Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2004)

Caroline Freifrau von Maltzahn

 

 

Vorbild für Theodor Fontanes Gräfin Christine Holk in seinem Roman Unwiederbringlich. Wie im Roman lernte ihr Mann Carl eine Frau (Auguste von Drewitz) kennen, die - 15 Jahre jünger als er -, als er sie heiraten wollte, ablehnte.

Caroline ließ sich scheiden, lebte in Dresden. Bei der Beerdigung der gemeinsamen Tochter sahen sie sich wieder, versuchen die Versöhnung, heirateten erneut; aber ein neues Glück stellte sich nicht ein. Caroline nahm sich das Leben. In ihrem Abschiedsbrief steht nur: “Unwiederbringlich”. 30 Jahre später griff Fontane die Geschichte auf, versetzte die Handlung jedoch nach Schleswig-Holstein und Kopenhagen.

Inschrift: Deine Gnade ist mein Trost, errette mich! Psalm 109, 21 “Unwiederbringlich“

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Kirch Grubenhagen, St. Johannis-Kirche

Walther u. Alice Sommerlath

 

 

Deutsches Unternehmerehepaar; Eltern der schwedischen Königin Silvia (*1943), die seit 1976 mit Karl XVI. Gustav, König von Schweden (*1946), verheiratet ist.

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Heidelberg-Handschuhsheim, Friedhof

Bild: Claus Harmsen (1998, stones & art)

Sofija Dostojewskaja

 

 

In dem Jahr, in dem sein Roman Der Idiot erschien, starb kurz nach ihrer Geburt Sofija, die Tochter des russischen Schriftsteller Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij und dessen zweiten Frau Anna Grigorjewna Snitkina.

Anmerkung: Auf der Grabplatte sind Geburts- und Sterbedaten sowohl nach dem russischen als auch nach dem im Westen geltenden Kalender angegeben.

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Benno Ohnesorg

 

 

Deutscher Student der Romanistik und Germanistik; verlor seine Mutter, als er neun Jahre alt war und wuchs bei seinem Vater und dessen zweiter Frau auf. Nach Absolvierung der mittleren Reife machte er eine Ausbildung zum Schaufensterdekorateur. Anfang der 1960er Jahre schrieb er sich am Braunschweig-Kolleg ein und bestand 1963 das Abitur. Nachdem er an der Staatlichen Hochschule der Bildenden Künste in West-Berlin zum Studium nicht zugelassen worden war, begann er 1964 an der Freien Universität in West-Berlin ein Studium der Romanistik und Germanistik mit dem Ziel, Gymnasiallehrer zu werden. 1965 arbeitete er als Lehrer ein Jahr lang in Paris.

Als er am Abend des 2. Juni 1967 an einer durch den SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) organisierten Demonstration gegen den Besuch Mohammed Reza Pahlavis, des Schahs von Persien, in Berlin teilnahm und die Polizei angewiesen wurde, eine weitere Demonstration aufzulösen, bevor der Schah die Oper verlassen würde, wurde Ohnesorg von dem Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras (*1927, †2014), der nach Recherchen des ZDF in Diensten des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) stand und Mitglied der SED (was Kurras inzwiwchen eingeräumt hat) war, von schräg hinten erschossen. Allerdings hatte er keinen Auftrag dieser Art erhalten; vielmehr handelte es sich wohl um einen “sehr bedauerlichen Unglücksfall” - so das MfS in einem Vermerk in Stasi-Akten, die 2009 aufgefunden wurden. Kurras wurde wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, aber immer wieder, zuletzt vom Bundesgerichtshof, freigesprochen: wegen "putative Notwehr” (d.i. subjektives Empfinden, sich in einer Notwehrsituation zu befinden). Wie kürzlich aufgetauchte Filmaufnahmen zu erhärten scheinen, gab Kurras den tödlichen Schuß ohne Bedrohungslage ab. Auf jeden Fall aber löste Ohnesorgs Tod schwere Unruhen in der gesamten Bundesrepublik aus.

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Hannover, Friedhof Bothfeld

Bild: Claus Harmsen (1996, stones & art)

Berlin, Parkfriedhof (Thunerstr.)

