Joachim Fernau

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines in der Provinz Posen tätigen Beamten; studierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und arbeitete als freier Journalist für den Berliner Ullstein Verlag und die Telegraphen-Union. 1939 wurde er zu einem Polizeibataillon der Wehrmacht eingezogen und war schließlich Kriegsberichtserstatter für die Propagandaabteilung der Waffen-SS u.a. von der Ostfront in Rußland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er 1949 als “nicht belastet“ eingestuft, arbeitete als Redakteur in Stuttgart und ließ sich 1952 in München als freier Schriftsteller nieder. Fernau schrieb sehr erfolgreiche Geschichtsdarstellungen in der unterhaltenden Art des Feuilletons.

Werke u.a.: Deutschland, Deutschland über alles...(1952), Rosen für Apoll - Die Geschichte der Griechen (1961), Caesar läßt grüßen - Die Geschichter der Römer (1971), Ein Frühling in Florenz (1973), Halleluja - Die Geschichte der USA (1977).

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Paul von Heyse (seit 1910)

 

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Deutscher Schriftsteller; Sohn Karl Wilhelm Ludwig Heyses, eines Professors für klassische Philologie, der Erzieher u.a. des jüngsten Sohnes von Wilhelm von Humboldt sowie von 1819 bis 1827 auch von Felix Mendelssohn war, da Heyses Mutter mit der Familie Mendelssohn Bartholdy verwandt war. In seinem aufgeschlossenen Haus seiner Eltern kam er schon früh mit Literatur und Musik in Kontakt. So lernte er u.a. Adolph von Menzel, der ihn portraitierte (s.o.), Theodor Fontane und Theodor Storm, kennen und trat in Verbindung mit der literarischen Vereinigung ”Tunnel über der Spree”. In Berlin studierte er zunächst vier Semester klassischen Philologie, bevor er zum Studium der Kunstgeschichte und Romanistik nach Bonn wechselte, wo er 1852 promovierte. 1854 ging er nach München, wo er an den ”Symposien” Maximilians II. teilnahm und bald Mittelpunkt des Münchner Dichterkreises, dem u.a. Emanuel Geibel angehörte, wurde. Dort gründete er 1862 die Dichtervereinigung ”Krokodil”. 1871 erfolgte seine Aufnahme in den Kreis der Ritter des Maximilians-Ordens. Heyse, heute weitgehend vergessen, war einst ein vielgelesener Autor. Sein Drama Kolberg - bis 1914 in 180 Auflagen erschienen - war an vielen deutschen Gymnasien Pflichtlektüre. Im Mittelpunkt Heyses Schaffens, der u.a. mit Gottfried Keller befreundet war, steht die Novellenform - er verfaßte insgesamt 177 Novellen -, mit der er die klassisch-romantische Tradition fortführte. Er entwickelte 1871 eine Novellentheorie, um der Formauflösung entgegenzuwirken. Sie ging als ”Falkentheorie” in die Literaturgeschichte ein.

Werke u.a.: Novellen, darin L'Arrabbiata (1855).

Auszeichnungen u.a.: Schiller-Preis (1884), Nobelpreis für Literatur (1910), Ehrenbürgerschaft der Stadt München (1910).

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Otto Julius Bierbaum Pseudonym: Martin Möbius

                             

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Gastwirts und Konditors und einer sächsischen Bergmannstochter; verbrachte seine Jugend in Dresden und Leipzig, wo Bierbaum, zeitlebens ein Liebhaber von Hunden und Katzen und Blumen, nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie sowie der Sinologie in Zürich, München und Berlin Redakteur u.a. bei den Zeitschriften Die freie Bühne und Pan war. Als vielseitiger Literat verfaßte er Märchen, Dramen, Balletts sowie variationsreiche Gedichte und Chansons sowiebierbaum_auto1902 satirische Zeitromane, u.a. Stilpe (1897); die Darstellung eines Berliner Literaten soll Ernst von Wolzogen zur Gründung des Kabaretts Überbrettl angeregt haben.

