Wilhelmine Minna Theodore Marie Cauer

                        

Deutsche Frauenrechtlerin; Tochter eines Pfarrers; nach dem Tode ihres ersten Mannes, eines Arztes, ließ sie sich zur Lehrerin ausbilden und arbeitete in Paris, kehrte jedoch ein Jahr später nach Deutschland zurück, wo sie 1869 ein zweites Mal heiratete. Sie beschäftigte sich zunächst mit frauengeschichtlichen Studien und entwickelte sich zu einer vehementen Streiterin für das Stimmrecht der Frauen, die Unterstützung lediger Mütter und für die freie Berufswahl der Frauen. Ab 1892 gehörte sie der Deutschen Friedensgesellschaft an, die von Bertha von Suttner gegründet worden war, und 1908 schloß sie sich der neugegründeten Demokratischen Vereinigung (DV) an, die als erste bürgerliche Partei in Deutschland das uneingeschränkte Wahlrecht für Frauen forderte. Die 1895 von ihr gegründete Zeitung "Die Frauenbewegung" sah sie als ihr Lebenswerk an und gab sie bis wenige Jahre vor ihrem Tode heraus.

Werke u.a.: Die Frau im 19. Jahrhundert (1895).

Von links nach rechts: Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gizycki, Minna Cauer und Sophia Goudstikker,

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Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Marie Sophie Therese Brentano

 

 

Älteste Tochter des aus der Lombardei stammenden in Frankfurt lebenden Handelsherrn Peter Anton Brentano und dessen zweiter Ehefrau Maximiliane von La Roche; ältere Schwester der Bettine von Arnim und des Clemens Brentano. Obwohl sie als Vierjährige ein Auge verloren hatte, wurde sie als ein schönes Mädchen bewundert. Allerdings war ihre Kindheit nicht sehr glücklich: zusammen mit ihrem Bruder war sie bereits in frühem Alter im Hause ihrer strengen Tante Luise in Koblenz untergebracht und durfte erst 1786 mit dem Bruder nach Frankfurt am Main zurückkehren. Bis 1793 gab es allerdings immer wieder wechselnde Aufenthalte bei Verwandten oder anderswo (Clemens und Sophie schlossen sich eng zusammen, und erst nach ihrem frühen Tod wurde er sich seiner jüngeren Schwester Bettine so richtig bewußt). Nachdem Christoph Martin Wieland sich auf sein 1797 erworbenes Gut Ossmannstedt zurückgezogen hatte, besuchte ihn seine “alte” Liebe und frühere Verlobte, Maria Sophie von La Roche, 1799 auf seinem Gut mit ihrer Enkelin Sophie. Zwischen der zarten 23-Jährigen und dem 64-jährigen Wieland entwickelte sich eine enge Freundschaft. Als Sophie Brentano ihn 1800 erneut besuchte und den Sommer dort verbrachte, starb sie nach kurzer Krankheit während dieses Aufenthaltes.

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Ossmannstedt, Park des Guthofes

Bilder: Wolfgang Prokosch (2005)

Emilie Schindler

 

 

Ehefrau des Fabrikanten Oskar Schindler, der als Lieferant für die Nazis ca. 1.200 Juden vor der Vernichtung bewahrte, indem er sie als für den Produktionsprozessen seiner Firma als unabkömmlich deklarierte. Nach dem Krieg betrieben die Schindlers in Argentinien von 1949 bis 1957 eine Ranch und kehrten nach deren Bankrott nach Deutschland zurück, wo Emilie Schindler verlassen von ihrem Mann lebte.

Inschrift: Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.

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Bilder: Michael

Waldkraiburg, Waldfriedhof

Marie Anne Adélaide Lenormand gen. Mademoiselle Normand

Französische Wahrsagerin; aus einer Kaufmannsfamilie stammend, wurde sie in einer Benediktiner-Klosterschule für Mädchen in Alençon erzogen. Schon während dieser Zeit zeigte sie ein besonderes Interesse an der Wahrsagerei, und als sie im Jahre 1781 die Absetzung der Äbtissin voraussagte und diese Voraussage tatsächlich eintraf, wurde sie von der Schule relegiert. 1790 ging sie nach Paris, wo sie eine Zeit lang als Wäscherin arbeitete, bevor sie eine Wahrsagerin namens Madame Gilbert traf, bei der sie die Grundlagen des Tarot für die Wahrsagerei erlernte. Aber nicht nur die Karten interessierten sie, (sie war auch namensgebend für die Lenormandkarten), auch Teeblätter setzte sie für ihre Weissagungen ein. Und

