Maria RosalieRosemarie Auguste Nitribitt

                  

Deutsches Callgirl; die Tochter einer 18-jährigen, unverheirateten Putzfrau kam, wie ihre zwei Schwestern auch, zunächst in ein Kinderheim, da war sie drei Jahre alt; 1939 wurde sie in eine Pflegefamilie in Niedermendig in der Eifel gegeben, wo sie aufwuchs. Nitribitt wurde später in mehrere Erziehungsheime eingewiesen, aus denen sie immer wieder entwich. Damals wurde sie auch bereits in Frankfurt am Main aufgegriffen. Anfang der 1950er Jahre, nachdem sie volljährig geworden war, ließ sie sich schließlich in Frankfurt nieder. Dort arbeitete sie als Kellnerin und später als Mannequin, bis sie begann, sich ihren Lebensunterhalt als Edelprostituierte zu verdienen. In die Schlagzeilen der Zeitungen geriet die “Lebedame” nach ihrem gewaltsamen Tod, als ihre zahlreichen Beziehungen zu Männern der “oberen” Schichten bekannt wurden. Die FAZ wunderte sich über ihren Erfolg bei Männer: ”Ihr durchschnittliches Gesicht, mit der etwas plumpe Nase und der leicht zynisch geschürzten Oberlippe wäre hinter keinem Ladentisch und keiner Ausschanktheke aufgefallen. ”Rosemarie Nitribitt gilt als Paradigma für die Zeit der Doppelmoral des Bürgertums während des deutschen “Wirtschaftswunders”. Der Mord in ihrer Wohnung am Eschenheimer Turm in Frankfurt am Main (Stiftstr. 29) konnte bis heute nicht aufgeklärt werden, obwohl sie ein Adreßbuch hinterließ, das minutiös alle ihre Beziehungen auflistet (es wird erst im Jahr 2027 freigegeben werden). Ihr ins Visier der Ermittler geratene, “platonische Freund”, der Handelsvertreter Heinz Pohlmann, bei dem 20.000 DM gefunden wurden, kam zwar 1960 vor Gericht, konnte aber “trotz erheblichen Verdachts” nicht verurteilt werden; an der Täterschaft Pohlmanns bestehen heute aber erhebliche Zweifel (er wurde später Rosemarie Nitribitt mit ihrem Mercedes-Cabrioallerdings wegen Betrugs zu 16 Monaten Haft verurteilt, da es sich bei dem bei ihm gefundenen Geld um veruntreute Kundengelder handelte). Im Januar 2004 wurde im Düsseldorfer Capitol ihr Schicksal als Musical aufgeführt, nachdem sich bereits der auf der Vorlage des Journalisten Erich Kuby fußende Film Ein Mädchen namens Rosemarie (1958, u.a. mit Nadja Tiller, Gert Fröbe und Mario Adorf) und der Produzent Bernd Eichinger sich für das Fernsehen im Jahr 1995 über ihre Leben und Sterben ausgelassen hatten.

Ihr Schädel, bislang als Beweismittel bei den Asservaten der Polizei verwahrt, wurde im Februar 2008 beigesetzt.

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Düsseldorf, Nordfriedhof

August Hermann Francke

Deutscher Theologe und Pädagoge; wuchs in Gotha auf und besuchte die Universitäten Erfurt, Kiel und Leipzig, wo er 1685 promovierte und Vorlesungen hielt. Am 22.12.1691 zum Professor an der neugegründeten Universität in Halle für griechische und orientalische Sprachen bestellt, zog er am 7.1.1692 dorthin und übernahm zugleich das Pastorat an der Georgenkirche in Glauchau, wo er Zustände der Verelendung und Verwahrlosung vorfand, so daß er begann, sich um die davon betroffenen Kinder zu kümmern, indem er 1695 eine Schule gründete, an der bereits drei Jahre später 56 Lehrer und über 400 Schüler zu verzeichnet waren. Als Francke 1698 vom preußischen Kurfürst Friedrich III., dem späteren König Friedrich I. (ab 1701) das Privileg für die Errichtung und Führung eines Waisenhauses erhalten hatte, entstanden in rascher Folge weitere Häuser, denen ein großer Wirtschaftsbetrieb, eine Apotheke, eine Druckerei und eine Buchhandlung angegliedert waren. Als er starb gab es gesamt ca. 2.500 Schüler aus dem Pädagogium, der Lateinschule, dem Waisenhaus und den Schulen.

