Anna Teut

 

 

Deutsche Journalistin, Publizistin und Architekturhistorikerin; wuchs auf einem Bauernhof in Dithmarschen auf. studierte Theologie, Literatur und Kunstgeschichte in Mainz, Göttingen und Kiel und wurde nach Abschluß der Studien 1952 Volontärin der in Hamburg erscheinenden evangelischen Wochenschrift Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, bevor sie zur Tageszeitung Die Welt nach Hamburg wechselte und danach von 1956 bis 1960 die Berliner Feuilleton-Redaktion der Zeitung leitete.

In den folgenden sieben Jahre arbeitete sie freiberuflich in den Feldern Architektur, Design und Kunst, während sie weiterhin für die Die Welt sowie für die vom Bertelsmann-Verlag herausgegebenen Zeitungen Die Bauwelt und die Deutsche Bauzeitung tätig war.

Sie kuratierte und organisierte Ausstellungen wie Essen in der Arbeitswelt (1971), die Wanderausstellung Wohnen in der Bundesrepublik (mit Ulrich Conrads und Hans Paul Bahrdt). Außerdem war sie Mitbegründerin des Internationalen Designzentrums Berlin (IDZ) und Vorsitzende des Deutschen Werkbunds zwischen 1983-84.

Verdienste erwarb Anna Teut, als sie 1995 als Mitbegründerin und 2.  Vorsitzende der Max-Liebermann-Gesellschaft war, einige Bücher über den Maler und Graphiker verfaßte und sich maßgeblich für die Entstehung des Museums Liebermann-Villa am Wannsee einsetzte, in der das Museum nach zähen kulturpolitischen Kämpfen 2006 eröffnet werden konnte.

Ihrem Engagement ist es ebenfalls zu verdanken, daß, nachdem sie mit einigen Mitstreitern den Freundeskreis Schloss Freienwalde, ein kleines preußisches königliches Anwesen im Oderbruch, das Walter Rathenau 1909 erworben hatte und zu seinem Refugium erkoren hatte, die Anlage saniert wurde und außerdem auch dafür sorgte, daß die Familiengrabstätte des Gründers der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), Emil Rathenau, saniert wurde. Zuletzt kuratierte und organisierte sie ab 2008 die Wanderausstellung David Gilly. Preußischer Landbaumeister. Leben, Werk, Wirken.

Verheiratet war Anna Teut mit dem aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Architekten und Hochschullehrer Georgije Nedeljkov.

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Bild: Bianca Lobien (10/2020)

Berlin, Friedhof Dorotheenstädtische .u. Friedrichswerdersche Gemeinden

Anneliese Groscurth   née Plumpe

 

 

Deutsche Ärztin; Widerstandskämpferin; gehörte wie ihr Mann, der Arzt Georg Groscurth, der Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus “Europäische Union“ an - ebenso wie Robert Havemann, Herbert Richter und das Ehepaar Paul und Margarete Rentsch

 

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Bild: Bianca Lobien (02/2019)

Berlin OT Charlottenburg, Waldfriedhof Heerstr.

Wilma Montesi

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Italienisches Modemodell; Tochter eines Zimmermanns, deren spärlich bekleidete Leiche, die deutliche Spuren eines Sexualverbrechen trug, morgens am Sonnabend 11 .April 1953 am Strand von Torre Vaianica (Torvaianica) gefunden wurde. Die örtliche Polizei gab jedoch eine dürre Mitteilung zu dem Fund der Leiche heraus: “Die Montesi ist an den Strand von Ostia gefahren, um ihre wunden Füsse in dem heilsamen Meerwasser zu baden. Dabei ohnmächtig geworden, ist sie ins Meer gestürzt, ertrunken und von der Strömung an den 30 Kilometer entfernten Strand von Torre Vaianica abgetrieben worden.” Diese Darstellung fand wenig Glauben, so daß sich im Laufe der Zeit verbreitete sich die Meinung, Montesi sei Opfer eines Verbrechen geworden, und ihr Tod wurde der Ausgangspunkt einer Affäre, nachdem der Journalist und Direktor des Skandalblattes Attualità, Silvano Muto, am 6.10.1953 einen Artikel, Die Wahrheit, eine journalistische Recherche durchgeführt hatte.