Robert Max Wasili Kempner

 

 

US-amerikanischer Jurist deutscher Abstammung; besuchte das Schiller-Gymnasium in Berlin, war ab 1917 Offizier im Ersten Weltkrieg, studierte nach dem Krieg Jura in Freiburg im Breisgau, in Berlin und in Pennsylvania, trat dann in den preußischen Staatsdienst und war ab 1928 als Justitiar in der Polizeiabteilung des Innenministeriums in Berlin tätig, bis er 1933 entlassen wurde. Nach einer zeitweiligen Inhaftierung emigrierte er zunächst nach Italien, dann 1939 in die Vereinigten Staaten, wo er im Zweiten Weltkrieg Offizier der US-Streitkräfte wurde und nach Ende des Krieges von 1946 bis 1949 Ankläger, zuletzt stellvertretender Hauptankläger, beim Internationalen Militärgericht in Nürnberg. Anfang 1951 wurde er als Rechtsanwalt beim Landgericht in Frankfurt am Main zugelassen und beschäftigte sich in einer Vielzahl von Prozessen, in denen er als Nebenklägervertreter für die Bestrafung der Täter eintrat, mit der NS-Zeit. U.a. vertrat er den Bruder des wegen des Reichstagsbrandes zum Tode verurteilten Marinus van der Lubbe in einem Wiederaufnahmeverfahren und unterstützte im Eichmann-Prozeß Anfang der 1960er Jahre die israelischen Ankläger, beim Sammeln von Beweismaterial gegen Adolf Eichmann.

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Bild: Franz-Josef Mörsch jr. (07/2005)

Genf OT Pleinpalais, Cimetière des Rois

Anna Grigorjewna Dostojewskaja née Snitkina [russ. Анна Григорьевна Достоевская]

1863 in den 1870er Jahren  1871  in den 1880er Jahren

 

Russische Stenographin; zwite Gemahlin Fjodor Dostojewskijs; einer kultivierten Beamtenfamilie entstammend; war Schülerin am deutschsprachigen St. Annen-Gymnasium sowie am ersten Mädchengymnasium in Sankt Petersburg. Anschließend besuchte sie Kurse für angehenden Lehrerinnen, mußte jedoch wegen ihres kranken Vaters diese Veranstaltungen aufgeben; statt dessen belegte sie kostenlose Stenographiekurse. Ihr Lehrer, Pawel Matwejewitsch Olchin, ein Arzt und Übersetzer, empfahl sie als seine beste Schülerin dann Dostojewskij, der dringend einen Stenographen suchte, um seinen Roman Игрок (1866, dt. Der Spieler) rasch möglichst fertigzustellen. Mit ihrer Hilfe vollendete er das Werk innerhalb von nur 26 Tagen. Kurze Zeit später verlobten sie sich, und ein Vierteljahr später - am 15.02.1867 - heiratete die um 25 Jahre jüngere Anna den Schriftsteller in der Dreifaltigkeitskirche in Sankt Petersburg1. Bald aber schon flohen sie vor den drückenden Schulden ins Ausland; auf dem Weg in die Schweiz verlor er in Baden-Baden beim Roulettespiel 4.500 Franken, und in Genf, wo das Paar fast ein Jahr lang lLjubow  (1870er Jahre)ebte und am 5.3.1868 ihre Tochter Sofija geboren wurde, die bereits 2½ Monate später starb, bemühte er sich, durch das Schreiben wieder zu Geld zu kommen. Im Folgejahr wurde in Dresden ihre Tochter Ljubow (†1926) geboren. Ein dort geführter Disput zwischen ihr und ihrem Mann, der behauptete, Frauen ihrer Generation seine nicht in der Lage, langfristig Interessen zu folgen, führte dazu, daß sie begann, Briefmarken zu sammeln (wo die Kollektion, die im Laufe der Jahre einen großen Umfang angenommen hatte, geblieben ist, ist nicht bekannt). Erst nach vier Jahren kehrten sie wieder nach Rußland zurück, wo die Söhne Fjodor (1871) und Alexej (1875) zur Welt kamen. Sie kümmerte sich jetzt auch um die geschäftlichen Angelegenheiten ihres Mannes, so daß die Familie allmählich von ihrem Schuldenberg herunterkam. Als Dostojewskij starb, war sie 35 Jahre alt, heiratete aber nicht mehr. Sie kümmerte sich um seinen Nachlaß an Briefen, Manuskripten, Photographien etc.; 1906 richtete sie im Staatlichen Historischen Museum ein Zimmer ein, das ihm gewidmet war (1929 wurden alle Objekte in das Dostojewskij-Museum in Moskau überführt). Über einige Jahre hinweg hatte Anna, die nach einem schweren Malariaanfall verstarb, Tagebücher in Kurzschrift verfaßte, von denen sie wünschte, daß sie nach ihrem Tode vernichtet werden sollten. Ihrem Wunsche wurde nicht entsprochen; ihre Notizen wurden unter den Titeln Дневник А. Г. Достоевской 1867 год (dt., Tagebuch der A.G. Dostojewskaja 1867) 1923 und Воспоминания А. Г. Достоевской (dt., Erinnerungen der A.G. Dostojewskaja) 1925 veröffentlicht und stellen wichtige Quellen zur Biographie Dostojewskijs dar.