Im Jahre 1829 wurde vor dem Pädagogium ein von Christian Rauch geschaffenes Denkmal aufgestellt.

 

 

Denkmal in Halle (Bild:Martina Schulz)

 

 

 

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Halle (Saale), Stadt-Gottesacker

Bilder: Martina Schulz
Bilder: Günter Strack

Weimar, Alter Friedhof

Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von Goethe née Freiin von Pogwisch

        1845 

Aus altem, aber verarmtem holsteinischem Adel derer von Pogwischs, Gattin August von Goethes, Schwiegertochter J.W.v. Goethes, Mutter von Walther Wolfgang v. Goethe, Wolfgang Maximilian v. Goethe (*1820, †1883) und Alma Sedina Henriette Cornelia v. Goethe (*1827, †1844). Schwärmerische Freundschaft mit Ferdinand Heinke, dem sie 1813 im Hause Schopenhauer pinxit Louise Seidlerbegegnete. Nach dessen endgültigem Abschied von Weimar (1814) gab sie gegen den Willen ihrer Mutter und besonders ihrer Großmutter der Werbung Augusts nach und heiratete diesen am 17.6.1817. Unglücklich verheiratet, erwog sie mehrmals, sich scheiden zu lassen, was sie jedoch mit Rücksicht auf ihren Schwiegervater schließlich nicht tat. Das Problem löste sich indes von alleine, als August zusammen mit Johann Peter Eckermann, der ihn bis Genua begleitete, am 22.4.1830 Weimar verließ und ein halbes Jahr später in Rom starb. Befreit von den ehelichen Fesseln, traf sie sich am 20.5.1832 in Mainz und auf der Insel Nonnenwerth mit Charles Sterling (*1804, †1880), den sie bereits Jahre zuvor kennengelernt hatte. Ihre Hoffnung auf eine feste Beziehung mit diesem erfüllte sich indes nicht. Letztmalig traf sie Sterling im Juli 1832 zufällig in der Dresdner Galerie. Später erfuhr sie, daß er geheiratet hatte und mit seiner Frau und seiner Tochter auf einer Landpfarrei in England in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte. Zu Adele Schopenhauer, der Schwester Arthur Schopenhauers, verband sie eine enge Freundschaft.

Literatur: Ruth Rahmeyer, Ottilie von Goethe, Eine Biographie, Frankfurt am Main, 2002, ISBN 3-458-34575-2.

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Bild: Matthias Bauer (04/2007)

Walther Wolfgang Freiherr von Goethe (seit 1859)

pinxit Louise Seidler (824)         Bild lks.: pinxit Louise Seidler

Deutscher Kammerherr und Komponist; älteste Kind des August und der Ottilie von Goethe. Enkel und der letzte lebende Nachfahre Johann Wolfgang von Goethes. Er wurde wegen seine fragilen Gesundheit privat erzogen, erhielt erst im Alter von 15 Jahren ersten Musikunterricht bei dem Weimarer Kapellmeister Karl Eberwein, der auch Goethegedichte vertont hat. Später erhielt er Klavierunterricht durch Felix Mendelssohn Bartholdy. Trotz seines Talents gelang es ihm nie wirklich, mit seinen Kompositionen zu reüssieren. Auch trug er schwer an der Berühmtheit seines Namens. 1825 wurde ihm, seinem Vater und seinem Bruder Wolfgang Maximilian durch den Weimarer Stadtrat “auf ewige Zeit” das Bürgerrecht der Residenzstadt Weimar verliehen. Als der Deutsche Bund im Jahre 1842 versuchte, das Goethehaus in Weimar, in dem Walther Wolfgang eine Mansarde bewohnte, und den Nachlaß des Dichters für die Nation zu erwerben, widersetzte er sich erfolgreich diesem Versuch. In seinem Testament vom 24.9.1883 hatte Walther Wolfgang Goethe, der den Nachlaß seines Großvaters verwaltete, verfügt, daß dessen Erbe – insbesondere das Wohnhaus in Weimar, die Bibliothek und die umfangreichen Sammlungen – in das Eigentum des Staates Sachsen-Weimar-Eisenach übergehen solle. Durch diese Verfügung wurde die Gründung des Goethe-Nationalmuseums ermöglicht.

 

Die beiden Goethe-Enkel; rechts im Hintegrund deren Schwester Alma (1838 im Juno-Zimmer des Goethehauses in Weimar). ;

 

 

 

Inschrift: Mit ihm erlosch Goethes Geschlecht, dessen Name alle Zeiten überdauert.

