Friedrich Moritz Hill

 

Deutscher Gehörlosenlehrer; wird als der Reformator der Gehörlosenbildung um die Mitte des 19.Jahrhunderts bezeichnet. Als er nach Weißenfels an die dortige Seminartaubstummenanstalt versetzt wurde, setzte er Erkenntnisse aus der Sprachphilosophie Humboldts und Sprachlehre Karl Ferdinand Beckers, daß der Schüler weniger durch Regeln als durch Hören und Sprechen zur Sprache kommt und Vorstellung eines "naturgemäß geordneten Unterrichtsganges", um, was zu einer Auflockerung des formalistischen Grammatikunterrichts führte. Hill wollte die Sprache in den gehörlosen Menschen so entwickelt wissen, "wie sie das Leben in dem vollsinnigen Kind erzeugt." Zwar sei zu Beginn der Unterrichtung Gebärdensprache notwendig, doch solle möglichst bald die Lautsprache geübt und verwendet werden.

Werke u.a.: Leitfaden für den Unterricht der Taubstummen (1850).

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Bilder: Martina Schulz

Weißenfels, Friedhof III.

Bild: Günter Strack

Conrad Fiedler

 

Deutscher Kunsttheoretiker und Mäzen; Sohn eines Fabrikanten und Rittergutsbesitzers, verbrachte seine Kindheit auf dem väterlichen Gut in Crostewitz bei Leipzig. Nach dem Besuch der Fürstenschule St. Afra in Meißen studierte er Jura in Heidelberg, Berlin und Leipzig, gab aber den wenig geliebten Juristenberuf auf, um seiner Neigung zur Philosophie und zu den Künsten nachzugehen; unternahm zahlreiche Bildungsreisen durch Europa, den Vorderen Orient und Ägypten, lernte in Rom im Winter 1866/67 den Maler Hans von Marées, den er förderte, und den Bildhauer Adolf von Hildebrand kennen, mit beiden verband ihn eine intellektuell anregende Freundschaft. U.a. kaufte er Werke anderer bis dahin noch wenig beachteter Maler wie Hans Thoma, Arnold Böcklin und Anselm Feuerbach. Ab 1880 lebte er in München, wo er u.a. mit der Familie Wagner, Clara Schumann, Anton Bruckner, der Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin, der Physiker Hermann von Helmholtz verkehrte. Fiedler wurde nach seinem Tod 1895 auf dem väterlichen Gut begraben. Als das Dorf 1968 dem Braunkohlentagebau weichen mußte, wurde das Familiengrab auf den Südfriedhof überführt. Fiedler war ein bedeutender Kunsttheoretiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts, trug wesentlich dazu bei, die Kunstgeschichte als selbstständige Disziplin auszubilden.

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Leipzig, Südfriedhof

Hinweis: Das Kruzifix wurde vom urspr. Begräbnisplatz übernommen

Julie Schumann

               

 

Dritte Tochter von Robert und Clara Schumann; die nach allgemeiner Ansicht weitaus hübscheste der Schumannschen Töchter; hielt sich aufgrund ihrer fragilen Gesundheit überwiegend bei Freunden ihrer Mutter im Süden auf. Dort lernte sich auch ihren späteren Ehemann, den aus Turin stammenden Grafen Vittorio Amadeo Radicati di Marmorito kennen, den sie 1869 in Lichtenthal bei Baden-Baden, dem damaligen Wohnort ihrer Mutter, heiratete. An der Hochzeit nahm Johannes Brahms, der der Familie freundschaftlich verbunden war, als Trauzeuge teil. Brahms, der schon in ihre Mutter verliebt gewesen war, war ein wenig betrübt, weil er die Braut sehr verehrte. Julie starb drei Jahre nach ihrer Hochzeit bei der Geburt ihres dritten Kindes in ihrem 27. Lebensjahr.

