Deutsche Post AG
Deutscher Arzt und Dichter; der Sohn eines protestantischen Pfarrers arbeitete nach dem Medizinstudium in Berliner Krankenhäusern. Im Ersten Weltkrieg war er bis 1917 als Militärarzt in der Brüsseler Etappe eingesetzt (hier war er u.a. in seiner Eigenschaft als Arzt bei der Exekution der englischen Spionin Edith Cavell anwesend). Ab 1917 bis 1935 - sowie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - arbeitete er als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin. Benn, beeinflußt von Nietzsche , verfaßte expressionistische Dichtungen. Früh schon hatte er mit dem Schreiben angefangen: Sein erster Gedichtband erschien 1912 unter dem Titel Morgue und andere Gedichte. Im Januar 1932 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und 1934 Vizepräsident der ”Union nationaler Schriftsteller”. Benn hatte sich ab 1933 zunächst mittels essayistischer Schriften für den Nationalsozialismus eingesetzt, wurde jedoch bald schon von verschiedenen Organen der Nationalsozialisten wie z. B. dem ”Schwarzen Korps” angegriffen. Ab September 1933 durfte der Reichsfunk zunächst keine Gedichte von ihm mehr senden, und ab Mai 1934 war es ihm zudem verboten, Vorträge im Rundfunk zu halten. 1935 trat er, um sich zu entlasten, der Reichswehr bei, was allerdings nicht verhinderte, daß er 1938 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen wurde und Schreibverbot erhielt. Seit Ende 1946 war er mit der Zahnärztin Ilse Kaul verheiratet (seine erste Frau Hertha hatte sich auf der Flucht vor der Roten Armee das Leben genommen).
Werke u.a.: Gehirne. Novellen (1916), Fleisch. Gesammelte Gedichte (1917), Schutt (1924); Der neue Staat und die Intellektuellen (1933), Kunst und Macht (1934), Drei alte Männer, Trunkene Flut (beide 1949), Destillationen (1953), Altern als Problem für Künstler (1954), Aprèslude (1955).
Auszeichnungen u.a.: Georg-Büchner-Preis (1951).
Berlin-Dahlem, Städtischer Waldfriedhof
Adelbert von Chamisso eigentl. Louis Charles de Chamisso de Boncourt
Deutscher Dichter und Naturforscher; kam mit seinen Eltern, die vor der Französischen Revolution flohen, nach Deutschland, wo er in Berlin Schüler des 1689 von Hugenotten gegründeten Französischen Gymnasium war. 1796 wurde er Page bei der Prinzessin Luise Friederike von Preußen (*1770, †1836), Tochter des Prinzen Ferdinand, des jüngeren Bruder Friedrich des Großen, trat 1798 in die preußische Armee ein. Ab 1804 gab er gemeinsam mit Karl August Varnagen von Ense den Grünen Musenalmanach heraus. In den Jahren 1811 und 1812 war er zu Gast im Hause von Germaine de Staël am Genfer See, von 1815 bis 1818 nahm er als Naturforscher an einer Weltumsegelung, der sog. Rurik-Expedition, unter der Führung Otto von Kotzebue, eines Sohnes von August von Kotzebue, teil. Nach seiner Rückkunft arbeitete er zunächst als Gehilfe, später als Vorsteher des Herbariums am Botanischen Garten in Berlin und veröffentlichte ein Werk über Pflanzen: Übersicht der nutzbarsten und schädlichsten Gewächse. Außerdem forschte er über die Fortpflanzung von Manteltieren, namentlich der Salpen, deren Generationswechsel er entdeckte, und verfaßte eine Abhandlung Über die Hawaiische Sprache (1837). Gemeinsam mit Gustav Schwab war er 1833 bis 1834 Herausgeber des Deutschen Musenalmanachs. Bekannt wurde Chamisso durch sein literarisches Werk; er schuf Lyrik, die sich an diejenige Johann Wolfgang von Goethes, Ludwig Uhlands und Pierre-Jean de Béranger anschließt und er verfaßte soziale Balladen, wie Die alte Waschfrau, die bereits auf die spätere Entwicklung der Dichtung im 19. Jahrhundert hinweisen.
Illustration zu Peter Schlemihls wundersame Geschichte (Adolph von Menzel)
Sein berühmtestes Werk aber ist die Märchennovelle Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814), in der der Protagonist seinen Schatten verkauft und dadurch in eine Identitätskrise gerät. Sein Liederkreis Frauenliebe und -leben wurde von Robert Schumann vertont.