1902 mit seiner Frau

Sein 1903 erschienenes Reisebuch Eine empfindsame Reise im Automobil von Berlin nach Sorrent und zurück an den Rhein, in dem er die Erlebnisse einer Reise von Deutschland über Prag und Wien nach Italien und durch die Schweiz beschrieb, die seinerzeit als spektakulär galt und überhaupt als das erste Autoreisebuch der deutschen Literatur angesehen wird.

Werke u.a.: Zäpfel Kerns Abenteuer (1905), Prinz Kuckuck, (3 Bde., 1906-07).

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München, Bogenhausener Friedhof

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München, Waldfriedhof

Gustav Kadelburg

 

Ungarisch-Österreichischer Schriftsteller und Schauspieler; zwischen 1890 und 1910 einer der meist gespielten Lustspielautoren; begann er als Schauspieler und war von 1871 bis 1894 als Bonvivant am Wallnertheater und Deutschen Theater in Berlin. Er verfaßte Schwänke und Lustspiele, u.a. zusammen mit Oscar Blumenthal 1898 das Lustspiel Im weißen Rössl.

Werke u.a.: Großstadtluft (1891), Der Herr Senator (1894), Der Familientag (1906).

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München, Waldfriedhof (Alter Teil)

Ernst Penzoldt

Deutscher Schriftsteller und Bildhauer; der Sohn eines Medizinprofessor studierte zunächst ab 1912 an der Weimarer Kunsthochschule Bildhauerei, wechselte jedoch 1913 an die Kunstakademie in Kassel. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich, wie viele seiner Zeitgenossen, freiwillig zum Kriegsdienst, den er als Sanitäter ableistete. Nach dem Ende des Krieges zog er im Frühjahr 1919 nach München, wo er Ernst Heimeran (*1902, †1955) kennenlernte, in dessen 1922 gegründeten Verlag seine ersten Werke erschienen. Bekannt als Schriftsteller wurde Penzoldt, der Erzählungen, Komödien, Essays verfaßte und als Graphiker unter dem Pseudonym Fritz Fliege arbeitete, durch einen mehrjährigen Prozeß, der um seine 1929 veröffentlichte, in Erlangen einen Skandal auslösende Novelle Etienne und Louise geführt wurde. Dieser Prozeß brachte ihn jedoch an den Rand des Ruins. Bei der Erstaufführung des Stückes 1930 in Zwickau debütierte Inge Meysel. Im Frühjahr 1938 wurde Penzoldt zur Wehrmacht eingezogen, 1944 aufgrund eines Magenleidens aus der Armee entlassen. Ab November 1949 war er Generalsekretär der westdeutschen Sektion des P.E.N.-Clubs, im Dezember des gleichen Jahres wurde er ordentliches Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur. 1950 wurde seine Novelle Korporal Mombour (1941) unter dem Titel Es kommt ein Tag mit Maria Schell und Dieter Borsche in den Hauptrollen verfilmt, 1955 nahm sich das Fernsehen seines Romans Squirrel an. Bis zu seinem Tode mischte sich Penzoldt unter dem Eindruck seiner Erlebnisse in den beiden Weltkriegen immer wieder in die Tagespolitik der Bundesrepublik ein: so setzte er sich für die Anerkennung von Exilanten ein, für Martin Niemöller, der am Stuttgarter Schuldbekenntnis mitgewirkt hatte, und stellte sich gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands. Verheiratet war Penzoldt seit 1922 mit Heimerans Schwester Friederike.

Werke u.a.: Der Gefährte (1922), Idyllen (1923), Der Schatten Amphion (1924), Der arme Chatterton (1928), Die Powenzbande (1930), Korporal Mombour (1941), Causerien (1949), Squirrel (1954).

Auszeichnungen u.a.: Literaturpreis der Stadt München (1948), Immermann-Preis der Stadt Düsseldorf (1954).

