Erich Kuby

 Bild: Susanna Böhme-Kuby (2003)

Deutscher Schriftsteller und Journalist; der Sohn eines Landwirts studierte Volkswirtschaft und arbeitete bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht in einem Verlag. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann seine journalistische Karriere 1947 bei der im Jahr zuvor gegründeten und unter der redaktionellen Leitung von Hans Werner Richter und Alfred Andersch stehenden Zeitschrift Der Ruf; anschließend arbeitete er für die Süddeutsche Zeitung, dann u.a. für den SPIEGEL und den Stern. Mit Nachdruck und Schärfe setzte sich der unbequeme und streitbare Journalist gegen die Wiederaufrüstung und die Bewaffnung der Bundeswehr mit Atomwaffen ein. Neben seiner Zeitungsarbeit verfaßte er Hör- und Fernsehspiele. Der von Heinrich Böll als "Nestbeschmutzer von Rang" und von Friedrich Sieburg als "Bundesnonkonformist" apostrophierte Kuby wurde wegen eines Hörspiels, das er über die Verteidigung der Festung von Brest durch die deutsche Wehrmacht verfaßt hatte, seitens des verantwortlichen Generals Ramcke vor Gericht gezogen; Kuby, der den sinnlose Kampf als Soldat selber miterlebt hatte, wurde allerdings von dem gegen ihn erhobenen Vorwurf 1959 freigesprochen. Großen Erfolg hatte er gegen Ende der 1950er Jahre mit der Vorlage für den Film Ein Mädchen namens Rosemarie (BRD 1958), in dem Nadja Tiller (*1929) an der Seite von Mario Adorf, Gert Froebe und Peter van Eyck die in Frankfurt am Main ermordete, als Paradigma für die Zeit der Doppelmoral des Bürgertums während des deutschen “Wirtschaftswunders” geltende Prostituierte Rosemarie Nitribitt spielte. Bis zu seinem Tode blieb er ein kritischer Beobachter und Ankläger der gesellschaftlichen Verwerfungen des sog. Wirtschaftswunders und der politischen Entwicklung im Nachkriegsdeutschland.

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Venedig, Insel San Michele

Bilder: Matthias Bauer (06/2007)

Hilde Domin née Löwenstein

 

Deutsche Schriftstellerin; die Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts studierte von 1929 bis 1932 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Universität zu Köln, der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie der Berliner Humboldt-Universität zunächst Jura, anschließend Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Philosophie. Ein Jahr vor der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten verließ sie Deutschland und lebte von 1932 bis 1954 im Ausland, bis 1939 in Italien, wo sie sich zunächst in Rom niederließ, dann in Florenz, wo sie an der dortigen Universität 1935 über die Staatsgeschichte der Renaissance promovierte. Anschließend emigrierte sie nach England und dann 1940 in die Dominikanische Republik, wo sie zunächst als Assistentin ihres Mann, den späteren Philologen und Altamerikanisten Erwin Walter Palm, den sie bereits 1931 kennengelernt und ihm 1932 nach Rom gefolgt war, tätig war und von 1948 bis 1952 Sprachunterricht an der Universität von Santo Domingo erteilte. (in der Dominikanischen Republik nahm sie auch ihren Namen Domin an). Schließlich kehrte sie 1954 nach Deutschland zurück, wo sie zwischen 1957 und 1959 in Frankfurt am Main lebte und sich 1960 in Heidelberg niederließ. Ihre Lyrik ist geprägt von ihren Erfahrungen im Ausland. Bereits ihr erster Gedichtband Nur eine Rose als Stütze (1959) erwies sich als ein großer, von der Kritik hochgelobter Publikumserfolg; ihm folgten weitere Gedichtbände. Außerdem verfaßte sie autobiographische Prosa, arbeitete als Herausgeberin und als Übersetzerin aus dem Italienischen, Spanischen, Französischen und Englischen. In den neunziger Jahren publizierte sie u.a. Gesammelte biographische Schriften. Fast ein Lebenslauf (1992) und Gesammelte Essays. Heimat in der Sprache (1992).