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Mit Sohn Fjodor und Tochter Ljubow

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1 Recht prosaisch berichtete er am 5.5.1867 an Apollinarja (Polina) Suslowa, seine Geliebte:”Da mir das Leben seit dem Tod meines Bruders langweilig und schwer geworden war, machte ich ihr einen Heiratsantrag. Sie war einverstanden und jetzt sind wir verheiratet.”

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Bilder: Marina Schulz (2004)

Sankt Petersburg, Tichwiner Friedhof am Alexandr Newskij Prospekt

Hinbweis: Anna Dostojewskaja wurde zunächst in Jalna beigesetzt. Ihr Wunsch neben ihrem Mann in Sankt Petersburg beerdigt zu werden, wurde erst 1968 durch ihren Enkel Andrej erfüllt.

Walter Dew

~1887

 

Englischer Polizeioffizier; eines von sieben Kindern eines Eisenbahnbeamten, der mit seiner Familie 1873 nach London zog; arbeitete, nachdem er mit 13 Jahren die Schule verlassen hatte, zunächst in einem Anwaltsbüro, dann als Sachbearbeiter in einer Samenhandlung tätig war. Nach einer kurzen Tätigkeit bei der Bahn, trat er 1882 in den Dienst der Metropolitan Police. 1887 wurde er zum Polizeirevier in Whitechapel, einem der ärmsten Stadtteile Londons, versetzt. Während der aufsehenerregenden Mordfälle Jack the Rippers im Jahre 1888 war er als PC (Police Constable) dem Criminal Investigation Department (CID) zugeteilt und angeblich einer der ersten Beamten am Tatort, als die Prostituierte Mary Jane Kelly ermordet aufgefunden wurde. 1898 wurde er zum Inspector befördert und zu Scotland Yard versetzt, wo er 1906 Chief Inspector wurde. Bekannt wurde Dew durch seine Ermittlungen im Fall der ermordeten Cora Crippen, die in der Nacht vom 31.1. auf den 1.2.1910 spurlos verschwunden war. Ihr Ehemann hatte bei einer ersten Befragung angegeben, seine Frau sei zu einem kranken Verwandten nach Kalifornien gereist, wo sie an den Folgen einer Lungenentzündung plötzlich verstorben und anschließend eingeäschert worden sei. Eine Durchsuchung des Hauses hatte zunächst keinerlei Anlaß zum Mißtrauen ergeben. Erst nachdem Dr. Crippen mit seiner Geliebten Ethel "Le Neve" Neave heimlich und überstürzt London verlassen hatte und per Schiff nach Kanada unterwegs war, fand die Polizei bei einer erneuten Untersuchung des Hauses Leichenteile, die der verschwundenen Cora Crippen zugeordnet werden konnten. In einer für die damalige Zeit spektakulären Aktion, bei der erstmals auch die Telegraphie eingesetzt wurde, um Dr. Crippen und seine als jungen Mann verkleidete Geliebte während deren Überfahrt auszumachen, gelang es Dew, die beiden Flüchtigen in Quebec zu verhaften und nach London zurückzubringen, wo Dr. Crippen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Walter Dew, nunmehr international bekannt, zog sich aus dem Polizeidienst zurück und wurde als “verdeckter Ermittler” tätig. Später arbeitete er als Kriminalexperte für verschiedene britische Zeitungen, u.a. berichtete er über das “mysteriöse Verschwinden” der Kriminalschriftstellerin Agatha Christie im Jahre 1926, das die britische Öffentlichkeit in helle Aufregung versetzte. 1936 veröffentlichte er unter dem Titel I caught Dr Crippen seine Memoiren.