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München, Waldfriedhof

Antoine de Saint-Exupéry eigentl. Antoine-Marie Roger Graf von Saint-Exupèry

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Französischer Schriftsteller und Flieger; studierte an der Universität in Freiburg (Schweiz), trat 1921 in die französische Luftwaffe ein, arbeitete ab 1926 u.a. für die Firma Latecoere als Flieger in einem Posten in der Sahara und war seit 1934 Pilot bei der Air France, nahm seit 1939 an der Seite der Alliierten am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Aufklärungsflieger bei de Gaulle. Er verarbeitete seine Erlebnisse und die existenziellen Grenzsituationen eines Fliegers in seinen Romanen. Weltberühmt wurde v.a. seine Geschichte Le petit prince (1943, dt. Der Kleine Prinz), die auch mehrmals verfilmt wurde. Aufgebrochen zu einem Aufklärungsflug, blieb sein Flugzeug, eine Lockheed P-38 Lightning, verschwunden. Erst im April 2000 wurde sie im Mittelmeer vor der Küste bei Marseille geortet und 2003 geborgen. Anhand der Seriennummer 2734 konnte eine eindeutigen Identifikation vorgenommen werden. Nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse wurde die Maschine Saint-Exupérys in einem Luftkampf mit einer Messerschmitt ME-109, geflogen von dem deutschen Jagdflieger Horst Rippert (*1922), abgeschossen.

Werke u.a.: L'aviateur (1926, dt. Der Flieger), Courrier Sud (1929, dt. Südkurier), Vol de nuit (1931, dt. Nachtflug), Pilote de guerre (1942, dt. Flug nach Arras), Terre des hommes (1939, dt. Wind, Sand und Sterne).

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Vor der Küste bei Marseille nahe der Ile de Riou abgestürzt

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Stahnsdorf b. Berlin, Südwest-Friedhof

Panait Istrati  eigentl. Gherasim Istrati

 

Rumänischer Schriftsteller; Sohn eines griechischen Schmugglers und einer Wäscherin; wuchs in dem Dorf Baldovinești (heute zu Vădeni, Brăila) auf, wo er sechs Jahre die Grundschule besuchte, wobei er zweimal sitzenblieb. Später verdiente er seinen Lebensunterhalt als Kellner und als Gehilfe eines Pastetenbäckers; daneben bildete er sich autodidaktisch, indem er viel las. Seine ersten literarischen Versuche stammten aus dem Jahre 1907, als er begann, seine Stücke sozialistischen Zeitschriften in Rumänien anzubieten; seine Erstveröffentlichung war ein Artikel mit dem Titel Hotel Regina, der in der Zeitung România Muncitoare abgedruckt wurde. Später veröffentlichte er hier auch seine ersten Kurzgeschichten Mântuitorul (dt. Der Erlöser), Calul lui Bălan (dt. Bălas Pferd), Familia noastră (dt. Unsere Familie), 1 Mai (dt. Maifeiertag); er veröffentlichte aber auch in anderen linken Zeitungen und Zeitschriften wie Dimineaţa, Adevărul und Viaţa Socială .Im Jahr 1910 beteiligte er sich als Mitorganisator an einem Streik in Brăila. Seine Reisen führten in in die rumänische Hauptstadt Bukarest, nach Konstantinopel, Alexandria, Kairo, Neapel, Paris, wo er sich von 1913 bis 1914 aufhielt, und die Schweiz ,in der er sich eine Woche lang wegen seiner Tuberkulose behandeln ließ. 1915 kehrte er für eine kurze Zeit nach Rumänien zurück, als er versuchte, seinen Lebensunterhalt als ein Schweinebauer zu verdienen, aber auch über lange Zeiträume das Leben eines Vagabunden führte. In großer Armut lebend, krank und einsam, unternahm er 1921 einen Suizidversuch auf dem Weg nach Nizza, wurde jedoch gerettet. Er schrieb einen Brief an Romain Rolland, der ihm sofort antwortete. Im Jahr 1924 wurde seine Erzählung Kyra Kyralina mit einem Vorwort von Rolland, dessen Werk ihn sehr beeinflußt hatte, veröffentlicht. Rolland nannte ihn in diesem Vorwort den “Gorki der Balkanländer“. 1927 reiste Istrati gemeinsam mit Nikos Kazantzakis nach Rußland, wohin sie zu den Feiern des 10. Jahrestages der Oktoberrevolution eingeladen worden waren und besuchten u.a. Moskau und Kiew Eine zweite Reise in die Sowjetunion folgte von April 1928 bis April 1929, auf der er die Wahrheit über die “Neue Sowjetunion” und die Diktatur Stalins erkannte. Daraufhin entstand sein berühmtes Buch Vers l'autre flamme (1929, dt. Auf falscher Bahn). Er beschreibt die “rücksichtslose Ausbeutung der Arbeiter durch eine Bürokratie, die bereit ist, alles zu tun, um ihre Privilegien zu verteidigen.” Nach seiner Rückkehr nach Paris erfolgte eine heftige Hetzjagd gegen ihn seitens seiner früheren kommunistischen Freunde, insbesondere durch die Intellektuellen der Parti communiste français (PCF) - allen voran Henri Barbusse.. Er wurde als nun als “Faschist” bezeichnet; schließlich kehrte Panait Istrati krank und gebrochen nach Rumänien zurück, wo er an den Folgen seiner Tuberkulose-Erkrankung starb.

