Bild: Wolfgang Prokosch (10/2008)

František Langer

~1928

Tschechischer Schriftsteller; Sohn eines Schusters; studierte in Prag Medizin, und bereits vor seinem Einsatz als Chirurg in der österreichischen Armee während des Ersten Weltkrieges veröffentlichte er eine Reihe von Kurzgeschichten und Theaterstücken. 1916 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft und wurde während des russischen Bürgerkrieges Chefarzt der Tschechischen Legion, die gegen die Kommunisten kämpfte. Nach dem Ende des Krieges arbeitete er zunächst in der neugegründeten tschechischen Armee in einem Sanitätscorps und nahm zugleich seine schriftstellerische Arbeit wieder auf. Rasch wurde er Mitglied der literarischen Szene in Prag und gehörte zu einem inneren Zirkel von Intellektuellen um den Schriftsteller Karel Capek und war Mitbegründer der Prager Sektion des PEN-Clubs. Von 1935 bis 1938 war er Chefdramaturg am Divadlo na Vinohradech (Theater in den Weinbergen). Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei emigrierte er über Polen und Frankreich nach England, wo er den Auslandssanitätsdienst der tschechischen Armee organisierte, und von wo er erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zurückkehrte. Er ging im Rang eines Generals in den Ruhestand. Langer, dessen Werke nach seiner Rückkehr in seine Heimar erst in den späten 1950er Jahre veröffentlicht werden konnten, schrieb Erzählungen und realistisch-psychologische Dramen. Seinen größten Erfolg hatte er mit dem in der Unterschicht angesiedelten Lustspiel Velbloud uchem jehly (1923, dt. Ein Kamel geht durchs Nadelöhr). Von seinen späten Werke reichte nur Jízdní hlídka (1935) an die frühen heran.

Werke u.a.: Periferie (1925, dt. Peripherie).

Erinnerungen: Byli a bylo (1963). 

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Prag, Vysehrad Friedhof

Fanny Lewald eigentl. Fanny Markus

        

Deutsche Schriftstellerin; ältestes von neun Kindern eines jüdischen Kaufmanns und späteren Stadtrats; 1812 nahm sie im Gefolge des preußischen Toleranzedikts den Namen Lewald an. 1828, im Alter von 17 Jahren, trat sie auf Wunsch des Vaters zum Protestantismus über. Sie begleitete ihren Vater auf zahlreichen Geschäftsreisen durch das Reich, machte die Bekanntschaft Ludwig Börnes; im Hause ihres liberalen Onkels August Lewald in Breslau kam sie erstmals mit Fragen der Politik, Literatur und soziale Fragen in Berührung und lernte das kritische Gedankengut der Schriften des “Jungen Deutschland”, besonders dasjenige von Heinrich Heine, Ludwig Börne und Karl Gutzkow kennen. 1840 begann sie mit ihrer schriftstellerischen Arbeit; 1841 veröffentlichte ihr Onkel, Redakteur der Zeitschrift Europa, ohne Fannys Wissen erste Texte (Modernes Märchen, 1841). 1843 erschien - noch anonym - ihr erster Roman Clementine bei F.A. Brockhaus in Leipzig; sie hatte ihn unter dem Einfluß der Ideen von Rahel Varnhagen von Ense zur Frauenemanzipation geschrieben, die sie, als sie 20 Jahre alt war, noch kurz vor deren Tode in Berlin besucht hatte. Zugleich gab sie in dem Roman ihrer Ablehnung der konventionellen Ehe Ausdruck (sie selber hatte ihre Ausbildung an einer höheren Töchterschule auf Wunsch ihres Vaters abbrechen müssen, um sich mit Handarbeit und Klavierspiel auf einen künftigen Ehemann vorzubereiten). Der ebenfalls noch anonym erschienene Roman Jenny brachte ihr den literarischen Durchbruch und setzte sie zugleich in den Stand, von ihrer schriftstellerischen Arbeit leben zu können. 1845 ließ sie sich in Berlin nieder und machte die Bekanntschaft u.a. von Bettine von Arnim, Willibald Alexis, und sie lernte die Schriftstellerin Therese von Bacheracht (*1804, †1852) kennen, mit der sie später eine enge Freundschaft bis zu deren Tod verband. Auf ihrem ersten großen Auslandsaufenthalt 1845/46 in Rom lernte sie ihren späteren Mann kennen, den Gymnasiallehrer und Schriftsteller Adolf Stahr (*1805, †1876), den sie nach dessen Scheidung 1855 heiratete. Auf einer Reise nach Paris 1848 traf sie mit Heine persönlich zusammen und traf Georg Herwegh. Sie war von den revolutionären Ereignisse in Berlin beeindruckt, die sie aufmerksam verfolgte, nahm sogar mehrmals an Sitzungen der Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main teil. Umso enttäuschter reagierte sie auf das Scheitern der angestrebten Reformen, und an die Stelle der “Tendenzliteratur” ihn ihren Werken trat nun das Bestreben nach “wahrer Dichtung”. In den 1850er Jahren unternahm sie - zusammen mit ihrem Mann - zahlreiche Reise nach England, Frankreich und Italien. 1876 zog sie aus Rücksicht auf dessen Gesundheitszustand nach Wiesbaden. Fanny Lewald gilt als eine Vorkämpferin der Frauenemanzipation und eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des Vormärz.

