Allan Kardec eigentl. Hippolyte Lon Denizard Rivail

            

Französischer Schriftsteller, Spiritist; studierte bei Johann Heinrich Pestalozzi im Schweizer Yverdon. 1828 kaufte er in Paris in der Rue de Sevres eine Halle und unterrichtete dort kostenlos für Jungen Mathematik, Physik, Chemie, Astronomie und Humanbiologie, vergleichende Anatomie sowie Französisch. Nach einer Professur widmete er sich ab 1850 spiritistischen Studien, nachdem er durch einen Freund auf spiritistische Vorgänge aufmerksam geworden war und sich seine anfängliche Skepsis in Neugierde gewandelt hatte, die Phänomene zu untersuchen. Zumal zu jener Zeit auch die von Franz Anton Mesmer aufgestellte Theorie des (*1925, †2021) die Menschen beschäftigte. Ravail, der seinen Namen in Kardec geändert hatte, nachdem ihm ein Geist bei einer spiritistischen Sitzung mitteilt haben soll, daß er in einem früheren Leben als Druide so geheißen habe, gründete daraufhin in Paris die Gesellschaft für spiritistische Studien, deren Ausprägung des Spiritismus (Verbindung mit dem Reinkarnationsgedanken) als ”Kardecismus” seither in Lateinamerika, dort besonders in Brasilien eine große Anhängerschaft gefunden hat. Sein Werk Le Livre des Esprits (1857, dt. Buch der Geister) enthält eine Reihe von spiritistischen Phänomenen und gilt bis heute als ein wesentliches Werk des Spiritismus.

Werke u.a.: Le Livre des médiums (1861), L'Evangile selon le spiritisme (1864), Le Ciel et l'Enfer (1865), La Genèse selon le spiritisme (1868).

Inschrift: Naitre movrir renaitre encore et progresser sans cesse telle est la loi.

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Ingeborg Drewitz

 

 

Deutsche Schriftstellerin; studierte nach Arbeit in einem Betrieb Germanistik, Geschichte und Philosophie. Sie verfaßte zeit- und sozialkritische Romane, aber auch solche und Hörspiele, die sich mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit war sie in Verbänden aktiv; sie gehörte 1958 zu den Gründern des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS), dem sie auch als Bundesvorsitzende mit einer Unterbrechung bis 1980 vorstand und war ab 1964 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und dessen Vizepräsidentin. 1975 gründete sie schließlich in Berlin mit weiteren Gesellschaftern die Autorenbuchhandlung und organisierte 1977 den 1. Kongreß Europäischer Schriftstellerverbände in Berlin.

Werke u.a.: Oktoberlicht (1969), Wer verteidigt Katrin Lambert? (1974), Kurz vor 1984 (1981), Eingeschlossen (1986).

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Nikos Kazantzakis

 

 

Griechischer Schriftsteller; studierte Jura in Athen und Philosophie in Paris bei Henri Bergson und Staatswissenschaften. Er interessierte sich u.a. für Friedrich Nietzsches Ideen und die seines Lehrers Bergson sowie Franz von Assisi und Albert Schweitzer und ließ sich nach dem Ersten Weltkrieg eine Zeit lang vom russischen Kommunismus beeinflussen. Für kurze Zeit bekleidete er hohe politische Ämter in Athen, lebte aber nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend in Frankreich. Er unternahm zahlreiche Reisen durch Europa und veröffentlichte Reisebücher. Durch sein Epos Odysseia (1938), eine Fortsetzung der Homerischen Odyssee in Versen, vor allen Dingen jedoch durch seinen Roman Alexis Sorbas, der mit Anthony Quinn in der Hauptrolle verfilmt wurde (1964), wurde er einem breiteren Publikum bekannt. Auch die von Mikis Theodorakis (*1925, †2021) komponierte Musik zum Film in der Art und im Rhythmus eines Sirtakis wurde sehr populär. Sein 1948 veröffentlichter Roman Griechische Passion wurde ebenfalls verfilmt. Außerdem übersetzte er Werke von Homer, Dante, Nietzsche, Goethe, Darwin, Shakespeare, Federico Garcia Lorca und Rimbaud.

Inschrift: Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.

