Fritz Teufel

 

Deutscher politischer Aktivist; studierte ab 1963 in West-Berlin an der Freien Universität Germanistik, Publizistik und Theaterwissenschaften. In West-Berlin gründete er gemeinsam mit Dieter Kunzelmann und Rainer Langhans die Kommune I, als ein politisches Signal gegen das (klein-)bürgerliche gesellschaftlichen Bedingung im Nachkriegsdeutschland. Von der Kommune I, der später auch das aus München stammende Fotomodell Uschi Obermaier (*1946) angehörte, wurden provokante Aktionen gegen die Polizei und die Justiz gestartet, die die erwünschte Aufmerksamkeit der Medien erreichten. Spektakulär war seine Attacke mit einer vermeintlich mit Tinte gefüllten Wasserpistole auf den Bundesminister für Finanzen Hans Matthöfer (SPD) 1982 während der Talk-Show 3nach9, als es um “Benimm” ging. (Matthöfer reagierte nach kurzem Zögern, indem er seinerseits Teufel mit dem Inhalt eines Glases Wein überschüttete. Nachdem er erkannt hatte, daß es sich um Zaubertinte gehandelt hatte, deren Flecken wieder verschwanden, entschuldigte er sich für diese Revanche). Immer wieder geriet Teufel zu den Staatsorganen in Konfrontation. Erstmals festgenommen und in Untersuchungshaft genommen wurde er 1967 unter der Beschuldigung, bei der während des Besuchs des Schahs von Persien Reza Pahlavi in Berlin stattfindenden Demonstration einen Stein geworfen zu haben. Bei der Einvernahme vor Gericht im November 1969 wurde Fritz Teufel aufgefordert, sich von seinem Sitz zu erheben, worauf er ironisch und provokativ gegenüber dem Vorsitzenden bemerkte: ”Wenn’s der Wahrheitsfindung dient!“ In diesem Verfahren wurde Teufel freigesprochen; insgesamt aber saß er acht Jahre hinter Gittern. Später war Teufel, der auch Mitglied der in Erinnerung an die Ermordung Benno Ohnesorg gegründeten "Bewegung 2. Juni" gewesen war, Fahrradkurier in Berlin.

Inschrift: Wenn’s der Wahrheitsfindung dient.

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinde

Gottlob Johann Christian Kunth

 

 

Deutscher Pädagoge; Sohn des Superintendenten und Liederdichters Johann Siegmund Kunth; begann nach dem Besuch des Pädagogiums in Halle ein Jurastudium in Leipzig, das er jedoch 1776 aus finanziellen Gründen abbrechen mußte. 1777 erhielt er eine Stelle als Hofmeister im Schloß der Familie von Humboldt in Tegel, bevor ihn Marie-Elisabeth von Humboldt ihn als Erzieher für ihre Söhne Wilhelm und Alexander anstellte. Bis 1789 vermittelte er den Brüdern erste Bildungsgrundlagen, die sie nachhaltig prägten. Nach dem Tod des Hausherrn übernahm Kunth 1779 die Gutsverwaltung und die Beratung dessen Witwe, und nach deren Tod fungierte er als Testamentsvollstrecker und Vermögensverwalter für die beiden Söhne. 1796 wurde er als Handelskommissar zum preußischen Staatsrat berufen. Die Anlage des Schloßsparks Tegel geht auf Pläne Kunths zurück.

Inschrift: Grata quiescentem cultorem arbusta loquuntur [Dankbare Baumpflanzungen sprechen von dem hier ruhenden Pfleger].

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Berlin-Tegel, Schloßpark

Hinweis: Gemäß seines Wunsches wurde Kunth 1830 im Schloßpark Tegel in der Nähe der Grabstätte der Familie von Humboldt beigesetzt.

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Gedenkstein für Christian Kunth an der Zufahrt zum Schloß Tegel.

German Stepanowitsch Titow [russ. Герман Степанович Титов]

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Sowjetischer Kosmonaut; wurde 1953 Angehöriger der sowjetischen Luftstreitkräften und flog nach seinem Flugausbildung an der Fliegerschule in Kustanai. ab 1957 Strahlflugzeuge der sowjetischen Armee. 1959 bewarb er sich für das geplante bemannte Raumfahrtprogramm der Sowjetunion und wurde als einer von 20 Männern aus 3.000 Militärpiloten, die sich beworben hatten und den Anforderungen entsprachen, ausgewählt. Im Januar 1961 kam er gemeinsam mit Jurij Gagarin und Grigori Neljubow in die engere Wahl für den ersten Raumflug, mußte jedoch hinter Gagarin zurückstehen, der als erster Mensch am 12. April 1961 mit Wostok 1 in das All flog. Schließlich wurde er als Pilot des zweiten Raumschiff Wostok 2, im August 1961 ausgewählt und war, als er am 6. August 1961 in das All startete, mit 25 Jahren und 11 Monaten der jüngste Kosmonaut bzw. Astronaut im Weltall. Nach etwas mehr als 24 Stunden und 17 Erdumrundungen kehrte die Kapsel zur Erde zurück, wobei Titow sie - wie zuvor schon Gagarin - mit einem an einem Fallschirm hängenden Schleudersitz in einer Höhe von 7.000 Metern verließ.