Werke u.a.: Das Riesenspielzeug.
Früling
Der Frühling ist kommen, die Erde erwacht,
Es blühen der Blumen genung.
Ich habe schon wieder auf Lieder gedacht,
Ich fühle so frisch mich, so jung.
Die Sonne bescheinet die blumige Au',
Der Wind beweget das Laub.
Wie sind mir geworden die Locken so grau?
Das ist doch ein garstiger Staub.
Es bauen die Nester und singen sich ein
Die zierlichen Vögel so gut.
Und ist es kein Staub nicht, was sollt' es denn sein?
Mir ist wie den Vögeln zu Mut.
Der Frühling ist kommen, die Erde erwacht,
Es blühen der Blumen genung.
Ich habe schon wieder auf Lieder gedacht,
Ich fühle so frisch mich, so jung.
Rahel Varnhagen von Ense née Levin
Älteste Tochter des vermögenden Berliner Goldhändlers und Hoflieferanten Markus Levin; fühlte sich zeitlebens als Jüdin aber auch als Frau benachteiligt; ohne Rücksicht auf die Standesunterschiede wurde ihr Salon in Berlin, den sie zwischen 1790 und 1806 führte, lange Zeit ein Mittelpunkt des literarischen Lebens, Treffpunkt der Romantiker und des ”jungen Deutschlands”, die dort über Literatur, Kunst, Philosophie diskutierten. Zu ihren illustren Gästen gehörten u.a. Adalbert von Chamisso, August Wilhelm und Friedrich von Schlegel, Ludwig Tieck, Wilhelm von Humboldt, Clemens von Brentano, Felix Mendelssohn Bartholdy und Friedrich Schleiermacher. Dort trafen sich auch Prinz Louis Ferdinand und dessen Geliebte Pauline Wiesel. (*1778, †1848), eine enge Freundin Rahels. Im Winter 1795/96 lernte sie den Grafen Karl von Finckenstein (*1772, † 1811) kennen, mit dem sie sich verlobte, um in der Hoffnung auf eine Heirat mit einem deutschen Adeligen dem “Unglück” ihrer jüdischen Geburt zu entkommen. Als die Beziehung scheiterte, verließ sie Berlin und reiste nach Paris. Von dort kehrte sie 1801 nach Berlin zurück. Nachdem Napoléon nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Jahre 1806 in Berlin eingezogen war, war das gesellschaftliche Leben in der Stadt jedoch erloschen. 1814 heiratete Rahel, die unmittelbar zuvor zum Protestantismus übergetreten war und den Taufnamen Friedericke Antonie angenommen hatte, den den 14 Jahre jüngeren Diplomaten Karl August Varnhagen von Ense.1816 zogen Varnhagen und Rahel nach Karlsruhe, wo er seinen Dienst als .preußischer Geschäftsträger antrat. Als ihr Mann wegen ”demokratischer Neigungen” von seinem Posten abberufen wurde, kehren die Varnhagens 1819 nach Berlin zurück. Rahel führte dort ihren zweiten Salon, der jedoch die Bedeutung des ersten nicht mehr erlangte, obwohl in ihrem Hause Heinrich Heine, Bettine von Arnim und Leopold von Ranke zu Gast waren; viele aber hatten sich abgewandt, da sich die politische und emotionale Situation in Preußen gänzlich verändert hatte, statt eines freien Geistes hatten sich Deutschtümelei und Nationalismus breit gemacht.
Der Briefwechsel Rahels stellt ein wichtiges Dokument der ausgehenden Romantik dar - sie verfaßte unzählige Briefe, von denen ca. 6.000 bekannt sind und von denen der Großteil erst nach ihrem Tode von ihrem Gatten herausgegeben wurde..
Inschrift: Gute Menschen --- Wenn etwas Gutes für die Menschheit geschieht, dann gedenket freundlich in Eurer Freude auch meiner (aus einem Gedicht Rahels).
Karl August Varnhagen von Ense
Deutscher Diplomat und Schriftsteller; Sohn eines Arztes; studierte Medizin in Berlin, Halle (Saale) und Tübingen und arbeitete als Hauslehrer bei jüdischen Familien, wo er auch seine künftige Frau, Rahel Levin, kennenlernte und am 27.9.1814 heiratete; Offizier in österreichischen, später in russischen Diensten, nahm an den Freiheitskriegen teil und begleitete Karl August von Hardenberg zum Wiener Kongreß und nach Paris; 1816 wurde er preußischer Vertreter am badischen Hof, wurde jedoch auf Betreiben Metternichs 1819 wegen ”demokratischer Neigungen” abberufen; er zählte, v.a. als Publizist, zu den bedeutenden Schriftstellern des deutschen Vormärz; verfaßte historisch-biografische Schriften, Tagebücher, Erinnerungen.
