Margret Dünser

 

 

Österreichische Fernsehjournalistin; nach dem Besuch der Klosterschule in ihrer Heimatstadt Dornbirn arbeitete sie als Autorin und Sprecherin beim Österreichischen Rundfunk, stieg mit nur 28 Jahren 1954 zur bislang einzigen weiblichen Programmdirektorin auf, was den Neid männlicher Kollegen hervorrief; Intrigen brachten die Journalistin sogar hinter Gittern. Vollständig rehabilitiert, verließ sie Österreich enttäuscht und ging nach Deutschland. Dort arbeitete sie ab 1963 für das ZDF und moderierte ab Mai 1971 die ZDF-Sendung V.I.P.-Schaukel, da sie sich hauptsächlich den Themen der High Society widmete. Die Sendung war sehr erfolgreich, da sie mit ihrer Persönlichkeit das Vertrauen der interviewten Prominenten gewinnen konnte. Als Folge konnte sie die Unterhaltungen meist in der privaten Umgebung ihrer Gesprächspartner führen.

Margret Dünser war mehr als eine Klatschreporterin, viele Journalisten versuchten ihren unvergleichlichen Stil erfolglos nachzuahmen.

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Bilder: Matthias Bauer (2002)

Dornbirn (A), Friedhof Markt

Hermann Gmeiner

 

 

Sechstes von neun Kindern einer Bergbauernfamilie; verlor bereits früh seine Mutter und wurde wie seine Geschwister von seiner ältesten Schwester erzogen. Nur mit Unterstützung des Pfarrers seines Geburtsdorfes gelang es ihm im Alter von 17 Jahren, ein Stipendium für das Gymnasium Feldkirchen zu erhalten. Als er 1940 zum Militär eingezogen wurde, mußte er die Schule abbrechen. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem er als Soldat in Nordfinnland und an der Ostfront kämpfte, holte er seine Matura (Abitur) nach und begann 1946 ein Medizinstudium an der Universität Innsbruck. Bereits während seines Studiums begann Gmeiner, sich sozial zu engagieren: Die Konfrontation mit dem Elend der vielen Kriegswaisen und heimatlosen Kinder nach dem Krieg ließen in ihm schließlich die Idee zur Gründung des Sozialwerks SOS-Kinderdorf reifen, die er 1949 in die Tat umsetzte. In ihnen sollten eltern- und heimatloser Kinder in familienartiger Gemeinschaft betreut und erzogen werden, wobei sein Vorbild das Leben und Werk Johann Heinrich Pestalozzis war. 1963 konnte in im südkoreanischen Daegu das erste Kinderdorf auf außereuropäischem Boden errichten werden, und es kamen in den folgenden Jahren SOS-Kinderdörfer auf dem amerikanischen und dem afrikanischen Kontinent hinzu.

Seine letzte Ruhestätte fand Hermann Gmeiner auf dem Gelände des ersten von ihm gegründeten Kinderdorfes.

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Imst (Tirol), Gelände des SOS-Kinderdorfes

Günter Sare

 