Der Fall hatte aufgrund der Beteiligung zahlreicher prominenter Persönlichkeiten an den Ermittlungen nach dem mutmaßlichen Verbrechen zu einer große Medienberichterstattung geführt, die u.a. zum Rücktritt des italienischen Außenministers Attilio Piccioni und eines Polizeichefs führte. Der Sohn Piccionis, Piero, galt jahrelang als Hauptverdächtiger, wurde jedoch 1957 ebenso wie ein weiterer Verdächtiger, Marchese Montagna, freigesprochen, nachdem eine gewisse Adriana Bisaccia, ein Mädchen von “eindeutigem Lebenswandel und schlechtem Rufe” ihre Aussage zurückgezogen hatte. Auch die Schauspielerin Alida Valli wurde durch eine Alibiaussage in diesen Mordfall hineingezogen: sie gab an, sie sei mit einem der des Mordes Verdächtigen, dem Sohn des italienischen Außenministers, Piero Piccioni, mit dem sie befreundet war, zur Tatzeit im Haus des Produzenten Carlo Ponti (des späteren Ehemanns von Sophia Loren) in Amalfi gewesen: Der aufgrund fragwürdiger Indizien geführte Prozeß endete mit dem Freispruch aller Verdächtigten, u.a. auch von Moritz von Hessen (ital. Maurizio d'Assia), Sohn der Prinzessin Mafalda di Savoia, der Tochter von König Viktor Emanuel III.. Der Montesi-Prozeß inspirierte später Fellini zu seinem Film La dolce vita (1960, dt. Das süße Leben), in dem er den Typus des Paparazzo kreierte.

Bis heute blieben die Umstände des Todes der jungen Frau trotz der Befragung von 500 Zeugen und einem Aktenberg von 16.000 Seiten ungelöst - nach Meinung der Bevölkerung, weil es nicht im Interesse der Behörden läge, den Fall zu lösen.

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Bild: Antonio Pagliu (09/2017) Wikipedia.org
Bild: Antonio Pagliu (09/2017) Wikipedia.org

Rom, Cimitero Comunale Monumentale al Campo Verano

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Helene Jacobs

 

 

Deutsche Widerstandskämpferin; die Tochter einer Lehrerin wuchs ohne Vater und unter großen Entbehrungen auf und mußte sich die Kosten für ihren Lebensunterhalt schon sehr früh selbst verdienen. Nach dem Lyzeum besuchte sie einen Handelskursus und fand in Berlin eine Anstellung als Sekretärin bei einem jüdischen Patentanwalt. Als dieser nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten rassisch verfolgt wurde, lernte Helene Jacob, die bereits 1934 der Dahlemer Gemeinde der Bekennenden Kirche beigetreten war, dort weitere Helferinnen und Helfer für Verfolgte kennen.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begann sie, die aus Stettin deportierten Juden mit Lebensmittelpaketen und mit Kleidung zu versorgen. 1940 lernte sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Franz Kaufmann kennen, der gemeinschaftlich mit Gleichgesinnten die Arbeit des Büros von Pfarrer Heinrich Grüber unterstützte. Sie selbst half rassisch Verfolgten mit Lebensmitteln und gefälschten Ausweisen, organisierte Verstecke und stellte dabei auch ihre eigene Wohnung als Quartier zur Verfügung: Darunter auch der Graphiker Cioma Schönhaus, der für den Helferkreis Ausweise fälschte; ihm gelang es später, sich vor der Verfolgung durch die Gestapo in die Schweiz zu rette, während Kaufmann im August 1943 festgenommen, 1944 in das KZ Sachsenhausen verschleppt und dort ohne Verfahren erschossen wurde.

Im August 1943 wurde Helene Jacobs - wie die Mitglieder der Gruppe - infolge einer Denunziation festgenommen. Im Januar 1944 wurde sie vom Sondergericht Berlin zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie konnte die Haft überleben und setzte sich nach 1945 für die Verständigung zwischen Juden und Christen ein.

Im Jahr der Gründung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin (1949) wurde sie deren Mitglied. Von der Gedenkstätte Yad Vashem wurde sie als Gerechte unter den Völkern geehrt.