Panait Istrati schrieb seine realistischen Romane in französischer Sprache - teils mit griechisch-orientalischen, teils rumänischen Milieuschilderungen, u.a. Les Haidoucs (Bd.1, 1925, Bd. 2, 1926, dt. Die Haiduken), Les Chardons du Baragan (1928, dt. Die Disteln des Baraga). 

Werke u.a.: Oncle Anghel (1924, dt. Onkel Anghel), La Famille Perlmutter (1927, dt. Familie Perlmutter), Le Pécheur d’éponges (1930, dt. Der Schwammfischer), Tsatsa Minnka (1931, dt. Tata Minca), Le Bureau du placement (1933, dt. Das Stellenvermittlungsbüro), La Maison Thuringer (1933, dt. Das Haus Thüringer), Méditerranée. Lever du soleil (1934, dt. Mittelmeer).

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Bilder: miscarea.net

Bukarest, Cimitirul Bellu (Bellu-Friedhof)

Peter Martin Lampel  eigenlt. Joachim Friedrich Martin Lampel

 

 

Deutscher Dramatiker, Erzähler und Maler; Sohn eines evangelischen Pfarrers, legte 1914 das Abitur ab, meldete sich wie viele Jungendliche damals als Kriegsfreiwilliger, begann 1915 aber zunächst ein Studium der Theologie in Breslau, wurde dann im Ersten Weltkrieg Offzier der neuen Fliegertruppe. Nach dem Ende des Krieges wurde er Mitglied in einem der Freikorps und beteiligte sich an den Kämpfen im Baltikum gegen vordringende sowjetrussische Truppen. Seine Kriegs- bzw. Nachkriegserfahrungen verarbeitete er in Romanen wie Heereszeppeline im Angriff (1917), Bombenflieger (1918) oder Wie Leutnant Jürgens Stellung suchte (1920). 1920 begann er ein Studium der Staats- und Rechtswissenschaften in Berlin, das er später in München fortsetzte, wobei er parallel dazu eine Ausbildung zum Kunstmaler absolvierte. 1922 wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und der SA. In den 1920er Jahren arbeitete Lampel als Lehrer, Jugendhelfer und Journalist. Im Dezember 1928 wurde sein StückRevolte im Erziehungshaus, das von der linken Gruppe junger Schauspieler im Berliner Thalia-Theater uraufgeführt worden war, ein Sensationserfolg; der Roman wurde 1930 von dem aus Moskau stammenden und in Deutschland lebenden Schauspieler und Regisseur Georg Asagaroff verfilmt. Lampel war Mitautor des Antikriegsfilms Westfont 1918 – Vier von der Infanterie (1930) und des deutsch-französischer Spielfilms Kameradschaft (1931).von Georg Wilhelm Pabst.1930 wurde Lampel Mitglied des P.E.N. und 1931 Mitglied des Deutschen Kolonialpfadfinder Bundes (DKPB), den er bei dessen Eingliederung in die Hitlerjugend (HJ) 1933 verließ. Nach der ”Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurden seine Werke zwar verboten, Lampel blieb jedoch weiterhin Mitglied der SA. Nachdem seine Homosexualität bekannt geworden war, wurde er kurzzeitig inhaftiert. 1936 emigrierte er in die Schweiz und später nach Niederländisch-Indien. Von 1937 bis 1939 hatte er dort sowie in Australien einige Ausstellungen seiner Werke. 1939 ging er in die USA wo er sich als Hilfsarbeiter, Lehrer und Journalist durchschlug. 1949 kam er schließlich nach Deutschland zurück, ließ sich in Hamburg nieder, wo er als freier Schriftsteller tätig wurde. 1950 wurde er dort Mitglied der Freien Akademie der Künste, 1961 wurde er mit dem Kogge-Literaturpreis ausgezeichnet.