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Bilder: Günter Strack

Weimar, Alter Friedhof

Hinweis: Bei dem Datum auf dem Grabstein handelt es sich um das Datum des Auffinden des Leichnams Die Gerichtsmediziner gingen davon aus, daß Rosemarie Nitribitt bereits am 29.Oktober ermordet wurde.

Ernst Eduard vom Rath

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Deutscher Diplomat; studierte Jura in Bonn, München und Königsberg; wurde 1932 Mitglied er NSDAP und im Folgejahr der SA. Nach einem diplomatischen Vorbereitungsdienst in Paris und Dienst in der Botschaft in Kalkutta, das er wegen einer Erkrankung allerdings verlassen mußte, erfolgte 1938 seine Versetzung an die Botschaft in Paris, wo er am 18.10.1938 zum Legationssekretär ernannt wurde. Seine Ermordung durch fünf von Herschel Grynszpan am 7. November abgegebenen Schüsse nahm die NS-Führung zum Anlaß, Ausschreitungen an jüdischen Bürgern zu organisieren, die in die Novemberprogrome mündeten, bei denen Synagogen angezündet und etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden.

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Bild: Jürgi-würgi(2009) Wikipedis.de

Düsseldorf, Nordfriedhof

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Olimpia Maidalchini auch Maldachini

Italienische Stadtadlige; verbrachte auf Wunsch ihrer Eltern schon während ihrer Kindheit sechs Monate im Kloster San Domenico in ihrer Geburtsstadt, in dem eine ihrer Tanten Äbtissin war, unter dem Vorwand, dort das von den Nonnen besonders gut beherrschte kunstvolle Stricken zu erlernen. Tatsächlich aber wollten die Eltern sie allmählich auf ein Leben als Nonne vorbereiten, da die finanzielle Situation der Familie angespannt war und an eine Verheiratung unter diesen Umständen nicht zu denken sei. Trotz aller Überredungskünste, auch der Nonnen, beugte sich dem Willen ihrer Eltern nicht. Die Eltern zwangen sie daraufhin, regelmäßig zu einem Beichtvater zu gehen. Rasch dieser Pflicht überdrüssig, zeigte sie den Beichtvater wegen versuchter Verführung an, so daß er der Inquisition anheimfiel. Am 28.9.1608 heiratete sie einen gewissen Paolo Nini, Sproß einer ebenfalls angesehenen Familie, der jedoch bereits 1611 starb. Bereits Ende des Folgejahres heiratete Olimpia den 32 Jahre älteren Pamfilio Pamfili, Bruder des wenige Jahre zuvor zum Kardinal in Rom aufgestiegenen Giovanni Battista Pamfili, der von 1644 bis 1655 als Innozenz’ X. Papst sein sollte. 1619 wurde ihre erste Tochter, Maria Flaminia geboren, die den wohlhabenden Marchese Giustiniani heiratete, 1622 in Neapel, wohin das Paar von Giovanni Battista Pamfili, der dort am Königshof päpstlicher Gesandter war, eingeladen worden war, der Sohn Camillo, der 1644 Kardinal wurde, und schließlich 1629 die zweite Tochter Constanza in Rom; Constanza wurde später mit dem Fürsten von Piombino, Niccolò Albergati Ludovisi, den Neffen von Papst Gregor XV. verheiratet. Nach der Wahl ihres Schwagers zum Papst, gewann die als herrschsüchtig bekannte Olimpia eine herausragende und einflußreiche Stellung. Schon bei dem tumultartigen, vom 9.8. bis 15.9. andauernden Konklave soll sie manipulierend ihre Finger im Spiel gehabt haben, wie sie sich überhaupt in die Politik einmischte. Alessandro Bichi, Nuntius in Frankreich und Begleiter der französischen Kardinäle, orakelte bei der Wahl: “Signori, faremo una papessa!”1, und unter den Römern machte über sie der Satz “Olim pia, nunc impia!”2 die Runde. Schon kurz nach der Wahl zum Papst setzte Innozenz X. sie als Universalerbin seiner weltlichen Habe ein. Innozenz, vorgeblich angetreten, den Nepotismus der Barberinis zu bekämpfen, übertrug ihr den Ort San Martino al Cimino und angrenzende Ländereien, die er 1645 erworben und zum Fürstentum erhoben hatte. Als Fürstin nahm sie nunmehr auch an Staatsakten ihres Schwagers teil. Nach dem Tode Innozenz’ und der Wahl Fabio Chigi zum neuen Papst Alexander VII., veranlaßte dieser eine Untersuchung aller ihrer Aktivitäten während des Pontifikats ihres Schwagers. Es wurde u.a. festgestellt, daß die Dataria durch ihre Simonien völlig korrupt war, alle Ämter verkauft waren und die Kasse leer war. Alexander veranlaßte daraufhin die Verbannung der Olimpia Maidalchini; innerhalb von drei Tagen sollte sie sich aus Rom entfernen, Nachdem sie vergeblich mit dem Papst eine Einigung zu erreichen versucht hatte und nicht einmal zu einer Audienz vorgelassen wurde, zog sie sich nach Viterbo und schließlich nach San Martino al Cimino zurück.

