Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg

Deutscher Pädagoge; studierte Theologie, später Mathematik; 1809 habilitierte er in Heidelberg und wurde noch im selben Jahr Professor der Mathematik und Physik am Lyceum zu Mannheim, ab 1819 dann ordentlicher Professor der Mathematik an der Universität Bonn. Diesterweg trat für eine Verbesserung der Lehrerbildung und die Anerkennung des Lehrerstandes sowie für die Ausgestaltung des Volksschulwesens im Geiste Pestalozzis ein. Als liberaler Schulpolitiker wandte er sich gegen den kirchlichen und gegen einen zu starken staatlichen Einfluß im Schulwesen.

Werke u.a.: Das pädagogische Deutschland (2 Bde.,1835/36); Pädagogisches Wollen und Sollen (1857).

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Bild: Jürgen Ladek

Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Bild: Claus Harmsen (2000, stones & art)

Andreas Baader

 

 

Deutscher Terrorist; Mitbegründer und Mitglied der Baader-Meinhof-Gruppe; der ohne Vater aufgewachsene Baader - sein Vater, ein Historiker, gilt seit 1945 als vermißt -, mußte wegen undisziplinierten, auch gewalttätigen Verhaltens von mehreren Schulen verwiesen. Nachdem er 1956 auch am Maximiliansgymnasium München das Klassenziel nicht erreichte, besuchte er eine Privatschule, die er mit der Mittleren Reife beendete. In der Folgezeit ging er keiner geregelten Beschäftigung nach. 1962 nahm er an den Schwabinger Krawallen teil, bevor er 1963 nach West-Berlin übersiedelte, wo er auf dem Bau und als Boulevardjournalist arbeitete. 1967 kam er in Kontakt zu der Studentenbewegung und der Außerparlamentarischen Opposition (APO). 1968 beteiligte er sich gemeinsam mit Gudrun Ensslin, die er 1967 kennengelernt hatte, an Brandanschlägen auf die zwei auf der Zeil in Frankfurt gelegenen Kaufhäuser, M. Schneider und Kaufhof Im November 1969 rechtskräftig verurteilt, entzog sich Baader seiner Verhaftung durch Flucht und tauchte unter, wurde jedoch im April 1970 bei einer Verkehrskontrolle in West-Berlin wieder verhaftet und in das Gefängnis nach Berlin-Tegel überstellt. Im Mai des gleichen Jahres gelang Ulrike Meinhof unter Verwendung von Schußwaffen seine Befreiung, wobei ein Justizangehöriger verletzt wurde. Diese Befreiungsaktion war die Geburtsstunde der Rote Armee Fraktion (RAF), auf deren Konto zahlreichen Verbrechen gingen, u.a. im Jahre 1972 fünf Bombenanschläge mit Toten und zahlreichen Verletzten sowie mehrere Banküberfälle, bei denen Geld u.a. für Waffen beschafft wurde. Am 1.6.1972 wurde Baader zusammen mit den RAF-Mitgliedern Jan-Carl Raspe und Holger Meins in Frankfurt am Main nach einem Schußwechsel verhaftet und am 28.4.1977 nach annähernd zweijähriger Verhandlung im sogenannten Stammheimer Prozeß zu lebenslanger Haft verurteilt. Mehrere Versuche der sog. zweite Generation der RAF, Baader und seine Mitgefangenen freizupressen, mißlangen: 1975 erfolgte eine Geiselnahme in der westdeutschen Botschaft in Stockholm, im September 1977 die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und parallell dazu die Entführung der Lufthansa-Passagiermaschine Landshut. Nachdem Baader über Rundfunk von dem Scheitern gehört hatte, nahm er sich gleichzeitig mit Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses in Stuttgart-Stammheim das Leben.

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Gudrun Ensslin

 

 

Deutsche Terroristin; Tochter eines evangelischen Pfarrers; eines der Gründungsmitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF); die in Tuttlingen aufgewachsene Ensslin studierte nach dem Abitur von 1960 bis 1964 Anglistik, Germanistik und Pädagogik an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und ging anschließend an die Freie Universität Berlin. Sie war Austauschschülerin in den Vereinigten Staaten und später Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Zusammen mit Bernward Vesper gründete sie 1963 einen Kleinverlag, der erfolglos war. Ende der 1960er Jahre engagierte sie sich zunehmend in der Außerparlamentarischen Opposition (APO) und rief, als Benno Ohnesorg während der Demonstrationen anläßlich des Besuchs von Mohammed Reza Pahlavi, des persischen Schahs in Berlin am 2.6.1967 ermordet worden war, zur “Gewalt gegen einen gewaltbereiten Staat” auf. Mit Andreas Baader verübte sie “als ein Zeichen gegen die Gleichgültigkeit der Gesellschaft“ im April 1968 Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser in Frankfurt am Main. Nach ihrer Festnahme wurden sie und Baader zu einer 3-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt, konnten jedoch nach einer vorübergehenden Haftentlassung 1969 nach Frankreich fliehen. Am 14.5.1970 befreite sie zusammen mit Ulrike Meinhof, die sie mit anderen Mitgliedern der RAF nach ihrer Rückkehr nach Deutschland kennengelernt hatte, den inzwischen wieder inhaftierten Baader. In der Folge beging die Baader-Meinhof-Gruppe, wie sie jetzt genannt wurde, zahlreiche bewaffnete Banküberfälle, um sich Geld für einen autonomen “bewaffneten Kampf” zu beschaffen. Am 7.6.1972 wurde sie bei einem Einkaufsbummel in einer Hamburger Modeboutique auf dem Jungfernstieg verhaftet und wegen vierfachen Mordes zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt. In der Nacht vom 17. auf den 18.10.1977 starb sie nach offizieller Verlautbarung an den Folgen einer Strangulierung mit einem Telefonkabel.