Deutscher Maschinenschlosser; war Mitarbeiter und Vorstand des linken Jugendzentrums im Frankfurter Stadtteil Bockenheim und seit 15 Jahren aktiv in der links-autonomen Szene, bei Häuserbesetzungen im Westend und bei gegen den Bau der Startbahn West gerichteten Demonstrationen. Als es am Abend des 28. Septembers 1985, einem Sonnabend, gegen 19.30 Uhr in der Frankenallee in Frankfurt am Main zu einem gewaltsamen Zusammenstoß rechtsradikaler NPD-Anhänger, die im Bürgerhaus Gallus eine Kundgebung veranstalten wollten, mit Linksradikalen und Antifaschisten kam, die den Zugang verhindern wollten, setzte die Polizei gegen 20.00 Uhr Wasserwerfer ein. Ein schwerer Wasserwerfer steuerte auf eine Gruppe von Personen zu, die sich daraufhin aus der Reichweite des Wasserstrahl entfernten; nur Günter Sare blieb auf der Kreuzung Frankenallee/Hufnagelstraße stehen, wurde von dem harten Strahl des schweren Fahrzeugs erfaßt und zu Boden geschleudert. Er hatte schwere Verletzungen an Kopf und Brust: die Hinterachse des Wasserwerfers hatte seinen Brustkorb eingedrückt. Als nach 20 Minuten der Notarztwagen kam, war Sare bereits tot. Sare, so ergab sich aus der Obduktion, ist an einem Schädelbasisbruch gestorben. Diesen habe er sich beim Aufprall auf die Straße zugezogen, nachdem der Wasserwerfer ihn umgefahren habe. Damit bestätigten sich die Zeugenaussagen, die der späteren Darstellung der Polizei widersprochen hatten, daß Günter Sares Tod ein Unfall gewesen sei; vielmehr habe die Besatzung des Wasserwerfers den Mann im Scheinwerferlicht gehabt, sei aber dennoch schnell und direkt auf ihn zugefahren. Der Tod Sares löste nicht nur weitere Demonstrationen aus; die Partei der Grünen, die mit der SPD eine Koalition bilden wollte, verschob diese Gespräche. Der hessische Innenminister Horst Winterstein (SPD) als Dienstherr der Polizei wurde aufgefordert, die Vorgänge aufzuklären. Die Polizei erklärte, es handelte sich bei dem ”tragischen“ und “mit tiefer Betroffenheit“ empfundenen Tod um einen Unfall. In dem späteren Gerichtsverfahren gegen die beiden Fahrer des Wasserwerfers, wurde festgestellt, daß die Situation vor dem Fahrzeug aufgrund des vom Scheinwerfer beleuchteten Wassernebels möglicherweise nicht, oder nur extrem schwierig zu beurteilen sei. Es könne also sein, daß der Fahrer die Person nicht gesehen habe. Außerdem widerlegten Sachverständige die bisherige Annahme, daß es sich bei der auf einem von der dpa aufgenommenen Photo abgebildeten Person um Günter Sare handele. Der Abgebildete sei größer und trage außerdem hellere Schuhe. Beide Angeklagten wurden im November 1990 vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Daher sind die Umstände des Todes Günter Sares im Gallusviertel - vor allem, wie er unter den rechte Hinterreifen des tonnenschweren Wasserwerfers gerate konnte, bis heute nicht geklärt

Inschrift: No pasaran (sie werden nicht durchkommen).

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Frankfurt am Main-Höchst, Hauptfriedhof

Gerald “Gerry” Malcolm Durrell

 

Britischer Zoologe und Autor; jüngster Bruder des Schriftstellers und Diplomaten Lawrence Durrell; wuchs in England und ab 1933 in Korfu auf, wo er sich mit der dortigen Tierwelt beschäftigte und seine Liebe zu den Tieren entdeckte. 1939 siedelte die Familie vor dem Hintergrund des beginnenden Zweiten Weltkrieges nach Bournemouth um. Nach einer Ausbildung zum Tierpfleger in Whipsnade arbeitete Durrell als Tierfänger; diverse Reisen führten ihn rund um den Erdball: Britisch-Kamerun (1947/48, 48/49, 56/57), Britisch-Guayana (1949/50), Argentinien und Paraguay (1953/54), Argentinien (1958/59), Sierra Leone (1965), Mexiko (1968, 79), Mauritius (1976, 77) und Madagaskar (1990). Auf diesen Reisen fing er Tiere für englische Zoos. Nach einer Erkrankung an der Malaria begann er eine Tätigkeit für den Rundfunk und wirkte an einigen Serien für Fernsehen der BBC mit, die seine früheren Aufnahmen ausstrahlte. 1959 gründete auf der Kanalinsel Jersey einen eigenen Zoo, um bedrohte Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde der Zoo 1963 in eine Gesellschaft umgewandelt, den Durrell Wildlife Conservation Trust. 1980 gründete er eine "Mini-Universität", das International Training Centre (ITC) auf Jersey, die bis heute annähernd 1.500 Studenten aus über 100 Ländern in den Techniken zur Bewahrung von Tierarten ausbildete.

Inschrift auf der Grabplatte, unter der sich die Asche Durrells befindet: The beauty and genius of a work of art may be re-conceived, though its first material expression be destroyed; a vanished harmony may yet again inspire the composer; but when the last individual of a race of living beings breathes no more, another heaven and another earth must pass before such a one can be again. [Die Schönheit und Genialität eines Kunstwerks mag wiedererdacht werden, obwohl sein erster entstandener Ausdruck zerstört ist; eine vergangene Harmonie mag den Schöpfer noch einmal inspirieren: Wenn aber das letzte Individuum einer Rasse von Lebewesen nicht mehr atmet, muß ein anderen Himmel und eine andere Erde vergehen, bevor ein solches wieder entstehen kann]. Zitat von William Beebe (US- amerikanischer Zoologe, *1877, †1962)

Gerald Durrell mit Lemur auf dem Gelände des Zoos.

