Ayn Rand eigentl. Alissa Sinowjewna Rosenbaum [russ. Алиса Зиновьевна Розенбаум]
Bild: USSR Passport
US-amerikanische Schriftstellerin und Philosophin russischer Herkunft; studierte in Petrograd (heute Sankt Petersburg) Philosophie und Geschichte und immatrikulierte sich 1924 am Staatlichen Institut der Filmkünste. 1926 verließ sie die Sowjetunion unter dem Vorwand, ihre amerikanischen Verwandten zu besuchen zu wollen, kehrte jedoch nicht in ihre Heimat zurück. Nach einem kurzen Aufenthalt bei Verwandten in Chicago ging sie nach Hollywood, wo sie den Filmproduzenten Cecil DeMille kennenlernte, für den sie einige Drehbücher schrieb, als Lektorin arbeitete und sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlug. In dieser Zeit lernte sie auch ihren späteren Ehemann, Frank O’Connor, kennen. 1936 erschien ihr erster Roman We the Living (dt. Vom Leben unbesiegt), der ihre Erlebnisse in der Sowjetunion zur Grundlage hat. Die Werke und die Philosophie der Begründerin des Objektivismus sind nicht unumstritten, zumal sie den Kapitalismus als das einzig moralische Gesellschaftssystem propagiert; nur er allein biete den Menschen ein Leben nach eigenen Erkenntnissen und entspr. selbstbestimmten Schlußfolgerungen zu führen. Drei Jahre nach ihrem Tode wurde das Ayn Rand-Institute gegründet, das die Ideen Ayn Rands, den sogenannten ”Objektivismus“, verbreitet.
Werke u.a.: The Fountainhead (herausgegeben 1943, dt. Der Ursprung / Der ewige Quell), Atlas shrugged (herausgegeben 1957, dt. Wer ist John Galt?), The New Left: The Anti-Industrial Revolution (1971), Philosophy: Who Needs It (1982).
Marguerite Duras eigentl. Marguerite Donnadieu
Französische Schriftstellerin; Tochter eines Lehrerehepaars, das einem Appell der französischen Regierung gefolgt war, sich in den französischen Kolonien zu engagieren. Sie hatten sich für Französisch-Indochina (heute Vietnam) entschieden. Als ihr Vater krank wurde und nach Frankreich zurückkehrte, wo er 1921 starb, entschloß sich die Mutter gegen einen Verbleib in der Heimat und kehrte mit Marguerite und deren beiden Geschwistern nach Indochina zurück, wo sie in der Folge in Phnom Penh (Kambodscha), dann in Vinh Long und Sa Dec, schließlich in Saigon wieder als Lehrerin arbeitete. 1928 gab ihre Mutter das unstete Leben auf und erwarb von der französischen Kolonialverwaltung in Kambodscha Farmland, um sich dort niederzulassen; dabei verlor sie ihr gesamtes Vermögen, so daß sie sich gezwungen sah, ihr Leben als Lehrerin wieder aufzunehmen. Im Alter von 17 Jahren ging Marguerite nach Frankreich, wo sie in Paris zunächst Mathematik studierte, dann aber auf Jura und Politikwissenschaft umsattelte. Nach Abschluß ihrer Studien arbeitete sie bis 1938 als Beamtin im französischen Kolonialministerium. Nachdem deutsche Truppen Frankreich und die Hauptstadt besetzt hatten, schloß sie sich, wie ihr Ehemann Robert Antelme, den sie 1939 geheiratet hatte und der später in das Konzentrationslager Dachau gebracht wurde, 1940 der Résistance an. Aus der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF), der sie seit 1944 angehörte, wurde sie 1950 ausgeschlossen, weil sie gegen die Behandlung von Schriftstellern in der Sowjetunion protestiert hatte.
Erste Werke blieben weitgehend unbeachtet; ein erster Erfolg stellte sich mit ihrem Roman Un barrage contre le Pacifique (1950) ein, international bekannt wurde sie jedoch durch das von ihr verfaßte Drehbuch zu dem Film Hiroshima, mon amour (1959). In den 1970er und den frühen 1980er Jahren arbeitete sie auch als Filmregisseurin.