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Jan-Carl Raspe

 

Der Sohn eines Fabrikanten wuchs in Ostberlin auf und kam 1961 nach Westberlin, wo er nach dem Abitur an der Freien Universität zunächst Chemie studierte, später Soziologie. 1971 trat er der Rote Armee Fraktion (RAF) bei. Am 1.6.1972 wurde er zusammen mit Andreas Baader und Holger Meins in Frankfurt am Main verhaftet und am 28.4.1977 zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach dem Scheitern der Entführung Lufthansa Passgiermaschine Landshut in Mogadischu und der Schleyer-Entführung wurde er nach einem Selbsttötungsversuch mit einer Pistole schwer im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses in Stuttgart-Stammheim am Morgen des 18.10.1977 aufgefunden und erlag wenig später seinen Verletzungen.

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Stuttgart, Dornhaldenfriedhof

Elisabeth Baronin von Ardenne née von Plotho

 

 

Die Tochter des Gutsherrn Felix von Plotho heiratete im Januar 1873 den fünf Jahre älteren Rittmeister Armand Léon von Ardenne (*1848, †1919). Als das Paar sich in Düsseldort niedergelassen hatte, lernte Elisabeth von Ardenne, gen. Else, den Amtsrichter Emil Hartwich kennen, der mit ihrem Mann befreundet war. Da beider Ehe unglücklich war, beschlossen sie, sich scheiden zu lassen. Ardenne, mißtrauisch geworden, entdeckte einen heimlich geführten Briefwechsel und reichte die Scheidungsklage ein. Außerdem verlangte er von Hartwig Satisfaktion. Beide duellierten sich am 27.11.1886, wobei Hartwig schwer verletzt wurde und vier Tage später seinen Verletzungen erlag. Ardenne wurde zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt, jedoch nach 18 Tagen aus der Haft entlassen; die Ehe des zerstrittenen Paares wurde am 15.3.1887 geschieden. Elisabeth von Ardennes außereheliche Beziehung diente als Vorlage für die Effi Briest aus Theodor Fontanes gleichnamigem Drama (1895). Während für die fiktive Effi der Seitensprung mit einem frühen Tod in Trübsal endete, wurde die wirkliche Elisabeth, die nach ihrer Scheidung als Krankenschwester gearbeitet hatte, 98 Jahre alt. Verfilmt wurde der Stoff u.a. von Rainer Werner Fassbinder (Effi Briest, 1974).

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Bilder: Martina Schulz

Erik Jan Hanussen eigentl. Hermann Chajm Steinschneider

Österreichischer Hellseher und Magier; Abkömmling einer mährischen Rabbinerfamilie, sein Vater war Schauspieler und Varietékünstler, seine Mutter Tochter eines wohlhabenden Pelzhändlers; schon als Jugendlicher trat er als Schauspieler und Zirkusartist auf. um 1910 war er als Journalist bei verschiedenen fragwürdigen Publikationen tätig und begann sich für Okkultismus zu interssieren. Als k.u.k. Offizier im Ersten Weltkrieg trat er bereits öffentlich auf Feldbühnen auf und betätigte sich dabei auch als Hypnotiseur und Hellseher. Vor allem als letzter wies er dabei beachtliche Erfolge auf, bediente sich aber eines Tricks: Er hatte gute Beziehungen zur Feldpoststelle seines Regiments und konnte Einblick in die an Kameraden gerichtete Briefe nehmen. Hanussen, der ab 1918 unter diesem Namen auftrat. In der Weimarer Republik unternahm er Tourneen durch Europa und den Orient und trat auch in den Vereinigten Statten auf. 1930 ließ er sich in Berlin nieder, wo er zuvor bereits u.a. im Station, im Lunapark oder im berühmten Wintergarten aufgetreten war. 1931 wurde er vor dem Kreisgericht im bömische Leitmeritz (heute Litoměřice, Tschechien) wegen “hundertfachen Betruges” angeklagt, aber nach einigen Monaten währendem Prozeß freigesprochen. Die von der Öffentlichkeit falsch verstandene Entscheidung des Gerichts beschleunigten seine Karriere. Er gab das Hanussen Magazin und das zweimal wöchentlich erscheinende Boulevardblatt, die Bunte Wochenschau, heraus. Er faszinierte die Gesellschaft und verkehrte jetzt auch mit Nazi-Größen, nutzte deren Insider-Wissen für seine Vorhersagen; so sagte er z.B. in einer am 26.2.1933 abgehaltenen Séance den Reichstagsbrand  voraus, der ein Fanal für die beginnende Nazi-Herrschaft war. Am 24.3.1933 wurde er in seiner Wohnung verhaftet und auf Befehl von SA-Führer Karl Ernst durch ein SA-Kommando außerhalb Berlins und auf der Chaussee von Zossen nach Baruth erschossen. Seine Leiche wurde erst am 7.4.1933 in einer Tannenschonung bei Berlin von Waldarbeitern entdeckt. Das Motiv für Hanussens Ermordung konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.