Werke u.a.: Nur eine Rose als Stütze (1959), Rückkehr der Schiffe (1962), Hier (1964), Wozu Lyrik heute (1968), Ich will dich (1970), Das zweite Paradies (1979), Aber die Hoffnung (1982), Der Baum blüht trotzdem (1999).

Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1983), Carl-Zuckmayer-Medaille (1991), Literatur im Exil (1992), Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik (1993), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (1995).

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Heidelberg, Bergfriedhof

Bilder: Thomas Haas (06/2007)

Ernst von Wildenbruch

Deutscher Schriftsteller und Diplomat; sein Vater Louis von Wildenbruch war ein illegitimer Sohn des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen (*1772, †1806); nach dem Militärdienst holte er am Gymnasium von Burg bei Magdeburg sein Abitur nach, das er abgebrochen hatte, als er 1859 in das königliche Kadettencorps eintrat, und studierte Rechtswissenschaften in Berlin. Als preußischer Reserveoffizier nahm er am Deutschen Krieg (1866) und am Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) teil. Nach einer Referendarzeit am Appellationsgericht in Frankfurt an der Oder wurde er 1877 Richter am Amtsgericht Eberswalde und am Stadtgericht von Berlin, bevor er in die juristischen Abteilung des Auswärtigen Amtes wechselte und 1897 zum Geheimen Legationsrat befördert wurde. Er verfaßte historische und patriotische Lieder sowie Balladen, die heute weitgehend der Vergessenheit anheim gefallen sind. Auch seine zu seiner Zeit recht bekannten und häufig gespielten Dramen sind vergessen. Verheiratet war er seit 1885 mit Maria Karoline von Weber, eine Enkelin des Komponisten Carl Maria von Weber.

Werke u.a.: Christoph Marlow (1884), Die Quitzow’s (1888), Heinrich und Heinrichs Geschlecht (1896), Die Rabensteinerin (1907), Der Meister von Tanagra.

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Weimar, Neuer Friedhof

Ernst Meister

 

Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Metallfabrikbesitzers studierte nach einem kurzen Volontariat in einem Gartenbaubetrieb zunächst Evangelische Theologie in Marburg, dann jedoch ab 1932 bei Karl Löwith (*1897, †1973), bis dieser 1934 Deutschland verlassen mußte, bzw. bei Hans-Georg Gadamer in Heidelberg und in Frankfurt am Main Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte. Im selben Jahr erschien sein erster Gedichtband Ausstellung. Im Folgejahr erschienen einige Prosastücke in der Frankfurter Zeitung. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes publizierte er dann jedoch nicht mehr, sondern arbeitete vorwiegend im Betrieb des Vaters. Erst nach dem Ende des Krieges, an dem er ab 1942 als Soldat teilnahm und in Italien in amerikanische Gefangenschaft geriet, begann Meister wieder zu schreiben, und 1950 nahm er sein Studium bei Löwith, der aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt war, in Heidelberg wieder auf, mußte allerdings, als der Vater seine finanzielle Unterstützung einstellte, das Studium 1953 abbrechen und in seine Heimatstadt zurückkehren, wo er als freier Schriftsteller lebte und u.a. Essays und Hörspiele verfaßte. Insgesamt veröffentlichte er seine Gedichte in 21 Bände, wobei viele der Gedichte, die anfangs von Elementen des Expressionismus und Surrealismus geprägt waren, sich mit der Existenzproblematik befassen.

Werke u.a.: Das Fischbassin, Der Heimweg, Die Chaussee (alle 1935), Flut und Stein (1961), Ein Haus für meine Kinder (1964), Sage vom Ganzen den Satz (1972).

Auszeichnungen u.a.: Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis (1957), Petrarca-Preis (gemeinsam mit Sarah Kirsch, 1976), Rilke-Preis (1978), Georg-Büchner-Preis (1979, posthum).