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Insel Jersey, Jersey Zoological Park

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Peter Fechter

No Copyright

 

Deutscher Mauerergeselle; zählt aufgrund der Umstände seines Todes zu den bekanntesten Opfern an der Berliner Mauer. Als er versuchte, gemeinsam mit einem gleichaltrigen Arbeitskollegen die Mauer zwischen Charlotten- und Markgrafenstraße in Richtung Westberlin zu übersteigen, eröffneten Grenzsoldaten der DDR das Feuer auf die beiden. Während sein Kollege die Mauer unverletzt überwinden und in den Westen gelangen konnte, lag Fechter, von den Kugeln schwer verletzt, unmittelbar vor der Mauer in dem sog. Todesstreifen zwischen DDR-Gebiet und der Grenze zu Westberlin. Obwohl Fechter noch eine ganze Weile lebte, konnten und wollten von Westberlin aus weder dortige Polizeibeamte noch die vom alliierten Checkpoint Charlie1 herbeigerufenen US-Soldaten eingreifen. Erst nach einer knappen Stunde wurde Fechter, der inzwischen verstummt war, von DDR-Grenzsoldaten abtransportiert. Aufgrund des Vorfalls kam es in Westberlin zu einem mehrtätigen Aufruhr, der sich auch gegen die US-amerikanische Besatzungssoldaten richtete.

Insgesamt kamen nach offiziellen Angaben seitens der Berliner Staatsanwaltschaft an der Innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer 270 Menschen ums Leben.

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1  Einer der Berliner Grenzübergänge durch die Berliner Mauer zwischen 1961 und 1990. Er verband in der Friedrichstraße zwischen Zimmerstraße und Kochstraße (beim gleichnamigen U-Bahnhof) den sowjetischen mit dem amerikanischen Sektor

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Berlin-Weißensee, Ev. Auferstehungs-Friedhof

Henriette Emilie Freifrau von Gleichen-Rußwurm née Schiller

 ~1830    ~1860   Gartenlaube 1874

Jüngste Tochter Friedrich von Schillers und dessen Gemahlin Charlotte; als Emilie geboren wurde, war ihr Vater schon krank und starb rund neun Monate später; ihre Jugend verbrachte sie mit ihrer Mutter in Weimar, bevor sie von 1827 bis 1828 in Berlin eine Zeit lang in der Familie Wilhelm von Humboldts, wohnte und 1828 den späteren bayrischen Kammerherrn Adalbert von Gleichen-Rußwurm (*1803, †1887) heiratete. Mit ihm lebte sie - in ihren letzten Lebensjahren weitgehend erblindet - auf dem bei Bonnland in Franken gelegenen Schloß Greifenstein. Sie richtete dort nicht nur ein Museum zur Erinnerung an ihren Vater ein, sondern sie machte sich v.a. verdient durch zahlreiche Beiträge zur Lebensgeschichte ihrer Eltern; so veröffentlichte sie u.a. den Briefverkehr zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter und seinen Kalender.

Ihr Sohn Ludwig wurde als impressionistischer Landschaftsmaler bekannt und war der Vater des Schriftstellers Alexander von Gleichen-Rußwurm, der als “Mäusebaron” in die Literatur einging: Thomas Mann widmete ihm in Doktor Faustus ein paar Zeilen (Gleichem-Rußwurm. als Hotelier in Wasserburg in Geldschwierigkeiten, sandte 1925 ein angeblich mit wertvollem und hoch versichertem Gut gefülltes Paket an einen Münchner Juwelier. Tatsächlich hatte er eine Maus in der Hoffnung hineingetan, sie würde hungrig sich durch die Verpackung einen Weg ins Freie fressen, und das hinterlassene Loch könnte dann als Beschädigung während des Transports zur Zahlung der Versicherungssumme führen. Die Maus aber verendete, und so kam die Betrügerei ans Tageslicht).

