Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Hermann Tietz

 

Deutscher Unternehmer; Namensgeber der Warenhaus-Firma Hermann Tietz, obwohl sein Neffe Oscar Tietz das Geschäft führte, das er mit dem Kapital seines Onkels Hermann Tietz gegründet hatte. Am 1.3.1882 gründete er in Gera das erste erste Geschäft, das der Vorläufer der Hertie-Waren- und Kaufhaus GmbH, wie das Unternehmen ab 1933 nach “Arisierung” und Enteignung hieß, war. Die aus den Vereinigten Staaten stammende Idee viele Waren unter einem Dach zu festen Ladenpreise und ohne Anschreiben anzubieten, setzte Tietz ab 1882 zunächst in kleineren Städten wie Bamberg, Erfurt und Rostock mit Erfolg um, bevor er ein Haus in Berlin eröffnete. Während er sich mit auf den Süden und Osten des Reiches konzentrierte, eröffnete Leonhard Tietz im Westen und Belgien Warenhäuser, aus denen später Kaufhof hervorging.

Zeitungsanzeige für die Berliner Tietz-Filialen

 

 

 

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Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Heinrich Büssing

Deutscher Unternehmer; studierte Maschinenbau in Braunschweig, gründete 1869/70 Firmen, die keinen Erfolg hatten; 1873 gründete er die Eisenbahn-Signalbau-Anstalt, die in den folgenden Jahrzehnten über 1.000 Stellwerke ausliefern konnte. Im Jahre 1903 hat er seine Anteile an der Firma verkauft, um in Braunschweig eine Lastwagenfabrik zu gründen, aus der zunächst die Büssing Nutzkraftwagen GmbH, 1960 dann die Büssing Automobilwerke AG hervorging.

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Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Friedrich Voigtländer

 

Deutscher Unternehmer; Nachkomme des Gründers eines Unternehmens der optischen Industrie, Johann Christoph Voigtländer (*1732, †1797), der die Firma 1756 in Wien gegründet hatte. 1868 wurde der Firmensitz nach Braunschweig verlegt.

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Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Braunschweig, Hauptfriedhof

Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Samuel Fischer

Deutscher Verleger; drittes von fünf Kindern des Kaufmanns Carl Fischer; 1874 kam er fast mittellos nach Wien und machte dort eine Ausbildung zum Buchhändler. Parallel zu dieser Ausbildung bildete er sich in kaufmännischen Abendkursen weiter. 1880 siedelte er nach Berlin über und ging als Buchhändlergehilfe in die Central-Buchhandlung des Buchhändlers Hugo Steinitz, der ihn 1883 zum Teilhaber der Hugo Steinitz & Co., Verlagsbuchhandlung machte. 1886 gründete er in Berlin den S. Fischer Verlag, der besonders die Dichtung seit den Anfängen des Naturalismus förderte. Er verlegte die Werke so bedeutender Schriftsteller wie z.B. Gerhart Hauptmann, Henrik Ibsen, Thomas Mann. 1928 wurde Gottfried Bermann, der 1925 in die Firma eingetreten war, Geschäftsführer des Verlages. Bermann gründete bereits 1932 eine AG für Verlagsrechte in der Schweiz, so daß die Werke der Autoren des Verlages dem Zugriff seitens der Nationalsozialisten entzogen waren.

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Braunschweig, Hauptfriedhof

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Theodor Althoff

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Deutscher Unternehmer; übernahm 1885 das von seiner Familie in seiner Geburtsstadt gegründete Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft. Innerhalb der nächsten Jahre erweiterte er das Unternehmen durch ein Netz von Filialen. 1904 eröffnete er in Dortmund am Westenhellweg mit dem Kaufhaus Althoff das damals größte Warenhaus in Westfalen, gefolgt im Herbst 1912 vom Althoff-Warenhaus in Essen, das auf einer Verkaufsfläche von 10.000 m² den Kunden Einkaufsmöglichkeit in 53 Fachabteilungen bot. 1920 fusionierte die Warenhauskette Theodor Althoffs mit derjenigen von Rudolph Karstadt zur Rudolph Karstadt AG. Der Unternehmenssitz der heutigen Arcandor AG, wie die ehemalige KarstadtQuelle AG (entstanden durch die Zusammenführung der Karstadt AG und der Quelle Schickedanz AG & Co.) seit dem 1.7.2007 heißt, liegt an der nach ihm benannten Theodor-Althoff-Straße in Essen.