Werke u.a.: Italienisches Bilderbuch (1847), Reisetagebuch aus England und Schottland (1852), Diogena (1847), Prinz Louis Ferdinand (1849), Das Mädchen von Hela (1860), Für und wider die Frauen (1870), Zwölf Bilder aus dem Leben (1888).

Autobiographie: Meine Lebensgeschichte (1861-62, 6 Bde., entstanden ab 1858)

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Wiesbaden, Alter Friedhof

Bilder: KN (30.10.2008)
Bilder: Hajo Rackel (11/2008)

Margret Antonie Boveri

 

 

Deutsche Publizistin und Schriftstellerin; Tochter des Biologen Theodor Boveri (*1862, †1915) und der US-amerikanischen Marcella Boveri, née O'Grady, ebenfalls Biologin; sie studierte Geschichte und Politikwissenschaft zunächst in ihrer Heimatstadt, dann in München und Berlin, wo sie 1933 promovierte. Von 1934 bis 1937 war sie außenpolitische Redakteurin beim Berliner Tageblatt und unternahm in dieser Eigenschaft zahlreiche Auslandsreisen durch Südosteuropa, Ägypten und den Sudan; ihre Eindrücke dokumentierte Boveri in mehreren Sachbüchern u.a. in Das Weltgeschehen am Mittelmeer (1936) oder Vom Minarett zum Bohrturm (1938). Nach einer kurzen Tätigkeit im außenpolitischen Ressort der Zeitschrift Atlantis, war sie von 1938 bis zu deren Verbot im Jahre 1943 Auslandskorrespondentin der Frankfurter Zeitung (FR), zunächst in Rom, später in Stockholm, New York und Lissabon; kurzzeitig an der Botschaft in Madrid, kehrte sie schließlich im März 1944 nach nochmaligem Aufenthalt in Lissabon nach Berlin zurück, wo sie die letzten Monate bis zum Kriegsende als freie Mitarbeiterin für die Zeitschrift Das Reich arbeitete. Auch nach dem Kriegsende arbeitete sie weiterhin als freie Publizistin, zunächst für die Badischen Zeitung, dann vorwiegend für den im Jahre 1947 gegründeten Merkur. Über ihre journalistische Arbeit während des Nationalsozialismus verfaßte Boveri ihr Buch Wir lügen alle. Eine Hauptstadtzeitung unter Hitler, das 1965 erschien. Außerdem veröffentlichte sie eine Reihe von Büchern zur Zeitgeschichte; ihr vierbändiges Werk Der Verrat im 20. Jahrhundert (1956-60) wurde zu einem Standardwerk in der Auseinandersetzung mit dem Kalten Krieg, der Auseinandersetzung zwischen dem Westen und dem Ostblock.