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1 Meine Herren, wir werden eine Päpstin haben!

2 Einst fromm, jetzt ruchlos.

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Bild: Wolfgang Kuhoff (Wikipedia.de)

Viterbo OT San Martino al Cimino, Klosterkirche

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Bild_ Parsival von Pallandt (03/2017)

Antonie “Toni” Brentano  née Johanna Antonia Josepha Edle von Birkenstock

brentano_antonie2_bdpinxit Joseph Karl Stieler (1808)

 

Gemahlin des Großkaufmanns Franz Dominicus Brentano; dem Halbbruder von Clemens Brentano und Bettine Brentano; Tochter Johann Melchior Edler von Birkenstocks (*1738, †1809), kaiserlicher Hofrat und Vertrauter der Kaiserin  Maria Theresia und des Reformkaisers Joseph II., und dessen Gemahlin Josefa von Hay, die starb, als Antonie erst 8 Jahre alt war. Sie wurde daraufhin sieben Jahre von Ursulinerinen in einer Klosterschule in Preßburg (Österreich Ungarn, heute Bratislava, Slowakei) erzogen. Antonie Brentano war eine der zentralen Frauengestalten im Leben Ludwig van Beethovens. Eine Reihe von Musikwissenschaftlern hält sie auch für die legendäre „Unsterbliche Geliebte“, an die Ludwig van Beethoven im Sommer 1812 seinen berühmten dreiteiligen Brief an die ”Unsterbliche Geliebte” richtete. Im August 1809 zog Antonie mit dreien ihrer vier Kinder zurück in ihr Elternhaus nach Wien, um ihren kranken Vater zu pflegen.

Haus Ihres Vaters in Wien, Erdberggasse Nr. 98 (nicht mehr vorhanden, Bild aus dem Jahre 1900)

Nach seinem Tod noch im selben Jahr blieb sie noch drei Jahre in ihrer Heimatstadt und kümmerte sich um die bedeutende Erbschaft, wobei sie einen Teil nach Frankfurt überführen ließ, während ein weiteren Teil Herzog Albert von Sachsen-Teschen für die heutige Albertina in Wien erworben wurde. Das wertvollste Bild aus der Gemäldesammlung ihres Vaters, Die Beweinung Christi des flämischen Malers Anthonis van Dyck aus dem Jahre 1627, vermachte sie 1852 dem Frankfurter Dom. Ihr Mann besuchte sie in dieser Zeit selten. Vermutlich Ende Mai 1810 hatte sie Beethoven durch ihre Schwägerin Bettine Brentano kennengelernt. Am 11. März 1811 schrieb sie an Bettine, Beethoven sei ihr ”einer der liebsten Menschen“ geworden, und sie besuche ihn “beinahe täglich“ Während ihres Aufenthalts in Wien lernte Antonie Ludwig van Beethoven näher kennen. Wie sich aus noch vorhandenen polizeilichen Meldeprotokollen ergab, hielt sie sich 1812 zur gleichen Zeit in Karlsbad (Österreich-Ungarn, heute Karlovy Vary) in dem Kurhotel “Zum Auge Gottes” auf. Heute (2018) wird angenommen, daß es sich bei Antonie um Beethovens legendäre “Unsterbliche Geliebte” handeln könnte. Beethoven richtete im Sommer 1812 in Teplitz (Österreich-Ungarn, heute Teplice, Tschechien) seinen berühmten dreiteiligen Brief an die “Unsterbliche Geliebte“, den er am 6./7. Juli 1812 in Teplitz schrieben hatte, aber nicht absandte. Der Brief an die “Unsterbliche Geliebte” wurde nach Beethovens Tod in einem Geheimfach gefunden. Wenige Wochen nach der Niederschrift des Briefes an die “Unsterbliche Geliebte” trafen sich Beethoven, Antonie und ihr Mann in Karlsbad. Im Kurhotel “Zum Auge Gottes“. Dort könnte es zur Aussprache gekommen sein. Jedenfalls kehrte Antonie kurz darauf mit ihrer Familie nach Frankfurt am Main zurück.