Berlin, Friedhöfe der Dreifaltigkeits-, Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinden
Berlin, Friedhöfe der Dreifaltigkeits-, Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinden
Hinweis: Die Bestattung Rahel Varnhagens wurde erst 1867 durch ihre Nichte veranlaßt: Die Verstorbene hatte verfügt, daß sie in einem Doppelsarg mit Sichtfenstern für einen Zeitraum von 20 Jahre nach ihrem Tod oberirdisch aufzubahren sei.
Pierre Augustin Caron de Beaumarchais
Französischer Schriftsteller, Handelsherr, Geheimagent; der Sohn eines Uhrmachers war zunächst königlicher Hofuhrmacher, widmete sich aber parallel dazu der Musik und wurde Musiklehrer der Prinzessinnen von Frankreich, der Töchter Ludwigs XV., unterrichtete sie im Harfespielen. Die zwei Jahre währende Ehe mit der wohlhabenden Witwe Franguet machte ihn finanziell unabhängig. 1764 duellierte er sich auf einer Reise nach Madrid mit dem spanischen, auf Lanzarote geborenen Schriftsteller Clavijo (*1726, †1806), weil dieser seine Schwester verführt hatte (ein historische Vorkommnis, das Grundlage für Goethes Trauerspiel Clavigo wurde); in Madrid, wo er sich zehn Monate aufhielt, betrieb er undurchsichtige Geschäfte, war wohl auch im Auftrag des Königs tätig. Beaumarchais, der durch eine zweite Heirat noch wohlhabender geworden war, wurde nach seiner Rückkehr nach Paris durch seine glänzenden Plädoyers in mehreren Prozesse bekannt, die er in Mémoires veröffentlicht hatte. Ludwig XVI. verbot die Aufführung seines Theaterstücks La folle journée, ou Le mariage de Figaro (1784, dt. Der tolle Tag oder die Hochzeit des Figaro) zunächst durch einen Lettre de cachet wegen defaitischer Passagen; am 17.4.1784 wurde es dann aber doch von der Truppe des Théâtre-Français im Théâtre de l'Odéon aufgeführt. Im August 1785 wurde im Rokkokotheater des Trianon, das Ludwig XVI. seiner Gattin Marie Antoinette nach der Thronbesteigung geschenkt hatte, Beaumarchais Stück Le barbier de Seville ou La précaution inutile (1775 dt. Der Barbier von Sevilla) aufgeführt, in dem Marie Antoinette den Part der Rosine übernahm, Graf Artois, der spätere Karl X., der jüngste Bruder des Königs, den des Figaro. Während der Französischen Revolution, die er zunächst begrüßt hatte, verlor er sein großes Vermögen. Obwohl er mit seinen Komödien und Schriften zum Sturz des Ancien Régime beigetragen hatte - er hatte in ihnen die Verantwortungslosigkeit, Willkür und Leichtlebigkeit des Adels herausgestellt -, war er den Jakobinern wegen seiner früheren Verbindungen zum Adel verdächtig; er wurde des Verrats an der Republik beschuldigt und am 20.8.1792 inhaftiert, kam zwar rasch wieder frei, mußte Frankreich jedoch verlassen und lebte unter bescheidenen Verhältnissen in Holland, England und in Hamburg. Erst 1796 gestattete man ihm die Rückkehr nach Frankreich, wo ihm das Direktorium, seit 26. Oktober 1795 die letzte Regierungsform der Französischen Revolution rehabilitierte und entschädigte. 1797 wurde auch L’autre Tartuffe ou La Mère coupable (Der andere Tartuffe oder Die schuldige Mutter) aus der Triologie wieder aufgenommen, deren Uraufführung 1792 in den Wirren der Revolution untergegangen war und Beaumarchais noch einmal gewürdigt.
