Deutscher Freiheitskämpfer; schloß sich im Juli 1809, ein Jahr nachdem er 1808 sein Studium an der Universität in Freiburg begonnen hatte, im Zuge der tirolischen Volkserhebung dem Freikorps von Ferdinand von Luxheim an. In Lienz nahm Hauger im August 1809 im Kampf um die Lienzer Klause teil, dessen erfolgreicher Ausgang dem damals 17-jährigen zugeschrieben wird. Im September 1809 gehörte Hauger dem durch von Luxheim zusammengestellten Erzherzog-Johann-Freikorps an, gegen Ende des Jahres wurde er nach Kärnten verschlagen und kehrte schließlich nach Freiburg zurück. In Baden wegen seiner Beteiligung an den Kämpfen in Tirol verfolgt, setze er sich zunächst in das seinerzeit Schweizer Rheinfelden, später nach Wien ab, wo er bis 1812 in einer chemischen Fabrik arbeitete. Im Folgejahr beteiligte er sich an den Kämpfen in Tirol, wobei er am 26.9.1813 in bayerische Gefangenschaft geriet und bis 1814 in München gefangen gehalten wurde. Nach seiner Freilassung trat er als Kadett in ein bayerisches Jägerbataillon ein, mit dem er 1814/15 während der Freiheitskriege in Frankreich kämpfte. Nach der durch Kaiser Franz I. verordneten Gründung des Kaiserjägerregiments im Frühjahr 1815 wurde Hauger 1816 in Tirol Kaiserjäger; 1822 wurde er zum Leutnant befördert. Während seines Einsatzes in der Lombardei sorgte er 1823 für die Überführung der Gebeine Andreas Hofers von Mantua nach Innsbruck. 1830 beendete er seine militärische Karriere, war zunächst Grenzwachkommissär in Unterinntal und wurde dann Strafhausverwalter in Laibach (heute Ljubljana), später in Linz und in Leopoldstadt (heute zu Wien).
Tiroler Freiheitskämpfer; nachdem Tirol im Frieden von Pressburg, der nach der Dreikaiserschlacht von Austerlitz zwischen dem Österreich unter Franz I. und Frankreich unter Napoléon I. gesschlossen wurde und den den 3. Koalitionskrieg beendete, dem mit Frankreich verbündeten Bayern, zugesprochen wurde (1805), übernahm Hofer die Führung bei der Volkserhebung im Tiroler Freiheitskampf gegen die bayerische Herrschaft, stellte ein Volksaufgebot zusammen und besiegte die bayerische Armee in der Schlacht am Bergisel am 25. und 29.5.1809. Als nach der Schlacht bei Wagram 12.7. in Znaim ein Waffenstillstand zwischen Napoléon und Österreich geschlossen und in diesem Tirol und Vorarlberg den Franzosen überlassen wurde und daraufhin ca. 40.000 Franzosen, Bayern und Sachsen in Tirol einrückten, rief Andreas Hofer die Bevölkerung auf, das Vaterland vor den Fremden und deren Religion zu schützen. Am 7.8 zog er mit wenigen Tausend Bewaffneten aus Passeier, Meran und Algund über den Jaufen und stieß mit dem Landsturm zu seinem Freund Speckbacher. Am 13.8. erfochten sie wiederum einen Sieg und vertrieben das aus 15.000 bayerische, sächsische und französische Soldaten und dessen Kommandeur Marschall François-Joseph Lefebvre aus dem Land, und zwei Tage später war auch wieder Innsbruck befreit, und Hofer wurde am 13.8. zum Oberkommandanten von Tirol gewählt. Er ließ nun als Regent dafür zu sorgen, daß alle im Krieges geraubten Effekten herausgegeben wurden. Er führte ein strenges moralische Regiment ein, achtete auf die Einhaltung moralischer und religiöser Vorschriften; so verbot er den Frauen, “ihre Brust und Armfleisch zu wenig oder nur mit durchsichtigen Hadern zu bedecken”.