Kosmonauten der UdSSR (1965) in Звёздный городок (Sternenstädtchen), Region Moskau  Bild: RIA Novosti archive, image #888102 / Alexander Mokletsov  
In der 1. Reihe - jeweils von links nach rechts:
Wladimir Komarow, †1967 (Woschod-1), Jurij Gagarin, †1968 (Wostok-1), Walentina Tereschkowa Wostok-6), Andrijan Nikolajew, † 2004 (Wostok-2), Konstantin Feoktistow, †2009 (Woschod-1), Pawel Beljajew (Woschad-2)
In der 2. Reihe:
Alexej Leonow (Woschod-2), German Titow, †2000 (Wostok-2), Walerij Bykowskij, †2019 (Wostok-5), Boris Jegorow, †1994 (Woschod-1), Pawel Popowitsch, †2009 (Wostok-4)

Woschod = Sonnenaufgang / Wostok = Osten

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

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Bilder: Photodir (10/2006, wikipedia.ru

Anna Petrowna Kern

Tochter des Grundbesitzer Peter Markowitsch Poltorazkij; , Angehöriger einer alten ukrainischen Kosakenfamilie, verbrachte ihre Kindheit in der kleinen Stadt Liwny in der Oblast Orjol in der Villa ihres Großvater, des ehemalige Gouverneur von Orel. Als sie 17 Jahre alt wurde, verheiratete ihr Vater sie mit dem 52jährigen General Iermolai Fedorowitch Kern. Sie war unglücklich und vertraute ihrem Tagebuch an: Es ist unmöglich, ihn zu lieben – nicht einmal Trost kann ich ihm geben... ich hasse ihn fast.“ 1819 lernte sie auf einer gemeinsamen Reise mit ihrem Mann und ihrem Vater nach Sankt Petersburg zu ihrer Tante dort Alexander Puschkin kennen, ohne ihn allerdings besonders zu beachten – abgelenkt durch allerlei Gesellschaftsspielen wie Scharaden. Später erinnerte sie sich, daß ihr Bruder, der mit Puschkin zusammensaß, ihre Aufmerksamkeit auf ihn lenken wollte. Puschkin aber war von ihrer Schönheit sehr beeindruckt.

pinxit A.S.Puschkin (1829)

Sechs Jahre später, im Sommer 1825, traf Anna Kern, die geraume Zeit im Baltikum gelebt hatte und inzwischen Mutter zweier Töchter war, nach ihrer Rückkehr aus Dorpat (heute Tartu) in Trigorskoje im Haus ihrer Tante Puschkin wieder, der - aus dem Staatsdienst entlassen - im nahe gelegenen Michaiowskij auf dem Gut seiner Mutter im Exil lebte und des öfteren hinüber kam. Am 19.7.1825, als sie nach Riga abreiste, gab er ihr eine Kopie des zweiten Kapitels seines Versopus Eugen Onegin. Zwischen die Blätter des Manuskripts hatte er das Gedicht gelegt, das mit dem Zeilen beginnt:

Я помню чудное мгновенье:
Передо мной явилась ты,
Как мимолетное виденье,
 Как гений чистой красоты.
1
 

Mit diesen Zeilen wurde sie Teil der Literaturgeschichte. “Jede Nacht streife ich durch den Garten, und ich sage immer wieder zu mir: Hier war es - ein Stein, über den sie stolperte liegt auf meinem Schreibtisch, gleich neben den Zweigen eines vertrockneten Heliotrops (i.e. Sonnenwender), schrieb er an einen Freund. Ein halbes Jahr korrespondierten sie miteinander, wobei der Inhalt der Briefe zunehmend ironischer und sarkastischer wurde. Schließlich fragte er in einem Brief an Alexander Wolfe, einem Cousin Anna Kerns, was die “Babylonische Hure” mache. In den ersten der Scheidung (1826) von ihrem Mann folgenden Jahren gehörte sie zur Entourage Puschkins und hatte Umgang mit zahlreichen der jungen russischen Dichter, besonders mit Michail Glinka, der das Gedicht später vertonte. Ihre Beziehung zu Puschkin kühlte sich im Laufe der Zeit deutlich ab; zuletzt sahen sich beide, als er sie anläßlich des Todes ihrer Mutter besuchte, um sie zu trösten. Am 1. Februar 1837 nahm sie an der Beisetzung Puschkins teil. 1836 hatte sie erneut geheiratet - ihren 16jährigen Cousin Alexander Markow-Winogradskij. Ihre letzten Lebensjahre waren von großer Armut geprägt (ihr Vater hatte sie enterbt); sie sah sich sogar veranlaßt, Briefe, die Puschkin ihr geschrieben hatte, verkaufen.