  Faisait voir dans un œuf cassé
  L’avenir comme le passé
.1

Drei Jahre später richtete sie ein bureau de voyance, eine “Büro der Hellsichtigkeit”, mit dem Firmenschild "Mademoiselle Lenormand, Buchhändlerin” an der Tür ein. Dort lernte sie drei der damals einflußreichsten Männer Frankreichs, Marat, Robespierre und Saint-Just, denen sie einen gewaltsamen Tod vorhergesagte, kennen. Diese Voraussage machte sie beim Comité de salut public, dem Wohlfahrtsausschuß, verdächtig, so daß sie 1794 festgenommen und inhaftiert wurde (später behauptete sie, das sei geschehen, weil sie den Tod Ludwigs XVI. vorhergesagt habe). Gerade diese Inhaftierung machte sie nach ihrer Freilassung populär.

Verhaftung Lenormands: “Notre visitte doit vous étonner ? - Au contraire, ce calcul me l’annonce…” 2

Immer mehr Menschen wandten sich jetzt an sie, um in diesen Zeiten des politischen und sozialen Umbruchs etwas über ihr zukünftiges persönliches und finanzielles Schicksal in Erfahrung zu bringen. Als später auch noch die Kaiserin Joséphine eine ihrer “Kundin” wurde, war sie so erfolgreich, daß sie eine exquisite Wohnung in der Rue de Tournon Nr. 5 in den Faubourg Saint-Germain beziehen konnte, in der Lenormand, die jetzt unter dem den Beinamen “Sibylle des Faubourg Saint-Germain" bekannt war, Ratsuchende aus allen Gesellschaftsschichten zu ihren Kunden zählte. Selbst Napoléon soll sie - vielleicht auch nur aus Neugierde - aufgesucht haben. Allerdings ließ er sie zweimal, 1803 und 1809, unter dem Vorwurf verhaften, ihre Prophezeiungen seien zu kühn, als daß man sie in der Öffentlichkeit kursieren lassen dürfte; u.a. hatte sie den Sturz des Kaisers vorhergesagt und die Restauration durch die Bourbonen. Nach dem tödlichen Attentat des Sattler Louis-Pierre Louvel auf den Herzog von Berry, den Thronerben, am 13.2.1820 emigrierten viele politische Gegner darunter auch Lenormand nach Brüssel, wo man sie im Jahre 1821 unter dem Vorwurf der Spionage verhaftete und angeklagt. Ihre mehrmals eingereichten Berufungen gegen diesen Vorwurf wurden stets abgelehnt; erst die Intervention einiger ihrer Anhänger brachte den Spionagevorwurf zu Fall; eine neue Verhandlung brachte ihr allerdings eine Verurteilung wegen Hexerei ein - sie wurde jedoch aus der Haft entlassen. Nach der Juli-Revolution im Jahre 1830 kehrte sie schließlich nach Paris zurück, setzte aber ihr Fähigkeiten nur noch im Freundeskreis ein. Lenormand, die auch einige Bücher schrieb, darunter Mémoires historiques et secrets de l’impératrice Joséphine (1827, 3 Bde., dt. Memoiren und historische Geheimnisse der Kaiserin Josephine) und Souvenirs de la Belgique, cent jours d’infortune, 1822 (1822. dt. Erinnerungen an Belgien, Hundert Tage des Unglücks), hinterließ nach ihrem Tode ein nicht unerhebliches Vermögen. In Bezug auf ihr eigenes Leben versagte ihr Talent: Sie hatte vorhergesagt, über 100 Jahre alt zu werden, tatsächlich starb sie im Alter von 71 Jahren aufgrund eines Kunstfehlers eines Arztes.

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1 Gesehen werden konnte in einem zerbrochenem Ei Zukunft als auch Vergangenheit.

2 “Sollte Sie die Verhaftung überraschen?” - “Ganz im Gegenteil, ich habe sie selbst vorhergesehen.”

