Gorch Fock eigentl. Johann Wilhelm Kinau
Deutscher Schriftsteller; wollte als Sohn des Hochseefischers Heinrich Kinau ebenfalls diesen Beruf ergreifen; dieser Wunsch scheiterte jedoch daran, daß Kinau an der Seekrankheit litt. So trat sein 1884 geborener Bruder Jakob in die Fußstapfen der Vorfahren, während Johann 1895 eine kaufmännische Lehre bei seinem Onkel August Kinau in Geestemünde (heute zu Bremerhaven) begann und von 1897 bis 1898 die Handelsschule in Bremerhaven absolvierte. Danach arbeitete er kurzzeitig als Buchhalter im thüringischen Meiningen, sowie in Bremen und Halle (Saale). Bereits während dieser Zeit begann er Gedichte und Kurzgeschichten unter verschiedenen Pseudonymen zu schreiben; eines davon war Gorch Fock – Fock nach dem Mädchennamen seiner Großmutter. 1904 kehrte er in seine norddeutsche Heimat zurück und war bis 1907 als Kontorist bei der 1847 gegründeten HAPAG (Hamburg-Amerika-Linie), deren Generaldirektor Albert Ballin war, tätig. Bald veröffentlichten Hamburger Zeitungen seine in Plattdeutsch verfaßten Werke, und Richard Ohnsorg inszenierte einige seiner Stücke. 1912 schrieb er innerhalb von nur acht Wochen unter dem Titel Seefahrt ist not seinen einzigen Roman. Der heute weitgehend kritisierte Roman reüssierte auch deshalb, weil Kaiser Wilhelm II. bereits seit Beginn des Jahrhunderts dem Flottenausbau absolute Priorität verliehen hatte. Der Roman. der quasi zur Pflichtlektüre bis in die 1940er Jahre hinein war, spiegelt das Lebensgefühl der wilhelminischen Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wider.
1915 meldete sich Gorch Fock freiwillig zum Militärdienst und diente im Ersten Weltkrieg zunächst als Infanterist an den Fronten im Osten, später im Westen bei Verdun Im März 1916 gelang es ihm, zur kaiserlichen Marine versetzt zu werden und kam als Matrose auf den Kleinen Kreuzer SMS Wiesbaden, hielt sich aber aufgrund seiner Seekrankheit überwiegend unter Deck auf. 1916 lief das Schiff zusammen mit der deutschen Hochseeflotte gegen 2 Uhr nachts am 31. Mai mit dem Ziel aus, durch eine offensivere Seekriegführung die Blockademacht der Royal Navy zu brechen. Als es im Skagerrak zum Treffen der beiden Flotten kam, wurde SMS Wiesbaden gleich zu Beginn der Schlacht von einem britischen Kriegsschiff beschossen, durch einen Treffer im Maschinenraum manövrierunfähig und schließlich von einem Torpedo am Heck getroffen. Focks Leiche und die anderer ertrunkener Seeleute wurden im August des selben Jahres nördlich von Göteborg an Land gespült und auf der Insel Stensholmen zur letzten Ruhe gebettet.
Gorch Fock (I) im Mai 2006 in Stralsund
Nach Gorch Fock wurden zwei Segelschiffe der deutschen Marine benannt; Gorch Fock (I) 1933 für die Reichsmarine und Gorch Fock (II) 1958 für die Bundesmarine in Dienst gestellt; beide bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut.
Inschrift: Hier ruht Gorch Fock (Johann Kinau) der deutsche Dichter der See
Christian Friedrich Daniel Schubart
Deutscher Dichter und Musiker; der Sohn eines Pfarrvikars und Lehrers wuchs in Aalen auf, wurde 1769 an den württembergischen Hof nach Ludwigsburg berufen, wo er bis 1772 als Organist und Kapellmeister wirkte, bis Herzog Karl Eugen sich gezwungen sah, ihn wegen seines Lebenswandels und seiner Unbotmäßigkeit gegenüber Vorgesetzten und dem Adel des Landes zu verweisen. Nachdem er in Augsburg 1774 die Zeitschrift Teutsche Chronik gegründet hatte, mußte er von dort 1775 wegen seiner offenen Meinungsäußerung und Polemik fliehen und wurde, 1777 in das Land zurückgelockt, als Gegner der absolutistischen Ordnung vom Herzog von Württemberg auf der Festung Hohenasperg gefangengesetzt. Erst im Mai 1787 kam er wieder in Freiheit und wurde zum Musik- und Theaterdirektor am Herzogshof zu Stuttgart ernannt, wo er die Herausgabe seiner Zeitschrift - nach Titeländerung - fortführen konnte. Schubart, der dem Sturm und Drang nahestand, schuf politische Anklagelyrik (Die Fürstengruft1, 1786; Kaplied, 1787, An die Freiheit, 1789), komponierte Lieder und Klavierwerke und hinterließ die Fragmente Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst, während der Festungshaft entstanden, erst 1806 herausgegeben wurden.
