Mary Lavater-Sloman

 

 

Deutsche Schriftstellerin; entstammte einer Hamburger Reederfamilie. Als 18-Jährige kam sie nach Sankt Petersburg, wo sie ihren späteren Mann, den Schweizer Ingenieur Lavater, kennenlernte, den sie 1912 heiratete. Nach 5-jährigem Aufenthalt in Moskau floh sie 1919 aufgrund der revolutionären Umwälzungen in Rußland nach Griechenland, wo sie bis 1922 in Athen lebte, bevor sie sich ab 1943 endgültig in der Schweiz niederließ. Sie schrieb zahlreiche historische Romane sowie Biographien (Pestalozzi, Richard Löwenherz, Jeanne d’Arc) .

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Georg Herwegh

                                     

Deutscher Schriftsteller; Revolutionär; der Sohn eines Gastwirts studierte Theologie am Tübinger Stift, wurde aber von dort relegiert, arbeitete danach als Journalist und Übersetzer, mußte Deutschland, weil er einen Offizier beleidigt und mit Strafe zu rechnen hatte, verlassen, ließ sich in der Schweiz nieder, wo er Gedichte eines Lebendigen (2 Bde., 1841-43) veröffentlichte, die mit schwungvoll-rhetorischen Versen für Freiheit und Vaterland stritten. In Paris, wo er sich von Herbst 1841 bis Februar 1842 aufhielt, traf er dort mit dem überzeugten Demokraten Heinrich Heine zusammen, der 1831 nach Beginn der französischen Juli-Revolution sich dort niedergelassen hatte. Bei seinen Reisen in Frankreich lernte er auch Iwan Turgenjew und Alexander Herzen kennen. Letzterer gewährte ihm Unterkunft und finanzielle Unterstützung. Herwegh revangierte sich, indem er Herzens Frau Natalja mit sich nahm (sie kehrte erst kurz vor ihrem Tode zu Herzen zurück). Während der Revolution von 1848 war er aktiv im badischen Aufstand, mußte aber nach dessen Scheitern wiederum in der Schweiz Schutz suchen.

Verheiratet war Herwegh seit 1848 mit Emma, née Siegmund, einer Bankierstochter aus Berlin und Freiheitskämpferin.

Inschrift:

        Von den Mächtigen verfolgt,
        Von den Knechten gehasst,
        Von den Meistern verkannt,
        Von den Seinen geliebt.

        Der Freiheit eine Gasse! (1. Strophe)

        Vorm Feinde stand in Reih und Glied
        Das Volk um seine Fahnen,
        Da rief Herr Struthahn Winkelried:
        “Ich will den Weg euch Bahnen!
        Dir, Gott, befehl’ ich Weib und Kind,
        Die ich auf Erden lasse -”
        Und also sprengt’ er pfeilgeschwind.
        Der Freiheit eine Gasse!

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Werner Bergengruen

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Arztes mit schwedischen Wurzeln; studierte ab 1910 in Marburg Evangelischen Theologie, wechselte danach zu Germanistik und Kunstgeschichte und setzte später sein Studium in München fort, ohne jedoch einen Abschluß zu machen. Während des Ersten Weltkrieges war er als Freiwilliger und Leutnant bzw. Stoßtruppführer im Baltikum im Einsatz und danach 1919 als Angehöriger der Baltischen Landeswehr, die gegen die Rote Armee kämpfte. Ab 1920 betätigte er sich als Journalis, ging 1922 nach Berlin und arbeitete dort Leiter der ZeitschriftOst-Informationen. In selben Jahr erschien sein erster Roman Das Gesetz des Atum, der autobiografische Züge enthält, als Vorabdruck in der Frankfurter Zeitung. 1925 wurde er Chefredakteur der Baltischen Blätter. 1935 erschien sein mit über einer Million verkauften Exemplaren erfolgreichster Roman: Der Großtyrann und das Gericht. im Dritten Reich als politisch unzuverlässig eingestuft, wurde Bergengruen, der 1936 zum Katholizismus konvertierte, 1937 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. 1946 zog Bergengruen, der glaubte, daß ein Dichter die Pflicht habe, die ewigen Ordnungen offenbar zu machen, in die Schweiz, lebte danach zwei Jahre in Rom und schließlich von 1958 bis zu seinem Tod in Baden-Baden.

Werner Bergengruen verfaßte neben Romanen und Gedichten zahlreiche Erzählungen.

