Bielefeld, Johannisfriedhof

Gütersloh, Alter Stadtfriedhof

Carl Heinrich Bertelsmann

 

Deutscher Unternehmer; wuchs nach dem frühen Tode seines Vaters zusammen mit fünf Geschwistern als Halbwaise auf. 1811 wurde er Sekretär des Gütersloher Bürgermeisters, kehrte jedoch, da er einer möglichen Einberufung in die napoleonische Armee entgehen wollte, dem Amt nach kurzer Zeit den Rücken, begab sich auf Wanderschaft und erlernte in Vlotho das Handwerk eines Buchbinders, bevor er nach dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 in seinen Heimatort zurückkehrte. Ab 1821 war er dort als Buchbinder tätig und übernahm parallel das Amt des Steuereinnehmers. 1822 wurde er Rendant (“Kassenwart”) der Gütersloher Kommunalkasse. 1824 gründete er in Gütersloh eine Steindruckerei, in der er v.a. Liederhefte für Schulen produzierte und 1833 die erste Gütersloher Zeitung, das Wochenblatt Öffentlicher Anzeiger für den Kreis Wiedenbrück, herausgab, das er jedoch wegen mangelnden Erfolgs bald wieder einstellen mußte. Aus dem am 1.7.1835 gegründeten C. Bertelsmann Verlag, der zunächst kirchliche Schriften, evangelische Missions-, Erbauungsliteratur und Liederbücher herausbrachte, entwickelte sich unter der Ägide von Reinhard Mohn, der nach dem Zweiten Weltkrieg den Verlag als Alleingeschäftsführer wieder aufbaute, einer der größten Medienkonzerne weltweit.

Bertelsmann, auch in der Kirchengemeinde sehr engagiert, initiierte den Bau eines neuen Pfarrhauses und setzte sich noch kurz vor seinem Tode für die Einrichtung des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums in Gütersloh ein, das 1851 gegründet wurde und in dem fast einhundert Jahre später einer seiner Nachfolger, Reinhard Mohn, zur Schule gehen und sein Abitur ablegen wird.

Inschrift: Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe

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August Oetker

Deutscher Unternehmer; Sohn eines Bäckers; promovierte im Fach Botanik 1891 in Berlin mit der Arbeit Zeigt der Pollen in der Unterabtheilung der Pflanzenfamilien charakteristische Unterschiede? Zum offiziellen Datum 1.1.1891 übernahm er mit geliehenem Geld in Bielefeld die Aschoff’schen Apotheke. Um von seinem Schuldenberg herunterkommen zu können, kam er auf die Idee, Packungen zu verkaufen, in denen bereits die für einen Kuchen notwendigen Ingredienzien enthalten sind, die sonst von den Hausfrauen erst einzeln erworben und dann gemischt werden mußten. Dieses Backpulver, das er zu einem PNicht nur für Kiner - Oetker Werbung (1904)reis von je 10 Pfennigen - damals ein stattlicher Preis - verkaufte, nannte er Backin und brachte es 1893 in den Handel; das 1903 patentierte Backpulver wird bis auf den heutigen Tag in unveränderter Rezeptur vertrieben. Oetker gab nach dem großen Erfolg seine Apotheke auf und widmete sich ganz der Herstellung von Back- und Küchenhilfen. 1900 baute Oetker die erste Fabrik, die bald erweitert werden mußte und gründete Zweigwerke. 1906 verkaufte Oetker bereits 50 Millionen Päckchen Backin. NAch wie vor erfolgreich ist auch das Puddingpulver von Oetker. Mit dem im eigenen Verlag erstmals 1911 erschienen Dr. Oetker’s Schulkochbuch gab er dann auch gleich die richtigen Tipps für das Kochen mit Oetker Produkten. Während des Ersten Weltkrieges stockte allerdings den bisherige Erfolg des Unternehmens, da sich die Hausfrauen beim Backen wegen fehlender Zutaten wie Butter und Eier einschränken mußten. Außerdem fiel vor Verdun 1916 sein einziger Sohn und Erbe August. Erst als dessen Witwe Ida Oetker, née Meyer, 1919 den Freund der Familie, Richard Kaselowsky (*1888, †1944), heiratete und dieser Teilhaber geworden war, ging es mit dem Unternehmen wieder aufwärts.