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Bilder: Bianca  Lobien (03/2023)

Berlin-Dahlem, Städtischer Waldfriedhof

Peter Merseburger

 

 

Deutscher Journalist und Autor; zweites Kind des Malers und Graphikers Karl Erich Merseburger und dessen Ehefrau Gertrud, née Troeger; absolvierte das Gymnasium in Zeitz und studierte Germanistik, Geschichte und Soziologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Philipps-Universität Marburg. Er arbeitete als Korrespondent und Redakteur bei dem Magazin Der Spiegel. Von Januar 1967 bis April 1975 war er Leiter und Moderator des Fernsehmagazins Panorama in der Nachfolge von Joachim Fest. Ab 1968 war er zugleich Chefredakteur und Leiter der Hauptabteilung Zeitgeschehen des Norddeutschen Rundfunks. Ab 1977 wurde er Korrespondent und Studioleiter der ARD in verschiedenen Hauptstädten der Welt: Washington, D.C. (1977–82), Ost-Berlin (1982–87) und London (1987–91).

Seit seinem Eintritt in den Ruhestand und dem Rückzug vom Fernsehen arbeitete der in Berlin und Südfrankreich lebende Merseburger als freier Schriftsteller. Er war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Bekannt wurde er in dieser Funktion unter anderem durch seine Biographien über Kurt Schumacher, Rudolf Augstein, Theodor Heuss. sowie der ersten großen Willy-Brandt-Biographie.

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Bild: Reinhard Finkskes (03/2023)

Berlin, Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedhof Heerstraße

Stephanie Guiot du Ponteil née von Froelich

 

 

Deutsche Stifterin und Philanthropin; Tochter des Bankiers Albert von Froelich und dessen Frau Laura, née von Schaezler, die sie im Alter von viereinhalb Jahren verlor. Als sie 19 Jahre alt war heiratete sie trotz der anderen Konfession - allerdings mit Einverständnis des Vaters - den katholischen Gutsbesitzer Alexander Graf Guiot du Ponteil; die Ehe blieb kinderlos.

Nach dem Tode ihres Mannes (1879) kehrte sie vom Gut Thürnhofen (Ldkrs. Ansbach, Mittelfranken), in der sie eine Stiftung für Pfarrerswitwen ins Leben gerufen hatte, in ihre Geburtsstadt Augsburg zurück, in der sie sich ebenfalls ehrenamtlich in sozial-diakonischer Arbeit engagierte, indem sie neben kleineren Stiftungen evangelische Bethäuser in Lechhausen, Oberhausen und Pfersee finanziell unterstützte.

Aus dem Erbe ihres Vater, der 1875 verstorben war, schuf sie 1876 die mit 69.000 Reichsmark dotierte Albert von Froelich’sche Krankenstiftung. Vier Jahre später sorgte die Gräfin dafür, daß arme und mittellose Kranke, insbesondere Arbeiterfrauen, mit Hilfe der Stiftung Graf du Poteil’sches Freibett die nötige ärztliche Hilfe und Unterstützung erhielten. Jedes Jahr zu Weihnachten nahm sie sich armer und verwaister Kindern an, die sie verköstigte und neu einkleidete.

Ihr Vermögen stiftete die Gräfin der Diakonissenanstalt in Augsburg. Mit dem Geld  erwarb diese das Froelich’sche Gartengut in der Nähe des Augsburger Bahnhofs und errichtete darauf von 1891 bis 1893 den Neubau der Diakonissenkrankenhauses. Aus diesem Vermögen wurde unmittelbar nach ihrem Tode auf ihren Wunsch hin die Gräfliche von Guiot du Poteil’sche Stiftung zur Unterstützung armer Waisenkinder (heute: bedürftiger Menschen) ins Leben gerufen. Das jährlich dafür vorgesehene Budget wird durch die Oberin der Evangelischen Diakonissen verteilt.

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Bilder: Günter Bihn (05/2023)

Augsburg OT Hochfeld, Protestantischer Friedhof

Dora Philippine Kallmus, aka Madame d’Ora (ab 1907)

 

 

Östereichische Photographin, Tochter von Dr. Philipp Kallmus, einem Wiener Hof- und Gerichts-Advokaten, und dessen Frau Malvine, née Sonnenberg.

 Die Familie des Vaters stammte aus Prag, die der Mutter aus Krapina in Kroatien. Nachdem ihre Mutter bereits mit 39 Jahren gestorben war, wurden Dora und ihre Schwester Anna Malvine (1878–1941) von der Großmutter väterlicherseits erzogen.[1

 

 

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Graz OT Wetzelsdorf, Jüdischer Friedhof

Heinz Florian Oertel

 

 

Deutscher Reporter, Moderator und Schauspieler; Sohn eines Tuchmacher und einer Reinemachefrau; noch Schüler, wurde er am Ostwall eingesetzt, um dort an der Errichtung von Panzerbarrieren gegen sowjetische Panzer teilzunehmen, bevor er sich freiwillig bei der Kriegsmarine meldete, um einer Einberufung in die Waffen-SS zu entgehen; in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges geriet er in Schleswig-Holstein in britisch-kanadische Kriegsgefangenschaft und kehrte nach seiner Entlassung über Franken, wo er im Juni 1946 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und in Cottbus dann der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beitrat.