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Bild: Dr. Hans-Peter Laquer (03/1987)
Bild: Kay (05/2009)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Bild: Claus Harmsen (1998, stones & Art)
Bild: Hartmut Riehm (2005)

Heraklion, Kreta

Stephan Hermlin eigentl. Rudolf Leder

 

 

Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines deutsch-jüdischen Unternehmers trat bereits als Gymnasiast dem Berliner Kommunistischen Jugendverband bei und war nach der Machtergreifung Hitlers 1933 im Widerstand aktiv. 1936 mußte Hermlin emigrieren; nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1947 war er zunächst Mitarbeiter des Senders Radio Frankfurt und Literaturkritiker der Frankfurter Rundschau, ging jedoch im selben Jahr in die SBZ (sowjetische Besatzungszone), wo er als freier Schriftsteller arbeitete und zeitweise stellvertretender Vorsitzender des internationalen PEN wurde. Trotz persönlicher Kontakte zu den führenden Persönlichkeiten der inzwischen gegründeten DDR kritisierte er immer wieder deren Politik. So verurteilte er den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes 1968 in die Tschechoslowakei, der den Prager Frühling Alexander Dubceks beendete. Ferner organisierte er 1976 zusammen mit Stefan Heym Proteste gegen die Ausweisung Wolf Biermanns.

Werke u.a.: Balladen (1947), Die erste Reihe, Porträtskizzen (1951) Scardanelli, Hörspiel (1970), Abendlicht, autobiografische Erzählung (1979), Erzählungen, Sammlung (1990).

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Carl Michael Bellman

Schwedischer Dichter; Sohn eines Sekretärs der Schloßkanzlei; ein Studium an der Universität Uppsala brach er vorzeitig ab, 1759 erhielt er eine unbesoldete Anstellung bei der Reichsbank. 1763 mußte Bellman, der über seine Verhältnisse lebte und hohe Schulden aufnahm, vor seinen Gläubigern über die Grenze nach Norwegen fliehen. Er konnte zwar bereits einen Monat später mit einem königlichen Geleitbrief in die Heimat zurückkehren, verlor aber seine Stelle bei der Reichsbank und mußte Anfang 1764 Konkurs anmelden. Er erhielt eine Anstellung in der Kanzlei der Königlichen Generalzolldirektion, verlor diese Stellung jedoch, als diese aufgelöst wurde, auch wenn er weiterhin besoldet wurde. Aus seinen Schulden kam er jedoch sein Leben lang nicht heraus, auch nicht, nachdem König Gustav III., ein großer Förderer der schönen Künste, 1772 auf ihn wegen der huldigende Komposition Gustafs Skål (dt. Gustavs Wohl) aufmerksam wurde, ihn regelmäßig an den Hof einlud, ihm aus seiner Privatschatulle großzügige finanzielle Unterstützung zukommen ließ, er 1776 den Titel eines Hofsekretärs erhielt und mit einem Jahresgehalt von 1000 Talern bei der Königlichen Lotterie angestellt wurde. Nach dem Attentat auf den König, dem dieser 1792 zum Opfer fiel, verlor Bellman auch seinen letzten finanziellen Rückhalt. Seinen Einstand als Autor hatte er 1757 mit einer Übersetzung der Evangelischen Todesgedanken von David von Schweidnitz, ins Schwedische. Bellman verband in seinen Liedern, die er oft selbst vertonte, virtuose Sprachkunst, Realistik, Daseinsfreude, burlesken Humor und Verzweiflung; sie erschienen gesammelt in Fredmans Episteln (1790) und Fredmans Gesänge (Bibeltravestien, 1791).

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Bilder: Josef Aschenbrenner (98/2008)

Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Tristan Tzara eigentl. Samy Rosenstock

Französischer Schriftsteller rumänischer Herkunft; gründete mit Hans Arp u.a. die Züricher Gruppe des literarischen Dadaismus und war ab 1917 Herausgeber der Zeitschrift Dada; 1920 gründete er zusammen mit André Breton und anderen die Pariser Gruppe des Dada, aus der die surrealistische Bewegung hervorging. 1935 brach Tzara mit den Surrealisten; er kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg und in der Résistance. Tzara ist der wichtigste Autor des Dadaismus (schrieb Manifeste, Lyrik, Stücke); sein Zyklus L'homme approximatif (1931) folgt der surrealistischen Ästhetik; war auch Essayist.