Andreas Hofer als Regent von Tirol empfängt Delegationen
Vom Kaiser durch die große goldene Gnadenkette mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet, führte er die Verwaltung fort bis zum am 14.10.1809. in Wien geschlossenen Frieden von Schönbrunn, nach dem Tirol und Vorarlberg, wenngleich mit Vorbehalt einer allgemeinen Amnestie, der Gewalt des Feindes überlassen werden mußten. Zwar setzte Hofer seinen Widerstand fort, wurde jedoch am 1.11.1809 am Bergisel nach einem knapp zweistündigen Gefecht geschlagen und floh auf die Mähderhütte der Pfandleralm. An die Franzosen von dem Landwirt Franz Raffl (*1775, †1830) verraten, wurde er dort am 27.1.1810 gefangengenommen, vor ein Kriegsgericht in Mantua gestellt und standrechtlich erschossen.
Die Erschießung von Andreas Hofer in Mantua (anonym)
Monument am Exekutionsplatz
Innsbruck, Hofkirche
Tiroler Freiheitskämpfer (auch als “Mann von Rinn” bekannt); Sohn eines Bauer; da er bereits früh seine eltern verloh, konnte er nur für zwei Jahre die Schule besuchen, eignete sich erst später das Lesen und Schreiben an. Er verdingte sich als Hirte und betätigte sich nebenbei als Wilderer. Später wurde er Arbeiter in der Saline in Hall und war Mitglied des Landgerichts in Sonnenburg. Speckbauer nahm zwar bereits 1797 und 1800 Angehöriger der Tiroler Landesverteidiger und diente 1805 in der Milizkompanie der Stadt Innsbruck, nahm aber erst ab 1809 an der Seite Andreas Hofers führend am Tiroler Aufstand teil, wurde Kommandant des Oberinntals, hatte als solcher zwischen April und Juli wesentlichen Anteil an den Kämpfen im Unterinntal. und war mit seinen Mitstreitern Ende Mai auch maßgeblich an der Besetzung Innsbrucks beteiligt. Im August 1809 befehligte er den rechten Flügel der Tiroler in der siegreichen, der vierten Schlacht am Bergisel, in deren Folge diean der Seite der Franzosen kämpfenden Bayern Innsbruck erneut räumen mußten. Er eroberte weitere Teile Tirols, wurde aber bei Melleck am Steinpass im Oktober 1809 vernichtend geschlagen und selbst verwundet, wobei es ihm allerdings gelang, den französischen Truppen zu entkommen. Zwar entließ er seine Mannen, nachdem die Bayern im Oktober Innsbruck erneut eingenommen hatten, sammelte sie aber auf Betreiben Andreas Hofers erneut, konnte aber eine Niederlage in der letzten Schlacht am Bergisel Anfang November1809 nicht mehr aufhalten. Da er steckbrieflich gesucht wurde und um sein Leben fürchten mußte, setzte er sich schließlich 1810 nach Wien ab. Erst 1814 konnte er wieder in seine Heimat zurückkehren. Wegen der in der Schlacht von Melleck erlittenen Verwundung konnte er den Bauerhof, den er in Rinn seit seiner Heirat mit Maria, née Schmiderer, in Jahre 1794 besaß, nicht mehr bewirtschaften, verkaufte ihn und siedelte sich in Hall in Tirol an.
Innsbruck, Hofkirche
Hinweis: die sterblichen Überreste Speckbachers wurden am 28.6.1858 auf kaiserliche Anordnung in die Innsbrucker Hofkirche überführt.
Hall in Tirol, Pfarrkirche, an der Wand
Innsbruck, Hofkirche
Wien, St. Marxer Friedhof
Hinweis: Die obere Aufnahme stammt aus dem Jahr 2011, die untere entstand 1995.