Die Ereignisse der Jahre in Indochina prägten ihr Leben sehr stark, und sie verarbeitete diese später in ihren Werken. Immer wieder begann sie zu trinken, seit 1975 regelmäßig, war deswegen auch mehrmals im Krankenhaus und schrieb über ihren Alkoholismus in ihrem Buch La vie maternelle (1987, dt. Das tägliche Leben).
Werke u.a.: Les impudents (1943, dt. Die Schamlosen), Le Marin de Gibraltar (1952, dts. Der Matrose von Gibraltar), Des journées entières dans les arbres (1954, dt. Ganze Tage in den Bäumen), La Maladie de la mort (1982, dt. Die Krankheit Tod), L'amant de la Chine du Nord Roman (1991, dt. Der Liebhaber aus Nordchina).
Filme u.a.: India Song (1975), Les Enfants (1984).
Französischer Dichter und Literaturkritiker; war mit Victor Hugo befreundet und Mitglied des romantischen Cénacle (Dichter- und Künstlerkreis der französischen Romantik). Da seinen eigenen Werken wenig Erfolg beschieden war, wandte er sich der literarischen Kritik zu. Die von ihm initiierte Methode der Literaturkritik, die die Individualität des Autors in den Mittelpunkt stellt, hat die Literaturwissenschaft lange Zeit geprägt; allerdings wurde die starke, auf das Biographische orientierte Literaturkritik auch kritisch kommentiert; besonders wandte sich Marcel Proust in seiner Studie Contre Sainte-Beuve (1905-09) gegen diese Methodik.
Werke u.a.: Tableau historique et critique de la poésie française et du théâtre français au XVIe siècle (2 Bde., 1828, erweitert 1843), Portraits littéraires (2 Bde., 1844).
Anna Elisabeth de Brancovan, Gräfin Mathieu de Noailles
Französische Dichterin rumänischer Herkunft; die Tochter des exilierten Prinzen Grégoire Bibesco-Bassaraba wuchs im Schloß der Familie in Paris auf, wo ihre Erziehung in den Händen von Gouvernanten und Hauslehrern lag. 1901 veröffentlichte sie einen ersten Band mit Gedichten, von deren sprachlicher Schönheit u.a. Marcel Proust beeindruckt war, aber auch Sarah Bernhard. Sie war Mittelpunkt eines bedeutenden literarischen Salons in Paris, in dem u.a. Paul Claudel, Colette, André Gide, Frédéric Mistral, Robert de Montesquiou-Fezensac, Paul Valéry, Jean Cocteau und Alphonse Daudet verkehrten: Sie verfaßte formstrenge leidenschaftliche, von Sensualismus und Pantheismus geprägte Gedichte (Sehnsucht, 1902), sowie Romane und Novellen. Als erste Frau war sie Mitglied der Ehrenlegion, und die Académie Française benannte einen Preis ihr zur Ehren. Verheiratet war sie seit 1897 mit Mathieu Fernand Frédéric Pascal, Marquis de Noailles (*1873, †1942).
Werke u.a.: La Nouvelle Espérance (1903), Le Visage émerveillé (1904), Les Innocentes, ou la sagesse des femmes (1923), Exactitudes (1930).
Autobiographie: Le livre de ma vie (1932).