 
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Kaufhaus Althoff in Dortmund (Aufnahme ~1907)

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Münster Zentralfriedhof, Neuer Teil

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Friedrich August Clemens Müller

 

Deutscher Unternehmer; war von 1851 bis 1854 Mitarbeiter der Firma Singer & Co. in New York City. Aufgrund seiner dort gesammelten Erfahrungen gründete nach seiner Rückkehr nach Dresden 1855 eine kleine Werkstatt in der Dresdner der Schössergasse, in der er die ersten selbstkonstruierten Maschinen fertigte. 1874 eröffnete er ein zweites Werk, in dem bereits 1875 die 100.000ste Maschine das Werk verließ. 1881 produzierte seine Fabrik als seinerzeit größtes Nähmaschinenwerk Europas 200.000 Maschinen. 1883 verlegte er seinen Betrieb in die Leipziger Vorstadt auf ein Gelände an der Großenhainer Straße. Hier entstanden zunächst Kettenstichmaschinen mit Handbetrieb, später auch elektrische Doppelstichmaschinen. Am 1.10.1894 beantragte er Patentschutz beim Kaiserlichen Patentamt für Nähmaschinen unter dem Markennamen Veritas. Als Clemens Müller 1902 starb, beschäftigte sein Unternehmen über 1.000 Arbeiter und gehörte zu den größten Arbeitgebern Dresdens.

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Dresden, Alter Annenfriedhof

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John H. Noble

noble_john_bd Bild: P. Koestner (2007) Wikipedia cc_somerightsreserved

Deutsch-amerikanischer Unternehmer; wuchs in den Vereinigten Staaten auf und kam mit seinem Vater, dem aus Homberg (Efze) stammenden Unternehmer Charles Adolph Noble, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriges nach Dresden, wo die Familie die Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch von einem jüdischen Unternehmer im Tausch erwarb und in der Folge unter dem Namen Noble (Kamera-Werkstätten Charles A. Noble) Kameras baute. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Kamerawerk seines Vaters, in dem John Noble die Spiegelreflexkamera Praktiflex mitentwickelt hatte, mit dem Markennamen Praktica im Zuge der Verstaatlichung privater Unternehmen in der DDR enteignet und verstaatlicht. Nobel kam in Lager des sowjetischen NKWD, u.a. in Buchenwald in das Speziallager Nr. 2. Als das Lager im Frühjahr 1950 aufgelöst wurde, wurde er in den sowjetischen Gulag verschleppt, wo er in Sibirien in dem berüchtigten Lager von Workuta in den Bergwerken arbeiten mußte. Erst im Januar 1955 kam Noble auf Druck seiner Verwandten in den USA frei und ging zurück in die USA. Dort veröffentlichte er in seinem Buch Ich war Sklave in Rußland, seine Erfahrungen während seiner Haft. Nach der “Wende” kehrte er 1990 nach Dresden zurück. Hier verfaßte er ein weiteres Buch über seine Gefangenschaft unter dem Titel Verbannt und verleugnet.und klärte auf Vortragsreisen über das Unrecht in der ehemaligen DDR auf. Seine Bemühungen, das Kamerawerk und auch den Markennamen zurückzugewinnen, scheiterten zunächst. 1991 gelang es ihm, das Familienunternehmen zurückzukaufen, während er die Markennamen und die Patentrechte allerdings nicht wieder erwerben konnte; er entwickelte stattdessen die Panoramakamera Noblex.

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Dresden OT Weißer Hirsch, Waldfriedhof

Aloys(ius) Wilhelm Coppenrath

 

 

Deutscher Kaufmann und Fabrikant; hatte in den 1970er Jahren gemeinsam mit seinem Vetter, Josef Wiese, der wie er selber auch von Beruf Kontitor war, die Idee, die von ihnen hergestellten Torten und Kuchen schockzufrosten und sie dann über den Einzelhandel zu verkaufen. 1975 gründeten sie mit Firmensitz in Osnabrück das Unternehmen Coppenrath & Wiese. Die Produktion begann in Westerkappeln mit zunächst ca, 50 Mitarbeitern; 1992 wurde in Mettingen eine zweiten Produktionsstätte in Betrieb genommen, die 2003 die gesamte Produktion übernahm. Der Betrieb beschäftigt heute (2013) ca. 2.200 Mitarbeiter.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (08/2013)

Osnabrück, Heger Friedhof

Bilder: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Oscar Tietz

 

 