Werke u.a.: Die heile Welt (1950), Der Rittmeister (1952), Figur und Schatten (1958),  Der dritte Kranz (1962).

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Johann Georg Jacobi

 

Deutscher Dichter und Publizist; der Sohn eines wohlhabenden Zuckerkaufmanns studierte in Göttingen Theologie und in Helmstedt, Marburg, Leipzig und Jena Jura und Philosophie. Obwohl er heutzutage gegenüber seinem Bruder, dem Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi, an Bekanntheit verloren hat, galt er zu seiner Zeit als eine Berühmtheit. Mit Christoph Martin Wieland 1773 gab er den Teutschen Merkur heraus und später mit Johann Jacob Wilhelm Heinse und mit Unterstützung von Goethe die Iris, eine literarische Vierteljahrsschrift für ”Frauenzimmer”. In dieser hat Goethe z.B. Teile seiner Jugendlyrik publiziert. 1766 erhielt er eine Professur für Philosophie und Beredsamkeit in Halle. Als er im gleichen Jahr die Bekanntschaft Wilhelm Ludwig Gleims machte, bestärkte dieser Jacobi in seinen dichterischer Neigungen und verschaffte ihm, als er 1768 nach Halberstadt gezogen war, 1769 die Sinekure (i.e. entlohntes Amt ohne Amtspflichten) eines Kanonikus an der dortigen Kathedrale. In Halberstadt verfaßte Jacobi anmutige und tändelnde Liebes- und Trinklieder unter dem Einfluß englischer und französischer Lyriker im Stil des altgriechischen Lyrikers Anakreon. Diese Werke begründeten - obwohl Jacobi Protestant war - zwar seinen Ruf 1784 auf den Stuhl für schöne Künste und Wissenschaften an die katholische Universität in Freiburg, führten aber auch zu Angriffen u.a. seitens Goethe, der ihn als Herr von Säugling verspottete. Seine späteren Gedichte sind - von Goethe beeinflußt - ernsthafter.

       In der Mitternacht (1. Strophe)

        Todesstille deckt das Tal
        Bei des Mondes halbem Strahl;
        Winde flüstern dumpf und bang
        In des Wächters Nachtgesang.

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Zürich, Friedhof Fluntern

Grace Metallious née Marie Grace De Repentigny

By courtesy of Jack Stalnaker

US-amerikanische Schriftstellerin; in ärmliche Verhältnisse hineingeboren, Hausfrau und Mutter, mit einem schlecht bezahlten Lehrer an einer Provinzschule verheiratet, begann sie früh zu schreiben. Ihr Mann riet ihr zu, einen Text zu veröffentlichen, an dem sie bereits 1955 zu schreiben begonnen hatte, bevor sie nach Gilmanton zogen war, ein Ort, dessen Bewohner ihr den Inhalt übelnahmen, obwohl er nicht auf sie gemünzt war. Alle bis auf einen von einer Frau geleiteten New Yorker Verlag lehnten eine Veröffentlichung (1956) ab. Die ”Pandora in Blue Jeans” beschreibt in dem Roman Peyton Place das bigotte Verhalten der amerikanischen Mittelklasse in den 1950er Jahren. Der Roman, der auch verfilmt wurde (mit Lana Turner, 1957), löste im puritanischen Amerika landesweit einen Skandal aus, weil er einen Blick hinter die Kulissen erlaubte, die dunklen Seiten des Verhaltens einer neuenglischen Gesellschaft decouvrierte und für die 1950er Jahre sehr freizügige sexuelle Passagen enthielt. Er veränderte nachhaltig die Themen, die Verlage publizierten und damit das gesellschaftliche Verständnis und wurde zum ersten wirklichen ”Bestseller” in der Verlagswelt (mehr als ein Jahr lang in der Bestenliste der NYT). Das Buch wurde zeitweise verboten, durfte z. B. nicht in das benachbarte Kanada eingeführt werden. Da renommierte Kritiker ihr Buch verrissen, begann sie - trotz ihres persönlichen, auch finanziellen Erfolges (es wurden mehr als 8 Millionen Exemplare verkauft) - wieder zu trinken. Sie starb an den Folgen des Alkoholismus im Alter von nur 39 Jahren.

Werke u.a.: Return to Peyton Place (1959), The Tight White Collar (1961), No Adam in Eden (1963).