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

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Bilder: Thomas Haas (07/2011)

Eisenach, Alter Friedhof

Henrietta Dorothea Grimm née Wild

 

 

Gattin Wilhelm Grimms; Tochter eines Apothekers; als ihre Eltern von Kassel nach Hanau umgezogen waren, wuchs sie in der Nachbarschaft der Grimms auf, schloß als 7-Jährige mit den Brüdern Freundschaft und wurde eine Vertraute deren Schwester Lotte. Nachdem Lotte den gemeinsamen Haushalt verlassen hatte, heiratete Wilhelm sie am 25.5.1825. Der Bruder Jacob blieb unverheiratet. Das Ehepaar hatte vier Kinder, darunter der spätere Kunsthistoriker und Publizist Herman Grimm, der mit der Schriftstellerin Gisela von Arnim verheiratet war. Dorothea Grimm starb während eines Besuches beim damaligen Burghauptmann der Wartburg Bernhard von Arnswald im Jahr 1867 unerwartet an einer Lungenentzündung. Da Überführungen in die Heimatgemeinden damals eher unüblich waren, fand sie ihre letzte Ruhe auf dem Alten Friedhof in Eisenach.

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Hinweis: Die Grabstätte ist nach einer Aufwendigen Restaurierung 2010 enthüllt worden. Die ursprüngliche eiserne Umrandung des Grabes und der Engel sind verschwunden. Es handelt sich um einen Abguß des identischen Engels, der sich auf dem Grab der Grimm-Schwester Charlotte Amalie in Kassel befindet.

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Bilder: Günter Bihn (07/2011)

Berlin, Halensee-Grunewald

Friedrich Dernburg

 

Deutscher Jurist und Journalist; einer jüdischen Familie von Gelehrten entstammend; Bruder Heinrich Dernburg; Vater von Bernhard Dernburg; war nach dem Studium der Rechte in Gießen und Heidelberg zunächst Hofgerichtsadvokat in Darmstadt, dann von 1866 bis 1875 Mitglied der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen und einer der maßgeblichen Führer der Fortschrittspartei im Großherzogtum. Von 1871 bis 1881 war er - zunächst für die Nationalliberalen Partei, später fraktionslos - Mitglied des Deutschen Reichstag. Nach einer Tätigkeit als Redakteur bei der hessischen Main-Zeitung wurde er 1875 Chefredakteur der bereits 1848 gegründeten liberalen Nationalzeitung, die sich zu einer der auflagestärksten Tageszeitungen Berlins und einem Meinungsmacher in Deutschland entwickelt hatte. 1890 schied Dernburg aus seinem Amt aus und unternahm ausgedehnte Reisen; u.a. begleitete er Kronprinz Friedrich von Preußen, den späteren Kaiser Friedrich III. nach Spanien und Rom. Über seine 1891 nach Anatolien führende Reise berichtete er in einem feuilletonistischen Artikel. 1893 befand er als Berichterstatter auf der Weltausstellung in Chicago. Ab 1894 arbeitete er als Feuilletonredakteur beim Berliner Tageblatt. Dernburg verfaßte neben seinen Reisebeschreibungen zwei Schauspiele, einige Novellen und einen Roman.

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Lina Franziska “Fränzi Fehrmann

1910

Deutsches Kindermodell; fünfzehntes Kind eines Schlossers und einer Putzmacherin, Inhaberin eines kleinen Modegeschäfts; wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Im Alter von neun Jahren wurde sie Modell der “Brücke“-Künstler Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Max Pechstein für Bilder, die an den Moritzburger Teichen entstanden. Im Sommer 1910 begleitete Fehrmann die Künstlern nach Moritzburg. Ihre Modelltätigkeit endete, als die Maler 1911 nach Berlin übersiedelten. Kirchner sah sie erst 1926 wieder, als er sie in Dresden besuchte; da hatte sie bereits zwei uneheliche Kinder. Silvester 1931 heiratete sie den Buchdrucker Alfred Fleischer; die Ehe wurde 1948 geschieden.

 

Fränzi vor geschnitzem Stuhl (pinxit E.L. Kirchner, 1910)

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Bild: Steffi Eckold (07/2011)

Dresden-Briesnitz, Alter Friedhof

Hinweis: Das Grab ist nicht erhalten. Es wurde jedoch ein Gedenkstein aufgestellt.