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Paul Vincenz Busch

Deutscher Zirkusdirektor; der Sohn eines Berliner Kaufmanns sollte eigentlich den Weinhandel seines Vaters übernehmen, wollte jedoch, als er aus dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) als Gardekürassier zurückkam, weiterhin mit Pferden arbeiten. Mit von seinem Vater geliehenen Geld kaufte er einen kleinen Zirkus in Dänemark, der rasch wuchs und erfolgreich wurde. Er ging ins Berlin der Gründerzeit und baute am Schiffbauerdamm einen Palast mit 4.000 Plätzen. Weitere Paläste entstanden in Hamburg, Wien und Breslau. Nach Ende des Zeiten Weltkrieges konnte das Unternehmen nicht mehr an den Erfolg in der Vergangenheit anschließen.

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Bilder: Hanns-Eckard Sternberg

Berlin, Neuer Dorotheenstädtischer Friedhof (Liesenstr. 9)

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2004)

Freiburg, Alter Friedhof

Bartholomä Herder

                        

 

Deutscher Verlagsbuchhändler; sollte gemäß des Willens seiner Eltern einen geistlichen Beruf ergreifen, studierte nach Beendigung Klosterschule des Benediktinerstiftes St. Blasien zunächst Philosophie an der Universität Dillingen, beschloß dann aber Buchhändler zu werden. Gemeinsam mit seinem Bruder Andrä eröffnete er in Rottweil eine Schulbuchhandlung; eine ebenfalls geplante Druckerei konnte er nicht realisieren, da ihm die für den Betrieb notwenige Ausbildung fehlte. Verärgert verließ er seine Heimatstadt und gründete im November 1801 in Meersburg als “Hofbuchhändler” wiederum eine Buchhandlung. Im Jahre 1808 verlegte Herder diese nach Freiburg und schloß der Herder’sche Verlagsbuchhandlung bald einen Verlag, in dem er hauptsächlich religiösen Schriften herausgab, und eine Druckerei an. Er gab u.a. die Systematische Bildergalerie zur Allgemeinen deutschen Real-Encyclopädie (1825-27) heraus, die rund 4.000 Abbildungen auf 226 lithographischen Tafeln enthielt und sozusagen als Ergänzung zu den damals unbebilderten Lexika von Brockhaus und Meyer diente, sowie das Staatslexikon der Görres-Gesellschaft und Buchbergers Lexikon für Theologie und Kirche. Die bekannte Enzyklopädie, Herders Conversations-Lexikon, damals in fünf Bänden und noch ohne Illustrationen, kam er 1854 auf den Markt, also nach dem Tode des Verlagsgründers.

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Hermann Joseph Abs

 

 

Deutscher Bankfachmann; der Sohn eines Rechtsanwalts wurde nach einer Banklehre in Köln und diversen Auslandsaufenthalten, auf denen er Erfahrungen sammelte, 1935 Teilhaber des Bankhauses Delbrück, Schickler & Co. in Berlin, ab 1937 Aufsichtsratsmitglied des Konzerns IG Farben und 1938 Vorstandsmitglied und Direktor der Abteilung Ausland der Deutschen Bank. Dort war er u.a. für die sogenannte Arisierung jüdischer Unternehmen und Banken mitverantwortlich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er auf Anweisung der Alliierten von seinem Vorstandsposten suspendiert und schied aus der Deutschen Bank aus, behielt aber eine Reihe anderer Aufsichtsratsmandate: von 1957 bis 1967 Sprecher des Vorstands, von 1967 bis 1976 Aufsichtsratsvorsitzender, seit 1976 Ehrenvorsitzender der Deutschen Bank AG; 1948 organisierte er die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt am Main, die für die Verteilung von 20 Milliarden DM (Gegenwert-Gelder) aus dem Marshallplan zuständig war. In seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender kontrollierte er zeitweise bis zu 30 Aktiengesellschaften. Diese Anhäufing von Mandaten führte 1965 zur sogenannten “Lex Abs”, mittels derer eine Reform des deutschen Aktienrechts durchgeführt und die Zahl inländischer Aufsichtsratsmandate auf maximal 15 beschränkt wurde.