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Hagen OT Delstern (Westf.), Friedhof

Bilder: Jochen Kliebisch (06/2007)

Lewis Carroll eigentl. Charles Lutwidge Dodgson

1863 

Englischer Schriftsteller, Mathematiker und Logiker; einer anglikanischen Pastorenfamilie entstammend, war er während seiner Zeit an der Schule in Rugby ausgesprochen unglücklich und unterwarf sich den dort geltenden Regeln nur sehr unwillig; besonders haßte er den an den englischen Schulen traditionell üblichen Schulsport. Von 1855 bis 1881 lehrte er Mathematik am Lehrstuhl für Mathematik der Christ Church in Oxford. Während dieser Zeit schrieb er mehrere mathematische Abhandlungen, darunter Euclid and His Modern Rivals (1879, dt. Euklid und seine heutigen Gegner). 1865 erschien sein Roman Alice’s Adventures in Wonderland (dt. Alice im Wunderland), der ihn unmittelbar bekannt machte. Vorlage für die Heldin aus seinem Roman war Alice Pleasance Liddell (die Geschichte wurde 1951 von Walt Disney unter dem Titel Alice in Wonderland (dt. Alice im Wunderland) als Zeichentrickfilm verfilmt). Neben seiner schriftstellerischen und wissenschaftlichen Arbeit beschäftigte er sich mit der Photographie, porträtierte so u.a. Alfred Lord Tennyson und Dante Gabriel Rossetti. Die Photographie gab er allerdings Ende der 1880er Jahre auf, als ihm wegen bestimmter Photos von jungen Mädchen der Vorwurf pädophiler Neigungen gemacht wurde. In seinem Nachlaß wurde zahlreiche Korrespondenz mit Kindern gefunden.

Alice Liddell (fec. Carroll)

 

 

 

Werke u.a.: Through the Looking-Glass, and What Alice Found There (1871, dt. Alice hinter den Spiegeln), The Hunting of the Snark (1876, dt. Die Jagd nach dem Schnark/Schnai/Schnatz).

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Bild: Simon Bisson (02/2006) flickr.com

Guildford, The Mount Cemetery

Hinweis: In der Westminster Abbey in London befindet sich ein Kenotaph.

Bild: Michael Harrison (06/2007)
Bild: Simon Bisson (02/2006) flickr.com

Alfred 1. Baron Tennyson (seit 1884)

                                      

Englischer Schriftsteller; der Sohn eines Pfarrers studierte von 1827 bis 1831 am Trinity College in Cambridge und setzte während dieser Zeit die dichterischen Versuche fort, die er schon als Kind begonnen hatte. Nach dem Tod seines Vaters verließ er allerdings 1831 Cambridge ohne Abschluß. Seine erste Auszeichnung erhielt er für das Gedicht Timbuctoo (1829), war jedoch gezwungen seine in Blankversen abgefaßte Gedichtsammlung Poems, Chiefly Lyrical (1830) noch auf eigene Kosten zu publizieren. 1833 publizierte er seinen zweiten Gedichtband, der u.a. das Gedicht The Lady of Shalott, das später u.a. John William Waterhouse zu seinem gleichnamigen Gemälde anregte, enthält. Angesteckt von einer Begeisterung ähnlich der Lord Byrons für die Befreiung Griechenlands, reisten er und sein Jugendfreund Arthur Hallam 1830 in die Pyrenäen und schlossen sich den spanischen Freiheitskämpfern an, die gegen die Monachie kämpften; an Kampfhandlungen nahmen beide jedoch nicht teil. Als Hallam, der mit seiner Schwester Emilia verlobt war, im Jahre 1833 plötzlich während eines Aufenthalts in Wien starb und bei drei seiner zehn Geschwister eine Geisteskrankheit diagnostiziert wurde, verfällt Tennyson in tiefe seelische Depression und publizierte zehn Jahre keine einzige Zeile. Nachdem er jedoch seine zweibändige Sammlung Poems (1842) veröffentlicht hatte, begründete das seine Vorrangstellung in der zeitgenössischen literarischen Szene; 1850 wurde er ihm als Nachfolger William Wordsworths der Titels eines Poet laureate verliehen. Tennyson zeichnete sich durch seine Fähigkeit aus, meisterlich in verschiedensten dichterischen Gattungen Hervorragendes zu kreieren. Königin Victoria, eine glühende Verehrerin seiner Werke, ernannte ihn 1884 zum Baron Tennyson, of Aldworth.