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Hildegard Freifrau Hugo von Spitzemberg

 pinxit Wilhelm von Kaulbach (1869)

 

Deutsche Salonière; Tochter des württembergischen Staatsmannes Karl Freiherr von Varnbüler; selbst Protestantin, war sie seit 1864 mit dem katholischen Diplomaten Carl Freiherrn von Spitzemberg verheiratet, der ab 1866 am preußischen Hof in Berlin akkreditiert war, nachdem das Paar zuvor schon kurz in Sankt Petersburg und Bern gewesen war. Sie hatte bereits im Alter von zehn Jahren mit Tagebuchaufzeichnungen begonnen und setzte diese bis zu ihrem Tode fort. In ihnen schilderte sie das Leben im Kreis der Hofgesellschaft und ihre Begegnungen mit Personen aus dem Umfeld des Kaisers sowie der Hautevolee, Adel, Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern, die sie u.a. in ihrem in Berlin seit 1870 geführtem politischen Salon traf. Otto von Bismarck gegenüber zunächst ablehnend eingestellt, gehörte er ebenso wie dessen Frau nach der Reichgründung im Jahre 1871 zu ihren Freunden, ebenso wie der junge Kaiser Wilhelm II..

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Bonnland (Unterfranken)

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Bilder: Thomas Haas (09/2011)

Stuttgart, Pragfriedhof

Cato Bontjes van Beek

Deutsche Widerstandskämpferin; Tochter des Keramikers Jan Bontjes van Beek und der Tänzerin und Malerin Olga Bontjes van Beek, née Breling; Enkelin Otto Modersohns und Kusine Christian Modersohns; verbrachte ihre Kindheit und Jugendzeit in der Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen. Von 1929 bis 1933 besuchte sie die Deutsche Schule in Amsterdam, lernte Niederländisch und später auch Englisch bei einem 8-monatigen Aufenthalt in Winchcombe in Gloucestershire. Später trat sie dem NS-Segelfliegerverband bei, um ihrer Leidenschaft des Segelfliegens frönen zu können. Als ihr bewußt wurde, in welchem Umfang Unrecht durch das Nazi-Regime ausgeübt wurde, schloß sie sich in Bremen dem Widerstand an. 1941 lernte sie in der Wohnung ihres Vaters Libertas Schulze-Boysen (*1913, †1942) kennen, die Frau Harro Schulze-Boysens (*1909, †1942), die zu einer der Berliner Gruppen der Roten Kapelle gehörte, und begann Flugblätter zu verteilen. Am 20.9.1942 wurde Cato Bontjes van Beek gemeinsam mit ihrem Vater von der Gestapo in Berlin verhaftet, am 18.1.1943 vom Reichskriegsgericht Berlin wegen ”Beihilfe zur Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt und nach Ablehnung eines Gnadengesuchs mit 15 weiteren Verurteilten im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet.

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Bild: Peter R. Seeber (09/2012)

Fischerhude, (Lkrs. Verden), Gemeindefriedhof

Bilder: Ewald Krismer (08/2014)
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Bild: Manuel Schmidt(2023)

Winfried Freudenberg

 

 

Deutscher Elektroingenieur; absolvierte zunächst eine Elektrikerlehre, bevor er nach deren Abschluß in Abendkursen an der Kreis-Volkshochschule Halberstadt sein Abitur nachholte. Danach studierte er Informationstechnik in Ilmenau und schloß schließlich seine beruflich Ausbildung mit einem Studium als Diplom-Elektronikingenieur ab.

Bereits während seiner Studienzeit hatte er die spätere Diplomchemikerin Sabine W. in einem Studentenklub kennengelernt, die er im Herbst 1988 heiratete.

Da beide für sich in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), keine beruflichen Perspektiven erkennen konnten, suchten sie gemeinsam nach einer Möglichkeit das Land, das ihnen keine Perspektive bot, zu verlassen. Bei einem Verwandtenbesuch in der Bundesrepublik, zwei Wochen vor seiner Hochzeit, zeigt Winfried Freudenberg sich entschlossen, die DDR zu verlassen, jedoch nicht ohne seine Frau, so daß sie beide gemeinsam ihre Flucht unmittelbar nach der Hochzeit mit einem Gasballon planten. Sie bezogen eine Wohnung im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg - nicht weit von der Grenze zu Westberlin und warteten auf eine günstige Wetterlage, die sich Abend des 7. März 1989 eingestellt zu haben schien.

Freudenberg verunglückte bei einem Fluchtversuch mit einem selbstgebauten Gasballon von Ost- nach West-Berlin tödlich. Gegen 7h30 stürzte Winfried Freudenberg über dem West-Berliner Bezirk Zehlendorf ab.

Winfried Freudenberg wurde das letzte Todesopfer bei dem Versuch, von Ost- nach West-Berlin zu gelangen.

Sabine Freudenberg wurde zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt, aber bereits im Oktober 1989 amnestiert.

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Bilder: Werner Farwick

Osterwieck OT Lüttgenrode/Harz, Ortsfriedhof

Sonstige XXXV

Omnibus salutem!