Drei Filme beschäftigen sich mit Hanussen; einer davon entstand - produziert von Artur Brauner - unter der Regie von Georg Marischka mit Liselotte Pulver, O.W.Fischer und Klaus Kinski, einen weiteren drehte István Szabós (*1938) 1988 ebenfalls mit dem Titel “Hanussen“ mit Klaus Maria Brandauer (*1944) in der Titelrolle.

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Bild: Martina Schulz
Bild: Martina Schulz

Ernst August Ferdinand Gennat

 

 

Deutscher Kriminalist; Sohn von August Gennat, des Oberinspektors (Direktor) des Strafgefängnisses Plötzensee, und Ernst Gennats älterer Halbbruder Georg, der ab 1886 Staatsanwalt und ab 1892 Strafanstaltsdirektor in Hamburg. war; Gennat studierte acht Semester Jura an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, trat nach vorzeitiger Exmatrikulation in den Polizeidienst ein, legte als Kriminalanwärter am 30.5.1905 seine Prüfung zum Kommissar ab, wurde zwei Tage später zum Hilfskommissar und am 1. August zum Kriminalkommissar ernannt. Nach 25 Jahren Dienstzeit zum Kriminalrat ernannt, richtete er seine berühmte “Inspektion M” ein, zu der auch das “Mord-Auto” gehörte, das alle Materialien zur Sicherung des Tatorts und dessen Aufklärung enthielt. U.a. eine zentrale Kartei für Vermißte und Todesermittlungsakten, die ”Mörderkartei” sowie ein Leichenschauhaus sicherten seine über 90%ige Fahndungserfolge in Berlin und Preußen. Trotz der technischen und statistischen Hilfsmittel und der sich weiterentwickelnden Kriminalistik verließ er sich auf seine “unbestechliche Spürnase.” Mehr als 30 Jahre arbeitete er als Spezialist für Kapitalverbrechen. 1929 wurde er sogar von der Düsseldorfer Kriminalpolizei herangezogen, um an der Lösung des Falles des Massenmörders Peter Kürten (*1883, †1931) mitzuarbeiten. Im Zusammenhang mit diesem Fall prägte er den Begriff “Serienmörder”. Gennat war in Fachkreisen, aber auch in der Öffentlichkeit durch seine Methoden und Erfolge ein bekannten Mann und erhielt u.a. Besuch von Ermittlern aus den USA und von Scotland Yard, die seine Methoden kennenlernen wollten; selbst Edgar Wallace besuchte ihn, um seine fortschrittlichen Ermittlungsmethoden kennenzulernen. Regisseur Fritz Lang nahm Gennat zum Vorbild seinen Kriminalkommissar Karl Lohmann in dem Film M - eine Stadt sucht einen Mörder (1931) mit Peter Lorre in der Hauptrolle. Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 arbeitete der stark übergewichtige Gennat fast nur noch vom Schreibtisch aus. 1934 erfolgte seine Beförderung zum Kriminaldirektor, im Folgejahr zum Regierungs- und Kriminalrat. 1936 wurde die Berliner Kriminalpolizei dem Deutschen Reich und damit Heinrich Himmler unterstellt, und Ernst Gennat residierte ab da im Dienstgebäude am Alexanderplatz.

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Stahnsdorf, Südwestkirchhof

Bild: Dieter Müller (08/2006)
Bilder: Steffen Giesler (10/2007)

Grabstätte vor der Neugestaltung

Bilder: Steffen Giesler (10/2007)

Stahnsdorf, Südwestkirchhof

Stahnsdorf, Südwestkirchhof

Stuttgart, Dornhaldenfriedhof

Sonstige XIV

Omnibus salutem!