Lady of Shalott (pinxit Waterhouse, 1888)

 

 

Werke u.a.: The Princess (1847), In Memoriam (erschienen 1850), Idylls of the King (1859-85, Königsidyllen), Enoch Arden (1864, 1897 vertont von Richard Strauss), Queen Mary (1875), Harold (1876), Becket (1884), Ballads and Other Poems (1880), Tiresias and Other Poems (1885), Demeter and Other Poems (1889), The Death of Oenone and Other Poems (1892, posthum veröffentlicht).

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Bild: Klaus Decker (03/2008)

London, Westminster Abbey, South Transept

Bild: Thomas Haas (10/2011)

Friedrich Emil” Rittershaus

Deutscher Dichter; von Beruf aus Kaufmann; verfaßte zahlreiche Erzählungen, Gedichte und Romane. Bis heute bekannt ist er v.a.als Verfasser des Westfalenliedes. In den Barmer Anlagen, einem alten Park in Wuppertal-Barmen, steht ein lebensgroßes Rittershaus-Denkmal. Ein weiteres Denkmal steht in Menden an der Stadtgrenze zu Iserlohn an der Stelle, wo Rittershaus zu dem Text des Westfalenliedes inspiriert worden sein soll.

Das Westfalenlied (1. Strophe)

  Ihr mögt den Rhein, den stolzen, preisen,
  Der in dem Schoß der Reben liegt,
  Wo in den Bergen ruht das Eisen,
  Da hat die Mutter mich gewiegt.
  Hoch auf dem Fels die Tannen steh'n,
  Im grünen Tal die Herden geh'n,
  Als Wächter an des Hofes Saum
  Reckt sich empor der Eichenbaum,

    Da ist's, wo meine Wiege stand,
    O grüß dich Gott, Westfalenland!

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Bilder: Peter Gassen (10/2011)

Wuppertal OT Heckinghausen, Ev. Friedhof

Leonie Ossowski  née Jolanthe von Brandenstein

 

 

Deutsche Schriftstellerin; eine von vier Töchtern des Gutsbesitzers Lothar von Brandenstein und dessen Gemahlin, der Schriftstellerin Ruth, née von Ostau. floh bei Ende des Zweiten Weltkrieges - sie war 19 Jahre alt und schwanger - aus ihrer Heimat über Bad Salzungen nach Hessen und zog später Oberschwaben. Sie arbeitete zunächst in einer Fabrik, in einem Fotolabor und schließlich als Sprechstundenhilfe. 1958 zog sie mit ihrer Familie nach Mannheim; ab 1980 lebte sie in Westberlin.

Bereits Anfang der 1950er Jahre hatte sie unter dem Pseudonym Leonie Ossowski begonnen, Kurzgeschichten zu schreiben. Als sie 1953 die DDR besuchte, erhielt sie von der DEFA den Auftrag für ein Drehbuch. Daraus entstand der von Frank Beyer gedrehte Spielfilm Zwei Mütter, der 1957 uraufgeführt wurde. 1958 veröffentlichte sie in der DDR den Roman Stern ohne Himmel, der zur Schullektüre wurde. 1968 erschien dann ihr erster Roman in der Bundesrepublik. Seither veröffentlichte Leonie Ossowski, die auch unter dem Pseudonym Jo Tiedemann schrieb, neben Erzählungen auch Sachbücher und schrieb Drehbücher und Bühnenstücke. Berühmt wurde Leonie Ossowski mit ihrem 1977 veröffentlichten Roman Die große Flatter, der 1979 von der ARD als Dreiteiler mit dem damals 24-jährigen Richy Müller in der Hauptrolle verfilmt wurde (für Müller war es der Durchbruch), Zu ihren bekanntesten Werken gehört die Schlesien-Trilogie Weichselkirschen, Wolfsbeeren und Holunderzeit, die 1976, 1987 und 1991 erschienen.

Anregung zu den Themen ihrer Romane und Erzählungen zog Leonie Ossowski aus ihrer Tätigkeit als Sozialarbeiterin; als solche betreute sie Jugendliche in der JVA Tegel und richtete in Mannheim eine Wohngemeinschaft für haftentlassene Jugendliche ein.