Werke u.a.: Wir lügen alle (1965), Tage des Überlebens (1968), Die Deutschen und der Status quo (1974).

Autobiographie: Verzweigungen (posthum herausgegeben 1977).

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Bamberg, Hauptfriedhof

Ruth Schaumann

 

Deutsche Schriftstellerin, Bildhauerin und Grafikerin; wuchs im damals zum Deutschen Reich gehörenden elsässischen Hagenau auf, wo ihr Vater, ein preußischer Offizier, stationiert war; im Alter von sechs Jahren verlor sie aufgrund einer schweren Scharlacherkrankung das Hörvermögen, erhielt zusammen mit zwei ebenfalls gehörlosen Kindern eines Hamburger Großkaufmanns privaten Unterricht und erlernte das Lippenlesen. Erste Gedichte entstanden in München, wohin sie 1917 gezogen war, um Modezeichnerin zu werden. Anfang 1918 wurde sie an der Münchner Kunstgewerbeschule aufgenommen und 1921 zur Meisterschülerin der Bildhauerklasse ernannt. Neben ihrer bildnerischen Arbeit verfaßte Schaumann, die zum Katholizismus konvertiert war, Lyrik, Erzählungen sowie Romane von intensiver Frömmigkeit und romantischem Formempfinden. Ihre Bücher erschienen zum Teil mit eigenen Illustrationen. Eine besondere Meisterschaft entwickelte sie in der Kunst des Scherenschnitts.

Werke u.a.: Der Major (1935), Die Uhr (1946), Die Karlsbader Hochzeit (1953), Akazienblüte (1960).

Autobiographien: Amei. Eine Kindheit (1932), Das Arsenal (1968).

Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1959), Bayerischer Verdienstorden (1964).

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München, Neuhausener Friedhof

Bilder: Marco Zerjav (11/2008)

Miklós Radnóti eigentl. Miklós Glatter

Ungarischer Lyriker; Sohn eines jüdischen Handlungsreisenden, der verstarb als Glatter - er nahm den Namen Radnóti nach dem Geburtsort seines Vaters erst Ende der 1930er Jahre an - 12 Jahre alt war und daher bei Verwandten aufwuchs. Von seinem Onkel ermutigt, machte er nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung und nahm eine Stelle in dessen Großhandelsunternehmen an. Erste Gedichte veröffentlichte er 1928 in einer gemeinsam mit Freunden gegründeten Literaturzeitschrift. 1931 begann er ein Studium der ungarischen und französischen Literatur an der Universität von Szeged. Im gleichen Jahr erschien sein Buch Újmódi pásztorok éneke (Gesang moderner Schafe), das jedoch wegen angeblichen obszönen Inhalts von der Staatsanwaltschaft eingezogen wurde. Nach einigen Monaten in Paris kehrte er nach Ungarn zurück, beendete sein Studium und arbeitete - nachdem er keine Anstellung als Lehrer für ungarische Literatur hatte finden können - als Übersetzter und Privatlehrer. 1937 unternahm er eine weitere Reise nach Frankreich. Dort knüpfte Radnóti, der bereits seit Anfang der 1930er Jahren Mitglied der Ungarischen Kommunistischen Partei war, Kontakte zu links gerichteten Parteien. 1943 konvertierte er zum katholischen Glauben, was jedoch nicht verhinderte, daß er zum Arbeitsdienst eiungezogen wurde. Im Mai 1944 wurde er schließlich an der ukrainischen Front eingesetzt und wurde später in Serbien interniert. Während dieser Zeit verfaßte er zahlreiche Gedichte. Als Titos Truppen sich näherten, wurde er gemeinsam mit mehreren Tausend jüdischen Zwangsarbeitern in Gewaltmärschen quer durch Ungarn zur österreichischen Grenze getrieben. Erschöpft von den Gewaltmärschen wurden er und 21 seiner Mitgefangenen nahe der österreichischen Grenze erschossen und in einem Massengrab verscharrt. 1946 wurden die sterblichen Überreste entdeckt, exhumiert und überführt. Bei der Exhumierung wurden seine letzten Gedichte gefunden, die in der Sammlung Tajtékos ég (Himmel mit Wolken) posthum 1948 veröffentlicht wurden.