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Oberstdorf, Friedhof
Gertrud Auguste Lina Elsbeth Mathilde Petrea Freiin von le Fort
Deutsche Post
Deutsche Schriftstellerin; die Tochter eines preußischen Offiziers wurde protestantisch-streng erzogen. Nach dem Tod ihres Vaters hielt sie sich längere Zeit in Rom auf und begann 1908 Geschichte, Philosophie und evangelische Theologie in Heidelberg, Marburg und Berlin zu studieren. Von Baierbrunn aus, wo sie sich bereits 1922 niedergelassen hatte, unternahm Le Fort zahlreiche Reisen nach Italien. Bestärkt durch ihre Aufenthalte in Rom, trat sie dort 1926 zum Katholizismus über, zu dem sie sich schon in ihrer Jugend hingezogen fühlte. Le Fort, die hymnische Lyrik und Zeitromane verfaßte, wobei religiöse Fragen im Mittelpunkt ihres Schaffens stehen, unternahm ab 1933 zahlreiche Vortragsreisen durch die Schweiz und Deutschland. 1939 übersiedelte sie dauerhaft nach Oberstdorf im Allgäu.
Werke u.a.: Hymnen an die Kirche (1924), Das Schweißtuch der Veronika (1928), Der Papst aus dem Ghetto (1930), Die Letzte am Schafott (1931), Die ewige Frau (1934), Das Schweigen (1967), Der Kranz der Engel (1964).
Zustand: ~1980, KN
Gawriil Romanowitsch Derschawin [russ. Гавриил Романович Державин]
Russischer Poet; Sproß einer Familie kleiner lokaler Adliger; verlor seinen Vater, einen Major, bereits sehr früh. Ab 1762 diente er als einfacher Gardist im Preobraschenski-Regiment, und nahm als Teil des Regiments am 28. Juni 1762 am Staatsstreich teil, durch den Katharina II. auf den Thron kam und stieg unter ihr zum höchsten Offizier des Staates auf. Derschawin war Gouverneur von Olonez (1784) und Tambow (1785), persönlicher Sekretär der Kaiserin (1791), Präsident der Wirtschaftsuniversität (1794) und Justizminister (1802). Er trat jedoch bereits 1803 von allen Ämtern zurück und verbrachte den Rest seines Lebens auf seinem Landsitz in Swanka nahe Weliki Nowgorod. Hier schrieb er seine Gedichte und Verse.
Derschawin gilt als der bekannteste russische Poet vor Alexander Puschkin. Obwohl seine Werke der klassischen Literatur zugeordnet werden, sind seine besten Verse voller Antithesen und Widersprüche, die an John Donne und andere metaphysische Dichter erinnern. Bekannt wurde Derschawin vor allem für seine Oden, die er der Kaiserin und anderen Angehörigen des Hofes widmete. Große literarische Berühmtheit erlangte im Jahr 1782 durch die Veröffentlichung der Ode Фелица (Felitsa), die er Katharina II. in enthusiastischem Ton widmete. Der vorherrschenden Einteilung in Genres schenkte er allerdings keine Beachtung und integrierte des Öfteren elegische, humoristische und satirische Elemente. Als Beispiel ist seine größte Ode zu nennen, in der er beschreibt, wie er Flöhe in den Haaren seiner Frau sucht, und seine eigenen Gedichte mit Limonade vergleicht.
Seit der Gründung der Kaiserlich Russischen Akademie im Jahr 1783 war Derschawin Mitglied der Akademie, und er war außerdem gemeinsam mit Denis Iwanowitsch Fonwisin und anderen Autoren direkt an der Erstellung und Veröffentlichung des ersten erklärenden Wörterbuchs der russischen Sprache beteiligt.
Weliki Nowgorod (Oblast Nowgorod), Chutinskij–Kloster
Österreichischer Dichter und Schriftsteller; studierte zunächst ab 1959 Romanistik und Philosophie, später dann Theaterwissenschaften in Graz und Wien.
Bauers Werk umfaßt Dramen, Lyrik, Kurzprosa, einen Roman, Essays, Kritiken, Filme und Fernsehstücke, außerdem schrieb er auch Drehbücher und Hörspiele; 1994 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis. Bekannt auch international wurde er vor allem als Autor mit einer Reihe aufsehenerregender Theaterstücke. Mit experimentellen Texten etablierte sich Bauer ab Mitte der 1960er Jahre als eine der zentralen Persönlichkeiten der österreichischen Avantgardeliteratur; hierzu gehören der Roman Der Fieberkopf (1967), als Dramatiker wurde er mit Magic Afternoon (1965) bekannt, das Probleme junger Menschen thematisiert; weitere Dramen sind
Neben Thomas Bernhard und Peter Handke, mit dem er auch befreundet war, gilt er als einer der bedeutendsten österreichischen zeitgenössischen Dramatiker. Bauer war Mitglied der Grazer Autorenversammlung, des Forum Stadtpark, und Gründungsmitglied der Lord Jim Loge (gemeinsam mit Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Jörg Schlick). Er hatte gemeinsame Auftritte mit Ernst Jandl, Oswald Wiener, H.C. Artmann und Peter Handke
Werke u.a.: Change (1969), Gespenster (1974), Magnetküsse (1976), Memory-Hotel (1980), In den Augen eines Fremden (1994).