Valhalla (Westchester County, NY), Kensico Cemetery
Paris, Cimetière du Montparnasse
Englischer Lyriker; der Sohn eines Rechtsanwalts und älterer Bruder der Schriftstellerin Dorothy Wordsworth, die ihm ab 1798 den Haushalt führte, studierte von 1787 bis 1791 am St John's College in Cambridge. Während eines Besuchs in Frankreich im Jahre 1790 begeisterte er sich für die Ziele der Französischen Revolution und wurde deren Anhänger. Diese anfängliche Begeisterung für die Revolution schlug allerdings in Ablehnung um, als ab Ende 1792 Frankreich unter der Terrorherrschaft zu leiden hatte, und gänzlich in Gegnerschaft, als 1798 französische Truppen in die Schweiz einmarschierten. Nach Beendigung seiner Studien in Cambridge, die er ohne besondere Auszeichnung abschloß, kehrte er Ende 1791 nach Frankreich zurück, verliebte sich in Annette Vallon, die ihm eine Tochter (Caroline) gebar, und unternahm Fußwanderungen bis Südeuropa. 1793 kehrte er ohne sie in seine Heimat zurück. Später - von 1798 bis 1799 - reiste er zusammen mit Samuel Taylor Coleridge durch Deutschland und machte u.a. Bekanntschaft mit Friedrich Gottlieb Klopstock. 1799 siedelte er sich im nordenglischen Lake District an, wo er zusammen mit Coleridge und Robert Southey Führer der romantischen ”Lake School” wurde. Im Jahr zuvor hatte er mit Coleridge die Lyrical ballads veröffentlichte, mit denen in England die ”romantic revolt” begann. In der Vorrede zu der erweiterten Fassung von 1800 definierte er seine Forderungen an die neue Dichtkunst: Gegenstand der Poesie solle das einfache, mit der Natur eng verbundene und nicht durch ratio verbildete Leben sein, und sie solle demzufolge eine Sprache des Alltags sein. Seine besten Gedichte entsprechen in ihren schlichten Versen dieser Forderung (Intimations of Immortality, 1803-06). Seine pantheistische Haltung zeigt die autobiographische Bekenntnisdichtung Präludium oder das Reifen eines Dichtergeistes (1805), ähnlich das Fragment The Excursion (1814); beide waren als Teile eines Menschheitsepos geplant (The Recluse, dt. Der Einsiedler, herausgegeben 1888). 1813 ließen er, Mary née Hutchinson (*1770, †1859), seine Freundin aus Jugendtagen, die er 1783 geheiratet hatte und über die er das lyrisches Porträt She Was a Phantom of Delight (dt. Sie war eine Erscheinung des Entzückens) verfaßte, sowie seine Schwester sich in Rydal Mount nieder, wo sie den Rest ihres Lebens geeinsam verbrachten. 1843 wurde Wordsworth nach dem Tode Robert Southeys dessen Nachfolger als Poet laureate.
Werke u.a.: An Evening Walk (1795, dt. Ein Abendspaziergang), Descriptive Sketches (1795, dt. Anschauliche Skizzen)
Englische Schriftstellerin; führte ab 1795 den Haushalt ihres älteren Bruders William Wordsworth. Da sie über das Alltagsleben in dem Haus ab 1798 Tagebuchaufzeichnungen (Journals) anfertigte, ihren Bruder außerdem auf seinen Reisen begleitete, entstand wertvolles Material über sein Leben und seine Werke. Zusammen mit anderen Aufzeichnungen (Briefe und Reisebeschreibungen) sind die Tagebuchaufzeichnungen jedoch auch als eigenständige literarische Werke von Bedeutung und werden wegen ihres klaren Prosastils geschätzt. Ab ca. 1829 bis zu ihrem Lebensende litt Dorothy an zunehmend geistigem Verfall.
Britischer Schriftsteller, Maler und Sozialreformer; ab 1869 Professor für Kunstgeschichte in Oxford mit maßgeblichem Einfluß auf das Kulturleben seiner Zeit; so propagierte er die Kunstauffassung der Präraffaeliten. Als Maler schuf Ruskin Architekturdarstellungen, meist mit italienischen und französischen Motiven, Naturstudien und Nachzeichnungen von älteren Kunstwerken. Verheiratet war er seit 10.4.1848 mit der aus dem schottischen Perth stammenden Malerin Effie Gray, die er in die Londoner Gesellschaft einführte und die er mit auf Reise nach Italien und Frankreich nahm, auf denen sie einige Künstler aus dem Kreis der Präraffaeliten kennenlernte. Als John Everett Millais im Jahre 1853 ihren Mann in ihrem Londoner Stadthaus portraitierte, verliebte sie sich in Millais. Sie verließ ihren Mann und heiratete am 3.7.1855 Millais, nachdem ihre Ehe wegen des Nichtvollzuges annulliert worden war.