Tiroler Pater (Kapuziner), Freiheitkämpfer; Sohn eines Bauern; studierte in Bozen und Innsbruck und kämpfte bereits während des Studiums 1796, 1797 und von 1799 bis 1801 im österreichischen Heer gegen die Truppen Napoléons. 1802 trat er in den Kapuzinerorden ein, erhielt 1805 die Priesterweihe und anschließend das Amt als Prediger im Kloster zu Schlanders im Vinschgau. Haspinger, der sich überwiegend politisch betätigte, beteiligte sich 1809 am Tiroler Volksaufstand, nachdem er sich zuvor dem Geheimbund der Tiroler Patrioten angeschlossen hatte. Am 29. Mai und am 13. August nahm er an den Schlachten teil, in denen die Tiroler Schützen Andreas Hofers die französischen und bayrischen Truppen auf dem südlich von Innsbruck gelegenen Bergisel schlugen. Dort wurde er von seinen Mitstreiter “Pater Rotbart“ genannt. Im selben Jahr bereitete Haspinger den Aufstand im Lande Salzburg vor, der allerdings bis zum 3. November von französischen Truppen niedergeworfen wurde. Nach einem weiteren Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer mußte er Tirol verlassen und versteckte sich zunächst neun Monate lang im Vinschgau auf der Tschenglsburg, floh am 31.10.1810 nach Wien und war dann von 1810 bis 1812 Pfarrer in der Maria-Loretto-Kirche in Jedlesee, bevor er 1812 die geheime Mission erhielt, einen Volksaufstand vorzubereiten. Seit 1815 war er Pfarrer in Traunfeld im Weinviertel und wirkte als Seelsorger zu Sankt Lampert am Heiligen Berg bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1836. Danach lebte er in Hietzing bei Wien. 1848 begleitete er wieder als Feldprediger eine Kompanie Tiroler Feldjäger nach Italien. Schließlich ließ er sich 1854 in Salzburg im kaiserlichen Schloß Mirabell nieder.
Österreichischer Freiheitskämpfer; Sohn eines Stadtsyndikus’; begann 1809 ein Studium der Philosophie in Salzburg. Auf einer Reise nach Südtirol lernte er den Oberkommandanten der aufständischen Tiroler, Andreas Hofer kennen, der ihn für den Kampf zu begeistern vermochte. Nach der dritten Schlacht am Bergisel wurde er Oberjäger der Passeierer Schützenkompanie und Hofers Sekretär und zugleich dessen Berater. Nach der Niederlage der Tiroler am 1.11.1809 am Bergisel und einem fruchtlosen Aufruf zu einem weiteren Aufstand, mußten Hofer und er flüchten, um sich der drohenden Gefangennahme zu entziehen. Sie versteckten sich auf der in 1.350m Höhe gelegenen Mähderhütte der Pfandleralm (Alm des Prantacher Hofs gegenüber St. Martin in Passeier), wurde aber von Franz Raffl (*1775, †1830) verraten und dort 28.1.1810 von einem 600 Mann starken italienischen Freicorps gefangen genommen. Hofer, dessen Frau Anna, die ebenfalls geflohen war, und Sweth wurden nach Mantua gebracht, dem Hauptquartier des für den südlichen Teil Tirols zuständigen französischen Vizekönigs von Italien, Eugène de Beauharnais. Dort wurde Sweth, wie Hofer auch, als Aufständischer zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt und auf der Insel Elba inhaftiret. Von dort gelang ihm nach drei Jahren die Flucht, und er konnte sich nach Österreich durchschlagen. Ab 1816 arbeitete Sweth wieder als Beamter in Innsbruck, 1824 schrieb er seine Erinnerungen an seine Teilnahme an den Tiroler Aufständen nieder.