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Bild: KN 03102014)
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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bild: Dieter Georg (05/2019)

Dieter Eduard Zimmer

 

 

Deutscher Journalist, Autor und Übersetzer; studierte nach dem Abitur Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Anglistik in Berlin, später auch in Genf und den USA. Ab 1959 lebte er in Hamburg und war dort lange Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit, von 1973 bis 1977 ihr Feuilletonchef. Ab 2000 war Zimmer als freier Schriftsteller, Literaturkritiker, Übersetzer und Publizist in Berlin tätig. Er veröffentlichte Bücher und Zeitschriftenartikel zu Fragen der Psychologie, Biologie, Anthropologie, Medizin, Linguistik, Kommunikationswissenschaft und des Bibliothekswesens. Ab 1989 war Zimmer Herausgeber der deutschen Gesamtausgabe von Vladimir Nabokovs Schriften. Ab Anfang der 1970er Jahre beschäftigte er sich mit der Intelligenzforschung und vor allem der Frage, ob Intelligenz erblich sei. Er vertrat dabei den nativistischen (auf Vererbung beruhend) Standpunkt, wonach der Intelligenzquotient in hohem Maße erblich sei. Zimmer schrieb außerdem über Sigmund Freud und die Psychoanalyse, beschäftigte sich mit der Käfighaltung der Hühner und veröffentlichte Bücher zum Sprachwandel wie zum Beispiel Redens Arten, So kommt der Mensch zur Sprache und Die Wortlupe.

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Berlin, Städtischer Waldfriedhof Dahlem

Kurt Eugen Gustav Adolf Freiherr von Plettenberg

1930

 

Deutscher Forstmann, Reserveoffizier und Widerstandskämpfer; dem westfälischen Uradelsgeschlecht Plettenberg aus dem Sauerland entstammend; studierte Rechts- und Forstwissenschaften an den Universitäten Kiel, Lausanne, Hannoversch Münden, Berlin, München und Eberswalde. Es folgte eine forstliche Lehrzeit und eine Dienstzeit bei dem 2. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 18 in Parchim. Von 1912 bis 1914 schloß er seine Studienzeit mit dem Besuch der Forstakademie Hann. Münden ab. Bereits 1912 hatte er sich für das “Reitende Feldjägerkorps“ entschieden und kämpfte im Ersten Weltkrieg ab 1914 als Leutnant der Reserve im 2. Garde-Ulanen-Regiment, ab 1917 als MG-Offizier der MG-Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 408 und seit 1918 als MG-Offizier beim Stabe des 1. Garde-Regiments zu Fuß.

Nach der Großen Forstlichen Staatsprüfung Forstassessor geworden, war er zunächst Leiter des Holzhandelsdezernats der Regierung in Stralsund und ging schließlich nach Ostpreußen. Dort war er als Verwalter der Gräflich Dönhoffschen Forsten in Friedrichstein bei Königsberg tätig, bis er Nachfolger des Grafen Albrecht Friedrich von der Schulenburg-Lieberose in der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg wurde, vom wo aus er. 1930 in das Forstressort in der Preußischen Landwirtschaftskammer wechselte. Im Jahr 1932 verkaufte Plettenberg die letzten Landflächen des ehemaligen Ritterguts Stockum, mit dem die Familie am 16. April 1494 belehnt worden war.[3] Das Geld wurde in eine Silberfuchsfarm in Ostpreußen investiert, die bald in Konkurs ging. Seit 1934 Haushaltsreferent im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, bestellte ihn Generalforstmeister Walter von Keudell im gleichen Jahr ins Reichsforstamt, wo Plettenberg am 2.10.1934 zum Landforstmeister und später zum Oberlandforstmeister ernannt wurde. Als Keudell 1937 als Leiter des Reichsforstamtes abgelöst wurde, soll Reichsforstmeister Hermann Göring versucht haben, Plettenberg als dessen Nachfolger zu gewinnen. Jedoch schied auch dieser auf eigenen Wunsch zusammen mit Keudell aus, weil seine politischen Ansichten denen des Nationalsozialismus widersprachen und er die Ziele des NS-Regimes kannte. Plettenberg folgte zum 1.11.1937 einem Angebot Wolrad zu Schaumburg-Lippes, als Hofkammerpräsident und Generalbevollmächtigter der Gesamtvermögensverwaltung des ehemaligen fürstlichen Hauses Schaumburg-Lippe an seinen Geburtsort Bückeburg zurückzukehren.