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1 “Da liegen sie, die stolzen Fürstentrümmer...”
Stensholmen b. Göteborg, Kyrkogård
Russischer Schriftsteller; der Sohn eines orthodoxen Priesters schloß sich während seines Studiums als Schiffbauingenieur in Sankt Petersburg den Bolschewiki an und wurde erstmals während der Russischen Revolution von 1905 von der zaristischen Polizei zunächst inhaftiert und dann exiliert, erneut im Mal 1911, bevor er 1913 amnestiert wurde. Er war einer der Organisatoren des Aufstands auf dem Panzerkreuzer Potemkin und unterstützte die russische Oktoberrevolution. Nach der Oktoberrevolution arbeitete er für verschiedene Zeitschriften und übersetzte Werke u.a. von Jack London, O.Henry und H.G.Wells. Jedoch enttäuscht von der Zensur des leninistischen Staatsterrors, wandte er sich von den Bolschewisten ab. In seinem 1920 verfaßten satirischen utopischen Roman Wir beschrieb er die Zukunftsvision eines entpersönlichten totalen Staates. Als Folge wurde er mit Publikationsverbot belegt, verließ 1929 den sowjetischen Schriftstellerverband und emigrierte mit Zustimmung Stalins, nachdem Maxim Gorki sich für ihn eingesetzt hatte, schließlich 1932 nach Frankreich, wo er sich dauerhaft in Paris niederließ. Er war der Vorläufer der Verfasser utopischer Romane wie Jules Verne, Aldous Huxley (Brave New World, dt. Schöne neue Welt) und George Orwell (1984).
Johann Heinrich Jung gen. Jung-Stilling
Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Schneiders wuchs in dörflicher Umgebung in einer pietistischen Familie auf, studierte von September 1770 bis März 1772 Medizin in Straßburg und arbeitete als Augenarzt in Elberfeld (heute zu Wuppertal), wo er wegen seiner Staroperationen berühmt wurde. Seit 1778 wirkte er als Lehrer in Kaiserslautern, 1787 kam er mit seiner Familie nach Marburg, wo er lehrte, aber auch weiterhin Augenoperationen durchführte. 1803 ging er als Berater Karl Friedrichs von Baden (*1728, †1811), nach Heidelberg, blieb aber ohne Amt und privatisierte. 1806 wurde er schließlich Hofrat in Karlsruhe. Als Schriftsteller wurde er berühmt durch die gemütvolle Darstellung seiner Jugend und besonders dadurch, daß Johann Wolfgang von Goethe, dem er in straßburg begegnet war, deren ersten Teil 1777 als Heinrich Stillings Jugend herausgab. Jung verfaßte auch Romane, Gedichte, mystisch-pietistische und spiritistische Werke. Woher der Beiname ”Stilling” herrührt, ist bislang ungeklärt.
Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Kaufmanns und Kapitäns studierte von 1834 bis 1838 Rechtswissenschaften an der Universität Rostock, von der er jedoch wegen der Verbindung zu demokratischen Burschenschaften relegiert und zu Haftstrafe verurteilt wurde. Nach seiner Begnadigung ging er in die Vereinigten Staaten; nach seiner Rückkehr in seine Heimat im Jahre 1842 wohnte er zunächst bei seinem Freund Pastor Lierow und gab mit ihm zusammen ein Mecklenburgisches Album mit Gedichten heraus, arbeitete als Hauslehrer und leitete bis 1849 eine Privatschule in Goldberg, wurde aber auch hier wegen seiner politischen Aktivitäten entlassen. In Güstrow, wo er sich niedergelassen hatte, erhielt er schließlich eine Festanstellung als Lehrer an der dortigen, neugegründeten Realschule. Brinckman gilt neben Fritz Reuter und Klaus Groth als einer der Klassiker der niederdeutschen Sprache; besonders ihm und Reuter wird geschuldet, daß das mecklenburgische Plattdeutsch heute noch präsent ist, obwohl seine Werke erst nach seinem Tode bekannt wurden. Bekannt ist v.a. die Geschichte vom Voss un Swinegel (Fuchs und Igel, 1854). Ihm zu Ehren hat die Stadt Güstrow die beiden Tiere aus dieser Novelle zum Mittelpunkt eines Brunnen gemacht, der 1908 am Ende der Eisenbahnstraße errichtet wurde.