Innsbruck, Hofkirche
Innsbruck, Hofkirche
Bild: Udo Grimberg
Deutsch-französischer Publizist und Journalist; Sohn eines im Saarland geborenen, in Lothringen aufgewachsenen Arztes und einer jüdischen Elsässerin (den Mädchennamen seiner Urgroßmutter - Latour - väterlicherseits fügte Scholl-Latour, der zweisprachig aufwuchs, später seinem Namen hinzu); er besuchte ein Jesuitenkolleg im schweizerischen Freiburg (Fribourg) und machte sein Abitur in Kassel. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges versuchte er vergeblich, sich nach Frankreich durchzuschlagen, um sich dort den alliierten Truppen anzuschließen; vielmehr gerät er in Graz in die Hände der Gestapo (Geheime Staatspolizei), die ihn in Haft nahm. Nach dem Ende des Krieges verdingte Scholl-Latour sich als Fallschirmspringer und war zwei Jahre lang im Krieg, den Frankreich in Indochina führte, eingesetzt. Zurück in Europa, studierte er Politik in Paris und promovierte dort. Danach hielt er sich zwei Jahre im Libanon auf, wo er sich die arabische Hochsprache aneignete. Dann wandte er sich dem Journalismus zu - gleich sein erster Artikel wurde auf der Frontseite der französischen Tageszeitung Le Monde abgedruckt. Kurzzeitig arbeitete er in der Position des Regierungssprechers des saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann. Dann war er wieder als Reporter in Afrika tätig, von wo aus er für die Rundfunkprogramme der ARD über die dortige politische Entwicklung berichtete, bevor er 1963 Leiter des neuen ARD-Studios in Paris wurde, aber immer wieder auch als Sonderkorrespondent für die ARD aus Vietnam und den Nahen Osten berichtete. Von 1969 bis 1971 war Peter Scholl-Latour Fernsehdirektor des Westdeutschen Rundfunks (WDR), bevor es ihn wieder hinaustrieb in die Welt. Aufmerksamkeit erlangte Scholl-Latour, bereits seit 1971 für das Zweite Deutschen Fernsehen (ZDF) tätig, erneut 1973 mit seinem Filmteam eine Woche in der Gefangenschaft des Vietcong verbrachte. Über die Situation in Vietnam und in ganz Südostasien berichtete er in seinem Buch Der Tod im Reisfeld (1979), das zu einem der größten Verkaufserfolge der deutschen Buchbranche der Nachkriegszeit wurde, aber von Seiten der Historiker kritisiert wurde. 1979 begleitete er als einziger westlicher Journalist den iranischen Revolutionsführer Ajatollah Khomeini auf dem Flug vom seinem Exil in Paris in seine Heimat nach Teheran. Anschließend bis 1988 als Mitherausgeber und Chefredakteur des Wochenmagazins Stern. tätig, verfaßte Reportagen und Bücher. Frühzeitig warnte er vor dem wachsenden politischen Einfluß der Religionen; daß er mit seinen Berichten und Büchern über den Islam ein verzerrtes Islambild vorführe, das Angst, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus schüre, wie ihm Wissenschaftler in den 1990er Jahren vorwarfen, wies er allerdings stets zurück.. An seinem 85. Geburtstag, brach er zu seiner letzten Reise nach Osttimor auf.
Werke u.a.: Der Wahn vom Himmlischen Frieden über China, Allah, Blut und Öl oder Afrikanische Totenklage, Welt aus den Fugen, Allah ist mit den Standhaften (1983), Das Schwert des Islam (1990), Der Fluch des neuen Jahrtausends (2002).