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Worthing (West Sussex), Durrington cemetery

Bild: Michael James Moore (04/2011) Wikipedia.en
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Bilder: Claus Harmsen (stones & art 09/2015)

Ernst Friedrich

 

Deutscher Pazifist; dreizehntes Kind eines Sattlers und einer Waschfrau; begann nach Abschluß der Volksschule 1908 eine Buchdruckerlehre, die er jedoch bald abbrach, um sich zum Schauspieler ausbilden zu lassen; seinen Lebensunterhalt verdiente er sich in dieser Zeit als Fabrikarbeiter und war Gründer des Breslauer Ortsvereins der Arbeiterjugend. 1911 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Von 1912 bis 1914 durchwanderte er Dänemark, Schweden, Norwegen und die Schweiz. Im selben Jahr hatte er in Breslau sein Debüt als Schauspieler und trat auch am Königlichen Hoftheater in Potsdam auf. Als er zu Beginn des Ersten Weltkrieges zum Militär einberufen wurden, weigerte er sich, die Uniform anzuziehen und verweigerte zugleich den Kriegsdienst aus Gewissensgründen; daraufhin wurde Friedrich in eine Beobachtungsstation für Geisteskranke eingewiesen. 1917 wurde er nach einer Verurteilung wegen Sabotage in einem kriegswichtigen Betrieb zu einer Gefängnisstrafe betraft. Nach dem Kriegsende war er Organisator der Zeitschrift Freie Jugend in Berlin, die ab 1923 in der Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend Deutschlands (SAJD) aufging, einer anarchosyndikalistischen Jugendbewegung, die sich sehr stark für den Antimilitarismus einsetzte, und engagierte sich in der Zwischenkriegszeit politisch, agitatorisch und künstlerisch gegen den Krieg, so war er unter anderem einer der Redner auf der Anti-Kriegskundgebung vor dem Berliner Dom am 31.7.1921 mit über 100.000 Demonstranten. In seinem 1924 veröffentlichten und in viele Sprachen übersetzten Buch Krieg dem Kriege, einer bebilderten Dokumentation, machte Friedrich, der mit Henry Jacoby, der ihn“Apostel einer radikalen Jugendbewegung, Verkünder eines herrschaftslosen Sozialismus [und] aggressive[r] Antimilitarist“ nannte, und Erich Mühsam eng befreundet war. U.a. letzteren, aber auch den vielen anderen politischen Gefangenen in der Weimarer Republik, widmete er als Herausgeber der Freien Jugend eine Sonderausgabe der Zeitschrift. Später gab er unter anderem die Wochenzeitung Die schwarze Fahne heraus, die zeitweilig eine Auflage von 40.000 Exemplaren erreichte; aber sie wurden auch immer wieder verboten oder aus dem Verkehr gezogen, er selbst vor Gericht gezogen. Nach mehreren Verurteilungen wurde Friedrich schließlich 1930 wegen seiner politischen Aktivitäten erneut zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Unmittelbar, nachdem der Reichstag in der Nacht vom 27. auf dem 28. Februar 1933 brannte, wurde Friedrich, der bereits n den Fokus der Nationalsozialisten geraten war, verhaftet; außerdem wurde das von ihm 1925 gegründete Anti-Kriegs-Museum in Berlin demoliert und zur einem SA-Versammlungslokal umfunktioniert. Nach der Entlassung aus der Haft floh er im Dezember 1933 aus Deutschland und vagabundierte durch Europa. 1936 eröffnete er in Brüssel ein neues Museum, das die deutschen Truppen nach der Invasion 1940 wieder zerstörten. Im Juni 1940 floh er mit seinem Sohn nach Frankreich, wo beide vom Vichy-Regime im Lager St. Cyprien, später im Lager von Gurs interniert wurden; beiden gelang jedoch 18 Monate später die Flucht; Friedrich wurde jedoch 1943 von der Gestapo aufgespürt; wieder gelang ihm die Flucht, während sein Sohn verhaftet und gezwungen wurde, für die Gestapo als Dolmetscher zu arbeiten. Ernst Friedrich, obwohl überzeugter Pazifist, schloß sich jetzt der Résistance an, kämpfte bei der Befreiung von Nîmes und Alès; wurde zweimal verwundet, konnte aber etwa siebzig Kinder eines jüdischen Kinderheims vor der Deportation bewahren. Nach dem Ende des Krieges wurde Friedrich Mitglied der Sozialistischen Partei Frankreichs. Seit 1947 warb er in Paris für den Wiederaufbau eines neuen Anti-Kriegsmuseums. Er gab drei Nummern der Zeitschrift Bordbrief heraus (1950–53).