Graz, Zentralfriedhof
Boris Jewgenjewitsch Kochno [russ. Борис Евгеньевич Кохно]
Russischer Dichter, Tänzer und Librettist; Sohn eines Husaren-Offiziers; war bereits 1919, als 15-jähriger Schüler, in Jelisawetgrad der Geliebte des 21 Jahre älteren polnischen Komponisten Karol Szymanowski, der ihm eine russische Übersetzung des Kapitels Das Symposium aus seinem unveröffentlichten Roman Efebos schenkte und ihm außerdem vier Liebesgedichte widmete. Er studierte am Kaiserlichen Lyceum in Moskau, bevor er 1920 nach Paris auswanderte und dort Sekretär, Librettist und vielleicht wichtigste Mitarbeiter des fast 32 Jahre älteren Sergej Djagilew wurde Die beiden waren bis zu Djagilews Tod im Jahr 1929 ein Paar. 1921 schrieb Kochno das Libretto zur Oper Mavra von Igor Strawinsky, 1924 zu Fâcheux, zu La Chatte 1927 und zu Fils prodigue im Jahre 1929. 1925 hatte Kochno eine Affaire mit Cole Porter, mit dem er einen ausgiebigen Briefwechsel unterhielt. Nach Djagilews Tod versuchten Kochno und Sergej Lifar das Ballets Russes, das russische Ballett, zusammenzuhalten, versagten aber. Die beiden erbten Teile des Archivs und der Sammlungen Djagilews, die Kochno vervollständigte und von denen ein Teil von der Nationalbibliothek Frankreichs angekauft wurde.
Kochnos spätere Karriere umfaßte die Leitung des Ballets Russes de Monte-Carlo, von wo aus er eine einflußreiche Figur im französischen Ballett zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde. 1933 gründete er gemeinsam mit George Balanchine die kurzlebige Ballettgruppe Les Ballet, die in diesem Sommer im Théâtre des Champs-Élysées debütierte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete er mit dem Ballettmeister Roland Petit zusammen, mit dem er das Ballets des Champs-Élysées ins Leben rief und bis 1951 gemeinsam leitete. Das am 2.5.1945 zum Debüt der Ballettgruppe aufgeführte Stück Die Gaukler unter der künstlerischen Leitung Kochnos wurde ein großer Erfolg.
Sergej Lifar (ganz links), Sergej Djagilew (2. von rechts), Boris Kochno (ganz rechts)
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Französischer Schriftsteller und Übersetzer; einer jüdischen, ursprünglich aus dem Elsaß kommenden, Familie entstammend; besuchte in Paris das Lycée Louis-le-Grand, an der er sich vor allem in alten und neuen Sprachen hervortat. Es gelang ihm jedoch nicht, in die École normale supérieure angenommen zu werden; dafür bestand er aber mit Auszeichnung die Licence in Sprachen und Literatur im Jahr 1888. Im folgenden Jahr scheiterte er jedoch an der Agrégation Zulassung für die oberen Posten in Schulen der Sekundarstufe, die ihm eine akademische Karriere eröffnet hätte). Mit 24 Jahren publizierte er seinen ersten Erzählband mit dem programmatischen Titel Cœur double (1891, dt. Doppelherz), der, von Charles Baudelaire, Gérard de Nerval, Edgar Allan Poe und Oscar Wilde beeinflußt, durch seine gelungene Vermischung ”phantastischer" und “realistischer" Erzählebenen besticht 1903 erschien mit La Lampe de Psyché ein weiteres Hauptwerk Schwobs. Marcel Schwob, der den Symbolisten nahe stand und ein zentraler Vertreter der französischen Décadence und Meister der phantastischen Literatur war, verwob in seinem erzählerischen Werk in ausgesprochen suggestiver Weise die Bereiche des Wirklichen und des Phantastischen miteinander. Ferner trat er mit Abhandlungen über literar- und kunsthistorische, hagiografische, psychologische und philologische Themen hervor.