Bad Honnef OT Rhöndorf, Waldfriedhof, Neuer Teil
Timofej Wassiljewitsch Prochorow [russ. Тимофей Васильевич Прохоров] gen. Väterchen Timofei
Russischer Priester (russ.-orth.); Eremit; nach der Oktoberrevolution entwurzelter russisch-orthodoxer Priester, verdiente sich während des Zweiten Weltkrieges seinen Lebensunterhalt, indem er in der von der deutschen Wehrmacht 1942 belagerten, in der Oblast Rostow am don gelegenen südrussischen Stadt Schachty [Шахты] Brennmaterialien ausfuhr. Nach der Gefangennahme durch Soldaten der Wehrmacht wurde er gezwungen, mit seiner Kutsche fliehende deutsche Wehrmachtsangehörige vor der Roten Armee in Sicherheit zu bringen. In dieser Zeit persönlicher Bedrängnis erschien ihm - so berichtete er später - erstmalig die Heilige Mutter Gottes und trug ihm zunächst auf, den Spuren der Diebe zu folgen, die seine Kutsche gestohlen hatten. Nach einer mehrere Jahre dauernden Odyssee kam er nach Wien, wo er Natasha, seine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau kennenlernte. Beide ließen sich schließlich in München am Oberwiesenfeld nieder und errichteten dort neben seiner Hütte aus Trümmerschutt eine Kapelle, die später zu einer Kirche ausgebaut wurde. Als für die Olympische Spiele 1972 in München die Bauarbeiten am Oberwiesenfeld begannen, wurdedie Planung für das Olympiagelände nach Protesten auch aus der Bevölkerung so verändert, daß die kleine Kirche, die anschließend die Bezeichnung Ost-West-Friedenskirche erhielt, erhalten werden konnte. Der spätere Münchner Oberbürgermeister Christian Uhde bezeichnete sie als “liebenswertesten Schwarzbau Münchens“.
Seine letzten beiden Jahre verbrachte der Eremit vorwiegend in Krankenhäusern und Altersheimen, bevor er - 110 Jahre alt und damit der älteste Münchener - verstarb.
Von Väterchen Tomofej ohne Baugenehmigung 1952 auf den Fundamenten einer ehemaligen Flakstellung erbaute Ost-West-Friedenskirche (Bilder: Peter Müller, 10/2014)
München, Westfriedhof
Deutscher Jahrmarktskünstler und Hochstapler; kam bereits im Alter von acht Jahren in die Obhut von Schaustellern und reiste später mit dem Zirkus Althoff durch Europa. Nach seiner eigenen Darstellung sei er auf dem Balkan von Räubern festgehalten worden, konnte sich ihnen jedoch durch Flucht entziehen. 1912 sei er dann in die Türkei gelangt, dort vom Geheimdienst angeworben worden und habe in dessen Auftrag die Aufmarschpläne der bulgarischen Armee für den gerade begonnenen ersten Balkankrieg entwendet. Wenige Monate nach der Ausrufung der Unabhängigkeit Albaniens vom Osmanischen Reich am 28.11.1912 habe er sich in das Land begeben. Als er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Prinzen Halim ed-Din, einem Neffen des Sultan, festgestellt habe, habe er sich der osmanischen Armee als dieser präsentiert und wurde am 15. Februar 1913 vom Militär zum König ausgerufen. Als solcher habe er eine Regierung eingesetzt, Kommandeure ernannt, sich an einem Harem erfreut und einen Krieg gegen Serbien oder Montenegro geplant, bis seine Betrug schließlich aufgedeckt worden sei. Er habe sich (und seinen Freund, den Schwertschlucker Max Schlepsig, der die ganze Täuschung unterstützt und mitbegleitet hatte) unter Mitnahme eines beträchtlichen Anteils der königlichen Schätze am 19. 2.1913 abgesetzt und Albanien verlassen. Nachdem Witte in den 1920er Jahren auf Jahrmärkten und Schaubuden auftrat, verbreitete er - als ehemaliger König von Albanien - diese Geschichte immer wieder unter den Besuchern. Obwohl alle seine Erzählungen ins Rechs der Fantasie gehören (später will er sogar in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg eine Partei gegründet haben und trotz der Erlangung von zahlreichen Stimmen beim ersten Wahlgang anläßlich der Wahl zum Reichspräsidenten seine Kandidatur zugunsten Paul von Hindenburgs zurückgezogen haben) errang er mit ihnen erhebliche Aufmerksamkeit und galt als ein stadtbekanntes Original Berlins.