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Bilder: Herbert Herterich(09/2012)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Christiane Friederike Wilhelmine “Minna” bzw. “Minchen” Herzlieb

Gartenlaube 1887           pinxit Louise Seidler (1812)

 

Tochter des Superintendent und Pastors in Züllichau; die Vollwaise wuchs ab 1798 als Ziehtochter im Hause des Jenaer Buchhändlers und Verlegers Carl Friedrich Ernst Frommann, der mit ihrem Vater befreundet war, gemeinsam mit den Fromannschen Kindern und wie sein eigenes erzogen, auf, wo Johann Wolfgang Goethes sie bereits in ihren Kinderjahren kennenlernte. Später - als 18-Jährige - weckte sie seine Aufmerksamkeit, und der 58-Jährige verliebte sich in sie und bekundete seine Liebe in einigen seiner Sonette:

 Als kleines art'ges Kind nach Feld und Auen
Sprangst du mit mir so manchen Frühlingsmorgen.
"Für solch ein Töchterchen mit holden Sorgen
Möcht' ich als Vater segnend Häuser bauen!"

 Und als du anfingst in die Welt zu schauen
War deine Freude häusliches Besorgen.
"Solch eine Schwester! Und ich wär' geborgen:
Wie könnt' ich ihr, ach! Wie sie mir vertrauen!"

 Nun kann den schönen Wachstum nichts beschränken;
Ich fühl' im Herzen heißes Liebetoben.
Umfass' ich sie, die Schmerzen zu beschwicht'gen?

 Doch ach! Nun muss ich dich als Fürstin denken:
Du stehst so schroff vor mir empor gehoben;
Ich beuge mich vor deinem Blick, dem flücht'gen.

[Sonett 5]

 Von Teilen der Goetheforschung wird sie auch als Vorbild für die Ottilie in seinem RomanWahlverwandtschaften angesehen. 1821 heiratete sie in Jena den Juristen Karl Wilhelm Walch; die Ehe verlief unglücklich und blieb kinderlos. Aufgrund der seelischen Belastungen verfiel sie in geistige Umnachtung, wurde in eine Görlitzer Heilanstalt eingeliefert, wo sie verstarb..

Inschrift: Göthe’s Liebe verklärte Dir einst die glückliche Jugend: Göthe-Liebe, sie schmückt Dir das erlösende Grab.

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Bilder: Thomas Haas (10/2012)

Görlitz, Städtischer Friedhof

Konrad Paul Kujau

 

Deutscher Maler, Kunstfälscher und Aktionskünstler; verbrachte seine Kindheit bis 1951 in einem Waisenhaus, nachdem die Familienmitglieder, die sich im Februar in Dresden aufgehalten hatten, nach den dortigen schweren Luftangriffen der Engländer sich aus den Augen verloren hatte. Kujau, der schon während seiner Schulzeit gerne zeichnete, arbeitete später als Karikaturist für verschiedenen Zeitungen der DDR, u.a. für die Sächsische Zeitung, die Jungen Welt, die Zeitschrift Frösi oder das Satiremagazin Eulenspiegel. 1957 floh er nach dem Abitur aus der DDR zunächst nach Westberlin und begann im Folgejahr ein Studium an der Kunstakademie Stuttgart, brach das Studium allerdings 1961 ab, ließ sich in Bietigheim-Bissingen nieder und arbeitete als freischaffender Künstler. Bekannt wurde Konrad Kujau durch einen großen Presseskandal im Jahre 1983 in der Bundesrepublik, nachdem das MagazinStern für 9,3 Millionen D-Mark (ca. 4,6 Millionen Euro) 62 angeblich echte Tagebücher Hitlers erworben hatte, nachdem der Stern-Reporter Gerd Heidemann über den Kontakt zu einem Militariahändler an Konrad Kuhau geriet, der behauptete, die angeblichen Tagebücher in Besitz zu haben. Nach der Herkunft der Tagebücher befragt, erklärte Kujau, sie seien in einem Ende des Krieges abgestützten Transportflugzeugs aufgefunden worden. Am 25.4.1983 wurde die Tagebücher unter großer Medienbeteiligung auf einer im Verlagshaus einberufenen internationalen Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt, und am 28. April begann das Magazin die Tagebücher als Sensation zu veröffentlichen, bis sie sich Anfang Mai als plumpe Fälschungen herausstellten und als Fälscher der Hitler-Tagebücher entlarvt wurde. Für diesen Betrug saß Kujau, der vor Gericht ein umfängliches Geständnis ablegte, drei Jahre im Gefängnis. Auch nach Abbüßung seiner Haftstrafe war Kujau immer wieder im Fokus der Medien und wußte sich in Szene zu setzen. So gab er im Fall Barschel für den Spiegel-TV als Fälschungsexperte, kandidierte 1994 bei den Wahlen zum Bundestag für die Autofahrerpartei oder stellte sich 1996 in Stuttgart als Oberbürgermeister-Kandidat zur Wahl. Außerdem verkaufte er in einem eigens gegründeten Atelier “original Kujau-Fälschungen“ - jetzt ganz legal.