Oertel, der als Jugendlicher bereits im Fußball und in der Leichtathletik sportlich aktiv war, war von 1949 bis 1991 beim Rundfunk der DDR tätig, wo er aufgrund seines Detailwissens und seiner emotionalen Berichterstattung zu einem der beliebtesten Sportkommentatoren des Landes aufstieg. Insgesamt berichtete Oertel von 17 Olympischen Spielen und acht Fußball-Weltmeisterschaften.

Nach der “Wende” war Oertel für den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) sowie den Norddeutschen Rundfunk (NDR) tätig; so moderierte er Galaveranstaltungen und andere öffentliche Veranstaltungen. Darüber hinaus war der promovierte Sportreporter als Dozent an der FU Berlin und an der Georg-August-Universität Göttingen tätig. Außerdem veröffentlichte er mehrere Bücher über gesellschaftliche Themen und gemeinsam mit Ex-Schwimmerin Kristin Otto (*1966) über Olympia.

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Bilder: HP Hamman (09/2023)

Berlin-Pankow, Landeseigener Friedhof Pankow III

Jürgen Engert

 

 

Deutscher Journalist; Sohn eines Apothekers, legte in Dresden sein Abitur ab. Als ihm seitens der DDR-Behörden bedeutet worden war, daß ihm als Abkömmling eines bürgerlichen Akademikers ein Studienplatz in der DDR verwehrt werden würde, floh er im Sommer 1954 in den Westteil des geteilten Berlins, ging dann weiter zu Verwandten nach München, wo er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität. immatrikulierte, aber nach zwei Semestern wieder nach West-Berlin zurückkehrte, um dort an der Freien Universität Geschichte, Germanistik und Philosophie zu studieren. Engert, der bereits während seiner Studienzeit als Hospitant bei der West-Berliner Boulevard-Zeitung Der Abend, tätig war fing 1961 ebendort als politischer Redakteur an und wurde 1974 deren Chefredakteur. Als die Zeitung verkauft wurde, verließ Engert 1974 die Redaktion und wandte sich dem Fernsehen zu. Beim Sender Freies Berlin (SFB) wurde er 1983 Leiter der Hauptabteilung Politik und schließlich 1987 Chefredakteur Fernsehen. Außerdem moderierte er zwischen 1984 und 1998 das Polit-Magazin Kontraste in der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD).

An der Gründung des ARD-Hauptstadtstudios im Jahre 1999 war Engert, der unter die prägenden Fernsehjournalisten der Bundesrepublik gezählt wird, als Gründungsdirektor beteiligt und blieb dessen Leiter bis zu seiner Pensionierung 2001.

Außerdem war Jürgen Engert Mitglied des Kuratoriums der TU Dresden und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e.V., einem “überparteilichen Bürgerverein zur Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehungen in Deutschland und Europa”.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (11/2023)

Berlin, St. Annen Kirchhof, Dahlem-Dorf

Werner Holzer

 

 

Deutscher Journalist und Publizist; wurde im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet und wäre ohne die Hilfe eines Soldaten der Roten Armee an seinen schweren Verletzungen gestorben. Nach dem Ende des Krieges machte er in Bayern das Abitur, studierte anschließend an der Ludwig-Maximilians-Universität München Geschichte, Philosophie und Zeitungswissenschaft und begann seine journalistische Karriere an der 1946 gegründeten Tageszeitung Mannheimer Morgen, bevor er wenig später . als Chef vom Dienst zur 1946 gegründeten Zeitschrift Der Ruf – Unabhängige Blätter der jungen Generation wechselte. Ab 1948/49 war er in München bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) und der Abendzeitung tätig. Von 1950 bis 1953 war Holzer am Aufbau eines Artikeldienstes über die USA beteiligt, Anschließend wechselte er zur Frankfurter Rundschau (FR), wo er bis 1964 als Chef vom Dienst wirkte. Danach arbeitete Holzer als Sonderkorrespondent für die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Rundschau sowie den Zürcher Tages-Anzeiger.

