns, der bereits starb, als Albert Emil erst sieben Jahre alt war, er besuchte das Magdalenengymnasium in Breslau, bevor er eine Lehre bei einem Graveur und Kupferstecher absolvierte, aber sich nach dem Tode seiner Mutter im Jahre 1845 in Wien als Schauspieler versuchte. Wenig erfolgreich kehrte er in seine Geburtsstadt zurück und arbeitete dort wieder in seinem erlernten Beruf. Parallel dazu besuchte er Vorlesungen an der Universität über Literatur und Philosophie.

 

 

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Bilder: Hajo Brackel (07/2015)

Berlin, Friedhof der Domkirchengemeinde

Günter Grass eigentl. Günter Wilhelm Graß

Bild: Udo Grimberg

Deutscher Schriftsteller und Graphiker; Sohn eines protestantischen Lebensmittelhändlers und einer die in Katholikin kaschubischer Abstammung, die im Danziger Stadtteil Langfuhr (heute Wrzeszcz) einen Kolonialwarenladen betrieben. Im Zweiten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht und wurde als Flakhelfer eingezogen und mußte anschließend zum Arbeitsdienst. Am 10.11.1944 wurde er im Alter von 17 Jahren zur 10. SS-Panzer-Division “Frundsberg“ der Waffen-SS einberufen (erst m August 2006 machte er seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS bekannt). Nach einer Verwundung am 20.4.1945 bei Spremberg wurde Grass am 8.5.1945, dem Tag der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst, bei Marienbad (heute Mariánské Lázně, Tschechien) gefangengenommen und war bis zum 24.5.1946 in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Nach 1946 arbeitete er in einem Bergwerk und absolvierte ein Steinmetzpraktikum. studierte in Düsseldorf und in Berlin Bildhauerei, seit 1957 der gehörte er der Gruppe 47 an. Von 1956 bis 1660 lebte er als Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller in Paris, danach übersiedelte er nach West-Berlin. Zwischen 1961 und 1972 unterstützte Grass im Wahlkampf aktiv die SPD, deren Mitglied er erst 1982 wurde, namentlich deren Spitzenkandidaten Willy Brandt. 1992 kündigte Grass aus Protest gegen die von CDU/CSU und SPD am 6. 12.1992 vereinbarte und am 26.5.1993 durch den Deutschen Bundestag beschlossene Neuregelung des Asylrechts unter der Regierung des vierten Kabinetts Helmut Kohl (sog. Asylkompromiß), seine SPD-Mitgliedschaft wieder auf, engagierte sich jedoch weiterhin bei SPD-Wahlkämpfen. Grass war Mitgründer des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) und seit 1968 Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, dessen Ehrenpräsident er seit 2009 war.

Seine schriftstellerische Laufbahn begann Grass als Lyriker, wobei seine Gedichtbände Die Vorzüge der Windhühner (1956), Gleisdreieck (1967) und Ausgefragt (1976) wenig Beachtung beim Lesepublikum fanden. 1959 erschien sein erste Roman Die Blechtrommel, der ihn berühmt machte und der 1979 durch Volker Schlöndorff mit Mario Adorf als Alfred Matzerath und David Bennent in der Rolle des “Trommlers” Oskar Matzerath verfilmt wurde. 1977 erschien mit Der Butt ein weiterer bedeutender Roman des Autors. Sein 1995 erschienener Roman Ein weites Feld, in dem sich der Autor mit der Problematik der deutschen Wiedervereinigung auseinander setzt, löste in der Bundesrepublik kontroverse Diskussionen aus.

Zuletzt wohnte Günter Grass in Behlendorf bei Mölln in Schleswig-Holstein.

Werke u.a.: Katz und Maus (1961), Hundejahre (1963), Örtlich betäubt (1969), Aus dem Tagebuch einer Schnecke (1972), Das Treffen in Telgte (1979), Mein Jahrhundert (1999), Im Krebsgang (2002)

Auszeichnungen u.a.: Georg-Büchner-Preis (1965), Nobelpreis für Literatur (1999).

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Behlendorf (Krs Herzogtum Lauenburg), Friedhof

Bilder: Claus Harmsen (stones&art, 112015)
Schriftsteller XXII

Omnibus salutem!