Mit den Malern William Bell Scott.(l.) und Dante Rossetti
Paris, Cimetière du Montparnasse
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Grasmere (Cumbria), Friedhof der St Oswald Kirche
Coniston (Cumbria), St Andrew’s Churchyard
Victor Léon eigentl. Victor Hirschfeld
Österreichischer Librettist, Textdichter und Autor; Sohn eines Rabbiners; studierte Philosophie an den Universitäten von Augsburg und Wien und besuchte das Wiener Konservatorium. bevor er danach zunächst als Journalist tätig war und zwischen 1877 und 1884 die Zeitschrift Die Hausfrau: Blätter für Haus und Wirthschaft herausgab. Bereits während dieser Zeit versuchte er sich als Theaterschriftsteller, so debütierte er 1878 mit dem Stück Falsche Fährte, ohne einen großen Erfolg zu haben. Aber erst 1893 gab er seine journalistische Tätigkeit ganz auf, wandte sich ganz dem Theater zu und legte sich das Pseudonym zu, unter dem er bekannt wurde. Ab 1894 war er künstlerischer Leiter und Regisseur am Theater in der Josefstadt, ab 1897 als Regisseur am Carltheater, wobei er parallel zu seiner Arbeit noch Schauspielunterricht erteilte. 1897 kam schließlich der Durchbruch für ihn, als er gemeinsam mit Heinrich von Waldberg und dem Komponisten Richard Heuberger das Musikstück Der Opernball verfaßte. Er schrieb vorwiegend Operettenlibretti.
Nach dem “Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wurde ihm von den Nationalsozialisten Berufsverbot auferlegt. Als er 1939 verhaftet werden sollte, wandte sich seine langjährige Geliebte und spätere Verwalterin seines Nachlasses, Annie Hebein1, mit der Bitte an Franz Lehár, sich für Léon und dessen Frau einzusetzen; beide konnten bis zu ihrem Tode - Ottilie starb 1942 - in ihrer Villa bleiben.
Victor Léon war mit Hermann Bahr befreundet, der für Léons BuchRegie. Notizen zu einem Handbuch (1897) ein Geleitwort schrieb, und pflegte engen Kontakt zum Literatenkreis im Café Griensteidl.
Verheiratet war Léon mit Ottilie Popper, von der der Text des Liedes aus der Operette Land des Lächelns “Immer nur lächeln und immer vergnügt“ stammt. Aus dieser Beziehung ging die einzige, 1888 geborene Tochter Felicitas, gen. Lizzi, hervor, die 1907 Hubert Marischka heiratete; aus dieser Beziehung gingen drei Kinde hervor: Elisabeth, Viktor und Franz, die nach dem frühen Tod der Mutter im Jahre 1918 ihrem Großvaters Léon aufwuchsen. Lizzi war die Ideengeberin zu einer chinesischen Operette, zu der Franz Léhar die Musik schrieb und die 1923 zunächst unter dem Titel Die Gelbe Jacke zur Aufführung gelangte. Berühmt und zu einem Welterfolg wurde sie dann nach einer Bearbeitung unter dem Titel Das Land des Lächelns.
Werke u.a.: Fräulein Lehrerin (1905), Der große Name (1909), Wiener Blut (1899), Der Rastelbinder (1902), Der Göttergatte (1904), Die lustige Witwe (1905), Der fidele Bauer (1908), Das Land des Lächelns (1929).
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1 Annie Hebein war seine langjährige Geliebte, die in einer von ihm eingerichteten Wohnung in der Nähe seiner Villa in Hietzing wohnte. Als die Nazis in Österreich mit der Verfolgung von Juden begannen, holte Ottilie Léon die arische“ Geliebte ihres Mannes mit ins Haus.