1939 wurde Plettenberg als Reserveoffizier zum Potsdamer Infanterie-Regiment 9 eingezogen, das zur 23. Infanterie-Division gehörte, und als Major der Reserve Bataillonskommandeur des zugehörigen Ersatzregiments mit Einsätzen in Polen, Frankreich und der Sowjetunion. Zum Ende des Jahres 1941 wurde er beurlaubt, um die Stellung des Leiters der Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses zu übernehmen, und zwar unter Beibehalt seiner bisherigen Tätigkeit als Hofkammerpräsident in Bückeburg. Er vertrat damit zwei der größten land- und forstwirtschaftlichen Betriebe Deutschlands, seiner Dienstaufsicht unterstanden 30 landwirtschaftliche Betriebe, 14 Forstämter sowie einige Sägewerke. Außerdem gab es Beteiligungen an großindustriellen Unternehmen und umfangreichen Hausbesitz. Plettenberg bewahrte die preußische Königskrone sowie 15 Tabatièren Friedrichs des Großen vor Plünderung und Zerstörung, indem er sie in der Evangelischen Kirche in Kleinenbremen bei Bückeburg einmauern ließ.

Schon 1942 bildete sich um Plettenberg ein Oppositionszirkel und forstliches Widerstandszentrum. Mit Rücksicht auf das Haus Hohenzollern blieb er allerdings im Hintergrund. Als enges Mitglied des Kreises der Verschwörer vom 20. Juli 1944 um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck, Ulrich von Hassell, Johannes Popitz, Carl-Hans Graf von Hardenberg und Fabian von Schlabrendorff war Plettenberg an den Vorbereitungen für den Staatsstreich beteiligt. Nach dem Mißlingen des Attentats auf Adolf Hitler wurde Plettenberg Anfang März 1945 in Cecilienhof verhaftet und in das Berliner Hausgefängnis der Gestapo in die Prinz-Albrecht-Straße 8 gebracht. Dort schlug er am 10. März 1945 auf dem Weg zum Verhör seine Bewacher nieder und stürzte sich aus dem Fenster in den Tod, um die noch unerkannten Mitverschwörer nicht unter Folter preisgeben zu müssen.

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Bilder: Günter Bihn ( (05/2020)

Potsdam, Bornstedter Friedhof

Karl Scheffler

pinxit Max Liebermann (1918) 

 

Deutscher Publizist und Kunstkritiker; Sohn eines Malermeisters; erlernte zunächst in Hamburg-Eppendorf im Betrieb seines Onkels Claus August Meyer das Malerhandwerk, bevor er Anfang der 1890er Jahre nach Berlin ging, dort die Kunstgewerbeschule besuchte und als Musterzeichner von 1895 bis 1906 in einer Tapetenfabrik arbeitete, um wenig später als Kunstpublizist zu arbeiten. Er wandte sich, nachdem er sich autodidaktisch auf dem Gebiet der Kunstgeschichte weitergebildet hatte, der Kunstpublizistik zu. Erste Artikel erschienen Ende der 1890er Jahre in Hans Rosenhagens Zeitschrift Das Atelier sowie in Maximilian Hardens Zukunft. Ab 1906 leitete er die damals führende Kunstzeitschrift Kunst und Künstler, schrieb für die Neue Rundschau und war Redakteur der Vossischen Zeitung. 1910 erschien sein Werk Berlin - ein Stadtschicksal . Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde die Zeitschrift Kunst und Künstler eingestellt, worauf Scheffler Berlin verließ und sich nach Überlingen am Bodensee zurückzog und danach zahlreiche Vorträge in der Schweiz hielt.

1944 würdigte ihn die Universität Zürich durch die Verleihung des Doktorgrades honoris causa. 1948 verlieh ihm auch die Technische Hochschule Stuttgart die Ehrendoktorwürde.

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Bilder: Ralf Mayer (11/2020)

Überlingen, Gemeindefriedhof

Bilder: Günter Bihn (05/2022)
Sonstige IX

Omnibus salutem!