Brunnen Hase und Igel in Güstrow (l. Bild: H.-E.Sternberg, 2009)
Werke u.a.: Kasper Ohm un ick (1855-68).
Paris Thiais, Cimetière de Thiais
Karlsruhe, Hauptfriedhof
Joseph Victor von Scheffel (seit 1876)
Deutscher Dichter; studierte zunächst auf Wunsch seines Vaters, eines Majors und Oberbaurates, in Heidelberg von 1843 bis 1847 Jurisprudenz, wechselte später nach München und Berlin. Zusätzlich belegte er germanische Philologie und Literatur. Ab 1850 war er als Rechtspraktikant in Heidelberg, dann in Säckingen tätig. Dort begann er mit der Arbeit an seinem Versepos Der Trompeter von Säckingen (1854), das später sein Freund der Maler Anton von Werner illustrierte. Von Säckingen aus ging er nach Bruchsal. Aufgrund der finanziellen Situation seiner Familie unabhängig, reiste von Scheffel, der sich zur bildenden Kunst hingezogen fühlte, 1852 nach Rom, um sich dort darüber Klarheit zu verschaffen, ob er als Landschaftsmaler fähig genug sei: Er entschied sich für das Schreiben. Nach einer Rückkehr verließ er den Staatsdienst, lebte eine Zeit lang in München, war anschließend von 1858 bis 1859 Archivar und Hofbibliothekar des Fürsten Egon von Fürstenberg im Schloß zu Donaueschingen. Er unternahm zahlreiche Studienreisen, so nach Weimar, wo er 1863 Gast zunächst des Freiherr von Laßberg in Meersburg und dann des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach war, der ihn aufforderte, einen Wartburg-Roman zu schreiben. 1860/61 bereiste er das Salzkammergut, durchstreifte die Alpen und besuchte die Schweiz und fuhr an den Niederrhein. Aus Anlaß seines 50. Geburtstages erhob ihn der Großherzog von Baden in den badischen persönlichen Adelstand. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Victor von Scheffel psychisch und physisch angeschlagen in dem Bodenseestädtchen Radolfzell, wo er 1873 das von ihm erbaute Haus Seehalde bezogen hatte. Verheiratet war er seit 1864 mit Caroline née Freiin von Malsen, von der er sich aber bereits 1866 wieder trennte; sein Sohn Victor wurde ein Jahr nach der Trennung geboren.
Victor von Scheffels Schriften sind u.a. gekennzeichnet durch freiheitliche Gesinnung, romantische Naturfreude und Bezug auf historische Begebenheiten . Bekannt wurde auch der auf der Lebensgeschichte des St. Galler Mönchs Ekkehards II. beruhende historische Roman Ekkehard (1855), der zum erfolgreichste deutsche Roman des 19. Jahrhunderts wurde. Zudem war er Verfasser zahlreicher und bekannter Studentenlieder u.a. Gaudeamus (1868).
Lieder u.a.: Als die Römer frech geworden, Wohlauf die Luft geht frisch und rein..., Alt Heidelberg du Feine.
Gaudeamus igitur
Iuvenis dum sumus:
Post iucundam iuventutem,
Post molestam senectutem,
Nos habemus humus!