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
Maria “Maidi” Liebermann von Wahlendorf
Geliebte Ludwig Thomas; Tochter des aus Frankfurt am Main stammenden jüdischen Bankiers und Eigentümers der Feist-Sektkellerei AG Carl Feist-Belmont und der Auguste, née Graubner, einer “Urchristin” aus einer Frankfurter Patrizierfamilie. 1908 lernte sie bei einem ”Baiblanc” (i.e. Ball ohne Masken) im Hause des Fabrikanten Ernst Faber in Nürnberg den 17 Jahre älteren Ludwig Thoma kennen, der bereits seit 1900 Chefredakteur des Satire-Magazins Simplicissimus war und gerade die 25-jährige, auf den Philippinen geborene Tänzerin Marietta di Rigardo geheiratet hatte. Thoma war - wie er bekannte - von der 24-jährigen Maidi beeindruckt, aber die beiden verloren sich aus den Augen. 1910 heiratete sie den seit 1908 geschiedenen Chemiker und Unternehmer Wilhelm Liebermann von Wahlendorf (*1863, †1939), ein Vetter des Malers Max Liebermann und des Gründers der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), Emil Rathenau; der Ehe entstammte der Sohn Edgar). Erst zehn Jahre nach dem ersten Zusammentreffen mit Thoma, am 10.8.1918 begegnete sie ihm in der Rottacher “Überfahrt" bei einem als Wohltätigkeitskonzert veranstalteten Liederabend mit Leo Slezak wieder, und wenige Tage später wurden sie ein Liebespaar, worauf Maidi sich von ihrem Mann trennte, und obwohl dieser sich einer Scheidung widersetzte, sie aber auch eine Scheidung nicht ernsthaft betrieb, gingen sie eine Art Lebensbund ein. Thoma, dessen Streben eine Ehe mit Maidi war, war bis zu seinem Tode über diese Situation unglücklich. Erst 1926 - fünf Jahre nach dem Tode Thomas - wurde ihre Ehe geschieden. Noch kurz vor seinem Tode setzte Thoma Maidi als Erbin seiner Verlagsrechte ein.
Rottach-Egern, Alter Friedhof
Hinweis; Das Grab Ludwig Thomas befindet sich links von dem seiner Liebe Maidi.
Johanna Bertha Julie Jenny Marx née Jenny von Westphalen
Gemahlin von Karl Marx; Tochter des Landrates von Salzwedel Ludwig von Westphalen und dessen Frau Caroline, née Heubel; Enkelin von Philipp von Westphalen, Geheim-Sekretär des Herzogs Ferdinand von Braunschweig; kam 1816 nach Tier, wohin ihr Vater versetzte worden war.
1836 verlobte sie sich heimlich mit Marx in Trier, den sie über ihren Bruder Edgar kennengelernt hatte - beide hatte am Trierer Gymnasium gemeinsam ihr Abitur abgelegt. Aber erst sieben Jahre später, nach dem Tode ihres Vaters im Jahre 1842 und der Zustimmung Marxens Mutter zur Heirat ein Jahr später, heirateten die beiden am 19. Juni 1843 im großherzoglich-hessischen Kreuznach (heute Bad Kreuznach).
Marx (lks.) mit seinen Töchtern Laura, Eleanor und Jenny sowie Friedrich Engels (vor Juni 1864).
London, Highgate Cemetery
Hinweis: Jenny Marx wurde, wie auch ihr Mann, zunächst in einer Grabstätte beigesetzt, die sich wenige Meter von dem heutigen, von der kommunistischen Partei Großbritanniens gestifteten und 1956 errichteten Monumentalgrabmal befindet.
London, Highgate Cemetery
Omnibus salutem!