Er übersetzte aus dem Deutschen und dem Englischen ins Französische. 1884 entdeckte er Robert Louis Stevenson, den er übersetzte. Außerdem übersetzte er Shakespeares Hamlet (das Stück wurde 1900 in seiner Übersetzung mit Sarah Bernhardt als Hamlet in einer Hosenrolle als Jüngling aufgeführt) und arbeitete gemeinsam mit Pierre Louÿs an der endgültigen Fassung des Theaterstücks Salomé, das Oscar Wilde auf Französisch verfaßt hatte, wobei ihm Wilde das Gedicht Die Sphinx. widmete. Außerdem veröffentlichte er eine der ersten Studien über das Argot, eine Geheimsprache der Bettler und Gauner im mittelalterlichen Frankreich, und von eine brillante Monographie über François Villon.
Verheiratet war Schwob 1900 mit der Schauspielerin Marguerite Moréno, die er 1895 kennengelernt hatte. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, vor allem wegen einer Morphiumabhängigkeit. Auf Reisen, zunächst nach Jersey und dann nach Samoa, wo Stevenson gerade gestorben war, versuchte er, sich von seinem körperlichen Zustand abzulenken.
Werke u.a.: Le roi au masque d'or (1893); Villon et les compagnons de la Coquille (1890), Le livre de Monelle (1894; dt. Das Buch von Monelle), Vies imaginaires (1896; dt. Der Roman der zweiundzwanzig Lebensläufe), La croisade des enfants (1896; dt. Der Kinderkreuzzug).
Paris, Cimetière du Montparnasse
Schweizer Schriftsteller deutscher Herkunft; elftes Kind eines Militärbeamten; der nach seiner Flucht aus polnischer Gefangenschaft mit der Familie 1922 nach Hannover zog, wo Edzard das Humboldt-Gymnasium und das Konservatorium für Musik (Klavier) besuchte. Danach wurde er Regieassistent an der Oper in Stuttgart. Von 1927 bis 1929 lebte er in Dänemark auf der Insel Christiansø, lebte außerdem Estland, Finnland und Schweden. In diesen Jahren arbeitete Schaper als freier Schriftsteller und nebenher als Journalist für die US-amerikanische Nachrichtenagentur United Press. 1936 wurde Edzard Schaper aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und damit der Vertrieb seiner Bücher in Deutschland unterbunden. Nach der sowjetischen Okkupation Estlands 1940 entging er der Verhaftung durch Flucht nach Finnland. Später arbeitete er als Kriegsberichterstatter über den ab Juni 1941 geführten sogenannten Fortsetzungskrieg des sogenannten Winterkrieges zwischen Finnland und der Sowjetunion, 1943 meldete er sih ”einfach freiwillig zur Truppe, um im Informationsamt der finnischen Regierung (Militärischer Geheimdienst) zu landen“. Im September 1944 nahm Schaper die finnische Staatsbürgerschaft an. Am 22. Dezember wurde er vom deutschen Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, weil man ihn für einen sowjetischen Spion gehalten hatte. Kurz darauf, nachdem Finnland und die Sowjetunion eine Waffenruhe vereinbart hatten, floh er nach Schweden. Hier verdingte er sich als Waldarbeiter, Übersetzer und Sekretär eines Gefangenenhilfswerkes. 1947 übersiedelte er von Schweden in die Schweiz, wo er das Bürgerrecht erhielt 1951 erfolgte sein Übertritt zur katholischen Kirche.
Edzard Schapers Erzählwerk ist durch eine gleichnis- und legendenhafte Darstellung religiöser Themen gekennzeichnet. In der Nachkriegszeit war er ein vielgelesener gelesener Autor, der auch Vorträge hielt und für Hörfunk und Fernsehen tätig war.
Werke u.a.: Der letzte Gast (1927), Die Bekenntnisse des Försters Patrik Doyle (1928), Die sterbende Kirche (1936), Der Henker (1940), Der letzte Advent (1949), Der vierte König (1961), Das Feuer Christi (1965), Taurische Spiele (1971), Sperlingsschlacht (1972), Die Reise unter den Abendstern (1976), Geschichten aus vielen Leben (1977).
Glis (Kt. Wallis), Friedhof
Hinweis: Beigesetzt wurde Derschawin im Chutynski-Kloster nahe Swanka. Während der Sowjetära wurden seine Gebeine in den Nowgoroder Kreml umgebettet, um nach der Auflösung der Sowjetunion wieder in seine alte Grabstätte verbracht zu werden.
Omnibus salutem!