von Werners Illustration zu Aggstein
Karlsruhe, Hauptfriedhof
Johann Gottwerth Müller gen. Müller von Itzehoe
pinxit F.W.Flachenecker (1818)
Deutscher Schriftsteller und Verlagsbuchhändler; der Sohn eines Arztes verließ 1762 seine Heimatstadt, um zunächst in Helmstedt, dann Halle (Saale) Medizin zu studieren, mußte dieses Studium jedoch 1770 nach dem Tode seines Vaters aus Geldmangel abbrechen und folgte dem ebenfalls aus einer Arztfamilie stammenden Universitätsbuchhändler Daniel Christian Hechtel nach Magdeburg, heiratete dessen Tochter Johanna Anna Margaretha und wirkte dort in dessen Buchhandlung, der Hechtelscher Verlagsbuchhandlung. Als er sich übervorteilt fühlte, zog er 1772 mit seiner Frau nach Frankfurt an der Oder und übernahm die Leitung der dortigen Buchhandelsfiliale seines Schwiegervaters, um sich jedoch noch im selben Jahr in seiner Geburtsstadt Hamburg niederzulassen, wo er den Verlag der Müllerschen Buchhandlung gründete, die er jedoch bald schon hoch verschuldet wieder aufgeben mußte. 1773 ließ er sich schließlich dauerhaft mit seiner Familie in dem damals dänischen Itzehoe nieder. Der heute weitgehend in Vergessenheit geratene Müller publizierte ungewöhnlich viele Romane; zwischen 1771 und 1808 erschienen dreizehn Romane, wobei viele seiner Romane ins Dänische, Französische, Holländische, Russische und Schwedische übersetzt wurden. Außerdem verfaßte er Lustspiele, Essays und schrieb Rezensionen. Seine Wochenschrift Der Deutsche erschien von 1771 bis 1776 in acht Teilen.
Werke u.a.: Siegfried von Lindenberg. Eine komische Geschichte (1779), Die Familie Benning (1808)
Inschrift: Sag’s dem Wand’rer hier ruht Dr. Joh. Gottw. Müller
Münsterdorf b. Itzehoe
Güstrow, Friedhof a.d.Rostocker Straße
Englischer Schriftsteller; Sohn eines Woolworth-Managers studierte an der Universität Birmingham Altenglisch und Volkswirtschaft und arbeitete nach seinem Abschluss im Jahr 1933 kurze Zeit als Börsenmakler, bevor er im Alter von 21 Jahren sein Hörspiel Promotion an die staatliche British Broadcasting Coporation (BBC) verkaufte und sich bald darauf .ganz dem Schreiben zuwandte. In den 1930er Jahre schuf er den Kriminalschriftsteller und Privatdetektiven Paul Temple. 1938 kreierte er für die BBC die die Sendereihe Send for Paul Temple, die schließlich mehr als 30 Episoden über den Sender lief. Es folgten zwölf Episoden für deutsche Radiosender, die zwischen 1949 und 1966 mit René Deltgen und Paul Klinger als Sprecher der Ttitelrolle, vier englische Spielfilme, ein Dutzend Romane und eine BBC-Fernsehserie. Von Mitte der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre fand Paul Temple den Weg auch als Comic strip in die London Evening News .
In Deutschland wurden die vom Fernsehen ausgestrahlten mehteiligen Krimis Der Andere (1959), Es ist soweit (1960), Tim Frazer (1963), Tim Frazer: Der Fall Salinger (1964), Die Schlüssel (1965), Melissa (1966), Ein Mann namens Harry Brent (1968), Wie ein Blitz (1970) und Das Messer (1971), die Einschaltquoten von fast 90 % erzielten und allesamt zu sogenannten Straßenfegern wurden. Insbesondere der Fernsehkrimi Das Halstuch aus dem Jahre 1962 bleibt in Erinnerung, da der Kabarettist Wolfgang Neuss am 15.1.1962 kurz vor der Ausstrahlung des letzten Teils des 6-teiligen Fernsehkrimis Das Halstuch in einer in der Berliner Zeitung Der Abend geschalteten Anzeige ein vom WDR streng gehütetes Geheimnis ausplauderte: Den Namen des Mörders. Sein Ziel war es, die Leute weg vom Fernsehapparat in seinen neuesten Film, Genosse Münchhausen, der gerade angelaufen war, zu locken.
Durbridges siebtes und letztes Bühnenstück, Tief in der Nacht, wurde 1991 in London uraufgeführt. Es wurde als bislang letztes auch als Hörspiel umgesetzt vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) im Jahr 2000.
Verheiratet war Durbridge ab 1940 mit Norah Elizabet, née Lawley; aus der Verbindung gingen zwei Söhne hervor.
Werke u.a.: Paul Temple jagt Rex (1948), Das Halstuch (1960) und Der Hehler (1986)
London, Putney Vale Cemetery
Wien, Zentralfriedhof
Deutscher Schriftsteller und Hochschullehrer; wuchs als Sohn eines wohlhabenden Textilunternehmers in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, kam nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als Posen polnisch wurde, mit seinen Eltern nach Berlin, wo Kaul bis zum Abitur das Grunewald-Gymnasium besuchte. Ab 1925 studierte Kaul Rechtswissenschaften in Heidelberg, wo er auch Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung wurde, und ab 1926 in Berlin, wo er 1929 das erste juristische Staatsexamen ablegte.