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Bild: Dr. József Varga (03/2004)

Budapest, Kerepesi Temetö

Juan Ramón Jiménez Mantecón

Spanischer Lyriker; der Sohn eines Weinhändlers wurde in Cadíz im Jesuitenkolleg von Puerto de Santa María erzogen, und begann an der Universität von Sevilla auf Wunsch seines Vaters ein Studium der Rechtswissenschaften, das er jedoch nicht zu Ende führte. 1900, in dem Jahr, in dem er nach Madrid übersiedelte, veröffentlichte er seine ersten beiden Werke. Dort gelang ihm der literarische Durchbruch mit Arias tristes (1901). In Madrid lernte er den nicaraguanischen Dichter Rubén Darío, Hauptvertreter des Modernismo in der spanischen Dichtung, kennen, der erinen großen Einfluß auf Jiménez Frühwerk ausübte. Als er durch den Verlust des väterlichen Erbes in ernste finanzielle Bedrängnis geriet, übersiedelte er 1905 in seine Geburtsstadt, 1911 kehrte er nach Madrid zurück. Während des Spanischen Bürgerkrieges hielt er sich v.a. in Amerika auf, wo er, v.a. in Kuba, triumphale literarische Erfolge feierte. Seit 1951 lebte er in Puerto Rico, wo er als Gastdozent Literaturvorlesungen hielt. Jiménez war zunächst Vertreter des Modernismus; als Lyriker und Zeitschriftenherausgeber war er von großem Einfluß auf die neuere spanische und lateinamerikanische Dichtung. Eines seiner bedeutendsten Werke ist die Elegie Platero y yo (1917, dt. Platero und ich).

Werke u.a.: Animal de fondo (1949, dt. Wesen der Tiefe), Baladas de primavera (1910), Diario de un poeta recién casado (1917, dt. Tagebuch eines jungverheirateten Dichters), Sonetos espirituales (1917, dt. Geistliche Sonette).

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Literatur (1956).

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Bilder: Helmut Betzen (05/2007)

Moguer (Andalusien), Cementerio de Jesús

Willy Seidel

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Arztes; jüngerer Bruder von Ina Seidel; studierte an den Universitäten in Freiburg im Breisgau, Jena, Marburg und München Biologie und Zoologie, wechselte jedoch nach fünf Semestern zur Germanistik. 1911 promovierte er in München zum Dr.phil. 1913 ermöglichte Anton Kippenberg, Verleger des renommierten Insel Verlags, dem 26-Jährigen eine Reise nach Ägypten, nachdem er dessen 1912 unter dem Titel Der Garten des Schuchan erschienenen Erzählungen gelesen hatte. Seidel verarbeitete seinem Land am Nil gewonnenen Eindrücke in seinem bei Kippenberg 1914 im Insel Verlag publizierten Roman Der Sang der Sakije. Auf diesen Roman aufmerksam geworden, beauftragte das Auswärtige Amt den 27-jährigen Seidel noch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Länder zu bereisen, die dem Amt in Hinblick auf die deutsche Kolonialpolitik interessant zu sein schienen. So besuchte Seidel Länder, die im Pazifik liegen. Als er sich in Samoa, einer deutschen Kolonie, befand, wurde er vom Ausbruch des Krieges überrascht; der Internierung durch die Briten konnte er sich nur durch die Flucht in die zu jener Zeit noch neutralen Vereinigten Staaten entziehen, wo er bis zum Ende es Krieges lebte. Im Juni 1915 heiratete er in New York eine britische Staatsbürgerin, die er bereits während iin München kennengelernt hatte, wo sie Musik studiert hatte. 1919 konnte er endlich wieder nach Deutschland zurückkehren. 1923 ließ er sich von seiner Frau scheiden und heiratete ein Jahr später erneut. 1925 reiste er noch einmal in die Südsee; diese Studienreise nach Java hatte ihm der Ullstein Verlag ermöglicht. Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch im Jahre 1931 erschienen keine weiteren Werke Seidels.