Werke u.a.: Verratene Jungen (1929), Pennäler (1929), Packt an! Kameraden! (1932), Kampf ohne Ordnung (1952), Drei Söhne (1957).

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Bild: Heinko Bockstiegel (1999)

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Kenneth Grahame

                               

 

Britischer Schriftsteller; kam im Alter von einem Jahr mit seiner Familie in die an der Westküste Schottland am Loch Fyne gelegene kleine Ortschaft Inveraray (Argyllshire), wo sein Vater, ein Anwalt, das Amt des Vertreters des Sheriffs übernahm. Als er fünf Jahre alt war, starb seine Mutter am Kindbettfieber, und sein Vater, der mit dem Trinken angefangen hatte, übergab ihn, seinen Bruder, seine Schwester und den gerade geborene Bruder Roland der Großmutter, die in dem Flecken Cookham Dean in Berkshire lebte. Dort wuchsen die Geschwister in einer idyllischen Umgebung auf.

Einband der Erstausgabe von 1908

Sein Wunsch in Oxford studieren zu können, erfüllte sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht; stattdessen schickte ihn sein Vormund 1879 zur Ausbildung in die Bank of England, an der er es bis in das Amt eines Generalsekretärs brachte. 1908 trat er aufgrund seiner fragilen Gesundheit in einen vorzeitigen Ruhestand. Schuld an diesem Gesundheitszustand war möglicherweise ein Ereignis am Morgen des 24. November 1903, als Grahame in einen ominösen Vorfall verwickelt war, d.h. in eine Schießerei in der Bank, in deren Verlauf dreimal auf ihn geschossen wurde, ohne daß ihn allerdings eine der Kugeln getroffen hätte. Der Hintergrund dieses Ereignisse wurde niemals enthüllt; es könnte ein “verrückter Sozialist” geschossen haben, oder ein persönlicher Grund war der Auslöser der Tat. Sein damaliger Vorgesetzter und späterer Direktor der Bank of England Walter Cunliffe hätte den stets kränkelnden Grahame aus dem Amt treiben wollen. Jedenfalls zog Kenneth Grahame sich danach an den Ort seiner Kindheit nach Cookham zurück. Dort verfaßte er seinen Roman The Wind in the Willows (1908, dt. Der Wind in den Weiden),über das Leben von Mr Toad, Ratty, Badger und Mole an den Ufern der Themse. In ihn flossen seine Eindrücke aus jener glücklichen Jugendzeit ein, insbesondere das Ambiente der an der Themse gelegenen waldreichen Landschaft. Der Roman, sein berühmtestes Buch, eine Hymne auf “The Old England”, ist besonders bemerkenswert wegen seine Mischung aus Mystik, Abenteuer, Moral und Kameradschaft, sowie für die einfühlsame Beschreibung der Natur des Themse-Tals (Thames Valley) mit seinen zahlreichen bewaldeten Inseln inmitten des träge dahinfließenden Flusses. Sein erstes Buch, Pagan Papers, hatte er bereits 1893 veröffentlicht, und es verkaufte sich gut; auch die beiden folgenden Bücher The Golden Age und Dream Days, waren nicht weniger erfolgreich. Sein Kinderbuch The Reluctant Dragon (1898, dt. Der Drache, der nicht kämpfen wollte) wurde 1941 von Walt Disney unter demselben Titel verfilmt (im deutschsprachigen Raum kam er unter dem Titel Der Drache wider Willen in die Kinos).