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Bilder: Hartmut Riehm (09/2007)

Remagen OT Oedingen, Friedhofskapelle

Hinweis: Da Abs die Kapelle auf dem Friedhof in Oehdingen auf eigene Kosten hatte renovieren lassen, erhielt er 1952 vom Trierer Bischof das Recht, in ihr mit seiner Frau beerdigt zu werden.

Bilder: Günter Bihn (06/2011)

Wilhelm Wertheim

 

 

Deutscher Unternehmer; Sohn von Abraham und Ida Wertheim; Bruder von Georg Wertheim, mit dem gemeinsam er eine Lehre bei Wolff & Apulant Manufakturen in Berlin. Zusammen mit seinen Brüdern gründete er 1885 eine Niederlassung des elterlichen Stralsunder Manufakturwarengeschäfts als A. Wertheim in Berlin. Er erteilte dem Architekten Alfred Messel zum Bau des Warenhauses Wertheim in der Berliner Leipziger Straße 1896, das 1944 zerstört und anschließend abgerissen wurde.

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Berlin, Städt. Friedhof Dahlem

Reinhard Mohn

 

Deutscher Unternehmer; Sohn des Verlegers Heinrich Mohn; der 1910 in den von Carl Bertelsmann gegründeten Verlag C. Bertelsmann eingetreten war und 1921 die Verlagsgeschäfte seines Vaters übernommen hatte; nach dem am Evangelisch Stiftischen Gymnasium in Gütersloh abgelegten Abitur wurde Reinhard Mohn zunächst zum Arbeitsdienst, dann zur Wehrmacht herangezogen, geriet als Leutnant der Luftwaffe 1943 in Tunesien in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft und hatte die Gelegenheit während seiner Gefangenschaft im Lager für Offiziere in Kanada, die englische Sprache zu erlernen und sich zudem Managementkenntnisse anzueignen. Nachdem er 1946 aus der Gefangenschaft entlassen und in die Heimat zurückgekehrt war, machte er eine Ausbildung im Buchhandel und übernahm, da sein älterer Bruder im Krieg gefallen war, 1947 die Leitung des noch mittelständischen Bertelsmann-Verlages, und machte aus dem 1835 gegründeten Unternehmen eine der bedeutendsten Verlagsanstalten Deutschlands, wobei zu diesem Erfolg ganz maßgebend die Gründung des sogenannten Bertelsmann-Leserings im Jahre 1950 und dessen Erfolg insbesondere während der 1950er und 1960er Jahre beitrug. Unter der Leitung Mohns entwickelte sich der Bertelsmann-Verlag zu einer Unternehmensgruppe mit einer Vielzahl von Buch- und. Musikverlagen, sowie der Vereinigten Verlagsauslieferung (VVA), mit ihrer Tätigkeit als Logistzentrum für die Bertelsmann-Unternehmen und Fremdverlage. Mohn führte in das Unternehmen einen besonderen Führungsstil ein, der sich dadurch auszeichnete, daß Bereiche und Abteilungen weitgehend selbstständig agieren konnte. Als vorbildlich galten aber auch die sozialen Errungenschaften und Leistungen des Unternehmens, wie z.B. die Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmensgewinn seit 1970 oder die Prämierung von Mitarbeitern für Innovationen.