 Puschkin-Zeichnung

 

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1 Ich erinnere mich an einen wunderbaren Moment: Vor mir erschienst, wie eine flüchtige Vision, Du als reine Schönheit.

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Prutnja b. Torschok (Oblast Twer)

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Bilder: Hans-Christian Seidel (06/2013)
Bild: Stepler 585 (06/2010) Wikipedia.ru
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Friederike Thoma

 

 

Vorbild für die "Tante Frieda" in Ludwig Thomas Lausbudengeschichten. Tochter eines königlichen Forstmeisters;

 

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Bilder: Hajo Rackel (06/2014)

München, Alter Südlicher Friedhof

Katharina Kippenberg née von Düring

 

 

Deutsche Herausgeberin und Lektorin; Tochter eines Hamburger Kaufmanns; war von 1903 bis 1905 an der Universität Leipzig als Gasthörerin verschiedener Vorlesungen eingeschrieben, da Frauen zu jener Zeit noch die Immatrikulation an der Leipziger Universität verwehrt war (das war erst ab 1906 möglich). Sie arbeitete in Leipzig im Insel Verlag ihres Mannes Anton Kippenberg mit, den sie 1912 auf einer Tagung der Goethe-Gesellschaft in Weimar kennengelernt und im selben Jahr geheiratet hatte. 1914 engagierte sie sich im Ausstellungskomitee der von Ludwig Volkmann organisierten ”Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik“ (Bugra) in Leipzig, wo sie die Unterabteilung ”Buchillustration” innerhalb der Sondergruppe “Die Frau im Buchgewerbe und in der Graphik“ leitete und sich sehr um eine umfangreiche Beschickung der Ausstellung auf buchkünstlerisch hohem Niveau bemühte. Als ihr Mann während des Ersten Weltkrieges an der Front war, übernahm sie die Leitung des Verlages. Nach der Rückkehr Anton Kippenbergs aus dem Felde erhielt sie 1918 Prokura, und 1922 wurde sie Kommanditistin des Verlages.

Katharina Kippenberg machte sich als bedeutende Förderin der deutschen Literatur verdient. Insbesondere förderte sie in ihrer Eigenschaft als Lektorin junge deutscher Dichter, so u.a. den jungen Johannes R. Becher, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Besonders widmete sie sich dem Werk Rainer Maria Rilkes, der sich zu einem der wichtigsten Autoren des Insel Verlags entwickelte (über ihn veröffentlichte sie 1935 eine Biographie mit dem Titel Rainer Maria Rilke. Ein Beitrag.

Kurz vor ihrem Tode wurde Katharina Kippenberg von den Philosophischen Fakultäten der Universitäten Leipzig am 22.5. und Marburg am 1.6.1946 jeweils mit der Ehrendoktorwürde für ihr Lebenswerk gewürdigt.

Inschrift: Sie liebte die Ihrigen, die Vögel und die Dichter

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Bilder: Thomas Haas (06/2014)

Marburg, Hauptfriedhof

Frank Schirrmacher

 

 

Deutscher Journalist; Sohn eines Ministerialrates; studierte nach dem Abitur an der Humboldt-Schule, einem privaten Gymnasium in Wiesbaden, bis 1984 Germanistik und Anglistik an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg sowie am Clare College der Universität Cambridge in England Literatur und Philosophie. 1989 übernahm er die Leitung der Redaktion "Literatur und literarisches Leben" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) als Nachfolger seines Mentors und Freundes, des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki. Von 1994 bis zu seinem Tod war Schirrmacher als Nachfolger von Joachim Fest Mitherausgeber der FAZ, zeichnete als solcher für Feuilleton und Wissenschaft verantwortlich und prägte die Zeitung durch seine Artikel mit. Bei einem breiteren Publikum bekannt aber wurde Schirrmacher als Autor von Büchern wie des 2004 erschienenen BuchesDas Methusalem-Komplott, in dem er sich mit dem Problem der Überalterung der Gesellschaft auseinandersetzte. 2013 erschien sein Buch Ego, in dem der Anhänger des Liberalismus darüber philosophierte, wie sich der immer mehr um sich greifende Egoismus des Einzelnen auf das Sozialwesen auswirkt. Im Jahr 2000 erregte er nicht nur die Aufmerksamkeit der Leserschaft, indem er auf sechs FAZ-Seiten die letzte Sequenz des menschlichen Erbguts drucken ließ. Bundesweit Aufsehen erregte er außerdem durch seine Weigerung, Martin Walsers (*1927) umstrittenen RomanTod eines Kritikers in der Zeitung vorab zu veröffentlichen.