Wien, Hietzinger Friedhof
Österreichische Schriftstellerin;
Leonding (Oberösterreich.), Friedhof
Deutscher Schriftsteller; Sohn eines ehemaligen Seemanns und Hafenarbeiters im Hamburger Hafen; besuchte nach der Volksschule von 1905 an eine Seminarschule und von 1909 bis 1914 eine Präparandenschule, an der er 1914 die Lehrbefugnis für die Fächer Sport und Religion erlangt, bevor er ab Ostern 1914 als Lehrer in Hamburg-Rothenburgsort tätig wurde. Im Jahre 1915 wurde Leip zum Militär einberufen. Nach seiner Ausbildung zum Gardefüsilier in der Maikäferkaserne in Berlin, folgten Einsätze an der Ostfront und in den Karpaten. Während er auf Wache war, verfaßte er 1915 das Gedicht Lili Marleen, das er später in dem von ihm mit eigenen Gedichten verfaßten Bändchen Die kleine Hafenorgel aufnahm und in einer Auflage von 30 Exemplaren hatte drucken lassen, Leip, der nach einer Verwundung im Jahre 1917 für dienstuntauglich erklärt wurde, kehrte in seinen Lehrerberuf zurück und begann gleichzeitig in Hamburger Zeitungen Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Zwischen Oktober 1917 und Dezember 1919 schrieb er Kunstkritiken für die Neue Hamburger Zeitung und versuchte sich auch als Graphiker. 1919 fand die erste Ausstellung seiner graphischen Arbeiten statt. 1920 erschien Leips erstes Buch, dem er seine selbst gestaltenen Graphiken beifügte; im selben Jahr trat er der Hamburgischen Künstlerschaft bei. Es folgten im Laufe der 1920er und 1930er Jahre Erzählungen und Romane, insbesondere sein Seeräuberroman Godekes Knecht (1925), für den er mit dem Preis der Kölnischen Zeitung ausgezeichnet wurde, führte zu seinem iterarischen Durchbruch. Es folgren Romane wie Brandung hinter Haiti und Die Klabauterflagge, die vom Leben der Seeleute und Küstenbewohner erzählen, und die ebenfalls eigene Graphiken enthalten. In den 1920er Jahren unternahm Hans Leip ausgedehnte Reisen, die ihn u. a nach Paris, London, Algier und New York führten. Neben seiner Arbeit an seinen literarischen Werken, die in den 1930er und 1940er Jahren hohe Auflagen erzielten, war Leip weiterhin auch als Maler, Zeichner und Bildhauer tätig. Aber er arbeitete auch bei der UFA an den Drehbüchern für die FilmeGasparone (1937), Nordlicht (1938) und Der letzte Appell (1940) mit.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Leip auch international bekannt, nachdem das vor langer Zeit verfaßte Soldatenlied Lili Marleen ab August 1941 allabendlich kurz vor 22 Uhr vom von der deutschen Wehrmacht betriebenen Soldatensender Belgrad, der im besetzten Belgrad eingerichtet worden war und quasi als Erkennungsmelodie des Senders gesendet wurde, von Millionen von Soldaten auf beiden Seiten der Front gehört wurde.1 1939 hatte Norbert Schulze den Text vertont, und Lale Andersen das melancholische Lied Ende der 1930er Jahre im Berliner Kabarett der Komiker sang, wobei es vom NS-Regime wegen des morbiden und depressiven Textes vorübergehend verboten wurde.
Während des Krieges lebte Leip, dem am 1. September 1941, dem zweiten Jahrestag des Beginns des Krieges, von Hitler - gemeinsam mit etwa 50 weiteren Schriftstellern und Drehbuchautoren - das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter verliehen wurde, anfangs in Hamburg und Norddeutschland, ab 1940 dann vorwiegend am Bodensee; 1944 zog sich Leip auf die Wurmegg-Alm in Tirol zurück, kehrte 1945 jedoch wieder nach Hamburg zurück. Später wurde er Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, aus dem er jedoch später austrat. Ab 1950 gehörte er der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt an und ab 1951 der Freien Akademie der Künste in Hamburg.
Auszeichnungen u.a.: Medaille für Kunst und Wissenschaft des Hamburger Senats (1961), Ehrenprofessur (1973), Biermann-Ratjen-Medaille (1978).
1 Das Empfangsgebiet des Senders reichte von Narvik nördlich des Polarkreises bis Nordafrika und hatte bis zu 6 Millionen Zuhörer auf deutscher und auf alliierter Seite.