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Stockholm, Clara Kyrkogård 

Paris, Cimetière du Montparnasse

Berlin-Zehlendorf, Städtischer Friedhof, Onkel-Tom-Str.

Francis Bret(t) Harte

1884           

US-amerikanischer Schriftsteller; Sohn eines niederländischstämmigen Lehrers; zog mit der Familie, als der Vater 1845 starb, nach New York. 1849, mit 13 Jahren, verließ er die Schule und folgte 1853 seiner Mutter, die wieder geheiratet hatte, nach Kalifornien, wo er sich u.a. als Minenarbeiter, Lehrer, Bote und Journalist durchschlug. Als es 1860 zu einem Massaker kam, bei dem zahlreiche Ureinwohner in dem an der kalifornischen Nordküste gelegenen Ort Tuluwat getötet wurden, berichtete Harte, der bei der Abwesenheit des Chefredakteurs des Northern Californian der Chef von Dienst war, darüber. Seine drastische Schilderung führte zu Drohungen ihm gegenüber, so daß er sich schließlich genötigt sah, seinen Posten aufzugeben und nach San Francisco zu gehen.

Harte, der schon als Kind viel las, neben der Bibel u.a. Werke von Byron, Dickens und Poe, veröffentlichte sein erstes Werk, ein satirische Gedicht mit dem Titel Autums Musings, bereits im Alter von elf Jahren. Seine weiteren literarischen Bemühungen erschienen dann zunächst in der literarischen Zeitschrift The Californian, die von Charles Henry Webb herausgegeben wurde, der 1868 auch Herausgeber von The Overland Montly wurde, eine Zeitschrift, die mehr Beachtung fand. Als in ihr Hartes Erzählung The Luck of Roaring Camp erschien, war dies der Beginn seines Ruhmes in den Vereinigten Staaten. 1871 kehrte er mit seiner Familie - er hatte 1862 geheiratet - an die Ostküste nach New York zurück und ließ sich schließlich in Boston The Atlantic Monthly einen Vertrag über eine Jahressumme von $10.000 schloß - für die damalige Zeit eine gewaltige Summe. Aber seine Popularität nahm rasch ab, und schon Ende 1872 verlor er den Vertrag, so daß er über einige Jahre hinweg allerlei Goldgräbergeschichten, aber auch Werbetexte für eine Seifenfabrik verfassen mußte. 1878 wurde er von der amerikanischen Regierung zum Konsul ernannt und war als solcher zunächst in Krefeld und später in Glasgow tätig. 1885 ließ er sich in London nieder. Auch während seiner langen Zeit in Europa hörte er niemals auf zu schreiben - ganz im Gegenteil fand er zu dem alten Schwung seiner frühen, erfolgreichen Werke zurück.

Inschrift: Death Shall Reap the Braver Harvest

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Bilder: Kafuffle (06/2006), Wikipedia.en

Frimley (Surrey, England) Churchyard St Peter's Church

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Christian Friedrich Wagner

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Kleinbauern und Schreiners; wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf; Wagner arbeitete in der väterlichen Land- und Viehwirtschaft mit und im Winter als Holzfäller. Die “Präparantenanstalt" des Lehrerseminars in Eßlingen hatte er wieder verlassen müssen, um daheim mit anzufassen. Außerdem verdingte er sich als Taglöhner beim Eisenbahnbau und im Wegbau. 1860 schrieb er sein erstes Gedicht, für die Mutter, und beeinflußt von den Schillerschen Dramen verfaßte er 1865 sein Schauspiel: Abi-Melech. Aber erst ab Mitte der 1880er Jahre ging er mit seinen Werke an die Öffentlichkeit. 1885 erschien eine Auswahl seiner Werke in einem Stuttgarter Verlag; allerdings mußte er die für eine Auflage von 1.000 Exemplaren notwendigen Kosten selber übernehmen. Unter dem Titel Sonntagsgänge erschien 1887 bereits eine zweite Auflage und im selben Jahr eine um weitere Märchen und Balladen erweiterte dritte Auflage. Vom Stuttgarter Zweig der Weimarer Deutschen Schillerstiftung erhielt Wagner 1889 und 1891 Zuwendungen, auch begeisterte Leser spendete Geld, um ihm die Möglichkeit zu bieten, weiter zu schreiben.