Bild:  Hans-Christian Seidel (07/2011)

Jürgen Graf

 

Deutscher Journalist; Sohn eines Fabrikanten; nach Schulbesuchen in Berlin wurde er an verschiedenen Internaten in der Schweiz erzogen. Nach Notabitur im Zweiten Weltkrieg und Einsatz als Flakhelfer wurde er unmittelbar nach Ende des Krieges im Mai 1945 Reporter beim sowjetischen Berliner Rundfunk, wechselte im August deselben Jahres zur US Information Control Division und war am Aufbau des zunächst DIAS, später in RIAS (=Radio im amerikanischen Sektor) umbenannten Rundfunksenders beteiligt, und war einer der “Reporter der ersten Stunde“ des Senders. Als er den Sender 1964 verließ, hatte Mr Rias, wie Jürgen Graf genannt wurde, die Positon eines Hauptabteilungsleiter Politik und Zeitgeschehen inne. Populär wurde er v.a. durch die stundenlangen Radioreportage während des Baus der Berliner Mauer im August 1961 und vom Besuch des US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy im Jahre 1963. Graf, der immer schon als freier Mitarbeiter für verschiedene ARD-Sender gearbeitet hatte, moderierte zwischen 1958 und 1979 das Jugendquiz Die sechs Siebeng'scheiten in 260 Folgen. 1982 ging er aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Pension.

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Berlin, Städtischer Waldfriedhof Dahlem

Anita Augspurg

 

Deutsche Pazifistin, Frauenrechtlerin; Tochter eines Anwalts; besuchte 1878 in Berlin ein privates Lehrerseminar und legte 1879 die Lehrerinnen- und das Turnlehrerinnenexamen für die Tätigkeit an höheren Mädchenschulen ab. Aufgrund einer Erbschaft, die sie finanziell unabhängig machte, nahm sie privaten Schauspielunterricht, gehörte von 1881 bis 1882 als Elevin zum Ensemble des Meininger Hoftheaters und nahm an den Gastspielreisen der Meininger teil. 1887 eröffnete sie nach einer entsprechenden Ausbildung mit ihrer Freundin Sophie Goudstikker in München das Photostudio Hofatelier Elvira, das sich erfolgreich entwickelte. Angeregt durch die Diskussion um ein für Deutschland allgemein geltendes bürgerliches Gesetzbuch, wandte sie sich der Rechtswissenschaft zu und studierte in Zürich, wohin sie gezogen war, da das Studium in Deutschland für Frauen nicht möglich war. Dort wurde Anita Augspurg, die während ihres Aufenthaltes in Zürich eine der Gründerinnen des Internationalen Studentinnenvereins war, als erste Deutsche zum Dr. jur. promoviert. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin setzte sie sich mit anderen dafür ein, das im in Vorbereitung befindlichen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) mehr Rechte für die Frauen Berücksichtigung fänden, in dem sie verschiedene Gesetzesänderungsvorschläge im Reichstag einbrachte. 1903 begründete sie den Deutschen Verband für Frauenstimmrecht. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges engagierte sie sich in der Friedensarbeit. 1915 gehörten sie und ihre Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann zu den Initiatorinnen der Internationalen Frauenfriedenskonferenz in Den Haag (Niederlande); außerdem beteiligte beide sich an der Gründung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF). Nach der Proklamation der Bayerischen Republik im Jahre 1918 in München war sie Mitglied des provisorischen bayerischen Parlaments, kandidierte für die sozialistische USPD, erlangte jedoch kein Mandat.Von 1919 bis 1933, als sie nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten gemeinsam mit Heymann in die Schweiz ins Exil ging, gab sie pazifistische Zeitschrift Die Frau im Staat heraus.

Anita Augspurg erregte nicht nur aufgrund ihrer politischen Tätigkeit Aufsehen; auch ihr Privatleben - sie lebte mit der Millionenerbin Lida Gustava Heymann ab 1907 zunächst in München, dann auf dem Land, wo sie gemeinsam einen Gutshof bewirtschaften, zusammen - erregte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Von links nach rechts: Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gizycki; Minna Cauer und Sophia Goudstikker (das Photo entstand 1896 im Hofatelier Elvira)

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Bilder: Matthias Bauer-Pleiner (02/2001)

Zürich, Friedhof Fluntern

Sonstige XXX

Omnibus salutem!