Später erwarb Ernst Friedrich einen Schleppkahn, den er auf der Seine in Villeneuve-la-Garenne andockte und ihn zum Friedensschiff Arche de Noé umbaute. Als er 1954 für den Verlust seines Besitzes und der im “Dritten Reich” erlittenen körperlichen Schäden eine Entschädigung von einem internationalen Fonds 1.000 Dollar erhalten hatte, kaufte er sich ein Waldgrundstück auf der "Ile du Moulin", einer vor Le Perreux gelegenen Insel auf der Marne (seinen Schleppkahn mußte er allerdings in Villeneuve zurücklassen, da er nicht bis Le Perreux transportiert werden konnte). Dort errichtete er 1954 ein internationales Jugendzentrum. Ab 1961 fungierte es als internationale Begegnungsstätte der arbeitenden Jugend.

Ernst Friedrich, von schweren Depressionen gepeinigt, starb dort “wie er stets gelebt hatte, arm an Besitz, aber überreich an Visionen“.

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Bilder: Mathilde Huet (11/2017)

Le Perreux-sur-Marne (Dép. Val-de-Marne), Cimetière

Sibylle Mertens-Schaaffhausen

 

Deutsche Salonière; Archäologin; Tochter des Kölner Bankiers Abraham Schaaffhausen und dessen Gemahlin Maria Anna Schaaffhausen, née Giesen; war von Jugendzeit an an der Archäologie interessiert. 1832 bezog sie eine große Villa in Bonn (Wilhelmstraße 33), deren Oberstock ihrer Sammlung vorbehalten war. Bald wurde das Haus zum Mittelpunkt der geistigen Elite der Stadt, wo sie einen der berühmtesten Salons des Rheinlandes führte. Ihm gehörte ein Kreis bedeutender Professoren, Künstler und vor allem Altertumsforscher an. Zu ihrem Freundeskreis zählten die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (ab Oktober 1825) sowie Johanna und Adele Schopenhauer, ebenso wie Goethes Schwiegertochter Ottilie. Mit Adele Schopenhauer, der Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer, führte sie ab 1826 eine Lebensgemeinschaft. Nach dem Tod von Laurina Spinola und Louis Mertens näherten sich die beiden Frauen wieder an. Adele Schopenhauer zog dann in das Bonner Haus von Sibylle Mertens-Schaaffhausen in der Wilhelmstraße und lebte dort bis zu ihrem Krebstod 1849.

Sie war zugleich eine begabte Musikerin und verkehrte mit bekannten Musikern ihrer Zeit und unterstützte u.a. das Niederrheinische Musikfest und die Errichtung des Beethoven-Denkmals in Bonn (1845). Sie organisierte und dirigierte anfangs auch den ”Verein für Alte Musik“, dem sie die Gelegenheit bot, in ihrem Haus zu proben.. Von ihr sind zwei Vertonungen von Gedichten aus Goethes West-Östlichem Divan sind überliefert.

Sibylle Mertens-Schaaffhausen reiste zeitlebens viel und vor allem nach Italien. Sie war eine anerkannte Spezialistin für Numismatik und Besitzerin einer der bedeutendsten Münzsammlungen in Deutschland. Sie war Mitgründerin des Kölner Dombauvereins, der die Vollendung des Kölner Doms ermöglichte.