1977 gründete Mohn, der sich in seinen letzten Jahren mehr und mehr aus der Führung des Unternehmens zurückzog, die Bertelsmann Stiftung, der er 1993 die Mehrheit des Aktienkapitals der Bertelsmann AG übertrug.

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Gütersloh, Neuer Stadtfriedhof

Bilder: Heiko Bockstiegel (06/2012)
Bilder: Heiko Bockstiegel (06/2012)
Bilder: Heiko Bockstiegel (06/2012)

Rudolf August Oetker

 

Deutscher Unternehmer; Enkel des Firmengründers August Oetker; begann nach dem in Bielefeld abgelegten Abitur eine Banklehre in Hamburg, die durch die Einberufung zum Reichsarbeitsdienst und zur Wehrmacht unterbrochen wurde. Als sein Stiefvater (sein Vater Rudolf war im Ersten Weltkrieg 1916 vor Verdun gefallen) bei einem Bombenangriff ums Leben kam, übernahm Rudolf Oetker 1944 die Führung des Familienunternehmens. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte er das angeschlagene Unternehmen von einem reinen Nahrungsmittelhersteller zu einem weit verzweigten Mischkonzern. Er engagierte sich in der Schiffahrt (1955 übernahm die Oetker-Gruppe die Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft), in der Getränkeindustrie (Übernahme der Sektkellereien Henkell, Söhnlein und Deinhard, des Herstelles von Wodka Gorbatschow sowie der Brauereien Binding und Dortmunder Actien-Brauerei) Er erwarb Hotels in Frankreich und der Schweiz sowie eine Bank und betrieb die Condor Versicherung, die allerdings 2008 nach seinem Tode an die R+V Versicherung AG verkauft wurde. Außerdem zählt zu den Unternehmen der Oetker-Gruppe ein Chemiewerk und nach wie vor der sehr erfolgreiche Verlag, in dem 1911 erstmals Dr. Oetker’s Schulkochbuch erschienen war. Oetker betätigte sich auch als Kunstmäzen und Kunstsammler. Ende 1999 rief er die Rudolf-August Oetker-Stiftung zur Förderung von Kunst, Kultur, Denkmalschutz und Wissenschaft ins Leben.

1981 übernahm sein Sohn August Oetker (*1944) die Leitung des Unternehmens.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (06/2012)

Bielefeld, Johannisfriedhof

François Paul Lachenal

 

 

Schweizer Verleger; spielte während der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1940 eine wichtige Rolle aufgrund seiner Veröffentlichungen und der Verbreitung von in französischer Sprache abgefaßten Schriften des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. 1942 wurde er, während er in Basel seine rechtswissenschaftlichen Examina ablegte und seine Doktorarbeit über die politischen Parteien vorbereitete, als Schweizer Gesandte nach Vichy geschickt. Danach war er im Frühjahr 1943 für einige Monate am Schweizer Konsulat in Marseille und im Sommer 1944 als Vizekonsul in Lyon tätig, bevor er im Oktober nach Berlin berufen wurde. Auf seinen Reisen transportierte er unter dem Schutz der diplomatischer Immunität in seinem Gepäck Werke französischer Schriftsteller, die in Frankreich nicht veröffentlicht werden durfte, aber - in der Schweiz gedruckt - anschließend im besetzten Frankreich zirkulieren konnten

Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte er seine Publikationen im Rahmen der Éditions des Trois Collines mit Arbeiten von Paul Eluard, Lucien Febvre, Jean Paulhan, Pierre Reverdy, Tristan Tzara, sowie Kunstbänden u.a. über Georges Braque, Paul Klee und Pablo Picasso bis 1965 fort. Danach widmete er sich mehr redaktionllen Aufgaben - immer aber der Liebe zur Wahrheit verpflichtet.

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Bilder: Claus Harmsen (stones&art)

Genf OT Pleinpalais, Cimetière des Rois

Unternehmer / Manager XIV

Omnibus salutem!