1992 entstand unter der Regie von Helmut Dietl mit Götz George und Uwe Ochsenknecht in den Hauptrollen der Film Schtonk!, der satirisch mit dem Vorgang beschäftigte.

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Bilder: Thomas Haas (10/2012)

Löbau, Evangelischer Friedhof

Paul Lafargue

1871            

 

Französischer Sozialist und Arzt; Sohn eines kreolischen Weinhändlers und Eigentümers einer Kaffeeplantage; kam 1851 mit seinen Eltern nach Frankreich, wo er eine Schule in Bordeaux besuchte und an der Medizinischen Fakultät der Sorbonne in Paris Medizin studierte. Durch seine Bekanntschaft mit Pierre-Joseph Proudhon, kam er mit den Ideen des Sozialismus in Berührung. Aufgrund seiner Laura MarxTeilnahme am Internationalen Studentenkongreß in Lüttich wurde ihm 1865 der Zugang zu allen französischen Universität versperrt, so daß er nach London ging, um dort seine Ausbildung fortzusetzen. Dort war er ein häufiger Gast im Hause von Karl Marx, wo er dessen Tochter Laura (*1845, †1911) kennenlernte, die er 1868 heiratete. Nach seine Rückkehr nach Frankreich wurde er Mitglied der I. Internationalen, 1866 in deren Nationalrat gewählt wurde und vertrat 1868 Spanien. 1871 nahm er am Aufstand der Pariser Kommune teil. Nach dessen Niederschlagung floh er nach Spanien, wo er sich in Madrid niederließ. Dort stand er in Opposition zu dem dort vorherrschten Anarchismus, dem sich - anders als in den meisten anderen europäischen Staaten - die Revolutionäre Spaniens zugewandt hatte. Zurück in Frankreich attackierte Lafargue in zahlreichen Artikeln die Tendenzen des Bakunismus, die auch unter der französischen Arbeiterschaft zahlreiche Anhänger hatte. Diese politischen Artikel begründeten Lafargues Karriere als politischen Journalist. Zwischen 1873 und 1882 lebte er wieder in London, setzte aber seine medizinische Ausbildung nicht fort; vielmehr eröffnete er eine Photolithographische Werkstatt, die jedoch so schlecht lief, daß er immer wieder gezwungen war, sich Geld von Friedrich Engels zu leihen. Mit dessen Unterstützung gelang es ihm, wieder in Kontakt mit der französischen Arbeiterbewegung zu kommen. Ab 1880 war er als Herausgeber der Zeitschrift L'Egalité tätig und publizierte ihn ihr den ersten Entwurf seiner Schrift Le Droit à la paresse (dt. Das Recht auf Faulheit), in der er die bürgerliche Arbeitsmoral und den zeitgenössisch-ideologischen Begriff der Arbeit, sowie die Folgen der Überproduktion kritisierte. 1882 arbeitete er für eine kurze Zeit für eine Versicherungsgesellschaft, so daß es ihm mittels des verdienten Geldes nach Frankreich zurückzukehren, wo es ihm wieder gelang, Teil der französischen sozialistischen Bewegung zu werden. Gemeinsam mit Jules Guesde und Gabriel Deville war er maßgeblich an der Organisation der neugegründeten Parti Ouvrier Français (POF) beteiligt, die ihn bald in Konflikt mit anderen linksorientierten Bewegungen - dem Anarchismus, den Jacobins und den Blaquisten - brachte. Nichtsdestotrotz fuhr er unbeirrt fort, den “reinen” Marxismus gegen jegliche reformistische Tendenzen zu verteidigen. So widerstand er auch dem Angebot, Mitglied einer von Jean Jaurès geführten “bourgeoisen” Regierung zu werden. 1908, als nach einem Kongreß in Toulouse die unterschiedlichen Tendenzen der sozalistischen Bewegung in eine einzige Partei zusammengeführt wurden, wandte er sich kämpferisch gegen den von Jaurès verteidigten sozialdemokratischen Reformismus. In seinen letzten Jahre zog er sichnach und nach aus dem politischen Leben zurück. Er ließ sich in Draveil nieder und verfaßte nur noch wenige Artikel oder Essays, hatte aber Kontakt zu einigen der bedeutenden Sozialisten wie Karl Kautsky, Karl Liebknecht oder Lenin.