Deutscher Unternehmer; Sohn des Fuhrmanns Jakob Tietz und dessen Frau Johanna; Bruder von Leonhard Tietz; Neffe von Hermann Tietz; eröffnete nach einer kaufmännischen Lehre und ersten Anstellungen 1882 in Gera sein erstes Geschäft unter dem Namen seines Onkels, der ihn finanziell unterstützt hatte. Nur zwei Jahre später gründete er am Stachus in München das erste Warenhaus. Aufgrund des großen Erfolgs - u.a. umging er den Zwischenhandel und konnte so billiger als die Konkurrenz und zu festen Ladenpreisen anbieten - expandierte das Unternehmen nach Hamburg und Berlin, dort zunächst in der Leipziger Straße, dann 1904 ein luxuriöse Warenhaus am Alexanderplatz (1927 hatte Berlin 10 Warenhäuser und das Unternehmen 13.000 Mitarbeiter). Auch architektonisch beschritt Oscar Tietz neue Wege: Die Gebäude wurden mit großflächigen, glasverkleideten Fassaden versehen, so daß das Tageslicht in die Verkaufsräume fallen konnte und die Waren vom Käufer “lichtecht” beurteilt werden konnte. Neu war auch die Einführung sog. Weißer Wochen, in denen Bettwäsche und andere Textilien aus Leinen oder Baumwolle im Sonderverkauf angeboten wurden; so konnte der traditionell verkaufsschwache Februar umsatzmäßg interessanter gemacht und die Reduzierung von Verkaufspersonal durch Entlassungen und späterer Wiedereinstellung vermieden werden. .Als besondere Annehmlichkeit für die Besucher der Warenhäuser gab es Erfrischungsräume, in denen sie sich während ihres Einkaufsbummels entspannen konnten.

Der Erfolg, den Oscar Tietz mit seinem Konzept erzielte, rief allerdings auch viele Neider auf den Plan; so kam es immer wieder zu Anfeindungen seitens des Einzelhandels, aber auch zu antisemitischen Verbalangriffe. Die Vorgänge führten zur Gründung des Verband Deutscher Waren- und Kaufhäuser (VDWK), die auf Anregung von Tietz erfolgte, und 1919 initiierte er die Gründung der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels HDE (heute Handelsverband Deutschland., dem sein Unternehmen auch beitrat. Drei Jahre nach seinem Tode übernahm das Warenhaus „Hermann Tietz“ die Jandorf-Gruppe, und damit auch das von Adolf Jandorf gegründete Kauhaus des Westens (KaDeWe).

Zeitungsanzeige für die Berliner Tietz-Filialen

Nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten mußte die Familie Tietz das Unternehmen für nur 850.000 Reichsmark zwangsverkaufen, wobei sie das Geld bei ihrer Flucht aus Deutschland nicht mitnehmen durften. Außerdem wurden die Waren- und Kaufhäuser (außer KaDeWe) in Hertie (Akronym, gebildet aus HERmannTIEz) umfirmiert.

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Gottfried Bermann Fischer Gottfried Bermann

 

 

Deutscher Verleger; Sohn des Sanitätsrats Salomon Bermann; meldete sich nach dem Abitur an einem humanistischen Gymnasium - wie viele seiner Altersklasse zum Beginn des Ersten Weltkriegs zu den Waffen . Nach dem Ende des Krieges studierte er an den Universitäten Breslau (heute Wrocławn, Polen), Freiburg im Breisgau und München Medizin und war anschließend als chirurgischer Assistent am Berliner Krankenhaus Friedrichshain. tätig.

1925 trat er in die Firma ein und heiratete im Februar des Folgejahres Brigitte (gen. Tutti), die ältere Tochter des Verlegers Samuel Fischer, die er 1924 kennengelernt hatte. 1928 wurde Gottfried Bermann Geschäftsführer des Verlages. Bermann gründete bereits 1932 eine AG für Verlagsrechte in der Schweiz, so daß die Werke der Autoren des Verlages dem Zugriff seitens der Nationalsozialisten entzogen waren. Nachdem sein Schwiegervater 1934 verstorben war und Bermann den S. Fischer Verlag im Exil weiterführte, leitete Peter Suhrkamp ab 1936 den Berliner S. Fischer Verlag, bis er von der Gestapo verhaftet, wegen “Landesverrat und Hochverrat" angeklagt und in ein Konzentrationslager eingeliefert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges leitete Bermann Fischer den Verlag zunächst weiter von Stockholm aus, ab 1948 gemeinsam mit Fritz H. Landshoff, dem Leiter der deutschsprachigen Abteilung des Querido Verlages, als Bermann Fischer/Querido Verlag von Amsterdam aus; 1950 kam es endgültig zur Trennung von Peter Suhrkamp, der, wie vorgesehen, den in Deutschland verbliebenen Teil des Verlages durch die Hitler-Ära hindurchgebracht hatte. Die Autoren mussten sich zwischen Bermann Fischer und Suhrkamp entscheiden.

1963 zog sich Bermann Fischer in den Ruhestand zurück.

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Bild: Eckard Sternberg (2005)

Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof

Bilder: Hajo Rackel (09/2018)
Unternehmer / Manager XIX

Omnibus salutem!