Heute ist der literarische Außenseiter weitgehend vergessen, obwohl er seinerzeit großen Erfolg aufweisen konnte und auch geschätzt wurde; so haben z.B. seine Zeitgenossen Cäsar Flaischlen, Gustav Landauer oder Paul von Heyse ihn geschätzt, und Hermann Hesse gab 1913 Ausgewählte Gedichte von ihm heraus und schrieb dazu das Vorwort. Das Wohnhaus Christian Wagners ist heute ein Museum und der Sitz der Christian-Wagner-Gesellschaft.

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Bilder: Thomas Haas (01/2012)

Leonberg OT Warmbronn, Friedhof

Christa Wolf  née Ihlenfeld

cc_somerightsreserved Bundesarchiv

Deutsche Schriftstellerin; Tochter eines Kaufmanns; flüchtete 1945 in das mecklenburgische Gammelin (Ldkrs. Ludwigslust-Parchim). 1949 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sie studierte Germanistik in Jena und Leipzig; arbeitete dann als Lektorin bei verschiedenen Verlagen und war Redakteurin bei der Zeitschrift neue deutsche literatur und als Kritikerin tätig, bevor sie 1962 freie Schriftstellerin wurde. Wie viele der in der DDR lebenden Intellektuellen war sie anfangs von der naiven Hoffnung beseelt, daß das sozialistische System die Menschen in eine bessere Welt führen könnte. So zeigt auch ihre Moskauer Novelle (1961) noch diese Hoffnung. In der Erzählung Der geteilte Himmel, der die Problematik der deutsch-deutschen Verhältnisse zum Inhalt hat und der 1963 verfilmt wurde, brachte sie bereits Skepsis gegenüber dem sozialistischen Alltag zum Ausdruck und geriet dadurch in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik der DDR. Ab der 1970er Jahren zog sich Christa Wolf, die von 1955 bis 1977 Mitglied im Vorstand des Schriftstellerverbands der DDR war, aus dem offiziellen Kulturleben weitgehend zurück. Allerdings wurden ihre Werke weiterhin gedruckt, da sie eine der wenigen Repräsentanten der DDR von internationalem Ruf war. Nachdem sich der Zerfall der DDR abzeichnete, trat sie als eine der Rednerinnen bei der Demonstration gegen die Politik in der DDR am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz auf. Sie glaubte, daß unter den sich verändernden Vorzeichen eine erfolgreiche reformorientierte sozialistische Politik erreichen ließe und hielt einen Beitritt zur Bundesrepublik für falsch, glaubte an eine “Fortentwicklung des Sozialismus“. Nachdem in der Nacht vom 9. auf den 10. November die Mauer “gefallen” war, trat sie am 26. November im Aufruf Für unser Land für die DDR und gegen den “Ausverkauf unserer materiellen und moralischen Werte“ ein. Anfang der 1990er Jahre wurde bekannt, daß Christa Wolf von 1959 bis 1962 als “IM Margarete“ beim Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) der DDR geführt worden war; sie hatte in drei Fällen - allerdings positive - Berichte über die betroffenen Personen abgegeben. Sie wurde daraufhin wegen dieser Tätigkeit in den Medien heftig kritisiert. Bei einer Untersuchung hatte sich allerdings auch herausgestellt, daß sie selbst aber auch von der Stasi überwacht worden war.

Verheiratet war Christa Wolf seit 1951 mit dem Germanisten und Essayisten Gerhard Wolf, den sie ein Jahr zuvor beim Germanistikstudium kennengelernt hatte.

Werke u.a.: Nachdenken über Christa T. (1968), Unter den Linden (1974), Kindheitsmuster (1976), Kein Ort. Nirgends (1979), Was bleibt (1979, veröffentlicht 1990), Kassandra (1983), Störfall (1987), Sommerstück (1990), Medea. Stimmen (1996), Leibhaftig (2002).

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u.Friedrichswerdersche Gemeinden

Bilder: Klaus Meinert (10/2023)
Schriftsteller XLIX

Omnibus salutem!