Paul Lafargue und Laura nahmen sich 1911 gemeinsam ihr Leben1. Der Suizid überraschte - und empörte zugleich - sowohl die französischen als auch die europäischen Sozialisten anderer Staaten. An der Beisetzung, bei der Lenin im Namen der russischen Sozialdemokratie eine Grabrede hielt, nahmen 15.000 Menschen teil.

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1 “Sain de corps et d'esprit, je me tue avant que l'impitoyable vieillesse qui m'enlève un à un les plaisirs et les joies de l'existence et qui me dépouille de mes forces physiques et intellectuelles ne paralyse mon énergie, ne brise ma volonté et ne fasse de moi une charge à moi et aux autres“. [dt. “Gesund an Körper und Geist, töte ich mich selbst, bevor das unerbittliche Alter, das mir eine nach der anderen alle Vergnügungen und Freuden des Daseins genommen und mich meiner körperlichen und geistigen Kräfte beraubt hat, meine Energie lähmt, meinen Willen bricht und mich für mich und andere zur Last werden lässt.“].

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Bilder: Pierre-Yves Beaudouin (04/2012) Wikipedia.fr

Paris, Cimetière du Père Lachaise

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Anna Maria Liszt  née Lager

 

Mutter des Komponisten Franz Liszt; Tochter eines Bäckers; als sie acht Jahre alt war, starben ihr Vater und ihre Mutter kurz nacheinander. Später arbeitete sie als Zimmermädchen zunächst in Wien, dann in Mattersdorf, einer Gemeinde im Burgenland, wo ihr Bruder Franz lebte. 1810 lernte sie den 34 Jahre alten, beim Fürsten Esterházy angestellten ungarischen Beamten Adam List (Liszt) kennen, und die Beiden heirateten am 11.1.1811 in der Gemeinde Unterfrauzenhai im Burgenland. Am 22.10. des selben Jahres wurde Franz, ihr einziges Kind, geboren. Die Familie zog zu ihrer Schwester nach Graz; von dort ging Anna am 8.5.1822 mit ihrem Mann und ihrem Sohn, dem Carl Czerny Klavierunterricht erteilen sollte, nach Wien. Am 20.9.1823 verließ die Familie Liszt Wien, um nach Paris zu reisen, wo Franz - ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben des Fürsten Metternich - am Konservatorium studieren sollte. Von Paris aus unternahm der Vater mit seinem Sohn, den er frühzeitig musikalisch gefördert hatte, als “Wunderknaben” Konzertreisen durch Europa. Auf einer dieser Reisen erkrankte er in England und begab sich - begleitet von seinem Sohn - zu einem Erholungsaufenthalt nach Boulogne-sur-Mer. Dort verstarb der Vater am 28.8.1827 im Alter von nur 50 Jahren. Anna Liszt zog nach dem Tode ihres Mannes mit ihrem Sohn 1827 nach Paris, wo sie eine kleine Wohnung bewohnten.