Frank Schirrmacher starb völlig überraschend im Alter von nur 54 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.

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Potsdam OT Sacrow, Friedhof

Hans Georg Calmeyer

 

 

Deutscher Rechtsanwalt; studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten von Freiburg im Breisgau, Marburg und München, wurde Anfang der 1920er Jahre Mitglied in einem der rechtsnationalen Freikorps und nahm als solcher 1923 am Marsch zur Feldherrnhalle in München und dem fehlgeschlagenen Hitler-Putsch teil. Später eröffnete er eine Anwaltskanzlei in seiner Geburtsstadt, wobei ihm allerdings “wegen ”Betätigung im kommunistischen Sinne“ 1933 die Zulassung entzogen wurde. Erst nach seinem Beitritt zum Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps erlangte er die Zulassung zehn Monate später wieder, und später war er dann auch Mitglied des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, während er nicht Mitglied der NSDAP wurde. Im Mai 1940 wurde er eingezogen und nahm am Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Niederlande als Mitglied einer Luftnachrichtenkompanie teil. 1941 erfolgte seine Abkommandierung zum “Reichskommissariat für die besetzten niederländischen Gebiete“, wo er zum Leiter der Abteilung “Innere Verwaltung“ ernannt wurde, dem auch das sog. Judenreferat zugeordnet war. Calmeyer nutzte diese Position, um – in seinen eigenen Worten –”ein Rettungsfloß zu bauen“. Gemeinsam mit “Gesinnungsgenossen” gelang es ihm, etwa 5.700 Menschen als “Zweifelsfälle” einzustufen und von diesen mindesten 3.700 von ihnen - indem er sie durch diverse Tricks zu Nichtjuden machte - vor dem sicheren Tod zu bewahren, was ihn später als “Schindler aus Osnabrück“ bekannt machte. Bundespräsident Johannes Rau hat ihn später als einen “Menschen, die geholfen haben, aber durch ihre Verstrickung in das Unrechtsregime auch schuldig geworden sind“, bezeichnet.

Am 4. März 1992 wurde Hans Calmeyer von Yad Vashem - der Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust -postum den Titel eines “Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Seine Heimatstadt ehrte ihn 1995 posthum mit der höchsten Auszeichnung der Stadt, der Möser-Medaille.

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Bilder: Delef Buhre (06/2014)

Osnabrück, Heger Friedhof

Carl von Effner   (seit 1877)

1880

 

Deutscher Gartengestalter; Sohn des bayerischen Oberhofgärtners Carl Effner sen.; besuchte nach der abgeschlossenen Gärtnerlehre bei seinem Vater im Rahmen seiner von Maximilian II. finanzierten Gesellreise zwischen 1850 und 1854 Wien, Gent, Paris, England und in Potsdam die Gartenanlagen und das Schloß Sanssouci Friedrichs des Großen. Seine dortige Begegnung mit Peter Joseph Lenné, dem berühnten Gartenkünstler und Landschaftsarchitekt, gab den Anstoß, sich ganz der Landschaftsgärtnerei zu widmen. 1854 rief ihn König Maximilian II. zurück nach München, wo er an der Ausführung der von Lenné entworfenen Anlagen von Feldafing arbeitete. 1857 wurde der 28-Jährige zum Hofgärtner ernannt. Von 1860 bis 1865 war er als Stellvertreter des Oberhofgärtners im Obersthofmarschallstabe tätig. Maximilian beauftragte Effner mit der Gestaltung der Isarufer zwischen Haidhausen und Bogenhausen (später Maximiliansanlagen) und der gärtnerischen Gestaltung der von Friedrich Bürklein geplanten Maximilianstraße. 1868 ernannte ihn Ludwig II., Sohn und Nachfolger Maximilians II., zum Oberhofgärtner und berief ihn zugleich als Leiter aller bayerischen Hofgärten. 1870 erfolgte sine Berufung zum königlichen Hofgarten-Inspektor und 1873 zum königlichen Hofgärtendirektor. Als solcher entwarf er die Gartenanlagen der berühmten Schlösser Ludwigs II., Herrenchiemsee und Linderhof.