In den Werken Willy Seidels, zwischen 1910 und 1930 Vertreter der Phantastik innerhalb der deutschen Literatur, fanden seine Erkenntnisse aus den Reisen Eingang: So beschreibt er in ihnen die Auswirkungen der westlichen Zivilisation und des kolonialistischen Verhaltens auf die traditionellen Kulturen der besuchten Länder. Seine späteren Werke zeichnen sich zum Teil durch einen Hang zu groteskem Humor aus.

Werke u.a.: Absalom (1911), Der Buschhahn (1921), Das älteste Ding der Welt (1923), Schattenpuppen (1927), Larven (1929), Jossa und die Junggesellen (1930), Die Himmel der Farbigen (1930)..

Auszeichnungen u.a.: Dichterpreis der Stadt München (1929)

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Bilder: Matthias Bauer (05/2008)

München, Nordfriedhof

Agnes Sapper née Brater

 

 

Deutsche Kinderbuchautorin; Tochter des Juristen, Politikers und Gründers der Süddeutschen Zeitung Karl Brater; 1875 heiratete sie den späteren Gerichtsnotar Eduard Sapper; von ihren drei Söhnen starben zwei bereits im Kleinkindalter; später wurden in Neckartailfingen, wohin die Familie 1882 gezogen war, noch zwei Töchter geboren. 1888 zog sie nach Esslingen, drei Jahre später nach Calw und schließlich 1898 nach dem Tod ihres Mannes nach Würzburg, wo sie die letzten 25 Jahre ihres Lebens iverbrachte und die meisten ihrer Bücher verfaßte.

Ihre Karriere als Schriftstellerin begann mit der Erzählung In Wasserfluten, die sie 1882 anläßlich eines Preisausschreibens bei der Zeitschrift Immergrün eingereicht hatte. Danach stellte sich sehr bald ein großer Erfolg ein. Allein von ihrem bekanntesten Werk, der Geschichte einer Musikerfamilie mit sieben Kindern, das 1917 unter dem Titel Die Familie Pfäffling erschien, wurden rund 900.000 Exemplare verkauft. 2002 legte der Würzburger Arena Verlag den Titel neu auf. Er kam bis heute auf zahlreiche Übersetzungen, darunter ins Japanische Sappers Gesamtauflage wurde um 1980 auf zwei Millionen geschätzt. Das Werk, in dem sie sich gegen die Erziehungsmethoden ihrer eigenen Zeit wandte, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter auch in das Japanische. Sappers Gesamtauflage wurde um 1980 auf zwei Millionen geschätzt. So zählt Agnes Sapper neben Johanna Spyri und Ottilie Wildermuth zu den erfolgreichsten und meistgelesenen deutschsprachigen Jugendbuchautorinnen des frühen 20. Jahrhunderts.

Werke u.a.: Das erste Schuljahr (1894), Gretchen Reinwalds letztes Schuljahr (1901), Werden und Wachsen (1910),Kriegsbüchlein für unsere Kinder (1914), Lili: Erzählung aus dem Leben eines mutterlosen Kindes (1924).