Bild aus der Ausgabe von 1913 (pinxit Paul Bransom)

1924 zog er mit seine Frau Elspeth, née Thomson, die er 1899 in Fowley in Cornwall geheiratet hatte, in das Church Cottage nach Pangbourne, einem Städtchen in der Nähe von Oxford. Aus der Verbindung ging ein Kind hervor, Alastair, gen. Mouse, der blind auf einem Auge geboren wurde und in seinem kurzen Leben unter vielen gesundheitlichen Problemen litt. Er soll sich das Leben genommen haben, indem er sich vor einen Zug warf.

Werke u.a.: The Golden Age (1895), The Headswoman (1898), Bertie's Escapade (1949).

Inschrift:

To
the beautiful memory
of
Kenneth Grahame
husband of Elspeth
and
father of Alastair
who passed the river
on the 6 July 1932
leaving
childhood & literature
through him
the more blest
for all time.

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Oxford (Oxfordshire), Holywell Cemetery

Bilder: Matthias Bauer-Pleiner(08/1999)

Oscar Blumenthal

                

 

Deutscher Schriftsteller, Bühnendichter und Kritiker; studierte ab 1869 Philologie und promovierte 1875 über den Dichter Christian Dietrich Grabbe zum Dr. phil., dessen gesammelte Werke und handschriftlichen Nachlaß er zugleich herausgab.Von 1875 bis 1887 war er Mitredakteur des Berliner Tageblatts, 1888 gründete er das Berliner Lessimg-Theater, das er bis 1898 leitete.

Blumenthal schrieb polemische und satirische Skizzen, wie Allerlei Ungezogenheiten (1875) u.a., Aus heiterm Himmel, Epigramme (1879), sowie die Lustspiele Der Probepfeil (1883), Die große Glocke (1884), und Ein Tropfen Gift (1885). Gemeinsam mit Gustav Kadelburg schrieb er Großstadtluft (1891), Mauerblümchen (1893) und Im weißen Rößl (1898), das dem erfolgreichen gleichnamigen Singspiel von Ralph Benatzky von 1930 als Vorlage diente. Entstanden war das Lustspiel im 1896 in der ganz aus Holz gebauten Villa Blumenthal in der Nähe von Bad Ischl. Er hatte das in Fertigbauweise errichtete Haus 1893 auf der Weltaustellung in Chicago gesehen, es dort erworben, nach Europa transportieren und bei Ischl wieder zusammensetzen lassen.

Blumenthal, der ein begeisterter Schachspieler war, führte den Begriff “Miniatur” für eine Schachkomposition mit höchstens sieben Steinen einführte; außerden verfaßte er das Büchlein Schachminiaturen, Eine Problemsammlung (1902).

Inschift:

Oft wehte mirs der Herbstwind her:
“Die Bahn so kurz! Der Weg so schwer!”
Doch eine ferne Stimme rief:
“Das Ziel so nah! Die Rast so tief!“

Oscar Blumenthal - Buch der Sprüche!

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Bild: Z thomas (08/2016) Wikipedia.de
Bild: Z thomas (08/2016) Wikipedia.de

Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Schriftsteller XXXII

Omnibus salutem!