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Bilder: Hajo Rackel (06/2014)

München, Alter Südlicher Friedhof

Bilder: Reinhard Finkskes (03/2016)

Sigmund Werner Paul Jähn

 

Deutscher Kosmonaut, Generalmajor; Sohn eines Sägewerkarbeiters und einer Hausfrau; absolvierte nach der Volksschule von 1951 bis 1954 eine Lehre zum Buchdrucker und war danach Pionierleiter an der Zentralschule in Hammerbrücke (heute zu Muldenhammer im sächsischen Vogtlandkreis), bevor er am 26.4.1955 seinen Wehrdienst bei der VP-Luft, dem Vorläufer der Luftstreitkräfte der DDR, in Preschen antrat. Nach der Grundausbildung wurde er ab 1956 als Offiziersschüler an der Offiziersschule der LSK/LV in Kamenz (Ldkrs. Bautzen) und an der Fliegerschule in Bautzen, der Vorläufereinrichtung der späteren OHS für Militärflieger in Bautzen zum Flugzeugführer ausgebildet. 1958 kehrte er in sein Geschwader, das Jagdfliegergeschwader 8, nach Preschen zurück. 1960 wurde er mit seinem Geschwader an den endgültigen Standort Marxwalde (jetzt wieder Neuhardenberg) verlegt. Von 1961 bis 1963 war Jähn stellvertretender Kommandeur für Politarbeit einer Geschwaderstaffel. Danach leitete er bis 1965 im Geschwader den Bereich Lufttaktik/Luftschießen. Parallel dazu legte er 1965 das Abitur ab. Im Anschluß daran wurde er zu einem Studium an die Militärakademie der LuftstreitkräfteJ. A. Gagarin“ in Monino bei Moskau delegiert, das er als Diplom-Militärwissenschaftler abschloß. Von 1970 bis 1976 bekleidete Jähn die Funktion eines Inspekteurs für Jagdfliegerausbildung und Flugsicherheit beim Stellvertreter des Chefs LSK/LV für Ausbildung der Luftstreitkräfte im Kommando LSK/LV.

Von 1976 bis 1978 wurde Jähn in der UdSSR im Rahmen des Interkosmos-Programms im Sternenstädtchen bei Moskau zum Kosmonauten ausgebildet und flog am 26.8.1978 gemeinsam mit Waleri Bykowski als Forschungskosmonaut an Bord des Raumschiffes Союз-31 (Sojus-31, Union, ‚Vereinigung‘) zur Raumstation Салют-6 (Saljut 6, Salut), wo er 25 Experimente aus den Bereichen Fernerkundung der Erde, Medizin, Biologie, Materialwissenschaften und Geophysik durchführte. Am 3. September kehrten er und Bykowski nach 124 Erdumkreisungen und einer Flugdauer von sieben Tagen, 20 Stunden und 49 Minuten mit dem Raumschiff Sojus 29 wieder zur Erde zurück. Nach seinem Raumflug wurde der in der DDR gefeierte Kosmonaut Chef des neu geschaffenen Zentrums für Kosmische Ausbildung bei den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA) in Eggersdorf bei Strausberg, eine Position, die er bis zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik im Jahre 1990 innehatte. Daneben promovierte er 1983 am Zentralinstitut für Physik der Erde in Potsdam mit einem Thema zur Fernerkundung der Erde.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands war Sigmund Jähn im Kosmonautenausbildungszentrum bei Moskau als freier Berater für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) tätig, ab 1993 auch für die Europäische Weltraumorganisation European Space Agency (ESA). Hier betreute er die deutschen und europäischen Astronauten bei den Vorbereitungen für die Missionen Mir-92 mit Klaus-Dietrich Flade und Reinhold Ewald, Euromir-94 mit Ulf Merbold und Pedro Duque/Spanien, Euromir-96 mit Thomas Reiter und Christer Fuglesang/Schweden) sowie Mir-97 mit Reinhold Ewald und Hans Schlegel.

Auszeichnungen u.a.: Verdienter Militärflieger der DDR (1977), Held der Sowjetunion (1978), Held der DDR (1978), 1978 Karl-Marx-Orden.

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Bilder: Klaus Meinert (05/2020)

Strausberg (Ldkrs. Märkisch Oderland), Evangelischer St-Marien-Friedhof

Sonstige LXXXV

Omnibus salutem!