1973 übernahm er vom verstorbenen Verleger und Herausgeber, dem als “links-liberal“ geltenden Karl Gerold, die Chefredaktion der Frankfurter Rundschau. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Blatt positiv von einer Auflage von täglich 150.000 auf 200.000 Exemplare. Am 1.1.1992 trat Holzer in den Ruhestand, blieb der Zeitung jedoch als Autor und Berater verbunden; sein Nachfolger als Chefredakteur war Roderich Reifenrath (*1935).

Einen Schwerpunkt Holzers journalistischen Tätigkeit bildete die Berichterstattung aus der Dritten Welt. In seinen Reportagen aus Afrika, Südostasien und den USA berichtete er über das Verhältnis zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern, die Auswirkungen der Kolonialzeit sowie über Rassenkonflikte.

Holzer war auch für Rundfunk und Fernsehen als Autor, Moderator und Kommentator tätig. Anfang 1993 moderierte er zusammen mit der früheren Auslandskorrespondentin des Magazins Stern, Wibke Bruhns, eine Newsshow beim privaten FernsehsenderVOX. Ab 1986 war Holzer Vorsitzender der Mitgliederversammlung von Inter Nationes in Bonn; darüber hinaus war er Mitglied des deutschen PEN-Zentrums.

2022 wurde der Werner-Holzer-Preis für herausragenden Auslandsjournalismus ins Leben gerufen, um das hohe Gut des Auslandsjournalismus zu stärken. Die ersten Preisträger und Trägerinnen des Preises waren Katrin Eigendorf (*1962) vom ZDF, Christoph Reuter (*1968) vom Nachrichten Magazin Der Spiegel und Andrea Böhm (*1961) von der Wochenzeitschrift Die Zeit.

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Bilder: Günter Bihn (02/2021)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Inschrift: Mit der Bitte, immer daran zu denken, dass die Wahrheit sehr oft schwer zu finden ist, Im Dezember 1981

Otmar Erich Anton Emminger

 

 

Deutscher Ökonom, Sohn des späteren Reichsjustizministers Erich Emminger; studierte Jura und Volkswirtschaft in Berlin, München, Edinburgh und London, war 1934 als wissenschaftlicher Assistent in Berlin; nach seiner Promotion an der Münchener Staatswirtschaftlichen Fakultät im Dezember 1934 zum Dr. oec. publ. arbeitete er ab 1935 für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. 1936 wurde er wieder Referendar - er hatte das Referendariat unterbrochen - und legte 1938 das Assessor-Examen ab. Am 1.5.1937 wurde Emminger auf eigenen Wunsch unter der Nummer 5.226.547 Mitglied der NSDAP.

Im Zweiten Weltkrieg diente er in der Deutschen Luftwaffe und wurde am 1.9.1942 zum Oberleutnant befördert. Im März 1945 war er Hauptmann im Stab der 11. Flak-Division und Erster Generalstabsoffizier. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1945 wurde er 1947 zunächst Mitarbeiter der Volkswirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Bayern und 1949/50 bei der OEEC (Organisation for Economic Co-operation and Development/Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, heute OECD), tätig. Ab 1950 war Emminger volkswirtschaftlicher Hauptabteilungsleiter der 1948 gegründeten Bank deutscher Länder mit Sitz in Frankfurt am Main und stieg 1953 ins Direktorium und 1957 in den Zentralbankrat auf, ehe er 1969 zum Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank ernannt wurde. Nebenbei war er u.a. Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF) und vertrat die währungspolitischen Interessen der Bundesrepublik in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der OECD.

1977 trat er die Nachfolge von Karl Klasen im Amt des Bundesbankpräsidenten an, das er bis zum 31.12.1979 bekleidete, war aber noch verschiedentlich als Berater tätig, Als Otmar Emminger im Juli 1986 im Auftrag der Bundesregierung (Kabinett Kohl II) nach Manila reiste, wo er seine währungspolitische Erfahrung der philippinische Präsidentin Corazon Aquino. zur Verfügung stellen wollte; starb er dort überraschend an Herzversagen. Sein Nachfolger war Karl Otto Pöhl († 2014).

Auszeichnungen u.a.: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik mit Stern und Schulterband und Großkreuz (1979), Bayerischer Verdienstorden, Großes Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, Großkreuz des Königlichen Nordsternordens von Schweden.

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Bilder: Günter Bihn (05/2024)

Frankfurt am Main-Sachsenhausen, Südfriedhof

Sonstige XCI

Omnibus salutem!