Gaienhofen OT Horn (Ldkrs. Konstanz), Friedhof der katholischen Pfarrkirche St. Johann und Veit
Henry Jaeger eigentl. Karl-Heinz Jäger
Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Kupferschmiedes; verbrachte eine schwierige Kindheit und Jugend, brach mehrfach die Schule ab. 1942 wurde er zunächst als Flakhelfer an der Heimatfront, später zur Wehrmacht eingezogen, zum Fallschirmjäger ausgebildet und an der Westfront eingesetzt. Seine traumatischen Kriegserlebnisse hat er später mehrfach in seinen Büchern geschildert. Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft, in die er 1945 kurz vor Ende des Krieges geriet, arbeitete er als Hilfskraft, später als Laborant bei der US Army in Frankfurt am Main und besuchte parallel dazu Abendkurse, um das Abitur nachzuholen und dann Medizin zu studieren; .die Zulassung zum Studium wurde ihm allerdings verweigert. So wandte er sich in der turbulenten Nachkriegszeit im von Bomben schwer beschädigten Frankfurt Schwarzmarktgeschäften zu, beging zunächst zahlreiche kleinkriminelle Straftaten, bevor er “Chef” der sogenannten Jaeger-Bande wurde, die immer wieder schwere kriminelle Handlungen beging, so daß die Kriminalabteilung der Frankfurter Polizei schließlich eine Sonderkommission bildete, die aber zunächst nicht erfolgreich war. Auch nachdem Jaeger mit zwei Kumpanen am 31.12.1954, bewaffnet mit drei Pistolen und zwei MP-Attrappen, die Rentenauszahlungsstelle, die sich im Oederweg Nr. 37 in Frankfurt am Main befand, überfallen hatte, wobei 80.000 Mark erbeutet wurde, was die Frankfurter Neue Presse als "das tollste Gaunerstück seit Jahren" bezeichnete, konnte ihnen die Tat rechtsverwertbar nicht nachgewiesen werden. Erst nach einem Einbruch in ein Mannheimer Büromaschinengeschäft gelang es der Mannheimer Polizei in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Sonderkommission, die Täter im Mai 1955 zu Geständnisse zu veranlassen. Er wurde zu dreizehneinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, kam in die Landesstrafanstalt Bruchsal und später nach Freiburg im Breisgau, wo er heimlich mit dem Schreiben begann. Als ihm das Schreiben offiziell erlaubt worden war, schrieb er den Roman Festung, der vom Desch Verlag angenommen und 1961 veröffentlich und 1964 von Alfred Weidenmann, dem Regisseur des Films Canaris (1954) mit O.E. Hasse, unter dem Titel Verdammt zur Sünde verfilmt wurde.
Im Januar 1963 wurde Henry Jaeger, wie er sich jetzt nannte, von Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger begnadigt und vorzeitig aus der Haft entlassen. In Freiheit, leistete Jaeger ein Volontariat bei der Frankfurter Rundschau ab, war anschließend als Lokalredakteur bei dieser Zeitung tätig und verfaßte zudem große Reportagen über Josephine Baker, Bill Haley, Jacob Astor und weiteren Persönlichkeiten der Zeit. 1964 erschien sein dritter Roman Die bestrafte Zeit, der zu einer öffentlichen Diskussion über den Strafvollzug in der Bundesrepublik führte.
Ab 1965 lebte Henry Jaeger, der am 12.10.1963 die Tochter eines rheinischen Landgerichtsrats geheiratet hatte, die er während seiner Zeit bei der Frankfurter Rundschau kennengelernt hatte. als freier Schriftsteller in der Schweiz. Dort führte Erich-Maria Remarque, den er 1962 auf der Frankfurter Buchmesse kennengelernt hatte, ihn in die Künstlerkolonie von Ascona ein. Das Leben in der dortigen Künstlerkolonie beschrieb er später in seinem Roman Der Club. Nach einem Schlaganfall Mitte der 1970er Jahre konnte er sich erholen und schrieb er für Veröffentlichung in Zeitschriften konzipierte Romane für den Unterhaltungssektor; sie erschienen zum Teil als Fortsetzungen für Zeitschriften konzipiert.
Beeinträchtig durch exzessiven Alkoholgenuß, durch den seine Ehe zerbrach, versiegte seine Schaffenskraft allmählich. Die letzten Monate vor seinem Tod verbrachte Henry Jaeger im Armenhospiz; die Gemeinde Ascona stiftete ihm sein Grab und übernahm die Kosten für die Beerdigung.
Ascona (Kt. Tessin, Schweiz), Cimitero Comunale
Omnibus salutem!