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Bilder: Herbert Herterich (05/2013)

Paris, Cimetière du Montparnasse

Adam List (Liszt)

 

 

Ungarischer Verwaltungsbeamter; zweites Kind von Juraj (György) List und Barbara Slezák; Vater von Franz Liszt; trat - dem Wunsche seiner Mutter folgend - nach Absolvierung des katholischen Gymnasiums in Preßburg (heute Bratislava) als Novize im September 1795 in Malacka (heute Malacky, Slowakei) in ein Kloster des Franziskanerordens ein. Bereits nach zwei Jahren mußte er das Kloster wegen seiner unbeständigen Natur verlassen und immatrikulierte sich daraufhin an der Universität von Preßburg als Student der Philosophie, mußte das Studium jedoch abbrechen, da er nicht über ausreichend finanziellen Mittel verfügte, die ihm die Fortsetzung des Studiums gestattet hätten. Zum 1.1.1798 gelang es ihm, eine Anstellung als Angestellter des Gutshofes in Forchtenau (heute Forchtenstein), das zu den Besitztümern des Fürsten Esterházy gehörte, zu erlangen. 1805 ließ er sich auf eigenen Wunsch nach Eisenstadt versetzt, wo er am Gericht tätig war. Dort spielte Liszt, der schon als Jugendlicher ein reges Interesse an der Musik gezeigt und Klavier und Cello gespielt hatte, gelegentlich als zweiter Cellist im Orchester, das zu jener Zeit unter der Leitung von Johann Nepomuk Hummel stand und im Eszterházy-Sommer-Orchester unter der Leitung von Joseph Haydn, aber auch unter Luigi Cherubini und Ludwig van Beethoven, der hier am 13.9.1807 die Uraufführung der Messe in C-Dur dirigierte. In Herbst 1808 übersiedelte er in das burgenländische Dorf Raiding, als dort die Stelle eines Rechnungsführer in einem Schäferei-Großbetrieb wiederzubesetzen war. Dort lernte er 1810 Anna Lager kennen, die er am 11.1.1811 in der Gemeinde Unterfrauenhaid heiratete; am 22. Oktober des selben Jahres wurde Franz, ihr einziges Kind, geboren. Als Adam Liszt das besondere musikalische Talent seines Sohnes erkannte, förderte er ihn, indem er ihm zunächst selber Unterricht erteilte, so daß der erst 9-Jährige im Oktober 1820 mit dem Vortrag eines Klavierkonzerts in Es-Dur von Ferdinand Ries und einer eigenen Improvisation erstmals in der Öffentlichkeit auftreten konnte. In Wien und ab 1823 in Paris setzte er die Ausbildung seines Sohnes, der schon als “Wunderkind” und in Paris anerkennend als “petit Liz” bezeichnet wurde, fort. In den Jahren 1824 bis 1827 folgten zahlreiche Konzertreisen mit Franz durch westeuropäische Hauptstädte, aber auch durch die Schweiz und die französische Provinz. Während einer Konzertreise in England erkrankte Adam Liszt und begab sich - begleitet von seinem Sohn - zu einem Erholungsaufenthalt nach Boulogne-sur-Mer. Dort verstarb er am 28.8.1827 im Alter von nur 50 Jahren. 

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Bilder: dama21 (08/2008) Wikipedia.org

Boulogne-sur-Mer, Cimetière comunal

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Wilhelm Uhde

pinxit Helmut Kolle (~1930, Ausschnitt) no_copyright

 