In seiner Referendariatszeit machte Kaul Bekanntschaft mit linksliberalen und linken Auffassungen, als er 1929 den auf politische Verfahren spezialisierten Anwalt Paul Levi kennenlernte, der u.a. für für die Rote Hilfe, einer politischen Hilfsorganisation, die der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) nahestand und von 1924 bis 1936 bestand, arbeitete. Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten wurde Kaul im Februar 1933 aus “rassischen Gründen“ aus dem Referendariat entlassen und konnte die mündliche Prüfung des Zweiten Staatsexamens nicht mehr ablegen. Kaul, der sich in der Folge oppositionellen Gruppen anschloß, wurde 1935 .während einer Versammlung der Roten Hilfe von der Gestapo verhaftet und zuerst in das KZ Lichtenburg und später ins KZ Dachau verbracht. Aufgrund der Unterstützung durch seine ehemaligen Professoren, wurde er aus der Haft entlassen, mußte jedoch Deutschland sofort verlassen. Er ging zunächst nach Kolumbien, dann später nach Mittelamerika, wo er 1941/42 in Nicaragua als feindlicher Ausländer interniert, an die USA ausgeliefert wurde und dort in ein Anti-Nazi-Camp kam. Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Deutschland zurück und zog nach Ost-Berlin, wo er Mitglied der mit der SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zwangsvereinigten KPD wurde und als Justitiar beim Berliner Rundfunk tätig war. Da Kaul noch vor der Trennung der Justizsysteme Berlins am Kammergericht zugelassen worden war, konnte er auch in West-Berlin und an allen westdeutschen Gerichten als zugelassener Strafverteidiger auftreten und vertrat u.a. die KPD im Verbotsprozeß vor dem Bundesverfassungsgericht und während des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses in 17 Strafverfahren gegen nationalsozialistische Gewaltverbrecher als Vertreter der Nebenkläger der in der DDR lebenden Opfer. Zu seinem antifaschistischen Engagement gehörte auch der langjährige Kampf für die gerichtliche Bestrafung des Mordes an Ernst Thälmann.
Kaul verfaßte auch Kriminalgeschichten, Romane, Hör- und Fernsehspiele, teilweise auch unter dem Pseudonym Friedrich Karl Hartmann, darunter die Kriminalfilmreihe Bonner Pitaval1., die für das Fernsehen der DDR von 1958 bis 1978 produziert wurde.
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1 Der Name “Pitaval” steht für eine Sammlung von historischen Strafrechtsfällen, die der französische Jurist und Autor François Gayot de Pitaval (*1673, †1743) zwischen 1734 und 1743 in einer zwanzigbändigen Sammlung von causes célèbres et intéressantes zusammengestellt hatte.
Berlin-Lichtenberg, Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Grabanlage Pergolenweg
Johann Ludwig Ferdinand von Deinhardstein
Österreichischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Dramaturg; studierte zunächst Rechts- und Staatswissenschaft und trat danach in den Staatsdienst ein. Von dieser Tätigkeit unbefriedigt, wandte er sich der Klassik und Ästhetik zu. Bereits 1811 waren von ihm erste Werke, d. h. Gedichte und einaktige Komödien, erschienen. Rasch stieg er zu einer zentralen Figur der Wiener Literaturszene auf. Im Jahre 1827 erhielt er den Lehrstuhl für Ästhetik jeweils an der Universität Wien und als Nachfolger Lorenz Leopold Haschkas am Wiener Theresianum, und bereits zwei Jahre später übernahm er die Redaktion der Wiener Jahrbücher der Litteratur, die er bis 1849 behielt. 1832 trat er die Nachfolge Joseph Schreyvogels als Dramaturg und Vizedirektor des Hofburgtheaters an. Nachdem 1841 das Theater verlassen hatte,war er bis 1848 hauptberuflich Regierungsrat der Polizeihofstelle. anschließend war er als Beirat der Landesregierung in literarischen, insbesondere das Theater betreffenden Angelegenheiten tätig.
Stuttgart, Hoppenlaufriedhof
Omnibus salutem!