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Bilder: Matthias Bauer (2003)

Baden-Baden, Stadtfriedhof (Feld 29,4)

Liestal (Kt. Basel)

ca. 1974

Bilder: Rhea Cote Robbins

Gilmanton, (USA) Smith Meeting House Cemetery

Susan Sontag née Susan Rosenblatt

 

US-amerikanische Schriftstellerin, Essayistin und Publizistin; entstammte einem bürgerlich-jüdischen Elternhaus. Nach dem frühen Tod ihres Vaters, der einen Pelzhandel in China betrieb, und der Wiederverheiratung ihrer Mutter nahm sie den Namen ihres Stiefvaters an. Sie studierte in Harvard und Chicago Englisch und Philosophie und lehrte danach an verschiedenen amerikanischen Universitäten, veröffentlichte mehrere Romane und schrieb zahlreiche literaturwissenschaftliche und politische Essays. In Regarding the Pain of Others (2003, dt. Das Leiden anderer betrachten) beschäftigte sie sich kritisch mit der Kriegsphotographie. Sie wurde von den puritanischen, evangelikalen und konservativen Kreisen ihrer Heimat sehr angefeindet (z.B. wegen Äußerungen wie:”The white race is the cancer of human history”), galt anderen jedoch als das ”moralische Gewissen Amerikas”. Besonders nach den Terroranschlägen vom 11.9.2001 kritisierte sie scharf das ”imperiale” Verhalten des amerikanischen Präsidenten George W. Bush und sein Vorgehen im Irak-Krieg, da sie die Legitimation zu einem Eingreifen der USA bezweifelte. Sie galt als das enfant terrible Amerikas, da sie immer wieder auf Mißstände und Ungerechtigkeiten hinwies, u.a. mit dem Vorwurf, die Vereinigten Staaten seien wegen der Ausrottung der Indianer auf Völkermord gegründet.

Werke u.a.: The Benefactor (dt. 1963, Der Wohltäter), Against Interpretation (1966), Styles of Radical Will (1969), Illness as Metaphor (dt. 1978, Krankheit als Metapher), The Volcano Lover (dt. 1992, Der Liebhaber des Vulkans), In Amerika (2003).

Auszeichnungen u.a.: National Book Award (2000), Jerusalempreis (2001), Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (2003).

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Bild: Hanns-Ecjard Sternberg

Freiburg, Alter Friedhof

Bild: Kay (10/2009)
Bild; Rachel (10/2007)

Paris, Cimetière du Montparnasse

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Gertrud Caspari

 

 

Deutsche Kinderbuchillustratorin und -autorin; viertes von fünf Kindern eines Kaufmanns; begann nach einer von 1895 bis 1998 erfolgten Ausbildung zur Zeichenlehrerin an einer Zeichenschule mit der Illustration von Kinderpostkarten, die sehr erfolgreich waren. Nach dem Erscheinen ihres ersten Bilderbuches mit dem Titel Das lebende Spielzeug (1902) widmete sie sich der Bilderbuchillustration. Es folgten in rascher Folge eine Reihe von weiteren Kinderbüchern, darunter das in Zusammenarbeit mit ihrem Bruder entstandene Kinderbuch Kinderhumor für Auge und Ohr (1906). 1907 entstand in Zusammenarbeit mit Adolf Holst, der die Verse verfaßte, ihr wohl erfolgreichstes Kinderbuch unter dem Titel Lustiges Kleinkinderbuch erschien. Beeinflußt von Jugendstil und den Reformbestrebungen der Kunstpädagogik um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert schuf sie einen neuen Bilderbuchstil, der sich durch leuchtende, plakative Farben und einen klaren, einfachen, perspektivelosen Malstil auszeichnet. Sie wurde dadurch eine der bedeutendsten deutschen Kinderbuchillustratorinnen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Werke u.a.: Kinderland, du Zauberland (1908), Aus meinem Skizzenbuch (1917), Kommt Kinder! Singt! (1934).