Werke u.a.: Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? (1968), Blumen für Magritte (1978), Liebe ist kein Argument (1981), Wilhelm Meisters Abschied (1982), Die Maklerin (1994), Die schöne Gegenwart (2001).

Auszeichnungen u.a. Adolf-Grimme-Preis in Silber, Schillerpreis der Stadt Mannheim, Hermann-Kesten-Medaille (heute Hermann-Kesten-Preis)

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Bilder: Klaus Meinert 02/2019)

Berlin, Friedhof d. Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Ernő Szép

 

 

Ungarischer Dichter, Schriftsteller und Journalist; Sohn eines jüdischen Lehrers an der jüdischen Schule in Hajdúszoboszló, einer Kleinstadt etwa 200 km von Budapest entfernt, und einer Näherin, die mit ihm als er noch ein Kind war nach Debrecen zogen, wo er die Schule besuchte. Bereits während der Schulzeit machte er erste Schritte als Schriftsteller. 1902 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Nach dem Abitur zog er nach Budapest, arbeitete dort ab 1903 als Journalist und verfaßte Zeitungskolumnen und Kurzgeschichten. Durch seine Gedichte und Chansontexte war er bald bekannt und wurde Mitarbeiter der 1908 gegründeten Literaturzeitschrift Nyugat (Westen). Während des Ersten Weltkriegs diente er als Freiwilliger in der K. u. k. Armee als Krankenpfleger und Kriegsberichterstatter. Nach dem Sturz der ungarischen Räterepublik unter Béla Kun emigrierte Szép 1919 für kurze Zeit nach Wien. In den 1920er Jahren war er ein gefeierter Bühnenautor und Mitarbeiter der Zeitung Az Újság (Die Zeitung), einem Sprachrohr bürgerlich-liberaler Ideen. Im August 1944 wurde er zwangsweise in einem sog. Sternenhaus (Haus in dem Juden, die den Judenstern tragen mußte) eingewiesen.  Im Oktober 1944 mußte der 60-jährige Szép gemeinsam mit 53 Leidensgenossen einen Marsch in ein Zwangsarbeitslager antreten, um in der Nähe von Budapest Schanzarbeiten zu leisten. Er überlebte den Krieg nur dank eines schwedischen Schutzpasses Nach dem ende des Krieges konnte Szép, der zu den Mitbegründern der ungarischen Moderne zählt, nur noch wenig publizieren und starb in Armut.

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Bild: Parsifal von Pallandt (12/2018)

Budapest, Jüdischer Friedhof (Kozma utca)

Sándor Bródy

 

Ungarischer Schriftsteller; Sohn eines jüdischen, eine Zeitlang mit dem Getreideverkauf des Erzbischofs von Eger betrauten Getreidehändlers, der in Konkurs ging und starb, als Sándor noch ein Kind war. Nach dem Besuch der Schule begann er eine Tätigkeit als Journalist in Siebenbürgen, wo er 1888 bis 1890 als Redakteur für die Zeitung Erdélyi Hiradó (Siebenbürger Nachrichten) arbeitete. Danach ging er nach Budapest und arbeitete von 1892 bis 1902 bei der angesehenen Zeitung Magyar Hírlap. Frühe literarische Erfolge ermutigten ihn schließlichz, Schriftsteller zu werden.

Bródy, der im Gegensatz zu seinen ungarischen Zeitgenossen aus der Oberklasse und den Intellektuellen nur ungarisch sprach, verfaßte zahlreiche Erzählungen, Romane und Bühnenstücke. Er vereinigte romantische und naturalistische Vorbilder wie Mór Jókai resp. Émile Zola in seinem Werk. Durch Einführung des Budapester Jargons der Zeit in die Literatursprache wirkte er befruchtend auf die moderne ungarische Literatur. Einige Stücke zeichnen sich durch scharfe Gesellschaftskritik aus.

aus einer Affaire mit der beliebten Schauspielerin Margit Hunyady stammt sein Sohn Sándor Hunyady.

 

 

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Bilder: Parsifal von Pallandt (12/2018)

Budapest, Jüdischer Friedhof (Kozma utca)

Schriftsteller XCI

Omnibus salutem!