Deutscher Kunsthändler und Galerist; studierte u.a. in München, Berlin und in Lausanne zunächst Rechtswissenschaften. 1899 reiste er erstmals nach Italien. Insbesondere in Florenz erwachte sein Interesse für die Kunst und deren Geschichte, und verfaßte bereits dort seinen ersten Roman und ästhetische Essays. 1904 ließ er sich in Paris nieder, wo er eine wichtige Rolle in der französischen Kunst zu Anfang des 20. Jahrhunderts spielte, indem er Werke damals noch unbekannter Künstler wie Pablo Picasso und Georges Braque erwarb und sie der Öffentlichkeit in seiner Galerie, die er am Montmartre eröffnete, zugänglich machte. Ab 1908 organisierte er Ausstellungen der Impressionisten und Kubisten. Er trug auch zum Bekanntwerden der naiven Malerei bei, insbesondere der Werke Henri Rousseaus, indem er für ihn 1909 eine erste Einzelausstellung organisierte und 1911 eine Monographie über ihn herausgab. 1912 zog er in der nördlich von Paris gelegenen kleinen Stadt Senlis , wo er die Werke der Malerin Séraphine de Senlis, die ihren Lebensunterhalt als Putzfrau verdiente, entdeckte und sie in Paris bekannt machte. Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde seine Sammlung, die u.a. die 12 Gemälde von Picasso und 20 von Braque umfaßte, vom französischen Staat konfisziert und später versteigert, und als feindlicher Ausländer mußte er das Land verlassen. Erst zehn Jahre später, 1924, kehrte er nach Frankreich zurück, nachdem ihm das Leben in der Weimarer Republik unerträglich geworden war, und nahm - ab in Chantilly lebend - seine Sammeltätigkeit wieder auf und organisiert weiterhin Ausstellungen, u.a. 1929 eine solche unter dem Titel Les Peintres du Cœur sacré, eine andere unter dem Titel Les Primitifs modernes. Während der Zeit des Nationalsozialismus und der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht lebte er - jetzt staatenlos, da die Deutschen ihn als “entartet” ausgebürgert hatte - in Südfrankreich.

Verheiratet war Wilhelm Uhde seit 1908 in einer kurzen Ehe mit der aus Sankt Petersburg stammenden Sonia Terk. Nach der Scheidung heiratete sie den Maler Robert Delaunay. Uhde selber lernte 1917 den Maler Helmut Kolle kennen, der sein Lebenspartner wurde.

Inschrift: Vivens frago (Lebend brenne ich)

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Bild: Herbert Herterich (04/2013)

Paris: Cimetière du Montparnasse

Helen Hessel née Grund

 

 

Deutsche Modejournalistin; die Schülerin von Käthe Kollwitz kam 1912 als Studentin der Malerei nach Paris. Als sie dort den Schriftsteller Franz Hessel kennenlernte, war dieser bereits mit dem französischen Autor Henri-Pierre Roché (*1879, †1959), den er 1906 kennengelernt hatte, eng befreundet. Helen heiratete 1913 Franz Hessel, entwickelte aber in der offen geführten Ehe eine leidenschaftliche sexuelle Beziehung zu dem sechs Jahre älteren Roché, die im August 1920 im bayrischen Hohenschäftlarn ihren Anfang nahm, wo Franz Hessel mit seiner Frau und seinen Söhnen, von denen der jüngere Stéphane Hessel, war, der im Jahre 2010 durch beiden Essays Empört euch! und Engagiert euch! weltweit bekannt wurde, in einem gemieteten Haus den Sommer verbrachte und Roché sie besuchte. 1921 ließ sie sich von ihrem Mann scheiden, heiratete ihn aber im Folgejahr erneut. Roché schrieb über diese Dreiecksbeziehung einen Roman, der 1953 unter dem Titel Jules und Jim erschien. Nach der Vorlage dieses Romans drehte François Truffaut mit Jeanne Moreau und Oskar Werner in den Hauptrollen 1962 den Film Jules et Jim (dt. Jules und Jim).

Bis in die späten 1930er Jahre war Helen Kessel als Korrespondentin für die Modeseiten der Frankfurter Zeitung in Paris tätig. Nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht ging sie in den Untergrund. und war Widerstandskämpferin. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog sie zu ihrem Sohn Stéphane nach New York und lebte anschließend an verschiedenen Orten in den Vereinigten Staaten, verbrachte aber ihre letzten Lebensjahre in Paris. Anfang der 1960er Jahre war sie die erste deutsche Übersetzerin von Wladimir Nabokows Lolita.

In den 1990er Jahren wurden die Tagebücher von Franz und Helen Hessel , nach deren Tod, gefunden und veröffentlicht.

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Bilder: Herbert Herterich (04/2013)

Paris: Cimetière du Montparnasse

Sonstige XIII

Omnibus salutem!