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Bilder: Steffi Eckold (04/2009)

Dresden-Klotzsche, Neuer Friedhof

Luise Hensel

pinxit Wilhelm Hensel

 

Deutsche Dichterin; Tochter eines protestantischen Predigers; Schwester Wilhelm Hensels; Schwägerin der Komponistin Fanny Hensel, der Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys; als der Vater 1809 starb und die Familie ohne Ernährer zurückließ, übersiedelte die Mutter in das nahe Berlin, wo sie als Mädchen eine für die damaligen Verhältnisse sehr einfache Schulausbildung erhielt. Danach verdiente sie ein wenig Geld zur Unterstützung der Familie, indem sie Näharbeiten annahm, während ihr Bruder mit seinen Zeichnung mehr Entlohnung erhiel, so daß die Familie einigenmaß über die runden kam. Befreundet mit Clemens Brentano; den sie im Salon der Familie Stägemann kennengelernt hatte, konvertierte sie 1818 vom lutherischen zum katholischen Glauben. Dort lernte sie auch den Dichter Wilhelm Müller kennen, der sich in sie verliebte, aber von ihr nicht wiedergeliebt wurde. Auch Brentano verliebte sich in sie, aber auch ihn wies sie ab, blieb aber mit ihm zeit igres Lebens befreundet. Überhaupt legte sie 1820 ein Gelübde der Ehelosigkeit ab; auch als später mehrere Männer um ihre Hand anhielten, hielt sie sich an das Gelübde. Sie setzte sich nach ihrer Konvertierung in der karitativen Arbeit ein, die zum Mittelpunkt ihres Lebens wurde, war in der katholischen Caritasbewegung aktiv. So leitete sie 1825 gemeinsam mit  ihren Freundinnen Apollonia Diepenbrock und Pauline Felgenbaum das Bürgerspital in Koblenz. Von 1826 bis 1833 war sie Lehrerin tätig, lebte danach im Haushalt ihres Bruders in Berlin und arbeitete später neun Jahre lang als Erzieherin in Köln. Zwanzig Jahre lebte sie sehr zurückgezogen im westfälischen Wiedenbrück. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie - nach einem Sturz schwer behindert - in Paderborn in der Obhut ihrer ehemaligen Schülerin, der Ordensgründerin und Wohltäterin Pauline von Mallinckrodt.

Luise Hensel schrieb schlicht-fromme geistliche Lieder, die vorwiegend in den Jahren zwischen 1815 und 1820 entstanden u.a. im Jahre 1817 eines ihrer bekanntesten:

  Müde bin ich, geh' zur Ruh',
  Schließe beide Äuglein zu;
  Vater, laß die Augen dein
  Über meinem Bette sein!

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Bilder: Athde (07/2012) Wikipedia.de

Paderborn, Ostfriedhof

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Dorothy Leigh Sayers

 

 

Englische Schriftstellerin; Tochter des Pfarrers der Christ Church Cathedral in Oxford und zugleich Direktor der angeliederten Choir School. Als ihr Vater Rektor der Schule in dem winzigen Flecken Bluntisham-cum-Earith in Huntingdonshire wurde, wuchs sie dort auf (manche der Örtlichkeiten des kleinen Dorfes finden sich später in ihrem 1934 erschienen Kriminalroman The Nine Tailors wieder). Ab 1909 wurde sie an der Godolphin School in Salisbury, einer sog. boarding school unterrichtet. Aber auch später mußte sie aufgrund der diversen Einsatzorte ihres Vaters immer wieder die Schulen wechseln. 1912 gewann sie ein Stipendium für das Somerville College in Oxford, wo sie moderne Sprachen (in Latein hatte ihr der Vater sie bereits ab ihrem sechsten Lebensjahr unterrichtet) und Literatur des Mittelalters. Trotz ihrer hervorragenden Leistungen konnte sie als Frau damals nicht studieren; erst 1920 errang sie den Abschluß als Master Artium (MA). Ihre Erfahrungen als Studentin in Oxford inspirierten sie später zu dem letzten Roman ihrer Peter Wimsey-Reihe, Gaudy Night. der 1935 erschien.

Ihre Kriminalromane sind scharfsinnige und äußerst einfühlsame Milieuschilderungen des Englands der 1920er und 1930er Jahre. Sie begründeten ihren Ruhm als einer der sog. British Crime Ladies. Sayers verfaßte aber auch Essays und arbeitete als Übersetzerin; so übersetzte sie Dantes Divina comedia (dt. Göttliche Komödie) ins Englische.

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Bild: Thomas Haas (03/2013)

London-Soho, Saint Anne’s Church

Hinweis: Die Asche Dorothy Sayers wurde in den Fußboden des Turmes von Saint Anna’s Church eingelassen.

Bilder: Dieter Georg (2004)
Schriftsteller XLVII

Omnibus salutem!