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Bilder: Hajo Rackel (08/2014)

Würzburg, Hauptfriedhof

Klabund eigentl. Alfred Henschke

Bundesarchiv Bild 102-06394

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Apothekers; erkrankte bereits im Alter von 16 Jahre an Tuberkulose, so daß er sich immer wieder in ärztliche Behandlung begeben und Sanatorien aufsuchen mußte; seine Erfahrungen schlugen sich in seiner Erzählung Die Krankheit (1917) nieder. Er studierte nach dem humanistischen Abitur in Frankfurt (Oder) zunächst Chemie und Pharmazie in München, wechselte dann aber zur Philosophie, Philologie und den Theaterwissenschaften in München, Berlin und Lausanne. 1912 aber gab er das Studium auf und wandte sich dem Schreiben zu. 1913 erschien unter dem Titel Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern! ein erster Gedichtband. Im selben Jahr veröffentlichte er in der von Alfred Kerr herausgegebenen Zeitschrift PAN, sowie in den Zeitschriften Jugend und Simplicissimus, und ab 1914 war er Mitarbeiter der Zeitschrift Die Schaubühne (später Die Weltbühne). Wegen seiner gesellschaftskritischen, auch erotischen und blasphemischen Thematik eckte Klabund, dessen Pseudonym sich aus den Silben “Kla” und “bund” aus den Vokabeln Klabautermann und Vagabund zusammensetzt, immer wieder an und wurde häufig mit Prozessen überzogen. Wie viele seiner Altersgenossen aus dem Bürgertum begrüßte auch er den Ersten Weltkrieg zunächst und verfaßte passende patriotische Soldatenlieder; selber eingezogen wurde er aufgrund seiner Erkrankung an Tuberkulose jedoch nicht. Er begann, sich mit fernöstlicher Literatur zu befassen und schuf Nachdichtungen in dieser Art, so z.B. 1921 Das Blumenschiff. Besonders erfolgreich war sein chinesisches Märchenspiel Der Kreidekreis (1925); der Kreidekreis diente Bertolt Brecht später als Vorlage für sein 1948 uraufgeführtes Theaterstück Der kaukasische Kreidekreis. Klabund schuf neben seinen Gedichtbänden und den fernöstlich beeinflußten Werken auch Romane. um historische Persönlichkeiten auch eine Deutsche Literaturgeschichte in einer Stunde (1920).

Verheiratet war Klabund seit 1925 bis zu seinem Tode mit der zehn Jahre jüngeren Schauspielerin Carola Neher, seiner zweiten Frau, die er in München kennen gelernt hatte und der er nach Breslau, wo sie ein Engagement hatte, gefolgt war. Bei der Uraufführung des Kreidekreises im Meißen im Jahre 1924 feierte sie ihren ersten Triumph. Carola Neher - im Exil in Moskau während des von Stalin angezettelten “Großen Terrors” denunziert von Gustav von Wangenheim - starb 1942 in einem Gulag im sowjetischen Sol-Ilezk an Typhus.

Werke u.a.: Moreau (1916), Die Himmelsleiter (1917), Mohammed (1917), Bracke (1918), Der himmlische Vagant (1919), Dreiklang (1920), Franziskus (1921), Die Harfenjule (1927), Lucrezia Borgia (1928), Rasputin (posthum, 1929).Der Rubin. Roman eines jungen Mannes (posthum, 1929).

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grabstaette nicht mehr

Crossen a.d. Oder (heute Krosno Odrzańskie, Polen)

© Bildarchiv Foto Marburg / www.fotomarburg.de

klabund_gb

Hinweis: Der Bergfriedhof, auf dem Klabund beigesetzt wurde, wurde in den den 1970er Jahren eingeebnet und damit auch die Grabstätte. Auf dem Gelände des Bergfriedhofs befindet sich heute der Park Tysiaclecia.

Schriftsteller CXXI

Omnibus salutem!