Nach dem Tod ihres Mannes kam es zu Erbauseinandersetzungen mit ihren sechs Kindern, die ihre Erbanteile ausgezahlt haben wollten. Ein langwieriges Gerichtsverfahren hierzu endete erst 1849, und in der Folge musste Mertens-Schaaffhausen große Teile des Vermögens veräußern, um die Erbanteile finanzieren zu können. So verkaufte sie am 2. Mai 1857 das “Gut Sülz“ (ehemaliges Weingut der Zisterzienserabtei Heisterbach) mit den dazugehörigen Ländereien und Weingärten.

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Bilder: Hartmu Riehm (03/2019)

Vatikanstaat, Campo Santo Teutonico

Anna Nahowski  (née Nowak

im Alter von 22 Jahren

 

Geliebte Kaiser Franz Josephs I. von Österreich, den sie im Jahr 1875 zufällig während eines morgendlichen Spaziergangs im Park des Schlosses Schönbrunn, in dessen Nähe sie wohnte, kennengelernt hatte, wobei der Kaiser die verheiratete junge Frau mit den Worten angesprochen haben mit: ”Sie gehen aber fleißig spazieren.“ Anna war bereits im Alter von 15 Jahren mit dem Seidenfabrikanten Johann Heuduck verheiratet worden, der von der intimen Affäre seiner Frau, die drei Jahre nach dem ersten Treffen zwischen Franz Joseph und ihr begonnen hatte und bis in die 1880er Jahre andauerte, keine .Ahnung gehabt haben. In zweiter Ehe war Anna mit dem Schürzenjäger Franz Nahowski verheiratet, einem Beamten der privaten Südbahngesellschaft, später der Staatsbahn in Galizien. Er war spielsüchtig und machte- wie ihr erster Mann immer wieder Schulden, die sie tilgte.

Nach der Mayerling-Tragödie seines Sohnes Rudolf Anfang 1889 beendete Franz Joseph die Beziehung großzügig, aber unpersönlich, d.h. sie wurde in die Hofburg bestellt, wo ihr mitgeteilt wurde, sie könne die Höhe der Abfindung ”für die 14 Jahre im Dienste des Kaisers“ selbst bestimmen; sie verlangte daraufhin dieselbe Summe, die sie schon einmal erhalten hatte sowie für ihre Kinder 50.000 Gulden. Als Gegenleistung mußte sie die folgende Erklärung unterschreiben: “Ich bestätige hiermit daß ich am heutigen Tag 200.000 fl als Geschenk von Seiner Majestät dem Kaiser erhalten habe. Ferner schwöre ich, daß ich über die Begegnung mit Seiner Majestät jederzeit schweigen werde. Anna Nahowski, Wien, 14. März 1889.

Es wird davon ausgegangen, daß zwei ihrer fünf Kindern von Franz Joseph waren; eines davon die 1885 geborene Tochter Helene, die 1911 den Komponisten Alban Berg heiratete.

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Bilder: Heinz Knisch (04/2020)

Wien, Hietzinger Friedhof

Hinweis: Anna Nahowski wurde am 26.3.1931 zunächst im Grab (Gruppe 19, Grabnummer 29, unteres Bild) mit der Inschrift Familien Nahowski – Nowak – Lebert bestattet und einige Monate später, am 23.10.1931, in das aktuelle Grab 22/17 umgebettet (in diesem Grab wurde offensichtlich ihr Ehegatte Franz Josef Nahowski (1.11.1849-2.1.1925) bestattet). Das Bestattungsdatum 26.3.1931 steht im Sterbebuch der Pfarre sowie in der Friedhofsdatenbank beim Grab 19/29, das Bestattungsdatum 23.10.1931 ist in der Friedhofsdatenbank beim Grab 22/17 eingetragen. Die oberen Bilder zeigen jenes von 22/17.

Schreibweise des Nachnamens: Sowohl im Sterbebuch der Pfarre als auch in der Friedhofsdatenbank ist sie mit dem Namen Nahowski (statt Nahowsky, wie auf dem Grabstein) eingetragen.

Bilder: Heinz Knisch (06/2020)
Sonstige XXIV

Omnibus salutem!